FRIZZ - Das Magazin für Darmstadt - 1 / 2022 - Ausgabe 466

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„Ernst ist das Leben (Bunbury)“ Ein lustvolles Spiel mit Identitäten am Staatstheater Darmstadt W Zum Jahresbeginn steht eine der berühmtesten Ver-

wechslungskomödien von Oscar Wilde auf dem Spielplan. Es geht um die Erschaffung von Identitäten und den Ausbruch aus Zwängen. Wir sprachen mit Dramaturgin Christina Zintl und Regisseur Andreas Merz Raykov. Die Lebemänner Algernon und Jack erfinden zwei Alibi-Biografien, um ihren Vergnügungen unbehelligt nachgehen zu können: Algernon den kranken Freund Bunbury, um aufs Land fahren zu können, Jack seinen Bruder Ernst, um diesem in der Großstadt beizustehen. Als die beiden sich verlieben, wird es kompliziert … Das unterhaltsame Stück passt zum Spielplanmotto des Staatstheaters „Was fehlt?“. Oscar Wildes Komödie spielt mit Identitäten. „Jede Norm wird in ihr Gegenteil verkehrt mit einem brillanten Sprachstil. Natürlich gibt es auch eine Kritik am viktorianischen Zeitalter“, erzählt Christina Zintl. Spannend ist auch der autobiografische Hintergrund: Als das Stück erschien, verklagte Wilde den Vater eines Liebhabers, letzt-

Foto: Klaus Mai

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Mathias Znidarec spielt den Friedensrichter John Worthing

endlich wurde er aber selbst wegen Homosexualität zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Spiel mit den Identitäten bleibe zwar für die Reichen im Stück folgenlos, aber nicht im wahren Leben. Der Regisseur Andreas Merz Raykov – bekannt durch die erfolgreiche Inszenierung von „Der Diener zweier Herren“ – weiß, wie Komödien funktionieren. Das opulente Bühnenbild „bewegt sich in verschiedenen Epochen“. Eine wichtige Rolle werden drei Ziegen spielen – „Keine Sorge, den Tieren geht es bestens …“, erläutert er. „Das wird das Spiel wachhalten“, wobei die acht Schauspieler:innen in dem rasanten Verwechslungsspiel auch eine sportliche Leistung hinlegen. Komödien machen nur Spaß, wenn es auch um etwas geht. „Bei dem Stück von Wilde greifen Form und Inhalt sehr gut ineinander,“ findet Merz Raykov. „Das Thema ist Verschwendung. Was passiert, wenn alle Ressourcen verbraucht sind?“ Wilde macht sich über die Gesellschaft lustig. Die Figuren definieren sich über das Aussehen, das Äußere. „Sie sind ein bisschen wie wir heute.“ Alle Figuren haben nur den einen Wunsch, ernst und wahrhaftig zu sein. Aber geht MN das in der heutigen Welt überhaupt? Tickets gibt´s auch bei FRIZZ Tickets, Rheinstr. 30, Darmstadt, Tel.: 0 61 51 / 915 888 M www.staatstheater-darmstadt.de


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