›› FRiZZ Stadt
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lltäglichen Rassismus sichtbar machen und Betroffenen Werkzeuge an die Hand zu geben, damit umzugehen, das hat sich die Beratungsstelle response auf die Fahnen geschrieben. Im April 2018 startete die Kampagne #istalltag. Kurzclips, die auf Facebook mehr als 75.000 Mal aufgerufen wurden und in vielen hessischen Kinos laufen Die Filme zeigen die Protagonst*innen Victoire Laly („Tatort“/„The Misandrists“) und Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“, ausgzeichnet mit dem Grimme Preis und dem Deutschen Fernsehpreis). Beide werden rassistisch angefeindet. Die Clips demonstrieren diverse Formen von Alltagsrassismus, wie sie Betroffene an einem typischen Tag in Frankfurt (oder in jeder anderen Stadt) erleben (können). Offene Beleidigungen, abwertende Sprüche, das Spektrum an subtilen und offenen Diskriminie-
rungen ist groß. In den Clips gehen die beiden Betroffenen damit souverän und ruhig um und zeigen Stärke. Die gezeigten Szenerien sind nicht erfunden, zahlreiche Beratungsgespräche mit Betroffenen dienten als Vorlage. Es sind die subtilen und alltäglichen Erlebnisse, die genauso treffen wie offene und körperliche Gewalt. Betroffene erfahren Rassismus nicht nur in der direkten Konfrontation, sondern auch dann, wenn die fehlende solidarische Reaktion des Umfelds ausbleibt. Wenn weg- statt hingeschaut und keine Solidarität gezeigt wird. Gar noch Mitschuld oder Provokation den Betroffenen unterstellt wird und es so zur „TäterOpfer-Umkehr“ kommt. „Wir möchten Menschen mit der Aktion #istalltag dafür sensibilisieren, Aussage und Wirkung von Personen trennen. Man schreibt bestimmten Personen bestimmte Eigenschaften zu, nur aufgrund
Die Hessische Beratungsstelle response berät und unterstützt Menschen, die von rassistischer Gewalt betroffen sind. Das Angebot der Bildungsstätte Anne Frank arbeitet unabhängig von Behörden und auf Wunsch anonym. ›› Text: Sohra Nadjibi
Alltagsrassismus
„Das Ziel war, das Beratungsangebot bekannter zu machen.“ Der ZEIT-Journalist und Sohn marokkanischer Eltern Mohamed Amjahid veröffentlichte 2017 sein Buch: Unter Weißen (Hanser Berlin), in welchem er versteckten Rassismus thematisiert und unter anderem eben jene Zuschreibungen aufführt: „Für einen Araber hast du aber erstaunlich liberale Ansichten“ oder auf seine Aussage, dass er Atheist sei, sich mit folgender Antwort konfrontiert sieht: „Muslime sind ja meistens total fanatische Menschen.“ Prügelnde Neo-Nazis sind die Spitze des Eisbergs, response macht sich dafür stark, auch alltägliche Formen von Rassismus als solchen zu benennen und Betroffene zu unterstützen. „Wenn selbst Moderatorinnen und Moderatoren öffentlich-rechtlicher Medien bei der Berichterstattung über die Hochzeit zwischen Prinz Harry und Meghan Markle nicht mit Bemerkungen über einen „exotischen“ Hintergrund der Braut sparen, sitzt das Problem tief “, sagt Roman Jeltsch. Die Premiere der Kurzclips fand Ende April im
© To Kuehne
response Hessen
ihres Äußeren. Antimuslimischer Rassismus ist derzeit sehr virulent. Auch nicht gläubige Muslime werden angegriffen und erfahren Zuschreibungen und Rassismus“, so Roman Jeltsch, stellvertretender Leiter von response.
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