HINDENBURGER - Mai 2011

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STADTGESPRÄCH

nicht mehr. Es wird zunehmend schwieriger, die notwendige personelle Stärke vorzuhalten. Dabei bieten wir den Leuten, die zu uns kommen, die Möglichkeit, sich medizinisch, technisch oder einsatztaktisch fortzubilden. Sie können z. B. für die Einsatzeinheit NRW bis zum Rettungssanitäter ausgebildet werden. Oder man qualifiziert sich zur Ausbilderin oder zum Ausbilder für Erste Hilfe und führt dann Kurse durch. Oder engagiert sich in unserem Café oder als Jugendleiter bei der Arbeiter-Samariter-Jugend. Die Einsatzmöglichkeiten sind also vielfältig, manchmal ergeben sich daraus auch hauptamtliche Beschäftigungsverhältnisse.

„Die Pflege braucht ein besseres Image.“

Maik Hell Der Geschäftsführer des ASB Regionalverbands Mönchengladbach/ Viersen e. V. im HINDENBURGER-GESPRÄCH über den Pflegenotstand und den baldigen Wegfall des Zivildienstes. Beschreiben Sie das Leistungsspektrum des ASB und die Art seiner Finanzierung. Wir bewirtschaften neun Kernfelder: Das sind zum einen der Hauswirtschafts- und Betreuungsdienst, der ambulante Pflegedienst mit Grund- und Behandlungspflege und der Hausnotruf – also eine Art „Rundum-Sorglos-Paket“ zur ambulanten Versorgung. Unser Ambulantes Betreutes Wohnen gewährt Hilfe zur Selbsthilfe hauptsächlich für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Wir sind in der Erste-Hilfe-Breitenausbildung tätig und decken den Bereich des Katastrophenschutzes ab, mit dessen Einheiten wir auch Sanitätsdienste bei Veranstaltungen leisten. Mit unseren  Plätzen in der Tagespflege bieten wir eine Einrichtung, in der ältere Menschen ihren Tag strukturiert und gut gepflegt verbringen können. Diese Menschen möchten in ihrer häuslichen Umgebung bleiben und sind pflegebedürftig, aber nicht in dem Maße, dass sie eine stationäre Betreuung bräuchten. Außerdem haben wir noch unser Café als Begegnungsstätte, das hauptsächlich von älteren Herrschaften genutzt wird. Als klassische Hilfsorganisation erwirtschaften wir Gelder durch unsere operativen Dienste, aber wir sind auf Mitgliedsbeiträge angewie-

sen. Bundesweit wird der ASB von , Millionen Mitgliedern unterstützt. Neben den ehrenamtlich Tätigen haben wir also reine Fördermitglieder, die durch ihre monatlichen Beiträge die Durchführung unserer satzungsgemäßen Aufgaben ermöglichen. Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis von hauptamtlich zu ehrenamtlich Beschäftigten und welche Einsatzmöglichkeiten bieten sich für ehrenamtliche Mitarbeiter? Wir beschäftigen etwa  hauptamtliche und  ehrenamtliche Mitarbeiter. Das Arbeiten geht Hand in Hand, normalerwiese können Sie ehrenamtlich Tätige von hauptamtlich Beschäftigten nicht unterscheiden. Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann dies z. B. im Hauswirtschafts- und Betreuungsdienst tun: Als Alltagshelfer im Haushalt über Einkaufsdienstleistung bis hin zu Hilfestellung bei Arztbesuchen oder Behördengängen. Das haben früher die Zivildienstleistenden gemacht, jetzt müssen wir sehen, wie wir das hinbekommen. Nachwuchssorgen quälen uns bei der Einsatzeinheit. Früher konnte man sich, statt einen regulären Zivildienst zu leisten, in einer solchen Einheit verpflichten, das gibt es heute alles

» Das Geld reicht vorne und hinten nicht. «

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Welche Rolle spielt die ASJ, die ArbeiterSamariter-Jugend, bei der Nachwuchsrekrutierung? Eigentlich eine sehr große Rolle, wenn ich nur jemanden hätte, der sich um unsere Jugend kümmert. Wir suchen händeringend eine ehrenamtliche Kraft, die sich in der Jugendarbeit engagiert. Wir können uns keine volle Stelle für einen Jugendwart oder eine Gruppenleitung leisten und sind auf ehrenamtliche Hilfe und die Ideen der Menschen angewiesen. Momentan könnte man bei uns von einer kleinen ASJ sprechen, wir haben z. B. im Gymnasium an der Gartenstraße einige Jugendliche für den Schulsanitätsdienst ausgebildet. Ein paar der ehemaligen Schüler sind jetzt noch bei uns aktiv. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen? Die fünf großen Hilfsorganisationen unterscheiden sich nur in Nuancen. Beispielsweise sind die Johanniter und Malteser kirchlich geprägt, während der ASB aus der Arbeiterbewegung kommt und konfessionell sowie parteipolitisch ungebunden ist. Die Zusammenarbeit ist vor allem in der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr immens wichtig, weil keine Organisation mehr über viele Mitglieder verfügt. Wir bilden z. B. gemeinsam mit den Johannitern eine Rufbereitschaft, um im Bedarfsfall die Betreuung von Personen und Einsatzkräften sicherzustellen. Auch in den anderen Bereichen ergänzen wir uns. Worin bestehen die größten Herausforderungen, die Pflege älterer Menschen betreffend, und wo sehen Sie mögliche Lösungen? Das ganz große Thema ist der Personalmangel. Vor geraumer Zeit war der Pflegenotstand einmal in aller Munde und an diesem Problem hat sich nichts geändert. Die Menschen werden immer älter und es gibt nicht genug Personal, um dem wachsenden Pflegebedarf Herr zu werden. Der Pflegenotstand ist da und wird auch schlimmer werden. Das Ansehen und auch die Bezahlung der Pflegeberufe müssen einfach steigen, weil das fürchterlich wichtige Jobs sind. Aber alle Sozialkassen haben das Problem, dass sie nicht genügend Einnahmen generieren können, für das, was sie eigentlich ausgeben müss-


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