friedrich - Zeitschrift für BerlinBrandenburg

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Cover Making of

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›Geächtet‹ Cosma Shiva Hagen spielt die Hauptrolle im preisgekrönten Broadway-Stück

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mir Kapoor hat es geschafft. Er ist ein hochbezahlter Anwalt in einer renommierten New Yorker Kanzlei, ist verheiratet mit der aufstrebenden Künstlerin Emily (Cosma Shiva Hagen). Das Paar hat einen multikulturellen Freundeskreis. In ihrem Umfeld spielt die Herkunft keine Rolle. Muslimisch, christlich, jüdisch, schwarz oder weiß, in diesem Milieu ist man liberal. So hat es zu mindestens den Anschein. Beim Abendessen mit Amirs Kollegin Jory und ihrem Mann, dem einflussreichen Kurator Isaac, kommt es, nach dem alle Drinks geleert sind, zu einem Eklat. Amir gesteht im alkoholisierten Zustand, dass er bei den Anschlägen vom 11. September klammheimlich Stolz empfunden hat. Das Kartenhaus der politischen Korrektheit fällt plötzlich in sich zusammen. ›Disgraced‹ feierte vor anderthalb Jahren seine OFF-Broadway-Premiere und kam so gut an, dass es bald am Broadway gespielt und dort zum Kassenschlager wurde. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer- Preis und nominiert für den Tony-Award gab es kaum ein Stück, das so kontrovers diskutiert und über 70 Male gespielt wurde.

Foto Katarina Ivanisevic

friedrich sprach mit dem iranischen Regisseur Arash T. Rahi und dem Produzenten und Gründer der ›santinis production GmbH‹ Ivan Vrgo, die das meist gespielte Theaterstück Amerikas des vergangenen Jahres am 28. Januar ins Theater am Kurfürstendamm holen.

Wie kam es, dass Du die Regie für dieses Stück übernommen hast. Eigentlich kommst Du aus dem Filmbereich? Arash: Als Filmregisseur bin ich sicher nicht der Erste, an den man denkt, wenn man ein Theaterstück inszenieren lassen will. Bisher habe ich erst ein Stück mit den Wiener Festwochen inszeniert, aber das war ein untypisches Stück, das ich mit Schülern erarbeitet habe. ›Geächtet‹ ist eigentlich mein erstes richtiges Theaterstück als Regisseur. Ein Schauspielfreund hatte mich eines Tages gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Regie für das Stück zu übernehmen. Nachdem ich das Drehbuch gelesen habe, kamen mir sofort Ideen, und wir haben uns mit der Produktion in Berlin getroffen. Arash, Du hast selbst als Kind die Flucht mit Deinen Eltern aus dem Iran miterlebt und lebst seit dem in Wien. Du hast Deine Erlebnisse in Dokumentationen und Spielfilmen verarbeitet. In ›Geächtet‹ geht es um unterschiedliche Kulturen und Rassismus. Du hast die Thematik am eigenen Leib miterlebt. Arash und Ivan: Das fanden wir eben gerade spannend. Wir wollten eine Konstellation an Menschen schaffen, die auf eine Art und Weise im entferntesten Sinne etwas mit dem Stück zu tun haben, die wissen wovon sie sprechen, sei es in der Religion oder, wie bei Cosma, als wirklicher Freigeist. Das hat eine ganz andere Qualität, wenn Du fähige Schauspieler hast, statt Handwerker, die das Stück nur so abhandeln.


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