Filmpodium Programmheft Februar März 2016 // Filmpodium programme issue february march 2016

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Menschen im Hotel.

DER LETZTE MANN Deutschland 1924 «Die Geschichte vom sozialen Abstieg des stolzen Portiers vor dem Hotel Atlantic zum Toiletten­ wärter, der mit seiner Uniform auch die Achtung seiner Familie und Umwelt verliert. (…) Weder die Tatsache, dass Der letzte Mann fast ohne erklärende Zwischentitel auskommt, noch die ­ ‹ent­fesselte Kamera› Karl Freunds sind neu in diesem Film. Aber wie Murnau die drehende, schwebende oder schwingende Kamera einsetzt, ist einzigartig.» (Joachim Paech, in: Metzler Film Lexikon) «Zu Jannings’ Lob lässt sich nichts Höheres sagen als: Man denkt niemals an den Schauspieler. Hier, wo er alles an sich reissen, eine erstaunliche Virtuosenleistung hinlegen könnte, bleibt er ganz schlicht und sachlich. (...) Alle Nebenfiguren treffend besetzt. Ohne Mätzchen, ohne Aufdringlichkeit. Entwicklungsgeschichtlich ein grosser Wurf. Wie im Vorjahr die Nibelungen, wird auch dieser Film manchen bisher Filmfremden bekehren, bezaubern und überzeugen, dass der Film wirklich eine Kunst ist.» (Roland Schacht, B.Z. am Mittag, 24.12.1924) 90 Min / sw / DCP / Stummfilm, dt.+engl. Zw’titel // REGIE Friedrich Wilhelm Murnau // DREHBUCH Carl Mayer // KAMERA Karl Freund // MIT Emil Jannings (Hotelportier), Maly Delschaft (seine Nichte), Max Hiller (ihr Bräutigam), Emilie Kurz (seine Tante), Hans Unterkircher (Geschäftsführer des Hotels), Hermann Vallentin (Gast im Hotel), Georg John (Nachtwächter), Emmy Wyda (dünne Nachbarin).

GRAND HOTEL ...! Deutschland 1927 «Im Grand Hotel Boulevard trifft man auf die unterschiedlichsten Menschen und Charaktere. Da ist z. B. ein junger Professor der Medizin, der ein Heilmittel entdeckt hat, aber zur Produktion fehlt das Geld. So stiehlt er aus Verzweiflung den Schmuck einer spanischen Dame. Diese wiederum ist Anarchistin, die einen Anschlag auf einen spanischen Politiker plant. Das Zimmermädchen Anni, nebenbei auch Studentin der Medizin und heftig in den Professor verliebt, kriegt den Diebstahl mit und versucht, es wiedergutzumachen, indem sie den Schmuck versteckt. Der wandert nun von Gast zu Gast, denn keiner will ihn haben. Jeder scheint etwas zu verbergen und Angst vor der Polizei zu haben. Als diese dann während eines Maskenballs eine Razzia im Hotel macht, ist das Chaos gross.» (Katalog cinefest 2015)

«Das Hotel wird zum Symbol, Allegorie des eitlen, gottlosen und doch so süssen und berauschenden Taumels unserer Tage! Bilder und Szenenausschnitte sind nicht mehr spielerische Illustrationen eines konstruierten, gleichgültigen Einzelschicksals, sondern ins Typische gesteigertes, expressionistisch vertieftes, von der Lupe überraschtes Leben!» (F. Dammann, Lichtbild-Bühne, Nr. 213, 6.9.1927) ca. 80 Min / sw / 35 mm / Stummfilm, dt. Zw’titel // REGIE Johannes Guter // DREHBUCH Béla Balázs // KAMERA Günther Krampf // MUSIK Gustav Gold // MIT Mady Christians (Fräulein Anni), Elisabeth Neumann-Viertel (Mizzi), Dagny ­Servaes (spanische Sängerin Señorita Lamorra), Paul Otto (spanischer Diplomat), Günther Hadank (Professor Pretorius), Erna Morena (Gräfin), Werner Fuetterer (Privatsekretär der Gräfin), Frida Richard (Generalin), Karl Platen (netter alter Herr), Otto Wallburg (Hoteldetektiv), Harry Hardt (Ober Oskar), Heinrich Gotho (Herr vom Vergnügungs-Komitee), John Mylong (Hotelgast).

ABSCHIED. SO SIND DIE MENSCHEN Deutschland 1930 «Ernstes und Heiteres aus einer Familienpension» lautet der Untertitel von Robert Siodmaks zweiter Regiearbeit, die in ihrem Realismus und in der Natürlichkeit ihrer Figuren gelegentlich an das Kollektivwerk Menschen am Sonntag (1930) erinnert, bei dem Siodmak Co-Regisseur war. Die Kamera führte hier wie dort Eugen Schüfftan. «In der Berliner Pension ‹Splendide› kreuzen sich die Schicksale der vom Leben Enttäuschten: Nur Peter und Hella haben Hoffnungen inmitten gescheiterter Existenzen – die ersehnte Hochzeit rückt in Griffweite, als Peter eine bessere Stelle in Dresden angeboten wird. Er will Hella überraschen, erzählt aber anderen Pensionsgästen davon: So erfährt sie es doch und verschweigt nun ihrerseits Geldprobleme, was eine unglückselige Reihe von Missverständnissen auslöst.» (film.at) «Robert Siodmak wird weitergehen zur Sti­ lisierung von Klang und Bild; man spürt es bereits in diesem Film. Was ihn schon heute zum grossen Filmschaffen prädestiniert, ist die Un­ bedenklichkeit des Zupackens, der Mut zum Weitergehen, über Unvollkommenheiten, mo­ mentane Unlösbarkeiten hinweg. So macht man Filmgeschichten und – Filmgeschichte.» (Hans Feld, Film-Kurier Nr. 201, 26.8.1930) 77 Min / sw / DCP / D // REGIE Robert Siodmak // DREHBUCH Emeric Pressburger, Irma von Cube // KAMERA Eugen Schüfftan // MUSIK Erwin Bootz, Herbert Lichtenstein // MIT Brigitte Horney (Hella, Verkäuferin), Aribert Mog (Peter Winkler, Vertreter), Emilia Unda (Frau Weber, Pensionsbe-


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