Headliner #315

Page 2

The Pëufla und das Orchester Sonoton gemeinsam auf der Bühne

HEADL I N E R

Freitag, 19. September 2014 – Nr. 184

Die Herausforderung

Werden im Bozner Stadttheater wohl die gesamte Bühne ausfüllen: The Pëufla und das Orchester Sonoton hier vor zwei Jahren erstmals live.

R

ockbands haben entweder keine Angst und sind frech, oder sie neigen zum Größenwahn. Beide Varianten lassen sich auf unterfangen anwenden, wie wir sie auch hierzulande immer wieder erleben. Mad Puppet beispielsweise hatten vor einigen Jahren den Mut, die Bühne mit einer Blaskapelle zu teilen, und dieser Mut hat sich gelohnt, das Ergebnis hat überzeugt.

Aufdrehen/Ausdrehen

Dirigent Matthäus Crepaz wird das Orchester Sonoton und noch zwei weitere Gäste durch das Programm führen: Sängerin Greta Marcolongo und Jazztrompeter Massimo Greco aus Bologna, der bereits mit Zucchero „Sugar“ Fornaciari auf der Bühne stand.

Vor zwei Jahren haben die Grödner The Pëufla etwas ähnliches versucht. Gemeinsam mit dem ebenfalls aus Gröden stammenden Orchester Sonoton enterten sie die Bühne und wussten stolze 1000 Besucher in der Tennishalle von St. Ulrich zu begeistern. Wieder hat sich der Mut gelohnt. Jetzt kommt das Projekt nach Bozen. Am kommenden Sonntag, 21. September, 20 Uhr, werden The Pëufla, die erst kürzlich mit „The Third Cut” ihr drittes Album veröffentlicht haben (Rezension siehe unten), erneut mit über 70 Musikern und einem Dirigenten auf die Bühne gehen und sich in eine, für sie definitiv ungewohnte Situation begeben. Die Band nimmt es aber gelassen, zum einen, weil diese Gemein-

schaftsproduktion 2012 sowohl in St. Ulrich und in Brixen zur erfolgreichen Aufführung gekommen ist, zum anderen weil mit Matthäus Crepaz dem Orchester Sonoton ein junger „wilder” Dirigent vorsteht, der einen ähnlichen Zugang zur Musik hat, wie es für Rock- und Popmusiker typisch ist: es muss Spaß machen und es sollte immer wieder etwas Neues sein. Der noch junge Dirigent Crepaz hatte heuer beispielsweise das von ihm geleitete Orchester Sonoton durch ein Programm geführt, das für die Zuhörerschaft Musik aus Videospielen wie „Super Mario” oder – man höre und staune – „Call Of Duty” bereit hielt. Diese Tatsache sagt sehr viel aus über Dirigent und Orchester und so dürfte auch die drit-

te Aufführung locker über die Bühne gehen. The Pëufla ihrerseits haben mit ihrem Schlagzeuger Georg Malfertheiner ja nicht nur einen exzellenten Drummer in den eigenen Reihen, sondern auch einen Musiker, der jahrelange Orchestererfahrung besitzt. Es war denn auch ein Gespräch zwischen Crepaz und Malfertheiner, das am Anfang dieses Projektes stand. Und so kommen am Sonntag, 21. September, 20 Uhr, Rocksongs von The Pëufla mit fetten OrchesterArrangements zur Aufführung, ganz so oder so ähnlich, wie es Metallica und die Scorpions bereits vorgemacht haben. (rhd) Infos und Tickets: www.rocknet.bz

Das dritte Album von The Pëufla

The Third Cut

RC Sud - „Soul Dojo“ (LP, April 2014)

Tilo MC feat. Christine Hochgruber – „Überblick“ (Single, Dezember 2013)

Die Band hat Humor, ist selbstironisch, denn sie spielt mit ihrem Bandnamen ebenso, wie mit dem Titel ihrer neuen, bislang dritten, CD „The Third Cut”. „Der dritte Schnitt” nennt der Südtiroler Bauer auch Pëufla oder Pofl oder Pöüfl, je nachdem, in welchem Tal man sich befindet. Auf den Albumtitel angesprochen verweist die Band auf ihren aktuellen Proberaum, der sich direkt in einem landwirtschaftlichen Gebäude in Gröden, in direktester Nachbarschaft eines Heuladers, befindet. Soweit, so schlüssig. The Pëufla waren in der Vergangenheit eine der ganz wenigen Bands, die versucht haben, Rap und Rock zu verbinden. Diese Zeiten sind noch nicht ganz vorbei, Pëufla-Sänger Gregor Pasolli hat die Anthony Kiedis-Phrasierung nämlich gut verinnerlicht und praktiziert sie überzeugend schon ab dem ersten Song „Eye Contact”. Die Band kann den erforderlichen Funk nicht ganz liefern, macht aber einen guten Job, wenn man The Pëufla als Pop-Rockband sieht, die sich weder einer aktuel-

® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl

len Strömung anbiedert, noch stur eine Richtung praktizieren will. Beim Durchhören der insgesamt zehn Songs fallen vor allem zwei Dinge ins Auge, bzw. ins Ohr: Da ist zum einen die Stimme von Gregor Pasolli, die mit den Jahren sehr gewonnen hat. Der Wiedererkennungswert ist hoch, der Klang angenehm und kraftvoll, je nachdem, was der jeweilige Song verlangt. Pasolli hat definitiv das, was man eine gute Stimme nennt, und man hört ihm demnach auch sehr gerne zu. Auch wenn die Pop-Rock-Serie durch Songs wie „Dead Hope On A Jail Wall” und ihren harten progressiven Riffs, oder die punkigen „Today’s TV” und „Anarchica” leicht unterbrochen wird, die neun Songs fließen ohne Ausfälle dahin, bis man am Schluss bei „Lasceme durmì” erstaunt genauer hinhört: Pasolli erzählt in diesem Lied die „Leiden” eines müden Vaters, der frühmorgens vom Nachwuchs aus dem Schlaf „gespielt” wird. Pasolli benutzt hier die ladinische Sprache um diese Geschichte zu erzählen und die passt hervorragend zum

Ist im Spätsommer 2014 erschienen: „The Third Cut”, das dritte Album der Grödner Rockband The Pëufla.

Stück, das jazzig/akustisch mit französischem Flair daherkommt. Die Produktion ist sauber, klingt gut, aber nicht ganz so organisch, wie man es sich wünschen würde. Und die Songs könnten ein klein wenig mehr „pumpen”, oder „drücken” oder „grooven”, je nachdem wie man das umschreiben möchte. Die Summe: So ist „The Third Cut” ein gefälliges, abwechslungsreiches Pop-Rock-Album geworden, mit einem herausragenden Song („Lasceme durmì”) und einer sehr originellen, angenehmen Stimme. (rhd) www.facebook.com/pages/Pëufla/290603522816


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.