Prof. Dr. Andreas Novy - Die Regionalwährung Waldviertler

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Zusammenfassung und kritische Würdigung

dieser Kalkulation zu Grunde gelegt werden – unterscheiden sich diese beispielsweise zwischen solidarischer Ökonomie und kapitalistischer Wirtschaftsweise –, verschiebt sich dann der Punkt, an dem Aktionen ökonomisch irrational und unvernünftig werden. Der „Anreizrahmen“ (Felber 08/10/2009) wird in Initiativen der solidarischen Ökonomie verändert und gewisse Verhaltensweisen gefördert bzw. beschränkt (vgl. Shiller 14/11/2009). Durch die sich somit ergebende Etablierung eines anderen Wirtschaftssystems, können sich im Kapitalismus unökonomische Investitionen als ökonomisch herausstellen.

Trotz all der Mängel und Schwierigkeiten des Waldviertler gilt: Würden keine Alternativen zum bestehenden kapitalistischen System aufgezeigt und gelebt, würde „jede Kritik an der Faktizität der gesellschaftlichen Sachzwänge ab[prallen]“ (Altvater 2004: 8), die als Mythen im Alltagsverstand der Menschen verankert sind (vgl. Novy 2007a: 39). Klarerweise ist die Implementierung von alternativen Formen des Wirtschaftens stets mit Risiken, Fehlern, der Notwendigkeit ständiger Reflexion und gegebenenfalls Anpassungen verbunden. Die Teilnahme an diesen Initiativen ist ein ständiger Lernprozess (vgl. Immervoll 2010a). Im Prinzip sind derzeitige Bewegungen, die alternative Währungssysteme umgesetzt haben, noch als in der „Experimentierphase“ (Eisner 2007: 223) befindend anzusiedeln. Die Ziele und Erwartungen müssen dementsprechend realistisch eingeschätzt werden, um später Enttäuschungen und folglich ein Motivationstief zu vermeiden (vgl. Creutz 2005: 31). Eine wissenschaftliche Begleitung solcher Projekte wäre – aus all den soeben genannten Gründen – eine Bereicherung bzw. Notwendigkeit (vgl. Kennedy/Lietaer 2004: 131, 145; vgl. Bode 2004: 131).

Der Waldviertler ist eine Initiative um den Weg von einer kapitalistischen zu einer solidarischen Wirtschaftsform zu beschreiten. Durch dieses Projekt können „mögliche Wege einer anderen Wirtschaft“ (Weinpolter 2009: 54) aufgezeigt werden, was aber nicht bedeutet, dass sie deshalb notwendigerweise erfolgreich sein müssen. Der Waldviertler hat Potential und zeigt bereits schon Auswirkungen immaterieller Art. Um jedoch auch ökonomisch Wirkung zu erzielen, muss seine Konzeption überdacht werden. Würde das System erweitert bzw. Alternativen dazu etabliert, wären die knappen zeitlichen und finanziellen Ressourcen besser investiert, da die Auswirkungen – vor allem in der ökonomischen Sphäre – vermutlich spürbarer würden.

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Die Regionalwährung Waldviertler – Auswirkungen eines Projektes solidarischer Ökonomie


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