Fazit 88

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Die große ImmobilienErbschaftswelle rollt an In den vergangenen Jahrzehnten haben die Österreicher ein riesiges Immobilienvermögen aufgebaut. In naher Zukunft wird ein großer Teil davon vererbt – eine aktuelle Studie setzt sich mit den Folgen auseinander.

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ie von der Raiffeisen Bausparkasse beauftragte Studie „Wirtschaftliche und soziale Aktualität von Erbschaften in Österreich“ kommt zu dem Ergebnis, dass pro Jahr Immobilien im Wert von rund zehn Milliarden Euro weitergegeben werden – fast ausschließlich innerhalb der Familie. Darin finden sich interessante Fakten und Zahlen für die Steiermark.

Unsichere Zukunftsperspektiven

Die Wachstumsverlangsamung der Wirtschaft und die Krise der öffentlichen Finanzen machen den Übergang von Vermögen zu einem aktuellen Thema. „Ob die Erbschaftswelle allerdings für breite Bevölkerungsgruppen zur finanziellen Abfederung taugt, ist offen. Einerseits wird das Erbe meist auf mehrere Personen aufgeteilt, andererseits ist durch die längere Lebenserwartung und die zu erwartenden Kürzungen im Sozialsystem mit einer verstärkten Eigennutzung des Vermögens durch die Erblasser zu rechnen“, resümiert der Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse, Manfred Url. Die Auswertung des GfK-Datenmaterials nahm der ehemalige WIFO-Leiter Prof. Dr. Helmut Kramer vor. In seiner Studie „Wirtschaftliche und soziale Aktualität von Erbschaften in Österreich“ verwerte-

te er u.a. Forschungsergebnisse der Oesterreichischen Nationalbank, der OECD und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung.

1,2 Milliarden im Jahr in der Steiermark

In die Studie flossen außerdem die Ergebnisse einer groß angelegten GfK-Umfrage zum Thema Erben ein, die die Raiffeisen Bausparkasse in der Altersgruppe 50plus in Auftrag gab. Bundesweit schwankt der Wert einer durchschnittlichen Immobilienerbschaft mit 200.000 bis 290.000 Euro beträchtlich. „Eigentum hat für die Steirerinnen und Steirer einen hohen Stellenwert, die Wohn-Eigentumsquote liegt in der Steiermark zehn Prozentpunkte über dem österreichweiten Durchschnitt“, betont der Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, Markus Mair. Dementsprechend häufig werden Immobilien vererbt: 81 Prozent wollen eine oder mehrere Immobilien vererben, 64 Prozent geben an, Geldvermögen zu hinterlassen. Das gesamte Immobilienvermögen, das jährlich in der Steiermark an den Familien- und Verwandtenkreis weitergegeben wird, quantifiziert Mair mit 1,2 Milliarden Euro.

Beratung rückt in den Fokus

Die Raiffeisen Bausparkasse interessiert sich für die Lebenssituation ihrer Kun-

Foto: Frankl

VON JOSEF SCHIFFER

RLB-GD Markus Mair (li.) und Raiffeisen Bausparkasse-GD Manfred Url: „Jährlich werden in der Steiermark Immobilien im Wert von 1,2 Milliarden Euro vererbt.“ den bzw. potenzieller Kunden, das war die hauptsächliche Motivation für die Studie. Das beträchtliche Immobilienvermögen, das in den nächsten Jahren in Bewegung kommt, wurde zu einem nicht unerheblichen Teil über die Raiffeisen Bankengruppe und die Raiffeisen Bausparkasse finanziert; die Erbschaftswelle beeinflusst daher viele Kundenbeziehungen. „Wir müssen uns diesen Anforderungen stellen, bei der Vorsorgeberatung ebenso wie bei der Finanzierungsberatung. Hier tut sich ein weites Feld für die Raiffeisen Bankengruppe auf“, folgert Url. Einerseits ist mit vermehrten Immobilientransaktionen, wie Käufen bzw. Verkäufen, sowie mit Renovierungen und Sanierungen zu rechnen, andererseits rückt die Ungewissheit über künftige Pensionen und die Wahrscheinlichkeit, dass diese den eigenen Ansprüchen nicht genügen werden, in den Mittelpunkt der privaten Vorsorge.

Das Marktforschungsinstitut GfK Austria interviewte 1.800 Personen in der Altersgruppe 50plus. Das Durchschnittsalter der Befragten liegt zwischen 60 und 65 Jahren. Das Verhältnis Frauen:Männer ist ausgeglichen.

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DEZEMBER 2012


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