Finisher 02| 2012

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Coverstory

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nderson Jesper und Jörgen Brink. Zwei skandinavische Namen, die in unseren Breitengraden keine Begeisterungsstürme auslösen und selbst eingefleischten Sportfans nicht unbedingt geläufig sein dürften. Die Wahrnehmung liegt wie so oft im Auge des Betrachters. Der eine ist Däne und hat eine Finisherzeit von 12:49:28 Stunden. Der andere ist Schwede, bewältigte dieselbe Distanz um 8:40:47 Stunden schneller und ist somit ein Nationalheld im Königreich. Wir sprechen hier nicht über einen Ironman-Bewerb, sondern über Zeiten, die beim Vasaloppet (Wasalauf) 2012 realisiert wurden. Zum anfangs erwähnten Anderson Jesper ist vollständigkeitshalber zu sagen, dass der 45-jährige Däne als 12.291. und somit als letzter Läufer das Ziel 2012 in Mora erreichte und auch in Skandinavien vollends unbekannt sein dürfte. Marcel Hirscher in Gelb-Weiß. Das schwedische Kraftpaket Jörgen

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„In der Väter Spur zu zukünftigen Siegen!“ Brink hat jeweils am ersten Sonntag im März 2010, 2011 und 2012 das bedeutendste und größte Langlaufspektakel der Welt gewonnen, den legendären „Vasaloppet“, zu Deutsch: den Wasalauf, der über männliche 90 Kilometer im klassischen Stil ausgetragen wird. Der schwedische Vasaloppet ist mit dem Ironman Hawaii der Triathleten vergleichbar, nur dass der größte Volkslauf des nordischen Sports eine weitaus längere Tradition mit sich bringt als der amerikanische Dreikampf. Gewinnt man als Schwede diesen Monsterausdauerbewerb, sind einem lebenslanger Ruhm sowie damit verbundene lukrative Sponsorenverträge und durchaus auch kreischende Teenager beim

täglichen Smörrebrödeinkauf sicher. Jörgen Brink ist also so etwas wie die schwedische Ausgabe unseres Marcel Hirscher. Rund eine halbe Stunde nach der Männerspitze überquerte heuer die norwegische Siegerin Vibeke Skofterud die Ziellinie. Das zeigt, dass die Komponente „Kraft“ bei diesem Rennen entscheidend ist, dadurch ist auch der große Rückstand der Damen beim Vasaloppet zu erklären. Wer beim relativ flachen Streckenprofil des nordischen Klassikers um den Sieg mitlaufen will, muss sich damit anfreunden, ausschließlich in der Doppelstockschubtechnik die 90 Kilometer durchzuschieben. Nur wer die Ärmel dieser Herren gesehen hat, weiß, dass das menschenmöglich sein kann … Die Wurzel steckt im Krieg. Der Schwede an sich lässt sich nicht gern unterdrücken. So ist es und so war es auch schon im Jahre 1520.


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