Bärner Channe September 2017

Page 21

Porträt, Interview und mehr

AUSGABE/ÉDITION 03/2017

21

Herbstinterview «Ich war positiv überrascht wie schnell sich die Praktikanten ans Arbeitstempo und die Regeln/Strukturen im Betrieb angepasst haben». FC: Ja selbstverständlich, da für den Praktikanten ein Zugang zum ersten Arbeitsmarkt geschaffen wird.

Francesca Chukwunyere

Dimitra Fisch

Die isa (Informationsstelle für Aus­ länderinnen- und Ausländerfragen) ist in den Bereichen persönliche Beratung, Fach- und Projektbe­ ratung, Sprach- und Alphabetisie­ rungskurse, Integrationskurse so­ wie der Ausbildung für interkul­turelle Dolmetscher (Intercultura) tätig. Francesca Chukwunyere (FC) ist Geschäftsleiterin der isa und seit einem Jahr ist Dimitra Fisch (DF) Projektleiterin des Projekts PraktiCum. Im Interview sprechen sie über ihre Aufgaben, Erfahrun­ gen und Schwierigkeiten der letz­ ten Monate.

nistration gehören ebenso dazu wie das Unterrichten bei GastroBern.

Sie vermitteln Migranten als Prakti­ kanten in gastgewerbliche Betriebe des ersten Arbeitsmarktes. Der Praktikumseinsatz wird während dem Praktikumsjahr von Ihnen begleitet. Was für Aufgaben haben Sie konkret zu bewältigen? DF: Zu den vielseitigen Aufgaben gehören die ganzen Bewerbungsver­ fahren inklusive Rekrutierung und Vermittlung in den geeigneten Gastrobetrieb. Während des ganzen Praktikums werden die Praktikanten und Betriebe durch mich begleitet d.h. wenn es Probleme gibt, helfe ich mit, eine passende Lösung zu finden. Weiter gehören Akquisition, Werbung, Sponsoring sowie die Organisation und Durchführung von Events zu meinem umfassenden Aufgabenkreis. Konzeptarbeit und die ganze Admi-

Was versprechen Sie sich von diesem Projekt? FC/DF: Das PraktiCum richtet sich in erster Linie an Personen mit Migra­ tionshintergrund (Familiennachzug, Heirat einer Schweizerbürgerin/eines Schweizerbürgers etc.), welche den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt suchen. Das Projekt ist eine Win-win Situation: Die Betriebe erhalten einen motivierten Praktikanten und für den Praktikanten ist es eine Chance im ersten Arbeitsmarkt Fuss zu fassen und die Deutschkenntnisse zu vertiefen. Die isa leistet mit PraktiCum einen Beitrag für eine gesunde Volkswirtschaft und das ganz ohne öf­ fentliche Gelder. Was verstehen Sie unter einer erfolgreichen Integration? FC: Wenn ein Mensch da wo er lebt selber in Würde sein Leben verdienen und einen Beitrag an die Allgemeinheit leisten kann. Dies verschafft ihm Selbstvertrauen, Stabilität, den Zugang zu allen lebensnotwendigen Institutionen (wie Krankenkasse etc.) und Anerkennung in seinem persönlichen und familiären Umfeld aber auch in der Gesellschaft. Können Projekte wie beispielsweise das PraktiCum von isa eine Integra­ tion stärken?

Zu den Aufnahmekriterien zählen Sie Belastbarkeit, stabiles Umfeld, Flexibilität, Fähigkeit sich zu verstän­ digen und sich Informationen zu beschaffen, Grundkenntnisse in Deutscher Sprache. Beurteilen Sie diese Kriterien in einem persön­ lichen Gespräch? Wie läuft das Auswahlverfahren genau ab? DF: Interessierte Migranten können sich bewerben. In einem persönlichen Vorstellungsgespräch prüfe ich die Motivation, Möglichkeit und Machbarkeit sowie das sprachliche Verständnis. Geeignete Personen gehen anschliessend in einen Betrieb mit dem Ziel schnuppern, den Praktikumsplatz zu bekommen. Ziel ist es nach den Schnuppertagen, einen Praktikumsvertrag abzuschliessen. Was sind das für Personen in Bezug auf Nationalität, Alter und Familien­ verhältnisse, die Sie betreuen und vermitteln? FC/DF: Unser Angebot richtet sich in erster Linie an Migranten (Familiennachzug, Arbeitsmigranten) oder vorläufig aufgenommene Personen zwischen 18 und 55 Jahren, die den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt noch nicht geschafft haben. In der ersten und zweiten Staffel PraktiCum nehmen Migranten aus 20 verschiedenen Ländern aus 4 Kontinenten (Europa, Afrika, Amerika, Asien) teil. Fanden die bisherigen Praktikanten in ihrem neuen Umfeld schnell den Rank? Gab es auch Probleme? DF: Ich war positiv überrascht wie schnell sich die Praktikanten ans Arbeitstempo und die Regeln/Strukturen im Betrieb angepasst haben. Motiva­ tion spielt eine sehr grosse Rolle, da die Herausforderungen sehr gross sind, es gilt (unregelmässige Arbeitszeiten, Wochenenddienste, Schule, Sprachbarriere, Praktikum und Fami-


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.