Generationen im Dialog Ausgabe 1-2010

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Wilfried Staiger über die Orchestergeschichte:

Das Workshop-Orchester Pforzheim hat ein Senioren-Orchester. Das heißt, es wurde zu diesem im Laufe der Jahre. Es besteht seit Jahrzehnten und nannte sich „Elsässer-Orchester“. Seine Existenz verdankt es dem unermüdlich-engagierten Dr. Bernhard Elsässer.

Dr. Bernhard Elsässer.

Heute 80-jährig war er sein Leben lang aktiver Amateur-Musiker. Sein Instrument war die Violine. Er besaß umfangreiche Musizier-Erfahrung in Kammer- und Orchestermusik und hat einen ständig aktivierenden Einfluss auf die Pforzheimer Amateur-Musikerszene ausgeübt. Den ersten Kontakt mit ihm hatte ich in den späten 80er Jahren. Diese Begegnung fand allerdings nicht im Rahmen der Amateurmusik, sondern als Teilnehmer der Friedensbewegung der achtziger Jahre statt. Seit einigen Jahren bis zur Übergabe an Herrn Staiger, dem heutigen Orchesterleiter, trafen sich die Mitglieder donnerstagvormittags im Seniorenzentrum Sonnenhof.

Wie Dr. Elsässer selbst, standen die Teilnehmer in den letzten Jahren überwiegend nicht mehr im aktiven Berufsleben. Die Teilnehmer sind überwiegend Akademiker. Gespielt wurden Werke alter Komponisten wie z.B. Gabrieli oder Frescobaldi, natürlich vor allem barocke und

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klassische Werke von Bach, Stamitz oder Haydn und Mozart, sowie romantische wie von Mendelssohn und Brahms. Regelmäßig kamen aber auch modernere Kompositionen zum Zuge wie beispielsweise von Reger, Hindemith oder auch Duke Ellington. Der Umstand, dass eine regelmäßige und verbindliche Teilnahme der Orchestermitglieder nicht möglich war, legte Dr. Elsässer zu jedem Termin ein neues Musik-Programm vor, dann wurde „vom Blatt“ gespielt. Ein regelrechtes „Einstudieren“ gab es nicht, aber die Ergebnisse waren trotzdem befriedigend.

Seit Beginn dieses Jahres wird das Orchester vom Profi-Musiker Wilfried Staiger geleitet. Dadurch ergeben sich eine neue Qualität und neue Chancen. 1943 in der Heuss-Stadt Brackenheim geboren, studierte Wilfried Staiger nach Abitur und Wehrdienst an der Pädagogischen Hochschule Stuttgart/Ludwigsburg und anschließend für das künstlerische Lehramt an höheren Schulen, bis 1972 an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart und am musikwissenschaftNeuer Leiter des Orchesters: Wilfried Staiger.

lichen Institut in Tübingen. Seine Ausbildung im Dirigieren erhielt er bei Hans Grischkat und Wolfgang Gönnenwein. Nach abgeschlossenem Studium war er als Musikerzieher an Stuttgarter Gymnasien tätig. 1974 wurde er nach Pforzheim versetzt, wo er im Rahmen seiner schulmusikalischen Tätigkeit das gemeinsame Schulorchester von Hebel- und Theodor-Heuss-Gymnasium leitete. 1986/87 war er nebenamtlich musikalischer Leiter des Orchesters der Waldorfschule, wo unter seiner Stabführung mit großem Erfolg die Oper „Orpheus und Eurydike“ von Gluck aufgeführt werden konnte. 1987 brachte er im Rahmen der Brecht Veranstaltungsreihe des Kulturrats mit Schülern die Schuloper „Der Jasager“ von Brecht/Weill auf die Bühne. Zusammen mit Reinhard Kölmel (Regie) gründete er die „MusicalAG“ am Theodor-Heuss-Gymnasium. Unter seiner Leitung kamen in Kooperation mit dem Kulturhaus Osterfeld zwischen 1994 und 2006 die Musicals „Joseph“ (A.L. Webber), „Esther“ (N. Munns), „Die Schatzinsel“ (Ornadel), „Moby Dick“ (Longden/Kaye) und „Die Räuberin“ (Schoenebeck/Radermacher) zur Aufführung. Seit 2006 befindet er sich im Ruhestand und widmet sich ehrenamtlichen Tätigkeiten im Kuratorium der Jugendmusikschule und im Förderverein des Südwestdeutschen Kammerorchesters. Die Musik beginnt dieses Land in einer bisher nie erlebten Intensität zu beleben. Musik ist das Zauberwort für die vielseitigen Aktionen, die quer durch die Generationen in Stadt und Land entstehen. Ausgelöst von denen, die schon längst die den Geist belebende Wirkung auf das System Mensch erkannt haben. Es ist ein besonderer Schmuck, den die Musik im Menschen bildet und ihm jugendliche Lebendigkeit und geistige Elastizität verleiht – ein „Schmuck“, der einer Goldstadt wohl ansteht.


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