Deutsch-Marokkanische Lebenswege - Geschichten über das Suchen, Ankommen und Engagieren

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E R S T E G E N E R AT I O N – Z I N E B D A O U D I

tionen, wo wir selbst, von unserer Tasche, was ausgegeben haben, für das, was die Kinder brauchten: Milch, Butter, Vollkornbrot, Brot, Kartoffeln, Apfelsinen. Es gab Situationen, wo wir einen Eilantrag beim Sozialamt gestellt haben, damit die Miete und der Strom bezahlt werden konnten. Ein weiterer Bereich unserer Arbeit bestand darin, Migrantinnen separat auszubilden oder auf eine Ausbildung vorzubereiten. Damals gab es viele Menschen aus dem ehemaligem Jugoslawien, gut ausgebildete Menschen, die eine Maßnahme absolvieren mussten. Aber auch von marokkanischer Seite gab es Frauen, die ein gewisses Bildungsniveau hatten und nicht wussten, wohin. So entstand die Idee, die Migrantinnen separat erst mal auszubilden und dadurch eine Orientierung zu bekommen. So. Und dass wir sie dann, mit so einer Maßnahme von einem Jahr oder sechs Monaten, weiterleiten. Wir hatten direkt die Finanzierung für vier Jahre bewilligt bekommen. Das war die Chance auf eine feste Institution.

Zum Schluss kam die Ausbildung als Mediatorin. Ich bin Mediatorin und Ausbilderin geworden. Der Ruhestand Jetzt bin ich in Rente und arbeite ehrenamtlich weiter. Die Hilfesuchenden geben einem was zurück. Allein sie glücklich zu sehen macht viel aus. Das hat mir sehr geholfen. Ich habe erfahren, dass meine Leute mich brauchen und ich ihnen auch was geben kann. Einen Ort, wo sie über ihre Sachen sprechen, wo sie sich austauschen können, wo sie auch hin und wieder eine Maßnahme, eine Fortbildung bekommen können. Jedenfalls habe ich in all den Jahren eines gelernt: dass die Menschen nur dort anzutreffen sind, wo sie gerade stehen. Man muss mit den Menschen in der Sprache sprechen, die sie verstehen. Man muss den Menschen ein Vertrauensgefühl geben. Um sie zu treffen, muss man dort hingehen, wo die Leute sind.

Foto: Zineb Daoudi – Engagiert bei der Arbeit

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