Eiszeitlandschaften in Mecklenburg-Vorpommern

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Die pleistozäne Schichtenfolge

Bereits Bornhöft (1885) unterschied anhand der stratigraphischen Position am Kliff und der Färbung drei Geschiebemergel, einen „gewöhnlichen graublauen“, einen „gelben“ und einen „oberen gelben“. Elbert & Klose (1904) berücksichtigten auch die unterschiedliche Zusammensetzung und gaben für die pleistozänen Schichten der Oie folgendes Normalprofil an: Über einem graublauen, blockreichen, sehr standfesten unteren Geschiebemergel (1) lagert ein grauer bis graubrauner oder hellgelb-graugelber, geschiebereicher mittlerer Geschiebemergel (2). Dieser Geschiebemergel zeigt Übergänge von fester toniger und kalkiger Ausbildung zu sandiger lockerer Beschaffenheit. Über einer Hauptdiskordanz folgt ein oberer, bräunlich gelber, geschiebearmer Geschiebemergel (3), der meistens lehmig ausgebildet ist. Er ist etwa 1-3 m mächtig, wobei die obersten 10-25 cm aus einer ausgelaugten, weißlichen, lockeren, feinsandigen Lehmdecke bestehen, die den Mutterboden trägt. Präpleistozäne Schollen sind nur in den beiden älteren Geschiebemergeln anzutreffen. Zwischenzeitliche Auffassungen, wonach auf der Greifswalder Oie nur ein „Unterer Mergel“ und ein „Oberer Mergel“ vorhanden sind (Münnich 1936), wurden durch die geologische Neuaufnahme von Knaust (1995a) widerlegt. Anhand von Kliffkartierungen und Kleingeschiebeanalysen unterschied er zwischen einem „Unteren Geschiebemergel (m1)“, einem zweigeteilten „Mittleren Geschiebemergel (m2)“ sowie einem „Oberen Geschiebemergel (m3)“. Der Untere und Mittlere Geschiebemergel sind häufig durch eine „kiesig-sandige Zwischenschicht

(i1-Serie)“ voneinander getrennt, wobei der untere Teil des Mittleren Geschiebemergels (m2-u) sowie überlagernde Sande dieser genetisch zugeordnet werden. Untersuchungen im Herbst 2009 führten jedoch zu einer weiteren Differenzierung der Zwischensedimente und Diskussion ihrer zeitlichen Einordnung (Obst 2010).

Unterer Geschiebemergel (m1)

Der Untere Geschiebemergel (m1) tritt besonders an der Basis des aktiven, 6 bis 12 m hohen SE-Kliffs zusammen mit präpleistozänen Schuppen und Schollen (zumeist untereozäne Tone) auf. Die maximal sichtbare Mächtigkeit wird von Knaust (1995a) mit 3 m angegeben. Die wahre Mächtigkeit dürfte größer sein, denn mehrere hydrogeologische Bohrungen haben auch bei einer Endtiefe von 24,0 bis 37,5 m die Quartärbasis nicht erreicht, die in diesem Gebiet bei ca. 50 m Tiefe zu vermuten ist. Der tonige, geschiebearme Mergel weist überwiegend eine blaugraue Farbe auf, die nahe der Oberfläche infolge Verwitterung in ockerbraun bis bräunlichgrau übergehen kann und damit eine Abgrenzung zum überlagernden Geschiebemergel erschwert. Nach Knaust (1995b) handelt es sich um eine subglazial abgelagerte Absetzmoräne (lodgement till). An frischen Aufschlüssen ist er massig ausgebildet, teilweise zeigt er ein regelmäßiges Kluftmuster (Abb. 3). Seine fossil verwitterte, unregelmäßige Oberkante stellt eine markante Erosionsdiskordanz dar. Mitunter ist eine Gerölllage ausgebildet, die zu den i1-Kiesen überleitet. Nach Knaust (1995a) unterscheidet sich die m1-Moräne geschiebestatistisch im Mittel durch höchste Gehalte an Paläozoischen Kalken (PK = 41%) und

Abb. 3: (a) Graublauer, kompakter Unterer Geschiebemergel (m1) an der Basis des aktiven SE-Kliffs. (b) Weitständiges orthogonales Kluftmuster des m1-Geschiebemergels wird durch limonitische Imprägnationen nachgezeichnet. (Foto K. Obst) Fig. 3: (a) Grey-blue tight Lower till (m1) exposed at the bottom of the active SE cliff. (b) Spaced rectangular joint pattern of the m1 till is outlined by limonitic precepitation. (Photo K. Obst)

Exkursion G ¬ Insel Greifswalder Oie

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