Care Leaving Dialog Ergebnisbroschüre

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Care Leaving Dialog für bessere Bedingungen und Gesetze zur Unterstützung von Care Leavern ermöglicht durch ERASMUS+ - Jugend in Aktion ein Projekt der FICE Austria in Kooperation mit dem Dachverband österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen und der Bundes Jugend Vertretung

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INTERNATIONAL FEDERATION OF EDUCATIVE COMMUNITIES K O M M T

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Wer sind Care Leaver?

Als Care Leaver bezeichnet man junge Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihren Familien, sondern in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe oder bei Pflegefamilien befinden und denen der Übergang in ein selbstständiges Leben unmittelbar bevorsteht. Außerdem umfasst der Begriff junge Erwachsene, die diese Hilfsmaßnahmen bereits verlassen haben und ohne weitere Unterstützung der Kinder- und Jugendhilfe leben.


Die Ausgangslage in Österreich

Junge Erwachsene in Österreich ziehen im Durchschnitt mit 25-26 Jahren von Zuhause aus. Care Leaver wiederum müssen bereits mit 18 Jahren die Betreuung (ihr Zuhause) verlassen. Eine Verlängerung der Kinder- und Jugendhilfe-Maßnahme wird nur in den wenigsten Fällen genehmigt. Ab diesem Zeitpunkt sind Care Leaver komplett auf sich allein gestellt, ohne finanziellen und emotionalen Rückhalt. Zusätzlich zu den belastenden Lebensumständen müssen sich Care Leaver bereits

ab dem 16. Lebensjahr mit dem Aufbau der eigenen Existenz auseinandersetzen. • Wohnungssuche, Kaution, Einrichtung,... • Abschluss der Ausbildung und Jobsuche • Beantragung von Beihilfen • Versicherungen (Krankenversicherung,...) • Haushaltsführung (Kochen, Finanzen gut • einteilen,...) Zu den existenziellen Sorgen kommt die emotionale Belastung, dass sie ihr Zuhause und ihre eigenen Bezugspersonen abrupt und ohne Übergang verlassen müssen.


Wir fordern

Verlängerung der Betreuung bis zum 26. Lebensjahr • Einheitliche Verankerung im • österreichischen Gesetz • Einbindung der Care Leaver und • deren Bezugspersonen

„Ich bin mit 18 von der Betreuung in Frankreich zurückgeschickt worden, aus der Kinder- und Jugendhilfe hinausgefallen und war auf mich alleine gestellt, obdachlos.“

„Ohne ehrenamtliche Unterstützung gibt es keine Chancengleichheit auf Bildung für Care Leaver in Österreich.“ - Marcel



Wir fordern

Recht auf Wiedereinstieg Generelles Recht auf Jugendhilfe-Maßnahmen nach dem 18. Geburtstag • Unabhängig von vorherigen Maßnahmen • Bedürfnisorientiertes Stufenmodell bis • zur Selbstständigkeit • Nachbetreuung durch Bezugsperson


„Es darf nicht an der Frage der Finanzierung scheitern“

„Jeder Euro, der in die Jugendhilfe investiert wird, kommt laut volkswirtschaftlichen Studien vielfach wieder in den Topf zurück! Wussten Sie das?“

Wir fordern

Finanzielles

Die notwendige Unterstützung bis zum 26. Lebensjahr • Krisenfonds für Care Leaver in finanziellen Notlagen • Möglichkeit auf Mitversicherung beim Staat der • Care Leaver ohne Elternkontakt • Ausbildung & sämtliche dafür benötigte Anschaffungen


Wir fordern

(Aus-)Bildung

Die Unterstützung bei individuellem Ausbildungs- und Berufsweg • Schul- oder Berufswechsel dürfen keine • Auswirkung auf Unterstützung haben • Verzögerungen im Bildungs-/Ausbildungsweg • dürfen keine Auswirkung auf die Unterstützung haben • (z.B.: Warum darf man keine Klasse wiederholen, nur • weil man in Betreuung ist?) • Unterstützung bei Zivildienst oder • freiwilligem Sozialen Jahr

„Ich bin 11 Jahre in der Sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft in Kotezicken (Burgenland) aufgewachsen. Nach dem Besuch der HTL habe ich Zivildienst gemacht und seit 1. Oktober 2018 studiere ich auf der Technischen Universität Wien. Momentan habe ich als Lebensunterhalt nur eine Familienbeihilfe, die ich für mich erkämpft habe. Ohne ehrenamtlicher Unterstützung meiner Bezugspersonen der Wohngemeinschaft wäre es nicht möglich, zu studieren. Ich könnte finanziell nicht überleben, hätte keine Wohnung und keine Sozialversicherung. - Marcel, 21 Jahre


Wir fordern

Wohnen

• Chancengerechtigkeit bei der Vergabe von • Stadt- und Gemeindewohnungen und • Wohnungen aus gemeinnützigem Wohnbau • Sofortige Gewährung der Mietzinsbeihilfe • und die Übernahme von Kaution und • Maklerprovision • Die Finanzierung der Erstausstattung • für die Wohnung


Wir fordern

Gesundheit

• Gratis Krankenversicherung während der Ausbildungszeit und des Studiums • Psychotherapie auf Krankenschein • Im Notfall Unterstützung von möglichst vertrauten • Bezugspersonen aus dem ehemaligen Betreuungssystem

„Jeder sollte das Recht auf gesundheitliche Unterstützung haben!“


„Ich würde mir, bzw. hätte mir, mehr Mitspracherecht gewünscht, und mehr finanzielle Unterstützung.“ - Mike

„Wir sind auch denkende und fühlende Menschen. Es kann und darf nicht so laufen, dass Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg getroffen werden.“ - Nadine, 20 Jahre

Wir fordern

Mitspracherecht • Bei der Wahl einer Bezugs- oder Vertrauensperson • Bei der Unterbringung • Bei generellen Entscheidungen, die das • Leben beeinflussen


Wir fordern

Information & Beratung

• Verständliche Information und Beratung • Mehr Beratungsstellen • Unterstützung bei Antragstellungen, z.B. Infozettel/ • Ausfüllhilfen in einfach verständlicher Sprache


Wir fordern

Soziales Netzwerk, Freizeit • Mehr Freizeitangebote

• Zur Verfügung gestellte Räumlichkeiten, • z.B. für diverse Anlässe (Feiertage, die in der • Familie gefeiert werden, insbesonders Weihnachten) • Mehr Anlaufstellen • Förderung von Kultur- und Freizeitaktivitäten



Beteiligungsworkshops 03.2018 Innsbruck / Tirol 04.2018 Klagenfurt / Kärnten 05.2018 Tulln / Niederösterreich

Ländergespräche 06.2018 - 02.2019

Abschlusskonferenz 01.04.2019 „Care Leaving Dialog Wege für junge Erwachsene am Sprung in die Selbstständigkeit“

Das Projekt Der Strukturierte Dialog ist ein europaweiter Prozess zur systematischen Einbeziehung junger Menschen in die (Jugend-)politik. Eine wichtige Grundlage für den Strukturierten Dialog liefert die EU-Jugendstrategie „Investing and Empowering“, die acht verschiedenen Handlungsfeldern vorgibt: Allgemeine und berufliche Bildung, Beschäftigung und Unternehmergeist, Gesundheit und Wohlbefinden, Teilhabe, Freiwilligentätigkeit, Soziale Eingliederung, Jugend in der Welt, Kreativität und Kultur. Dieses Projekt setzt auf nationaler Ebene in folgenden Aktionsfeldern an: Berufliche Bildung, Beschäftigung, Gesundheit und Wohlbefinden, Teilhabe und Soziale Eingliederung. In diesem Projekt werden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ermächtigt, selbst

ihre Situation, Meinungen, Wünsche im Hinblick auf ihren Übergang in ein sozial und beruflich integriertes und eigenständiges Leben zu analysieren. Ausgehend von den Bedürfnissen und der notwendigen Unterstützung werden von den Care Leavern Lösungsvorschläge und Forderungen erarbeitet und diese im direkten Dialog mit ExpertInnen und politischen EntscheidungsträgerInnen diskutiert. Der Dialogprozess wurde mit den Care Leavern auf Länder- und auf Bundesebene vorbereitet und organisiert. Im 1. Teil gab es drei Beteiligungsworkshops in Innsbruck, Klagenfurt und Tulln. Anschließend fanden die Länderdialoge statt und im Ergebnisworkshop wurden die Erfahrungen zusammengetragen und universelle Forderungen an die Politik sowie diese Broschüre ausgearbeitet.


© FICE Austria | Darnautgasse 10/33 | 1120 Wien | office@fice.at | www.fice.at | ZVR-Zahl: 202095498 © Dachverband Österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen | Ambrosius Salzer Platz 9 | 7221 Marz | office@doej.at | www.doej.at | ZVR-Zahl: 937773338 © Bundes Jugend Vertretung - Koordinierungsstelle Jugenddialog | Liechtensteinstraße 57/2 | 1090 Wien | office@bjv.at | www.jugenddialog.at | ZVR-Zahl: 902252246 Projektleitung: Veronika Scharer, Maximilian Ullrich Prozessbegleitung: Mag. Elisabeth Hanzl, Claudia Wanke, MA, Christoph Zupanc-Dunst, MSc Fotos: Christoph Zupanc-Dunst, Elisabeth Hanzl, Maximilian Ullrich Druck: druck.at Druck- und Handelsgesellschaft mbH, Leobersdorf Layout/Gestaltung: Thomas Schörghuber-Haider, www.grafication.at Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben. Wien, November 2018


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