Christian Roeckenschuss - Das Werk

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Einige der schönsten Motive solcher spielerischen Formfindungen hat Roeckenschuss in Malerei auf Hartfaserplatten mit Alkydharzfarben realisiert. Die frühsten datieren um 1960 (Abb. VII-3–6). Zwar sind die Kompositionen noch deutlich an Viktor Vasarelys, Joachim Albrechts oder Auguste Herbins Experimenten mit instabilen Raumfigurationen in den 1950er Jahren orientiert, doch fallen sie aus der sonst so strengen Ästhetik des Frühwerks von Christian Roeckenschuss heraus. In solchen Verbindungen von freier Gestaltung mit strengeren Formen lässt sich eine charakteristische Tendenz erkennen, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Œuvre des Künstlers zieht. Spielerische Akzentsetzungen finden sich beispielsweise auch in Roeckenschuss‘ Zielscheibenbildern der Zeit um 1960. Bei der Umsetzung solcher Kompositionen in Gemälde griff Roeckenschuss auf seine früheren Pastellstiftentwürfe zurück. Diese Zielscheibenbilder sind zweifellos ausgelöst durch ältere vergleichbare Motive des amerikanischen Pop-Art-Pioniers Jasper Johns. Doch von deren Strenge weichen die Werke des Berliners stark ab. In Roeckenschuss‘ Bildern überwiegt das spielerische Arrangement. Schon früh fanden Anklänge an die Natur sowie melancholische und poetische Empfindungen Eingang in das Kunstkonzept von Christian Roeckenschuss. Anspielungen solcher Art lassen sich exemplarisch an einer Komposition von 1958 festmachen. So zeichnete der Künstler mit farbigen Pastellstiften die Vision einer modernen nächtlichen Metropole (Abb. VII-7), hielt aber bewusst in der Schwebe, ob tatsächlich ein architektonisches, raum-illusionistisches Motiv gemeint ist.

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