Modalitätseffekte im räumlichen Arbeitsgedächtnis

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Das visuell-räumliche Arbeitsgedächtnis

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nonverbales Rehearsal von der Zentralen Exekutive über Aufmerksamkeitssteuerung geleistet wird (vgl. auch Awh, Jonides, & Reuter-Lorenz, 1998; Smyth & Scholey, 1994), während alleine die Funktion der Phonologischen Schleife relativ unabhängig von zentralen Kontrollprozessen abläuft, da dieser eine Sonderrolle im Dienste der Sprachverarbeitung zukommt. Ursprünglich favorisierte Baddeley (1986) die Konzeption eines motorischen Rehearsals durch verdeckte Augenbewegungen. Smyth und Scholey (1994) präsentierten hingegen Evidenz dafür, dass räumliche Aufmerksamkeitsprozesse beteiligt sind, wenn eine Reihenfolge von Positionen im Gedächtnis behalten wird.7 In ihren Experimenten wurde das Gedächtnis für eine Abfolge von Positionen (CorsiAufgabe) sowohl durch visuelle als auch durch auditive Distraktoren beeinträchtigt, die räumlich verteilt links oder rechts dargeboten wurden. Auch nach Awh und Kollegen (Awh, Anllo-Vento, & Hillyard, 2000; Awh & Jonides, 2001; Awh et al., 1998; Awh et al., 1999) findet das Rehearsal für räumliche Positionen durch Aufmerksamkeitsprozesse statt. Die Aufmerksamkeit wird demnach an die jeweiligen Positionen gelenkt, um diese im Gedächtnis zu behalten. Awh, Jonides und Reuter-Lorenz (1998) konnten zur Stützung dieser These zeigen, dass visuelle Stimuli, die während des Retentionsintervalls einer räumlichen AG-Aufgabe dargeboten wurden, dann schneller verarbeitet wurden, wenn sie an der memorierten Positionen gezeigt wurden: Ein Vorteil, wie er bei erhöhter Aufmerksamkeitszuwendung zu erwarten ist. Die Versuchspersonen hatten in diesem Experiment

die

Aufgabe,

während

des

Behaltensintervalls

einer

AG-Aufgabe

buchstabenähnliche Stimuli in einer Wahlreaktionsaufgabe zu identifizieren. War die AGAufgabe

räumlich,

so

identifizierten

die

Versuchspersonen

die

Stimuli

der

Sekundäraufgabe dann schneller, wenn sie an den memorierten Orten präsentiert wurden, als wenn sie an nicht memorierten Orten präsentiert wurden. Bei einer ähnlichen, aber nicht-räumlichen AG-Aufgabe, die von einer zweiten Gruppe von Versuchspersonen bearbeitet

wurde,

hatten

die

Stimuluspositionen

keinen

Einfluss

auf

die

Antwortgeschwindigkeit in der Sekundäraufgabe. Die schnellere Verarbeitung an den memorierten Positionen wurde als Evidenz dafür betrachtet, dass die Versuchspersonen räumliche Aufmerksamkeit auf die Positionen richten, welche sie im AG halten. Es zeigte sich auch, dass umgekehrt eine Ablenkung der räumlichen Aufmerksamkeit durch die Sekundäraufgabe zu Leistungseinbußen in der Gedächtnisaufgabe führte. Wenn die 7

Für eine Position, die nicht-räumliche Aufmerksamkeitsprozesse betont, siehe Klauer und Stegmaier (1997).


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