Formel-Woche 12/2014

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FORMEL-WOCHE 12/2014

F1-Motoren

Andere wechselten einfach den Motor … Bringt Renault Red Bull wirklich um den Titelgewinn? Früher wurde einfach der Motorpartner gewechselt, so wie 1991 zuletzt bei Footwork. von Michael Zeitler ach dem Saisonauftakt in Australien liegt das Red-Bull-Team auf dem letzten Platz in der Konstrukteurswertung – noch hinter Caterham und Marussia! Natürlich war gerade das Tempo in Melbourne deutlich schneller als noch bei den Wintertestfahrten in Spanien und Arabien, trotzdem fürchten Red-BullFans, dass die mangelhafte Zuverlässigkeit des Renault-Antriebsstrangs das Team um den Spitzenplatz bringt.

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Red Bull selbst poltert immer wieder gegen Renault. Aber es gibt auch einfach keine Alternative: Mercedes und Ferrari werden wohl kaum das beste Team der Formel-1 mit Motoren ausrüsten und damit ihr eigenes Werksteam schwächen. Honda ist außerdem an McLaren als Exklusivpartner gebunden. Selbst wenn die Japaner gezwungen werden, auch andere Rennställe mit Triebwerke zu versorgen – Red Bull würde nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen. Selbst wenn Red Bull 2015 einen neuen Motorpartner finden würde, die Saison 2014 kann man abschreiben, sollte man die Probleme nicht in den Griff bekommen. Renault, aber auch Red Bull üben sich in Optimismus, der Australien GP machte dahingehend

auch Mut. Es wäre schon eine Sensation, wenn Red Bull spätestens beim Europaauftakt nicht wieder seine Siegfähigkeit erlangt hätte. Im Ernstfall ist ein Wechsel des Motorpartners während einer Saison heute aber kaum mehr möglich. Das war noch vor rund 20 Jahren anders. In der Saison 1991 hat das Footwork-Team in Mitten der Saison von Porsche- auf Ford-Cosworth-Motoren gewechselt, weil die Porsche-Motoren zu langsam, zu schwer und zu unzuverlässig waren. Mit den Cosworth-Aggregaten war Arrows sofort 1,5 Sekunden schneller, denn der Porsche-Motor war auch fast 100 Kilogramm schwerer als etwa der Motor von Ferrari. Subaru und Porsche ausgemustert Natürlich hätte Porsche das KnowHow gehabt, einen siegfähigen F1Motor zu bauen, das bewies man nur wenige Jahre zuvor bei McLaren, als man mehrere WM-Titel gewann. Aber die Vorlaufzeit für das Engagement mit Footwork war einfach zu kurz. Jordan zeigte nach dem Scheitern der Zusammenarbeit zwischen Footwork und Porsche zwar Interesse an einer Partnerschaft mit dem deutschen Automobilhersteller, aber de facto hat

man Porsche nach diesem Desaster nicht mehr in der Formel-1 gesehen. Erst ein Jahr zuvor scheiterte ein japanischer Hersteller in der Formel-1 kläglich: Subaru. Sie kauften sich 1990 in das italienische Coloni-Team ein und ließen bei Motori Moderni in Italien die Motoren entwickeln. Motori Moderni lieferte bereits in der zweiten Hälfte der 80er Jahre Motoren an Minardi. Nachdem der Coloni Subaru allerdings acht Mal nicht für das Rennen qualifizieren konnte, verkaufte man den Rennstall wieder an Enzo Coloni zurück und der machte mit Ford-Cosworth-Motoren weiter. Von den aktuellen F1-Teams hat auch McLaren schon mal während der Saison den Motor gewechselt. 1966 fuhr man erst mit einem aufgebohrten Ford-Motor aus der IndyCar, dann erst sattelte man auf das Triebwerk von Serenissima um. In jenem Jahr wurde die neue Drei-Liter-Formel in der Formel-1 eingeführt, aber nur wenige Hersteller bauten dafür Motoren. Es herrschte akuter Mangel an Triebwerken. McLaren beauftragte daraufhin eben die Scuderia Serenissima. Das Team von Giovanni Volpi tauchte 1961 und '62 bereits als Rennstall auf, Maurice Trintignant holte beim


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