Generationen im Dialog Ausgabe 2-2010

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Das Schmuckmuseum Pforzheim informiert:

Zu Petticoat und Wespentaille – Modeschmuck Christian Dior Ausstellung vom 17. September bis 14. November 2010, Eröffnung Donnerstag, 16. September, 19 Uhr – im Rahmen des 50er-JahreKulturfestivals der Stadt Pforzheim. Henkel & Grosse war eine der renommiertesten Modeschmuckfirmen weltweit. Ihr Ruf gründet unter anderem darauf, dass sie 50 Jahre lang Bijoux Christian Dior herstellte. 1955 schloss die Firma einen Vertrag mit dem französischen Modeschöpfer Christian Dior und besaß von da an die exklusive Produktions- und Vertriebslizenz für Diorschmuck. Daneben stellte das Pforzheimer Unternehmen hochwertigen Modeschmuck unter dem Markennamen Grossé her.

Abb. rechts: Collier, Alpaka, Glassteine, Henkel & Grosse für Christian Dior, Pforzheim, 1961, Foto: Petra Jaschke

Abb. rechts: Brosche, Messing vergoldet, Samtlack, Grossé, Henkel & Grosse, Pforzheim, 1959, Foto: Petra Jaschke

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Broschen, Ketten und Ohrclips in farbigverspielten Blütenformen nahmen ih ren Auf schwung, passend zu den typischen Petticoatröcken und figurbetonten Oberteilen mit schmaler Taille. Von diesem Modeschmuck entstanden unterschiedlichste Sets in verschiedenen Preisklassen für eine möglichst breite Käuferschicht. Neben dem Fokus auf die 1950er Jahre gibt die Ausstellung auch einen Ausblick in die 60er und 70er Jahre mit dem typischen Courrèges-Stil. Als Christian Dior 1947 in Paris seinen Modesalon öffnete, schrieb er mit dem „New Look“ bald Modegeschichte; einer Linie, die auf schmale Schultern, Betonung von Hüfte und Taille sowie Bleistift- oder schwingende Glockenröcke setzt. Sie war sichtbarer Ausdruck für Aufbruch und Neubeginn in den Nachkriegsjahren. Zwar war die Silhouette nicht völlig neu, doch Dior gelang es damit, das Feminine in die

Mode zurückzubringen. Und: er stimmte Frisur und Accessoires auf die Kleidung ab. So ist es kaum verwunderlich, dass der Modeschöpfer dazu eine eigene Schmuckkollektion anvisierte. Die Suche danach führte ihn 1955 – auf seiner einzigen Deutschlandreise – zu Henkel & Grosse nach Pforzheim. Daraufhin kam es zu der weltweiten Produktions- und Vertriebslizenz, im Rahmen derer das Pforzheimer Unternehmen für ein halbes Jahrhundert Bijoux Christian Dior entwarf und auf den Markt brachte. Neben Diorschmuck hat Henkel & Grosse jeweils seine eigene Marke Grossé kreiert, die bereits in den 20er Jahren ins Leben gerufen worden war. In den 50er Jahren fertigte die Firma in erster Linie romantischen Blütenschmuck, der in seiner Kleinteiligkeit sehr naturalistisch anmutete. Ab Mitte der 60er trat mit dem „Weltraumlook“ von Courrèges eine klare, geometrische und tech-

nische Formgebung in den Vordergrund. Gegründet wurde das Schmuckunternehmen 1907 von Heinrich Henkel und Florentin Grosse als „Süddeutsche Gold- und Haar-Bijouterie“. Sie kam in den 20er Jahren mit Modeschmuck aus Messing, Aluminium, Holz und Bakelit zu einer ersten Blüte. Im Folgejahrzehnt stellten die Familienunternehmer auch Kontakte zu den Modehäusern Lanvin und Schiaparelli in Paris, Harrods in London und Saks in New York her. 1937 erhielt Henkel & Grosse das Diplome d’Honneur auf der Exposition Internationale des Arts et Techniques dans la vie Moderne in Paris. Nach der langen Zusammenarbeit mit Dior ist das Unternehmen 2005 im gleichnamigen Konzern aufgegangen. Die Schmuckstücke von Henkel & Grosse standen zeitlebens für zeitgemäßes Design und technische Innovation. Dass Häuser wie das Victoria & Albert Museum in London oder die Primavera Gallery in New York sie in ihre Sammlung aufgenommen haben, unterstreicht dies. Bei der Arnoldschen Verlagsanstalt erscheint ein umfangreiches deutsch-


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