friedrich - Zeitschrift für BerlinBrandenburg

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INTERVIEW LEbenswelt

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Immer Ärger mit Amelie Schauspielerin Susanne Bormann im Interview

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Foto Martin Rattini

ie ist eine Berliner Großstadtgöre, hat Asthma und hasst jegliche macht, dass sein Kind seinen eigenen Weg geht und für sich selbst Bevormundung: Amelie. Dieses ebenso widerspenstige wie sym- einsteht. ›Amelie rennt‹ ist so gesehen auch kein Film nur für Kinder, pathische Mädchen ist die Hauptfigur in dem Familienfilm ›Amelie sondern eher ein Familienfilm. rennt‹, der in diesem Monat in die Kinos kommt. Die Mutter der sperri- Haben Sie sich auf besondere Weise auf die Rolle vorbereitet? gen Teenagerin, die während der Kur in den Südtiroler Bergen aus einer Für den Film hat uns eine Ärztin beraten, die mit asthmakranken KinReha-Klinik ausbüxt, wird von Schauspielerin Susanne Bormann ver- dern arbeitet. Ich habe sie auch gemeinsam mit meiner Filmtochter in körpert. friedrich hat mir ihr vorab über die Dreharbeiten, die Schwie- der Praxis besucht, wo wir mit einem Mädchen gleichen Alters und derigkeiten des Elterndaseins und ihre eigene Kindheit gesprochen. ren Eltern gesprochen haben. So wie Amelie im Film hatte auch dieses Mädchen sich geweigert, seine Medikamente zu nehmen. Denn diese Frau Bormann, war es für Sie eine neue Erfahrung, in eine Kinder möchten nicht krank sein, sondern so sein wie andere Kinder Elternrolle zu schlüpfen? auch. Es ist sehr spannend, welche Dynamik psychologisch durch eine Die Sarah in ›Amelie rennt‹ war nicht meine erste Mutter- chronische Krankheit in einer Familie entsteht. Ich habe auch allein rolle, aber die erste Mutterrolle, nachdem ich selber ein mit der Mutter geredet, um zu erfahren, welche Gefühle ausgelöst Kind bekommen hatte. Es war das erste Dreherlebnis nach der Geburt werden, wenn man ein krankes Kind hat. Und die erzählte dann, dass meiner Tochter, und es war interessant zu merken, dass das Thema sie Schuldgefühle hat, weil ihr Kind krank ist. Sie kann natürlich nichts Elternschaft für mich dadurch ein ganzes Stück emotionaler war als dafür, das ist erblich, sie hat selbst Asthma. Sie erzählte, dass sie nie vorher. Es geht in diesem Film bei meiner Figur ja um den Prozess des wirklich abschalten kann und dass sie permanent in Alarmbereitschaft Loslassens, das ist für alle Eltern ein Lernprozess, gerade auch in der ist. So was prägt eine Familie. Puberät. In Amelies Fall kommt noch dazu, dass das Mädchen krank ist Wie haben Sie den Grundcharakter Ihrer Figur gefunden: Haben Sie und ihre Mutter die berechtigte Angst hat, dass Amelie nicht die Ver- an Ihre eigene Kindheit und Ihre eigenen Eltern gedacht oder wonach antwortung für sich selber übernimmt und damit ihr Leben in Gefahr haben Sie sich gerichtet? bringt. Ich denke, dieser Abnabelungsprozess ist für Eltern um einiges Im Drehbuch war angelegt, dass die Mutter ein wenig zur Hysterie schwerer, wenn das Kind noch eine Krankheit hat, die wie Asthma le- neigt. Dabei war es sehr wichtig, diese Figur auszutarieren. Sarah ist benbedrohlich sein kann. Dadurch klammert Sarah umso mehr. Der tendenziell eher überspannt, aber gleichzeitig mussten wir es schafFilm erzählt mit Charme und Witz, wie schwer dieser Prozess ist, aber fen, ihr eine humorvolle Note zu geben, damit sie sympathisch bleibt. wie reich er einen gleichzeitig beschenkt, wenn man die Erfahrung Die Gespräche mit den Eltern von asthmakranken Kindern haben mir


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