Ggmh magazin 2

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AUSGABE 2 2014

Kellnerin gesucht. Unterkunft garantiert. Deutschkenntnisse nicht erforderlich.


INHALTSVERZEICHNIS 03 04 06 08 10 12 16 18

EDITORIAL Vorwort von Frank Heinrich PRÄVENTION Vorbeugung / Verhütung ࡐ$0 $1)$1* :$5 (6 ',( *5266( /,(%(µ Auf den Spuren des Menschenhandels in Rumänien und Deutschland ࡐ',( 0b'&+(1 23)(51 6,&+ )h5 ,+5( )$0,/,(1µ Prävention heißt, Alternativen zu schaffen. 0(16&+(1+$1'(/ 81' $6</5(&+7 Interview mit Rechtsanwalt Jens Dieckmann ࡐ35267,787,21 ,67 :,( '(5 72' $8) 5$7(1µ Innenansichten aus dem Rotlichtmilieu einer deutschen Großstadt ,'(17,),=,(57( 23)(5 '(6 0(16&+(1+$1'(/6 ,QIRJUDÀ N ࡐ'(876&+.(1171,66( 1,&+7 (5)25'(5/,&+µ Prävention gegen Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung

20 22 24 26 28 29 30 31

/29(5%2<6 0(16&+(1+b1'/(5 ² .(,1( 0b5&+(135,1=(1 ࡐ/LHEH RKQH =ZDQJ´ 3UlYHQWLRQVDUEHLW 0b'&+(1 62//(1 )h5 ,+5( 5(&+7( .b03)(1 .g11(1 'LH 3UlYHQWLRQVDUEHLW YRQ 62/:2', LQ .HQLD ࡐ6+2: <285 /29(µ Taschenpartys zur Unterstützung von Opfern von Menschenhandel 78 :$6 10 Dinge, die du gegen Menschenhandel tun kannst 0(',(1 =80 7+(0$ 0(16&+(1+$1'(/ Eine Auswahl :,5 67(//(1 925 Die Heilsarmee / Mission Freedom 816(5( 0,66,21 Gemeinsam gegen Menschenhandel *(0(,16$0 Mitglieder und Vorstand / Impressum


EDITORIAL /LHEH /HVHULQ OLHEHU /HVHU hier ist sie, die zweite Ausgabe des Magazins von *(0(,16$0 *(*(1 0(16&+(1+$1'(/ 'HU (UIROJ der Startnummer hat uns beinahe Ăźberrollt: zweimal PXVVWHQ ZLU HLQH $XĂ DJH QDFKGUXFNHQ VR RIW ZXUGH GDV +HIW EHVWHOOW 'DV LVW GDV JU|‰WH .RPSOLPHQW DQ GDV 5HGDNWLRQVWHDP XQG GLH *UDĂ€NGHVLJQHULQ GDV ZLU XQV vorstellen kĂśnnen. Danke. Das Magazin kommt an, es wird gelesen und es wird an Interessierte weitergegeben. Es wird fĂźr Vorträge und Infostände genutzt. Menschen in Deutschland entdecken das Thema Menschenhandel und engagieren sich in den unterschiedlichsten Vereinen und Initiativen dagegen. Eine breite gesellschaftliche Debatte um Prostitution und Zwangsprostitution ist entbrannt (wenn auch manchmal mehr emotional als sachlich gefĂźhrt). 2015 wird ein neues Prostitutionsgesetz verabschiedet werden, das die Opfer von Menschenhandel hoffentlich besser schĂźtzt.

Unser Magazin spielt bei all dem durchaus eine Rolle. Gute Ă–ffentlichkeitsarbeit und Aufklärung zum Thema Menschenhandel, insbesondere Zwangsprostitution war ja unsere Absicht. Die groĂ&#x;e Nachfrage nach den Heften zeigt aber auch den noch grĂśĂ&#x;eren Bedarf an Information. Menschenhandel und Zwangsprostitution sind weiterhin grausame Realitäten mitten in unserer Gesellschaft. Das AusmaĂ&#x; kann man nur ahnen, da kaum zuverlässige Zahlen vorliegen, und Ăźber die Dunkelziffer nur Vermutungen angestellt werden kĂśnnen. 'RFK 6WDWLVWLNHQ KLQ RGHU KHU MHGHV YHUNDXIWH .LQG MHGH missbrauchte Frau, jeder einzelne Mensch der versklavt wird, ist einer zuviel und allen Einsatz wert. Im Talmud, GHP M GLVFKHQ :HLVKHLWVEXFK KHL‰W HV ŕĄ?:HU HLQHQ 0HQVFKHQ UHWWHW GHU UHWWHW GLH JDQ]H :HOW ´

Inhaltlich hat diese Ausgabe den Schwerpunkt Prävention. Viele der Mitglieder von GEMEINSAM *(*(1 0(16&+(1+$1'(/ VLQG DNWLY GDULQ präventive (also vorbeugende) Projekte durchzufĂźhren. :LU I KUHQ PLW HLQLJHQ JUXQGVlW]OLFKHQ hEHUOHJXQJHQ ins Thema ein und stellen dann Beispiele fĂźr gelungene Prävention im In- und Ausland vor. -H IU KHU GLH .HWWH GHU 0D‰QDKPHQ JHJHQ 0HQVFKHQ KDQGHO EHJLQQW XPVR JHULQJHU GHU ŕĄ?6FKDGHQ´ 8QG ]ZDU DXI MHGHU (EHQH DQ /HLE XQG 6HHOH GHU 2SIHU ,P %HUHLFK .ULPLQDOLWlW 8QG DP DOOJHPHLQHQ JHVHOOVFKDIWOLFKHQ 8PJDQJ PLW GHU : UGH YRQ 0HQVFKHQ

Frank Heinrich MdB und Vorsitzender von GEMEINSAM GEGEN 0(16&+(1+$1'(/ H 9

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PRĂ„VENTION Prävention ist die effektivste Art, ein Problem zu bekämpfen. Denn was gar nicht erst entsteht, hat auch keine negativen Auswirkungen. In dieser vermeintlichen Banalität liegt jedoch zugleich das Problem: Die Auswirkungen von Prävention kann man nicht effektiv EHPHVVHQ =XP %HLVSLHO :HQQ  EHU 5DXFKHQ DXIJHNOlUW wird, die Zahl der Raucher aber nicht abnimmt, war die Aufklärung dann falsch? Oder hätten sonst noch mehr Menschen geraucht? :LH VLHKW JHOXQJHQH 3UlYHQWLRQ LP %HUHLFK 0HQVFKHQKDQGHO DXV" Alexandra Gutmann, ODQJMlKULJH /HLWHULQ GHU 0LWWHUQDFKWVPLVVLRQ +HLOEURQQ und Expertin im Umgang mit Zwangsprostitution und Menschenhandel, plädiert vor allem fĂźr VHUL|VH ,QIRUPDWLRQ ŕĄ?3UlYHQWLRQ PXVV HKUOLFK XQG VHUL|V sein, damit sie wirkungsvoll und nachhaltig sein kann. hEHUWUHLEXQJHQ ]XP =ZHFNH GHU $EVFKUHFNXQJ RGHU Sensibilisierung sorgen im Endeffekt eher dafĂźr, dass der 7KHPDWLN VFKOLH‰OLFK NDXP *ODXEHQ JHVFKHQNW ZLUG ´ (LQ Beispiel dafĂźr zeigte sich ihr im Zusammenhang mit der )X‰EDOO :0 LQ 'HXWVFKODQG (V NXUVLHUWHQ KRKH =DKOHQ wie viele Frauen als Prostituierte nach Deutschland gehandelt werden wĂźrden. Doch die Spekulationen erwiesen sich als falsch und fĂźhrten zur Bagatellisierung des Themas. Prävention ist also zunächst einmal Information von soliden Fakten. Beim Thema Menschenhandel ist das schwierig, da das Dunkelfeld groĂ&#x; ist. Dies beschreibt

Vorbeugung / VerhĂźtung

DXFK GDV MlKUOLFKH ŕĄ?%XQGHVODJHELOG 0HQVFKHQKDQGHO´ des Bundeskriminalamtes. FĂźr Deutschland stellt sich die wichtige Aufgabe, VHUL|VH 6WXGLHQ durchzufĂźhren. :LFKWLJHU DOV P|JOLFKVW GUDPDWLVFKH 2SIHU]DKOHQ VLQG dabei die Zahlen der Menschen, die mit präventiven MaĂ&#x;nahmen erreicht werden. Vorträge in Schulen, -XJHQGFOXEV RGHU .LUFKHQ N|QQHQ I U GLH 0HWKRGHQ GHU 0HQVFKHQKlQGOHU VHQVLELOLVLHUHQ ² HWZD GLH ŕĄ?/RYHUER\ 0HWKRGH´ ² XQG SRWHQ]LHOOHQ )UHLHUQ RGHU 3RUQRJUDĂ€ H .RQVXPHQWHQ GLH *HVFKLFKWH KLQWHU GHP VFKQHOOHQ 6H[ verdeutlichen. Information ist auch in den Herkunftsländern wichtig, in denen Menschen mit falschen Versprechungen und Jobangeboten gekĂśdert werden. Hier helfen Aushänge und Anzeigen. Auch Vorträge sind ein wichtiges Element, Ă DQNLHUW YRQ 6R]LDODUEHLW YRU 2UW In vielen Herkunftsländern braucht es aber mehr als Information. Es braucht eine 9HUlQGHUXQJ GHU /HEHQVXPVWlQGH. Solange es fĂźr eine Familie der HLQ]LJH :HJ ]X  EHUOHEHQ LVW ZLUG VLH LKU .LQG YHUNDXIHQ (mĂźssen). Solange die Arbeit in einem Bordell in 'HXWVFKODQG VDXEHUHU XQG VLFKHUHU LVW DOV GDV /HEHQ LP +HUNXQIWVODQG ZLUG ŕĄ?GHU =ZDQJ´ LQ GLH 3URVWLWXWLRQ nicht an seiner Attraktivität verlieren. Und solange Armut, .RUUXSWLRQ XQG % UJHUNULHJ MHGH +RIIQXQJ DXI HLQH stabile Zukunft rauben, werden Menschen hohe Risiken eingehen, um ihrer Situation zu entkommen.

:HU 0HQVFKHQKDQGHO EHNlPSIHQ ZLOO PXVV GDUXP 8UVDFKHQ YHUlQGHUQ. In den Herkunftsländern P VVHQ UHFKWOLFKH 6WDQGDUGV HLQJHI KUW .RUUXSWLRQ bekämpft und wirtschaftliche Zusammenarbeit initiiert werden. Deutschland muss den Opferschutz verbessern und das Prostitutionsgesetz so ßberarbeiten, dass es in der Praxis funktioniert. Neben diesen Formen der Primärprävention, die versucht, ein Problem gar nicht entstehen zu lassen, gibt es auch die 6HNXQGlUSUlYHQWLRQ GLH �5 FNIlOOH´ YHUKLQGHUQ P|FKWH :HQQ HLQH )UDX GHQ $XVVWLHJ aus der Zwangsprostitution schafft, dann aber in die Ursprungssituation zurßckgefßhrt wird, geht das Spiel von vorne los. Ein wesentlicher Bestandteil der Sekundärprävention von Zwangsprostitution sind daher 6FKXW]ZRKQXQJHQ �6DIH +RXVHV´ LQ GHQ Herkunfts- und Zielländern. Opfer kÜnnen sich hier erholen und werden von Sozialarbeitern, Therapeuten und Juristen begleitet, um Zukunftsperspektiven zu HQWZLFNHOQ .RQWDNW ]X 2UJDQLVDWLRQHQ GLH VROFKH Schutzwohnungen in Deutschland betreiben, kann *(0(,16$0 *(*(1 0(16&+(1+$1'(/ LP Bedarfsfall unbßrokratisch herstellen. Uwe Heimowski, Vorstandsmitglied GEMEINSAM GEGEN MENSCHENHANDEL e.V.


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„Am aNFANG wAr eS DIE gROSSE LIEbE�

Auf den Spuren des Menschenhandels in Rumänien und Deutschland Eine triste StraĂ&#x;e im äuĂ&#x;ersten SĂźdwesten Rumäniens. :HU DXI GHP )OXJKDIHQ YRQ 7HPHVFKZDU ODQGHW XQG LQ GLH ]Z|OI .LORPHWHU HQWIHUQWH KHUDXVJHSXW]WH ,QQHQVWDGW mĂśchte, der kommt hier entlang. Die StraĂ&#x;e zieht sich durch Gewerbegebiete, Schienenverkehr kreuzt, hin XQG ZLHGHU VWHKHQ 3ULYDWKlXVHU DP :HJHVUDQG NOHLQH :lOGHU HLQ GHXWVFKHU 5HLIHQKHUVWHOOHU KDW DQ GLHVHU 6WUD‰H VHLQ UXPlQLVFKHV :HUN KLQJHVHW]W 'HU WULVWH Stadtrand bietet zudem ein Geschäft an, das in Rumänien illegal ist: Hier warten Prostituierte auf LKUH .XQGVFKDIW

Ăźber Jahre grausam gequält wurden und nun nach :HJHQ VXFKHQ LQV /HEHQ ]XU FN]XĂ€QGHQ Ioana ging zur Schule und war bis Ăźber beide Ohren verliebt. Eines Tages sagte ihr Freund: Meine Eltern mĂśchten dich kennenlernen, komm mit in mein Zuhause. Als sich die HaustĂźr hinter ihr schloss, begann fĂźr Ioana ein Albtraum. Sie wurde von den erwachsenen Männern der Familie vergewaltigt, und ihr wurde klargemacht, was man von ihr von jetzt an erwartete. Sie musste Geld heranschaften und vom gleichen Abend an als =ZDQJVSURVWLWXLHUWH LKUHQ .|USHU DQELHWHQ

ŕĄ?'LH PHLVWHQ 0lQQHU KDEHQ XQV EHL GHU 7DQNVWHOOH angesprochen, wir mussten sie Ăźberreden, mit uns  EHU GLH 6WUD‰H LQ GHQ :DOG ]X JHKHQ´ HU]lKOW ,RDQD DOOH 1DPHQ JHlQGHUW ŕĄ?+LQWHU GHQ %lXPHQ PXVVWHQ wir unvorstellbare Dinge mit den Männern tun, die uns JHNDXIW KDWWHQ ,P :DOG ZDUHQ RIW DXFK DQGHUH YRQ GHU Bande, die unsere Freier brutal zusammenschlugen und DXVUDXEWHQ :HQQ GLH 3ROL]HL NDP PXVVWHQ ZLU VRIRUW DXI die andere StraĂ&#x;enseite zur Bushaltestelle gehen und so tun, als ob wir auf den Bus warteten. Die Zuhälter waren Ăźberall, sie lieĂ&#x;en uns nie aus den Augen. Manchmal, wenn den Zuhältern das Geld zu wenig war, mussten wir von morgens bis zum nächsten Tag hier sein, und PDQFKPDO VRJDU HLQH :RFKH ´

ŕĄ?,RDQDV =XKlOWHU KDWWHQ HLQ SHUIHNWHV +DXV I U GLH Mädchen gefunden. Sie hatten vier Mädchen und DOOH ZDUHQ PLQGHUMlKULJ´ EHULFKWHW XQV HLQH HQJDJLHUWH Undercover-Polizistin, die mit einem Einsatzkommando das Haus stĂźrmte, die Mädchen befreite und den =XKlOWHUFODQ YHUKDIWHWH ŕĄ?'LH 0lGFKHQ KDWWHQ NHLQH MĂśglichkeit auszubrechen, das Haus war wie ein Gefängnis, von hohen Mauern umgeben, alles war abgeriegelt. Jeder Mann war in einem anderen Zimmer und beaufsichtigte ein, zwei Mädchen. In einem der Räume lag beispielsweise einer der BrĂźder mit seiner Frau im Bett und eines der Mädchen, 17 Jahre alt, musste daneben auf dem nackten FuĂ&#x;boden schlafen. Die Mädchen bekamen einmal am Tag etwas zu essen. Die Zuhälter schmissen ihnen zum Beispiel eine Scheibe Brot einfach auf den FuĂ&#x;boden. FĂźr die Zuhälter waren die Mädchen keine Menschen, sie waren fĂźr sie wie eine Fabrik, wie eine Gelddruckmaschine. Auch auf GHU 6WUD‰H ZXUGHQ VLH EHZDFKW ´ :HQQ VLH QLFKW JHQXJ Geld heranschaffen, wurden die Mädchen von ihren menschenverachtenden Peinigern grausam gequält und in ein Erdloch gesperrt, schildert die Polizistin weiter.

Mein Filmteam und ich sind unterwegs in Rumänien, um nach Spuren des Frauenhandels und der Zwangsprostitution zu suchen. Vor wenigen Tagen haben wir Ioana kennengelernt – durch Vermittlung einer Hilfsorganisation, die ehemalige Zwangsprostituierte betreut. Hier leben junge Frauen, die von ihren Zuhältern

1XQ EHJLQQW I U ,RDQD LKU QHXHV /HEHQ hEHU GUHL -DKUH hat sie vor Gericht gegen ihre Zuhälter ausgesagt und auch gegen Polizisten, denen sie ihre Situation geschildert hatte und auf Befreiung gehofft hatte. Diese Polizisten kamen abends mit einem Streifenwagen, holten sie ab – und vergewaltigten Ioana.


Eine halbe Autostunde von Bukarest entfernt, treffe LFK 0lQQHU GLH EHUHLW VLQG YRU PHLQHU .DPHUD DXV]XSDFNHQ :ODGLPLU HLQHU YRQ LKQHQ LVW -DKUH DOW XQG HLQ 0HQVFKHQKlQGOHU  EHOVWHU 6RUWH ŕĄ?,FK habe Frauen verkauft und ich habe Frauen gefangen JHKDOWHQ PHLVWHQV 0LQGHUMlKULJH :LU KDEHQ LKQHQ JXWH -REV DQJHERWHQ DOV .HOOQHULQ DOV 7lQ]HULQ DEHU XP ehrlich zu sein, sie wussten es schon. Sie taten nur so, als ob sie es nicht wussten. Ich kenne mich aus. Ich hatte hunderte von Mädchen, die durch meine Hände JHJDQJHQ VLQG GLH LFK YHUNDXIW KDEH ´ 5DGX VHLQ .ROOHJH UHFKQHW XQV YRU ZLH HLQWUlJOLFK GDV *HVFKlIW PLW GHU :DUH )UDX LVW ŕĄ?,FK KDEH I U HLQH Frau hĂśchstens 500 Dollar bezahlt, verkauft habe ich VLH I U PLQGHVWHQV 'ROODU ´ 5DGX ZHL‰ JHQDX I U welche Frau er wie viel Geld bekommt, welche Frauen von Männern in Italien, Deutschland oder Spanien besonders nachgefragt werden.

Bordell in Backnang ab. Die Schlepper nahmen ihr Pass und Handy ab und zwangen Ildiko, als Sexsklavin zu arbeiten – mitten im Gewerbegebiet einer deutschen Stadt. ŕĄ?,FK VSUDFK NHLQ :RUW 'HXWVFK´ VDJW ,OGLNR ŕĄ?XQG EHNDP HLQH /LVWH DXI 'HXWVFK XQG 8QJDULVFK LQ GLH Hand gedrĂźckt. Darauf stand, was ich mit den Männern PDFKHQ VROOWH XQG ZDV GDV NRVWHW ´ 9RQ ]HKQ 8KU vormittags bis zwei Uhr nachts musste Ildiko ihren .|USHU DQELHWHQ hEHUDOO LP %RUGHOO ZDUHQ .DPHUDV XQG %RG\JXDUGV GLH hEHUZDFKXQJ ZDU SHUIHNW Als einmal nachts eine Polizeikontrolle kam, musste Ildiko anschlieĂ&#x;end ihre Sachen packen und ins Auto steigen – von Backnang aus wurde sie in ein Bordell QDFK /XGZLJVEXUJ YHUOHJW ) U MHGHQ 7DJ LP %RUGHOO musste Ildiko ihren Peinigern 135 Euro zahlen, FrĂźhstĂźck kostete extra.

Heute lebt Ildiko mit ihren TÜchtern glßcklich in einem kleinen Häuschen im Ruhrgebiet. Ohne die Hilfe eines deutschen Mannes, der sie aus dem Bordell befreite und ohne Unterstßtzung einer Hilfsorganisation und einer Rechtsanwältin hätte sie nicht mehr in ein normales /HEHQ ]XU FNJHIXQGHQ .ODXV :|Oà H

,MBVT 8ÕMå F BSCFJUFU BMT 3FEBLUFVS CFJN 'FSOTFIFO EFT #BZFSJTDIFO 3VOEGVOLT &S JTU TUFMMWFSUSFUFOEFS -FJUFS EFS 3FEBLUJPO ,JSDIF VOE 8FMU "MT 'FSOTFISFQPSUFS VOE 'JMNBVUPS ESFIU 8ÕMå F WPSXJFHFOE JO *TSBFM VOE 1BMÅTUJOB 'ÛS %BT &STUF "3% VOE EBT #BZFSJTDIF 'FSOTFIFO IBU 8ÕMå F TFJU NFISFSF HSP“F 3FQPSUBHFO VOE .BHB[JOCFJUSÅHF [VN 5IFNB .FOTDIFOIBOEFM VOE ;XBOHTQSPTUJUVUJPO HFESFIU

Sie besorgen die Frauen, andere verkaufen sie im Inland oder schaffen sie wie Schmuggelware ins $XVODQG hEHU GLH VRJHQDQQWH :HVWURXWH VFKDIIHQ 6FKOHXVHU GLH 2SIHU LQ DQGHUH HXURSlLVFKH /lQGHU oder zwingen sie in Rumänien zur Prostitution. Menschenhandel ist ein äuĂ&#x;erst lukratives Geschäft. Jedes Jahr kommen aus Rumänien tausende Mädchen auf den europäischen Prostitutionsmarkt. Deutschland zählt zu den grĂśĂ&#x;ten Abnehmern dieser Zwangsprostituierten. In Deutschland arbeiten schätzungsweise 200 000 Prostituierte – Experten meinen, dass 80 Prozent dieser Frauen Zwangsprostituierte sind. Im Internet spiegeln die Homepages der Bordelle Angebot und Nachfrage wider. 8QG DXFK 1DFKZXFKV ZLUG DXI GLHVHP :HJH JHVXFKW ,Q GHQ :HLQEHUJHQ EHL 6WXWWJDUW WUHIIHQ ZLU ,OGLNR aus Ungarn. Sie war Opfer einer Menschenschlepperbande. Sie hatte auf ein Zeitungsinserat reagiert und sollte in einer Fabrik in Deutschland arbeiten. Stattdessen lieferte sie eine Bande, angefĂźhrt von einer Frau, nach einer abenteuerlichen Autofahrt in einem

Dreharbeiten in den Weinbergen: Jahrelang musste Ildiko aus Ungarn LQ GHXWVFKHQ %RUGHOOHQ DOV =ZDQJVSURVWLWXLHUWH DUEHLWHQ )RWR .ODXV :|OĂ H

.ODXV :|OĂ H )RWR 7KLOR 3DUU

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„DIE MĂ„DCHEN OPFERN SICH FĂœR IHRE FAMILIENâ€? 3UlYHQWLRQ KHL‰W $OWHUQDWLYHQ ]X VFKDIIHQ ,QWHUYLHZ PLW ,DQD 0DWHL 3LWHĂźWL 5XPlQLHQ

,DQD 6LH DUEHLWHQ VHLW HLQLJHQ -DKUHQ PLW 2SIHUQ DXV )UDXHQKDQGHO XQG =ZDQJVSURVWLWXWLRQ :LH NDP HV GD]X" Ich habe in Australien gelebt und mit StraĂ&#x;enkindern gearbeitet. 1998 entschied ich mich, nach Rumänien zurĂźckzukommen und die Projekte, die wir in Australien erfolgreich durchgefĂźhrt hatten, auch in Rumänien umzusetzen, da es in Rumänien zu der Zeit viele StraĂ&#x;enkinder gab. Dabei stieĂ&#x; ich auf Opfer von Menschenhandel. Sie arbeiteten als Prostituierte. Die ersten drei Opfer, denen ich begegnete, waren gerade HLQPDO XQG -DKUH DOW 'D VLFK QLHPDQG XP VLH kĂźmmerte und es keinerlei Hilfsprogramme fĂźr sie gab, startete ich selbst eins. Von Oktober 1998 bis Juni 1999 wuchs die Zahl der durch unser Programm betreuten Opfer auf 13 Mädchen an. 'LH =DKO GHU UXPlQLVFKHQ )UDXHQ GLH VLFK LQ 'HXWVFKODQG SURVWLWXLHUHQ KDW LQ GHQ OHW]WHQ -DKUHQ VWDUN ]XJHQRPPHQ :RUDQ OLHJW GDV" 'LH =LHOOlQGHU GHU )UDXHQ EHĂ€QGHQ VLFK LQ JDQ] (XURSD und das liegt nicht nur an der Armut. Armut ist ein wichtiger Faktor, aber auch der Mangel an Bildung und

gestÜrte, zerrßttete Familien sind ursächlich hierfßr. Das rumänische Bildungssystem muss verändert werden. In den Schulen wird ihnen bisher nicht beigebracht, selbst zu denken. Es werden ihnen keine Menschenrechte YHUPLWWHOW :HQQ VLH GDU EHU KLQDXV DXV NDSXWWHQ Familien stammen, sind sie durch das Versprechen einer guten Arbeitsstelle oder eines hohen Verdienstes leicht zu verfßhren. Um sich vor Gerichtsverfahren zu schßtzen, erzählen inzwischen viele Menschenhändler den Mädchen sogar von Anfang an offen, dass sie als Prostituierte arbeiten werden. Aber sie versprechen ihnen, dass sie Tausende und Abertausende von Euro verdienen werden. Die Frauen wissen, dass sie ohne Ausbildung oder sonstige .RPSHWHQ]HQ NHLQH &KDQFHQ LP /HEHQ KDEHQ 2KQH EHUXà LFKH $OWHUQDWLYHQ HUVFKHLQW HV LKQHQ GDKHU OHLFKWHU in ein Bordell zu gehen, um Geld zu verdienen. Hier muss Prävention ansetzen. Nur in die Schulen zu gehen und ßber Menschenhandel zu sprechen, das ist keine Prävention. Prävention bedeutet, Alternativen zu schaffen und das ist es, was wir versuchen fßr diese Mädchen zu tun.

:HOFKH 3UlYHQWLRQVSURMHNWH I KUW 5HDFKLQJ 2XW 5RPDQLD GXUFK" :LU EDXHQ LQ HLQHU QDKH JHOHJHQHQ ZXQGHUVFK|QHQ *HJHQG HLQ +RWHO (V EHĂ€QGHW VLFK LQ XQPLWWHOEDUHU 1lKH GHU 7UDQVIÄ…JÄ…UÄ…ĹŠDQL HLQHU 6WUD‰H GLH PLWWHQ GXUFK GLH .DUSDWHQ I KUW XQG YRQ 7RXULVWHQ VWDUN IUHTXHQWLHUW ZLUG Das gibt uns die MĂśglichkeit, zehn gefährdete Mädchen aus den umliegenden DĂśrfern sowie aus unserem Schutzhaus auszubilden und ihnen Arbeitsstellen in der . FKH DOV 5H]HSWLRQLVWLQQHQ =LPPHUPlGFKHQ RGHU als Bedienung anzubieten. Des weiteren liegt ein Fokus auf der UnterstĂźtzung der dortigen Dorfgemeinden. Die %DXHUQ DUEHLWHQ MHZHLOV I U VLFK DOOHLQ -HGHU KDW HLQH .XK oder ein Schwein sowie einige Hennen und sie ernähren VLFK YRQ LKUHP /DQG ,Q =XVDPPHQDUEHLW PLW GHXWVFKHQ und Ăśsterreichischen Experten leiten wir die Bauern an, sich zusammenzuschlieĂ&#x;en und Betriebe zu grĂźnden, die sich jeweils auf einen Bereich spezialisieren: Viehzucht, MilchkĂźhe, Schlachtvieh usw. AnschlieĂ&#x;end kann fĂźr den %DX HLQHV 6FKODFKWKDXVHV RGHU HLQHU .lVHIDEULN (8 Finanzierung beantragt werden. AuĂ&#x;erdem haben wir, HWZD ]ZHL $XWRVWXQGHQ YRQ 3LWHĹŠWL HQWIHUQW +HNWDU /DQG HUKDOWHQ $XI +HNWDU SODQHQ ZLU 6DQGGRUQ


DQ]XEDXHQ HLQH VHKU DQVSUXFKVORVH +HLOSĂ DQ]H GLH ZLU gewinnbringend an medizinische Unternehmen verkaufen N|QQHQ $XI +HNWDU ZHUGHQ ZLU 9LHK]XFKW EHWUHLEHQ :LU EHQ|WLJHQ QRFK GLH *HUlWH XQG 0DVFKLQHQ XP 0LOFK -RJKXUW XQG .lVH SURGX]LHUHQ ]X N|QQHQ

nur noch geholfen werden, wenn man sie herausholt, indem man ihnen einen anderen Job anbietet. Es nĂźtzt nichts, ihnen zu sagen, dass sie krank werden kĂśnnen oder in Gefahr sind, da sie nur noch darauf ausgerichtet sind, Geld zu verdienen und es nach Hause zu schicken.

:LU HUPXWLJHQ GLH 0lGFKHQ DXV XQVHUHP 6FKXW]KDXV und gefährdete Mädchen aus den DĂśrfern, in diesen Projekten zu arbeiten und dann ihr Geld zu sparen. Auf dem GrundstĂźck werden wir auch Häuser bauen, die sie erwerben kĂśnnen, um schlieĂ&#x;lich unabhängig zu leben. $XI GLHVHP JDQ]HQ :HJ EHJOHLWHQ ZLU VLH

+HL‰W GDV GDVV P|JOLFKHUZHLVH GLH QDFKKDOWLJVWHQ 3UlYHQWLRQVPD‰QDKPHQ LQ 'HXWVFKODQG GDULQ EHVWHKHQ 3URMHNWH YRQ 1*2V LQ GHQ +HUNXQIWVOlQGHUQ ]X XQWHUVW W]HQ GLH YRU 2UW $OWHUQDWLYHQ I U GLH )UDXHQ VFKDIIHQ" Ja, das ist gut mĂśglich. Und ich denke, es wĂźrde weniger kosten, fĂźr die Mädchen in Rumänien einen Arbeitsplatz zu schaffen, als sie in Deutschland aus einem Bordell zu holen und zur Schule zu schicken, um ihnen dann dort einen Job zu geben.

Es lohnt sich, das zu tun. Diese Projekte kosten nicht YLHO *XW GLH +HNWDU /DQG KDEHQ ZLU DOV HLQH 6SHQGH erhalten. Und dann gibt es Organisationen wie ERDO DXV .DQDGD 6LH KHOIHQ DQGHUHQ 2UJDQLVDWLRQHQ QHXH 3URMHNWH ]X VWDUWHQ ZLH ] % XQVHU /DQGZLUWVFKDIWVSURMHNW In der Gegend leben die Bauern wie im Mittelalter. Obwohl sie nur etwa 20 km von Craiova, einer GroĂ&#x;stadt, HQWIHUQW VLQG KDEHQ VLH NHLQ :DVVHU LP 'RUI 6LH EDXHQ DXVVFKOLH‰OLFK :HL]HQ DQ QLFKWV DQGHUHV ZHLO VLH NHLQ :DVVHU KDEHQ :HQQ HV UHJQHW KDEHQ VLH :HL]HQ ZHQQ HV QLFKW UHJQHW KDEHQ VLH NHLQHQ :HL]HQ (V LVW unglaublich! .|QQWH PDQ ,QIRUPDWLRQ XQG $XINOlUXQJ LQ GHU 6FKXOH DOV HLQHQ HUVWHQ 6FKULWW LQ 5LFKWXQJ 3UlYHQWLRQ DQVHKHQ RGHU LVW GDV LKUHU 0HLQXQJ QDFK QLFKW YRQ 1XW]HQ" Das hilft allein deshalb schon nicht, da diese Information nicht die Armen erreicht, sondern nur diejenigen, die zur Schule gehen. Die meisten meiner Mädchen haben nur GLH *UXQGVFKXOH EHVXFKW PD[LPDO DFKW .ODVVHQ :HLWHU kommen sie nicht, weil sie dafĂźr nicht das Geld haben. Es nĂźtzt auch nichts, in die DĂśrfer zu gehen und sie GLUHNW DQ]XVSUHFKHQ ,FK KDEH PLW /HXWHQ JHVSURFKHQ PLW 0 WWHUQ GLH VDJWHQ ŕĄ?-D PHLQH 7RFKWHU DUEHLWHW als Prostituierte. Aber es gibt keine Alternative fĂźr sie. ,FK Ă€ QGH QLFKW JXW ZDV VLH WXW DEHU LQ HLQHU JHZLVVHQ :HLVH EHZXQGHUH LFK VLH GDI U GDVV VLH VLFK RSIHUW 6LH ernährt die ganze Familie.â€? In Medgidia gibt es Roma-

Iana Matei mit Bild einer jungen Rumänin, die mit 15 Jahren zur 3URVWLWXWLRQ XQG JHVXQGKHLWVJHIlKUGHQGHQ 9HUK WXQJVPHWKRGHQ gezwungen wurde und mit 18 Jahren an Unterleibsgeschwßren verstarb. Foto: BR/Jßrgen Katzur

DĂśrfer, die sind noch nicht einmal im Rathaus registriert. Diese Menschen existieren nicht. Selbst wenn du sie beschäftigen willst, kannst du sie nicht anstellen, weil sie keine Ausweise haben. *LEW HV VWDDWOLFKH 3UlYHQWLRQVSURMHNWH" :HUGHQ ,KUH 3URMHNWH GXUFK GHQ 6WDDW XQWHUVW W]W" 0DFKHQ 6LH :LW]H" 'HU UXPlQLVFKH 6WDDW WXW  EHUKDXSW nichts. Ich glaube, dass die Regierung zutiefst korrupt LVW :LU VLQG HLQH 1*2 HLQH QLFKWVWDDWOLFKH 2UJDQLVDWLRQ und arbeiten nicht mit Regierungsorganisationen zusammen, weil es keinerlei Nutzen bringt. Sie helfen GLU ZHGHU Ă€ QDQ]LHOO QRFK GXUFK %HUDWXQJ ,P *HJHQWHLO sie reden schlecht Ăźber dich und schaffen dir zusätzliche Probleme, weil du gute Arbeit leistest und dadurch beweist, dass etwas getan werden kann. Sie greifen dich an. Im Fernsehen haben sie erzählt, ich sei eine Menschenhändlerin. Deswegen streiten wir zurzeit vor Gericht. :HOFKH 3UlYHQWLRQVPD‰QDKPHQ VLQG ,KUHU 0HLQXQJ QDFK KLHU LQ 'HXWVFKODQG VLQQYROO" :HQQ GLH )UDXHQ XQG 0lGFKHQ EHUHLWV GD VLQG sozusagen, wenn es schon zu spät ist fĂźr Prävention, weil sie nun schon wissen, wie sie in der Prostitution Geld verdienen und nach Hause schicken kĂśnnen, kann ihnen

9LHOHQ 'DQN IÂ U GDV *HVSUlFK Das Interview fĂźhrte Angelika Franke.

*BOB .BUFJ SVNÅOJTDIF 1TZDIPMPHJO VOE .FOTDIFOSFDIUTBLUJWJTUJO JTU EJF (SÛOEFSJO EFT 7FSFJOT t3FBDIJOH PVU 3PNBOJBi EFS TFJU WJFMFO +BISFO NJU 0QGFSO WPO .FOTDIFOIBOEFM VOE ;XBOHTQSPTUJUVUJPO BSCFJUFU #FSFJUT FSSJDIUFUF TJF EBT FSTUF 4DIVU[IBVT JO 3VNÅOJFO GÛS 'SBVFO VOE .ÅEDIFO EJF JISFO 4DIMFQQFSO ;VIÅMUFSO VOE .FOTDIFOIÅOEMFSO FOULPNNFO LPOOUFO 7PO 3FBEFS T %JHFTU XVSEF *BOB .BUFJ [VS t&VSPQÅFSJO EFT +BISFTi FSOBOOU *O JISFN #VDI t;V WFSLBVGFO m .BSJBOB +BISFi HJCU TJF FJOFO &JOCMJDL JO EJF CSVUBMFO .FDIBOJTNFO EFT .FOTDIFOIBOEFMT VOE TFYVFMMFS "VTCFVUVOH NJUUFO JO &VSPQB VOE FS[ÅIMU EJF (FTDIJDIUFO FJOJHFS EFS .ÅEDIFO EFOFO EFS 7FSFJO IFMGFO LPOOUF *O[XJTDIFO MJFHU EFS 'PLVT EFT 7FSFJOT [VOFINFOE BVDI BVG EFN #FSFJDI EFS 1SÅWFOUJPO *OGPT XXX SFBDIJOHPVU SP "OHFMJLB 'SBOLF 4P[JBMBSCFJUFSJO VOE FISFOBNUMJDIF .JUBSCFJUFSJO CFJ /FVTUBSU F 7 XVSEF JO 3VNÅOJFO HFCPSFO VOE MFCU TFJU JO %FVUTDIMBOE

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MENSCHENHANDEL UND ASYLRECHT +HUU 'LHFNPDQQ :R EHJHJQHW ,KQHQ DOV 5HFKWVDQZDOW GDV 7KHPD 0HQVFKHQKDQGHO" :LU KDEHQ LPPHU ZLHGHU (LQ]HOIlOOH YRQ 0HQVFKHQ die in eine extreme Abhängigkeitsstruktur geraten sind XQG LQ RUJDQLVLHUWH .ULPLQDOLWlW =ZDQJVSURVWLWXWLRQ und Drogengeschäfte verstrickt wurden. Das betrifft ganz besonders - das kann ich allerdings nur aus PHLQHU 3UD[LV EHULFKWHQ )UDXHQ DXV :HVWDIULND GLH hier nach Deutschland gebracht wurden, teilweise mit vÜllig falschen Versprechungen was Arbeits- und AufenthaltsmÜglichkeiten angeht. Fßr viele ist dann ein Asylantrag die letzte Chance, um aus solchen Menschenhandelsstrukturen herauszukommen. :LH N|QQHQ 6LH GHQ 2SIHUQ KHOIHQ" /HLGHU LVW GHU DQZDOWOLFKH %HLVWDQG LQ VROFKHQ .RQVWHOODWLRQHQ ELVODQJ QLFKW ]ZLQJHQG JHUHJHOW ,Q einem Strafverfahren sind sie erstmal nur Zeugen und bevor ein Zeuge einen Zeugenbeistand im Strafverfahren beigeordert bekommt, muss schon etwas passieren. Das ist auch letztendlich die Entscheidung des Gerichtes.

Das heiĂ&#x;t leider, dass sich der oder die Betroffene in vĂśllig unbekanntes Terrain begibt, in ein System, das er/sie Ăźberhaupt nicht kennt, in einer fremden Sprache und maximal betreut ist von Ehrenamtlern oder nicht speziell rechtlich ausgebildeten Personen. Ich bekomme ein Mandat, sobald ein Schutzsuchender mit einem Beratungshilfeschein zu mir kommt. Bei der Beantragung helfen meist Beratungshilfeorganisationen. 0HLQHU 0HLQXQJ QDFK UHLFKW GDV DEHU QLFKW :HQQ ZLU die Menschen als rechtlich schutzbedĂźrftig ansehen, dann muss ihnen auch effektiver Zugang zu rechtlicher Beratung/Betreuung sowohl im straf- als auch im ausländerrechtlichen Zusammenhang gewährleistet werden. :LH P VVWH GDV GHXWVFKH 5HFKWVV\VWHP JHlQGHUW ZHUGHQ XP %HWURIIHQH YRQ 0HQVFKHQKDQGHO EHVVHU ]X VFK W]HQ" Es mĂźsste von Anfang an klar gemacht werden, dass Menschen, die in Deutschland als Opfer von internationalen Straftaten gestrandet sind, selbstverständlich unseren Schutz genieĂ&#x;en dĂźrfen. Eine Rolle als Opfer, Nebenkläger oder Zeuge in einem Strafverfahren mĂźsste unmittelbar verknĂźpft sein mit einer PrĂźfung eines eventuellen Daueraufenthaltsrechtes. Das sollte unser Angebot sein. Im Moment ist es fĂźr Beratungsstellen sehr schwer, Opfer fĂźr eine Aussage zu gewinnen. ,VW GDV GHXWVFKH 5HFKWVV\VWHP VR ZHQLJ YHUWUDXHQV HUZHFNHQG" Die MĂśglichkeiten sind schlichtweg wenig bekannt. Es gibt im Aufenthaltsrecht einen speziellen Aufenthaltstitel fĂźr die Fälle, wo Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland fĂźr die Dauer eines Strafverfahrens als Opfer/Zeugen zu VerfĂźgung stehen, also auch einen Aufenthalt bekommen N|QQHQ 'LH JUR‰H 3UHLVIUDJH LVW QXU :DV NRPPW QDFK Ende des Strafverfahrens, wenn der/die Betroffene DXVJHVDJW KDW" :DV LVW ZHQQ HV QLFKW JHUHLFKW KDW XQG


HV JDU QLFKW HUVW ]XU $QNODJH NRPPW" :DV SDVVLHUW QDFK dieser Aufenthaltserlaubnis? Das ist vĂśllig offen. :DUXP NRPPW HV ]X VR ZHQLJ 9HUXUWHLOXQJHQ PLW GHP 6WUDIWDWEHVWDQG 0HQVFKHQKDQGHO" :LH JUXQGVlW]OLFK EHL MHGHU 6WUDIWDW OLHJW GLH %HZHLVODVW beim Staat. Die Menschenhandelsstrukturen, wie wir sie seit Jahrzehnten in Deutschland und Europa NHQQHQ VLQG DEHU VHKU ŕĄ?DUEHLWVWHLOLJ´ lKQOLFK ZLH EHL Rauschgiftkriminalität. Da gibt es unterschiedliche Ebenen der Verantwortlichkeit, so dass ein FlĂźchtling oder eine in die Zwangsprostitution verschleppte Frau mit einer Person zu tun hat, die vielleicht auch nur einen Ausschnitt der Verantwortlichkeit hatte. Die AnknĂźpfungspunkte fĂźr die Ermittlungen sind sehr schwach. Im Zweifel bleibt es EHL HLQHU ,GHQWLĂ€ ]LHUXQJ GXUFK HLQ VFKZHU WUDXPDWLVLHUWHV 2SIHU 'LH :DKUQHKPXQJVIlKLJNHLW YRQ WUDXPDWLVLHUWHQ Opfern ist allerdings immer eingeschränkt und stellt aus staatsanwaltschaftlicher Sicht oft ein schwaches Beweismittel dar. Solche Fälle zerbrĂśseln darum oft. :DUXP KDW 0HQVFKHQKDQGHO DXFK PLW )O FKWOLQJV SROLWLN ]X WXQ" Seit Anfang der Achtzigerjahren gilt, dass jemand ein Flugticket aus einem Drittstaat Richtung Deutschland nur mit einem gĂźltigen Visum und einem J OWLJHQ 3DVV EHNRPPW 0HQVFKHQ GLH LQ .ULHJ oder Verfolgungssituationen leben, kĂśnnen diese Vorraussetzungen jedoch selten erfĂźllen. Das heiĂ&#x;t: die Menschen, die wirklich verfolgt werden, sind kaum in GHU /DJH HLQH OHJDOH $XVUHLVH DXV LKUHP 9HUIROJHUVWDDW ]X RUJDQLVLHUHQ :LU P VVHQ XQV LQ 'HXWVFKODQG und Europa klar machen, dass die Schlepper- und 6FKOHXVHUNULPLQDOLWlW QDW UOLFK HLQ 5HĂ H[ DXI GLH $EVFKRWWXQJ GXUFK 9LVDYRUVFKULIWHQ LVW :LU P VVHQ XQV GLH )UDJH VWHOOHQ *LEW HV DQGHUH :HJH VLFK I U 0LJUDWLRQ zu Ăśffnen? Dann brauchen sich auch Frauen, die von HLQHP EHVVHUHQ /HEHQ LQ (XURSD WUlXPHQ QLFKW YHUOHLWHQ lassen zu glauben, sie wĂźrden als Hausangestellte

nach Europa vermittelt und landen letztendlich in der Zwangsprostitution. Und FlĂźchtlinge, die z.B. aus Aleppo LQ 6\ULHQ Ă LHKHQ ZROOHQ XQG NHLQH 0|JOLFKNHLW KDEHQ in ein humanitäres Visumsverfahren in Deutschland aufgenommen zu werden, mĂźssen sich dann nicht mehr fĂźr 50.000 Dollar irgendwelchen Menschen anvertrauen, die sie Ăźber das Mittelmeer nach Europa schmuggeln. :HOFKH 0|JOLFKNHLWHQ JLEW HV I U 2SIHU GLH DXV (8 /lQGHUQ NRPPHQ XQG GDUXP QLFKW XQWHU GDV $V\OUHFKW IDOOHQ" 'DV LVW ZLUNOLFK HLQH VFKZLHULJH 6LWXDWLRQ :DV N|QQHQ wir beispielsweise einer bulgarischen oder rumänischen Frau anbieten, die sich aus Menschenhandelsstrukturen lĂśsen mĂśchte, aber begrĂźndete Angst hat, zurĂźck in ein NRUUXSWHV RGHU HIIHNWLY QLFKW UHFKWVVWDDWOLFKHV /DQG ]X gehen? Hier bedarf es eines neuen Ansatzes. Es wird meines Erachtens immer wieder von Bundesamt und den Verwaltungsgerichten betont, dass selbstverständlich das EU-Recht und der europäische Menschenrechtsschutz in allen Mitgliedsländern gilt und es insofern Ăźberhaupt keinen Grund gibt, warum ein Mensch Angst haben P VVWH ]XU FN LQ HLQHV GLHVHU /lQGHU ]X JHKHQ :LU wissen aber aus vielen Gesprächen, dass die Realität anders ist. In der Beratungspraxis wĂźrde ich immer zunächst prĂźfen, ob diese Frauen (ich nehme das Beispiel der =ZDQJVSURVWLWXLHUWHQ DXV RVWHXURSlLVFKHQ (8 /lQGHUQ einmal auf) reisefähig sind oder aus medizinischen GrĂźnden schutzbedĂźrftig. Gegebenenfalls kann dann daran angeknĂźpft werden. :LH DUEHLWHQ 6LH PLW 6R]LDOEHUDWXQJVVWHOOHQ ]XVDPPHQ" Oft versuchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Beratungsstellen, Anträge auf Beratungshilfescheine, inklusive Vertretung, zu stellen. Sobald eine schutzbedĂźrftige Person mit einem Beratungsschein zu mir kommt, habe ich ein Mandat. AuĂ&#x;erdem kĂźmmern

sich die Beratungsstellen oft um einen Zugang zum Gesundheitswesen fĂźr Menschen mit einem prekären aufenthaltsrechtlichen und sozialen Status. FĂźr uns sind dann die Arztbriefe wichtig, um ausländerrechtlich sinnvolle Anträge zu stellen. Es bedarf oft groĂ&#x;er Hartnäckigkeit von Seiten der Beratungsstellen, um Menschen in das Sozialhilfesystem einzugliedern, eine Genehmigung fĂźr ärztliche Behandlung zu bekommen XQG GDQQ HLQHQ )DFKDU]W ]X Ă€ QGHQ HWF +LQ]X NRPPW die Dolmetscherproblematik. All diese Felder sind aus anwaltlicher Sicht nicht gut ohne UnterstĂźtzung zu betreuen und da sind wir hier in Bonn froh, auf diese Netzwerke zurĂźckgreifen zu kĂśnnen. +HUU 'LHFNPDQQ YLHOHQ 'DQN I U GDV *HVSUlFK Das Interview fĂźhrte Rebekka Cuhls, Vorstandsmitglied GEMEINSAM GEGEN MENSCHENHANDEL e.V.

3FDIUTBOXBMU +FOT %JFDLNBOO JTU 4P[JVT EFS ,BO[MFJ #FDIFS %JFDLNBOO JO #POO &S JTU TFJU CVOEFTXFJU TDIXFSQVOLUNœJH UÅUJH JN HFTBNUFO "VTMÅOEFS VOE "TZMSFDIU TPXJF BMT 4USBGWFSUFJEJHFS VOE 0QGFSBOXBMU NJU "VTMBOETCF[VH *N +BIS XVSEF FS WPN *OUFSOBUJPOBMFO 4USBGHFSJDIUTIPG *$$ JO %FO )BBH BMT 0QGFSBOXBMU JO FJOFN 4VEBO %BSGVS 7FSGBISFO CFSVGFO XP FS BN 7FSGBISFO [VHFMBTTFOF 0QGFS BVT JOTHFTBNU TFDIT WFSTDIJFEFOFO BGSJLBOJTDIFO -ÅOEFSO WFSUSJUU *$$

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„PROSTITUTION IST WIE DER TOD AUF RATEN“ Innenansichten von Sarah P. aus dem Rotlichtmilieu einer deutschen GroĂ&#x;stadt 6DUDK 3 1DPH JHlQGHUW Ă€ QJ PLW -DKUHQ DQ VLFK freiwillig zu prostituieren. Sie war im Escortservice tätig, später in FKK-Clubs. Als Edelprostituierte verdiente sie täglich rund 1.000 Euro. Am Ende war sie drogenabhängig. Dann schaffte sie den Ausstieg. 6DUDK 6LH KDEHQ -DKUH LP 5RWOLFKWPLOLHX JHDUEHLWHW :LH NDP HV GD]X" Zur Prostitution bin ich aus freien StĂźcken gekommen. Als ich meinen späteren Mann kennenlernte, arbeitete der bereits im Nachtleben. Er hat mich nie in diese Richtung gedrängt. Nachdem ich das Milieu ein paar Monate beobachtet hatte, dachte ich: Das, was die Frauen kĂśnnen, kann ich schon längst. Da habe ich beschlossen, mich auszuprobieren. :HQQ 6LH DXI GLHVH -DKUH ]XU FNVFKDXHQ :LH KDW 6LH GLHVH =HLW YHUlQGHUW" Die Veränderungen kamen sehr schleichend. Am Anfang habe ich gedacht, ich stehe Ăźber dieser ganzen Sache. Ich kann alles wegstecken. Ich habe wirklich wenig

darĂźber nachgedacht, was ich da mache. Ich habe das in irgendeine Ecke meines Gehirns verdrängt. Aber irgendwann kam alles raus. Es war einfach zu viel, was ich in der Zeit erlebt habe. :DV KDW 6LH DQ GHU 3URVWLWXWLRQ JHUHL]W" Das Geld. Die Männer haben mich nie interessiert. Die DQGHUHQ )UDXHQ GLH ZDUHQ PLU ZLFKWLJ :LU KDEHQ LPPHU YHUVXFKW I UHLQDQGHU GD ]X VHLQ :LU KDEHQ YHUVXFKW XQV gegenseitig zu stärken und aufeinander aufzupassen. :LU ZDUHQ XQV ZLFKWLJ :LU GDFKWHQ &RRO ZLU YHUGLHQHQ unglaublich viel Geld. Uns kann keiner was. 8QG GLHVHV SRVLWLYH *HI KO KDW MDKUHODQJ DQJHKDOWHQ" Nach der Arbeit ist jeder zu sich nach Hause gefahren. Dann warst du ganz alleine. Dann hast du dich jedes Mal ganz ScheiĂ&#x;e gefĂźhlt. Das war total schrecklich. Bei mir kamen diese GefĂźhle allerdings erst ganz spät hoch. In den ersten Jahren habe ich immer versucht, stark zu sein. Ich habe nicht einmal Alkohol getrunken. Ich habe gedacht, mir passiert das nicht, dass ich abrutsche, wie

andere Frauen im Milieu, die Drogen genommen oder getrunken haben. Aber je tiefer ich eingetaucht bin, desto mehr bin ich kaputt gegangen. :LH VDK GHU $EVWLHJ DXV" :LU KDEHQ GLH JXWHQ 9RUVlW]H YHUORUHQ GLH 3ULQ]LSLHQ die eigene PersĂśnlichkeit. Und wir sind mit der Zeit LPPHU J QVWLJHU JHZRUGHQ ZHLO GLH .RQNXUUHQ] JU|‰HU wurde. Aber ich habe immer geschĂźtzt gearbeitet. ŕĄ?8QJHVFK W]W´ JDE HV EHL PLU QLFKWV 8QG PDQ KDW PHKU ŕĄ?DQJHERWHQ´ $QIDQJV KDEH LFK JHGDFKW VROFKH Spielchen machst du auf gar keinen Fall. Aber LUJHQGZDQQ KDE LFK¡V GDQQ GRFK DQJHIDQJHQ 8QG GDPLW sank das SelbstwertgefĂźhl, weil man sich eben doch YHUNDXIW KDW ,UJHQGZDQQ ZDU PHLQH =HLW DOV /X[XV /DG\ vorbei. Ab dann arbeitete ich in normalen Clubs. Das war mein Untergang. Vorher habe ich allenfalls mal ein Gläschen Sekt oder Champagner getrunken. Aber im Club musst du trinken. Und immer versuchte ich die Beste zu sein. Es hat mir nicht gereicht, sechs oder sieben Mal aufs Zimmer zu gehen. Es mussten 15 oder


20 Männer sein. Mit der Zeit ist mir bewusst geworden, dass ich jeden Tag x-mal vergewaltigt werde. Nach der Arbeit habe ich dann stundenlang unter der Dusche gestanden. Ich habe versucht, alles von mir runter zu schrubben. Aber das hat nicht funktioniert. %OLHE HV EHLP $ONRKRO RGHU NDPHQ DQGHUH 'URJHQ GD]X" Die letzten Jahre war es nicht nur der Alkohol. Ein Gast hatte was dabei und fragte, ob ich nicht mal eine Bahn ziehen wolle. In dem Moment fĂźhlte es sich gut an. Meinen Freundinnen habe ich stolz erzählt, dass ich etwas JHQRPPHQ KDEH 'LH KDEHQ VLFK WRWDO JHIUHXW ŕĄ?(QGOLFK HLQH YRQ XQV ´ =X PHLQHP VWHQ KDEH LFK YRQ LKQHQ I QI *UDPP .RNV EHNRPPHQ 'DV ZDU PHLQ (LQVWLHJ LQ GLH Drogenszene. :LH JUR‰ LVW GDV 6XFKWSUREOHP LP 5RWOLFKWPLOLHX" Ich wĂźrde sagen: 80 Prozent der Frauen konsumieren Drogen. Das fängt mit Alkohol an, dann Tabletten und irgendwelche Plätzchen. Das kennt man alles gar nicht. 'DV ZLUG LQ LUJHQGZHOFKHQ RVWHXURSlLVFKHQ /DERUV hergestellt. 9LHOH )UDXHQ JHEHQ VLFK LP 5RWOLFKW HLQHQ DQGHUHQ 1DPHQ +LOIW GDV" Im Nachtleben habe ich immer eine andere Identität DQJHQRPPHQ 1DFKWV ZDU LFK ŕĄ?6DUDK´ XQG WDJV EHU ZDU ich Ich. Irgendwann merkte meine erste Identität, dass PLFK ŕĄ?GLH DQGHUH´ HLQKROW GDVV PLFK GDV 1DFKWOHEHQ tagsĂźber verfolgt. Ich konnte das immer weniger trennen. Die Gäste hatten meine Nummer und haben mich dann tagsĂźber auf dem Handy angerufen. Dann habe ich mich LQ HLQH (FNH YHU]RJHQ GDPLW PHLQ .LQG GDV 7HOHIRQDW nicht mithĂśren kann. So hat das Nachtleben immer mehr 5DXP LQ PHLQHP /HEHQ HLQJHQRPPHQ ,Q GHQ HUVWHQ Jahren hätte ich niemals auf den Nachmittag einen Termin

JHOHJW ZHLO LFK I U PHLQ .LQG GD VHLQ ZROOWH ,UJHQGZDQQ habe ich auch das getan. Der Zwang, der Druck des Geldes, war einfach zu groĂ&#x;. 'DV K|UW VLFK DQ ZLH HLQH VLFK DEZlUWVGUHKHQGH 6SLUDOH Ja, genau so war es. Dabei war ich eine von Tausenden von Frauen, die ich in diesen Jahren kennengelernt habe. Ich kenne keine einzige, die gut aus dem Nachtleben UDXVJHNRPPHQ LVW .HLQH HLQ]LJH 'DV LVW DXFK JDU QLFKW mĂśglich, denn das, was dort mit dir gemacht wird, das ist einfach nicht menschlich. Und deshalb kann es an keinem 0HQVFKHQ VSXUORV DESUDOOHQ 'HLQ .RSI ZLUG VR NDSXWW StĂźck fĂźr StĂźck. Es ist wie der Tod auf Raten. Und der kommt, bei der einen Frau so, bei der anderen anders. Ich habe in dieser Zeit einige Freundinnen verloren, die sich GDV /HEHQ JHQRPPHQ KDEHQ ZHLO VLH HV HLQIDFK QLFKW mehr aushielten. Ich habe auch Freundinnen verloren, weil sie umgebracht wurden von Freiern oder Zuhältern. 6LH KDEHQ JHVDJW GDVV GLH 0lQQHU ,KQHQ HJDO ZDUHQ %HL GHQ )UHLHUQ NRPPW GDV DEHU EHVWLPPW JDQ] DQGHUV DQ -D VR PDJ GHU (LQGUXFN VHLQ :LU VLQG 7RS Schauspielerinnen. Aber Tatsache ist: Es gab ganz, ganz wenige Gäste, die ich als Menschen gesehen habe und die mich als Menschen gesehen haben. Das waren keine Freier. Die wollten keinen Sex. Aber die anderen 99 Prozent waren eklig, einfach nur eklig. Die schauen dir in die Augen und du weiĂ&#x;t ganz genau was sie denken. Die sehen dich nur als Sexobjekt. Die sehen nicht, dass hinter deinen BrĂźsten ein Herz schlägt. :LH JUR‰ VLQG GLH $EKlQJLJNHLWHQ YRQ =XKlOWHUQ" In der obersten Schicht der Prostitution gibt es keine =XKlOWHU 'DV VLQG /X[XV /DG\V GLH VLFK DXV IUHLHQ StĂźcken prostituieren, manchmal mit eigenen Studios.

An diese Frauen kommen die Zuhälter nicht ran. Ich kann mich an eine Situation erinnern, wo ein Zuhälter kam und anklopfte. Den habe ich ausgelacht. Aber dann gibt HV GLH )UDXHQ LQ GHQ &OXEV %RUGHOOHQ XQG /DXIKlXVHUQ Da arbeiten viele, viele Frauen mit Zuhältern. Und an der StraĂ&#x;e funktioniert das sowieso meist nur mit Zuhältern. 0HLQ (LQGUXFN YRP 6WUD‰HQVWULFK LVW GDVV GLH $XVEHXWXQJ XQG GLH %UXWDOLWlW LP 5RWOLFKWPLOLHX VFKOLPPHU JHZRUGHQ VLQG Schon damals war die Ausbeutung sehr groĂ&#x;. Auch viele der Frauen aus Osteuropa wurden ausgebeutet. Zu meiner Zeit vor allem Frauen aus Polen. NatĂźrlich wurden sie mit falschen Versprechen nach Deutschland geholt und zur Prostitution gezwungen. Und sie wussten nicht, wie sie aus ihrer Situation herauskommen sollten. Das ist heute ähnlich wie damals – nur die Herkunftsländer der Frauen haben sich geändert. Ich erinnere mich an einen Vorfall, wo sie uns alle zusammengetrommelt und JH]HLJW KDEHQ ZLH ŕĄ?QHWW´ VLH VHLQ N|QQHQ ZR )UDXHQ LQ ein Zimmer geholt und nach und nach vor unseren Augen geschlagen und vergewaltigt wurden. Damit sollten auch wir – auch die ohne Zuhälter – eingeschĂźchtert werden. Eine der Frauen sahen wir nie wieder. Die haben sie irgendwo verbuddelt. Und das nur, weil sie eine goldene Rolex von einem Zuhälter geklaut hatte, die der besoffen liegen gelassen hatte. 9LHOH GHU VRJHQDQQWHQ 6H[DUEHLWHULQQHQ EHWRQHQ GDVV $XVEHXWXQJ XQG =ZDQJ ELV KLQ ]X 0HQVFKHQKDQGHO QLFKWV PLW GHU 6H[DUEHLW DQ VLFK ]X WXQ KDEHQ 'DV VHLHQ $XVZ FKVH ZLH LQ DQGHUHQ %UDQFKHQ DXFK Da sage ich nur: Macht die Augen auf. Seid nicht dumm und seid nicht naiv. Auch euch wird es einmal treffen. Aber diese Frauen sind ohnehin eine Randgruppe im Prostitutionsmilieu. Vielleicht ein oder fĂźnf Prozent - eine kleine Minderheit, die die knallharte Realität nicht sieht

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oder nicht sehen mĂśchte. Die Realität ist, dass Frauen PLVVKDQGHOW RGHU VRJDU LQ LUJHQGZHOFKHQ .HOOHUQ JHKDOWHQ werden, direkt unter einem Nobelclub. Es gibt nicht die ŕĄ?JXWH 3URVWLWXWLRQ´ 'HĂ€ QLWLY QLFKW 'LH ZLUG DOOHQIDOOV QHWW verpackt. :R VHKHQ 6LH GLH *UHQ]HQ ]ZLVFKHQ $UPXW XQG $XVEHXWXQJ" :R IDQJHQ $EKlQJLJNHLWHQ DQ XQG ZR EHJLQQW =ZDQJ" Ausbeutung geschieht schon durch den Club-Besitzer mit horrenden Zimmermieten. Das ist natĂźrlich nicht vergleichbar mit dem, was die Frauen erleben, die zur Prostitution genĂśtigt oder gezwungen werden, auf der StraĂ&#x;e oder im Bordell. Mir tun diese Frauen aus Osteuropa leid, die aus der Armut heraus in der Prostitution landen. Diese Frauen werden von ihren Familien quasi in die Prostitution geschickt und sind I U GDV :RKOHUJHKHQ LKUHU )DPLOLH YHUDQWZRUWOLFK ,FK verstehe, wenn diese Mädchen sich schämen und es ZLGHUZlUWLJ Ă€ QGHQ ZDV VLH PDFKHQ P VVHQ *HUDGH diese jungen Frauen, die so labil und zerbrechlich sind. 'D LVW HV NHLQ :XQGHU GDVV YLHOH LQ HLQ GXQNOHV /RFK fallen, ihre Selbstachtung verlieren. Sie wissen: Ich muss das tun, ich habe keine andere MĂśglichkeit. Das ist eine Horrorvorstellung! :HOFKH 9HUOHW]XQJHQ SV\FKLVFKHU $UW P VVHQ )UDXHQ LQ GHU 3URVWLWXWLRQ ŕĄ?HUWUDJHQ´" Das, was Frauen im Nachtleben zugefĂźgt wird, was mit ihrer Seele passiert, kann man nicht beschreiben. Eigentlich wirst du jeden Tag missbraucht. Du wirst jeden Tag vergewaltigt. Es fĂźhlt sich einfach nur ekelhaft an, wenn du tausende Male vergewaltigt worden bist. DafĂźr JLEW HV NHLQH :RUWH (UVW DP 6FKOXVV ZXUGH PLU EHZXVVW was mir in der Zeit zugefĂźgt worden war. Eigentlich ist PDQ LQQHUOLFK VR WRW GDVV PDQ JDU QLFKW PHKU LQ GHU /DJH ist, nachzudenken.

:DV KDW ,KQHQ JHKROIHQ GLHVH -DKUH LP 0LOLHX ]X  EHUVWHKHQ" ,FK KDEH GDV I U PHLQ .LQG I U PHLQH )DPLOLH JHWDQ ² ZLH viele andere Frauen auch. Ich wollte uns etwas aufbauen, uns eine bessere Zukunft sichern. Ich hatte immer die Hoffnung, ganz viel Geld zur Seite zu legen – was mir bei dem guten Verdienst in den ersten Jahren auch gelungen LVW 'DQQ ZROOWH LFK HLQ DQGHUHV /HEHQ DQIDQJHQ $EHU die Realität des Nachtlebens hat mich eingeholt. Ich bin sĂźchtig geworden. Meine Ersparnisse sind alle drauf gegangen. :LH KDEHQ 6LH HV JHVFKDIIW GHP 5RWOLFKWPLOLHX GHQ 5 FNHQ ]X NHKUHQ" Tag fĂźr Tag, wenn ich nach Hause gefahren bin, habe ich gedacht: Der nächste Baum gehĂśrt dir. Ich wollte mir GDV /HEHQ QHKPHQ $EHU GDQQ KDEH LFK ]XKDXVH LQ GLH .LQGHUDXJHQ JHVFKDXW XQG JHGDFKW 'DV NDQQVW GX QLFKW EULQJHQ :HQQ LFK GDQQ QDFKWV ZLHGHU HLQH %DKQ JH]RJHQ hatte, waren die anderen Gedanken vorherrschend. Ich ZDU LQ 7HXIHOV . FKH XQG PHUNWH 'DV LVW NHLQ /HEHQ PHKU ,FK VDK NHLQ /LFKW DP (QGH GHV 7XQQHOV $XFK PHLQ Zuhause hatte immer weniger Bedeutung. Die Drogen hatten mich im Griff. Dann dachte ich, wenn ich ohnehin kaum zuhause bin, fällt es nicht auf, wenn ich nicht mehr GD ELQ (V ZDU DOOHV QXU QRFK HLQ .DPSI 8QG LFK KDWWH LKQ verloren. 6LH KDWWHQ VLFK JDQ] XQG JDU DXIJHJHEHQ" Ich lag eines Morgens zuhause, habe Drogen genommen und viel Alkohol getrunken. Ich wollte einfach nur einschlafen. Mein Mann war unten und hat meinen Sohn zur Schule fertig gemacht. Ich lag oben im Sterben. Mein .|USHU YHUNUDPSIWH VLFK LFK K\SHUYHQWLOLHUWH 0LW OHW]WHU .UDIW NRQQWH LFK GLH JU QH 7DVWH PHLQHV +DQG\V GU FNHQ XQG ŕĄ?+LOIH +LOIH ´ UXIHQ 'LH ]XOHW]W JHZlKOWH 1XPPHU war die meines Mannes. Dann hĂśrte ich eine Stimme, die

VDJWH ŕĄ?,FK KDEH HLQHQ 3ODQ I U GLFK´ 8QG LFK GDFKWH 0HQVFK $OWH GX ELVW YROO GUDXI :HQQ PDQ 'URJHQ genommen hat, sieht und hĂśrt man so manches. Im Nachhinein denke ich, dass Gott eingegriffen hat. Und ich habe es Ăźberlebt. 6LH VLQG YRQ HLQHP DXI GHQ DQGHUHQ 7DJ GHP 0LOLHX IHUQJHEOLHEHQ" Ich lag mehrere Tage im Bett und musste mich regenerieren. Aber diese warme Stimme war immer da. Und mein Herz hat angefangen zu suchen. Irgendwann wusste ich fĂźr mich, dass Gott eingegriffen hat, dass er PLU PHLQ /HEHQ ZLHGHU JHVFKHQNW KDW 1DFK HLQ SDDU Tagen bin ich wieder zur Arbeit gefahren, saĂ&#x; an der Theke und habe mir das ganze Drumherum angeschaut. Ich habe kein Geld verdient. Ich habe nur einen Piccolo getrunken. Und ich wusste: Ich gehĂśre nicht mehr hierher. (V LVW GHĂ€ QLWLY YRUEHL $EHU 6LH VD‰HQ LQ HLQHP ).. &OXE FĂźr meinen Chef war ich das Rennpferd in seinem Stall. (U VFKDXWH PLFK DQ XQG EU OOWH ŕĄ?:DV LVW PLW GLU ORV" 'X KDVW GLH OHW]WHQ 7DJH QLFKWV YHUGLHQW ´ ,FK DQWZRUWHWH GDVV LFK JHKH ŕĄ?0HLQH =HLW LVW YRUEHL ´ (U ZXUGH ODXW XQG eklig. NatĂźrlich hat er versucht, mich festzuhalten, und mir gedroht. Aber ich bin gegangen. Im Auto habe ich vor Freude geheult. :LH ODQJH KDW HV JHGDXHUW ELV GLH ,KQHQ ]XJHI JWHQ 9HUOHW]XQJHQ YHUKHLOW VLQG" (V KDW ODQJH JHGDXHUW 'LH :XQGHQ GLH LFK DXV GHP Nachleben getragen habe, die Bilder vor allem, haben mich geprägt und nicht losgelassen. Es war einfach zu lange und zu viel. Es hat lange gedauert, bis Gott mein Herz davon frei gemacht hat. Heute, nach einigen Jahren, fĂźhle ich mich frei. Ich habe ein glĂźckliches Herz. Das HLQ]LJH ZDV PLU QRFK ZHK WXW VLQG PHLQH .ROOHJLQQHQ


die immer noch im Milieu tätig sind. Man ist mit dem +HU]HQ LPPHU QRFK EHL GHU .ROOHJLQ GHU )UHXQGLQ ,Q solchen Momenten danke ich Gott, dass ich es geschafft habe – und bitte ihn, meine Freundinnen rauszuholen. ,KQHQ KDW ,KU *ODXEH JHKROIHQ GDV (UOHEWH ]X YHUDUEHLWHQ :LH PDFKHQ GDV DQGHUH )UDXHQ GLH GHP 0LOLHX HQWĂ LHKHQ N|QQHQ" ,FK KlWWH HV RKQH PHLQHQ *ODXEHQ QLFKW JHVFKDIIW :LVVHQ Sie, es gibt unter den Frauen einen blĂśden Spruch: ŕĄ?(LQPDO +XUH LPPHU +XUH´ 9LHOH JODXEHQ GDUDQ KDEHQ es verinnerlicht. Sie schämen sich, dass sie das sind, aber sie sind auch irgendwie stolz darauf. Das ist total paradox. Eine meiner Freundinnen macht das seit 30 Jahren. Die sagt: Ich kann nichts anderes. Sie glaubt das von sich. Das ist das Paradoxe, dass sie sich nicht helfen lassen, weil sie sich unwĂźrdig fĂźhlen. Aber genau in solchen Situationen will Gott uns helfen. Ich hatte zwar einen christlichen Hintergrund, aber ich habe immer gedacht: Du NDQQVW GRFK MHW]W QLFKW LQ HLQH .LUFKH JHKHQ VRODQJH GX eine Hure bist. Ich habe mich so dreckig, so ekelhaft, so XQZ UGLJ JHI KOW HLQHQ 6FKULWW LQ GLH .LUFKH ]X JHKHQ RGHU zu beten. Du denkst in dem Moment, alle anderen ja, aber du bist nicht wĂźrdig. Du bist ein StĂźck ScheiĂ&#x;e. Du bist ein StĂźck Dreck. Aber so sieht Gott uns nicht.

sich an diesen Zustand gewÜhnt. Frßher fand vieles im Verborgenen statt, war dezenter, auf dem Hinterhof. Inzwischen gibt es an jeder Ecke einen Puff, einen Club oder sonst so etwas. Dadurch, dass das Angebot zugenommen hat und so viele Frauen diesen Job machen oder machen mßssen, kann man alles zu Dumpingpreisen EHNRPPHQ ) QI (XUR I U œQH VFKQHOOH 1XPPHU )U KHU KDWWH LFK VFKOHFKWH /DXQH ZHQQ LFK XQWHU (XUR am Abend verdient habe. Zum Schluss war ich mit 200 (XUR �JO FNOLFK´ 'LH 3UHLVH VLQG HLQ $XVGUXFN GDI U GDVV PLW GHU .RQNXUUHQ] DXFK GHU 'UXFN XQG GLH $XVEHXWXQJ zugenommen haben. Diese Frauen mßssen praktisch DOOHV DQELHWHQ ZDV HV DQ]XELHWHQ JLEW :DV IU KHU WRWDO verpÜnt war, gibt es jetzt zu Billigpreisen, ohne Gummi.

(LQ $XVVWLHJ QDFK -DKUHQ GHU 3URVWLWXWLRQ ZLUG DOVR LPPHU VFKZLHULJHU" 'LH .UDIW OlVVW QDFK 9LHOH )UDXHQ JHEHQ LUJHQGZDQQ DXI XQG À QGHQ VLFK PLW LKUHU 6LWXDWLRQ DE 6LH N|QQHQ VLFK nicht eingestehen, dass sie kaputtgehen, dass sie sich wßnschen, auszusteigen.

:DV PXVV VLFK lQGHUQ GDPLW )UDXHQ QLFKW VR OHLFKW LQ GDV 5RWOLFKWPLOLHX DEUXWVFKHQ RGHU ]XU 3URVWLWXWLRQ JH]ZXQJHQ ZHUGHQ" Ich glaube, dass das ein Thema ist, das auch in den Schulen behandelt werden sollte. Ich habe zeitweise in einer Schule gearbeitet und festgestellt: Auch dort ZLUG VLFK SURVWLWXLHUW 'DV 7KHPD VROOWH LP /HKUSODQ berßcksichtigt werden, damit die jungen Mädchen, die Opfer von Zuhältern werden kÜnnten, schon mal gehÜrt haben, was Prostitution bedeutet. Die Mädchen wissen nicht, wo sie da hineingeraten. Es wird in der Schule ßber HIV/AIDS oder ßber Drogen informiert, was sehr wichtig ist, aber die Jugendlichen haben kein VorstellungsvermÜgen, was in der Prostitution abgeht. Das ist mir ein wichtiger Punkt: Die wahren Zustände im Milieu mßssen Üffentlich werden. Und das in allen Schichten, nicht nur in den Hauptschulen.

:DV KDW VLFK GXUFK GLH (8 2VWHUZHLWHUXQJ LP 0LOLHX YHUlQGHUW" Es hat sich sehr viel geändert. Prostitution scheint etwas Normales geworden zu sein und die Gesellschaft hat

:HOFKH 0lGFKHQ VLQG EHVRQGHUV JHIlKUGHW" Gerade die jungen Mädchen, die etwas am Rande stehen, IDOOHQ DXI VROFKH �/RYHUER\V´ KHUHLQ GLH LKQHQ HU]lKOHQ wie toll sie sind, wie hßbsch sie sind. Die, die sonst

weniger oder nicht beachtet werden, werden von den ŕĄ?/RYHUER\V´ JH]LHOW DQJHVSURFKHQ :DV PXVV VLFK ,KUHU 0HLQXQJ QDFK LQ (XURSD YHUlQGHUQ" ,Q HUVWHU /LQLH PXVV VLFK LQ GHQ +HUNXQIWVOlQGHUQ viel verändern, damit die Mädchen und Frauen nicht gezwungen sind oder gezwungen werden, in die Prostitution zu gehen. Dort liegt die Ursache fĂźr die Situation der eingewanderten oder nach Deutschland gebrachten Frauen. ,Q 'HXWVFKODQG ZLUG HLQH $QKHEXQJ GHV 0LQGHVWDOWHUV I U )UDXHQ YRQ DXI -DKUHQ GLVNXWLHUW VRZLH HLQH 5HJLVWULHUXQJ YRQ %RUGHOOHQ YHUSĂ LFKWHQGH *HVXQGKHLWVNRQWUROOHQ HWF Das hilft nicht viel. Das hatten wir teils schon. Da wurden die Ă„rzte von den Clubbesitzern bestochen, um den 6WHPSHO ]X EHNRPPHQ /HW]WHQGOLFK VLHJW GLH *HOGPDFKW hEHUDOO JLEW HV /HXWH GLH EHVWHFKOLFK VLQG :DV KDOWHQ 6LH YRP ŕĄ?6FKZHGLVFKHQ 0RGHOO´ ZR GHU 6H[NDXI EHVWUDIW ZLUG DEHU QLFKW GLH )UDXHQ GLH VLFK SURVWLWXLHUHQ" 'DV LVW JXW 'LH .XQGHQ VFKDIIHQ MD GHQ 0DUNW I U 3URVWLWXLHUWH XQG =ZDQJVSURVWLWXLHUWH 'HQQ GHU .XQGH LVW der Täter. Die Frauen sehe ich als Opfer. 9LHOHQ 'DQN I U GDV *HVSUlFK Das Interview fĂźhrte Gerhard SchĂśnborn, Streetworker an einem StraĂ&#x;enstrich in Berlin und Mitarbeiter von Neustart e.V. und Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V.

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IDENTIFIZIERTE OPFER DES MENS EUROPA (2010)

=ZHFN GHV 0HQVFKHQKDQGHOV

0lQQHU

$OWHU XQG *HVFKOHFKW

=ZDQJVDUEHLW

6H[XHOOH $XVEHXWXQJ

)UDXHQ

$QGHUH

0lGFKHQ

-XQJHQ

* Organentnahme, 9HUNDXI YRQ .LQGHUQ kriminelle Aktivitäten

Quelle: Eurostat, 2010

7DWYHUGlFKWLJH

+HUNXQIWVOlQGHU GHU 2SIHU

75% der Tatverdächtigen sind Männer, 25% Frauen.

'LH PHLVWHQ LGHQWLĂ€ ]LHUWHQ 2SIHU LQ der EU kamen aus 5XPlQLHQ und %XOJDULHQ. Von den Opfern ohne EU-StaatsbĂźrgerschaft kamen die meisten aus 1LJHULD und &KLQD.


CHENHANDELS DEUTSCHLAND (2013)

2SIHU zur VH[XHOOHQ $XVEHXWXQJ 2SIHU zur $XVEHXWXQJ GHU $UEHLWVNUDIW

der Opfer stammen DXV 2VWHXURSD

der Opfer XQWHU -DKUH

der Opfer zur sexuellen Ausbeutung sind ZHLEOLFK

Brennpunkt bei 2SIHUQ LP .LQGHVDOWHU LVW %HUOLQ

Quelle: Bundeskriminalamt, Bundeslagebild Menschenhandel 2013. Die Opferzahlen basieren ausschlieĂ&#x;lich auf den im Jahr 2013 abgeschlossenen polizeilichen Ermittlungsverfahren.

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„ DEUTSCHKENNTNISSE NICHT ERFORDERLICHâ€? Prävention gegen Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung

�%DXDUEHLWHU I U DWWUDNWLYHQ -RE LQ %HUOLQ JHVXFKW %H]DKOXQJ (XUR QHWWR LP 0RQDW 7UDQVSRUW 8QWHUNXQIW XQG 9HUSà HJXQJ JDUDQWLHUW 'HXWVFKNHQQWQLVVH QLFKW HUIRUGHUOLFK ´

So sieht eine typische Internet-Anzeige aus, die auf Beschäftigte aus dem Ausland abzielt. MĂśglich, dass das Versprochene auch eingehalten wird. Es kĂśnnte aber auch sein, dass sich dahinter BetrĂźger verstecken, die von fehlenden Sprachkenntnissen und der prekären Ă€QDQ]LHOOHQ /DJH YRQ 0HQVFKHQ LP $XVODQG SURĂ€WLHUHQ wollen und diese anwerben, um sie auszubeuten. Eine kluge Präventionsarbeit setzt schon an diesem Punkt an.

%(5$781* 81' 35b9(17,21 Betroffene von Menschenhandel und/oder Arbeitsausbeutung werden auf die Beratungsstelle des Deutschen Gewerkschaftsbundes leider oft erst dann aufmerksam, wenn sie schon in einer scheinbar ausweglosen Situation sind: obdachlos, ohne Geld und verängstigt, irgendetwas gegen den Arbeitgeber zu unternehmen. Mit einem problemzentrierten Beratungsansatz schaffen wir es, in diesen Einzelfällen zu helfen. DarĂźber hinaus sehen wir Präventionsarbeit als unsere Aufgabe. Denn die GrĂźnde I U 0HQVFKHQKDQGHO ]XU $UEHLWVDXVEHXWXQJ Ă€QGHQ VLFK VRZRKO LQ GHU LQGLYLGXHOOHQ /DJH GHU %HWURIIHQHQ DOV auch in Gesellschaft und Politik.

'81.(/)(/' 0866 (5)256&+7 :(5'(1 Der § 233 StGB ahndet seit 2005 das Delikt ŕĄ?0HQVFKHQKDQGHO ]XP =ZHFNH GHU $UEHLWVDXVEHXWXQJ´ Im Vergleich mit dem schon länger existierenden † 6W*% JHJHQ ŕĄ?0HQVFKHQKDQGHO ]XP =ZHFNH GHU VH[XHOOHQ $XVEHXWXQJ´ YHU]HLFKQHW GLH SROL]HLOLFKH .ULPLQDOVWDWLVWLN LP %HUHLFK $UEHLWVDXVEHXWXQJ YLHO weniger Fälle. Es wird auch hier von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Solide Fakten Ăźber das AusmaĂ&#x; und die Ausprägungen von Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung in Deutschland sind bis jetzt sehr dĂźrftig. Hier ist LQWHQVLYHUH )RUVFKXQJ XQG 'DWHQHUKHEXQJ QRWZHQGLJ XP HLQH HIĂ€]LHQWH Prävention und Beratung zu ermĂśglichen.


Erkenntnisse von Beratungsstellen zeigen beispielsweise, dass bestimmte individuelle Erfahrungen der Menschen – wie Verschuldung, Diskriminierung, ein unsicherer Aufenthaltsstatus oder eine Arbeitserlaubnis, die an EHVWLPPWH .RQGLWLRQHQ JHEXQGHQ LVW ² GLHVH EHVRQGHUV erpressbar und verletzlich machen. Solche Informationen helfen, dass PräventionsmaĂ&#x;nahmen besser auf Individuen und Gruppen abzielen kĂśnnen, die ein erhĂśhtes Risiko aufweisen, Opfer zu werden. .223(5$7,21 +,/)7 Ein Grund, warum so wenige Fälle von Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung als solche erkannt und weiterYHUIROJW ZHUGHQ LVW GLH .RPSOH[LWlW GHV 'HOLNWHV 'LH unterschiedlichen Zuständigkeiten fĂźr MaĂ&#x;nahmen hinsichtlich der Prävention, Strafverfolgung und UnterstĂźtzung der Betroffenen erfordern eine breite EHK|UGOLFKH XQG ]LYLOJHVHOOVFKDIWOLFKH .RRSHUDWLRQ GLH leider in den meisten Bundesländern bisher nicht gegeben ist. Damit diese Institutionen ihren jeweiligen Beitrag zur Prävention und Erkennung von Menschenhandel leisten kĂśnnen, bieten wir $XV XQG :HLWHUELOGXQJHQ an, die Akteuren innerhalb der Polizei, Zoll, Staatsanwaltschaften, AusländerbehĂśrden, Gesundheitseinrichtungen, Gewerkschaften und unterschiedlichen Beratungsstellen eine Sensibilität fĂźr die Rechte und BedĂźrfnisse von potenziell Betroffenen von Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung vermitteln. ,1)250$7,21 ,67 35b9(17,21 Menschen und Gruppen werden gestärkt, wenn sie Ăźber ihre Rechte und Optionen informiert werden. Diese Art der Prävention betreiben wir als Beratungsstelle LQWHQVLY 'DEHL JHKW HV LQ HUVWHU /LQLH XP DUEHLWVUHFKWOLFKH Basisinformationen, z.B. Ăźber unterschiedliche VertragsDUWHQ .UDQNHQYHUVLFKHUXQJ WDULĂ LFKH XQG RUWV EOLFKH /|KQH 8UODXEVWDJH . QGLJXQJVIULVWHQ XVZ 8P unsere Zielgruppe besser zu erreichen, wenden wir uns sowohl direkt an die potenziell Betroffenen als auch an mĂśgliche Multiplikator_innen, die unsere Informationen weiterverbreiten kĂśnnen, wie z.B. andere

Beratungsstellen, BehĂśrden, NGOs, Gewerkschaften, .LUFKHQ .RQVXODWH XVZ :LU RUJDQLVLHUHQ ,QIRUPDWLRQV veranstaltungen zum Thema Arbeitsrecht, bieten eine vertrauliche, kostenlose und mehrsprachige Beratung an und versuchen mit einer breit ausgerichteten Ă–ffentlichkeitsarbeit sichtbar und ansprechbar zu sein. ,17(51$7,21$/( =86$00(1$5%(,7 Damit Menschen schon vor der Ankunft in Deutschland Ăźber ihre Rechte und Handlungsoptionen informiert bzw. nach einer mĂśglichen RĂźckkehr unterstĂźtzt werden, gehĂśrt eine internationale Zusammenarbeit mit den relevanten Multiplikator_innen in den Herkunftsländern notwendigerweise zu einer guten Präventionsstrategie. 0,*5$7,21632/,7,. Es gibt Stimmen, die zur Prävention von Menschenhandel fĂźr eine strengere Migrationspolitik argumentieren. Die Erfahrung mit Fällen von Menschenhandel zeigt aber genau das Gegenteil: In Situationen, in denen Menschen keinen legalen bzw. nicht verstetigten $XIHQWKDOWVVWDWXV oder einen erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt haben, besteht ein erhĂśhtes Risiko, ausgebeutet zu werden und sich in Zwangssituationen zu begeben. Deshalb sollte unserer Meinung nach eine intelligente strukturelle Präventionsarbeit versuchen, Menschenhandel vorzubeugen indem sie PHKU $QUHL]H ]X HLQHU OHJDOHQ $UEHLWVPLJUDWLRQ schafft und nicht umgekehrt. Das wĂźrde viele Erpressungsmittel ausbeuterischer Arbeitgeber entkräften und die Betroffenen stärken. DarĂźber hinaus mĂźssten auch mehr Anstrengungen zur %HNlPSIXQJ YRQ 'LVNULPLQLHUXQJ DXI LQWHUQDWLRQDOHU (EHQH unternommen werden. Diskriminierungserfahrungen im Heimatland kĂśnnen 0HQVFKHQ ]XU 0LJUDWLRQ EHZHJHQ /HLGHU WUHIIHQ VLH in Deutschland oft auf dieselben Vorurteile. Um zu vermeiden, dass Ausbeuter und Menschenhändler sich GLHVH YHU]ZHLIHOWH /DJH ]X 1XW]H PDFKHQ VROOWH HLQH verstärkte internationale Zusammenarbeit zwischen +HUNXQIWV XQG =LHOOlQGHUQ VWDWWĂ€ QGHQ VRZRKO DXI politischer als auch auf zivilgesellschaftlicher Ebene.

'(5 '(876&+( $5%(,760$5.7 ,QGLNDWRU fßr einen mÜglichen Fall von Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung ist ein auffälliges Missverhältnis von Arbeitsbedingungen zwischen Arbeitnehmer_innen, die die gleiche oder eine vergleichbare Tätigkeit ausßben. 'LHV NDQQ ] % GLH %H]DKOXQJ $UEHLWV]HLW :RKQVLWXDWLRQ oder Sicherheit am Arbeitsplatz betreffen. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt gibt es ein breites 6SHNWUXP YRQ LOOHJDOHQ KDOEOHJDOHQ ELV KLQ ]X MXULVWLVFK Y|OOLJ HLQZDQGIUHLHQ 9HUWUDJVNRQVWUXNWLRQHQ, die die Schlechterstellung eines Teils der Arbeitnehmerschaft gegenßber den anderen Beschäftigten fÜrdert. Es handelt sich hier um bestimmte Formen der Selbstständigkeit, GHU (QWVHQGXQJ YRQ :HUNYHUWUlJHQ RGHU =HLWDUEHLW XQG 0LQLMREV :LU SOlGLHUHQ GDI U GDVV GLHVH 9HUWUDJVIRUPHQ soweit reguliert werden, dass sie nicht mehr als ein Mittel zur Ausbeutung eingesetzt werden kÜnnen. Prävention von Menschenhandel bedeutet dementsprechend sowohl die Verbreitung von Informationen und die Ansprache potenziell Betroffener als auch die Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit und grundlegenden sozialpolitischen Reformen, auch in Deutschland. Nur wenn man auf allen Ebenen aktiv wird, hat man eine Chance, dieser gravierenden Menschenrechtsverletzung vorzubeugen. 5X[DQGUD ,FREHVFX 3URMHNWPLWDUEHLWHULQ EHLP % QGQLV JHJHQ 0HQVFKHQKDQGHO ]XU $UEHLWVDXVEHXWXQJ %*0$

%BT WPN %(# HFUSBHFOF #ÛOEOJT HFHFO .FOTDIFOIBOEFM [VS "SCFJUTBVTCFVUVOH XXX CVFOEOJT HFHFO NFOTDIFOIBOEFM EF WFSGPMHU EBT ;JFM WPO "VTCFVUVOH VOE ;XBOH CFUSPGGFOF "SCFJUOFINFS@JOOFO EVSDI EJF &OUXJDLMVOH WFSMÅTTMJDIFS 4USVLUVSFO VOE TFOTJCMFS /FU[XFSLF [V VOUFSTUÛU[FO

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LOVERBOYS: MENSCHENHĂ„NDLER –– KEINE MĂ„RCHENPRINZEN 0LW GHP 3URJUDPP ŕĄ?/LHEH RKQH =ZDQJ´ OHLVWHW das Netzwerk gegen Menschenhandel e.V. wichtige Präventionsarbeit

Seit dem Jahr 2003 zeichnet sich im jährlichen ŕĄ?%XQGHVODJHELOG 0HQVFKHQKDQGHO´ GHV Bundeskriminalamtes ein alarmierender Trend bei Opfern des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung ab. Die Anzahl der von der Polizei aufgedeckten deutschen Opfer steigt und in den Jahren ELV ELOGHWHQ VLH VRJDU GLH JU|‰WH *UXSSH In einer Expertise von 2010 zu den deutschen Opfern, EHVWlWLJWH GHU %XQGHVZHLWH .RRUGLQLHUXQJVNUHLV JHJHQ 0HQVFKHQKDQGHO .2. H 9 GDV ZDV 3UDNWLNHU VFKRQ seit Jahren festgestellt hatten. Dabei geraten deutsche Opfer des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung mehrheitlich in jungen Jahren in eine SV\FKRORJLVFKH $EKlQJLJNHLW ]X HLQHP DOV ŕĄ?/RYHUER\´ bekannten Mann und dann in die Zwangsprostitution. (LQ /RYHUER\ LVW HLQ PHLVW MXQJHU ELV -DKUH DOW und gutaussehender Mann, der eine leidenschaftliche /LHEHVEH]LHKXQJ PLW HLQHP RIW YLHO M QJHUHQ 0lGFKHQ YRUWlXVFKW $XIJUXQG HLQHV DQJHEOLFKHQ Ă€QDQ]LHOOHQ Notfalls fĂźhrt er sie in die Prostitution ein und zwingt sie darĂźber hinaus weiterhin dazu. Die Mädchen werden auch manchmal fĂźr Drogenkurierdienste benutzt. Auch Jungen kĂśnnen als Mittelsmänner und Drogenkuriere PLVVEUDXFKW ZHUGHQ /HLGHU JLEW HV QRFK NHLQH HPSLULVFKHQ 'DWHQ ]XU /RYHUER\ 3UREOHPDWLN Da das Phänomen unter SchĂźlerinnen eher unbekannt ist, bedarf es eines Aufklärungs- und Präventionsprogramms, das SchĂźlerinnen vor einer HYHQWXHOOHQ %HJHJQXQJ PLW HLQHP /RYHUER\ ZDSSQHW 'DV 3URJUDPP ŕĄ?/LHEH RKQH =ZDQJ´ WXW JHQDX GLHV und wurde vom Netzwerk gegen Menschenhandel H 9 LP -DKU IHUWLJ JHVWHOOW (V ZDUQW QLFKW QXU YRU /RYHUER\V VRQGHUQ KLOIW 6FK OHULQQHQ I U VLFK festzulegen, wo ihre Grenzen in einer Beziehung liegen, wie eine realistische, gesunde Paarbeziehung aussieht XQG GDVV LKU :HUW QLFKW YRQ GHU =XQHLJXQJ HLQHV Anderen abhängt.


t %FOLTU EV EV XĂ›SEFTU EFJOFO ,Ă•SQFS BO 'SFNEF WFSLBVGFO *DI EBDIUF /JF JN -FCFO "CFS JDI IBCAT HFNBDIU /VS XFJM JDI JIO MJFCUF *IS IĂ…UUFU TFJOF 7FS[XFJĂĄ VOH TFIFO NĂ›TTFOwi "64;6( "64 t-*&#& 0)/& ;8"/(i Durch die bisherige Präventionsarbeit des Netzwerks gegen Menschenhandel wurde deutlich, dass eine JUR‰à lFKLJH $XINOlUXQJ QXU GXUFK GLH (LQELQGXQJ YRQ vielen Multiplikatoren mĂśglich sein kann. Daher hat das Netzwerk gegen Menschenhandel diese Materialien HQWZLFNHOW GLH /HKUHU -XJHQGJUXSSHQOHLWHU XQG DQGHUH 0XOWLSOLNDWRUHQ EHIlKLJHQ GHQ :RUNVKRS ŕĄ?/LHEH RKQH =ZDQJ´ VHOEVWVWlQGLJ GXUFK]XI KUHQ 'DV 1HW]ZHUN gegen Menschenhandel bietet auch eine Schulung fĂźr Multiplikatoren an.

• •

�/LHEH RKQH =ZDQJ´ KLOIW MXQJHQ 0HQVFKHQ GLH 3V\FKRORJLH KLQWHU GHU 0DQLSXODWLRQ GHV /RYHUER\V ]X verstehen, ihr eigenes Selbstbewusstsein zu stärken XQG YRU DOOHP LKUHQ HLJHQHQ :HUW XQDEKlQJLJ YRQ GHU �/LHEH´ HLQHV DQGHUHQ 0HQVFKHQ ]X HUNHQQHQ Durch eine realitätsnahe Geschichte lernen die Teilnehmer ein Mädchen kennen, die sich in einen /RYHUER\ YHUOLHEW XQG VSlWHU YRQ LKP DXVJHQXW]W ZLUG 2EZRKO /RYHUER\ 2SIHU DXV DOOHQ VR]LDOHQ 6FKLFKWHQ mit den verschiedensten religiÜsen Hintergrßnden kommen, haben sie alle eine Sache gemeinsam: Ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefßhl wurde beschädigt, so dass sie durch die ßbertriebene =XQHLJXQJ GHV /RYHUER\V DQJUHLIEDU VLQG $XV GLHVHP *UXQG EHLQKDOWHW GDV 3URJUDPP DXFK hEXQJHQ ]XU Selbstbewusstseinsstärkung.

Um so viele Jugendliche wie mÜglich zu erreichen und um den zeitlichen Grenzen von mÜglichst vielen 0XOWLSOLNDWRUHQ JHUHFKW ]X ZHUGHQ LVW GHU :RUNVKRS LQ HLQHU ODQJHQ 6WG 3URMHNWWDJ XQG LQ HLQHU kurzen Variante (2 bis 3 Stunden) verfßgbar. Es wird YRUJHVFKODJHQ GHQ :RUNVKRS LQ GHU RGHU .ODVVH durchzufßhren. Eine Auswahl an Aktivitäten fßr andere Altersgruppen wird aber auch angeboten. Das Programm beinhaltet ein Materialheft sowie HUJlQ]HQGHV 2QOLQH XQG 9LGHRPDWHULDO GDV /HKUHU Jugendgruppenleiter und andere Multiplikatoren zur $XVI KUXQJ HLQHV :RUNVKRSV EHQXW]HQ N|QQHQ �2EZRKO GLH 9RUJHKHQVZHLVHQ YRQ /RYHUER\V XQWHUVFKLHGOLFK VHLQ N|QQHQ´ HUOlXWHUW 6KDQQRQ von Scheele, Projektkoordinatorin des Netzwerks JHJHQ 0HQVFKHQKDQGHO H 9 �JLEW HV GRFK HLQLJH deutliche Erkennungsmerkmale, die das Programm thematisiert und aufdeckt. Anhand dieser Informationen XQG %DXVWHLQH ]XU 5Hà H[LRQ GHU HLJHQHQ 3HUVRQ XQG

Die Teilnehmer werden herausgefordert das Thema selbst zu erarbeiten durch:

• • • •

Spiele schriftliche und physische Aktivitäten, einzeln und in der Gruppe Einbindung von Internet und Facebook, um /RYHUER\ 6WUDWHJLHQ DXI]X]HLJHQ hEHUGHQNHQ GHU HLJHQHQ *UHQ]HQ %H]LHKXQJHQ und der eigenen Sexualität Strategien zum Selbstschutz, z.B. Stärkung des Selbstbewusstseins Information zur Hilfestellung

Beziehungen, sollen Jugendliche darauf vorbereitet werden, die Gefahr im entscheidenden Moment zu HUNHQQHQ XQG VLFK ]X VFK W]HQ ´ 'D]X &KULVWLQD '|KULQJ /HKUHULQ DQ GHU )UHLHQ &KULVWOLFKHQ *HVDPWVFKXOH 5KHLQ 6LHJ ŕĄ?'LH /RYHUER\ Masche ist eine Gefahr, die jede SchĂźlerin treffen kann, unabhängig von Herkunft oder sozialer Schicht. Uns ist wichtig, davor zu warnen. AuĂ&#x;erdem mĂśchten wir 6FK OHULQQHQ XQG 6FK OHU DQUHJHQ  EHU LKUH : QVFKH und Vorstellungen von gelingender Paarbeziehung nachzudenken, sowie ihr Selbstbewusstsein stärken. +LHU]X GLHQW GDV 0DWHULDO ŕĄ?/LHEH RKQH =ZDQJ´ DXVJH]HLFKQHW ,FK ELQ IURK GDPLW DUEHLWHQ ]X N|QQHQ ´ Das kostenlose Programm kann heruntergeladen oder gegen Spende als Materialheft bestellt werden: www.liebe-ohne-zwang.de

%BT TFJU CFTUFIFOEF /FU[XFSL HFHFO .FOTDIFOIBOEFM F 7 JOGPSNJFSU [VN 5IFNB .FOTDIFOIBOEFM VOUFSTUÛU[U 1SPKFLUF EJF VONJUUFMCBS NJU .FOTDIFOIBOEFMTPQGFSO PEFS HFGÅISEFUFO 1FSTPOFO BSCFJUFO VOE IJMGU CFJ EFS #JMEVOH SFHJPOBMFS (SVQQFO VOE *OJUJBUJWFO %BT /FU[XFSL HFHFO .FOTDIFOIBOEFM F 7 JTU .JUHMJFE WPO (&.&*/4". (&(&/ .&/4$)&/)"/%&- F 7

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MĂ„DCHEN SOLLEN FĂœR IHRE RECHTE KĂ„MPFEN KĂ–NNEN Die Präventionsarbeit YRQ 62/:2', LQ .HQLD

Grace (Name geändert) verlor schon in jungen Jahren LKUHQ 9DWHU XQG LKUH 0XWWHU 6HOEVW IDVW QRFK HLQ .LQG war sie nun fĂźr ihre Geschwister verantwortlich. Fortan musste sie also fĂźr sie sorgen anstatt die Schule besuchen zu kĂśnnen. Dann lernte sie die Mitarbeiterinnen des .LQGHUSURMHNWHV YRQ 62/:2', LQ .HQLD NHQQHQ 2KQH diese Begegnung wäre vieles anders verlaufen. 'DV 3URMHNW ULFKWHW VLFK DQ .LQGHU XQG 0 WWHU LQ GHU Elendsprostitution. Die Organisation leistet damit wichtige Präventionsarbeit, da die TĂśchter von Prostituierten sehr oft selbst in die Prostitution geraten. Grund dafĂźr VLQG PDQJHOQGH $OWHUQDWLYHQ ŕĄ?'LH 0lGFKHQ XQG MXQJHQ Frauen werden aufgrund von Armut und fehlenden $UEHLWVP|JOLFKNHLWHQ LQ GLH 3URVWLWXWLRQ JHWULHEHQ´ VDJW (OL]DEHWK 1\DPEXUD HLQH GHU /HLWHULQQHQ GHV 3URMHNWHV LQ GHQ ZHVWNHQLDQLVFKHQ 6WlGWHQ .LVXPX XQG (OGRUHW ŕĄ?6LH EUHFKHQ IU K GLH 6FKXOH DE KDEHQ NHLQH DOWHUQDWLYHQ (UZHUEVTXHOOHQ XQG WUHLEHQ VLFK GDQQ ]LHOORV KHUXP ´ 6LH LVW  EHU]HXJW :HQQ GLH 0lGFKHQ =XJDQJ ]X %LOGXQJ hätten und Fähigkeiten erlernten, mit denen sie Geld verdienen kĂśnnten – sie wĂźrden nicht in die Prostitution einsteigen. 'LH +LOIVRUJDQLVDWLRQ 62/:2', 6ROLGDULW\ ZLWK :RPHQ LQ 'LVWUHVV ZXUGH YRQ 6FKZHVWHU /HD $FNHUPDQQ LQ .HQLD JHJU QGHW 'LH GHXWVFKH 2UGHQVVFKZHVWHU GHU *HPHLQVFKDIW ŕĄ?0LVVLRQVVFKZHVWHUQ XQVHUHU OLHEHQ )UDX YRQ $IULND´ EHJHJQHWH LQ GHP DIULNDQLVFKHQ /DQG LPPHU wieder Frauen in der Elendsprostitution. Durch Gespräche mit ihnen erfuhr sie, dass diese Frauen liebend gerne auf DQGHUH :HLVH LKU *HOG YHUGLHQHQ Z UGHQ ² ZHQQ VLH QXU GLH 0|JOLFKNHLW GD]X KlWWHQ 6FKZHVWHU /HD $FNHUPDQQ begann daraufhin ihre Arbeit unter den Frauen in der 3URVWLWXWLRQ XQG JU QGHWH 62/:2', $XFK YLHOH -DKUH später ist es immer noch ihr Anliegen, Frauen in Not zu KHOIHQ XQG LKQHQ QHXH +RIIQXQJ ]X JHEHQ ŕĄ?)DVW -DKUH DUEHLWH LFK MHW]W VFKRQ PLW )UDXHQ LQ GHU 3URVWLWXWLRQ´ VDJW 6FKZHVWHU /HD $FNHUPDQQ ŕĄ?8QG LFK KDEH QRFK QLFKW HLQH getroffen, die – wenn sie mich kannte und mir vertraute –


sagte, sie hätte diese Tätigkeit freiwillig gewählt. Und es ZDUHQ WDXVHQGH )UDXHQ PLW GHQHQ LFK JHVSURFKHQ KDEH ´ 6FKZHVWHU /HD $FNHUPDQQ KDWWH GDPDOV LQ .HQLD begriffen, dass die Armut und die Umstände, die Frauen in die Prostitution zwingen – und dass sie dort aufs Ă„uĂ&#x;erste ausgebeutet werden von Männern, die sich fĂźr ein paar Scheine deren Intimität kaufen. Viele Frauen wollen aus der Prostitution aussteigen, wissen aber nicht, wie sie GDQQ VLFK VHOEVW XQG LKUH .LQGHU YHUVRUJHQ VROOHQ $XI diese Frage wollte die deutsche Ordensschwester eine $QWZRUW Ă€ QGHQ Neben der Arbeit mit Frauen, die bereits in der Prostitution sind, ist auch das Verhindern des Abgleitens in die 3URVWLWXWLRQ HLQH GHU .HUQDXIJDEHQ YRQ 62/:2', LQ .HQLD 'LH 3UlYHQWLRQVDUEHLW NDQQ GDEHL VHKU XQWHUV FKLHGOLFK DXVVHKHQ %HL GHP .LQGHUSURMHNW N PPHUQ VLFK die Mitarbeiterinnen beispielsweise darum, dass Mädchen ]XU 6FKXOH JHKHQ XQG MXQJH )UDXHQ EHUXIVTXDOLĂ€ ]LHUHQGH MaĂ&#x;nahmen wahrnehmen kĂśnnen. DafĂźr gibt es ein Berufsbildungszentrum und Selbsthilfegruppen. Die Frauen erleben vor allem in den Selbsthilfegruppen, dass sie ihre Ideen und handwerklichen Fähigkeiten einsetzen kĂśnnen und dabei von den anderen unterstĂźtzt werden. Jede Selbsthilfegruppe ist spezialisiert auf eine bestimmte EHUXĂ LFKH 7lWLJNHLW 6HLIHQ PDFKHQ 1lKHQ %DFNHQ Schmuck herstellen, Sandalen herstellen. Die Frauen lernen, dass sie noch mehr zu bieten haben als ihren .|USHU Dass Mädchen die Schule besuchen kĂśnnen, ist auch $QOLHJHQ GHV 62/:2', :DVVHUSURMHNWHV GDV LQ GHQ nordĂśstlich gelegenen Gebieten Bungoma und Busia DQJHVLHGHOW LVW :DVVHUKROHQ JHK|UW LQ .HQLD ]X GHQ Hausarbeiten und ist damit Frauen- und Mädchensache. 'HU :HJ ]XP :DVVHU LVW ZHLW RIW YLHOH .LORPHWHU 1LFKW selten fĂźhrt er durch unbesiedeltes Gebiet, wo es niemand EHPHUNW ZHQQ HLQ 0lGFKHQ 2SIHU VH[XHOOHU hEHUJULIIH wird. Und auch fĂźr den Schulbesuch bleibt da keine Zeit.

8P GLHVHV 3UREOHP ]X O|VHQ EDXWH 62/:2', %UXQQHQ XQG .RPSRVWWRLOHWWHQ GLUHNW DQ GHQ 6FKXOHQ 'HQQ fehlende Sanitäranlagen sind ein weiterer Grund, warum 0lGFKHQ LQ GHU 6FKXOH KlXĂ€ J IHKOHQ :HQQ VLH LKUH Periode haben, gibt es in den Schulen oft keine Räume fĂźr ihre persĂśnliche Hygiene und das Geld fĂźr Binden IHKOW :HLO GLH 0lGFKHQ VLFK VFKlPHQ IHKOHQ VLH KlXĂ€ J in der Schule und brechen irgendwann ganz ab. Genau KLHU VHW]W GDV :DVVHUSURMHNW DQ ² XQG ]ZDU PLW +LOIH GHU Dorfbewohner, die bei jedem Schritt von der Planung Ăźber den Bau bis hin zur Instandhaltung der Brunnen und Toiletten einbezogen werden. Seitdem gehen viel PHKU 0lGFKHQ ]XU 6FKXOH VWDWW GLH ODQJHQ :HJH ]X GHQ :DVVHUVWHOOHQ ]XU FN]XOHJHQ 'DV :DVVHU I U LKUH Familien kĂśnnen sie direkt an der Schule holen. Der Zugang zu Bildung soll die Mädchen befähigen ihr /HEHQ VHOEVWEHVWLPPW ]X JHVWDOWHQ ŕĄ?0HLQ :XQVFK LVW HV GDVV )UDXHQ LQ .HQLD VLFK VHOEVW YHUVRUJHQ N|QQHQ XQG GDVV VLH LKUHQ /HEHQVXQWHUKDOW RKQH MHJOLFKH $UW GHU $XVEHXWXQJ YHUGLHQHQ N|QQHQ´ VDJW 1\DPEXUD GLH DXV HLJHQHU (UIDKUXQJ ZHL‰ ZLH VFKZHU GDV LVW ŕĄ?6LH VROOHQ I U LKUH HLJHQHQ 5HFKWH NlPSIHQ N|QQHQ ´ %LOGXQJ XQG EHUXĂ LFKH 4XDOLĂ€ NDWLRQ ZDUHQ DXFK GHU SchlĂźssel fĂźr Grace. Obwohl sie die Schule nicht beenden konnte, weil die Verantwortung fĂźr ihre Geschwister dies zeitlich nicht zulieĂ&#x;, konnte sie eine Ausbildung zur Friseurin machen. Und nicht nur das: Sie war sogar die beste Auszubildende. Heute fĂźhrt Grace einen sehr erfolgreichen SchĂśnheitssalon und ist Alleinversorgerin ihrer Geschwister. Sie hat geschafft, was Elizabeth Nyambura sich noch fĂźr viele .HQLDQHULQQHQ Z QVFKW 'DPLW GDV I U LPPHU PHKU )UDXHQ :LUNOLFKNHLW ZLUG ULFKWHQ VLFK YLHOH 62/:2', 3URMHNWH LQ .HQLD DQ .LQGHU ŕĄ?(V KHL‰W GLH -XJHQG YRQ KHXWH VLQG GLH /HLWHU YRQ PRUJHQ´ VDJW 1\DPEXUD ŕĄ?9HUKDOWHQVZHLVHQ OHUQW PDQ LQ MXQJHQ -DKUHQ XQG GHU &KDUDNWHU ZLUG VFKRQ EHL .LQGHUQ JHIRUPW 'LH ULFKWLJHQ Prinzipien werden ihnen helfen, richtige Entscheidungen ]X WUHIIHQ ´ .LQGHU GLH =XJDQJ ]X %LOGXQJ KDWWHQ ZHUGHQ

(V LVW ZLFKWLJ GDVV MXQJH )UDXHQ EHUXIVTXDOLÀ ]LHUHQGH 0D‰QDKPHQ wahrnehmen kÜnnen.

langfristig die Notwendigkeit verringern, junge Erwachsene zu rehabilitieren, sagt Nyambura. Und deswegen lohnt sich die Investition in die heranwachsende Generation. Denn ŕĄ?9RUEHXJHQ LVW EHVVHU DOV KHLOHQ´ ZHL‰ 1\DPEXUD Debora HĂśly, SOLWODI

40-80%* "CLĂ›S[VOH WPO t4PMJEBSJUZ XJUI 8PNFO JO %JTUSFTTi EU 4PMJEBSJUĂ…U NJU 'SBVFO JO /PU JTU FJOF )JMGTPSHBOJTBUJPO [VS #FUSFVVOH WPO 0QGFSO WPO .FOTDIFOIBOEFM ;XBOHTQSPTUJUVUJPO VOE #F[JFIVOHTHFXBMU JO %FVUTDIMBOE ,FOJB 3VBOEB ¸TUFSSFJDI VOE 3VNĂ…OJFO VOE .JUHMJFE WPO (&.&*/4". (&(&/ .&/4$)&/)"/%&- F 7 *OGPT XXX TPMXPEJ EF XXX GBDFCPPL DPN TPMXPEJ EF

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„SHOW YOUR LOVE“ Taschenpartys zur UnterstĂźtzung von Opfern von Menschenhandel

Links: Interessierte Besucher, eine kambodschanische Näherin. 2EHQ /LOOL 3DUN GLH *U QGHULQ YRQ �6KRZ <RXU /RYH´

(V JLEW 3DUW\V I U .RVPHWLN 6FKXKH 'HVVRXV XQG natĂźrlich immer noch fĂźr Plastikdosen der Firma Tupper. 'LH 7DVFKHQSDUW\V YRQ ŕĄ?6KRZ <RXU /RYH´ ODXIHQ lKQOLFK ab, haben aber nicht den Gewinn fĂźr eine Firma im Sinn. 'HQQ ŕĄ?6KRZ <RXU /RYH´ LVW HLQ VRJHQDQQWHV )UHHGRP Projekt, das im Rahmen von Taschenpartys auf den weltweiten Frauenhandel aufmerksam machen und GLH 0HQVFKHQ I U GLH 6LWXDWLRQ ŕĄ?PRGHUQHU´ 6NODYHQ VHQVLELOLVLHUHQ ZLOO =XGHP Ă LH‰W NQDSS GLH +lOIWH GHU (LQQDKPHQ DXV GHP 9HUNDXI GHU :DUHQ DQ GLH SURGX]LHUHQGHQ )UDXHQ QDFK .DPERGVFKD 'DV LVW HLQ ungewĂśhnlich hoher Anteil, der den Frauen jedoch ein

wirklich faires Auskommen sichert und sie davor schßtzt, erneut in die Sexsklaverei abzurutschen. 'HQQ GLH MXQJHQ )UDXHQ LQ .DPERGVFKD GLH GLH Taschen, Portemonnaies und andere Accessoires in Handarbeit herstellen, haben vorher im Rotlichtmilieu arbeiten mßssen - entweder, um den eigenen /HEHQVXQWHUKDOW XQG GHQ LKUHU )DPLOLHQ ]X EHVWUHLWHQ oder weil sie zur Prostitution gezwungen wurden. -HW]W DUEHLWHQ VLH EHL �6DN 6DXP´ ZZZ VDNVDXP com), einem christlichen Hilfswerk, das sich um Frauen kßmmert, die dem Elend der Armutsprostitution und GHP 0HQVFKHQKDQGHO HQWNRPPHQ VLQG �6DN 6DXP´ LVW

.DPERGVFKDQLVFK XQG EHGHXWHW ŕĄ?: UGH´ %HL ŕĄ?6DN 6DXP´ OHUQHQ GLH )UDXHQ ZLH .RNRVNQ|SIH handgenähte Blumen, Metallverzierungen und schlieĂ&#x;lich ganze Textilien und SchmuckstĂźcke hergestellt werden und der Verkauf organisiert wird. *OHLFK]HLWLJ LVW ŕĄ?6DN 6DXP´ HLQ 9RU]HLJHSURMHNW das deutlich macht, dass mit der eigenen Arbeit ein Auskommen erwirtschaftet werden kann. Denn wirklich geholfen werden kann Frauen nur dann, wenn ihnen eine Alternative geboten wird, die auf Dauer den /HEHQVXQWHUKDOW VLFKHUQ NDQQ $QVRQVWHQ EHVWHKW GLH


2EHQ (KHPDOLJH 3URVWLWXLHUWH 8QWHQ +RRQLH 3DUN 5HFKWV 3URGXNWH DXV GHQ :HUNVWlWWHQ YRQ 6DN 6DXP

Gefahr, dass sie (erneut) fßr falsche Versprechungen empfänglich sind und (wieder) ins Sexmilieu abgleiten.

'LHVH Ă€ QGHQ ]ZDU ZHQLJHU LQ SULYDWHU DEHU GXUFKDXV LQ angenehmer Atmosphäre statt.

'HQ $EVDW]PDUNW 'HXWVFKODQG KDW VLFK �6DN 6DXP´ GXUFK +RRQLH XQG /LOO\ 3DUN HUVFKORVVHQ :lKUHQG HLQHV .DPERGVFKD $XIHQWKDOWV YRU HLQ SDDU -DKUHQ OHUQWHQ die beiden junge Frauen kennen, denen mit Hilfe von �6DN 6DXP´ HLQ $XVVWLHJ DXV LKUHQ KRIIQXQJVORVHQ /HEHQVXPVWlQGHQ JHOXQJHQ LVW 'DV  EHU]HXJWH GDV MXQJH (KHSDDU ZHOFKHV �6KRZ \RXU /RYH´ JU QGHWH Seither importieren sie die Produkte und verkaufen VLH LP 5DKPHQ GHU �6KRZ <RXU /RYH´ 7DVFKHQSDUW\V

Stellt sich noch die Frage, wie die Taschen erworben werden kĂśnnen, wenn in der eigenen Stadt keine 7DVFKHQSDUW\ VWDWWĂ€ QGHW 'LH HLQIDFKVWH 0|JOLFKNHLW im Online-Shop www.lillypark.com oder bei www. taschenparty.net einkaufen. Die sicher wĂźnschenswertere Variante: selbst Gastgeber einer Taschenparty werden LP 5DKPHQ HLQHU NOHLQHQ :RKQ]LPPHUSDUW\ RGHU YLHOOHLFKW LQ GHQ 5lXPHQ HLQHU .LUFKHQJHPHLQGH ŕĄ?6KRZ <RXU /RYH´ ist fĂźr Einladungen dankbar.

,Q XQVHUHU JOREDOLVLHUWHQ :HOW LVW HV ZLFKWLJ GHQ =XVDPPHQKDQJ ]ZLVFKHQ HLJHQHP .RQVXP XQG ZHOW weiter Ausbeutung deutlich zu machen und Verantwortung ZDKU]XQHKPHQ 0LW GHP .DXI HLQHU VROFKHQ 7DVFKH NDQQ man zweierlei: sich selbst eine Freude machen und den )UDXHQ KHOIHQ LQ :Â UGH ]X OHEHQ Gerhard SchĂśnborn

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Tu was! 1 ,1)250,(5( ',&+ 81' $1'(5( ย *(0(,16$0 *(*(1 0(16&+(1+$1'(/ ย %XQGHVZHLWHU .RRUGLQLHUXQJVNUHLV JHJHQ 0HQVFKHQKDQGHO H 9 .2.

ย %XQGHVNULPLQDODPW ZZZ END GH %XQGHVODJHELOG 0HQVFKHQKDQGHO

ย ,QWHUQDWLRQDO /DERXU 2UJDQL]DWLRQ ย 8QLWHG 1DWLRQV 2Iร FH RQ 'UXJV DQG &ULPH ย (XURSHDQ &RPPLVVLRQ ยฒ 7RJHWKHU $JDLQVW 7UDIร FNLQJ LQ +XPDQ %HLQJV

2 ,1)250,(5( '(,1( 1 /$1'7$*6 81' %81'(67$*6 $%*(25'1(7( 1 $XI GHU :HEVLWH YRQ *(0(,16$0 *(*(1 0(16&+(1+$1'(/ ร QGHVW GX HLQHQ %HLVSLHO %ULHI GD]X

10 Dinge, die du gegen Menschenhandel tun kannst

3 +$/7( ',( $8*(1 2))(1 81' 0(/'( 9(5'b&+7,*(6 9(5+$/7(1 '(5 32/,=(, 1RWUXIQXPPHU ยฒ $Xย HUGHP JLEW HV GDV EXQGHVZHLWH +LOIHWHOHIRQ เก *HZDOW JHJHQ )UDXHQยด ZZZ KLOIHWHOHIRQ GH GDV UXQG XP GLH 8KU XQWHU GHU 1XPPHU HUUHLFKEDU LVW

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10 %(7( %HWHQ NDQQ ZLUNOLFK MHGHU GHP *ODXEHQ ZLFKWLJ LVW 6XFKH GLU HLQH *HEHWVJUXSSH RGHU RUJDQLVLHUH HLQHQ *HEHWVDEHQG (LQHQ เก *HEHWVOHLWIDGHQ Iย U 2SIHU YRQ 6H[KDQGHOยด JLEW HV XQWHU KWWS QHW]ZHUNJP GH PHGLD GRZQORDGBJDOOHU\ *HEHWVOHLWIDGHQB +HLOVDUPHH SGI


MEDIEN

ZUM THEMA MENSCHENHANDEL Eine Auswahl von Gerhard SchĂśnborn

Es sind nicht die trockenen Zahlen und Fakten, die bei �6NODYHQPDUNW (XURSD 'DV 0LOOLDUGHQJHVFKlIW PLW GHU :DUH 0HQVFK´ & %HUWHOVPDQQ 9HUODJ 0 QFKHQ LP Vordergrund stehen. Diese sind ohnehin schwer ermittelbar. Die Stärke des Autors ist vielmehr, dass das Thema Menschenhandel mediengerecht und fßr ein breites Publikum aufgearbeitet wurde. Damit erreicht der ehemalige Stern-Chefredakteur und Buchautor Michael Jßrgs viele bisher uninformierte /HVHU 'HU $XWRU JLEW YLHOHQ ZLFKWLJHQ $NWHXUHQ LP .DPSI JHJHQ GHQ Menschenhandel in Europa eine Stimme - und damit auch den Opfern.

Als Bertelsmann-Club-Ausgabe erschienen die einfĂźhlsamen Reportagen von Monika Rudolph unter dem passenden Titel ŕĄ?'LH JHVWRKOHQH 6RQQH $OV 6HHOVRUJHULQ LP *HVSUlFK PLW 3URVWLWXLHUWHQ´ 3UHPLHUH 9HUODJ 'LH normale Buchhandelsausgabe hat den weniger schmeichelhaften Titel ŕĄ?+XUHQOHEHQ´ (Herder Verlag, )UHLEXUJ LP %UHLVJDX 'LHVHU ZLUG GHU 9LHO]DKO GHU VHKU LQGLYLGXHOOHQ /HEHQVJHVFKLFKWHQ JDQ] XQG JDU QLFKW JHUHFKW 'HQQ VWDWW YRQ ŕĄ?+XUHQOHEHQ´ HU]lKOHQ GLH DFKW 3URVWLWXLHUWHQ YRQ LKUHQ : QVFKHQ XQG 7UlXPHQ 6HKQV FKWHQ XQG +RIIQXQJHQ 'LH /HEHQVEHULFKWH EHOHXFKWHQ DXI ELRJUDĂ€ VFKHU (EHQH GLH /HEHQVZHOWHQ YRQ )UDXHQ GLH LQ GLH 3URVWLWXWLRQ JHUDWHQ VLQG

In dem Sammelband �3URVWLWXWLRQ ² HLQ GHXWVFKHU 6NDQGDO :LH NRQQWHQ ZLU ]XP 3DUDGLHV GHU )UDXHQKlQGOHU ZHUGHQ"´ 9HUODJ .LHSHQKHXHU :LWVFK .|OQ GLIIHUHQ]LHUW (00$ 9HUOHJHULQ Alice Schwarzer (Herausgeberin) nicht explizit zwischen Prostitution und Zwangsprostitution. Dies ist ein oft gehÜrter und durchaus nachvollziehbarer .ULWLNSXQNW DQ GHU =XVDPPHQVWHOOXQJ DOWHU XQG aktuell verfasster Beiträge. Der dennoch sehr lesenswerte EMMA-Sammelband ist eine Mischung aus authentischen Milieubeiträgen, gut recherchierter Analysen und Reportagen aus verschiedenen Herkunftsländern. Hilfreich ist zudem eine Chronik zur Prostitution von 1871 bis 1913.

ŕĄ?1RW WRGD\´ (DVD, SCM Hänssler, dt./engl., ]HLJW GHQ .RQWUDVW ]ZLVFKHQ GHP GHNDGHQW DQPXWHQGHQ /HEHQVVWLO HLQHV MlKULJHQ 6RKQHV reicher (christlicher) Eltern, der mit seinen Freunden nach Indien aufbricht, um Party zu machen, und der Armut in den dortigen Slums, die auch auf der PartyMeile von Hyderabad sichtbar wird. Die Begegnung mit der Not der kleinen Annika, die später von ihrem Vater verkauft wird und in der Prostitution landet, lässt ihn kalt – bis Alpträume ihn heimsuchen. Dann begibt er sich auf eine Reise, GLH VHLQ /HEHQ YHUlQGHUW 'HU )LOP LVW HLQH XQYHUKRKOHQH $XIIRUGHUXQJ an uns, hinzuschauen, aufmerksamer zu sein und tätig zu werden. Allerdings anders, als im Film: Da wird aus dem reichen SchnĂśsel ein Sklavenbefreier, der sich im Alleingang mit den Menschenhändlern anlegt. 6ROFKHV PDJ LQ HLQHP 6SLHOĂ€ OP DN]HSWDEHO VHLQ HLQH +DQGOXQJVDQOHLWXQJ VROOWH GDUDXV DEHU NHLQHVIDOOV DEJHOHLWHW ZHUGHQ ŕĄ?+HOGHQWDWHQ´ VLQG LQ GHU :LUNOLFKNHLW HKHU NRQWUDSURGXNWLY JHIlKUGHQ QLFKW QXU GDV HLJHQH VRQGHUQ XQWHU 8PVWlQGHQ DXFK GDV /HEHQ GHU +LOIHEHG UIWLJHQ *HIUDJW VLQG vielmehr vernetzte, professionelle Hilfen.

8&*5&3& -*5&3"563 &HCFSU #ÛMMFT %FVUTDIMBOE 7FS CSFDIFSMBOE .FJO &JOTBU[ HFHFO EJF 0SHBOJTJFSUF ,SJNJOBMJUÅU &DPO 7FSMBH #FSMJO

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WIR STELLEN VOR: ',( +(,/6$50(( :LU N Pmern uns Die Heilsarmee ist eine evangelische Freikirche mit einem ausgeprägten sozialen Gewissen. Sie wurde 0LWWH GHV -DKUKXQGHUWV LQ GHQ 6OXPV GHV /RQGRQHU East End von dem damaligen Methodistenprediger :LOOLDP %RRWK JHJU QGHW GHU YRQ GHU HUVFK WWHUQGHQ seelischen und sozialen Not der Menschen tief berßhrt war. Nach wie vor hilft die Heilsarmee sozial schwachen Menschen und bietet auch denjenigen ein geistliches Zuhause, die am Rande der Gesellschaft stehen. :HOWZHLW LVW GLH +HLOVDUPHH LQ  EHU /lQGHUQ DNWLY Seit Ende des 19. Jahrhunderts setzt sich die Heilsarmee in vielen internationalen sowie lokalen Projekten fßr Opfer von Sklaverei und sexueller Ausbeutung ein. In mehreren Städten Deutschlands

unterstĂźtzen Heilsarmee-Mitarbeiter/innen Frauen im Rotlichtmilieu. Im Hamburger Stadtteil St. Pauli beispielsweise besuchen Mitarbeiterinnen der Heilsarmee regelmäĂ&#x;ig Frauen in Bordellen. Prostitution ist in Deutschland seit einigen Jahren legal, dennoch gibt es im Rotlichtmilieu viel Angst, Abhängigkeiten und Gewalt. FĂźr die Frauen (und wenigen Männer) denen die Heilsarmee dort begegnet, sind die warmen Getränke, Snacks und kleinen $XIPHUNVDPNHLWHQ HLQ =HLFKHQ GHU :HUWVFKlW]XQJ XQG des Interesses. Die Mitarbeiterinnen der Heilsarmee sind immer zu einem Gespräch bereit und bieten auf :XQVFK +LOIH XQG 8QWHUVW W]XQJ DQ ,Q (LQ]HOIlOOHQ kommt es vor, dass sich Frauen aus dem Rotlichtmilieu der Heilsarmee anvertrauen und Hilfe beim Ausstieg aus der Prostitution, manchmal auch der Zwangsprostitution, in Anspruch nehmen. Die Heilsarmee ist dabei gut vernetzt mit anderen Organisationen, die wiederum JDQ] VSH]LĂ€ VFKH +LOIH OHLVWHQ N|QQHQ 'DGXUFK VRUJW GLH Heilsarmee dafĂźr, dass den Aussteigerinnen oder den

Opfern von Zwangsprostitution bestmĂśglich geholfen wird. In ganz Europa nimmt Menschenhandel zu, in Form von Zwangsprostitution, Arbeitsausbeutung und zum Zweck des Organhandels. Da die Heilsarmee in den meisten HXURSlLVFKHQ /lQGHUQ DNWLY LVW XQWHUVW W]W VLH  EHU GLH Grenzen hinweg Opfer, wieder zu einem selbstständigen /HEHQ ]X Ă€ QGHQ ,Q MHGHP /DQG JLEW HV GDI U .RQWDNW personen, die direkt miteinander vernetzt sind. Auf EU-Ebene setzt sich die Heilsarmee in Europa fĂźr GLH 5HFKWH GHU 2SIHU YRQ 0HQVFKHQKDQGHO HLQ :HOWZHLW widmet sich die Heilsarmee jedes Jahr am letzten Sonntag im September mit einem Gebetstag in besonderer :HLVH GHP *HEHW I U GLH 2SIHU YRQ 0HQVFKHQKDQGHO In Deutschland wurde 2013 ein Arbeitskreis gegen Menschenhandel gegrĂźndet.

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0,66,21 )5(('20 /HEHQ LQ )UHLKHit fĂźr Frauen aus Menschenhandel und Zwangsprostitution ŕĄ?0HQVFKHQKDQGHO" 0RGHUQH 6NODYHUHL" $EHU GRFK QLFKW EHL XQV LQ 'HXWVFKODQG ´ 'LHVH *HGDQNHQ VFKRVVHQ *DE\ :HQWODQG YRP .RSI LQV +HU] ŕĄ?:HQQ GDV ZLUNOLFK ZDKU LVW GDQQ P VVHQ ZLU HWZDV WXQ ´ 'DPLW EHJDQQ YRU IDVW YLHU Jahren die Arbeit von MISSION FREEDOM. Anfang 2011 wurde der Verein von einem kleinen Team Ehrenamtlicher in Hamburg gegrĂźndet. Ziel ist es, Aufklärung zu leisten Ăźber Menschenhandel und insbesondere Zwangsprostitution, die Opfer in ein neues /HEHQ LQ )UHLKHLW ]X EHJOHLWHQ XQG 0HQVFKHQKDQGHO langfristig abzuschaffen. Inzwischen ist MISSION FREEDOM gewachsen, hat einige Festangestellte, eine Vielzahl ehrenamtlicher Mitarbeiter(innen) und ein groĂ&#x;es Netz an UnterstĂźtzern XQG .RRSHUDWLRQVSDUWQHUQ (LQ +20( DQ YHUWUDXOLFKHP Ort wurde erĂśffnet, in dem gleichzeitig bis zu zwĂślf Frauen DXV =ZDQJVSURVWLWXWLRQ PLW LKUHQ .LQGHUQ VRIRUWLJHQ 6FKXW] 8QWHUNXQIW XQG +LOIH Ă€ QGHQ )DFKNUlIWH VWHKHQ ]XU 9HUI JXQJ GDPLW SURIHVVLRQHOOHV .QRZ KRZ XQG HLQH liebevolle Betreuung im Schichtdienst an sieben Tagen die :RFKH UXQG XP GLH 8KU VLFKHUJHVWHOOW LVW

BĂźrgerpreis des Bundesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger 2014

Frank Heinrich, Claudia Keuter 9RUVLW]HQGH 0LVVLRQ )UHHGRP H 9

5XQG 3HUVRQHQ )UDXHQ XQG LKUH .LQGHU ZXUGHQ LQ den letzten zweieinhalb Jahren z.T. monatelang intensiv im MISSION FREEDOM HOME betreut. Frauen, die aus der Zwangsprostitution befreit wurden, kÜnnen hier mit LKUHQ .LQGHUQ LQ HLQHU UXKLJHQ LG\OOLVFKHQ 8PJHEXQJ OHEHQ XQG SK\VLVFK XQG SV\FKLVFK ]X .UlIWHQ NRPPHQ Durch das vertrauensvolle Zusammenleben in einer familienähnlichen Struktur werden sie stabilisiert und VFKULWWZHLVH DXI HLQ HLJHQVWlQGLJHV /HEHQ YRUEHUHLWHW Am Ende des Aufenthalts erhalten sie Rßckkehrhilfe ins Heimatland oder Hilfe bei der Eingliederung in Deutschland.

MISSION FREEDOM ist Grßndungsmitglied von *(0(,16$0 *(*(1 0(16&+(1+$1'(/ XQG *DE\ :HQWODQG ZXUGH LP 0DL GLHVHQ -DKUHV LQ GHQ 9RUVWDQG JHZlKOW .RRSHUDWLRQ KDW I U 0,66,21 )5(('20 KRKH Bedeutung. Deshalb ist MISSION FREEDOM auch 0LWJOLHG LP 'LDNRQLVFKHQ :HUN +DPEXUJ :LU VLQG GHU hEHU]HXJXQJ GDVV GLH JUR‰H .ULPLQDOLWlW GHV 0HQVFKHQKDQGHOV QXU PLW YHUHLQWHQ .UlIWHQ EHVLHJW werden kann.

Neben dem HerzstĂźck, dem MISSION FREEDOM HOME, ist Aufklärungsarbeit eine wichtige Säule der Arbeit gegen Menschenhandel. Mehrmals im Monat gibt MISSION FREEDOM auf kleinen und GroĂ&#x;veranstaltungen mit bis zu 10.000 ZuhĂśrern im In- und Ausland denen eine Stimme, die ansonsten kaum gehĂśrt wĂźrden. FĂźr die Arbeit von MISSION FREEDOM erhielt die 1. 9RUVLW]HQGH *DE\ :HQWODQG GHQ % UJHUSUHLV GHV Bundesverbands der Deutschen Zeitungsverleger.

Da oftmals keine oder nur geringe BehÜrdengelder zur Verfßgung stehen, wird die engagierte Arbeit vor DOOHP DXV 6SHQGHQ À QDQ]LHUW 0HKU ,QIRUPDWLRQHQ XQWHU www.mission-freedom.de, auf unserer Facebook-Seite oder durch den monatlichen Newsletter, den Sie unter kontakt@mission-freedom.de bestellen kÜnnen.

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$XINOlUXQJ Ă€ QGHW DXFK LP 5RWOLFKWPLOLHX VWDWW (LQHUVHLWV suchen Streetworkerinnen die Frauen auf, die dort arbeiten und bieten konkrete Hilfe in Form von Beratung und Unterkunft im MISSION FREEDOM HOME an. Andererseits gilt es, die Nachfrage zu reduzieren. Dazu werden u.a. Postkarten an Freier auf dem StraĂ&#x;enstrich verteilt.

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UNSERE MISSION Die weltweite Entwicklung von Sklaverei und Menschenhandel ist eines der schlimmsten Verbrechen des 21. Jahrhunderts. Europa hat sich zum grĂśĂ&#x;ten Marktplatz von Sklaven, insbesondere von Sexsklaven, entwickelt. Die im April 2013 verĂśffentlichte eurostat6WXGLH ŕĄ?7UDIĂ€ FNLQJ LQ KXPDQ EHLQJV´ XQWHUVWUHLFKW diese traurige Tatsache. Die Zahl der gestiegenen Opfer korrespondiert mit einer gesunkenen Zahl an Strafverfolgungen. Die Entwicklung der Menschenrechte VWHKW DQ GLHVHU 6WHOOH .RSI (LQH DEVXUGH 6LWXDWLRQ :LU OHEHQ LQ GHU 7UDGLWLRQ HLQHV :LOOLDP :LOEHUIRUFH HLQHV $EUDKDP /LQFROQ RGHU HLQHV 0DUWLQ /XWKHU .LQJ GLH OHJDOH 6NODYHUHL LVW ODQJH  EHUZXQGHQ LQ GHQ PHLVWHQ 6WDDWHQ LVW VLH RIĂ€ ]LHOO verboten. Und gleichzeitig erreichen die Opferstatistiken nie GDJHZHVHQH ŕĄ?5HNRUG]DKOHQ´ 0LOOLRQHQ YRQ .LQGHU werden zur Arbeit in Haushalten, Fabriken oder Minen gezwungen, tausende von Mädchen und Frauen werden missbraucht und mĂźssen sich in ihr Schicksal als Prostituierte fĂźgen. :DV WXQ" )UDQN +HLQULFK %XQGHVWDJVDEJHRUGQHWHU LQ VHLQHU ]ZHLWHQ /HJLVODWXU LP %XQGHVWDJ XQG YRUPDOLJHU +HLOVDUPHHRIĂ€ ]LHU ZROOWH QLFKW WDWHQORV ]XVHKHQ

Die Heilsarmee hat einen starken Bezug zum Thema Menschenhandel. Der GrĂźnder und sein Sohn, :LOOLDP XQG %UDPZHOO %RRWK VWDUWHWHQ EHUHLWV HLQH HUIROJUHLFKH .DPSDJQH XP GDV 0LQGHVWDOWHU YRQ Prostituierten in GroĂ&#x;britannien von 13 auf 18 Jahre heraufzusetzen. So entschieden sich Frank Heinrich XQG 7KRUVWHQ 5LHZHVHOO GHU *U QGHU YRQ ŕĄ?MXPSHUV´ einem Netzwerk sozialer Jugendprojekte, christliche Initiativen, die mit Opfern von Menschenhandel arbeiten, zu einem Erfahrungsaustausch einzuladen. Aus diesem Treffen wurden Runde Tische und schlieĂ&#x;lich 2013 der eingetragene Verein GEMEINSAM *(*(1 0(16&+(1+$1'(/ (LQ]HOSHUVRQHQ Vereine und Initiativen, die sich aktiv gegen Menschenhandel engagieren, kĂśnnen Mitglieder werden. DarĂźber hinaus kĂśnnen Menschen, die unsere Anliegen unterstĂźtzen wollen, Partner von *(0(,16$0 *(*(1 0(16&+(1+$1'(/ ZHUGHQ *(0(,16$0 *(*(1 0(16&+(1+$1'(/ YHUIROJW vier Ziele:

g))(17/,&+.(,76$5%(,7 'HQ 6NDQGDO 0HQVFKHQKDQGHO LQVEHVRQGHUH LQ GHU )RUP GHU =ZDQJVSURVWLWXWLRQ VLFKWEDU PDFKHQ PRÄVENTION $XINOlUXQJ LQ +HUNXQIWVOlQGHUQ XQG 'HXWVFKODQG 23)(5+,/)( 81' 23)(56&+87= 'XUFK 8QWHUVW W]XQJ GHU 0LWJOLHGV 2UJDQLVDWLRQHQ GLH VLFK XP 2SIHU N PPHUQ 9(5%(66(581* -85,67,6&+(5 5$+0(1%(',1*81*(1 8QWHUVW W]XQJ YRQ 0D‰QDKPHQ GLH GLH VWUDIUHFKWOLFKH 9HUIROJXQJ YRQ 0HQVFKHQKlQGOHUQ VRZLH 2SIHUVFKXW] XQG HQWVFKlGLJXQJ YHUEHVVHUQ +LHU]X JHK|UHQ DXFK SROLWLVFKH )RUGHUXQJHQ XQG ,QLWLDWLYHQ


GEMEINSAM Ausgewählte Mitglieder:

Vorstand von *(0(,16$0 *(*(1 0(16&+(1+$1'(/: Frank Heinrich (MdB), 1. Vorsitzender, Thorsten Riewesell (Jumpers e.V.), 2. Vorsitzender, Uwe Heimowski, Gerhard SchĂśnborn (Neustart e.V.), Rebekka Cuhls (Die Heilsarmee in 'HXWVFKODQG .G|5 *DE\ :HQWODQG 0LVVLRQ )UHHGRP H 9

IMPRESSUM IMPRESSUM

)&3"64(&#&3 HERAUSGEBER: (&.&*/4". (&(&/ .&/4$)&/)"/%&- F 7 GEMEINSAM GEGEN MENSCHENHANDEL e.V. "OTDISJGU "CHFPSEOFUFOCĂ›SP 'SBOL )FJOSJDI %FVUTDIFS #VOEFTUBH Anschrift: AbgeordnetenbĂźro Frank Heinrich 1MBU[ EFS 3FQVCMJL #FSMJO Deutscher Bundestag 1IPOF Platz der Republik 1, 11011 Berlin 'BY Phone: + 49 30 227 71983 JOGP!HFNFJOTBN HFHFO NFOTDIFOIBOEFM EF Fax: + 49 30 227 76729 XXX HFNFJOTBN HFHFO NFOTDIFOIBOEFM EF info@gemeinsam-gegen-menschenhandel.de GBDFCPPL EF HFNFJOTBN HFHFO NFOTDIFOIBOEFM www.gemeinsam-gegen-menschenhandel.de 7PSTJU[FOEFS 'SBOL )FJOSJDI .E# facebook.de/gemeinsam-gegen-menschenhandel 7PSTJU[FOEFS 5IPSTUFO 3JFXFTFMM 1. Vorsitzender: Frank Heinrich, MdB ,POUPWFSCJOEVOH &WBOHFMJTDIF ,SFEJUHFOPTTFOTDIBGU F( 2. Vorsitzender: Thorsten Riewesell #*$ (&/0%&' &, *#"/ %& #-; ,POUP FOTOS / ILLUSTRATION: '0504 *--6453"5*0/ Titelbild: Aktion “In The Long Runâ€?, Mira Lee S. 05: Jana Koch-Krawczak 5JUFM "MBNZ 1IPUP :PLP "[J[ S. 06: Superbass / CC-BY-SA-3.0 4 /FU[XFSL HFHFO .FOTDIFOIBOEFM F 7 4 MJOLT ,MBVT 8Ă•MĂĄ F SFDIUT 5IJMP 1BSS (via Wikimedia Commons) 4 /FU[XFSL HFHFO .FOTDIFOIBOEFM F 7 S. 08/09: Daniel Janzen, typowerk GbR 4 *BOB .BUFJ 3*$)5*( #3 +Ă›SHFO ,BU[VS S. 10: Erik Schmidt 4 .JSB -FF S. 12: Prof. Dr. Joachim Renzikowski 4 QSJWBU S. 14: Mira Lee (oben, unten links), 4 .JSB -FF Benjamin Gross (unten Mitte, unten rechts) 4 .JSB -FF S. 15: Benjamin Gross, 4 .JSB -FF facebook.com/BenGrossPhotography 4 #Ă›OEOJT HFHFO .FOTDIFOIBOEFM [VS "SCFJUTBVTCFVUVOH S. 16: Neustart e. V. 4 /FU[XFSL HFHFO .FOTDIFOIBOEFM F 7 S. 17: SOLWODI Deutschland e. V. 4 40-80%* S. 20: stadtklangfluss 4 4IPX ZPVS -PWF 4 %JF )FJMTBSNFF JO %FVUTDIMBOE ,EĂ•3 S. 21: privat 4 .JTTJPO 'SFFEPN F 7 RĂźckseite: Aktion “In The Long Runâ€?, Mira Lee 3Ă›DLTFJUF J4UPDL 5FFO JO EFQSFTTJPO "MEP .VSJMMP REDAKTION: 3&%",5*0/ Vorstand des Vereins GEMEINSAM GEGEN 7PSTUBOE EFT 7FSFJOT (&.&*/4". (&(&/ .&/4$)&/)"/%&- F 7 MENSCHENHANDEL e.V., Rebekka Cuhls, Gerhard SchĂśnborn (FSIBSE 4DIĂ•OCPSO 3FCFLLB $VIMT KONZEPTION & GESTALTUNG: ,0/;&15 %&4*(/ Mira Lee XXX NJSBMFF EF DRUCK: %36$, flyeralarm GmbH ĂĄ ZFSBMBSN (NC)

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GEMEINSAM GEGEN MENSCHENHANDEL DE

Kindermädchen gesucht. Unterkunft garantiert. Deutschkenntnisse nicht erforderlich.


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