friedrich Zeitschrift für Potsdam Juli 2011

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Ein sOmmErsandTraum [Kino] Benno (Fabian Krüger) ist am glücklichsten, wenn sein Leben in geordneten Bahnen verläuft. Dass seine Nachbarin, die das Café unter seiner Wohnung betreibt, jede Nacht lautstark für ihren großen Durchbruch als Sängerin probt, passt dem kauzigen Fachmann für historische Briefmarken deshalb so gar nicht. Jede Boshaftigkeit ist ihm recht, keine Gemeinheit zu hart, um das »Ein-Frau-Orchester« Sandra (Irene Brügger) am Singen zu hindern und sie zu schikanieren. Doch nach einem heftigen Streit erwacht Benno eines Morgens in einem sandigen Bett. Verwirrt beseitigt er alle Spuren, doch es wird jeden Tag mehr. Der Sand kommt von niemand anderem als von ihm selbst. Schon bald lässt sich die Sandspur nicht mehr ignorieren und auch Bennos verzweifelte Versuche, die mysteriöse Angelegenheit zu vertuschen, schlagen auf ganzer Linie fehl. Es rieselt nur so aus seinen Ärmeln und Hosenbeinen. Mit Entsetzen muss Benno dabei zusehen, wie er sich dabei mehr und mehr auflöst. Sein Arzt weiß keinen Rat und auch sein Therapeut überlässt Benno seinem Schicksal. »Schöne Metapher«, stellt er zufrieden nickend fest. Wie im ›Sandmann‹-Original versinkt der Hauptdarsteller dieses Märchens in seinen Träumen, die jedoch weniger düster als in der Vorlage sind. Denn parallel zu den skurrilen Vorkommnissen leidet Benno zunehmend unter erotischen »Alpträumen« von seiner Nachbarin Sandra, aus denen er jeden Morgen sandgebadet aufwacht. Doch Benno weiß, er darf den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken. Ihm wird klar, dass er sein Verhalten gegenüber Sandra ändern muss, denn nur zusammen mit ihr kann er sich retten. Gemeinsam tauchen sie in seine Sommerträume ab und tun dort das, was sie im wahren Leben nicht schaffen: Sie sind mutig und stehen zueinander. Und schließlich wäre es kein Märchen, wenn am Ende das Liebespaar nicht zusammenkommen und darin sein Glück finden würde. Das Genre des modernen Märchens lässt dem Schweizer Regisseur Peter Luisi freie Hand, diese Komödie sehr fantastisch und bewusst

filmisch zu inszenieren. So entschied er sich für eine dominante und sichtbare Schnittmontage mit vielen Jump-Cuts und nur minimal variierten Wiederholungen der Bildfolgen. Auch das sehr verspielte, märchenhafte Szenenbild steckt voller Metaphorik. Luisi schafft es mit seinem neuesten Werk, wunderbar bildhaft ein psychisches Problem zu vermitteln. Assoziationen wie die ablaufende Zeit einer Sanduhr, innere Verwüstungen oder auch auf Sand gebaute Lebenskonzepte, die zerrieseln, liegen nahe und geben der Komödie die nötige Tiefe. Eine weitere Eigenschaft von Märchen ist aber auch eine gewisse Vorhersehbarkeit des Plots. So kann man sich als Zuschauer schon recht früh ausmalen, wie die Geschichte enden mag und fragt sich, warum die Figur des snobistischen Benno so sehr auf dem Schlauch steht. Nichtsdestotrotz begeistert Peter Luisis charmante Sommerkomödie mit vielen Skurrilitäten, (schwarzem) Humor und ein wenig Romantik. Nicht ohne Grund war ›Ein Sommersandtraum‹ ein Publikumsliebling auf dem diesjährigen ›Filmfestival Max Ophüls Preis‹ in Saarbrücken. [Anna] Kinostart: 21. Juli friedrich verlost je ein Traumdeutung-Set von Königsfurt Urania bestehend aus einem Handbuch der Traumsymbole sowie einem Traumtagebuch und ein Sanddorn-Genießerpaket der Qualitätsmarke Weleda mit Vitalisierungsdusche, Pflegemilch, Tagescreme und Pflegemaske unter www.friedrich-potsdam.de


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