RC Premium 3/2019

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LEBEN MIT KREBS Krafttraining bei Krebserkrankungen passt das zusammen? von Daniela Völker, ZAP Sonderprogramme „Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundung gefunden.“ Schon vor circa 2.500 Jahren wusste der griechische Arzt Hippokrates (ca. 460 bis 370 v. Chr.) um die positiven Eigenschaften von körperlicher Aktivität. Wie recht er damit insbesondere in Bezug auf Krebspatienten*innen hatte, wird in den letzten Jahren immer deutlicher. Die Wirkung systematischer Bewegungs- und Sportprogramme bei Krebserkrankungen rückte im Rahmen klinischer Studien immer mehr in den Fokus. Selten hat eine ergänzende Behandlung innerhalb kurzer Zeit einen so wichtigen Stellenwert erlangt. Mittlerweile ist die Sporttherapie im Rahmen der supportiven Therapie nicht mehr wegzudenken. Messbare positive Einflüsse zeigen sich dabei auf die Reduktion der krankheits- und therapiebedingten Nebenwirkungen, wie zum Beispiel auf die Tumorkachexie (Abmagerung durch Fett- und Muskelverlust) oder die Fatigue (Erschöpfungssyndrom), aber auch auf die Steigerung der Leistungsfähigkeit sowie die Stärkung des Selbstbewusstseins. Schlussendlich beeinflusst das natürlich auch die Lebensqualität der Betroffenen enorm. Doch damit nicht genug: Direkte Einflüsse auf die Entstehung von Krebs und den Verlauf der Erkrankung konnten ebenfalls nachgewiesen werden. Erste beobachtende Studien lassen sogar die Annahme zu, dass körperliches Training Einfluss auf das Überleben und das Rückfallrisiko haben kann. Besonders gut erforscht sind die oben genannten Effekte bei Brust-, Darm- und Prostatakarzinomen. Aber auch für andere Krebsarten und Leukämien weisen einzelne Studien auf die positiven Effekte hin, dennoch lassen sich die Ergebnisse nicht pauschal auf alle Krebsarten übertragen. Die Studiendaten zeigen aber deutlich, dass körperliche Aktivität sowohl in der Primär-, der Sekundär- als auch in der Tertiärprävention empfehlenswert ist. Prinzipiell kann man sagen: Wer sich regelmäßig sportlich betätigt, kann einer Krebserkrankung vorbeugen. Man geht heute davon aus, dass das Erkrankungs-

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risiko bei sportlich aktiven Menschen um 20 bis 30 Prozent geringer ist als bei inaktiven. Sollte dennoch Krebs auftreten, haben Patienten*innen, die regelmäßig aktiv waren, nachweislich ein geringeres Rückfallrisiko. Aber auch bislang inaktive Patienten*innen können von einer Lebensstiländerung profitieren und damit die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Heilung erhöhen. Die biochemischen Prozesse, die erklären können, warum Sport eine Krebserkrankung beeinflusst, sind allerdings noch weitgehend unbekannt. Das hängt vor allem damit zusammen, dass das Tumorwachstum von komplexen Vorgängen abhängt und beeinflusst wird. Da Bewegung nahezu alle Organsysteme anregt und auch Einfluss auf das Gehirn hat, wirkt sich dies anscheinend auch auf die zugrundeliegenden Faktoren der Krebsentstehung aus.


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