„Wir möchten eine Plattform für die Darmstädter Bürger:innen sein!“ RadaR Radio Darmstadt feiert seinen 25. Geburtstag INTERVIEW: MARTINA NOLTEMEIER | FOTOS: CHRISTIAN GRAU, MARTIN ZINT (HISTORISCHES FOTO)
W Am 1. Februar 1997 ging Hessens erstes
nicht-kommerzielles Bürgerradio „on air“. Seitdem engagieren sich über 100 ehrenamtlich tätige Redakteur:innen rund um die Uhr auf 103,4 für ein vielseitiges Programm mit Schwerpunkt Darmstadt. FRIZZ-Redakteurin Martina Noltemeier im Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern Petra Schlesinger und Aurel Jahn sowie Lily Ludwig (Foto, klein), ehemalige FSJlerin.
FRIZZmag: 1995 ging es mit der Berichterstattung los. Könnt ihr euch noch erinnern? Petra: Ja, klar! Wir haben als Veranstaltungsradio über das Heinerfest angefangen, aus Spenden finanziert. Es war damals mutig und waghalsig von uns als Bürger:innen, Radio ohne Hilfe von Profis aufzubauen. Es gab ja noch kein Internet. Unser erstes provisorisches Studio war in einem Hinterhof in der Bismarckstraße. Aurel: Mitte 1996 haben wir die Lizenz bei der LPR Hessen beantragt. Als die Zusa-
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ge kam, haben wir sofort ein Mischpult gekauft und konnten als erstes Bürgerradio Hessens auf Dauersendung gehen. Wir haben damals eine riesen Party an der Hochschule gefeiert.
Für was steht RadaR? Petra: Bürger:innen machen Radio für Bürger:innen! Wir sind ein „NKL“ – nicht-kommerziell, unabhängig, werbefrei, bürgernah, vielfältig – und berichten über lokale Themen. Durch die vielen Informationen haben wir einen hohen Wortanteil. Wir haben für unsere sechs Redaktionen nur eine Frequenz – die 103,4! Themen sind bunt gemischt: Musik, Sport, Kultur, Politik, Wirtschaft, Frauen, Tier-, Umweltschutz und vieles mehr. Wir haben für unser Programm schon Bürger-Medienpreise gewonnen.
Wie seht ihr euch im Vergleich zu großen Sendern wie HR oder FFH? Aurel: RadaR versteht sich als publizistische Ergänzung mit journalistischem Anspruch an Sorgfalt und Qualität. Wir hören auch gegenseitig unsere Sendungen. Die
großen Sender wollen wir nicht kopieren. Bei uns hört man Beiträge und Themen, die es sonst nirgends zu hören gibt. Zum Beispiel gibt es von Anfang an zweisprachige Sendungen in Deutsch-Französisch, Polnisch oder Portugiesisch.
Ihr engagiert euch schon über 20 Jahre ehrenamtlich. Was ist eure Motivation? Petra: Mich begeistert die Vielfalt der Menschen, Kulturen und Themen. Wir bringen alle unsere eigenen Ideen und Erfahrungen mit. Wir bieten eine Plattform, auf der sich Leute begegnen, die sich sonst nicht begegnet wären. Unser Motor ist, dass immer wieder neue Leute dazukommen, die Schwung hereinbringen. So bleibt man am Puls der Zeit und entwickelt sich immer weiter. Aurel: Man kann am politischen Diskurs teilnehmen und authentisch berichten, weil es eben Radio ist. Zum Beispiel berichte ich ja immer aus der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung mit Originaltönen. So kann man an der Meinungsbildung mitwirken. FRIZZ MAG | #466 | JANUAR 2022