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Jahren, habe intensiv gelebt und sehr unterschiedliche Phasen gehabt. Diese Erfahrungen sind in meine Songs eingeflossen.
Wäre „Mäd Löve“ ein anderes Album ohne Corona geworden? Das ist eine gute Frage. Ich denke ja. Das Album hat auch viel mit Entschleunigung zu tun. Ich habe da sehr die normalerweise vorherrschende Geschwindigkeit einfach rausgenommen. Und das kann durchaus an der Pandemie gelegen haben.
Du bist seit einigen Jahren enorm produktiv. „Mäd Löve“ erscheint gerade mal zwei Jahre nach deinem letzten Longplayer „OG“ von 2019. Du scheinst einen kreativen Lauf zu haben. Das liegt in erster Linie daran, dass ich mittlerweile ausschließlich Musik mache. Früher war ich in meinen Tätigkeiten breiter aufgestellt. Jetzt ist die Musik meine einzige Baustelle, daher hat das nun auch eine andere Kontinuität. Das wird auch in Zukunft so bleiben, denke ich.
Davor hattest du erfolgsmäßig eine längere Durststrecke, bis es mit dem Album „Ich und mein Bruder“, das du mit deinem Bruder Fabian 2017 veröffentlicht hattest, wieder deutlich besser lief. Die Platte war in aller Munde, hoch in den Charts und Fabian und du wart gemeinsam mit „K.I.Z.“ und anderen Größen unterwegs und habt vor ausverkauften Hallen gespielt. Wie hat sich dieser späte Erfolg für dich angefühlt?
„Ich habe die Geschwindigkeit einfach rausgenommen“ FRIZZmag im Gespräch mit Mädness TEXT: BENJAMIN METZ | FOTO: ROBERT WINTER
W „Mäd Löve“ heißt der neue Longplayer von Marco Döll aka „Mädness“, der dieser Tage erscheint. Doch „mäd“ ist an den vielschichtigen Songs wenig bis gar nichts, dafür gewährt der Berliner Rapper mit Darmstädter Wurzeln spannende Inneneinsichten und einen großen Einblick ins Zwischenmenschliche. 22
FRIZZmag: Die Songs deines neuen Albums drehen sich oft um Beziehungen unterschiedlichster Art. Wie kam es zu so viel Inneneinsicht und Selbstreflexion? Mädness: Ich habe das Album während des ersten Lockdowns geschrieben und die Songs sind einfach so aus mir hinausgeflossen. Ich habe viel erlebt in den vergangenen
Unerwartet und schön. Wenn man viele Jahre mit großem Engagement und jeder Menge Herzblut Musik macht und dann irgendwann die Chance erhält, das zu seinem Beruf machen zu können und davon leben zu können, ist das einfach ein großes Glück. Ich hatte damit eigentlich nicht mehr gerechnet.
Heute scheinst du sehr abgeklärt zu sein, was Ruhm und Erfolg anbelangt. „Mein Größter Erfolg ist meine Selbstzufriedenheit“ heißt es in „Wir haben recht behalten“, einem Track deines neuen Albums. Geht man mit Erfolg entspannter um, wenn er nicht über Nacht kommt? Die Frage ist zunächst einmal, wie man Erfolg definiert und wie hoch man seine Erwartung an ihn hängt. Je höher die sind, umso tiefer ist auch die Enttäuschung, wenn der Erfolg sich nicht einstellt. Mit Musik sehr viel Geld zu verdienen, schaffen nur ganz wenige. Das muss einem klar sein. Mein Bruder und ich haben da eine ganz organische Entwicklung durchlebt. Stück für Stück nach oben. Das hat uns geerdet und war durchaus gesund. Und jetzt haben wir alle Möglichkeiten. Wir machen unsere Platten und Videos selbst, uns kann keiner FRIZZ MAG | #457 | APRIL 2021