Mit Gewinnspiel! Hauptpreis: 1 Nintendo Switch
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Band 1 Tom und Jojo bekommen von einem alten Mann ein geheimnisvolles Nintendo-Spiel geschenkt. Er verrät ihnen nur so viel: »Egal, was ihr macht, geht nie ohne Bibel!« Doch was meint er damit? Als sich vor ihrer Zimmertür plötzlich nicht mehr der Flur, sondern eine Wüstenlandschaft befindet, geraten die Brüder in das größte Abenteuer ihres Lebens … Annette Spratte Jabando – Tom & Jojo ISBN 978-3-96362-024-9 € D 9,95 / € A 10,30 / sFr 14,90
Tom legte das Spiel auf die Theke. »Das funktioniert nicht«, sagte er entschieden, versuchte aber doch, einigermaßen höflich zu klingen. Der alte Mann nickte nachdenklich, erwiderte aber nichts. Stattdessen legte er den Kopf schief, um Jojo besser sehen zu können, der sich ein wenig hinter seinem Bruder versteckte. »Und wer bist du?«, fragte er interessiert. Jojo verließ seine Deckung. »Ich bin sein Bruder Jojo«, sagte er, während er mit dem Finger auf Tom zeigte. »Und wer sind Sie?« Tom sah seinen Bruder überrascht an. Es war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, den Mann nach seinem Namen zu fragen.
»Ich bin Herr Munkel«, sagte der Mann mit einem fröhlichen Lächeln. Er streckte die Hand über die Theke. »Sehr erfreut.« Jojo zuckte mit den Schultern und schüttelte die Hand einmal kräftig. »Möchtet ihr beiden vielleicht ein Bonbon?«, fragte Herr Munkel und vergrub seine Hand in der Hosentasche. Als er sie wieder herauszog, lagen zwei Sahnebonbons in seiner Handfläche. Nachdem die Jungen zugegriffen hatten, nahm Herr Munkel endlich das Nintendo-Spiel in die Hand. »So, du sagst also, es geht nicht, ja?«, fragte er und drehte das Spiel in seinen Händen. Tom schob das Bonbon in die Wange, um antworten zu können. »Ja, ich hab’s ausprobiert. Erst lädt es, aber dann ist nichts zu sehen. Egal, was man macht, es passiert gar nichts.« Seine Enttäuschung war deutlich zu hören. »Was ist das überhaupt für ein Spiel? Es steht ja gar nichts auf der Verpackung.« Herr Munkel tat, als hätte er die Frage nicht gehört. »Hast du deinen Nindodo dabei?«, fragte er stattdessen und Jojo prustete los. »Das heißt Nintendo!«, rief er, wobei ihm sein Bonbon aus dem Mund flutschte. Im letzten Moment fing
er es auf und steckte es sich wieder in den Mund. Tom rollte die Augen und stieß ihn mit dem Ellenbogen an. »Was denn?«, fragte Jojo empört. »Stimmt doch.« Er schmollte. Er konnte es nicht leiden, wenn sein Bruder sich wie seine Mutter benahm und ihn maßregelte. Zu seiner großen Überraschung zog Tom tatsächlich seinen Nintendo aus der Tasche. »Ah, ja, sehr gut«, sagte Herr Munkel. »Dann wollen wir doch mal sehen.« Er schob das Spiel in den Schlitz, aber Tom nahm es sofort wieder heraus. »Falsch rum«, murmelte er und legte es richtig ein. Herrn Munkel schien das nicht zu stören. »Gut, sehr gut. Das hat doch ein Mikrofon, nicht wahr?« Tom und Jojo sahen sich an. Ein Mikrofon? Seit wann brauchte man denn für ein Spiel ein Mikrofon? Hoffentlich war es nicht irgend so ein albernes KaraokeSingspiel. »Jaaa, es hat ein Mikrofon …«, sagte Tom gedehnt. »Sehr gut«, sagte Herr Munkel entzückt und hob den Zeigefinger. Er hielt ihn so lange in der Luft, bis das Spiel fertig geladen hatte. Dann nickte er einmal und sagte: »Es werde Licht.« Beide Jungen sahen ihn einen Moment lang ver-
ständnislos an, doch dann bemerkten sie, dass der Bildschirm sich aufgehellt hatte. Während Tom noch zwischen Herrn Munkels zufriedenem Grinsen und dem Bildschirm hin und her schaute, hing Jojo schon mit der Nase über dem Nintendo. »Wie cool!«, rief er und sagte dann: »Es werde ein Rennauto!« Auf dem Bildschirm erschienen die Umrisse eines Rennwagens, der zum Teil durch einen Schriftzug verdeckt wurde. Welche Farbe?, stand dort. »Rot!«, brüllte Jojo aufgeregt und alle drei beobachteten nun, wie ein roter Formel-1-Ferrari auf dem Bildschirm Gestalt annahm. Tom wusste gar nicht, was er sagen sollte. Etwas so Verrücktes hatte er noch nie gesehen. Jojos Ohren begannen vor Begeisterung zu glühen. »Es werde eine Rennstrecke mit tollen Kurven und einem Tunnel!«, rief er. »Schrei doch nicht so«, sagte Tom etwas beleidigt. Es war ihm nicht recht, dass sein Bruder das Spiel so an sich riss. Andererseits war er zu fasziniert, um einzugreifen. Tatsächlich war auf dem Bildschirm jetzt eine Rennstrecke zu sehen. Jojo probierte ein wenig mit der Steuerung herum und dann gelang es ihm wirklich, den Ferrari auf die Strecke zu schicken.
Tom sah ihm einen Moment über die Schulter, dann sagte er trotzig: »Es werde ein Tyrannosaurus Rex.« Der Dinosaurier erschien augenblicklich mitten in der Rennstrecke. Er sah so furchterregend aus, dass Jojo einen Schrei ausstieß und den Nintendo auf die Theke warf. Tom fing an zu lachen. Jojo schmollte und nahm den Nintendo wieder in die Hand. »Oh, Alter! Dein blöder Dino ist auf mein Rennauto gelatscht!« »Zeig her!« Tom schnappte sich den Nintendo und schaute auf den Bildschirm. Tatsächlich, der Ferrari war platt und der Dinosaurier wanderte die Rennstrecke entlang. Tom konnte sich kaum halten vor Lachen. Jojo verschränkte die Arme und guckte böse. »Das ist überhaupt nicht lustig.« Bevor die beiden ernsthaft in Streit geraten konnten, nahm Herr Munkel das Gerät an sich. »Mit diesem Spiel muss man wohl etwas bedächtiger umgehen«, sagte er und lächelte beschwichtigend. »Noch mal von vorn«, sagte er dann und der Bildschirm wurde dunkel und leer. Beide Jungen sahen ihn verwundert an. »Es werde Licht«, sagte er wieder und gab den Nintendo an Tom zurück. »Hier. Überlegt gut, was ihr sagt, denn Worte sind mächtiger, als man oft meint. Wer
seine Zunge beherrscht, der kann auch seinen ganzen Körper beherrschen. Oder dieses Spiel.« Er lächelte beide Jungen an. »Und nun viel Spaß damit. Offensichtlich funktioniert es ja doch.«
Die nächsten Tage spielten Tom und Jojo so viel mit dem Nintendo, dass ihre Mutter ihn irgendwann im Schrank einschloss. »Ihr geht jetzt raus und spielt was Richtiges, klar? Ihr könnt nicht immer nur an diesem Ding kleben. Ihr müsst euch bewegen. Los, raus mit euch! Das Wetter ist herrlich.« Alles Betteln, Maulen und Diskutieren nützte nichts; sie wurden vor die Tür gesetzt. Eine Weile saßen sie lustlos auf der Mauer vor dem Haus, dann sagte Tom: »Weißt du, was cool wäre? Wenn wir eine Anleitung für das Spiel hätten. Es gibt doch für jedes Spiel eine Anleitung.« »Wieso? Ich find’s gerade gut, dass es keine Anleitung gibt. Man kann sich einfach ausdenken, was man will! Weißt du noch gestern der Ameisenhaufen? Das war irre! Wir konnten uns alles ansehen – von innen!«, erwiderte Jojo. »Ja, das war schon toll. Aber wir können nur Dinge
erschaffen und sie dann ansehen. Es gibt keine Rätsel zu lösen oder Aufgaben zu erledigen, wie das in anderen Spielen ist. Aber vielleicht gibt es das ja doch, wir wissen nur nicht, wie es geht!« Tom stand auf. »Komm, wir gehen noch mal zu Herrn Munkel und fragen ihn.«
»Soso, eine Anleitung hättest du gern.« Herr Munkel schaute nachdenklich aus dem Fenster. »Eine Anleitung …« Dann verschwand er in dem Raum hinter der Theke. Sie konnten ihn dort weiter vor sich hinreden und herumkramen hören. Als er zurückkam, hielt er ein dickes Buch in den Händen. »Ist das die Anleitung?«, fragte Jojo entsetzt. Lesen gehörte nicht gerade zu seinen Stärken. Herr Munkel war noch immer in Gedanken versunken. Als wäre Jojos Frage aus weiter Ferne zu ihm durchgedrungen, zuckte er plötzlich zusammen und sah Jojo an. »Was sagst du?« Er schaute auf das Buch und dann wieder auf Jojo. »Das hier? Um Himmels willen, nein, das ist nicht die Anleitung. Die Anleitung ist im Spiel. Ich komm nur nicht drauf, wie man sie aktiviert …« »Steht das denn da in dem Buch?«, fragte Tom hoffnungsvoll.
Herr Munkel schüttelte schon beinahe ärgerlich den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Das hier ist eine Bibel. Da stehen ganz andere Dinge drin.« Er legte das Buch auf die Theke und schob es zu Tom hinüber. »Hier, nimm die mit. Die werdet ihr auf jeden Fall brauchen. Ansonsten müsst ihr einfach mal probieren, wie ihr an die Anleitung kommt. Sie ist sicher im Spiel drin. Aber geht auf keinen Fall ohne die Bibel!« Tom und Jojo sahen sich an und zuckten mit den Schultern.
»Okay«, sagten beide gleichzeitig und Tom klemmte sich die Bibel unter den Arm. Dann gingen sie wieder nach Hause. Als sie den Nintendo endlich wiederbekamen, verschwanden sie augenblicklich in ihrem Spielzimmer. Tom verlor keine Zeit. »Spielanleitung«, sagte er, aber nichts geschah. Ihre letzte Kreation, zwei sich auf Berggipfeln gegenüberliegende Burgen, standen unverändert im Display. »Es werde eine Spielanleitung«, versuchte er es erneut. Das untere Display verwandelte sich in eine Karte, auf der die beiden Burgen eingezeichnet waren. Mehr tat sich nicht. »Vielleicht musst du erst wieder alles löschen«, schlug Jojo vor. »Wollte ich ja gerade«, maulte Tom ihn an. Wenn etwas nicht so funktionierte, wie er sich das vorstellte, wurde er schnell pampig. »Brauchst ja nicht gleich zu motzen«, beschwerte sich Jojo auch prompt und verschränkte beleidigt die Arme. »Noch mal von vorn«, sagte Tom, ohne auf Jojo zu achten. Wie gewohnt wurde der Bildschirm wieder dunkel. »Zeig mir die Anleitung zu diesem Spiel!« Gespannt hielt Tom die Luft an, aber es geschah nichts. Jojo rollte die Augen.
»Es werde eine Spielanleitung!«, rief er aus dem Hintergrund, woraufhin Tom ihm den Ellenbogen in die Seite rammte. Jetzt wurde Jojo wirklich sauer. »Mann, was soll das? Ich hab dir doch gar nix getan!« Bevor er sich entscheiden konnte, ob er zurückschlagen oder lieber zu seiner Mutter gehen sollte, schossen Blitze über beide Displays des Nintendos. »Ach du Kacke«, murmelte er. Die Blitze veränderten die Farbe, sodass es wie eine Lasershow aussah. Ein leises Zischen war zu hören, das langsam immer mehr anschwoll und schließlich in einem Donnergrollen endete. Die Blitze verschwanden in einer großen Wolke. Nach und nach wurde auf dem oberen Bildschirm Schrift sichtbar. Der untere Bildschirm zeigte nur ganz links eine Tür, alles andere war grau.
Raum mit einer Begib dich in einen geschlossenen n alle Spieler Tür. Im Mehrspieler-Modus müsse den Nintendo berühren. Drücke nun auf Start
Tom und Jojo sahen sich fragend an. »Echt jetzt?«, sagte Jojo ungläubig. »Alter, was soll das denn werden?« Tom schluckte. Irgendwie war ihm ein bisschen mulmig zumute. »Vielleicht macht das Spiel irgendwelche Projektionen oder so …«, überlegte er laut. Jojo schüttelte den Kopf. »Dann bräuchte man eine weiße Wand, keine Tür. Vielleicht macht es ein Portal, durch das man in das Spiel reingehen kann und dann erlebt man die Abenteuer selbst! Das wär doch cool«, rief er begeistert. Tom sah ihn an. Ihm wurde noch mulmiger. »So ein Quatsch! Wie soll das denn gehen? Außerdem weiß ich nicht, ob ich das so cool fände …«, sagte er zögernd. »Wenn man so gar nicht weiß, was passiert.« »Glaubst du, Herr Munkel hätte uns das Spiel geschenkt, wenn es gefährlich wäre?« Tom dachte einen Moment nach. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Herr Munkel sie bewusst in Gefahr bringen würde. Aber was war, wenn er die Gefahr gar nicht kannte? Er schien nicht gerade allzu gut über das Spiel Bescheid zu wissen. Unschlüssig starrte er auf den Nintendo. Sie waren in einem geschlossenen Raum mit einer Tür. Er musste nur auf Start drücken … Jabando.
Was für ein komisches Wort. Sein Finger schwebte über dem Startknopf. Neugierde kämpfte mit Furcht. Plötzlich schob sich Jojos Hand in sein Blickfeld und hielt den Rand des Nintendos fest. »Los, drück drauf. Dann wissen wir, was passiert!« Tom sah kurz zu ihm rüber, dann schloss er die Augen und drückte den Knopf. Ein leichter Stromschlag schoss durch ihre Finger und sie schrien beide erschrocken auf. Der Nintendo landete unsanft auf dem Boden. Tom und Jojo rieben sich die Finger und sahen sich mit weit aufgerissenen Augen an. Ihre Herzen hämmerten wie verrückt. Auf den ersten Blick sah der Nintendo aus wie vorher. Doch dann sah Tom, dass eine neue Anweisung auf dem oberen Bildschirm stand.
Folge der Karte dich zu einem In jedem Level führt der Kompass fsmittel. Hinweis. Nutze den Nintendo für Hil Gehe nicht ohne Bibel. Viel Spaß! Tom nahm den Nintendo vorsichtig wieder in die Hand. Nichts geschah. Er drehte ein wenig an der Steu-
erung, aber auch damit tat sich nichts. Er tippte mit dem Finger auf den unteren Bildschirm, ebenfalls ohne Resultat. »Hm«, sagte er nur und sah Jojo ratlos an. »Zeig her«, forderte Jojo und nahm ihm den Nintendo aus der Hand. Er probierte alle Knöpfe aus, aber es passierte rein gar nichts. Enttäuscht schob er die Unterlippe vor. »Das ist doch alles Käse. Ich geh und frag Mama, ob wir was Süßes dürfen.« Er stand auf, ließ den Nintendo in Toms Schoß fallen und öffnete die Zimmertür. Doch anstatt hindurchzugehen, machte er einen Satz rückwärts, stolperte und landete unsanft auf dem Hosenboden. Tom sprang im gleichen Moment auf und starrte mit weit aufgerissenem Mund auf die Tür. Beiden hatte es komplett die Sprache verschlagen, denn hinter der Tür sahen sie keinen Flur. Hinter der Tür war plötzlich eine Wüste. Ein staubiger Pfad führte von ihrem Zimmer aus eine steinige Anhöhe hinunter. Weiter weg in der Ebene konnten sie einen breiten Fluss erkennen. Ein Windstoß wehte eine Staubwolke ins Zimmer und Tom fing an zu husten. Noch bevor der Hustenreiz sich gelegt hatte, packte er die Tür und schlug sie mit einem Knall zu. Dann versagten seine zitternden Knie und er saß plötzlich neben Jojo auf dem Boden.
Labyrinth e t f a lh e s t Das rä
Mit Gewinnspiel! Hauptpreis: 1 Nintendo Switch
Band 2 Tom und Jojo bekommen von einem alten Mann ein geheimnisvolles Nintendo-Spiel geschenkt. Er verrät ihnen nur so viel: »Egal, was ihr macht, geht nie ohne Bibel!« Doch was meint er damit? Als sich vor ihrer Zimmertür plötzlich nicht mehr der Flur, sondern eine Wüstenlandschaft befindet, geraten die Brüder in das größte Abenteuer ihres Lebens … Annette Spratte Jabando – Das rätselhafte Labyrinth ISBN 978-3-96362-061-4 € D 9,95 / € A 10,30 / sFr 14,90
Lena lag im Bett. Durch das Licht der Straßenlaterne, die nicht weit von ihrem Fenster entfernt stand, konnte sie alles im Zimmer gut erkennen. Der Rollstuhl stand neben ihr. Sie hatte das Gefühl, als würde er sie hämisch angrinsen. Lena schielte zum Schreibtisch hinüber. Da war der Nintendo drin. Tom war inzwischen schon zweimal wieder bei ihr gewesen und jedes Mal hatte sie so getan, als hätte sie noch keine Lust gehabt, das Spiel auszuprobieren. »Wenn du es nicht spielen willst, kann ich es ja wieder mitnehmen«, hatte er beim letzten Mal gesagt, aber Lena hatte es ihm nicht zurückgegeben. Sie war inzwischen so was von neugierig auf das Spiel! Ständig dachte sie darüber nach, wie sie es bloß anstellen soll-
te, nachts zum Schreibtisch zu gelangen. Es half alles nichts, sie musste irgendwie in den Rollstuhl kommen. Ihre Eltern waren schon ins Bett gegangen. Sie setzte sich auf und schlug die Bettdecke zurück. Langsam lehnte sie sich nach vorn, um die Armstütze des Rollstuhls zu erreichen. »Mist«, fluchte sie leise. Der Rollstuhl stand zu weit weg. Sie kam nicht dran. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie blieb einige Minuten still sitzen, um sich zu beruhigen. Dann versuchte sie es noch einmal. Sie streckte sich, so weit sie konnte, aber es reichte einfach nicht, sie kam nicht an die Armstütze! Lena wollte sich gerade wieder zurücksetzen, als sie merkte, wie sie ins Rutschen geriet. »Nein!«, rief sie entsetzt und versuchte sich ins Bett zurückzulegen. Aber es war zu spät, ihre Beine zogen sie erbarmungslos nach unten. Sie versuchte sich an irgendetwas festzuhalten, aber sie bekam nichts zu packen außer der Bettdecke und ihrem Kopfkissen. Mit einem Schluchzer gab Lena auf und rutschte vollends auf den Boden. Sie stieß sich die Seite an den Fußrasten des Rollstuhls, dann fiel ihr das Kopfkissen auf den Rücken. Mit einem Wutschrei warf sie es ge-
gen die Tür. Sie hatte doch gewusst, dass das passieren würde! »Kacke!«, fluchte sie lautstark. Die Tür flog auf und das Licht ging an. »Lena?« Im nächsten Augenblick kniete ihre Mutter neben ihr und zog sie in ihre Arme. »Was ist denn passiert?« »Wie sieht es denn aus? Ich bin aus dem Bett gefallen«, schrie Lena sie an und schlug mit der Faust auf den Boden. Sie war so unfassbar wütend und frustriert! Am liebsten hätte sie auf ihre Mutter eingeschlagen, die versuchte, sie mit Streicheln zu beruhigen. Das machte sie nur noch wütender.
»Hör auf, lass mich! Ich bin doch kein Baby!« Lena wand sich aus der Umarmung und wollte von ihrer Mutter wegrücken, aber dabei knallte ihr Kopf gegen das Bettgestell. Sie fluchte noch einmal und fing an zu weinen. Jetzt kam auch noch ihr Vater ins Zimmer. Mit zusammengekniffenen Augen spürte sie, wie er sie hochhob und ins Bett zurücklegte. Sie drehte ihm den Rücken zu und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Er setzte sich auf die Bettkante. »Lena«, sagte er leise und strich ihr über den Rücken. »Ist dir was passiert? Tut dir was weh?« »Nein, geh weg!«, schnauzte sie zurück. Eine Weile saß er noch neben ihr, aber dann ging er raus. Lena hörte die aufgeregte Unterhaltung ihrer Eltern, aber verstehen konnte sie nichts. Bestimmt weinte ihre Mutter wieder und ihr Vater versuchte, sie zu beruhigen. Das war schon so oft passiert seit dem Unfall. Sie versuchten immer, sich nichts anmerken zu lassen, wenn sie mit Lena redeten, aber Lena wusste genau, dass sie nur noch eine Last für ihre Eltern war. Wenn doch nur alles wieder so wäre wie früher!
Als Tom sie das nächste Mal besuchte, war sie drauf und dran, ihm das Spiel zurückzugeben. Sie fühlte sich schrecklich, seitdem sie aus dem Bett gefallen war, und konnte sich zu gar nichts mehr aufraffen. Tom sah sie mit schief gelegtem Kopf an. Er merkte, dass etwas nicht stimmte. »Was glotzt du denn so?«, fragte Lena ungehalten, als sie seinen Blick bemerkte. Tom zuckte innerlich zusammen. Aber er wusste ja inzwischen, dass sie sehr aggressiv wurde, wenn sie sich hilflos fühlte, und beschloss, ihr die Stirn zu bieten. »Was ist passiert? Hast du’s nicht hingekriegt mit dem Spiel?«, fragte er direkt. Einen Moment lang sah Lena so aus, als wollte sie ihm an die Gurgel gehen, aber dann kniff sie nur die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Tom stieß unwillkürlich einen Seufzer aus. »Was war das Problem?«, fragte er weiter. Lena sah ihn an und zog die Stirn kraus. »Bin aus dem Bett gefallen«, murmelte sie und sah dann beschämt zu Boden. »Ups«, machte Tom überrascht. »Und dann?« »Dann sind meine Eltern angerauscht gekommen und haben mich wieder ins Bett verfrachtet. Es ist
aussichtslos. Ich kann das Spiel nicht spielen. Nachts komme ich einfach nicht an den Schreibtisch heran und tagsüber wuseln meine Eltern ständig um mich herum.« Sie klang zwar nicht weinerlich, aber sehr frustriert. »Dann machen wir’s eben jetzt«, sagte Tom. »Wenn ich hier bin, kommt deine Mutter nie rein.« Lena sah ihn an und ihre Miene hellte sich deutlich auf. »Stimmt. Sie lässt uns immer in Ruhe.« Lena zog die Schreibtischschublade auf und angelte den Nintendo aus der hintersten Ecke. »Was muss ich machen?«, fragte sie gespannt. Ihr Frust war verflogen. Tom schaltete das Gerät ein und gab es ihr dann wieder. »Es werde Licht«, sagte Lena, stolz darauf, dass sie sich das gemerkt hatte. Der Bildschirm wurde hell. »Was jetzt?«, fragte sie weiter und sah Tom erwartungsvoll an. »Es werde eine Spielanleitung«, sagte Tom und sie beobachteten beide, wie die Lasershow über den Bildschirm fegte. »Hast du eine Bibel?«, fragte Tom, während Lena
sich den Nintendo dicht vor die Augen hielt, um den Startknopf zu finden. »Ja, im Regal müsste eine stehen«, sagte sie abwesend und drückte den Knopf. Im nächsten Moment ließ sie den Nintendo mit einem leisen Schrei fallen, weil ein leichter Stromschlag durch ihre Finger zuckte. Der Nintendo fiel ihr in den Schoß. »Was ist?«, fragte Tom, der davon nichts mitbekommen hatte, weil er das Regal nach einer Bibel absuchte. »Nix«, sagte Lena und nahm das Gerät wieder in die Hand. »Labyrinth?«, fragte Lena überrascht. Tom drehte sich um. »Was? Wieso Labyrinth?« Er schaute Lena über die Schulter. Als er den Bildschirm sah, stutzte er. »Hä? Hast du schon gedrückt oder was?« »Klar«, sagte Lena und rollte zur Tür. Labyrinth klang gut. So etwas mochte sie. Ihre Eltern kauften ihr bergeweise Rätselhefte mit Labyrinth-Rätseln. »Hast du die Bibel gefunden?«, fragte sie über die Schulter und öffnete die Tür. »Nein, noch nicht«, erwiderte Tom, der sich wieder dem Bücherregal zugewandt hatte. »Warte, hier ist sie. Alles klar, jetzt können wir …« Er drehte sich um und
verstummte. Die Tür des Kinderzimmers stand offen und Lena war weg.
Lena war völlig verblüfft, als sie anstatt des Flurs einen Gang vor sich sah. Die Wände sahen aus, als wären sie aus Milchglas, das von irgendwoher mit einem sanften gelben Licht erleuchtet wurde. Der Gang war so breit, dass sie mit dem Rollstuhl bequem durchfahren konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Lena immer noch geglaubt, Tom hätte ihr einen Bären aufgebunden. Es war völlig unmöglich, dass ein Nintendo-Spiel eine Tür in ein Portal verwandeln konnte. Aber der Gang war definitiv keine Einbildung! Ohne nachzudenken fuhr Lena ein Stück hinein und sah sich um. »Hey, Tom! Das ist irre! Sieh dir das an«, rief sie begeistert und legte eine Hand an die Wand des Gangs. Wegen des warmen Lichts hatte sie erwartet, dass die Wand auch warm sein würde, aber sie fühlte sich kühl und etwas rau an. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Tom ihr nicht geantwortet hatte. »Tom?«, fragte sie noch einmal und drehte dann den Rollstuhl zur Tür zurück. Aber da war keine Tür. Hinter
ihr schien der Gang endlos weiterzugehen. »Was?«, rief sie entsetzt und fuhr ein Stück zurück. Überall um sie herum leuchtete das sanfte gelbe Licht. »Nein! Neinnein-nein, das kann doch nicht sein! Hey Leute, echt jetzt? Wir wollten doch zusammen gehen!« Lena sackte in sich zusammen. Wie konnte denn so was passieren?
Tom ging langsam zur Tür und guckte in den Flur. Lena war nicht zu sehen. Seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, während er fieberhaft überlegte, was er jetzt tun sollte. Auf jeden Fall durfte Lenas Mutter nichts merken, also schloss er leise die Tür und setzte sich auf Lenas Bett. Er war sich nicht ganz sicher, aber er vermutete, dass Lena jetzt im Spiel war. Ohne ihn. Und ohne Bibel. Sie hatte den Startknopf gedrückt. Und dann war sie einfach durch die Tür gefahren. So was Verrücktes! Warum hatte sie denn nicht gewartet? Tom schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Er hätte ihr vorher sagen sollen, dass es kein Zurück gab, sobald man durch die Tür war. »Jesus«, sagte er dann leise, »bitte hilf ihr da durch.« Sonst konnte er nichts tun außer warten.
Lena brauchte eine Weile, um sich von dem Schrecken zu erholen. Doch schließlich richtete sie sich in ihrem Stuhl wieder auf und atmete tief durch. »Ach, egal. Das krieg ich schon hin. Ist doch ein Klacks«, sagte sie sich leise. Ihre Eltern hatten sie schließlich mit Bibelgeschichten gefüttert, seit sie denken konnte. Früher hatte sie das alles ganz toll gefunden und war richtig stolz darauf gewesen, wie viele Bibelgeschichten sie kannte. Aber seit dem Unfall hatte sich einiges verändert. Wenn Gott sie wirklich lieben würde, würde er doch nicht zulassen, dass sie nicht mehr laufen konnte. Anfangs hatte sie wie verrückt gebetet, dass sie geheilt würde. Aber es war nicht passiert. Obwohl in der Bibel stand, dass man alles bekam, worum man Jesus in seinem Namen bat. Tja, Pustekuchen. Und wenn das nicht stimmte, dann stimmte der ganze Rest vermutlich auch nicht. Lena schaute auf den Nintendo. Auf dem unteren Bildschirm konnte sie jetzt einen Gang erkennen, der von der Tür bis zu einer Gabelung führte. Dahinter war alles grau. Lena gab dem Rollstuhl mit beiden Händen einen kräftigen Schub nach vorn.
Mitmachen und gewinnen! So funktioniert’s: Lies diese Leseprobe sorgfältig durch, beantworte die folgende Frage und gewinne mit etwas Glück ein NINTENDO SWITCH oder ein JABANDO-Buchpaket! Wie heißt der alte Mann, der Tom und Jojo das Jabando-Spiel schenkt?
Herr _ _ _ _ _ _ Am 31.März 2019 endet das Gewinnspiel. Bitte deine Eltern, bis zu diesem Datum eine E-Mail mit dem Lösungswort an folgende Mailadresse zu senden: gewinnspiel@jabando.de
1. Preis 1 Nintend
o Switch
2. bis 9. Pre
is
Band 1 + Band 2 Teilnahmebedingungen Pro Teilnehmer nimmt nur eine E-Mail am Gewinnspiel teil. Unter den richtigen Antworten losen wir am 5. April die Gewinner aus. Die Teilnahme verpflichtet nicht zum Kauf eines unserer Verlagsprodukte. Die Gewinner benachrichtigen wir per EMail. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Datenschutz Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist die Angabe von persönlichen Daten notwendig. Der Teilnehmer versichert, dass die von ihm gemachten Angaben zur Person, insbesondere Vor-, Nachname und E-Mailadresse wahrheitsgemäß und richtig sind. Der Veranstalter weist darauf hin, dass sämtliche personenbezogenen Daten des Teilnehmers weder an Dritte weitergegeben noch diesen zur Nutzung überlassen werden.