sammler-journal-0413

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12.03.2013

14:29 Uhr

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Stric ker

Eva StrickerZeisel Wolfgang Hornik

Eva Stricker-Zeisel, Vase (Form 3228, Dekor Futura), 1929, Herst.: Schramberger Majolikafabrik, Schramberg, Sammlung Volker Hornbostel

SUCHE NACH SCHÖNHEIT Durchschnittlichkeit und Mittelmaß waren nie ihr Ziel. Das spiegelt sich schon in ihrer extremen Biografie wider, in der sie nahezu kein politisches System ausgelassen hat. Geboren und ausgebildet in der österreichisch-ungarischen K. u. K. Monarchie, weiter entwickelt in der fragilen Demokratie der Weimarer Republik, politischen Idealen folgend in die kommunistische UdSSR ausgewandert, hat sie schließlich ihre endgültige Heimat im Kapitalismus der USA gefunden. Dort zählt sie inzwischen zu den wichtigsten Industrie-Designerinnen des 20. Jahrhunderts, was in Deutschland, einer der prägenden Stationen ihres 105 Jahre langen Lebens, noch nicht der Fall ist. Dies soll sich mit der Ausstellung der Neuen Sammlung – The International Design Museum Munich (Staatliches Museum für angewandte Kunst) im Internationalen Keramik-Museum in Weiden vom 14. April bis 21. Juli 2013 nachhaltig ändern. Die Ausstellung zeichnet ihre künstlerische Entwicklung von den 1920er-Jahren, in denen sie stark vom Bauhaus und französischen Art déco beeinflusst wurde, hin zu dem von ihr entwickelten organischen Keramikdesign nach. Von besonderem Interesse dürfte hierbei das Schlaglicht sein, das auf ihre Arbeit in Deutschland, genauer gesagt in Hirschau, zu Beginn der 1930erJahre gerichtet wird. Dabei konnten einige bisher noch namenlose Entwürfe eindeutig Eva Stricker-Zeisel zugeordnet und datiert werden. Am 13. November 1906 wurde Eva Polanyi Stricker in Budapest in eine weltoffene ungarische Unternehmerfamilie geboren. Die Mutter, eine promovierte Historikerin und politisch engagierte Feministin, arbeitete als Bibliothekarin und Herausgeberin, der Vater leitete eine Textilfabrik. Kunst- und Geschäftssinn wurde ihr somit in die Wiege gelegt. Der erste Schritt der 17-Jährigen in Richtung künstlerischer Karriere war das


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