Bassenge Kunstauktion 118: Die Sammlung Stephan Seeliger

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Zeichnungen und Druckgraphik der deutschen Romantik_______________________________________________________________________________________________________

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C. F. Schultze (auch Schulze, tätig um 1815–20)

6412 Undine von de la Motte Fouqué. Componirt von C. F. Schultze. 14 Radierungen inkl. Titelblatt, kordelgeheftet. Quer-4to. Nürnberg, Friedrich Campe, (1818). Rümann 2339, Nagler 2. Wz. „M. de I. A. HUBER“. 450 € Die 1811 erschienene Märchenerzählung Undine gilt als das bekannteste Werk des romantischen Dichters Friedrich de la Motte Fouqué (17771843). Undine, eine Wassernymphe, strebt danach, eine menschliche Seele zu erhalten, nachdem sie in Liebe zu Huldbrand, einem Ritter entbrannt ist. Als Huldbrand nach der Eheschließung erfährt, dass seine Frau eine seelenlose Wassernixe sein soll, entfremdet er sich von ihr und wendet sich seiner früheren Liebe Bertalda zu. Huldbrands Untreue endet tödlich, und er stirbt durch Undines Küsse und Tränen. De la Motte Fouqué vermengt Naturmystik, unheimliches Geistertum und mittel­ alterliche Folklore, womit er dem romantischen Zeitgeist entsprechend

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auch bildenden Künstlern eine faszinierende Stoffwahl bot. Zu den ersten Interpreten zählte Ludwig Schnorr von Carolsfeld, der 1816 in Wien das Gemälde „Undines Trauung“ ausstellte und eine Folge von einundzwanzig Umrissradierungen nach dem Märchen herausgab (Andresen 3-23). Merkwürdigerweise ist über C. F. Schultze, den Autor unserer nur zwei Jahre später erschienenen Radierfolge, nahezu nichts überliefert - nicht einmal der Vorname. Diese Kenntnislücke überrascht, da die Blätter die Handschrift eines versierten Radierers verraten. Die einzelnen Episoden zeigen eine packende Bildregie und sind kompositorisch klar und einprägsam strukturiert. In der puristisch strengen sowie kraftvollen Linienführung und der Vorliebe für schlichte, horizontale Parallelschraffuren zeigen sich unübersehbare Parallelen mit dem Schaffen der Brüder Franz und Johannes Riepenhausen. - Überwiegend prachtvolle, satte Drucke mit Rand, unten teils mit Spuren des Schöpfrandes. Vereinzelt nur leicht stock- bzw. fingerfleckig, weitere schwache Altersspuren, sonst in schöner wie frischer Erhaltung. Beiliegend gestochene Vignette „Geschenk für Freunde der de la Motte Fouqué‘schen Muse“, montiert auf rötlichem Papier.


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