FRIZZ - Das Magazin für Darmstadt - 7 / 2021 - Ausgabe 460

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„Die Party ist vorbei“ FRIZZmag im Gespräch mit Tommy Betzler INTERVIEW & FOTO: BENJAMIN METZ

W Tommy Betzler ist ein echter Pionier.

In den Siebzigern brach er als Schlagzeuger zu neuen musikalischen Ufern auf und war mit seiner Band „P’cock“ eine der angesagtesten Formationen der noch jungen Progrock-Szene. Eine Dekade später startete er dann als erster Rock’n’Roll-Caterer der Republik voll durch und bekochte Stars von David Bowie bis Nena. Der Film „Tommy B.“ hat diesem spannenden Leben nun ein Denkmal gesetzt. FRIZZmag: Bei der 14. Ausgabe des „Lichter Filmfest“, die Ende April in Frankfurt stattfand, feierte der Dokumentarfilm „Tommy B.“ Premiere, für den dich der Filmemacher Enrico Corsano über drei Jahre begleitet hat. Wie kam das Projekt zustande? Tommy Betzler: Das ist eine ziemlich verrückte Geschichte. Wir haben uns bei einem Konzert der Frankfurter Tribute Band „Floyd Reloaded“ kennengelernt, bei der auch Thorsten Quaeschning von „Tangerine

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Dream“ mitspielt, mit dem ich gut befreundet bin. Enrico drehte einen Beitrag über die Band und Thorsten meinte nur zu ihm, er sollte doch mal mit mir sprechen. Ich hätte so einiges zu erzählen. Daraufhin haben wir uns in die Garderobe gesetzt und über eine Stunde unterhalten. So fing das an. Vier Jahre ist das nun her und seither hat er mich regelmäßig begleitet: zu Hause, im Studio, auf Reisen, bei Konzerten.

Im Film erzählst du ausführlich über dein ereignisreiches Leben. Du hast Anfang der 70er die legendäre Progrock-Band „P’cock“ gegründet und hattest gute Aussichten auf ein Rockstar-Leben. Wie erinnerst du dich an diese Zeit? Mit sehr guten Gefühlen, das war großartig damals! Die Schulbälle auf der „Viko“ und so weiter. Wir hatten von Anfang an eine sehr treue Fangemeinde. Ich habe das mit der Band immer sehr ernst genommen und wollte unbedingt einen Plattenvertrag. Nebenher habe ich viel für Konzertveranstalter wie den legendären Wiesbadener Promoter Rainer Zosel gejobbt. Plakate ge-

klebt, Tickets verkauft. Ich wollte immer mit der Musikszene in Verbindung bleiben. Das hat sich irgendwann ausgezahlt, weil Rainers Bruder Michael Musikverleger war und mich dann unter Vertrag genommen hat. Dann haben wir in der „Krone“ für Michael unsere ersten Demos aufgenommen, die er dann an diverse Plattenfirmen verschickt hat. Und wir hatten Glück: Klaus Schulze von „Tangerine Dream“ wollte uns für sein Label „IC“ haben und uns auch selbst produzieren. So kamen wir an unsere erste Platte – ein Traum!

Warum ist es mit „P’cock“ nicht weitergegangen? Die „Neue Deutsche Welle“ hat uns verschluckt. Quasi zeitgleich mit unserer Veröffentlichung kamen auch „Ideal“ mit „Wir stehn auf Berlin“ raus und das lief rauf und runter. Das ging ab wie ein Zäpfchen. Die Zeit für unseren Progrock war einfach vorbei. Zumindest damals. Denn tatsächlich gibts heute noch „P’cock“Fans, einer unserer treuesten sitzt in Hong Kong. FRIZZ MAG | #460 | JULI 2021


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