Quaternary Science Journal - Beitrag zur Gliederung des Würm in Mitteleuropa

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Rudolf Musil und Karel Valoch

Schlüssen von Zidenice I und Modrice im unteren Teil des mächtigen Lösses (W 1), etwa 90 cm über dem ganzen Bodenkomplex, noch eine ungefähr 50 cm starke braune L e h m ­ schicht liegt. Diesen Boden, den wir im Verlaufe der Abbauarbeiten schon vor J a h r e n beobachten konnten, möchten wir heute dem Brörup gleichsetzen. D i e chronologische E i n ­ stufung der beschriebenen Schichten w u r d e nur auf G r u n d der Stratigraphie durchgeführt. D a b e i stützt sie sich auch auf die v o l l e Übereinstimmung mit dem Profil bei Amersfoort ( Z A G W I J N 1961).

An die Brünner Umgebung mit mächtigen und reichgegliederten Lößanwehungen knüpft unmittelbar der M ä h r i s c h e K a r s t an, in dessen H ö h l e n durch zahl­ reiche Grabungen die Stratigraphie der Ablagerungen erschlossen w u r d e . Im südlichen Teil des Karstes w u r d e durch das Archäologische Institut der A k a d e m i e die wenig tiefe, breit geöffnete H ö h l e Svedüv stül gegraben mit folgender Schichtfolge (Beschreibung nach B . K L I M A 1 9 6 2 ) : U n t e r dem H o l o z ä n befand sich ein L ö ß mit viel Kalksteinschutt im unteren Teil (W 3 ) . Tiefer folgte eine lössige braune Schicht (W 2/3), die wieder auf einem Löß (W 2) lag. Im Liegenden dieser Schichten befand sich ein mächtiger, gegliederter Braunerdekomplex (W 1/2 + R / W ) mit ockerfarbigem, tonigem Höhlenlehm an der Basis, dem Felsboden aufliegend. Im nördlichen K a r s t haben wir die H ö h l e Pod hradem gegraben, in der wir vom E i n ­ gange bis 30 m tief ins Höhleninnere diese Stratigraphie verfolgen konnten: Unter dem H o l o z ä n lag ein im Eingange in zwei Schichten gegliederter Löß (W 3), in dessen Liegen­ den sich eine blaßbraune Schicht mit viel Steinschutt (W 2/3) befand. D a n n folgte wieder eine Lößschicht (W 2) und darunter ein etwa 3 m mächtiger Schichtkomplex von humosen Böden (W 1/2). N a c h unten zu w a r dieses Profil wieder durch einen L ö ß abgeschlossen (VI). Die Datierung dieser beschriebenen Profile erfolgte nicht nur auf G r u n d der Strati­ graphie, sondern auch mit Hilfe der paläontologischen und archäologischen Funde. D i e angeführte Beschreibung zeigt, daß die Schichtenfolge der Höhlensedimente und der Lösse im freien L a n d e dieselbe ist. Die meisten V e r t e b r a t e n f u n d e stammen aus Höhlen; doch werden bei archäologischen Grabungen der Freilandsiedlungen auch Mengen derartigen Materials gewonnen. Vergleiche der Faunengemeinschaften zeigen, daß es möglich ist, einzelne Schichten nicht nur zwischen den H ö h l e n untereinander, sondern auch mit den Freiland­ aufschlüssen zu parallelisieren. Es zeigte sich, daß eine markante Scheide das E n d e der B i l d u n g der braunen humosen Böden, die wir als Würm 1/2 bezeichneten, vorstellt. V o n großer Bedeutung ist, daß diese interstadiale Faunenassoziation auf einer kalten stadialen Gemeinschaft des Frühwürms liegt ( M U S I L 1965). Nach dieser Zeit ändert sich die ganze Gemeinschaft, es verschwinden einige Arten, die entweder bis zum E n d e des Pleistozäns überhaupt nicht mehr erscheinen oder deren Vorkommen in dieser Zeit sich stark vermin­ dert. D a s folgende S t a d i a l ist durch den plötzlichen Einbruch und starkes Anwachsen der kälteliebenden A r t e n gekennzeichnet. Diese auffällige Grenze kann m a n bei genügender Fundanzahl immer beobachten, und m a n kann vermuten, daß sie nicht nur in unserem Gebiet feststellbar sein wird. Wasser- u n d wärmeliebende Tiere verschwinden v o l l k o m ­ men. Dabei handelt es sich nicht bloß um eine Temperaturverminderung, sondern um tief­ greifende Änderungen des ganzen Lebensmilieus. D i e für die vorangehende Periode cha­ rakteristischen großen Mengen von Auerochsen und Wisenten und gleichfalls die großen, dem M a r a l ähnlichen Hirsche erscheinen jetzt nur noch sporadisch und z w a r bis am E n d e des Pleistozäns. A u d i in der G e s a m t z a h l der Höhlenbären äußert sich diese G r e n z e markant. Die Veränderungen in einzelnen Zeitabschnitten betreffen nicht nur ganze Gemein­ schaften; man k a n n dies auch bei einzelnen Arten beobachten, wie z. B . im B a u der Zähne


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