Danach. Eine Frage der Kultur
Gesellschaft für Kulturpolitik OÖ
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Vorbei die Ruhe der Käfighaltung, in der sich Gottfried Hattinger, wie er schreibt, gar nicht so unwohl gefühlt hat. In seinem Text gibt er nun ein Plädoyer ab, u.a. für den Mut, noch einmal auf die eigenen Strukturen hinzuschauen, im Kulturgefüge, und sie doch zu überdenken.
Ein Blick zurück und ich bemerke – wir haben im ersten halben Jahr viele Fragen gestellt, eine gute Strategie, wenn man sich neu verorten muss. Markus Reindl hat in den ersten 5 Gesprächen hinter Schaufenstern zur Reflexion eingeladen und für Magazin #2 einige wesentliche Passagen zum Nachlesen ausgewählt. Ich freu mich sehr auf die kommenden Gespräche und danke an dieser Stelle allen Gästen & Gastgeber:innen.
Weniger, aber längere Texte, weniger, aber intensivere Projekte erwarten Euch auf den kommenden Seiten und in den kommenden Monaten: Im September eine Ausstellung für Danach – Later – kuratiert von Katharina Lackner mit Positionen von Nicole Six / Paul Petritsch, Sarah Descristoforo und Wendelin Pressl. Sie thematisieren – auch – die Fugen und Lücken und Verschiebungen, die sich im Denken an Danach bereits in der Gegenwart auftun. In ihrem Text zur Ausstellung, der sich assoziativ mit den ausgewählten
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Lisa Spalt – prämierte Autorin und Utopiensammlerin – kuratiert eine Konferenz, die einlädt, ausgehend von Pflanzen Geschichte, Gesellschaft und Menschen neu zu denken. „Es geht um Kolonialismus, Weltbilder, Feindbilder, (…) um ein anderes Erzählen der Welt“ - und Rotkäppchen spielt eine wesentliche Rolle dabei.
Statements zu Danach
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Danach?
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Die Künstlerinnen Sara Piñeros & Gabriela Gordillo schreiben über zeitbasierte Bilder, die Bearbeitung von Videos undMöglichkeiten, sich von ihnen ins Danach transportieren zu lassen.
Later
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Geh’ du voran
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Und Victoria Windtner schreibt über Ahoo Maher, deren Bilder den Schwerpunkt begleiten. In ihren wunderbaren Arbeiten spiegelt sich so vieles, was vor allem ihre Generation in dieser post- oder prä- oder mittendrin-pandemischen Situation beschäftigt: Erschöpfung, Verlust, Verletzlichkeit aber auch Sehnsucht nach und Freude an körperlicher Nähe.
Rotkäppchens Beutel
Vielen Dank allen, die an dieser Ausgabe mitgearbeitet haben, den Autor:innen, den Künstler:innen, und ganz besonders Andrea Ettinger für ihre offenbar nie versiegende Geduld.
Veranstaltungen
Viel Freude beim Lesen,
Diverse
Gottfried Hattinger
Stille, bis es vibriert Victoria Windtner zu Ahoo Mahers Arbeiten
Ausstellung für Danach Katharina Lackner
Jana Waldhör zu Ernst Fettner
Konferenz zu Danach Lisa Spalt / IPA
Where the mind wants to go Gabriela Gordillo, Sara Piñeros
Danach (never comes) Markus Reindl und Gäste
Kulturpolitik wagen! Thomas Philipp
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Tickets / Abo / Impressum
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Veranstaltungskalender
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Wiltrud Katherina Hackl
Chefredakteurin, Geschäftsführerin gfk oö
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Editorial
Danach. Eine Frage der Kultur
Hin- und hergeworfen zwischen Polen, als würde jemand einen kosmischen Flipperautomaten bedienen, mit großem Spaß daran, uns herumzuschupfen, während wir verzweifelt versuchen, uns an dem einen oder anderen Zu- und Umstand ein bissl festzuhalten.
Mit einem Danach von kulturpolitischen Prozessen auf kommunaler Ebene setzt sich unser Projekt Kulturpolitik wagen! auseinander. Thomas Philipp zieht eine visuelle und textliche Zwischenbilanz.
Inhalt
Positionen aber auch mit ihrer eigenen Position als Künstlerin & Kuratorin auseinandersetzt, macht Katharina Lackner bereits herrliche Zeiten und neue Blickachsen aus, die im Nebel durchschimmern.
„Ich sehe eine Welt der Egoisten, in der es nur um das eigene Wohlbefinden geht, um das IchIchIch.“ „Wir merken jetzt, dass gemeinsam alles viel besser geht. Es wäre schön, wenn wir einiges mitnehmen könnten, ins Nachher“ – Statements zweier Gesprächspartnerinnen von Markus Reindl in unserer Serie Danach (never comes), die hervorragend die Ambivalenz verdeutlichen, in der wir seit Monaten uns neu sortieren und zurechtfinden müssen.
Eva Kreinecker, Lehrerin Danach habe ich gar nicht gefragt, dachte sie, drehte sich um und tastete blind ins Vorher. Doch es war niemand mehr da, nach dem sie greifen hätte können. Und ganz plötzlich und unvermutet öffnete sich ihr Blick für das Jetzt und sie war wieder da, und das Leben folgte ihr nach.
Brigitte Wimmer, Pensionistin Danach ist eine Enthüllung, ein Vorgang, ein Verlauf und ein Anfang. Danach ist der Beginn einer neuen Zeit, die jetzt schon ihr Danach verborgen hält. Und somit ist Danach das, was wir gerade erleben. Laura Wiednig, Angestellte Danach ist für mich immer etwas Spannendes, Aufregendes, Unsicheres. Eigentlich ist es beeinflussbar, irgendwie aber auch nicht. Danach ist für mich wie morgen, also das Danach von heute. Was passiert morgen, der Terminkalender ist voll und alles ist genau getimt, doch wer weiß, was heute noch geschieht. Ich bin dem Danach gegenüber immer etwas skeptisch und begegne ihm mit Respekt, habe aber keine Angst davor. Manchmal macht es mich verrückt, dass ich nicht immer alles in der Hand hab, doch eigentlich ist es gut, dass ich nicht alles beeinflussen kann und bis zu einem gewissen Grad die Dinge einfach geschehen lassen muss. Denn wer hat die Zeit und die Kraft, alles beeinflussen zu können. Wer will wissen, was danach passiert, wer will schon heute wissen, wie der Tag morgen wird… das macht einen ja verrückt.
Statements zu Danach
Renée Chvatal, Modedesignerin Danach ist alles, was jetzt noch nicht ist, was später sein wird und was wir jetzt daraus machen. Jeder für sich und alle gemeinsam, für unser Danach. Dana Hajek, Studentin Danach – das unbeschreiblich schöne, vollkommene Gefühl danach. Sei es eine Wanderung, eine bestandene Prüfung, alle geschafften Aufgaben oder Tätigkeiten – verbunden mit einem wunderbaren, von Innen wärmenden Gefühl, das danach seine Wirkung entfaltet. Ein Gefühl von Wärme und Zufriedenheit, das sich im Körper ausbreitet und Entspannung auslöst.
Erfragt und zusammengetragen von Annemarie Pils
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Stefan Eibensteiner, Angestellter Danach sind wir als Gesellschaft hoffentlich etwas klüger und mutiger geworden! Ich drücke es positiv aus: Ein Virus hat es geschafft unseren Politiker:innen Entscheidungen abzuringen, die das gewohnte Leben vieler Menschen auf den Kopf gestellt haben. Und egal ob plausibel oder nicht, zumindest verlangten sie den Entscheidungsträger:innen eine ordentliche Portion Mut ab. Diesen Mut wünsche ich mir danach auch für unsere Gesellschaft bei Fragen zur sozialen Ungerechtigkeit, zur Armutsbekämpfung oder zum Klimawandel… Und als erstes werde ich danach meine Großeltern umarmen.
Sabine Weissensteiner, Buchhändlerin Die letzte Seite – es ist Danach – Glück (es war wirklich gut) - Trauer (es ist zu Ende) Am Morgen danach beginne ich ein neues Kapitel. Kann lachen, weinen, mich in den Geschichten des Lebens verlieren. Davor und Danach.
Danach. Eine Frage der Kultur
Beate Rathmayr, Künstlerin Danach ist eine Schachtel ungespitzter Farbstifte, ein Knick in einem leeren Blatt Papier, eine unleserliche Anmerkung im Buch, eine Stecknadel in der Fuge des Holzschiffbodens, ein Loch in meinem Pullover, ein Papierfuzel, das unbeirrt immer wieder irgendwo auftaucht, eine Frage, die gestellt wurde, ein Nähfaden, der eine Form gefunden hat, eine Melodie, die den richtigen Text sucht, eine Geschichte, die man nur in Bruchstücken nacherzählen kann, eine Filmsequenz, die bleibt.
Jos Diegel, Künstler & Filmemacher Danach ist auch keine Lösung Danach beginnt von hier aus betrachtet, wenn du das gelesen hast, also nach dem Text, den du jetzt liest. Während du das liest, wird mir klar, alles Warten auf Danach ist Selbstbetrug. Meine Vorstellung von Danach ist nie präzise. Danach fühlt sich auch immer anders an als in meiner Vorstellung. Wenn es real und unmittelbar geworden ist, ist es nicht mehr Danach. Danach ist ganz schön, um etwas dahin zu verschieben. Wenn wir mal ehrlich sind, Danach ist kein Versprechen, Danach ist ein Aufschub. Danach ist eigentlich eine Dystopie. Alles was auf danach verweist, erscheint nicht als Priorität im Hier und Jetzt. Hier und Jetzt gehen wir auf, Danach gehen wir nicht auf, Danach geht allenfalls in uns auf. Danach hat grundsätzlich das Potential, unter Stress zu setzen. Ein Danach kommt selten allein. Danach wird zum Stress, wenn es nicht alleine ist, sondern sich in eine Serie von Danach einreiht. Dann ist alles in diesem Moment nur vom Danach geprägt. Danach ist Teil einer ständigen Selbstausbeutung und Selbstoptimierung. Wenn ich jetzt die ganze Zeit nachdenke über Danach bin ich viel zu sehr darin verhaftet. Dann setzt mich Danach unter Stress. Es gibt immer ein Danach, aber was fange ich damit an, dass ich das weiss und dass du das weisst. Danach verschiebt die konkrete Aktion. Danach ist nicht mehr Teil der Handlung. Danach ist weniger eine Ansage an die Zukunft als eine Absage an das Hier und Jetzt. Danach ist das, was dabei hilft, genauso weiterzumachen wie bisher. Solange es Danach gibt, kriegst du deinen Arsch nicht hoch. Danach ist drauf und dran, ein Gradmesser von zeitlicher Korruption zu werden. Danach hört sich inzwischen an wie Getöse in der Ferne. Danach steht nichts im Weg. Die Frage ist aber vielmehr, was steht in diesem Moment im Weg, dass es ein Danach braucht. Die konkrete Tat beginnt nicht Danach. Danach, das beginnt, nachdem du das gelesen hast und ist jedenfalls gleich wieder vorbei. Jetzt kannst du dich fragen, für den Fall von Danach - was tun?
Manche Auguren sagen uns, dass danach nichts mehr sein wird wie davor; andere wiederum, dass danach wieder so sein wird wie davor, dass alle weiter werkeln als wäre nichts geschehen – wie beim Dornröschen, nachdem es wachgeküsst wurde. Die Wirklichkeit liegt wohl irgendwo dazwischen. Eine Lehre aus der Leere veranschaulicht jedenfalls, wie wichtig der gemeinsam geteilte Raum ist, der unmittelbare Dialog und das kulturelle Erlebnis, das uns das Blut in frischere Wallungen bringen soll, wie es Schiller fordert von der Kunst. Persönlich gestehe ich, dass ich mich währenddessen eigentlich eine Zeit lang ganz wohl fühlte in der Käfighaltung. Langzeitprojekte abgeschlossen, neue konzipiert, lange Spaziergänge im Wald, Wiederlesen alter Bücher, usw. Leere Terminkalenderblätter, leere Weinflaschen. Solch stille Zeiten der Konzentration mit wenig Verpflichtungen möchte ich auch danach manchmal gerne haben. Obwohl ich bei zu viel Ruhe schon auch mal unruhig werden kann.
Ob danach alles anders sein wird? Neue Kultur-Mutationen? Zweifel. Wir werden ja sehen. Schließlich habe ich davor mit ganz wenigen Ausnahmen positive Erfahrungen erlebt und mit vielen großartigen Persönlichkeiten arbeiten dürfen. So soll es auch danach sein.
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In der Zeit der Vereinzelung hat sich immerhin deutlich herausgestellt, wie sehr die Zündfunken guter Gespräche fehlen. Vielleicht hätte es auch diversen Kulturbetrieben gutgetan, die Zeit zu nutzen, um mutig über eigene Strukturen nachzudenken. Beispielsweise, ob die hierzulande strengen Hierarchien und absolutistisch geführten Kulturtanker noch zeitgemäß sind. Dabei geht es nicht um hoch dotierte patriarchalisch geführte Instanzen versus promiskuitive künstlerische Swinger-Clubs, sondern um den Bedarf nach fruchtbaren, sorgsamen Prozessen des Gestaltens, an denen mehrere gute Kräfte gleichermaßen beteiligt sind. Anderswo ist längst ein Strukturwandel zu beobachten, wobei selbst für die Leitung
großer Kunstveranstaltungen nicht mehr die üblichen „flying curators“ gesucht werden, sondern Kuratoren- oder Kuratorinnenteams, die für gute Balance im symbiotischen Kulturgefüge sorgen, enger mit lokalen guten Kräften operieren und auf faire Bezahlung der beteiligten Künstlerschaft achten sollen, was immer noch nicht selbstverständlich ist. Für danach würde ich gerne – wie schon davor – ganz altmodisch für mehr Gelassenheit, mehr Humor, mehr Frechheit, weniger Betulichkeit, weniger Wichtigtuerei, weniger Eitelkeiten plädieren. Weniger Correctness-Polizei wage ich auch noch anzufügen. Non multa sed multum! schrieb Anton von Webern an Alban Berg: Nicht vielerlei, sondern viel! Unsere Veranstaltungsmaschinen müssen ständig gefüttert werden, damit ja kein Leerlauf entsteht. Gleichzeitig wird beklagt, dass zu wenig Budget vorhanden ist. Wäre eventuell auch ein Vorschlag für danach, die Rastlosigkeit zu reduzieren und Vorhaben, die wichtig erscheinen, sorgsam zu planen und mit entsprechend großzügigeren Mitteln auszustatten, dafür auf einige ephemere Schnellschüsse zu verzichten (obwohl die manchmal einen Reiz haben können & Spontanes sollte ja auch nicht ausgeschlossen sein in der Kultur).
↗ hattinger.org
Danach. Eine Frage der Kultur Rose Ausländer
Gottfried Hattinger
Danach. Eine Frage der Kultur
Es ist alles anders geworden oder sind wir es die anders wurden oder ist alles Andere anders als wir es sehen
Danach?
Gottfried Hattinger ist freiberuflicher Auftrags- und Saisonarbeiter in Sachen Kunst/Kultur. Konzeptionen/Gestaltungen von Festivals, Zyklen, Ausstellungen, Einzelveranstaltungen. Zuletzt künstlerischer Leiter KulturRegion Stuttgart („Unter Beobachtung. Kunst des Rückzugs“, 2020); 2021 Kurator Ausstellung „Weltmaschine“ Schlossmuseum Linz.
Danach. Eine Frage der Kultur
Diese stillen Momente, festgehalten in Fotografien, bilden den Ausgangspunkt für ihre malerische Werkserie After. „Mir ist aufgefallen, wie friedlich die Menschen an diesem oft leeren Tag nach dem Feiern sind“, erinnert sich die Künstlerin. Die Figuren in ihren Bildern sind zur Ruhe gekommen und Maher verdeutlicht malerisch die regenerative Bedeutsamkeit dieser Zeit. „Ich nehme die Figuren aus den Partyfotos, positioniere sie anders und es entstehen Szenen wie aus einem eingefrorenen Film“. Diese Momente erwachsen aus der Abnabelung vom Davor, die Raum und Legitimation geben für Langsamkeit, ausbleibende Produktivität und Selbstreflexion. Im Jahr 2020 nutzte die Künstlerin die neu verfügbar gewordene Zeit, um diese Dokumentationen aus einer prä-pandemischen Partyzeit in großformatigen Arbeiten weiterzuentwickeln. „Oft saß ich den ganzen Tag im Atelier einfach nur da, schaute vor mich hin und konnte überhaupt nicht malen“. Es ist eine Phase, in der Maher versucht zu fassen
und zu verarbeiten, was im Zuge der Coronapandemie auf der Welt passiert und sich verändert. „Die Kunst war die einzige Möglichkeit aus der eigenen Wohnung zu kommen“, erinnert sie sich, „die Malerei war ein Fluchtweg, denn ich muss malen, sonst geht es mir nicht gut“. Das Danach verwandelt sich unauffällig in eine Übergangsphase, eine Wartezeit zwischen Davor und Danach. In der Ruhe beginnt es leise zu vibrieren. After Quarantine bezieht sich auf eine gemeinsam, aber körperlich getrennt voneinander durchlebte Quarantäne aufgrund einer Coronaerkrankung. In der (Wieder)annäherung der Körper in Mahers Bildern schwingt erlösende Kraft. Manche der in Öl gemalten Bilder aus der Serie After strahlen friedliche Introspektivität und Ruhe aus. Im Kontext ihrer pandemischen Verortung verdeutlichen sie die niederschmetternde Erschöpfung, den schmerzlichen Verlust und die Verletzlichkeit, unter anderem dieser Generation. „Die letzte verbliebene Widerstandskraft ergeht sich darin, diese Erschöpfung ungeschönt öffentlich zu machen“ resümiert Wiltrud Hackl.
per“, erklärt die Künstlerin. Die einzeln und behutsam auf der Toilettenbrille aufgelegten Blätter des rauen, federleichten Toilettenpapiers bilden eine Grenze zwischen dem eigenen Körper und der Geschichte dieses Ortes. „Die Toilette ist ein Raum, den andere bereits vor mir benutzt haben und dann komme ich und muss es für mich passend machen“, erklärt die Künstlerin. Aus dem Austausch mit anderen Frauen und Freundinnen weiß Maher, „jede macht es anders und hat ihren optimalen Weg, das Papier aufzulegen. Männer sehen Toiletten ganz anders, weil sie - im Gegensatz zu Frauen - hier nicht sitzen müssen“. In der kleinformatigen Werkserie zeigt sie die Verwobenheit des höchst Privaten mit zahlreichen sozialen und gesellschaftsrelevanten Metaebenen.
Mit Ölfarben malt Maher erst seit dem letzten Jahr, eine Freundin hat sie ihr geschenkt. Öl bietet der Künstlerin die Möglichkeit, mit mehreren Schichten flache Ebenen entstehen zu lassen. Mit weichen Konturen und gedämpften, satten Farben baut sie vor oft schlichten Hintergründen individuelle Minigeschichten. „Ich möchte, dass die Menschen kurz stehen bleiben, innehalten und die Welt von meinem Blickwinkel anschauen.“
2009 kam Ahoo Maher aus dem Iran nach Wien, um Musikpädagogik zu studieren, sie selbst spielt Cello. Der Wunsch beruflich im künstlerischen Bereich zu arbeiten, entstand bereits im Kindesalter. „Ich komme aus einer Künstlerfamilie“. Im Jahr 2011 wurde sie an der Akademie der bildenden Künste für das Studium kontextuelle Malerei aufgenommen, das sie 2017 abgeschlossen hat. Um ihre Freundinnen und Familie wenigstens online am neuen Leben in Österreich teilhaben zu lassen, startete sie 2009 Diary. Darin fertigte sie jeden Tag ein Bild. Acht Jahre lang dokumentierte sie in der kleinformatigen Serie, was um sie passierte, „ich reflektierte, was ich erlebte, wie ich mich fühlte und immer häufiger entstanden daraus Selbstporträts“.
Während ihres einjährigen Aufenthalts in Linz 2019 begann Maher mit der Serie Body and Privacy. Im Fokus steht eine profane Situation in einer öffentlichen Toilette. „In der Toilette bin ich ganz allein mit meinem Kör-
Formal als auch in seiner direkt adressierenden Wirkung erinnert das Selbstporträt Eye Pad unumgänglich an das Werk „Selbstbildnis mit Dornenhalsband“ der Malerin Frida Kahlo. Die formalen Übereinstimmungen sind
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zahlreich: der grüne Hintergrund, die schwarzen Haare, die frontale Haltung mit direktem Blick auf die Betrachtenden, das weiße Oberteil. Ein enger Kragen umschließt bei Maher den Hals, während dies bei Kahlo durch eine stachelige Dornenranke geschieht. Die von Dornen verletzte Haut bei Kahlo, die aufgeklebten Eye Pads bei Maher verweisen auf die Verletzlichkeit der Porträtierten. Eine Verletzlichkeit, von der die Porträtierte mit Stärke und Entschiedenheit der Welt wissen lässt und vermittelt, dass es sich dabei um keinen Mangel handelt. In der Sichtbarmachung wird der mögliche Ruf nach Reparatur und Wiederherstellung kritisch reflektiert. Weitere kunsthistorische Bezugspunkte lassen sich zu David Hockney und Lucian Freud ertasten. Maher hält unaufgeregt und konzentriert profane Momente fest, aus jedem Farbpigment tönt der Geist des jeweiligen Augenblicks. Ihre Werke sind von einer feinen feministischen Kraft durchzogen und strahlen unaufdringlich und warm bis ins Innere der Betrachtenden.
Victoria Windtner schreibt über zeitgenössische Kunst und gegenwärtige Phänomene, arbeitet als Kulturarbeiterin und forscht als Doktorandin der Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz.
↗ victoriawindtner.at @vicawind
Magazin #2 2021
↗ ahoomaher.com @diary_ahoo_maher
Victoria Windtner
Danach. Eine Frage der Kultur
Jahrelang sammelte die Künstlerin Ahoo Maher Fotografien aus Tagen Danach. Aus Tagen, die auf Nächte folgten, in denen gefeiert, getanzt, geredet, getrunken, gelacht und alles an Energie herausgelassen wurde. Aus Tagen, in denen sich ein ruhiges Danach entfaltete, aus einem wild ausgelassenen Davor.
Danach. Eine Frage der Kultur
Later. Eine Ausstellung für danach
Katharina Lackner
Angenehm ist es, mit Sarah Decristoforo, Wendelin Pressl und SixPetritsch ein wenig im Nebulösen des Danachs abzuhängen. Wir drehen uns herum in diesem Zustand des nicht-genau-Wissens was es werden wird; doch mit uns hängt dort in der Ecke das locker gestrickte Vertrauen, das trotz Nebel gut erkennbar ist. Mit der Einladung der Künstler:innen kommt frisches Flimmern ins Thema. Jenes schon erwähnte Flimmern, in und mit dem sich die Dinge auftun und nicht abschließen. Wenn ein Bild oder ein Wort die nächste Assoziation lostritt und man sich mit den eigenen und fremden Gedanken im Rollen hält. Max Goldt schreibt über die Kugeln in unseren Köpfen und diese setzen sich nun geschmeidig in Bewegung. Oft rollt es nicht nur, sondern dreht es sich auch ein wenig im Nebulösen, das beim Denken entsteht, ob man nun eine Ausstellung, ein Kunstwerk plant oder festzustellen versucht, ob denn dieses Danach nun schon da ist oder nicht. Dieser Nebel macht es schwierig zu erkennen, ob es schon begonnen hat oder ob wir es nur in seiner Form so nicht haben wollen und lieber weiter warten, auf eine neue Version, ein Update. Updates sind komplex. Denn gerade hat man sich an einen Ablauf gewöhnt, sind die Shortcuts endlich in Fleisch und Blut übergegangen, da ändert sich etwas. Oft nur ein wenig, aber grade so, dass es nicht mehr flutscht, nicht absehbar ist, wann man sich ans Neue gewöhnt haben wird, oder ob man sich ans Neue, weil schlechter, gar nicht gewöhnen will. Im schlimmsten Fall passt das Update auch nicht mehr zur Hardware und man kann die Sache als Ganzes in den Wind
schreiben. Der Wind bringt Sand mit sich und der kommt einem dann ins Flowgetriebe. Und dann ist da noch das Problem mit den Superlativen, die da Hand in Hand strahlend über die Blumenwiese des Überarbeiteten, mit den neuen noch nie dagewesenen Funktionen daher gelaufen kommen. Sie grinsen einen an mit ihren weißgrellen Colgatezähnen. Blenden, behaupten viel und halten wenig. Wie war das nochmal bei Josef Hader: „da wor i nu nit“ und schon bohrt er mit dem Finger so tief in die Nase, dass der in der Hölle wieder rauskommt. Die Hölle des größterersterschnellsternochniedagewesenen und überhaupt immer eh alles neu erfunden zu haben, zu wissen wie es läuft, ganz allein im Leben und mit eh allem anderen auch. Das ist besser für dich. So geht das. Ach so. Blenden dauert aber nicht für immer und die, die - während sie nicht klar sehen konnten - mal kurz stehen geblieben sind, baden Danach auch nicht im braunen Schlammloch, in das die anderen als erstes gesprungen sind. Und gut läuft es sich mit sauberen Schuhen.
Gar nicht so schlecht hier im Durchgang. Es dreht sich, wir drehen uns, um uns. Ein Loop. Es fängt von vorne wieder an, wie vorher. Wie vorher soll es sein. Wie ist es vorher? Wir warten, passiert noch was? Wars das? War da was? Wir sondieren, aber was genau und womit? Brauchen wir neue Apparate? Warten. Tun als ob nichts gewesen wäre. Stellen uns neue und alte Fragen. Später, later, neue Tage brechen an. Wir tasten uns voran, erkunden den Nebel, fahren auf Sicht. Machen neuen Nebel. Braucht uns das Danach? Trägt der Boden? Gedanken zu künstlerischen Interventionen zum und mit dem Danach. Ein Versuch, die Kunst und das Danach zu umschreiben, ein geschriebenes Suchbild.
Überhaupt hat man ein Problem mit Autorität, fällt es einer schon schwer, Rezepten zu folgen - so wie mir - dann steht man vor einigen Entscheidungen und vielen Fragen nicht nur die Updates betreffend. Wer bestimmt über meine Updates? Und um wen dreht sich denn nun die Welt? - sind zwei davon. Auch Wendelin Pressl stellt sich diese und setzt auch gleich eine Videoantwort als Satzzeichen dazu. Sagt einer „Wendelin Pressl“, taucht unweigerlich das Wortkonstrukt „Um-dieEcke-denk-Fernrohr“ in mir auf. Ist er doch Meister des Experiments, des Bastelns und
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Orbis Volubilis Wendelin Pressl 2009-2020, bewegliches Objekt, rotierendes Souveniertellerchen aus Effelsberg, wo Europas größtes Radioteleskop in den Weltraum „horcht“
Das exoaxiale Weltbild — davor danach davor danach davor Wendelin Pressl 2009/2021, Videoloop, 2 min
Beobachtungshilfe! Wendelin Pressl 2010, Spiegel auf zu Gelenkverbindungen verschraubten Holzlatten
This is the Light of a new Dawn Sarah Decristoforo 2021, Stoffinstallation
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Danach. Eine Frage der Kultur
man im Nebel doch nicht nur die Übersicht, sondern vor allem auch seine Verfolger ab. Sarah Decristoforo textet Central zu Later um, macht Ort zu Zeit, ganz orts- und zeitbezogen für das Projekt, aber wohl auch ein wenig für sich selbst. Sie macht nowhere zu now-here, verdreht Buchstaben und Sinn in einer gekonnt beiläufigen Handbewegung und zeigt so die Magie des Verborgenen. Sie verschiebt was auch immer erst einmal auf Later. Sie scheint noch ein wenig in dem Dazwischen ausharren zu wollen, um dort die Zukunft zu deuten. Sie nimmt die Sache auch gleich selbst in die Hand und funktioniert das Café in eine Orakelsprechstätte um. Ungefragt bekommt man hier kryptisch und zufällig eine Deutung der Zukunft, nicht im Teesatz sondern in der Cappuccinotasse. Wie an hartgewordenen Glückskeksen beißt man sich an den transzendenten Nachrichten und Fragen die Zähne über die Zukunft aus. Fraglich ist auch, ob die Fahne, die Decristoforo über unseren Köpfen hisst, eine ist, die Gutes verheißt, von neuen Tagen spricht oder vexierartig ins Fegefeuer kippt. Sonnenaufgang in Schieflage. Es bleibt also beim Flimmern, beim Nebulösen, doch tun sich darin plötzlich herrliche Zeiten und Blickachsen auf. Ich hoffe, das nächste Update behauptet, Fahren auf Sicht is the way to go; ein mutiges, aber vorsichtiges - im Sinne von behutsam - seine Umgebung und Bedürfnisse wahrnehmendes. Ich hoffe, es entlarvt den Blender und seine Superlative mit grellen Nebelgranaten. Erich S. meinte doch im Semiotik Unterricht der 4. Klasse: „gibt man den Dingen einen Namen tötet man sie.“ Besser ist, wenn sie flimmern. Gerade flimmert es heftig und ich hoffe, das nächste Update macht die Kanten etwas menschenfreundlicher, etwas weicher, auf solchen lehnt es sic doch gleich viel besser.
12 Sep
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Sonntag
Later Ausstellungseröffnung
Eine Ausstellung für Danach kuratiert von Katharina Lackner bis 30.9.2021 / Eintritt frei Innenhof / Central
Magazin #2 2021
Die SixPetritschs waren am Land und ihre mitgebrachten Lockdowngedanken schaffen es ganz nebenbei, meinen Glauben an die Kunst zu bestärken. Mit ihrer klugen, trockenen, sich selbst aber nicht zu ernst nehmenden Art verbiegen sie vor meinen Augen Raum und Zeit und meine Gedanken noch dazu. Sie zeigen mir eine Mooreiche, die wie eine Zeitkapsel als Vorher ins Jetzt ragt und in ihrer bisherigen Beständigkeit dem Danach wissend zuzwinkert. Nebenbei drehen sich drei Videos im Kreis, die Momentaufnahmen in Überwachungskameraästhetik abspielen. Die Menschen, die die Kameras montiert und programmiert haben, werden nach erfolgter Montage unmittelbar obsolet. Entscheiden
The Oracle Sarah Decristoforo 2021, Intervention Orakeltexte für Kaffeetassen
doch von diesem Zeitpunkt an die Kameras, was wert ist aufgezeichnet zu werden. Bewegungen, Biber oder Lichtreflexe markieren von nun an sich selbst in einem Milieu, das es nicht kümmert, ob wir da sind oder nicht. Mehr als zufällig, doch nicht viel mehr. Es ist eine Sammlung von Momenten und Geschehnissen, die man schnell übersieht oder kaum Gelegenheit hat, sie wahrzunehmen - würde sich da nicht gerade die unermessliche Zeitrechnung eines Lockdowns vor einem ausbreite. An sie gekuschelt: eine neue Form der Aufmerksamkeit für Raum und Zeit. Welcher Lockdown ist das nun wieder und wie lang darf ich raus? Überhaupt: ist Lockdown Raum oder Zeit? Es war und ist unklar, wie lange wir in dieser neuen Zeitrechnung auf Sicht fahren werden. Doch nehmen wir mal an, dieser Zustandsnebel markiert etwas. Das Nebulöse markiert den Übergang. Im Falle des Projekts kommt der Nebel aus der Dose, auf Knopfdruck und im Durchgang. Im Fall' des Lebens kommt er von Corona. Er markiert Ort, Zeit und Zustand. Was, wenn es das Flüchtige ist, das anzeigt, wenn Eins ins Andere übergeht. Man sagt über Kleinkinder, dass die Übergänge von einer Situation in die andere die größten Probleme mit sich bringen. Rituale, Ankündigungen und Vorbereitung helfen ihnen, zwischen den emotionalen und situativen Aggregatzuständen zu wechseln. Aber vielleicht trifft dieser Wunsch nach Assistenzritualen ganz einfach auf uns alle zu. Japanische Architektur ist wie ein Ritual an sich, sie zelebriert das, was zwischen den Dingen, Orten und Menschen liegt. Ebenso wichtig wie das Drinnen ist die Verpackung, die Stufe, der Rand, die Schwelle, zwischen Räumen und wie es scheint, auch zwischen den Emotionen. Das Dazwischen gleichgesetzt mit dem Danach. Und dann kann es sogar passieren, dass man es verwechselt - das Danach mit dem Dazwischen - und bemerkt: gar nicht so schlecht hier im Durchgang. Beruhigend und aufregend zugleich ist der Gedanke, Nebel auf Knopfdruck zu produzieren, macht er doch ganz schön Dampf in den Gassen und den Abläufen. Selbst den Moment des Übergangs zu bestimmen. Hängt
Danach. Eine Frage der Kultur
eben auch des Um-die-Ecke-Denkens. Wie Macgyver stellt er aus einer Büroklammer und etwas Karton Welterklärungsmaschinen her, einen Souvenierteller mit Elektromotor funktioniert er zur privaten Radar-Abtastanlage um. Gekonnt lenkt er unsere Gedanken und Blicke über drei bis vier Spiegel wieder auf uns selbst zurück und der Loop rollt mit den Kugeln in unseren Köpfen um die Wette. Einer sitzt im Karussell und schreit: Mensch, die Welt dreht sich!“. Auch Pressl macht Behauptungen, gibt Antworten auf Fragen, die wir gar nicht gestellt haben. Doch charmanter und am Ende stellt er uns ganz klar wieder dort ab, wo wir angefangen haben, bei uns selbst, unseren eigenen Hinterköpfen. Die räumlichen und zeitlichen Erfahrungen der letzten Monate haben uns recht klar gezeigt, worauf unsere Kugeln am Ende zurollen: auf uns selbst und unser engstes Umfeld. Unsere isolierte Wahrnehmung unserer Isoliertheit. In den unterschiedlichsten Ausprägungen zeigte sie sich bei den einen - allein mit ihrem Buch - mal als Zeit, endlich das tun, woran im Davor nicht zu denken gewesen wäre. Die anderen - von eben diesem Buch laut ausgelacht – haben sie wahrgenommen, als sie allein mit Kind und Kegel schnell noch eine Kernspaltung über der Küchenabwasch durchführten, bevor sie an den Matheaufgaben der Kinder verzweifelten. Manche konnten aufs Land, da, wo isoliert und allein normaler sind und auch leichter auszuhalten.
Danach. Eine Frage der Kultur
Jana Waldhör
Ein Jahrhundert
In tagebuchartigen Fotoalben dokumentierte der 1921 in Wien geborene Zeitzeuge Ernst Fettner sein Leben. Die Erinnerungen Fettners, der kürzlich seinen 100. Geburtstag feierte, erscheinen im September diesen Jahres im CLIO Verlag erstmals als Buch. Es umfasst zahlreiche Fotografien, Briefe und Originaldokumente anhand derer Fettner seinen Lebensweg präzise nachzeichnet. Im Titel des Buches „Geh’ du voran“. Ein Jahrhundert klingen zwei Ebenen an: einerseits eine zeitliche, unmittelbar eingeführt durch das Wort Jahrhundert, andererseits eine räumliche, die sich durch das Bild des Voran Gehens einstellt. Denn durch Bewegung im Raum entsteht Zeit, entsteht Zeitgeschichte. Das vergangene Jahrhundert wird unter anderem anhand von Räumen erinnert: das Jüdische Waisenhaus in Baden, die elterliche Wohnung in der Denisgasse 18, die Farm in Schottland, die Gräben in der Armee und schließlich die Redaktionsräume der Zeitungen Volkswille und Volksstimme. Das Voran Gehen wiederum kann auch den Weg zurück in die Vergangenheit meinen, ein Erkunden des Davor – aber auch jenen in die Zukunft, das Danach. Auf diese Wege hat sich Ernst Fettner in seinen Erinnerungen begeben.
Während der Arbeit am Buch war es Ernst Fettner stets ein Anliegen, auch vom Danach zu berichten. „Mein Leben ist nicht nur das Exil, es ist ein kleiner Teil davon“, sagte er bei einem der Treffen. Und auch wenn dieser Teil seines Lebens im Verhältnis ein kleiner ist, so ziehen sich diese Spuren doch durch seine weiteren Lebensjahre. Doch wann beginnt das Danach, wann endet das Davor? In der Biographie von Ernst Fettner ist dies ganz klar: der Holocaust war und ist eine Zäsur. Er markiert die Grenze zum Davor. Wie kann ein Danach nach dieser Zäsur aussehen? Was ist mit jenen, für die es kein Danach gab?
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Ernst Fettner: Geh’ du voran Ein Jahrhundert Hg. v. Jana Waldhör Clio Graz gebunden ca. 220 Seiten mit zahlr. Abb. ISBN 978-3-902542-93-9 Euro 25,00 erscheint im September 2021
Fettners sorgsam verwahrte Fotografien und Dokumente verleihen seiner Erinnerung einen geradezu dokumentarischen Charakter. Und das Dokumentarische ist auch im Text spürbar: Ernst Fettner hatte immer schon einen wachen Blick, der auch seine Art, sich zu erinnern stark geprägt hat. Das über die Jahrzehnte gerettete Material kündet vom Davor, wird durch Fettners Erinnerungen ins Danach getragen und schließlich ins Jetzt. Es dokumentiert, legt Zeugnis ab und ist Mahnung. Es ist eine Aufforderung, genau hinzuhören – auch im Danach, auch im Jetzt.
Jana Waldhör wurde in Linz geboren und lebt und arbeitet in Wien als Literaturwissenschaftlerin. Zuletzt erschien Zeitspiegel. Eine Stimme des österreichischen Exils in Großbritannien 1939–1946, Hg. v. Veronika Zwerger (new academic press, 2020).
12 Okt
19.00
Dienstag
Geh’ du voran
Buchpräsentation mit Ernst Fettner und Jana Waldhör Eintritt 5/7 im Central
Magazin #2 2021
Er erzählt darin von den Jugendjahren als Halbwaise im Jüdischen Waisenhaus in Baden, der Arbeit als Lehrling in verschiedenen Wiener Betrieben vor dem Hintergrund der Machtergreifung der Nationalsozialisten, von der Verhaftung durch die Gestapo und schließlich von der schmerzhaften Erfahrung, als Siebzehnjähriger seine Familie zurück-
lassen und nach Großbritannien fliehen zu müssen. Dort angekommen, wurde er Landarbeiter auf einer Farm im Norden Schottlands, denn nur unter dieser Bedingung wurde ihm die Einreise nach Großbritannien gewährt. Nach seiner Internierung als „feindlicher Ausländer“ auf der Isle of Man fand er Gemeinschaft in der Exiljugendorganisation Young Austria in Glasgow und engagierte sich in zahlreichen Aufmärschen und Veranstaltungen politisch. Schließlich meldete sich Ernst Fettner zum Eintritt in die Streitkräfte der britischen Armee und kämpfte als Infanteriesoldat in Frankreich, Holland, Belgien und Deutschland. Nach dem Krieg war Fettner als mittlerweile junger Kommunist fest entschlossen, am Wiederaufbau Österreichs mitzuarbeiten – und zwar mit der Feder in der Hand. Er wurde Journalist, schrieb zunächst für den Volkswille in Kärnten, später für die Volksstimme in Wien und wurde später auch Präsidiumsmitglied der Journalistengewerkschaft.
Neben den Fotos gelang es Ernst Fettner auch, die Briefe seiner Familie, die er 1939 in Wien zurücklassen musste und die großteils im Konzentrationslager ermordet wurde, aufzubewahren. Darin finden sich herzliche Wünsche seiner jüngeren Geschwister, die Briefe erzählen aber auch von der Verzweiflung des Vaters, der nicht zuletzt aufgrund der tödlichen Bürokratie der Nationalsozialisten seine ganze Hoffnung in den Sohn setzte. Doch in der Abgeschiedenheit der schottischen Farm und im Umfeld einer fremden Sprache war es auch für den jungen Ernst Fettner schwierig, Ausreise-Zertifikate für seine Familie zu bekommen. Noch heute verwahrt Ernst Fettner die Briefe behutsam in einem Täschchen, das ihm von seiner Zeit in der Armee geblieben ist. Sie dokumentieren das im Verschwinden begriffene Davor, den Alltag einer jüdischen Familie zur Zeit des Faschismus und verdeutlichen auf erschütternde Weise die Auswirkungen, die der Nationalsozialismus auf viele Bereiche des Lebens hatte. Was damals mit Schikanen begann, wurde zu einem System, das für so viele Menschen den Tod bedeutete. Am Beispiel von Ernst Fettners Familie wird deutlich: wer dem Konzentrationslager entkommen konnte, wurde in alle Welt vertrieben – nach Palästina, Glasgow, Paris, Shanghai, Caracas, Venezuela und schließlich Sydney. Auch Briefe von Ernst Fettner an seine ältere Schwester Wali, die bereits im August 1938 nach Palästina emigrierte, sind erhalten. Als hätte er es geahnt, schrieb der damals an seine Schwester: „P.S. Hebe bitte meine Briefe auf, denn ich führe kein Tagebuch und es ist ganz interessant, wenn ich später einmal das lesen werde, was ich heute schreibe. Ernst.“
Danach. Eine Frage der Kultur
Geh’ du voran
Erinnerungen des Zeitzeugen Ernst Fettner
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Rotkäppchens Beutel IPA
Rotkäppologie: ein Abkommen. Mehrere Leute kommen von einem Weg ab, wenden sich den Orchideen zu, so bildet sich ein – manchmal nur scheinbar – neuer Trampelpfad. Ja, manchmal führt er einfach nur wieder dorthin, wo er immer schon hinführte. Um zu den modischen Flöhen zu gelangen, stachelten wir einander vor Jahrzehnten dazu an, uns Unmengen von Katzen zuzulegen. Heute beherrschen die langhaarigen Exemplare alle freien Märkte. Leute ohne Wohnungen – und damit ohne Angora (Agora?) – bleibt nichts anderes übrig, als die Insekten am eigenen Leib zu nähren. Sie lassen sich entweder aussaugen oder verzichten auf die Teilnahme an unseren Gesprächen, die sich fast nur noch um die sogenannten Flohmärkte drehen. Manchmal versuchen Ausgestoßene, sich behelfsmäßig in Knete auszudrücken oder uns von fern mit Lappen zu winken, aber Slangs dieser Art stoßen uns ab. Um endgültig Ruhe vor den Störenfrieden zu haben, erklärten wir unsere Katzen1 um 2000 herum zu heiligen Tieren. Die Erde verwandelte sich infolgedessen in eine nach Kot, Baldrian und Katzenminze riechende, von ätzendem Staub umwölkte Kugel. Heute? Heute ist Feierabend. Wir schnupfen auf den Parkplätzen vorm Jobcenter die giftigen Wolken. Wir rufen: „Das ist doch Kohle!“ Und die Hitze, die sich im Asphalt aufgestaut hat, schmilzt die Sohlen unserer Sneaker, sodass wir von einem Bein aufs andere hüpfen. Wir sind selbst zu Flöhen geworden. Ja, eigentlich sind wir uns, sind wir einander, ist uns die Welt fremd. Von früher scheint uns nur die Geschichte von Rotkäppchen geblieben zu sein: Immer noch zweigt die alleinerziehende Sabine sonntags
ein paar Nahrungsmittel aus dem Vorrat ab. Immer noch schickt sie ihre Tochter Rotkäppchen auf den Weg durch den inzwischen von Borkenkäfern zerfressenen Wald. Immer noch ist der Korb zu schwer für das Mädchen, aber Oma wartet eben bereits sehnsüchtig auf die Unterstützung. Sie ist seit einiger Zeit einfach zu schwach fürs Pfandflaschensammeln, und Mama hat am Wochenende Dienst. Das Kind schielt – sehnsüchtig nach etwas klischeekonformer Mädchen-Kindheit – nach den Blumen neben dem Weg. Und klar, auch Wolf Dietrich von nebenan, der den Mädchen auflauert, spielt immer noch mit. Mensch, sollen wir diese Geschichten immer wieder auf dieselbe Weise erzählen? Sollen wir nicht lieber ein Treffen zwischen der Monopolitin der terrestrischen Katzengesellschaft (MP) und Wiltrud Hackl, der Chefin der GRk (Gesellschaft für Rotkäppologie), inszenieren, damit die beiden bezüglich einer neuen Variante unserer Geschichte ein bisschen brainstormen können? Wir wollen hier doch langsam einmal ein bisschen Handlung sehen! MP Okay, wir sind an einem kritischen Punkt angelangt. Rotkäppchen streikt … WH Ja, Rotkäppchen ist müde. Das ewige Verschlungen- und Wiedergeboren werden hat Spuren hinterlassen... MP Die Frage ist ja: Warum will uns das Märchen verklickern, dass die Neugier auf vergängliche Blumen direkt in den Rachen des Wolfs führt? Dass das Interesse an der Orchidee ein Abkommen vom Weg ist? Und warum muss der Mensch eigentlich des Menschen Wolf bleiben? Wir könnten doch andere Definitionen finden … Ursula Kroeber
Le Guin, Science-Fiction-Autorin, hat vorgeschlagen, dass wir uns beim Erzählen an einer neuen Metapher orientieren2. Nicht mehr das Schwert oder Messer, von dem der Held blöde herunterbaumelt, soll unser Handeln leiten, sondern der „Carrier Bag“: das Gefäß der Sammler:innen. Ja, da haben wir natürlich wieder Rotkäppchen mit seiner Bürde. Aber letztlich könnte doch gerade der Wolf, der das Rotkäppchen und die Großmutter in seinem Körper trägt und vom Jäger quasi entbunden wird, anzeigen, dass auch ein neues Leitbild für unser Handeln möglich ist, dass auch Wölfe tragen können, wenn sie nur wollen. WH Ah, wie einfach war diesbezüglich die französische Version Ende des 17. Jahrhunderts: eine platte, moralisierende Geschichte, die Charles Perrault da verfasst hat – Rotkäppchen wird gefressen und aus. Aber diese Sehnsucht nach Happy End, nach Auferstehung, Wiedergeburt… – die machte alles komplex. In manchen Versionen möchte der Wolf sich nun gar entschuldigen, möchte, dass ihm Rotkäppchen verzeiht. Das ist doch alles sehr ermüdend. Rotkäppchen will keine Absolution erteilen, was soll es denn noch alles wollen müssen? Rotkäppchen sollte diesen Korb loswerden… MP Ja, und wir beschäftigen uns mit dem Beutel, der Buchtung, in der alle etwas tragen, in der alle sich betten können. – Wäre Rotkäppchen es der Geschichte schuldig, Orchideen zu pflücken und in den Beutel zu legen? Oder leiten die Blumen vom Eigentlichen weg? Geht es eher darum, sie stehen zu lassen? Ist Rotkäppchen die, die von Umweltschutz nix kapiert, durch den Wald pflügte und ihn zerstörte und jetzt endlich zur Besinnung kommt? Ist sie andersrum die Einzige, die die Schönheit des Waldes würdigt? Oder gibt sie gar die Ästhetin, die die Bedürfnisse Bedürftiger völlig vergisst, die Orchideen sammelt, anstatt Nüsse für die Großmutter zu pflücken? Es ist hier alles leider unheimlich symbolisch, wir berühren sehr heikle Dinge, aber so viel kann ich schon sagen: Letztlich muss auch überlegt werden, wie wir unsere Populationen – die der Katzen und die der Menschen – verringern, ohne einander zu Wölfen zu werden. Rotkäppchen
stellt den Korb, den nährenden Uterus, ab. Auch das kann assoziiert werden. Sie verstehen? Für uns wird es jedenfalls, denke ich, am sinnvollsten sein, wenn wir unserem Vorbild Felis daemon nacheifern und uns zu diesem Zweck mit Felis sylvestris caucasica vereinigen. Letztere existiert nämlich nicht. Wir werden uns also bald verdünnisieren. WH Ein schönes Stichwort - die Erzählung entfremdet Rotkäppchen ja vom Wald, von der Großmutter und auch von der Mutter, die sie immerhin auf diesen Weg schickt. Nur den Laib Brot und den Topf Butter, die trägt sie bei Perrault nah am Körper - den Korb haben ihm ja erst die Grimms aufgebürdet... Ein bizarrer Gedanke - das mitgebrachte Essen spielt keine Rolle, weil Rotkäppchen letztendlich selbst das Essen ist. Sie bringt nicht Brot und Butter oder Wein und Kuchen, sie bringt sich selbst. Sie ist gleichzeitig Beutel und Gesammeltes. Wie Sie bereits sagten: es ist hier alles leider unheimlich symbolisch… MP Da hätten wir dann noch eine Ebene: die Frage danach, was gebraucht wird, was garantiert werden muss. Wir werden uns Expertinnen einladen müssen, die in dem Gewebe dieser Assoziationen etwas Ordnung schaffen. Aber jetzt möchte ich Sie erst einmal zur Flöhe-Verkostung einladen3. Werden wir Beutel, fressen wir gewisse Phänomene einfach auf! Vielleicht gibt’s ja auch Neophyten-Salat? Wenn ja, könnten wir uns gleich auch überlegen, ob wir das ach so Fremde damit inkarnieren oder uns wieder nur in eine Sackgasse der bösartigen Ignoranz begeben. So eine Rotkäppchen-Beutel-Geschichte ist wirklich vermintes Gebiet. Es geht schlichtweg um alles, wenn wir sie deuten. Fangen wir also vielleicht vorsichtshalber mit den Blumen an, – mit jenen bisher nur kurz erwähnten Blumen am Wegesrand.
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Katze: Das Wort „Katze“ oder „Geldkatze“ wurde im Mittelalter fürs Portemonnaie verwendet. Es wäre aber auch möglich, hier an die neunschwänzige Katze zu denken, eine Peitsche aus neun Schnüren oder neun ledernen Riemen mit je einem Knoten. Ursula Kroeber Le Guin: The Carrier Bag Theory of Fiction Flöhe-Verkostung: Verkostung essbaren Geldes aus der Fabrikation des Instituts für poetische Alltagsverbesserung.
mit Vorträgen, Beiträgen, Lesungen und Filmen von Sabrina Bühn
Renate Pittroff
Monster: damals und heute. Von grünen Invasoren und ihrer ökologischen Bedeutung
Schleimpilz-Orakel Habitat für Physarum Polycephalum
Vegetationsökologin mit besonderem Augenmerk für invasive Spezies
Regisseurin, Performerin und bildende Künstlerin und betreibt u.a. mit Christoph Theiler das Label und den Off-Space wechselstrom in Wien.
Sonja vom Brocke
Gertrude Saxinger
Düngerkind
& Frank Patterson
studierte Philosophie, Anglistik und Germanistik u.a. in Köln und Paris, lebt in Berlin. Zuletzt erschienen: Mush. Gedichte, kookbooks, Berlin 2020, Düngerkind. Gedicht, Verlag Peter Engstler, Ostheim/Rhön 2018
Julia Grillmayr
Literatur- & Kulturwissenschaftlerin, Journalistin, Wissenschaftskommunikatorin, Wien und Linz. Forscht zu Szenario-Techniken in zeitgenössischer ScienceFiction-Literatur und Futurologie. Radiosendung Superscience Me. Die restliche Zeit verbringt sie in den Wäldern der Donauauen und Steppschuhen.
Der Realismus der Erdäpfel Florian Huber
lebt in Lüneburg und arbeitet an der Leuphana Universität zum Verhältnis von Literatur und Lebenswissenschaften.
Ökologie und Fantasie – Blaschkas Glasmodelle und die Frage nach der passenden Umgebung Isabel Kranz
Literaturwissenschafterin, Autorin und Mitbegründerin des Literary and Cultural Plant Studies Network
Namen als Behälter
Maren Mayer-Schwieger
Medienkulturwissenschaftlerin. Forscht und lehrt an der Kunstuniversität Linz u.a. zu den Geschichten und Techniken ökologischen Wissens
Regenwürmer. Für eine Historiographie von unten
Sozialanthropologin am Institut für Politikwissenschaft an der Uni Wien. Sie darf mit Frank seit 2014, als sie zum ersten Mal in den Yukon zur Bergbauforschung kam, über die Northern Tutchne Gemeinschaften lernen Elder in der Community der First Nation of Nacho Nyäk Dun in Mayo im kanadischen Yukon Territory. Als Integrationsfigur unterstützt er Menschen im Bereich Männergesundheit und Heilung von kolonialen Wunden durch Weitergabe traditioneller Praktiken und Geschichte(n)
Elche, Gold und Silber – Menschen und Wasser Otto Saxinger
Bildender Künstler mit Schwerpunkt Fotografie. Aktuelle Publikation ist das Foto-Projekt "Rück-Spiegel", erschienen im Verlag "Bibliothek der Provinz"
Youtopia / Plan B Lisa Spalt
feste Mitarbeiterin des Instituts für poetische Alltagsverbesserung (IPA), Linz. Veröffentlicht Arbeiten zum Handeln in Sprache, Bildern und Objekten. Die Autorin ist u.a. aktuell Robert-Musil-Stipendiatin und wurde 2021 mit dem Outstanding Artist Award für Literatur ausgezeichnet. Die grüne Hydra (Lesung)
IPA (Otto Saxinger & Lisa Spalt)
Institut für poetische Alltagsverbesserung Das IPA widmet sich der Tätigkeit, der sich die Poesie widmen sollte: der Erbauung. Es wirkt in einer Zeit der Unsicherheit konstruktiv und versteht sich als Dienstleistungsbetrieb, der von uns (einer tmporären und sich ständig verändernden Körperschaft) und für uns unterhalten wird.
Youtopia / Plan B
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Rotkäppchens Beutel Konferenz für Danach Ablauf und Infos: gfk-ooe.at Kandlheim
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Gabriela Gordillo, Sara Piñeros Zusammenfassung: Wiltrud Hackl
Gabriela Gordillo und Sara Piñeros nähern sich dem Jahresschwerpunkt aus der eigenen künstlerischen Arbeit und dem Körper, der – einmal in Bewegung gesetzt – mit dem Blick seine Umgebung wahrnimmt und gleichzeitig das, was er sieht, bearbeitet und verknüpft mit dem, was er bereits gesehen hat. Einzelbilder auf der Timeline beim Bearbeiten eines Videos verhalten sich demnach wie Menschen auf Reisen, die sich assoziativ neuen Umgebungen, neuen Bildern anpassen, mit ihnen Verbindungen eingehen oder sich davon abwenden. So betrachtet können sowohl Bilder als auch Reisende sich aus der Vergangenheit holen, Erinnerung wachrufen, sich in die Zukunft transportieren und dadurch Situationen neu erlebt und neu in Zusammenhang gebracht werden; eine Zeiterfahrung, die sowohl bei der künstlerischen Bearbeitung von Filmen, beim Betrachten von Filmen als auch beim Reisen nachvollzogen werden kann. Einer Zugreisenden gleich – die die Landschaft aus der Perspektive eines ruhenden Körpers in einem sich bewegenden Zug betrachtet und an sich vorüberziehen lässt, beschreiben die beiden in ihrem Text ihren Zugang zum Medium Film und zu zeitbasierten Medien – und jede Zugfahrt wird so betrachtet zu einem „zeitbasierten Medium“. Ein assoziativer Zugang, der sowohl Zwischenräume und Leerstellen als auch Abgründe nicht als etwas wahrnimmt, das es zu überbrücken gilt, sondern als jene Räume, in denen erst notwendige Spannung entsteht – unabhängig davon, ob es sich um Reisen, Filme oder Biographien handelt.
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To envision the future, we can learn from the experience of past occurrences by observing how they unfold in life or in the course of a visual discourse. Without making predictions, we looked at how a story develops from the perspective of the editor and its counterpart through the eyes of the train traveler. Both making a concatenation of images and temporal instances inhabit the duration of the present. As editor, I trace the time path of the images, I return to the images that I shot in the past, I review and interpret them in the present. They don’t take me to where they were shot but they unfold its potential as material that will develop a future discourse. Each individual image has its own metaphorical and allegorical power and with its concatenation their individual qualities are boosted, while meaningful associations are generated. In the editing process I follow an idea of the finished work without any previous script. With associative criteria, I organize and categorize a constellation of material from different provenance and contexts without obeying any logical scheme but having a wide range of possible visual connections. Each image is assigned an arbitrary chronology in the timeline therefore they are independent, undetermined yet polyvalent. Even though the images have a concrete reference and indexical connection to the real world, when they are linked together, they are autonomous in their genesis. They are a porous record of a specific time that will be affected
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Freitag – Sonntag
Where the mind wants to go
Danach. Eine Frage der Kultur
Es sind die Blumen, die Rotkäppchen vom Trampelpfad weglocken. Wo führen sie hin? Von den Pflanzen aus Leben neu denken, Gesellschaft neu denken, Menschen neu denken. Es geht um Kolonialismus, Weltbilder, Feindbilder, um das Erzählen, das uns lenkt, um ein anderes Erzählen von Welt. Was geschieht, wenn wir – nach Ursula Kroeber Le Guin – dabei nicht mehr den waffentragenden Helden (Jäger) in den Mittelpunkt stellen, sondern die Sammler:innen und Pfleger:innen, die seit jeher die Stützen der Gesellschaft sind? Statt dem Schwert stellen wir uns Rotkäppchens Beutel als das Utensil der Zukunft vor: ein Stück Stoff, flexible Metapher, in der wir Getreide und Geschenke transportieren; Schlafsack für mobile Leute; Atmosphärenbeutel … – Lisa Spalt
Danach. Eine Frage der Kultur
and transformed due to their internal relations that will push the progression of the film. To find what image to put after the previous is always difficult to picture. This image seems distant or blurry, but when it appears next to the other, it becomes so luminous and potent that it acquires such a force that it propels the previous images forward into an irreversible flow that leads each image into the after one. This process is in turn unknown and uncertain. The after is always vertiginous and sharp, every cut could be on the edge of the closure of the work. When will be the end of every shot? When the end of the film? In any case, the edited time is a time that will become incomplete and unfinished, as in between the images, in its invisible interstice, an abysm of other multiple images will be awakened in the viewer. (…)
For the train traveler as well as for the viewer of a film, the time gap between spaces and images conveys to multiple scenarios in the present. There is no wonder about where they are going to take us but what happens in the middle of the journey, when we are fully present and naive to surprise. The inner state and the experience of time with oneself during this course will affect the traced path of both images and spaces.
Gabriela Gordillo born in Mexico City, living and working in Linz, Austria. Gabriela creates participatory and social interfaces, through a trans-disciplinary approach. In her work, sound and listening have a main role as attention to the invisible and the sketch of temporal structures. Gabriela erzeugt in ihrer künstlerischen Arbeit partizipative und soziale Schnittstellen und verfolgt einen transdisziplinären Ansatz. Sound und Zuhören spielen Hauptrollen, um Aufmerksamkeit auf das Unsichtbare zu lenken und zeitliche Strukturen nachzuzeichnen.
The upcoming destination is where the mind wants to go.
Sara Piñeros 1995 Bogotá, Colombia. Sara is a filmmaker currently studying MA Timebased Media at the University of Art in Linz. She works in the field of documentary forms and her work focuses on the processes through which memory is constructed from the personal and collective archive. Sara studiert aktuell im Masterstudiengang zeitbasierte Medien an der Kunstuniversität Linz. Sie arbeitet an und mit dokumentarischen Formen und konzentriert sich auf Prozesse, die es ermöglichen, Erinnerung aus einem persönlichen und kollektiven Archiv zu konstruieren.
Wir freuen uns sehr, dass sie im Herbst für die gfk eine Filmschau zu Danach kuratiert, in deren Rahmen auch Arbeiten von Sara Piñeros und Gabriela Gordillo zu sehen sein werden. Infos zu Datum und Programm:
Der ungekürzte englische Text sowie eine deutsche Übersetzung sind auf gfk-ooe.at zu finden.
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Amina Lehner ist interdisziplinär verstrickte Medienkünstler_in, Videographer, Cineastin und Aktivist_in und lebt zwischen Wien und Linz. Studiert an der Kunstuniversität Medientheorien und Kulturwissenschaften und ist in der queer-feministischen Kulturarbeit bei FIFTITU% tätig. In der eigenen künstlerischen Praxis will sie eine Weltwahrnehmung kultivieren, die den Status quo durchbricht und damit die Verantwortung zur Veränderung als lustvollen Akt manifestiert. Am liebsten arbeitet Amina im Kollektiv – meistens irgendwas mit bewegten Bildern.
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Magazin #2 2021
When it comes to trains, schedules, departures and last-minute announcements, they all remind us of a temporality in which not every instant is an empty canvas. From the expectation of being in movement, missing the train appears as a catastrophe. A closed gate provokes a sudden void in which the anticipated plan must be restructured. While the envisioned upcoming dissolves, the traveler adapts to what is left to do and takes decisions that will lead to another thread of the story. The transit ends when the train arrives at the station, opening its doors to a different air.
Danach. Eine Frage der Kultur
The traveler recognizes the new space and looks for a direction, making sure to not be completely lost. The envisioned upcoming is recharged with the expectation of going outside and taking agency over the future steps. The pace is different, and more strongly resembles the rhythm of “real time”.
Was mich mehr beschäftigt hat war, dass das letzte Jahr wirklich für Frauen ein Rückschritt war, auch was die Politik betrifft. Der Großteil ist an den Frauen hängengeblieben und anscheinend hat es funktioniert. Elke Punkt Fleisch, Künstlerin Die WHO spricht von einer zweiten Pandemie der Inaktivität, weil die Botschaft am Anfang gelautet hat, dass alle zu Hause bleiben sollen und da sehr viel weniger Bewegung passiert ist. Und wirklich viele Menschen, die sich darangehalten haben, vor allem auch ältere Menschen, sind funktionell schlechter geworden. Susanne Mayrhofer, Physiotherapeutin
ein Zwischen— ein— blick Seit März läuft die Gesprächsreihe Danach (never comes) zum gfk Jahresthema. Monatlich führt Markus Reindl mit jeweils zwei Gästen an wechselnden Orten Gespräche, vor allem zum Leben mit und nach Corona, aber auch zum Thema Danach in seinen verschiedensten Facetten. Nach drei reinen Online-Ausgaben sind die Talks seit Juni auch vor Live-Publikum möglich. Die Gespräche bieten teils unerwartete Einblicke in das Leben sehr unterschiedlicher Personen und zeigen, wie sich die vergangenen 15 Monate auf Menschen ausgewirkt haben und wahrgenommen wurden. Wir haben einige Aussagen und Statements aus den ersten fünf Sendungen hier gesammelt. Die Gesprächsreihe Danach (never comes) findet bis Jahresende monatlich statt.
Alle Termine sowie die Links zu allen bisherigen Sendungen gibt es auf www.gfk-ooe.at. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle allen Mitwirkenden, DORF TV, wo die Sendungen nachzusehen sind, dem großartigen Team fisch und Johannes Steininger sowie allen Gästen und auch allen Gastgeber:innen, die uns in ihren schönen Schaufenstern bisher so freundlich beherbergt haben: Caramel Architekten Innovationshauptplatz Linz FAB Linz – Die offene Kantine Powder Puff MarchGut
Danach (never comes) Markus Reindl Gesprächsreihe in Leerständen und Schaufenstern Eintritt frei
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Man hat hier am Rücken der Kinder und Jugendlichen etwas ausgetragen, die Schäden werden wohl erst viel später zum Vorschein kommen. Klemens Hager Leiter „Grüner Anker“, Jugendkirche Linz
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Wenn ihr euch fragt, warum eure Kartons so schiach sind, dann habe wahrscheinlich ich sie eingepackt. David Krieger, Buchhändler & DJ Als Schauspielerin muss man ja körperlich immer in Betrieb und natürlich auch im Kopf präsent sein und dann abends nichts zu tun zu haben, das war überhaupt das Schwierigste. Wenn um 19.00 Uhr das Adrenalin hoch geht, und dann war da plötzlich nichts; das hat ordentlich runtergezogen. Katharina Hofmann, Schauspielerin
Zum Leben online Ganz viel persönliche Kommunikation mit den Schüler:innen lief über den persönlichen Chat oder Anrufe, aber das Persönliche ist sicher zu kurz gekommen. Sie haben auch weniger nachgefragt, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Die Hürde ist da online höher. Katharina Grünberger, Lehrerin Sehr spannend war, dass wir unsere Arbeit in einem Fachgebiet vertieft haben und das Angebot genutzt haben, online internationale Fortbildungen zu besuchen. Das wäre davor nicht möglich gewesen, weil das Angebot nicht vorhanden war. Susanne Mayrhofer, Physiotherapeutin Was beim Filmschauen im Kino oder beim Theaterbesuch aber anders ist: das Publikum ist gezwungen, die Handys auszuschalten. Das geht mir genauso, wenn ich im Kino sitze, rufe ich natürlich nicht meine Emails ab. Und dann sitzt man aber vor dem Fernseher oder dem Computer, und dass man dann so konsequent ist, sich zwei Stunden lang nicht ablenken zu lassen, das macht man nicht. Sabine Gebetsroither Kulturmanagerin Crossing Europe Filmfestival Linz
Magazin #2 2021
17.00
Ich fand diese Zeit ganz schwierig, als man nicht wusste, wann man wieder spielen wird. Man wurde ja ewig hingehalten. Da finde ich hat die Politik der Kultur nicht gerade einen Dienst erwiesen. Man hat sich gefühlt wie das letzte Glied in der Kette. Das Kulturland Österreich kam schon recht kurz. Katharina Hofmann, Schauspielerin Es gibt ganz viele Sachen, die mich in meiner Freiheit einschränken: das Patriarchat, keine gescheite Kinderbetreuung oder was auch immer, aber fünf Minuten eine Maske in einem Laden aufzusetzen gehört definitiv nicht dazu. Elisabeth Krainz-Blum, Inhaberin „Mein Müli“
Dieses Projekt wird von Linz Kultur gefördert, vielen Dank auch dafür!
März – Dez
Es ist insofern schwierig, als man die Pubertät nicht beliebig wiederholen kann. Jugendliche erkennen jetzt natürlich nicht, dass etwas anders ist, weil sie es ja gar nicht anders kennen, aber wir als Außenstehende bemerken, dass es sehr viele Einschränkungen in Bereichen gibt, die für Jugendliche aber 14, 15 wichtig werden: Eltern sind in dem Alter als Kontaktpersonen eher uninteressant und meistens sind die Jugendlichen in keiner fixen Partnerschaft, und die Frage ist dann, mit wem man gut in Kontakt treten kann. Klemens Hager Leiter „Grüner Anker“, Jugendkirche Linz
Natürlich werden wir auch als Kulturveranstaltung gefördert und wir leben bei weitem nicht von den Ticketeinnahmen, aber es ist schon ein Faktor. Es war in diesem Jahr klar, dass wir nur die Hälfte der Sitzplätze vergeben können und wir haben gewusst: wir werden weniger Einnahmen haben. Sabine Gebetsroither Kulturmanagerin Crossing Europe Filmfestival Linz
Danach. Eine Frage der Kultur
Zum Leben mit Corona und Lockdowns
Wir merken ja jetzt, zumindest spüre ich es so, dass alles gemeinsam viel, viel, viel besser geht. Es wäre irgendwie schön, wenn wir da einiges mitnehmen können, und ein bisschen habe ich schon den Wunsch, und auch den Traum, dass so einzelne schöne Dinge, Wichtigkeiten, es rüberschaffen ins Nachher, und dass es schon, in irgendeiner Form, auch anders ist. Andrea Ettinger, Grafikdesignerin
Stefanie Sargnagel, Denice Bourbon, Christiane Rösinger Reinhart Sellner Duo
Walk On
Legends of Entertainment – Tour
Die Fabrikanten
Live Art Varieté
Es war überhaupt nicht alles fein, und es ist auch jetzt nicht alles fein. Es war ein beinhartes Jahr. Es war menschlich auf vielen Ebenen toll, auf vielen Ebenen auch enttäuschend. Wir sind sicher härter geworden. Elisabeth Krainz-Blum, Inhaberin „Mein Müli“ Ich glaube die Clubszene wird es immer geben. Da ist einfach dieser Drang, Party zu machen und zu feiern, das ist so ein unglaubliches Bedürfnis von mir, und da geht es nicht nur mir so, das weiß ich. David Krieger, Buchhändler & DJ Ich bin ja echt hyperoptimistisch und ich hab mir im ersten Lockdown gedacht, da können wir echt die Wende schaffen, aber das sehe ich jetzt gerade überhaupt nicht so. Ich sehe ein Feld an Egoismus und eine Welt der Egoisten, in der es nur um das eigene Wohlbefinden geht, um das Ich Ich Ich. Ich sehe da ganz wenig Zusammenhalt. Elisabeth Krainz-Blum, Inhaberin „Mein Müli“
Es macht schon Sinn, schöne Fotos von seiner Arbeit zu haben. Auch das haben wir gelernt in der Corona-Zeit, dass der InternetAuftritt relativ wichtig ist. Da gewinnt man schon mehr Leute. Werner Traxler, Koch
Ich stelle mir das in beide Richtungen vor: Verklärung ist das eine. Das andere ist die Frage – aus der Zukunft zurückgeblickt: "Wie haben wir das eigentlich alles ausgehalten?" Das waren echt enorm viele Dinge, die uns in unterschiedlichen Intensitäten berührt haben. Andrea Ettinger, Grafikdesignerin
Reinhart Sellner, Jg. 1947, zählte zur kritischen heimischen Liedermacherszene der 1970er-und 80er, er arbeitete als Lehrer und ist bis heute in der Gewerkschaft aktiv. Unterstützt vom jüngeren Kollegen Timo Brunnbauer ging er erstmals seit Jahrzehnten wieder ins Studio. Das bluesgetränkte Ergebnis eint eigene Lieder und Covers (etwa von Sigi Maron und John Lennon). Es mag ästhetisch aus der Zeit gefallen sein, rührt aber auch ohne Zeitzeugen-Nostalgie.“ (Gerhard Stöger,
Ein schillernder Abend mit drei ungleichen Galionsfiguren, vereint durch die Liebe zur gepflegten Abendunterhaltung. Denice Bourbon, der aufgehende, lesbische Stern am Stand Up Himmel, Christiane Rösinger, legendäre Berliner Songwriterin und Stefanie Sargnagel, Kultpoetin aus der Wiener Vorstadtkneipe, stehen gemeinsam auf einer Bühne.
Falter, Ausgabe 25 vom 23.6.2021)
„Der Blues ist auch ein Arbeiterlied.“ (Timo Brunnbauer) Walk On - a tribute to all of you, comrades!
Mittwoch
6 Okt 20.00
Walk On Konzert
Reinhart Sellner Duo im Central Eintritt frei
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Endlich – nachdem wir zweimal verschieben mussten – Endlich kommen sie nach Linz.
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Treten Sie ein, meine Damen und Herren, begleiten Sie uns durch dieses bunte und absurde Programm. Was heißt Programm! Ein Varieté des Nichts, voll mit Drahtseilakten des Unsinns, Soundteppichen ohne erkennbare Muster, Filmen ohne Plot. Ein weiser Mensch hat einmal gemeint: „Wir sind nichts, was wir suchen ist alles“. Es gibt genug zu finden in unserem feinen Live Art Varieté, versprochen! Durch den bunten Abend mit Kurzfilmen, Sound- und Live-Performances führen: Patrik Huber und Gerald Harringer Live: JUAN, Gabriela Cordillo, Bernadette Lambauer, Martha Laschkolnig, Matthias Mollner, Daniel Stimmeder Videobeiträge u.a. von: Freundinnen der Kunst, Die Fabrikanten, Patrik Huber Gate- und Barkeeper: Wolfgang Preisinger & Co Eine Kooperation von Die Fabrikanten, gfk oö und DORF TV
Dienstag
19 Okt 20.00
Legends of Entertainment Bourbon, Rösinger, Sargnagel im Central 24/18
Samstag
30 Okt 19.00
Live Art Varieté
Die Fabrikanten im Central Eintritt 26/22
Magazin #2 2021
Wir wollen nicht in allen Bereichen, dass alles zum Alten zurückkehrt. Bei gewissen Dingen natürlich schon: wir wollen wieder Sportturniere abhalten, wir wollen wieder unsere Schulfeste haben, wir wollen wieder Konzerte in der Schule haben …, aber im Bereich digitale Kompetenz, wo wir merken, dass die Schüler:innen da wirklich gut drauf sind und das auch furchtbar schnell lernen, da wollen wir nicht, dass das wieder zurückgeht. Katharina Grünberger, Lehrerin
Liederlich-bluesiges aus Wien und Linz/Ottensheim. Das Reinhart Sellner Duo setzt auf Reduktion: Dialektgesang, der zwischen Kraft und Sensibilität pendelt, und die akustische Gitarre prägen "Walk On".
Danach. Eine Frage der Kultur
Zum Danach
Danach. Eine Frage der Kultur
Danach. Eine Frage der Kultur
Die Mühen kommunaler Kulturpolitik
Thomas Philipp ist Wissenschaftler und Künstler, leitet das Linzer Institut für qualitative Analysen, lehrt an verschiedenen öst. Universitäten, Gründungsmitglied des Kunstkollektivs qujOchÖ, Vorstandsmitglied der gfk OÖ, Beirats- und Jurytätigkeiten u.a. im Kulturinitiativen-Beirat des BMKÖS & Fachbeirat des Museum Arbeitswelt Steyr.
Thomas Philipp Mit der Initiative „Kulturpolitik wagen!“ setzen wir uns damit auseinander, welche Ansprüche mit einer progressiven Kulturpolitik verbunden sind. Was bedeutet es, wenn Werte wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität im Kunst- und Kulturbereich stärkeren Einfluss nehmen sollen? Wie können die Arbeitsbedingungen und Lebensverhältnisse der Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen verbessert werden? Wie sehen zukunftsfähige Positionen zu Themen wie soziale Absicherung, kulturelle Bildung oder Urheber:innenrecht aus?
zur
Aktuell werfen wir einen Blick auf die Ebene der Gemeindepolitik. In Gesprächsrunden mit sozialdemokratischen Ortsparteiorganisationen wird ausgelotet, wie sich eine kommunale kulturpolitische Praxis in diesem Zusammenhang gestalten lässt. Die Gespräche werden dokumentiert und Auszüge daraus zu einem späteren Zeitpunkt in einem „Handbuch für eine gerechte kommunale Kulturpolitik“ veröffentlicht. Kulturpolitik wagen — Gallneukirchen
Parallel zu den Gesprächsrunden wurde in den letzten Wochen eine Plakatkampagne gestartet. Sie macht auf die Wichtigkeit von Kunst und Kultur aufmerksam und spricht Themen wie Gerechtigkeit, Solidarität, Prekarität oder Sicherheit an. Dazu wurden von der Wiener Designerin und Künstlerin Theresa Hattinger drei Sujets gestaltet und in Linz, Wels und Steyr plakatiert.
Gesprächsrunde mit Mitgliedern des Kulturausschusses in Gallneukirchen (Reinhard Gratzer, Astrid Hackl, Martin Seidl, Rupert Huber, Leopold Hackl-Lehner, Sepp Wall-Strasser)
Die oö. Gesellschaft für Kulturpolitik ist ein gemeinnütziger Verein, der neben der künstlerischen Auseinandersetzung mit kulturpolitisch & kulturwissenschaftlich relevanten Themen und Schwerpunkten vor allem vom aktiven Engagement seiner Vorstandsmitglieder getragen wird. Das Projekt „Kulturpolitik wagen!“ wurde etwa von Vorstandsmitglied Thomas Philipp initiiert und wird mittlerweile hauptamtlich von ihm betrieben. In einem Netzwerknewsletter melden sich Vorstandsmitglieder abwechselnd zu Wort und rufen auf, sich zu engagieren und zu diskutieren.
Danke an alle aktuellen Vorstandsmitglieder: Gerda Forstner, Christian Horner, Siegbert Janko, Reinhard Kannonier, Florian Koppler, Doris Margreiter, Michaela Ortner, Thomas Philipp, Susanne Pollinger, Kathrin Quatember, Sabine Schatz, Roland Schwandner
↗ kulturpolitik-wagen@gfk-ooe.at
Kulturpolitik wagen — Plakatkampagne Sujet #1 "100% Kontakt – 0% Unsicher" und Sujet #2 "100% Arbeit – 0% Prekariat" und Sujet #3 "100% Aktiv – 100% Tristesse"
Gesprächsrunde mit Mitgliedern des Kulturausschusses in Ansfelden (Albine Milla, Patricia Bindreiter, Walter Forstner, Renate Heitz, Ursula Lampersberger)
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Kulturpolitik wagen — Ansfelden
↗ gfk-ooe.kupfticket.at
– Gemeinsam schneller ans Ziel
Karten für Veranstaltungen mit Eintritt sind unter gfk-ooe.kupfticket.at erhältlich. Abendkassa ausschließlich nach vorheriger Reservierung. Reservierung
↗ info@gfk-ooe.at
Hotline: 0732/661266
Reservierungen sind auch bei Veranstaltungen mit freiem Eintritt notwendig, wir ersuchen daher um Verständnis und um Reservierungen unter info@gfk-ooe.at oder telefonisch 05 7726 11 710. Ermäßigung Ermäßigung (mit Ausweis) erhalten Pensionist:innen, Studierende, Schüler:innen, Asylsuchende und -berechtigte, Menschen mit Behindertenausweis, linz ag Ticket und Aktivpass. Die gfk oö ist Kooperationspartnerin der Aktion Hunger auf Kunst und Kultur. Veranstaltungsort Den jeweiligen Veranstaltungsort entnehmt bitte diesem Magazin und den Hinweisen auf gfk-ooe.at.. Dank Wir danken unserem Hauptfördergeber Land Oberösterreich und unserem Sponsor linz ag sowie Linz Kultur.
NEeUste:llzeit und
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Impressum gfk Magazin Ausgabe 02 2021 · Juli 2021 Herausgeberin (F.d.I.v.:) OÖ. Gesellschaft für Kulturpolitik Landstraße 36/3, 4020 Linz, +43 (0)5 7726 - 11710 Redaktion Wiltrud Hackl Korrekturen & Lektorat Katharina Allram Wir respektieren die unterschiedliche Art unserer Autor:innen zu gendern, deshalb findet Ihr in diesem Magazin sowohl Doppelpunkt, Genderstern, Gendergap als auch das generische Feminimum. Englisches Lektorat Christopher Hütmannsberger Autor:innen dieser Ausgabe: Jos Diegel, Gabriela Gordillo, Wiltrud Hackl, Gottfried Hattinger, Katharina Lackner, Thomas Philipp, Annemarie Pils, Sara Piñeros, Markus Reindl, Lisa Spalt, Jana Waldhör, Victoria Windtner
Bildnachweis Titelbild: Ahoo Maher 2 Reinhard Winkler, 6 Annette Friedel, 7 Ahoo Maher, 8 Amin Ebrahimi, 9 privat, 11 SixPetritsch, 12 Wendelin Pressl, Sarah Decristoforo, 15 Paul Pibernig, Ernst Fettner, Clio Verlag, 16 Ahoo Maher, 22,23 Alejandro Quiñones, Florian Voggeneder, 26 Claudia Erblehner, Reinhard Winkler, 26 , 29 Thomas Philipp, 27 Die Fabrikanten,, Sellner, Sargnagel, 31 Reinhard Winkler Druck Gutenberg, Linz Android
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Magazin #2 2021
Infos auf www.linzag.at/AST
Das zweimal jährlich erscheinende Magazin der gfk diskutiert den Jahresschwerpunkt aus kultur- und gesellschaftspolitischer, künstlerischer und kulturwissenschaftlicher Sicht und gibt Auskunft über unsere Veranstaltungen, Projekte und Vereinstätigkeit. Es wird per Post zugestellt und kann unter info@gfk-ooe.at gratis abonniert werden.
Grafisches Konzept Andrea Ettinger Gestaltung & Layout: honigkuchenpferd Illu Rotkäppchen: Aleutie/honigkuchenpferd
Vorb kürzere e Abfahr tszeiten ch einheitli
Einfach Anruf-Sammel-Taxi 15 Minuten vor der gewünschten Abfahrtszeit anfordern. Das AST bringt Sie dann nach Fahrplan innerhalb des Bedienungsgebietes günstig und individuell von den AST-Abfahrtsstellen zum gewünschten Ziel.
Magazin Abo
Danach. Eine Frage der Kultur
Tickets
11
17.00
12
14.00
Aug
Sep
15
17.00
6
17.00
6
20.00
Sep
Okt
Okt
12
19.00
Okt
Gesprächsreihe mit Markus Reindl Sonntag
Die Ausstellung für danach – Eröffnung Mittwoch
Gesprächsreihe mit Markus Reindl Mittwoch
Okt
30
19.00
Okt
10
17.00
08
17.00
Nov
Dez
Gesprächsreihe mit Markus Reindl Mittwoch
Eintritt frei Bernd Becker Konzert
Reinhart Sellner Duo
Timo Brunnbauer & Reinhart Sellner Dienstag
Geh’ du voran Ein Jahrhundert Ernst Fettner & Jana Waldhör
Eintritt frei im Central Buchpräsentation & Lesung
Eintritt 7/5 im Central Konferenz
Rotkäppchens Beutel
Eintritt frei Kandlheim
Konferenz zu Danach
Legends of Entertainment Sargnagel / Bourbon / Rösinger Samstag
Lesung
Eintritt 24/18 im Central Live Art
Live Art Varieté
Eintritt 26/22 im Central
Die Fabrikanten
Diskurs
Mittwoch
Danach (never comes)
Gesprächsreihe mit Markus Reindl Mittwoch
Danach (never comes)
Eintritt frei Xiling Diskurs
Danach (never comes)
19
Eintritt frei im Central Diskurs
Danach (never comes)
Dienstag
Eintritt frei Parkbad Ausstellung
Later
Freitag – Sonntag
20.00
Diskurs
Danach (never comes)
15–17 Okt
gfk-ooe.at
Mittwoch
Eintritt frei Bestattung Dobretsberger Diskurs
Gesprächsreihe mit Markus Reindl
Eintritt frei Tutto Vino
Die aktuellen Infos zur Gesprächsreihe Gegenbewegungen / Karl Polanyi sind auf der vhs Website zu finden: ↗ vhs.at/gegenbewegungen
↗ gfk-ooe.kupfticket.at
Österreichische Post / Sponsoring Post SPÖ OÖ Information Nr. 10/2021 S.P. GZ 02Z034277 S - VPA 4020
Sommer / Herbst 2021
Retouren an gfk oö Ges. für Kulturpolitik, Landstr. 36/3, 4020 Linz