Arbeit 4.0

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Workplace Design nicht ausschließlich auf die jungen Nachwuchskräfte, die wir für uns gewinnen wollen. Die gesamte Belegschaft muss sich in der Bürolandschaft wohlfühlen, wir wollen auch die Zusammenarbeit der Generationen fördern.“ Statt auf extravagante Design-Elemente setzt Siemens auf zeitloses Design. Themen wie Gesundheitsmanagement und Arbeitsschutz seien bei der Gestaltung neuer Büros ebenfalls selbstverständlich. „Ergonomische Stühle, höhenverstellbare Tische und große Monitore sind ‚State of the Art‘ und daher natürlich Pflicht“, sagt Riera. „Grundsätzlich fördert eine flexible Bürolandschaft schon an sich die Gesundheit der Mitarbeiter, weil sie sich automatisch mehr bewegen, aktiver sind.“

Auch bei Microsoft setzt man darauf, die Mitarbeiter in die Gestaltung ihrer neuen Arbeitsumgebung einzubinden. Die neue Microsoft-Zentrale in München-Schwabing soll im Sommer eröffnet werden und als Vorzeige-Büro mit verschiedenen Arbeitsbereichen in offener Bürolandschaft punkten. „In die Gestaltung der

Fotos: Privat; Frank von Wieding

Positives Arbeitserlebnis gestalten Beim Sportartikel-Konzern Adidas hingegen ist ganz klar Startup-Atmosphäre angesagt. Die Bürolandschaft soll bunt, verspielt und hip wirken. In einigen Meeting-Räumen lassen sich sämtliche Wände und der Boden als Whiteboard nutzen, die Kantine liefert auch abends noch Essen „to go“, Mitarbeiter erholen sich in Yoga-Räumen, zocken Computer-Spiele oder Kickern im „Recreation-Raum“ und treffen sich zum Feierabend-Bier oder zum FitnessKurs auf dem Firmengelände. „Arbeiten soll Spaß machen. Unser Ansatz ist es, das Arbeitserlebnis insgesamt positiv zu gestalten“, sagt Michael Grosam, Director Strategy and Planning in der Adidas-Abteilung Property and Services. In einem Test-Firmengebäude namens „Pitch“ dürfen sich derzeit drei Teams von Bürodesignern austoben: Die drei Anbieter gestalten jeweils auf einer Etage des Gebäudes ihre Vision des Adidas-Büros der Zukunft. Adidas-Mitarbeiter testen ein Jahr lang in dem Test-Gebäude, welche Büros und welche Design-Elemente ihnen am besten gefallen. Am Ende des Jahres und nach einigen Feedback-Runden sowie Nachbesserungen soll so ein praxiserprobtes Workplace-Konzept entste-

Meeting im Strandkorb: Bei Philips gibt es seit kurzem ein modernes und flexibles Bürokonzept.

Münchener Zentrale sind viele Erfahrungen aus unseren weltweiten Niederlassungen eingeflossen“, berichtet Markus Köhler, seit Dezember neuer Senior Director HR und Mitglied der Geschäftsführung bei Microsoft Deutschland. „Es ist uns dabei nicht zuletzt wichtig, zu zeigen, dass diese neue Arbeitswelt wirklich funktioniert und Vorteile bringt“, erklärt er. Denn es gebe durchaus noch Vorbehalte. „Wenn man zum Beispiel ankündigt, dass es keinen festen Arbeitsplatz mehr gibt, dann trifft man oft erst mal auf Skepsis“, erklärt Köhler. „Aber in der Praxis genießen die Mitarbeiter diese Flexibilität sehr, wenn sie sich erst einmal daran gewöhnt haben.“

Ängste vor der neuen Welt abbauen

Offene Architektur: Die neue Siemens-Unternehmenszentrale soll ein Vorzeige-Objekt für die neue Arbeitswelt werden.

hen, das für einen Neubau in Herzogenaurach und global in allen Niederlassungen angewendet werden kann. „Das Tolle ist, dass wir regelmäßiges Feedback bekommen und die Mitarbeiter sehr eng in die Weiterentwicklung der zukünftigen Bürolandschaft einbinden können“, sagt Grosam.

f e bruar   /  m är z 2016

Vor allem die Phase des Umzugs in neue, flexible Bürolandschaften ist allerdings kritisch und muss intensiv kommunikativ vorbereitet und begleitet werden, weiß man bei Philips. Manche Mitarbeiter haben wenige Wochen nach dem Umzug wohl noch Sorge, dass sie leer ausgehen, wenn morgens die „Reise nach Jerusalem“ beginnt und zu viele Mitarbeiter an den limitierten Arbeitsplätzen Platz nehmen wollen. „Einige Mitarbeiter kommen morgens zurzeit noch extra früh, um sicher zu gehen, dass sie an bestimmten Lieblings-Plätzen arbeiten können“, berichtet Philips-Kommunikationschef Sebastian Lindemann. Daran merke man, dass sich die Mitarbeiter noch in einer Eingewöhnungsphase an die neue Bürowelt befänden. „Wenn man zehn Jahre lang am persönlichen Schreibtisch mit Bild der Familie, neben der Lieblings-Büropflanze und den gewohnten Kollegen gearbeitet hat, ist die Umstellung auf die neue Arbeitsumgebung erst einmal ein Einschnitt“, räumt Lindemann ein. Verhaltens-Leitfäden und speziell geschulte Mitarbeiter aus Personal- und IT-Abteilung sollen als Ansprechpartner bei der Umstellung helfen – und Ängste vor der schönen neuen Unternehmenswelt abbauen. •

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