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Beschreibung der Gemeinde Silvaplana 1806 Teil 4
Ein ungewöhnliches Bild am Start
Eine weitere Herausforderung folgte bereits kurz darauf, denn der ÖTILLÖ Swimrun Engadin stand bevor. Das Hauptproblem: die Reisebeschränkung für Schweden, denn das gesamte OK und die Rennleitung musste von genau da anreisen. Gemischte Gefühle in der Führungsebene der Gemeinde. Sollte der Anlass kurzfristig abgesagt werden? Nein, 15 Tage vor dem Anlass ist dies nicht möglich. Nach intensiven Bemühungen gab es dann doch noch grünes Licht des Gemeindevorstandes. Das Schwedische OK stieg am nächsten Tag ins Flugzeug, begab sich 10 Tage in Quarantäne. Drei Tage vor dem Anlass konnten die Vorbereitungen auf dem Eventgelände dann beginnen – und genau an diesem Tag wurde die Quarantänepflicht für Schweden aufgehoben.
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Der «Corona-Sommer» in den Beherbergungsbetrieben
Durch die Vorgaben des Bundes durften Campingplätze keine Passanten aufnehmen und so öffnete der Camping Silvaplana am 15. Mai ausschliesslich für Saisoniers. Die Saisonplätze waren sehr beliebt und so war der Camping innert kurzer Zeit ausgebucht. Als im Juni die Lockerungsmassnahmen die Beherbergung von Passanten wieder möglich machte, gab es keine freien Plätze mehr. Daher war erneut Kreativität gefragt und die Gemeinde Silvaplana hat zusammen mit dem Camping Silvaplana kurzerhand temporäre Stellplätze auf dem Parkplatz der Corvatschbahn und vor dem Campinggebäude erstellt, welche rege genutzt wurden. Für die Silvaplaner Hotelbetriebe war der Start in die Sommersaison etwas verhalten. Ab Ende Juni ist die Nachfrage stark gestiegen und es konnte ein Rekordsommer verzeichnet werden. In der Sommersaison 2020 (Juni bis Oktober) wurden rund 13‘000 Logiernächte mehr erzielt als im Vorjahr (Mai bis Oktober). Alleine mit den erfolgreichen Engadin Wanderwochen wurden im September und Oktober rund 3‘500 Logiernächte erzielt.
Start in eine schwierige Wintersaison
Am 28. November begann mit der Eröffnung der Corvatschbahn, der Hotels und Restaurants sowie dem Beginn des Stöckli Skiplausch die Wintersaison. Der Tatendrang der Schweizer Bevölkerung und die zahlreichen Buchungen für den Stöckli Skiplausch stimmten uns positiv. Doch schon Anfang Dezember wurden wir wieder auf den Boden der Tatsache geholt. Bereits im dritten Stöckli Skiplausch-Kurs mussten die Restaurants schliessen, was eine erneute Planänderung mit sich brachte. Kurz darauf die nächsten Massnahmen: Es durften nur noch maximal vier Teilnehmer und der Skilehrer in einer Gruppe sein und das Alternativprogramm zur abgesagten Snownight, der Besuch der Orma Whisky Destillerie, mussten ebenfalls gestrichen werden. Trotz der vielen Einschränkungen wurde in diesem Jahr ein neuer Teilnehmerrekord verzeichnet. Nun schauen wir zurück auf ein Jahr mit viel Ungewissheit, Bangen, Planänderungen und doch vielen positiven Erlebnissen. Das Jahr hat uns gelehrt, dass der Tourismus mit Kreativität, Spontanität und guter Zusammenarbeit mit allen Partnern auch in schwierigen Zeiten möglich ist. Die Chancen, welche durch die Situation entstanden sind, haben wir genutzt und viele Schweizer Gäste für unsere Region gewinnen können.
Deborah Gröble, Tourismusmanagerin Silvaplana
CORONABERICHT CORVATSCH AG
Auf einmal stand unsere kleine Welt still. Aufgrund des sofortigen Lockdown musste auch die Corvatsch AG ihren Betrieb von heute auf morgen einstellen. Bereits ein paar Tage zuvor gab es Vorzeichen, dass so etwas passieren könnte. Eigentlich wollte ich noch das Wochenende beim Skifahren geniessen; doch die sofortige Schliessung kam überraschend. Und so kamen viele Herausforderungen und Fragen auf. Was passiert mit den Mitarbeitern; aufräumen des Skigebiets; machen wir bereits jetzt die Revisionen der Liftanlagen – es mussten zahlreiche Entscheide gefällt werden, und dies innert kürzester Zeit. Danach folgte eine Zeit der Ungewissheit. Man wusste nicht, wann und wie die Bergbahnen ihren Betrieb im Sommer wieder aufnehmen dürfen. Trotz des Lockdown war es eine sehr intensive Zeit. Anmeldung der Kurzarbeit, obwohl es unklar war, ob die Saisonangestellten diese Entschädigung auch erhalten. In der Lockdown-Zeit bestand ein Pikettdienst, welcher die Anlagen im Wochenrythmus inspizierte. Die geplanten Anlässe mussten abgesagt werden; die Verträge wurden gekündigt; Rückvergütungsansprüche mussten geltend gemacht werden und trotz der fehlenden Einnahmen müssten die Löhne, die Rechnungen usw. beglichen werden. Die Mitarbeiter wurden bereits vor dem 13. März 2020 mittels Rundschreiben und persönlichen Meetings informiert. Nach der Lockdown-Zeit konnten wir mit den Revisionsarbeiten beginnen und so entstanden wieder zwischenmenschliche Kontakte. Im Betrieb herrschte strikte Maskenpflicht. Einige Mitarbeiter brauchten schon etwas Nachdruck, damit sämtliche Vorgaben befolgt wurden. Mit dem Entscheid des Bundesrates Anfang Juni durften auch wir in unsere Sommersaison starten. Im Juni spürte man noch, dass die Reiselust sehr zurückhaltend war. Ab Juli war der Sommer sehr erfolgreich. Mit den Schutzkonzepten funktionierte der Bahn- und Gastronomiebetrieb sehr geordnet. Die Gäste waren sehr entspannt. Im Hochsommer war die Situation in den Gastronomiebetrieben zeitweise wie vor der Pandemie. Es war wie im Hitzesommer 2003 – dadurch, dass viele Schweizer die Ferien im eigenen Land verbracht haben, war dies eine Chance, die Schönheit vor der Haustüre zu zeigen. Im Herbst stiegen die Infektionszahlen wieder rasant an. Dennoch durften die Skigebiete glücklicherweise wie geplant in die Wintersaison starten, jedoch mit weiteren Einschränkungen. Die Maskenpflicht war ein grosses Thema. Freiwillig haben wir auch die Gäste in den Kabinen beschränkt. Die Mitarbeiter informierten wir über die Massnahmen. Für die Gäste haben wir bereits vorsorglich zahlreiche Masken gekauft. Als eines der ersten Gebiete, welches in die Wintersaison startete, wurden wir natürlich genau beobachtet. Am Anfang kamen Fragen zur Personenbeschränkung in den Kabinen usw. Nach den ersten Betriebstagen sind weitere Massnahmen getroffen worden oder wurden vom Bund verordnet. Dies endete damit, dass wir beim Kanton eine spezielle Betriebsbewilligung mit einem individuellen Schutzkonzept beantragen mussten. Ich zitterte bereits wieder, dass trotz der umfangreichen Bemühungen und Schutzmassnahmen das Skigebiet wieder geschlossen wird. Neben Skifahren ist Geselligkeit am Berg sehr wichtig. Die Schliessung der Gastronomie hatte auch Folgen für das Skierlebnis. Mit einem Take Away Angebot konnten wir das Grundbedürfnis der Unterzuckerung befriedigen, aber Spass war das nicht. Aufwärmräume mit Maskenpflicht durften wir auch nicht zur Verfügung stellen – aber am Bahnhof durfte man sich im Wartesaal aufwärmen. Viele Massnahmen waren unverständlich, aber dies zu hinterfragen nutzte auch nichts.
Und so ging das Jahr 2020 zu Ende. Es war ein Auf und Ab – doch wenn wir diese Zeit überstehen, erschüttern mich nur noch wenige Dinge!
Markus Moser, Geschäftsführer
CORONABERICHT – ENGADIN BUS
Freitag, der 13. März 2020, ein Tag welcher man nicht mehr so schnell vergessen wird. Der Bund ordnetet einen sofortigen Lockdown an. Wir haben einen Lockdown erwartet, da man die Entwicklung der Lage in den Nachrichten gut mitverfolgen konnte. Trotzdem waren wir sehr unsicher, wie es weitergehen wird. Aufgrund der Ausserordentlichen Lage erhielt PostAuto im öffentlichen Verkehr auf der Strasse in der Schweiz die Systemführerschaft. Somit mussten alle Transportunternehmen die Anweisungen von PostAuto befolgen. Der gesamte öffentliche Verkehr in der Schweiz musste den Fahrplan ausdüngen (reduzieren), da die Nachfrage bei einem Lockdown stark reduziert ist. Wir im Engadin hatten grosses Glück, da wir bereits den Zwischensaisonfahrplan bereitgestellt hatten und diesen somit einfach vier Wochen früher umsetzten konnten. Um unsere Fahrgäste und Fahrdienstmitarbeiter zu schützen, haben wir den Billetteverkauf in den Bussen per sofort eingestellt. In dieser Zeit wurden auch keine Billettekontrollen in den Bussen durchgeführt. Die erste Türe und die Fahrerkabine wurden abgesperrt, um die Distanz zwischen Chauffeur und Fahrgästen zu gewährleisten. Anfangs Sommer wurden die Massnahmen glücklicherweise vom Bund pünktlich zu unserem Fahrplanwechsel im Juni gelockert und wir durften Mitte Juni unseren Sommerfahrplan hochfahren. Die Absperrung zur Fahrerkabine wurde aufgehoben und wir durften auch wieder Billette verkaufen. Billetteverkauf und Kundenkontakt war aber nur mit Maske möglich. Um die Abstandsregeln einzuhalten, blieb die erste Sitzreihe weiterhin gesperrt. Auch für unsere Mitarbeiter änderte sich einiges im Berufsalltag. Sie mussten bei jedem Fahrerwechsel die Fahrerkabine desinfizieren und Masken tragen. Auch in den Pausenräumen galten die Abstandsregeln sowie eine Personenbegrenzung. Am Abend bei Dienstende und tagsüber bei Wendepausen wurden alle Kontaktflächen (Halteknöpfe, Stangen usw.) desinfiziert. Die Maskentragepflicht wurde bei den Fahrgästen von Anfang an sehr konsequent umgesetzt. Nur vereinzelt konnten Fahrgäste ohne Maske beobachtet werden. Wir versuchten, die grosse Menge an Fahrgästen durch Beiwagen etwas zu verteilen. Trotzdem konnten wir nicht ganz verhindern, dass «volle» Busse trotz Pandemie unterwegs waren. Das Verständnis der Gäste war sehr gross und es erreichten uns im Verhältnis wenige Kundenrückmeldungen. Rückblickend auf den «Corona-Sommer» haben wir die Sommersaison mit gemischten Gefühlen begonnen, doch nach den ersten Wochen wurde uns schnell klar, dass die Nachfrage sehr gross und der Sommer gerettet ist. In der Hoffnung, dass der Bund keine weiteren Einschränkungen beschliesst. Im Juni und Juli waren die Fahrgastzahlen etwas weniger als im Sommer 2019, doch im August und September wurden diese vom Vorjahr überholt. Somit hatten wir trotz Pandemie einen erfolgreichen Sommer wie in den Vorjahren. Kurz vor dem Wintersaisonstart haben wir in den Bussen bei der Fahrerkabine eine Schutzscheibe eingebaut, damit unsere Fahrdienstmitarbeiter beim Kundenkontakt keine Masken mehr tragen mussten und wir die erste Sitzreihe wieder freigeben konnten, um mehr Kapazitäten zu haben. Anfangs Dezember, als wir in die Wintersaison gestartet sind, rechneten wir wiederum mit einer guten Wintersaison und planten mit unseren Bestellern sogar ein Beiwagenkonzept «Skiexpress», um die Linien in den starken Wochen zu entlasten. Doch zwischen Weihnachten und Neujahr wurde uns schnell klar, dass die Nachfrage diesen Winter bei weitem nicht so hoch war wie erwartet. Die Fahrgastzahlen sind im Dezember stark eingebrochen. Da die Restaurants, Bars und Clubs geschlossen waren, war abends auf den Nachtbussen auch sehr wenig los. Infolge Massnahmen vom Bund haben wir auch den Nachtbus nach 01:00 Uhr eingestellt. Die Maskentragepflicht bei den Fahrgästen wird in den Bussen immer noch sehr konsequent umgesetzt.
Dies war also unser Jahr 2020. Es war ein sehr wechselhaftes und turbulentes Jahr und trotzdem hatten wir auch etwas Glück im Unglück.
Andi Cortesi, Leiter Betrieb Engadin
ÜN AN A SILVAPLAUNA IMPÈ DAD ESSER A LONDRA E SHANGHAI
Daspö il mais marz 2020 sun eau a Silvaplauna e fatsch mia scolaziun via Zoom impè dad esser a Londra cun 500 conscolaras e conscolars chi perseguiteschan tuots ün MBA. Eir mieu semester da barat a Shanghai es dvanto victima da la Corona. Que vulaiva dir cha’l svagliarin sclingiaiva per part bodezzas per pudair as parteciper a las prelecziuns virtuelas a China. Da Londra sun bod tuots scappos e turnos in lur patria. Pervi cha la glieud es sparpaglieda pü u main intuorn tuot il muond as ho vis las noviteds da Corona süllas medias socielas. Uschè as savaiva pelpü adüna in che pajais dal muond cha d’eira güsta ün Lockdown u alura apunto na, aunch’adüna ubain na pü, sainza stuvair ler la giazetta. Üna da las pü grandas sfidas d’eira da rabaglier davent l’abitaziun a Londra. Be güsta ün pêr mais aunz il prüm Lockdown in marz nu daiva que praticamaing üngünas abitaziuns sül marcho. Predschs d’eiran ots e la concurrenza numerusa. Dad ün di sün l’oter vulaivan alura però tuots as deliberer dals cuosts d’üna abitaziun chi vess da rester vöda per bgers mais. Cul marcho chi s’ho voct dandettamaing ho que alura düro fin in october fin cha l’abitaziun ho survgnieu ün nouv fittadin. E quels pejan var 20% pü poch. Corona ho però eir sieus avantags scu per exaimpel da pudair lavurer a chesa e manger da gianter in cumpagnia cun mieu non. Düraunt mieu temp liber poss eau giodair l‘ Engiadina cun ir culs skis u cul velo.
Nico Caprez
VEREINSLEBEN IM CLINCH MIT DEM COVID-19 VIRUS
Als leidenschaftlicher Hornist in der Musikgesellschaft Silvaplana gelte ich nicht als Berufsmusiker, sondern als Vereinsmitglied und Musikant. Die Musik und das Musizieren ist ein grosser Bestandteil meines Lebens. Auch wenn ich, bis heute glücklicherweise nicht mit dem Coronavirus infiziert wurde, so hat dieses verflixte Virus doch auch in mein Privat- und Vereinsleben eingegriffen. Vor gut einem Jahr hiess es plötzlich, dass die Musikproben gemäss (berechtigten) Weisungen des BAG und des Kantons nicht mehr in gewohnter Form stattfinden können bzw. dürfen. Auf freiwilliger Basis und unter striktem Einhalten der COVID-19 Weisungen des BAG konnten wir zuerst mit zehn Musikanten proben, im Verlaufe des Herbstes 2020 sogar nur noch mit fünf Musikanten und schlussendlich überhaupt nicht mehr. Das Fehlen der Kameradschaft, des gemeinsamen Probens und Musizierens traf viele von uns wie ein Blitz. Wohlverstanden sahen wir die Notwendigkeit der Weisungen und die Empfehlungen absolut ein. Ich war in der glücklichen Lage, dass ich an meinem Zweitwohnsitz ungestört und mit voller Hingabe das ausgeteilte Programm üben bzw. einstudieren konnte. Es fehlten aber die Kollegen, die Kameradschaft und Freundschaft unserer Mitglieder. Ich habe mir dann selbst einen «Spartz» gegeben und gesagt, ich lass mich vom Virus moralisch nicht unterkriegen. Dabei halfen mir meine moderne 3 – manualige Orgel mit sämtlichen Rhythmen, Instrumente sowie auch meine enorme Fantasie beim Musizieren. So habe ich z. B. ein wunderschönes Musikstück mit dem Titel «Tenorhornträume am Meer» von Jürgen Knecht vor und zurück gespielt. Vorgängig mittels Einspielens des Rhythmus etc, dann die 1. Tenorhornstimme und schlussendlich habe ich live die Baritonstimme dazu gespielt und mit dem Handy als freudiger
Gag aufgenommen. So spielte ich meine früheren Hits wie «Du bist wie die Sterne so schön» von den Calimeros, «Sierra Madre» der Zillertaler Schürzenjäger und, und, und. So habe ich mit meiner Orgel ganze Konzerte gespielt und sogar teilweise arrangiert, sodass es für mich passte. Laienhaft, wohlverstanden. So wurden teilweise frühere Erinnerungen mit Orgel, Gitarre, Euphonium und Wori-Bariton malträtiert, bzw. gespielt. Angeblich gefiel es den Nachbarn so sehr, dass sie vor den Fenstern standen und zuhörten. Ich könnte noch vieles erzählen was mir bis heute geholfen hat, auf diese Art die Abwesenheit der Kameradinnen und Kameraden, das Fehlen der Proben und Konzerte wie auch das Fehlen des Applauses unserer Zuhörer und Konzertbesucher zu ertragen. Wir geben aber die Hoffnung sicher nicht auf und werden, sobald erlaubt, mit den Proben beginnen. Insofern kann ich nur allen raten weiter zu musizieren, Ideen umzusetzen und neue musikalische Wege zu gehen. So besiegen wir den Coronavirus.
Not Janett-Jenal
IN CORONAZEITEN ALS ZWEITHEIMISCHE IN SILVAPLANA
Vorab: Wir Zweitheimische sind froh, dass wir im Engadin wieder willkommen sind und unsere Zweitwohnung und das herrliche Engadin geniessen dürfen. Das war beim ersten «Lockdown» im Frühling 2020 anders: da hiess es doch wenig gastfreundlich: «Bleiben Sie zu Hause! Wir bedauern es, Sie derzeit nicht willkommen heissen zu können». Auf unserer letzten Reise ins Engadin waren die Abteile des Zuges der RhB von Chur nach St. Moritz auffallend schwach besetzt. Offenbar mieden die anreisenden Gäste wegen COVID-19 die Bahn und fuhren lieber im eigenen Auto. Wir empfanden das als angenehm, hatten wir doch reichlich Platz, und es herrschte ungewöhnliche Ruhe, abgesehen von den mehrfachen Informationen aus dem Lautsprecher über die Weltkulturerbe-Albulabahnlinie, in zwei Sprachen, die man inzwischen fast auswendig kannten.
In Silvaplana angekommen stellen wir fest, dass das vortrefflich neugestaltete Dorfzentrum so belebt oder so unbelebt wie je ist. Nur herrscht jetzt offiziell Maskenpflicht, die hier sogar kontrolliert wird. Dies ist für Leute mit Hörgeräten und Brille nicht ganz einfach, das eine wie das andere samt Maske haben die Tendenz herunterzurutschen, vor allem, wenn man sich wegen der Kälte noch die Mütze aufsetzen muss. Dazu kommt, dass sich die Brille hier wegen der Kälte sofort beschlägt. Man fragt sich, ob das Maskentragen auf den Strassen wirklich nötig ist.
Merkwürdig mutet an, dass auf Bundesbefehl einige Geschäfte nicht geöffnet sein dürfen. Absurd finden wir, dass man wohl Skiausrüstungen mieten, aber nicht kaufen darf. Was wir zur Zeit besonders missen, sind die Ausflugsrestaurants unserer Wander- und Langlaufziele. Wie gerne würden wir uns auf einer Tour etwas ausruhen, gemütlich einen Tee trinken und dazu Kuchen oder ein Mittagessen geniessen!
Aber: Wir schätzen uns glücklich, dass wir auch in Coronazeiten die herrliche Landschaft des Oberengadins und den in diesem Jahr reichlichen Schnee geniessen können. Wir sind der Gemeinde Silvaplana dankbar für die stets vom Schnee geräumten Spazierwege, die jeden Morgen perfekt gespurten Loipen und für den ausgezeichneten Shuttlebus-Service.
Margrit und Peter Forster-Caprez
CORONA ERFAHRUNGSBERICHT EINER RISIKOPATIENTIN IM HOMEOFFICE
«N icht nur ältere Personen gehören zur Risikogruppe. Auch für junge Personen mit Vorerkrankung kann das Coronavirus tödlich enden». Das waren die Worte meines Arztes, der mir im Februar 2020 nahelegte, sofort ins Homeoffice zu gehen, da ich aufgrund einer Autoimmunerkrankung zu den besonders gefährdeten Personen gehöre. Eine gut eingestellte medikamentöse Behandlung und entsprechende Lebensführung halfen mir immer dabei, die Symptome gut in den Griff zu bekommen und so meiner täglichen Arbeit in der Gemeindekanzlei nachzukommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich kaum Fehltage, auch, wenn ich keinen einzigen schmerzfreien Tag hatte. Der Gedanke, dass ich nicht mehr täglich zur Arbeit fahren konnte war sehr befremdend für mich und darum arbeitete ich noch einige Tage, unter strenger Einhaltung der Schutzmassnahmen, an meinem Arbeitsplatz weiter. Die Zahl, der an Corona Erkrankten und verstorbenen Menschen stieg täglich und mit den steigenden Zahlen stieg auch meine eigene Angst vor Ansteckung. Anfangs März 2020 nahm ich die Option des Homeoffice-Angebotes, welche mir mein Arbeitgeber ermöglichte, wahr. Ich erhielt einen Laptop und konnte so fast alle Arbeiten von Zuhause aus erledigen. Morgens loggte ich mich zu den normalen Arbeitszeiten über den Gemeindeserver ins System ein und beantwortete meine Mails. Danach bearbeitete ich den Posteingang, mit den Aufgaben, die mir die Mitarbeitenden im Gemeindehaus zugestellt haben. Das Projekt «Digitalisierung» und Erfassung der Ruhestätten (der Gräber) im Friedhof Silvaplana, womit ich seit kurzem beschäftigt war, nahm sehr viel Zeit in Anspruch, so dass ich genug Arbeit hatte, die ich auch von zu Hause aus erledigen konnte. Zu dieser Zeit fand ich diese Arbeit allerdings etwas makaber. Meine sozialen Kontakte wurden komplett runtergefahren und das Handy oder das Internet wurde zum wichtigsten Kommunikationsmittel mit der Welt draussen. Ich freute mich über jeden Anruf oder jede Chatnachricht, die ich von meinen Arbeitskolleginnen und Kollegen erhielt, auch wenn diese meist beruflicher Natur waren. Zum Glück habe ich einen guten Freundeskreis, der mich in der Isolation unterstützte. Der tägliche Blick aus dem Fenster machte mich traurig. Ich fühlte mich nicht mehr dazugehörig. Das Leben fand draussen statt und ich musste drinnen bleiben. Für Angehörige und Freunde von gefährdeten Personen ist die Pandemie auch eine Challenge. Meine Tochter, die ihre Ausbildung in einem Hotel absolviert, übernachtete bei ihrem Freund, weil sie Angst davor hatte, dass sie sich rein zufällig irgendwo ansteckt und mich dann wiederum infiziert. Einkäufe, die ich sonst immer alleine machte, erledigte sie einmal pro Woche für mich. Ich verliess das Haus nur noch, um meinen monatlichen Arzttermin wahr zu nehmen. Die soziale Isolation, unter der besonders gefährdete Personen leiden, ist nicht zu unterschätzen. Auch ich litt zunehmend darunter. Risikopatienten, egal welchen Alters, müssen sich jeden Tag Herausforderungen stellen, nicht nur um ihren Arbeits-Alltag zu meistern. Einigen von ihnen, auch mir, sieht man nicht auf Anhieb an, dass sie krank sind. Das Homeoffice und die neuen Herausforderungen, die sich mir dadurch stellten, waren nicht immer einfach für mich. Es brauchte schon Selbstdisziplin, Optimismus und Psychohygiene, um nicht in ein Loch zu fallen. Später, als ich wieder geschützt am «Leben» teilnehmen durfte, gab es trotzdem immer wieder Situationen, die mich ausgeschlossen haben. So durften im Volg nur ältere Menschen am Mittwochnachmittag geschützt einkaufen gehen –
ich, als Risikopatientin, wurde vor der Ladentüre abgewiesen, weil ich nicht alt genug bin. Menschen haben aus Angst und/oder Unwissenheit bewusst oder unbewusst Abstand genommen, was mich noch mehr vereinsamen liess. Einige äusserten sich dahingehend, dass Homeoffice ein «Schoggijob» sei. Ich denke, dass es vielen nicht bewusst war, was solche Äusserungen mit einem Menschen machen und wie wertlos man sich fühlen kann.
Damit der allgemeine Betrieb der Gemeinde aufrecht erhalten werden konnte brauchte es jeden Mitarbeiter. Die einen, die in der Gemeinde die Stellung hielten und andere, die Dank der Technik im Homeoffice ihren Teil dazu beitrugen. Damit das Gesamtkonstrukt funktioniert ist jedes einzelne Zahnrad wichtig und jedes Rad trägt zum Gelingen des Gesamten bei. In der unfreiwilligen Zeit des Homeoffice lernte ich mehr über mich und meine Mitmenschen. Positives und auch negatives. Nur wenn alle Zahnräder sich reibungslos drehen und ineinander greifen funktioniert das ganze Konstrukt.
Ich danke meinen Arbeitskolleginnen und Kollegen dafür, dass sie es mir ermöglicht haben, ins Homeoffice zu gehen. Allerdings bin ich froh, dass ich während der zweiten Welle auch als Risikopatientin gut geschützt in einem Büro im Gemeindehaus arbeiten konnte. So fühlte ich mich nicht ganz aus dem sozialen Leben ausgeschlossen.
Rosmarie Giovanoli
CORONABERICHT EINER KRITISCHEN EINWOHNERIN
Diesen Spruch habe ich erst kürzlich gelesen. Und der gefällt mir sehr. Ich habe nämlich ein Stimmchen in mir, dass mir konsequent und wenn nötig auch mit Nachdruck in mein Gewissen redet. Und eigentlich kenne ich sie gut. Ich bin schon seit längerem mit ihr bekannt und das Vertrauen zueinander ist gross. Es gibt natürlich kleinere und auch grössere Situationen, bei denen wir aneinandergeraten. Manchmal gewinne ich, doch meistens ist schon das Stimmchen in mir stärker. Ich denke auch, es ist meistens viel weiser und klarer als ich. Nun seit einem Jahr, ist es, sagen wir mal, interessant geworden. Oder wie könnte man das auch noch sagen, herausfordernd. Denn meine innere Stimme und die Stimme der Medien und die vom Bundesrat, sind sich nicht einig. Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich meine Mutter umarme? Nein. Solange mein Gegenüber sich wohl fühlt und auch einverstanden ist, sagt meine Stimme: umarme und geniesse es. Es tut beiden gut.
Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich die Maske verabscheue? Nein. Solange für mich unklar ist, ob sie überhaupt nützt oder sogar eher schadet. Mir klingt es noch in den Ohren nach: im letzten Frühjahr wurde kommuniziert, dass die Masken nicht nötig wären. Aus meiner Wahrnehmung ist es einfach ein Alibi, um sagen zu können: ich habe dich nicht angesteckt, du musst es also von irgendwo anders haben. Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich nicht der gleichen Meinung bin, wie die Masse?
Nein. Denn es ist wichtig und richtig, dass jeder seine eigene Meinung denken und auch frei aussprechen darf. Meinungen sind immer unterschiedlich. Es wäre beängstigend und schrecklich, wenn wir alle gleich sind. Wo blieben