Hansi Schmidt - Weltklasse auf der Königsposition - Biographie eines Handballers

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Intrigen und lehnt vorgetäuschte Freundschaften ab, womit er sich nicht unbedingt beliebt macht. In der Interessengemeinschaft sucht er den Erfolg. Hansi beginnt sofort mit dem VfL zu trainieren. Das erste Training ist schon Anfang Januar in seinem Tagebuch verzeichnet. An Meisterschaftsspielen darf er sich vorerst nicht beteiligen. Die Internationale Handball-Föderation hat eine dreimonatige Sperre gegen ihn verhängt, weil Hansi seinen Stammklub ohne Erlaubnis verlassen hat. In der laufenden Saison kann er dem VfL nicht mehr viel nützen. In der darauffolgenden Spielzeit geht es mit ihm und dem VfL steil aufwärts, trotz privater Probleme. Die ersten Spielergebnisse sind in Hansis Tagebuch verzeichnet: 5:4 gegen Niederpleis und 13: I gegen Olympia Köln. Ferner eine Reihe von Zahnarztbesuchen und die erste Schwimmstunde. Hansi wird schon bald "der unbeliebteste Spieler" beim VfL. In jenen Tagen trainiert die Mannschaft zweimal in der Woche. Das genügt Hansi nicht. Er ist von Bukarest her mehr gewohnt. Er weiß: Wenn er etwas erreichen, wenn er erfolgreich sein will, muss er mehr tun. Seinen zusätzlichen Einsatz sehen seine Mannschaftskollegen nicht gern. Am 14. Januar ist er zum ersten Mal in der Firma Kienbaum. Am 18. Januar ist sein Mannschaftskollege Rolf Jaeger mit Familie Liedhegener bei Hansi zu Besuch. Die Liedhegeners werden Hansi finanziell unterstützen.

Wegen Fahnenflucht verurteilt Ein rumänisches Militärgericht verurteilt Hansi in Abwesenheit wegen Fahnenflucht. Das Urteil wird ihm nie zugestellt. Heute weiß er noch nicht, wie es lautet. Hansi lebt noch immer mit den Gerüchten: Die einen sagen, er sei zum Tod verurteilt worden, die anderen, das Militärgericht habe 15 Jahre Gefangnis gegen ihn verhängt. Sein Abiturzeugnis liegt im Safe der Bukarester Sporthochschule. Wer sich zur Aufnahmeprüfung an einer Hochschule in Rumänien stellt, muss sein Abiturzeugnis abgeben, damit er sich nicht an einer zweiten Hochschule um einen Studienplatz bewerben kann. Das Abiturzeugnis wird ihm erst nach Abschluss des Studiums mit dem Hochschulzeugnis zurückgegeben. Das ist die Regel. Mit einer kleinen Bestechung ist manch einer während des Studiums an sein Abiturzeugnis gekommen. Wer aber die Absicht zu fliehen hat, der reist nicht mit einem Zeugnis in den Westen. Denn er fallt sofort auf. Auch Hansi weiß das und versucht vor seinem Flug nach Deutschland alles zu vermeiden, was ihn verraten könnte. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Abitur in Deutschland ein zweites Mal abzulegen. Denn Hansi kann weder ein Abiturzeugnis noch eine Bescheinigung vorlegen, die beweist, dass er in Rumänien schon ftinf Semester studiert hat. In Marienfeld bekommt seine Familie Schwierigkeiten. Der Geheimdienst verhört seine Eltern und die Schwester. Hansi hat richtig entschieden, den Eltern nichts von seinen Fluchtabsichten zu sagen. Er schreibt ihnen sogar noch nach der

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