FRIZZ - Das Magazin fĂŒr Darmstadt - 3 / 2022 - Ausgabe 468

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nen man auch gerne mal verglichen wird, wenn man wie ich im Dialekt singt. Ich habe immer gerne experimentiert. FrĂŒher habe ich auf Englisch gesungen, dann auch auf Hochdeutsch. Aber der Dialekt war lange eine Barriere fĂŒr mich. Ich wollte wissen, warum sich das so schwierig anfĂŒhlt, im Wiener Dialekt zu schreiben und zu singen. Also habe ich versucht, eine Form zu finden, die es mir ermöglicht, in meiner Sprache zu singen, und sie schließlich gefunden.

Deine Songs handeln nicht selten von Außenseitern und zeichnen sich durch eine schwarzhumorige Note aus. Wie kommst du auf deine Texte, woher kommen deine Inspirationen?

„Der Dialekt war lange eine Barriere fĂŒr mich“ Voodoo JĂŒrgens im April zu Gast im 806qm INTERVIEW: BENJAMIN METZ | FOTO: CORNELIA GREIL

W Seit einigen Jahren erfreut sich der „Austropop“ auch hierzulande grĂ¶ĂŸter Beliebtheit. Mit Voodoo JĂŒrgens ist im April einer der angesagtesten Vertreter des Genres in Darmstadt zu Gast. FRIZZmag hat den Wahl-Wiener zum Interview getroffen und mit ihm ĂŒber seine Lieder, Dialekte und die Last mit dem Formatradio gesprochen. FRIZZmag: Zum Start direkt die Frage nach dem Namen: Voodoo JĂŒrgens ist natĂŒrlich ein absoluter Hinhörer. Trotzdem hast du dem Vernehmen nach nicht viel mit Udo JĂŒrgens am Hut. Wie bist du zu deinem KĂŒnstlernamen gekommen? Voodoo JĂŒrgens: Wie das so passiert mit KĂŒnstlernamen – aus einer Spielerei. Bei meiner frĂŒheren Band haben wir uns in unseren E-Mails immer so verdrehte Prominentennamen gegeben. So kam ich zu Voodoo JĂŒrgens.

Und wie viel steckt von David Öllerer in Voodoo JĂŒrgens? Eine ganze Menge. Ich schreibe viel ĂŒber Dinge, die mir passiert, oder Leute, die mir begegnet sind. Aber ich wollte meinen bĂŒrgerlichen Namen nie fĂŒr meine Musik verwenden, deswegen habe ich mir schon immer KĂŒnstlernamen zugelegt.

Du wirst gerne mit dem klassischen „Wienerlied“ in Verbindung gebracht. Was macht den Reiz des „Wienerlieds“ fĂŒr dich aus und wo siehst du Verbindungen zu deiner Musik? Das „Wienerlied“ ist eher so eine Kiste, in die ich reingesteckt wurde. Das kommt nicht von mir. Das klassische „Wienerlied“ liegt ja schon sehr weit zurĂŒck. Dann gibt es auch noch die großen „Austropop“-KĂŒnstler wie Wolfgang Ambros oder Ludwig Hirsch, mit de-

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Da gibt’s kein festes Schema. Ich brauche relativ lange fĂŒr meine Lieder. Oft sind das Themen, die ich eine ganze Weile mit mir rumtrage. Wenn mich eine Geschichte dann lĂ€ngere Zeit beschĂ€ftigt, fange ich irgendwann an, sie zu Papier zu bringen. Was mich dann konkret an einer Geschichte reizt, ist immer ganz unterschiedlich. Aber es stimmt schon, fĂŒr mich sind Geschichten in der Regel spannender, in denen es nicht so rund lĂ€uft.

Vielleicht, weil die schweren Themen meist die stĂ€rkeren Themen sind? Ja, das wĂŒrde ich so unterstreichen.

Du hast frĂŒher auch als FriedhofsgĂ€rtner und ZuckerbĂ€cker gearbeitet. Waren das einfach nur Jobs neben der Musik oder hast du aus dieser Zeit auch etwas fĂŒr deine Songs mitgenommen? Die Job-Kombi hat ja – Ă€hnlich wie deine Songs – etwas „bittersĂŒĂŸes“. Ich habe ja dieses Lied geschrieben, „Heit grob ma Tote aus“, das gerne mit der FriedhofsgĂ€rtner-Zeit assoziiert wird. Aber direkt in Verbindung steht das nicht. Aber ich glaube schon, dass man auch aus seinen Jobs was mitnimmt fĂŒrs Leben. Einen „ZuckerbĂ€cker-Song“ habe ich noch nicht geschrieben, aber Friedhofslieder gibt’s zwei mittlerweile. Insofern wird da schon was mit eingeflossen sein (lacht).

Der Wiener Dialekt ĂŒbt auf viele einen großen Charme aus, richtig verstanden wird er aber nur von wenigen. Warum hast du dich entschieden, auf Wienerisch zu singen? In deiner vorherigen Band, den „Eternias“, hast du, wie du schon eingangs erwĂ€hnt hattest, noch auf Englisch gesungen. Ich habe immer schon mehrere Sachen gemacht und in verschiedenen Sprachen gesungen. Beim Wienerischen hat es ein bisschen lĂ€nger gedauert, einen Zugang zu finden. Aber mittlerweile habe ich das immer weiter vertieft und bin auch mit der „Wiener Gaunersprache“ vertraut, die noch mal ein ganz eigenes Feld im Wienerischen darstellt, weil sie wie eine Art Geheimsprache funktioniert und mit verschlĂŒsselten Begriffen arbeitet, die sich nicht aufs erste Hören unbedingt erschließen. Das hat mich interessiert, und ich fand es reizvoll, damit zu spielen und es den Leuten nicht zu einfach zu machen mit meinen Texten.

Der „Austropop“ ist seit einigen Jahren auch bei uns in Deutschland sehr angesagt: „Ja, Panik“, „Wanda“, „Bilderbuch“ oder jĂŒngst auch „Buntspecht“ sorgen auch hierzulande fĂŒr ausverkaufte Hallen. Woran liegt das deiner Meinung nach? Das ist schwierig zu sagen, keine Ahnung. Aber es ist auf jeden Fall sehr erfreulich, dass sich das so entwickelt hat. Österreich ist ein kleines Land, da ist man als Musiker relativ schnell durchgereist und kommt an seine Grenzen. Dass wir mittlerweile den kompletten deutschsprachigen Raum bespielen können, ist natĂŒrlich super!

Ein großer Anteil am Erfolg des „Austropops“ wird dem staatlichen Kultur-Radiosender „FM4“ zugeschrieben. Wie siehst du das? FRIZZ MAG | #468 | MÄRZ 2022


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