FRIZZ Das Magazin Frankfurt Dezember 2015

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›› FRiZZ Kunst

Redaktion: Sohra Nadjibi

Kunstbox

Sturm-Frauen. Künstlerinnen der Avantgarde in Berlin 1910-1932

Basis

Die beiden Künstler Sonal Jain und Mriganka Madhukaillya arbeiten seit 2004 unter dem Namen Desire Machine Collective zusammen. In ihren Installationen und Filmen setzt sich das Duo mit politischen, psychologischen und denkgeschichtlichen Effekten kapitalistischer Machtstrukturen auseinander. Die Installation „Noise Life“ verweist auf unsere alltäglichen Erfahrungen, denen wir ausgeliefert sind. ›› Bis 20.12.2015 (Gutleutstr 8-12), Di-Fr 11-19/Sa+So 12-18 Uhr

›› SCHIRN Kunsthalle (Römerberg) Bis 7.2.2016, Di, Fr-So 10-19+Mi/Do 10-22 Uhr

nnnnn Der Name ist Programm: 1910 gegründet, wurde die Zeitschrift „Der Sturm" schnell zu einem Markenzeichen der expressionistischen Kunst. Und Herwarth Walden, der Herausgeber, zu einem ihrer bedeutendsten Förderer. 1912 eröffnete er die gleichnamige Galerie in Berlin, die neben Wassily Kandinsky oder Paul Klee auch viele internationale Künstle-

Die Galerie

„Auf Papier – On Paper“ widmet sich einem viel genutzten und achtlos verbrauchten Medium. Papier dient dem Menschen seit mehr als 2.000 Jahren u.a. als Kommunikationsträger. Die Ausstellung zeigt Papierarbeiten, die künstlerische Intentionen, Handwerk und Sensibilität offenbaren und stellt Künstler der klassischen Moderne wie André Masson, Pablo Picasso oder Joan Miró, Künstler der CoBrA-Gruppe und zeitgenössische Positionen wie Johannes Heisig, Volker Stelzmann oder Klaus Zylla gegenüber. ›› Bis 23.1.2016 (Grüneburgweg 123), Mo-Fr 9-18+Sa 10-14 Uhr

rinnen im Programm hatte. Selbst in der damaligen Aufbruchsstimmung war das ungewöhnlich — um Vorurteilen aus dem Weg zu gehen, legten sich einige der Künstlerinnen für ihre Ausstellungen sogar noch lieber ein männliches Pseudonym zu. 18

dieser Sturm-Frauen werden in der SCHIRN in einem eigenen Raum mit ihren Hauptwerken präsentiert. Einige von ihnen bekannter, wie Gabriele Münter, die mit virtuoser, expressiver Farbigkeit beeindruckt, oder Marianne von Werefkin, bei deren Stadtansicht man sich ein wenig an van Gogh erinnert fühlt, andere Künstlerinnen können neu entdeckt werden. Der Stil der Werke reicht vom Expressionismus bis hin zum Kubismus und Futurismus oder den abstrakten Kompositionen von Hilla von Rebay, die den Vorsatz hatte, „Musik zu malen". Musik, Theater und angewandte Kunst spielten eine große Rolle in den Sturm-Kreisen, gezeigt werden auch Stoffmuster oder fantastische Kostümentwürfe für Filme und Theateraufführungen. Ann Wente-Jaeger

Gefährliche Liebschaften. Die Kunst des französischen Rokoko ›› Liebieghaus (Schaumainkai 71) Bis 28.3.2016, Di/Mi/Fr-So 10-18+Do 10-21 Uhr

nnnnn Größer könnte der Kontrast kaum sein. Der Weg zur Ausstellung führt im Liebieghaus zunächst vorbei an den ernsten Gesichtern des Mittelalters. Hinter schweren, gelben Satinvorhängen tut sich schließlich eine ganz andere Welt auf: Der erste Raum empfängt den Besucher im Stil eines höfischen Salons aus dem 18. Jahrhundert. Mit reich verzierten Spiegeln, kostbaren Schränken, Spieltischen, einer angedeuteten Wandverkleidung, Porzellan und Gemälden mit Motiven aus den Rückzugszimmern der Damen wird ein Stück vom französischen Lebensstil um 1750 lebendig. Gleich nebenan gibt der „Drohende Amor" von Étienne-Maurice Falconet in weißem Marmor einen Hinweis auf die alles bestimmende Liebesthematik des Rokoko. Wobei der Liebesgott eigentlich nicht droht, sondern verschwörerisch den Zeigefinger auf die Lippen legt, während die andere Hand schon den nächsten Pfeil aus dem Köcher zieht. In den gezeigten Gemälden und Skulpturen umgarnen sich Mann und Frau vor allem in Gestalt von Schäfern und Schäferinnen und anderem ländlichen Personal. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – des höfischen Prunks herrschte im Rokoko eine Sehnsucht nach dem Landleben und nach einer von Konventionen befreiten Liebe, die vor allem in der Kunst ihren Ausdruck fand. Ann Wente-Jaeger

Weltkulturen Museum

Die Ausstellung „A Labour Of Love. Kunst aus Südafrika – Die 80er jetzt“ widmet sich einem Schwerpunkt der Gegenwartskunstsammlung, den 600 Arbeiten aus Südafrika, die das Museum im Jahr 1986 ankaufte. Alle Werke sind von schwarzen Kunstschaffenden während der Apartheid produziert worden. Die Ausstellung bezieht sich auf die unterschiedlichen Formen von Liebe. ›› 3.12.2015-24.7.2016 (Schaumainkai 29-37), Di +Do-So 11-18/Mi 11-20 Uhr

SCHIRN

Schwalbe54

Der Wintersalon im Kunstraum Schwalbe54 lädt an drei Freitagen im Dezember zu Kunst & Wein, einem Einblick durch drei Jahre Schwalbe54 und einen Ausblick auf 2016 ein. ›› 5./11./18.12 (Schwalbacherstr. 54), 19 Uhr

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Dezember 2015

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Der Nabel der Welt ›› Bis 7.2.2016, Senckenberg Naturmuseum (Senckenberganlage 25), Mo/Di/Do/Fr 9-17+Mi 9-20+Sa/So 9-18 Uhr

VORANKÜNDIGUNG © Mia Florentine Weiss

Die britische Künstlerin Heather Phillipson weitet ihre Videos zusammen mit Fotografien, Objekten, Performance, Sound und Stimme zu Installationen aus. Für die Rotunde in der SCHIRN realisiert sie die Multimedia-Installation „Eat Here“. Die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin setzt die Sprache gegen die vermeintlich überwältigende Macht und Komplexität digitaler Bildinformationen ein. ›› Bis 7.2.2016 (Römerberg), Di+Fr-So 10-19/Mi+Do 10-22 Uhr

Die Ausstellung „Der Nabel der Welt" widmet sich den Fotound Videodokumentationen sowie der Objekt- und Installationskunst der deutschen Künstlerin Mia Florentine Weiss. Im Zentrum der Schau steht die Deckeninstallation der Skulptur „Pegasus" im Foyer des Museums. In der griechischen Mythologie gilt das geflügelte Pferd als Quelle aller Weisheit. Mia Florentine Weiss sieht darin Symbol und Nährboden eines über ein Jahrzehnt andauernden, performativen Weges. Die Künstlerin reiste rund um den Globus und konfrontierte Menschen aller Altersschichten und unterschiedlicher Kulturen mit der Frage nach ihrem persönlichen Schutzraum: „What is your Place of Protection?". Sie sprach mit indigenen Völkern Afrikas, Obdachlosen in Kalifornien sowie mit Opfern mörderischer Bürgerkriege im Nahen Osten. Die Resonanz war groß: Viele Menschen gaben der Künstlerin Gegenstände mit, um sie in Pegasus‘ Flügelpaar einbauen zu lassen, als Symbol für die Hoffnungen und Bedürfnisse zahlreicher Menschen diverser Kulturkreise. Die Ausstellung ist Teil des Programms „Kultur trifft Natur" des Senckenberg Naturmuseums, das den wissenschaftlichen Blick auf die Natur um künstlerisches Sehen erweitern möchte. www.frizz-frankfurt.de

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