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DYNASTIE KADETTEN SCHAFFHAUSEN

In der Saison 2009/2010 gab es einen «Durchmarsch»: 14 Punkte vor Ami (damals ohne Playoffs). Dann wurde die K.o.-Phase wieder eingeführt. Die Kadetten lagen nach der Hauptrunde vorne und schlugen Pfadi und Wacker in den Playoffs. Bis 2012 gingen sechs Meistertitel nach Schaffhausen. Wacker Thun kehrte in der letzten Saison sensationell nach einem 0:2 Rückstand die Playoff-Serie in ein 3:2 und gewann erstmals den Meistertitel. «Man kann nicht alles gewinnen», war Giorgio Behr danach realistisch, «Nachhaltigkeit ist wichtiger.» Das Ziel des Klubs ist ohnehin,

«MAN MUSS NICHT ALLES GEWINNEN, NACHHALTIGKEIT IST WICHTIGER» Giorgio Behr, Präsident

desliga nur bei einem Abstiegsklub kriegen. Und in der Champions League würde ich bei einem deutschen Klub wohl noch nicht viel spielen», sagt Dissinger. Trotz Bewährungschancen für aufstrebende Talente verliert Schaffhausen den Teamerfolg nicht aus den Augen. Jetzt will man mit Jonas Maier, Nachwuchshüter von den Rhein-Neckar-Löwen, etwas Ähnliches machen. Mait Patrail ist ein anderes Beispiel. Der estnische Rückraumspieler verblüffte die Fachwelt und verhalf den Kadetten zu schönen Erfolgen in der Champions League. Der Wechsel zum TBV Lemgo schien die logische Konsequenz. Aber dort lief es nicht so gut. Nicht nur handballerisch, auch disziplinarisch gab es Schwierigkeiten. Vertragsauflösung und Umweg über den Fernen Osten. Jetzt spielt er für den TSV Hannover Burgdorf in alter Frische. Die Fans wählten ihn zum beliebtesten Spieler.

MIT FODOR UND VUGA ALS STEIGBÜGEL

Die ersten Schritte zur Etablierung in der Schweizer Spitze machten die Kadetten noch mit einer anderen Führung. Pal Kocsis, der ungarische Spitzenspieler, war Ende 80er Jahre eine wichtige Verstärkung. Dann folgte Janos Fodor, einer der Helden aus Ungarns Vize-Weltmeistermannschaft von 1986. Anfang 90er holte man vom Lokalrivalen Pfader Neuhausen den Slowenen Aleksander Vuga. Dennoch: Präsident Behr, seit 1992 im Amt, musste auf seinen ersten Meistertitel bis ins Jahr 2005 warten, wobei vorher schon zwei Mal (1999 und 2004) der Cup gewonnen wurde. Die Pfadi-Dominanz brachen der TV Suhr, die Grasshoppers und Amicitia. Aber ihnen ging allen irgendeinmal das Geld aus. Auch die Pfader standen ihm noch zweimal vor der Sonne. Den Buchexperten Behr ärgerte, dass ihm die anderen Klubs mit ihrem zum Teil unverantwortlichen Finanzgebaren die Meistertitel vorenthielten. In der Saison 2004/2005 war es dann so weit. Erster nach der Hauptrunde und ein 3:1-Sieg über GC in den Playoffs. Ein Jahr später doppelte man nach. Obwohl GC die Regular Season vor den Kadetten beendet hatte. Das Triple folgte in der Saison 2006/2007. Dann war Amicitia mit Andy Schmid, Arunas Vascevicius, Edin Basic und Frank Löke (im ersten Jahr) zweimal besser.

Behr und seine Crew hatten auch immer eine gute Nase bei den Trainern. Goran Perkovac war eine gute Wahl, bevor er Nationaltrainer wurde. Aus dem Spieler Petr Hrachovec wurde ein guter Trainer. Michael Suter, erfolgreich mit dem Schweizer U21-Nachwuchs, leitet die Handball Academy. Nur in der letzten Saison holperte es ein bisschen. Da wurde Hrachovec von Urs Schärer und dieser schliesslich von Altmeister Matjaz Tominec abgelöst. Etwas viel Wechsel aufs Mal. Aber wie Giorgio Behr sagte: «Alles kann man nicht gewinnen …». Soll man auch nicht. Gewinnen werden die Kadetten in Zukunft trotzdem noch genug. o

Jubelnde Schaffhauser nach dem 2. Cupsieg 2004. Auf dem Tor liegend: Simon Brogli und Dominik Behr. Hinten v.l.: Michael Suter, Szymon Szczucki, Martin Hügli, Vaidas Klimciauskas, Mihael Ivankovic, Christian Meisterhans, Martin Kovar, Stefan Boll, Goran Perkovac (Trainer), Peter Leutwyler (Manager), Arend Wilpshaar. Vorne v.l.: Toni Spuler (Masseur), Julius Marcinkevicius, Gabor Vass, Leszek Starczan (liegend), Stelios Gasnakis, Patrick Bläuenstein, Simon Bühler, Vladislav Radomir, Fredy Thalmann (Betreuer).

JUBILÄUM – 25 JAHRE HANDBALLWORLD

Kadetten Schaffhausen Präsident Prof. Dr. Giorgio Behr.

sich unter den 16 besten Mannschaft Europas zu etablieren. 2012 erhielt Behr den Swiss Handball Award als Sportförderer. Und der Preis war hochverdient. Man mag nicht immer einverstanden sein mit seiner Linie. Wenn es um talentierte Spieler geht, ist klar, dass Behr immer für ein attraktives Angebot gut ist. Den anderen die Brosamen? Konkurrenz hat noch keinem Geschäft geschadet. Und die Arbeit, welche in Schaffhausen geleistet wird, kommt letzten Endes auch dem Schweizer Handball zugute. Im Moment sind die Kadetten die Nummer 16 der Champions League. Schlüsselevent dafür, dass sie «europäisch» geworden sind, war wohl das Qualifikationsturnier für die Champions League 2009/2010. Die Schaffhauser schlugen Celje und Lemgo und spielten unentschieden gegen Leon. Die Teilnahme verpassten sie zwar wegen der Tordifferenz, aber auf den guten Ergebnissen liess sich aufbauen. In den nächsten beiden Jahren stiessen sie jeweils bis in die Achtelfinals vor.


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