Hausarzt 11/2021

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Hausarzt medizinisch

Wenn das Gehen zur Qual wird

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Die Systemerkrankung pAVK wird oft unterschätzt und spät diagnostiziert Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist bisweilen eine unterschätzte Krankheit. Trotz hoher Inzidenz und schlechter Prognose dauert es oft lange, bis die Diagnose gestellt wird. Die Bedeutung für die kardiovaskuläre Gesamtprognose wird nicht selten verkannt – speziell im Stadium IIb nach Fontaine, der „Schaufensterkrankheit“. Es besteht eine hohe Koinzidenz mit einer KHK, einer Herzinsuffizienz und Carotisstenosen; die Rate kardiovaskulärer Ereignisse ist hoch. Umso wichtiger ist es, diese Erkrankung zu erkennen sowie einerseits eine spezifische Therapie, andererseits einen internistischen/kardiovaskulären Check-up und eine fachärztliche Langzeitbetreuung zu etablieren.

Ein Fallbeispiel Herr A., 64 Jahre alt, wird in der Gefäßambulanz vorstellig. Seit vielen

Jahren leidet er unter belastungsabhängigen Schmerzen im Hüft-/Glutealbereich. Aufgrund einer radiologisch nachgewiesenen mäßigen Coxarthrose ist er bereits seit zwei Jahren in orthopädischer Betreuung – jedoch ohne Besserung. Es folgt eine Überweisung durch den betreuenden Internisten zur angiologischen Untersuchung. Die Beschwerden des Patienten bestehen nur bei Belastung, welche nach ca. 400 m Gehstrecke beginnen – bergauf schon früher. Er beschreibt Schmerzen primär im Gesäßbereich ohne wesentliche Seitendifferenz, manchmal auch am OberAutor: Dr. Markus Seidl-Konzett Facharzt für Innere Medizin und Angiologie Interne Abteilung, KH Göttlicher Heiland The Aurora Ärztezentrum, 1090 Wien

schenkel. Von den Atherosklerose-Risikofaktoren liegen ein Nikotinabusus und ein (medikamentös behandelter) Hypertonus vor. Der oszillometrische Index in Ruhe ist normal. Nach Belastung – Stiegensteigen bis zur Schmerzgrenze – ist die Oszillometrie pathologisch. Duplexsonographisch findet sich beidseits eine hämodynamisch relevante Stenose am Abgang der A. iliaca communis (AIC). Herr A. bekommt nun neben der pAVK-Basismedikation (Plättchenhemmung, Statin) einen Termin zur interventionellen Sanierung. Drei Wochen später erfolgt eine simultane Stentimplantation in der AIC beidseits („kissing stents“). Die zuvor bestehenden Beschwerden im Sinne einer typischen Glutealclaudicatio sistieren postinterventionell. Seither befindet sich der Patient in regelmäßiger angiologischer Kontrolle, hat den Rauchstopp geschafft und zeigt erfreu-

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