Prof. Dr. Andreas Novy - Die Regionalwährung Waldviertler

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Der Waldviertler als Regionalwährung

verwehren. Aber auch KonsumentInnen werden diese Kosten, die durch den Wegfall der Einfachheit, die ein einheitliches Geld mit sich bringt, nicht notwendigerweise auf sich nehmen.

Wegfall der Zinseinkünfte Ein bestimmter Prozentsatz der Bevölkerung profitiert über Einkünfte aus Zinseinnahmen vom heutigen Geldsystem. Diese Personen werden nicht freiwillig auf ihre Einnahmen verzichten (vgl. Niederegger 1997: 88; vgl. Senf 1996: 126) und für Akzeptanzprobleme sorgen.

Kapitalflucht Käme es zu einer Alternativwährung, die in einem gesamten Staatsgebiet Geltung erlangen würde, würden die Zinsen gegen Null sinken. Gäbe es in anderen Ländern weiterhin Zinsen, könnte das Kapital abgezogen und in einem anderen Staat investiert werden. Dies könnte zu sinkenden Wechselkursen führen (vgl. Senf 1996: 126 f.).26

Geldmengensteuerung Eine offene Frage ist jene nach der Steuerung der Geldmenge, wenn den Zentralbanken kein Zinssatz für diesen Zweck mehr zur Verfügung steht (vgl. Senf 1996: 127).

Fehlendes Selektionsinstrument bei Kreditvergabe Bisher diente der Zins als Selektionsinstrument, um über Investitionen und somit Kreditvergaben zu entscheiden. Bei einer Rendite unterhalb des Zinssatzes, der für den Kredit zu erbringen ist, wird die entsprechende Investition nicht durchgeführt (vgl. Senf 1996: 127). Steht hierfür kein Zins mehr zur Verfügung, müssen andere Kriterien herangezogen werden, die über Investitionen und Kreditvergaben entscheiden – beispielsweise Nachhaltigkeit oder soziale und ökologische Erwünschtheit.

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Allerdings könnten andere Variablen – zB erhöhte Stabilität aufgrund eines alternativen Währungssystems – eine Kapitalflucht verhindern.

Die Regionalwährung Waldviertler – Auswirkungen eines Projektes solidarischer Ökonomie

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