FRIZZ - Das Magazin für Darmstadt - 3 / 2021 - Ausgabe 456

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„Es braucht Leuchtturmprojekte“ Perspektiven für den Festivalsommer 2021 TEXT: BENJAMIN METZ | FOTO: JOCHEN MELCHIOR

W Seit einem Jahr nun herrscht Stillstand auf den Bühnen. Die Corona-Pandemie und die hierdurch erforderlichen Kontaktbeschränkungen haben die Kultur- und Veranstaltungsbranche bis ins Mark getroffen. Hunderttausende Konzerte, Festivals, Messen und andere Events mussten abgesagt oder verschoben werden, Millionen Ticketkäufer:innen warten sehnsüchtig darauf, dass es endlich wieder losgeht. Doch wann wird das sein? Der Druck auf die Branche ist groß – wirtschaftlich und emotional. Auch wenn im vergangenen Sommer zunehmend mehr geöffnet wurde und im ganzen Land wieder kleinere Kulturveranstaltungen durchgeführt werden konnten – wirtschaftlich waren die allerwenigsten hiervon. Denn Abstandhalten und Konzerte harmonieren nicht miteinander. Vor allem nicht finanziell, denn um mit einem Open Air wirtschaftlich keinen Schiffbruch zu erleiden, ist in der Regel eine Publikumsauslastung von 70 % und mehr der Kapazität vonnöten. Bei 1,50 Meter Abstand ein Ding der

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Unmöglichkeit. Dass das große Veranstaltersterben bis dato vermieden werden konnte, liegt zu großen Teilen sicher an der enormen Flexibilität der Branche, die schnell neue Wege zum Publikum erschloss, beispielsweise Streaming-Events, und so wenigstens einen kleinen Teil ihrer enormen Ausfälle kompensieren konnte. Geholfen haben sicher auch die aufgelegten Hilfen von Bund und Ländern, wie beispielsweise die im Mai vergangenen Jahres in Kraft getretene Gutscheinlösung oder das Rettungsprogramm „Neustart Kultur“, das eine Milliarde Euro für die Kultur- und Veranstaltungsbranche zur Verfügung stellte. Doch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichen, Gelder aufgrund überbordender Bürokratie nicht abgerufen werden können und die Verzweiflung in dieser Branche, die wie keine andere in der Krise ein Sonderopfer für die Gesellschaft bringt, riesig ist. Nach dem sehr verhaltenen Sommer 2020 und dem zu erwartenden zweiten Lockdown erwartet die Veranstaltungsbrache auch keinen Aufbruch in der ersten Hälfte des neuen

Jahres. Die Ticketverkäufe sind zu großen Teilen eingebrochen, die Vorlaufzeiten für Veranstaltungsplanung und Werbung sind enorm, sodass Konzerte im Frühjahr unternehmerischen Selbstmord bedeuten. Indes ließen die angekündigten Novemberhilfen, der Impfstart im Dezember und ein von Bundesfinanzminister Scholz vollmundig in Aussicht gestellter Ausfallfonds für die Veranstaltungsbranche, garniert mit der Meldung, die Unternehmen „sollen ab der zweiten Jahreshälfte planen“, die Festivalmacher*innen für kurze Zeit wieder hoffen. Im Februar 2021 stellt sich die Situation jedoch wie folgt dar: Die Hilfen sind bei großen Teilen der Unternehmen bis dato nur zum Teil oder gar nicht angekommen, der Impfstart geriet zum „BER der Corona-Pandemie“ und der so wichtige Ausfallfonds wurde erst einmal auf Eis gelegt. „Da wurde viel Vertrauen verspielt“, erklärt Fritz Krings, Veranstalter der Odenwälder Festival-Institution „Sound Of The Forest“. Dass es weitergehen wird und muss, steht für die Branche fest. Die Frage ist: wie und wann. Um hier nicht wieder vollFRIZZ MAG | #456 | MÄRZ 2021


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