Das Magazin - Ausgabe 14

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Produktentwicklung

Vom Labor auf den Markt In Industrieprojekten bearbeiten Studierende der Hochschule Luzern Aufgaben aus der Praxis, etwa in der Produktent­ wicklung. Dass es ein solches Produkt unmittelbar auf den Markt schafft, ist selten. Aber es kommt vor.

Foto: Mammut Spor ts Group

«Man fragt sich als Dozent ja stän­ dig, warum eine Arbeit erfolgreich ist und die andere nicht», sagt Ernst Lüthi. Nachdem eine Entwicklung eines seiner Studenten vom Bergsport­ ausrüster Mammut fast eins zu eins übernommen wurde, 2012 in Produktion ging und seit diesem Jahr unter dem Namen «RescYou» auf dem Markt ist, wagt es der Dozent für Produktentwicklung, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Matthias Holzinger, Projektleiter bei Mammut, schwebte ein Tool vor, das Zweierseilschaften hilft, sich oder den Partner aus einer Gletscherspalte zu ret­ ten. Ein erstes Konzept war vorhanden,

Ein Projekt mit der Praxis Produktentwicklung ist neben Energietechnik einer der Pfeiler des Studiums der Maschinentechnik. Die Studierenden arbeiten an Kleinwindkraftanlagen, rüsten Leichtflugzeuge zu Patiententransportern um oder entwickeln Roboter, die eigenständig auf Erkundungsfahrt gehen. Wichtiger Bestandteil des Curriculums ist das sogenannte «Industrieprojekt» im 5. Semester, bei dem die Studierenden in der Regel in Kooperation mit einem externen Industriepartner ein Produkt von A bis Z entwickeln oder ein bestehendes optimieren.

jetzt sollte ein Funktionsprototyp ent­ wickelt werden. Lüthi, selbst leiden­ schaftlicher Bergsportler, vermittelte das Thema seinem Studenten David Gisler als «Industrieprojekt» (siehe Box): «Als Sportkletterer brachte er einen persön­ lichen Zugang zum Thema mit», erzählt

die Maschinentechnik-Studierenden et­ was von Produktsprache verstehen, von Ergonomie, von Formen und Farben, ist wesentlich, weshalb sie auch Module in Industriedesign besuchen.» Lüthi zählt weitere Fähigkeiten und Kenntnisse auf, die im Studium vermittelt werden und in diesem Projekt eine beispielhafte Um­ setzung fanden: «Man muss systematisch vorgehen, von der Analyse über den Ent­ wurf zur Detaillierung, Materialisierung und Fertigung. Es braucht handwerkli­ che Fertigkeiten und interdisziplinäres Wissen, um Skizzen, technische Zeich­ nungen, CAD-Modelle und Prototypen selbst umzusetzen sowie Funktionstests durchzuführen und auszuwerten.» Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Kommunikation mit dem Auftrag­ geber. Holzinger: «Wir haben uns regel­ mässig zu Besprechungen getroffen, zu­ gleich arbeitete David Gisler aber auch

Mammut brachte das Produkt «RescYou» dieses Jahr auf den Markt.

Lüthi, und das sei einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. Auch Holzinger ist über­ zeugt: «Vorwissen und überdurchschnitt­ licher Enthusiasmus sind entscheidend.»

Interdisziplinarität und viel Fleiss Mit dem Outdoor-Ausrüster erarbeitete der Student einen umfassenden Anfor­ derungskatalog für das Rettungstool. Ne­ ben technischen, physikalischen und ökonomischen Aspekten war besonders wichtig, dass sich das Gerät einfach und selbsterklärend handhaben lässt. «Dass

sehr selbständig. Und äusserst professi­ onell: Sein Prototyp war zu 90 Prozent marktfähig. Wir mussten nur noch kleine Anpassungen vornehmen und ihn für den Fertigungsprozess optimieren.» Dass ein Industriepartner das Potenzial er­ kenne und sich im Unternehmen für das Projekt engagiere, sei freilich eine wei­ tere Bedingung, damit es ein Produkt ei­ nes Studierenden auf den Markt schaffe, fügt Lüthi an. Und nicht zuletzt brauche es «viel Fleiss und Schweiss». Susanne Gmür

Hochschule Luzern 3 | 2013 35


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