Fazit 205

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FAZITGESPRÄCH Zwischen Mitte und Vernunft

Landeshauptmann

Christopher Drexler im Interview

FAZIT

August 2024

FAZITESSAY Günter Riegler über Aufgaben für die nächste Bundesregierung

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

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Editorial

Wenn Sie sich die Welt zwischen Marokko und Afghanistan anschauen, dann sind das in etwa 7.000 Kilometer Luftlinie. Und ziemlich in der Mitte dieses gedachten afroasiatischen Ausschnitts liegt das verschwindend kleine Israel. Ein Land mit der Größe von nur einem starken Viertel Österreichs. In seinen Nordsüdabmessungen 420 Kilometer lang und zwischen 20 und 116 Kilometer breit. Fahre ich nachhause auf die Pack und wieder zurück nach Graz, sind es gute 130 Kilometer. In der muslimisch-arabisch geprägten Region vom Atlantik bis eben weit nach Asien hinein lebten im Jahr 1948 rund 900.000 Juden. Heute sind es weniger als 9.000. Die Juden dort wurden also fast allesamt vertrieben.

In Israel mit heute knapp über neun Millionen Menschen, leben mittlerweile rund zwei Millionen arabische Israelis, die zu mehr als 80 Prozent Muslime sind. Mehr als eine Million Araber hat der jüdische Staat in den letzten Jahrzehnten aufgenommen. Israelische Araber, die in der IDF, den israelischen Verteidigungsstreitkräften dienen, die ganz selbstverständlich – zur großen

Nach

dem 7. Oktober hat das »Nie wieder« bei uns wieder begonnen

Mehrheit – Bürgerinnen und Bürger der einzigen funktionierenden Demokratie im besprochenen Weltenteil sind. Die homosexuell sein können, ohne verfolgt zu werden, die gegen die Regierung demonstrieren können, ohne verfolgt zu werden, die ein freies Leben führen können.

Im Mai vorigen Jahres habe ich hier die »Antisemitismusstudie« der östereichischen Bundesregierung besprochen, die erschreckende Zahlen von antisemitischen Einstellungen unter Österreichs Bevölkerung mit muslimischen Migrationshintergrund offenbart hat. 54 Prozent wären demnach »latent antisemitisch« eingestellt, 36 Prozent von ihnen »manifest antisemitisch«. Am 7. Oktober 2023 hat dann der furchtbare Angriff der palästinensischen »Hamas« stattgefunden, der über 1.000 tote Israelis zur Folge hatte. 239 Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren wurden von dieser verbrecherischen Organisation als Geiseln genommen. Bis zum heutigen Tag sollen rund 50 von ihnen getötet worden sein und über 100 werden noch irgendwo gefangen gehalten.

Dieser Angriff wurde durch die Bank verurteilt und wohl kaum eine westliche Regierung hat Israel nicht auf Twitter oder mittels sonstiger Kanäle ihrer »Solidarität« versichert und »Betroffenheit« ausgedrückt. Ja, seit diesem 7. Oktober ging ein Ruck durch die Welt. Geradezu ein Aufschrei. Um genau zu sein erst ab dem 28. Oktober, denn da hat Israel mit dem aus meiner Sicht gerechtfertigtem Rückschlag begonnen, mit dem klar definierten Ziel, die Hamas als Organisation zu zerschlagen und unschädlich zu machen. Wie weit dieses Ziel erfüllbar ist, vermag ich am Schreibtisch nicht zu beurteilen. Nachvollziehen kann ich es jedenfalls. Und was war das für ein Ruck! In Amerika, in Europa, in Australien, überall gingen bis zu hundertausende Muslime auf die Straße, um gegen »Israel« zu demonstrieren. Die Bilder aus London, Mailand oder Paris dieser »Demonstrationen« waren beeindruckend. Vor allem machten sie mir Angst. Sie erschienen mir – insbesondere im Zusammenhang mit den bis heute allerorts stattfindenen, beinahe täglich stattfindenden antisemitischen Vorkommnis-

sen – als ungeheure Machtdemonstration des Islam mitten in der westlichen Welt. Universitäten werden besetzt, Professoren wie Studenten nur weil sie Juden sind, an der Teilnahme am Universitätsleben gehindert, Cafés und Lokale »von Juden« werden »boykottiert«, beschmiert und belagert. Bei den Parlamentswahlen in Frankreich wurde »die Demokratie gerettet«, indem mit offen antisemitischen Linksextremen ein Wahlsieg des »Rassemblement National« (Nationale Sammelbewegung) von Marine Le Pen »verhindert« werden konnte. Mit linksextremen Politikern, die öffentlich erklären, die »Sportler Israels wären bei den Spielen nicht willkommen«. Auf den Straßen von Paris kleben indes Plakate, die Israel als »Killerstaat« verunglimpfen. Und in Amerika sind es nur die Republikaner, die eindeutig an der Seite Israels stehen. Von den Demokraten hingegen gibt es zahlreiche geradezu beängstigende Untertöne. Ich weiß nicht, wie es so weit kommen konnte in meiner mir eigenen Welt. Ich weiß nur eines, ich kann das linke Gewäsch vom »Nie wieder!« nie wieder hören, das »Nie wieder!« haben wir tagtäglich mitten unter uns. Und es wird uns zerstören, wenn wir dagegen nicht ankämpfen. Gemeinsam dagegen ankämpfen. n

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Inhalt Fazit August 2024

Bildung am Weg ins Mittelmaß

Immer mehr Schüler ohne Deutschkenntnisse, ständig schlechter werdende Schulen, viel zu wenig Lehrer. Droht das System zu kippen?

Zwischen Mitte und Vernunft

Landeshauptmann Christopher Drexler will Erster bleiben. Um dieses Ziel bei der Wahl zu erreichen, setzt er klare Zeichen.

Was tun?

Der Grazer Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler über Herausforderungen an die Bundesregierung und was zu tun wäre.

Azra Akšamija im Kunsthaus

Das Grazer Kunsthaus würdigt die bosnischösterreichische Künstlerin in einer Einzelausstellung. Bitte hingehen, es zahlt sich aus.

Seite 78

Fotos:
Museums
Victoria/Unsplash, Heimo
Binder (2), Enlarge, Andreas Pankarter, MIT

20 Jahre Wirtschaft und mehr.

Rubriken

Editorial 3

Politicks 12 Investor 32 Außenansicht 38

Oberdengler 46 Immobilien 68

Alles Kultur 78 Schluss 82

Die Stadtpflanze

Volker Schögler hat Ursula Gabbauer in ihrem kleinen wie feinen Blumenladen im Herz-Jesu-Viertel besucht.

Unter neuer Flagge

»Delikatessen Nussbaumer« in der Grazer Paradeisgasse hat einen neuen Eigentümer. Ein Ex-Neos-Politiker wird Unternehmer.

Liebe Leser!

Das österreichische Bildungssystem steht unter Migrationsdruck. Darüber hinaus ist kaum ein Thema so komplex wie der Streit um den richtigen Weg, möglichst vielen Schülerinnen und Schülern möglichst viel Wissen und möglichst große Fertigkeiten beizubringen. Im Fazitthema geht es um den großen Reformdruck im österreichischen Schulwesen.

Vier Monate vor der steirischen Landtagswahl nutzen wir die Gelegenheit zum Gespräch mit Landeshauptmann Christopher Drexler. Als größte Herausforderung bewertet der Landeshauptmann die eingetrübte wirtschaftliche Situation. Für ihn stehen die Standortqualität und die Wettbewerbsfähigkeit Europas und damit natürlich auch der Steiermark auf dem Prüfstand. Daher muss es auch in der Landespolitik zu allererst um Wirtschaft und Arbeit gehen. Der Gastkommentar stammt aus der Feder des ehemaligen SPÖ-Landesrats Kurt Flecker. Er hofft, dass der Steiermark ein FPÖ-Landeshauptmann erspart bleibt und traut Christopher Drexler durchaus zu, die kommende Wahl gewinnen zu können. Aber nur, wenn dieser von weiteren Anleihen beim rechten Populismus absieht. Gutes Lesen! -red-

IMPRESSUM

Herausgeber

Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Medieninhaber & Verleger

Klepej & Tandl OG

Chefredaktion

Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion

Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Kim Vas (Satz und Produktion), Vanessa Fuchs (Organisation)

Lektorat AdLiteram

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Fazitthema

Von Johannes Roth

Kaum ein Thema ist so komplex wie der Erwerb von Wissen und Fertigkeiten.

Das beginnt mit der Frage, was wir unsere Kinder lehren müssen, und endet mit der Erkenntnis, dass die das gar nicht lernen wollen. Unklar ist auch, wie und von wem unterrichtet werden soll.

Rechtzeitig zu Ferienbeginn nutzte die Nationalratsabgeordnete Eva Bliminger, ihres Zeichens Wissenschaftssprecherin der Grünen, die Sitzung Anfang Juli, um mit einem knackigen Sprüchlein noch schnell eine kleine Bildungsdiskussion anzuzetteln. Wissen über Aktien, so die ehemalige Rektorin der Akademie für Bildende Künste, sei überbewertet. Wenn es darum ginge, sich auf das Leben vorzubereiten, sei die Notwendigkeit, Finanzwissen zu erwerben, nicht so wichtig, meinte sie. �Für die Praxis des Lebens wär’s g’scheiter, sie lernen kochen und nicht Finanzwissenschaften.�

Dem vorausgegangen war eine Diskussion zu einem Antrag der NEOS, der auf ein besseres Bildungssystem abzielte. Das Thema ist den NEOS wichtig: Schon vergangenes Jahr hatte Beate Meinl-Reisinger – selbst Mutter dreier Kinder – das Thema für sich entdeckt und war von einer Fact Finding Mission aus Estland und Finnland begeistert und voller guter Ideen zurückgekehrt.

Ideologie statt Wissenschaft

Vor allem die estnische Bildungsstrategie hatte die NEOS-Chefin beeindruckt, ebenso wie das oberste Ziel, das sie in beiden Ländern ausgemacht zu haben glaubte: Dass sich Lehrer und Schüler in der Schule wohlfühlen würden. Die Bildungsstrategie fehle in der politischen Agenda der Bundesregierung völlig und auch um den Wellnessfaktor sei es in der Schule schlecht bestellt. Man setze hierzulande auf Ideologie, doktere ohne Strategie am Bildungssystem herum und überhaupt: Die �wissenschaftliche Evidenz� fehle, der Bildungsminister sei eine Fehlbesetzung, befundete Meinl-Reisinger. Ihren Worten ließ sie Taten folgen und zwar dort, wo die NEOS Regierungsverantwortung tragen: in Wien. Um den Bildungserwerb zu attraktivieren, reaktivierten Meinl-Reisinger und NEOS-Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Chris Wiederkehr den Politpensionär und

Wohlfühlexperten Matthias Strolz. Ihn statteten sie mit einem beachtlichen Beratungsauftrag aus. Strolz’ Ziel: Wien müsse zur �Flügelheber-Hauptstadt� werden.

Hauptproblem Migration

Gerade in Wien ist das ein hehres Ansinnen. Denn angesichts der veröffentlichten Zahlen und gesammelten „Evidenzen“ aus dem Lehrkörper drängt sich der Verdacht auf, dass es mit Flügelheben in der Bundeshauptstadt allein nicht getan ist. Im Gegenteil: Mittlerweile gilt es, dort ein paar grundsätzliche Probleme zu lösen, setzt doch Bildungserwerb zunächst eine Sprache voraus, in der diese Bildung vermittelt wird. Und genau da hapert’s: In Wiens Pflichtschulen sprechen sieben von zehn Schülern im Alltag eine andere Sprache als Deutsch. Und auch der Anteil der Schüler, die als �außerordentlich� geführt werden, weil sie dem Unterricht überhaupt nicht folgen können, ist im Vergleich zu den anderen Bundesländern überproportional hoch: 17.800 sind es in Wien. Das liegt natürlich am ebenfalls außerordentlich hohen Ausländeranteil der Bundeshauptstadt: �Der Anteil der in Wien lebenden Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist seit dem Jahr 2002 von 16,4 Prozent auf 34,3 Prozent Anfang des Jahres 2023 gestiegen. Der Anteil der im Ausland geborenen Wiener hat sich im selben Zeitraum von 24,6 Prozent auf 39,3 Prozent erhöht�, fasst der Integrationsmonitor der Stadt Wien zusammen. Allein der Familiennachzug – vorwiegend aus Syrien und der Ukraine – bedingt, dass die Wiener Schulen um 300 Schüler pro Monat wachsen. Das sind jedes Monat 14 neue Klassen, die in der künftigen �Flügelheber-Hauptstadt� unterrichtet werden müssen. Wien fordert daher vehement eine bessere Verteilung der Flüchtlinge auf die anderen Bundesländer – die daran begreiflicherweise wenig Interesse zeigen. Denn auch außerhalb Wiens stellt die mangelnde Sprachkenntnis der Schüler ein Problem dar, wenngleich die Bundeshauptstadt mit großem Abstand das Ranking der Schüler mit mangelnden Deutschkenntnissen anführt. In der Steiermark lag der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Alltagssprache 2022/23 an öffentlichen Pflichtschulen immerhin bei 23,5 Prozent und immer noch bei 14,1 Prozent an höheren Schulen. Das hat nur bedingt damit zu tun, dass die anderen Bundesländer ihre Flüchtlingsquoten nicht erfüllen wollen. Tatsächlich ziehen Flüchtlinge, wenn ihr Asylstatus anerkannt ist, sehr gerne nach Wien, wo die finanziellen Bedingungen für sie einfach besser sind. 75 Prozent aller Asyl- und Schutzberechtigten leben in Wien, weshalb sich die Stadt vehement für eine Residenzpflicht stark macht.

5.000 Vollzeitlehrer fehlen

An dieser Schraube zu drehen, ist politisch und juristisch umstritten. Allerdings stellen Kinder bis sieben Jahre derzeit die größte Asylwerbergruppe, ein Alter, in dem man – gerade was den für den Unterricht so wichtigen Spracherwerb betrifft –noch gegensteuern kann. Wenn man will! Denn dazu müsste man zunächst ein weiteres Problem im Bildungswesen beheben: den Mangel an qualifizierten Pädagogen. Wobei das Bildungsministerium das Problem vordergründig gelöst hat. Die Initiative �Klasse Job�, bei der sich Quereinsteiger als Pädagogen bewerben können, wurde vergangenes Jahr mit erheblichem finanziellem Aufwand beworben. Die Kommunikatoren haben dabei ganze Arbeit geleistet: Fast 12.000 Bewerbungen für 7.000 zu besetzende Stellen – in Österreich gibt es insgesamt rund 120.000 Lehrer für 1,1 Millionen Schüler – müssen nun abgearbeitet werden. Das ist nicht ganz einfach, denn das Interesse ist ungleich verteilt. Einige Stellen haben zu viele Bewerbungen, andere keine. Jedes Jahr wird darum versucht, Bewerber von Schulen ohne freie Stellen auf Schulen mit offenen Stellen umzuleiten. Es gilt, 5.000 Vollzeitlehrerstellen zu besetzen, wobei ein Drittel als Teilzeitstellen ausgeschrieben wurde. Dies entspricht der aktuellen Teilzeitquote beim Lehrpersonal, die im Westen Österreichs mit 40 Prozent etwas höher ist als im Osten. Allerdings ist gerade im pädagogischen Bereich nicht die Quantität ausschlaggebend, sondern die Qualität: Zum Lehrer muss man nicht nur geboren sein, sondern man muss auch auf ein zunehmend stabiles Nervenkostüm verweisen können. Zumal sich die anekdotischen Erzählungen von sogenannten �Brennpunktschulen� mit praktisch unerziehbaren Kindern häufen. Schulen mit bis zu 100 Prozent Migrantenanteil stehen hier nicht selten pädagogischen Quereinsteigern gegenüber, für die bei der zweiten Berufswahl weniger die Lust am Unterrichten als die privilegierte Urlaubssituation ausschlaggebend war.

Attraktivierung des Lehrerberufes Nicht zuletzt deshalb bemüht sich die Bundesregierung, das Problem �Lehrermangel� einer nachhaltigen Lösung zuzuführen. Eine Novelle der Pädagogen-Ausbildung war überfällig, sie war dann auch tatsächlich Teil eines umfassenden Hochschulrechtspaketes, das im April verabschiedet wurde. Zentraler Punkt war die Anpassung der Lehrerausbildung an das sogenannte Bologna-Modell, um die Studiendauer deutlich zu verkürzen: Das Bachelorstudium soll dadurch drei, das Masterstudium zwei Jahre dauern. Für Lehrer der Sekundarstufe bedeutet das eine Verkürzung des Studiums um ein Jahr, die Verpflichtung zur

Fotos:Muhr, Swedish Presidency of the Council of the EU

Absolvierung eines Masterstudiums für das Lehramt, auch im Bereich der Primarstufe, wurde beibehalten. Zudem müssen die Curricula der Studien überarbeitet und den Erfordernissen der Zeit angepasst werden, der Fokus der Lehramtsausbildung verschiebt sich nun von einem eher theorielastigen Studium in Richtung Praxis im Schulbetrieb. Wenn die Kritik aus den Reihen der parlamentarischen Opposition auch überraschend verhalten gewesen war, wollen einige in der Novelle nur einen weiteren Flicken im Teppich eines Schulsystems sehen, das seit Maria Theresias Zeiten im Kern unverändert geblieben sei. Die Polemik ist allerdings ungerechtfertigt, denn zum einen verdanken wir Maria Theresia zahlreiche Strukturen auf den verschiedensten Gebieten der Res Publica, die bis heute unverändert geblieben sind – was sich in Vergangenheit und Gegenwart eher als Vorteil denn als Nachteil erwiesen hat. Zum anderen gehört ausgerechnet das Schulwesen nicht zu den unverändert gebliebenen Regelungen, wurde doch kaum etwas derartig oft und flexibel reformiert, wie das österreichische Schulsystem.

Permanente Veränderung

Die Anfänge des staatlichen Schulwesens in Österreich, wie wir es heute kennen, gehen tatsächlich auf die Schulreform von 1774 unter Maria Theresia zurück: Sie führte nicht nur die öffentliche Staatsschule, sondern auch eine sechsjährige Schulpflicht ein. Kaiser Franz Josef reformierte 1869: Das Reichsvolksschulgesetz wurde erlassen, das gesamte Pflichtschulwesen auf eine einheitliche Basis gestellt und die Schulpflicht von sechs auf acht Jahre erhöht. Gegen Ende der Monarchie 1918 tat sich der Präsident des Wiener Stadtschulrates, ein gewisser Otto Glöckel, mit einer Reform hervor, die ihre Wirkung bis heute entfaltet: Ohne Ansehens des Geschlechts und des sozialen Status sollte allen Kindern eine möglichst gute Bildung ermöglicht werden. 1927 wurde die Hauptschule als Pflichtschule für die 10- bis 14-Jährigen eingeführt, Allgemeinbildende Höhere Schulen waren nach wie vor nur wenigen vorbehalten. 1962 wurde ein umfassendes Schulgesetz verabschiedet, das das gesamte Schulwesen neu regelte: Die Schulpflicht wurde auf neun Jahre verlängert und endlich wurde auch die Lehrerausbildung für die Pflichtschulen reformiert. An Pädagogischen Akademien wurde gelehrt, wie die Vermittlung der Grundbildung am besten vonstatten gehe. Als 2005 Alfred Gusenbauer das Schulwesen reformieren wollte, konnte er das nur im Konsens mit der ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer tun – das Ergebnis war ein lauwarmer Kompromiss, der für zahlreiche Proteste sorgte.

Von der Schulbuchaktion bis zur Zentralmatura

Die nächste größere Schulreform wurde 2009 mit der Einführung der Neuen Mittelschule, die die Hauptschulen ablöste, vorgenommen, ein Prozess, der bis 2018 dauern sollte. Und natürlich wurden auch im Kleinen Weichen gestellt, die große Wirkung hatten: Die Gratis-Schulbuchaktion, die Bruno Kreisky ins Leben gerufen hatte, ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte für Schulbuchverlage, sondern auch für die Schüler. 8,6 Millionen Schulbücher werden jedes Jahr kostenlos verteilt, was für sozial schwache Familien eine bedeutende Erleichterung darstellt. Nicht minder bedeutend war die Umstellung auf die sogenannte teilstandardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung bzw. Reife- und Diplomprüfung, besser bekannt unter dem Namen �Zentralmatura�. Sie wurde – durchaus nicht unumstritten – in der AHS ab dem Schuljahr 2014/2015 und an der BHS 2015/2016 flächendeckend eingeführt. Aber auch im Hochschulwesen gab es in den vergangenen vier Jahrzehnten gravierende Änderungen: So wurden etwa Studiengebühren eingeführt, Fachhochschulen geschaffen, die Curricula angepasst, Aufnahmeprüfungen für bestimmte Studienrichtungen eingeführt und schließlich der sogenannte Bologna-Prozess umgesetzt, auf den man sich 1999 geeinigt hatte: Ziel war und ist vor allem, eine europäische Vergleichbarkeit der Hochschulbildung herzustellen – die �neuen� Titel �Bachelor�, �Master� und �PhD� etc. sind Teil dieses Prozesses.

Kompetenzdschungel Land-Bund-Gemeinde

Was sich seit Maria Theresia tatsächlich nicht verändert hat, sind weniger die Inhalte als die Verwaltung des öffentlichen Schulwesens. Damals wie heute ist dieses nämlich zentralistisch organisiert, wobei Teilkompetenzen an die Bundesländer abgegeben wurden. Das System steht zu Recht in der Kritik, denn es macht nicht nur eine einheitliche Finanzierung schwierig, sondern auch Reformen. Denn die erfordern, weil das Schulwesen in der Verfassung geregelt ist, immer eine Zweidrittelmehrheit. So ist der Bund �gesetzlicher Schulerhalter� für alle öffentlichen Schulen bzw. Schülerheime, soweit es sich nicht um Pflichtschulen oder Pflichtschülerheime handelt – ausgenommen Übungspflichtschulen (Übungsschülerheime) – und für alle Übungskindergärten und Übungshorte. Die Länder hingegen sind der �gesetzliche Schulerhalter� für alle öffentlichen Pflichtschulen (Pflichtschülerheime), also Volks-, Haupt- und Sonderschulen, Polytechnische Schulen und Berufsschulen, aber auch für alle Kindergärten und Horte. Ausgenommen sind die Übungsschulen (Übungsschülerheime) und die Übungskindergärten und -horte. Klingt kompliziert? Ist es auch – was einer der Gründe dafür ist, dass es eben

nicht so leicht ist, seitens des Bundes zum Beispiel einfach �mehr Kinderbetreuungsplätze� zur Verfügung zu stellen.

PISA-Test: besser als sein Ruf Wer in der österreichischen Bildungspolitik nur Schlechtes sieht, tut ihr allerdings unrecht. Denn so daneben sind wir im internationalen Vergleich nicht. Das Maß aller Dinge ist der PISA-Test, der alle drei Jahre stattfindet. 81 Länder nahmen am letzten PISA-Test 2022 teil. International wurden über 690.000 Schüler getestet, in Österreich per Zufallsstichprobe 6.151 an 302 Schulen. Die Ergebnisse zeigen zwar einen deutlichen Kompetenzrückgang in Mathematik. Dieser ist aber aus zwei Gründen nicht allzu alarmierend. Erstens geht die Mathematikkompetenz in allen Ländern zurück. Zweitens liegen die heimischen Schüler immer noch über dem OECD- und dem EU-Schnitt. Bedenklich ist jedoch die ständige Nivellierung nach unten einerseits, andererseits das Verhältnis der Testergebnisse zu den Bildungsausgaben – das im Vergleich zu anderen OECD-Staaten bestenfalls medioker ist. Etwa fünf Prozent der Wirtschaftsleistung fließen in die grundlegende Schul- und Weiterbildung – allein das Bildungspersonal kostete 2022 rund 15 Milliarden Euro. Nur Luxemburg schneidet bei noch höheren Ausgaben noch schlechter ab. �Die hohen Bildungsausgaben

werden in Österreich nicht effizient eingesetzt�, konstatiert auch Agenda-Austria-Ökonomin Carmen Treml. Die besten Ergebnisse trotz niedriger Ausgaben erziele Estland, aber auch in Polen oder Finnland seien laut Agenda Austria die Testergebnisse im Vergleich zum eingesetzten Budget im Durchschnitt sehr gut. In Luxemburg liegt der durchschnittliche PISA-Score trotz immenser Bildungsausgaben deutlich unter dem OECD-Schnitt.

Sinkender Matura-Stellenwert durch Überakademisierung Das Problem des Niveauverlustes ist dabei auch ein Problem des Erfolges im Bildungssystem. Denn dieses ist seit den 1970er-Jahren deutlich durchlässiger geworden. Davor waren Akademiker in der Bevölkerung die absolute Ausnahme: Schon die Matura zu machen, war eine Leistung, ein Studium abschließen zu können, galt als absolutes finanzielles und intellektuelles Privileg. Noch 1981 konnten nur 4,5 Prozent der Österreicher zwischen 25 und 64 Jahren auf ein abgeschlossenes Hochschulstudium verweisen, während 46 Prozent eine Pflichtschule abgeschlossen hatten, 31 Prozent eine Lehre und 18,4 immerhin eine höhere oder mittlere Schule. 2022 durften sich bereits 20,4 Prozent mit einem akademischen Titel schmücken, aber nur mehr 17,1 Prozent schlossen die Pflichtschule als höchste Ausbildung ab, dafür 30,4 Prozent

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eine höhere oder mittlere Schule. Die notwendige Conclusio: Es ist wohl sehr viel leichter geworden, Matura zu machen – denn dass die intellektuelle Entwicklung der Österreicher direkt proportional zu den Bildungsabschlüssen stattgefunden hat, ist eher unwahrscheinlich. Und da die Matura-Aufgaben selbst auch nicht wirklich leichter geworden sind – wie jeder weiß, der sich einmal mit den Anforderungen der Zentralmatura an die Schüler auseinandergesetzt hat –, liegt der Verdacht nahe, dass die Gesellschaft Schreibtischjobs gegenüber dem Handwerk einfach überbewertet. Zu diesem Schluss kommt auch der britischen Autor David Goodhart, der sich in seinem Buch �Kopf, Hand, Herz – Das neue Ringen um Status� mit der Überakademisierung der Gesellschaft auseinandersetzt.

Basisarbeit für Industrie und Wirtschaft

In der Qualifizierung der Arbeitskräfte für Industrie und Wirtschaft tut sich ein weiteres Problemfeld auf. In Österreich ist es vergleichsweise leicht, sich – vom Studium abgesehen – für einen Job zu qualifizieren: Halböffentliche Bildungsinstitutionen wie das BFI, das Wifi und andere sorgen dafür, dass den Arbeitskräften in der Wirtschaft jene Kenntnisse vermittelt werden, die sie tatsächlich brauchen. Im niedrigqualifizierten Bereich ist nach wie vor

aber vor allem eines wichtig: Deutschkenntnisse. Die aktuellen Zahlen, die zeigen, dass ein Viertel der vier- und fünfjährigen Kinder Deutschförderung benötigt, verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf vor allem vor dem Hintergrund des Familiennachzugs. Die Industrie fordert schon länger die Einführung von Deutschförderung ab dem Kindergarten sowie ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer betonte jüngst, wie wichtig eine adäquate Reaktion auf die Herausforderungen sei, die jetzt auf das Bildungssystem zukommen würden. Sprache sei der Grundstein für erfolgreiche Integration und unerlässlich, um Kindern, die nach Österreich kommen, einen erfolgreichen Einstieg in das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. �Zukünftig sollte grundsätzlich am Schulstandort entschieden werden, wie die Deutschförderung am effektivsten gestaltet werden kann. Im Kontext des Familiennachzugs ist es jedoch wichtig, so schnell wie möglich Orientierungsklassen für Kinder einzuführen, die bisher in Flüchtlingslagern gelebt haben und nicht alphabetisiert sind, um ihnen eine rasche Integration in das österreichische Schulsystem zu ermöglichen. Der Einsatz zusätzlicher Lehrkräfte ist dabei eine entscheidende Maßnahme, um diese Herausforderung gemeinsam zu bewältigen�, so der IV-Generalsekretär. �

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Der

Name �Republikaner� wurde von Obstruktionisten entführt.

Pelosi, demokratische US-Politikerin

Bundeskanzler Karl Nehammer will nach der Wahl eine schwarzrote Bundesregierung anführen; sogar dann, wenn die ÖVP die FPÖ noch abfängt.

Lang glaubt in der Steiermark an Dreikampf ÖVP, SPÖ und FPÖ Trotz des schlechten EU-Wahlergebnisses glaubt der steirische SPÖ-Chef und Landtags-Spitzenkandidat Anton Lang an die Chance, nächster steirischer Landeshauptmann zu werden. Für die Landtagswahl am 24. November gab er den ersten Platz als SPÖ-Wahlziel an. Inhaltlich strebt Lang für die Steiermark die Einführung eines Gratiskindergartens an. Er sei sich aber im Klaren, dass das Budget derzeit als Folge der Corona-Pandemie ausgereizt sei. Trotzdem sollen die Kindergartenplätze in einem ersten Schritt billiger werden. Wahlzuckerl sind finanziell derzeit einfach nicht möglich, so Lang. Am liebsten würde er nach der Wahl die Zusammenarbeit mit der ÖVP fortsetzen; allerdings mit ihm an der Spitze. Anton Lang ist ein ernsthafter Pragmatiker, von dem auch in Wahlkampfzeiten keine populistischen Versprechen, Beleidigungen oder

gar Negativ-Kampagnen zu erwarten sind. Er macht auch mitten im Wahlkampf kein Hehl daraus, dass auch das nächste Jahr aus budgetärer Sicht herausfordernd und schwierig für die Steiermark wird.

Anton Lang will mit einer für die Mitte attraktiven SPÖ Türkis-Blau verhindern Wie weit links muss Andreas Babler die Partei ausrichten, um deutliche Stimmenverluste an die Bierpartei und die KPÖ zu verhindern? Geht es nach dem steirischen SPÖ-Vorsitzenden und Spitzenkandidat für die Landtagswahl Toni Lang, ist dieser Kampf bereits verloren. Daher sei es für die SPÖ höchst an der Zeit, den Kampf um die politische Mitte wieder aufzunehmen. Ohne Andreas Babler direkt anzusprechen, meinte Lang im APA-Sommergespräch, dass die SPÖ auf Bundesebene unbedingt wieder in die Mitte rücken müsse. Er glaubt, dass sowohl die Bierpartei als auch die KPÖ

die Vier-Prozenthürde überspringen und damit dem kommenden Nationalrat angehören werden. Lang will die SPÖ mit einem Mitte-Kurs für ein größeres Wählersegment wählbar machen und so eine ÖVP-FPÖ-Koalition verhindern. Er sei davon überzeugt, dass Türkis und Blau eine Regierung bilden würden, wenn dies nach der Wahl möglich wäre. Die Erfahrung aus den Bundesländern Niederösterreich und Salzburg habe gezeigt, was von der Ablehnung der FPÖ durch die ÖVP zu halten sei, so Lang.

Wer wird Nummer eins?

Schafft Nehammer den Turnaround? Die ÖVP hat die feste Absicht, Herbert Kickl als Bundeskanzler zu verhindern. Das geht am einfachsten, wenn sie bei der Nationalratswahl am 29. September stimmenstärkste Partei wird. Geht es nach den Umfragen, ist dieses Ziel für die ÖVP völlig unerreichbar, orientiert man sich jedoch an den Wahlergebnissen, stehen die Chancen für die ÖVP gar nicht so schlecht. Denn die Meinungsforscher kriegen weder die Unterdeklaration bei der ÖVP noch die Überdeklaration bei der FPÖ und den Neos in den Griff. Und seit der EU-Wahl können die Demoskopen ihre kollektive Fehlleistung auch nicht mehr mit lokalen und regionalen Ereignissen begründen. Die ÖVP schnitt nämlich um mindestens zwei bis drei Prozentpunkte besser ab als abgefragt, während die Wahlergebnisse für FPÖ und Neos deutlich unter den Umfragewerten lagen. Oder anders: Der abgefragte Abstand zwischen der FPÖ und der ÖVP betrug vier (Spectra) bis sieben Prozentpunkte (Hajek). Tatsächlich trennten die beiden Parteien am Wahlabend nur 0,8 Prozentpunkte. Die Neos lagen in den Umfragen zwischen sieben (Market) und 13 Punkten (Hajek) hinter der ÖVP. Im Wahlergebnis waren es dann aber 15,3 Punkte. Bei der SPÖ und den Grünen lagen die Umfragen und das Ergebnis zumindest innerhalb der statistischen Schwankungsbreite.

Die heimische Demoskopie liefert schon seit einiger Zeit eher Infotainment als präzise Prognosen. Daraus lässt sich besten-

falls die eine oder andere Entwicklung in der Wählergunst ableiten.

Im APA-Wahltrend – das ist eine geglättete Zusammenfassung der aktuellen Umfragen – liegt die FPÖ mit 27,2 Prozent aktuell um 4,4 Punkte vor der ÖVP mit 22,8 Prozent. Die SPÖ ist Dritter mit 21,4 Prozent vor den Neos (10,2%), den Grünen (9,4%), der Bierpartei (5,1%) und der KPÖ (2,6%). Liegen die Institute ähnlich falsch wie schon im ganzen letzten Jahr, ist das Kanzlerduell zwischen Herbert Kickl und Karl Nehammer nicht nur vom ÖVP-Generalsekretariat herbei geredet, sondern es ist tatsächlich Realität. Die drei impfkritischen Parteien (Petrovich, DNS und MFG) wurden übrigens nicht abgefragt – wohl weil deren flächendeckendes Antreten bei der Wahl nicht sehr wahrscheinlich ist.

It’s the migration, stupid!

Natürlich rätseln alle, warum die Demoskopie solche Probleme bei der Einschätzung der ÖVP hat. Die Antwort ist womöglich viel einfacher als vermutet: �It’s the migration, stupid!�

Die ÖVP profitiert vom Wahlverhalten der Milieus der klassisch linksliberalen Mitte. Denn immer mehr Wähler aus diesem Segment erkennen, dass die vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) richterlich durchgesetzte Migrationspolitik unser Bildungs-, Sozial- und Gesundheitssystem extrem überlastet. Die illegale Massenmigration, der Familiennachzug sowie die Abschiebe- und Pushback-Verbote überfordern den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Spätestens wenn sich schulpflichtige Eltern in den Ballungsräumen dazu gezwungen sehen, ihre Kinder in Privatschulen einzuschreiben oder – wenn es diese Schulen nicht in ausreichender Zahl gibt – aufs Land zu ziehen, weil es dort deutlich weniger Kinder gibt, die nicht Deutsch können, ist es vorbei mit Linksliberalen oder �woken� Prio-ritäten. Die ÖVP bietet sich ganz bewusst als Partei an, die zwar glaubwürdig gegen die durchlässigen Grenzen eintritt, aber weder rechtsradikale noch impf- und wissenschaftsfeindliche Haltungen vertritt; als wählbare Alternative zur FPÖ sozusagen.

Politicks

Rot-Schwarz oder Schwarz-Rot mit oder ohne pinken Juniorpartner Natürlich würde die SPÖ gerne den nächsten Bundeskanzler stellen. Aber das geht natürlich nur, wenn sie bei der Nationalratswahl besser abschneidet als die ÖVP. Obwohl die SPÖ, die Grünen und die Neos eine Neuauflage von Türkisblau befürchten, gilt die zukünftige Regierungszusammenarbeit von SPÖ und ÖVP eigentlich als fix. Wenn es sich mandatsmäßig ausgeht, kommt Schwarz-Rot als Zweierkoalition, sonst halt als Dreierkoalition mit den Neos. Die Grünen kommen wegen der Politik ihrer Infrastrukturministerin für die ÖVP nur mehr dann als Partner in Frage, wenn sie ganz auf Gewessler verzichten. Aber das geht natürlich parteiintern nicht. Eine Chance auf eine neuerliche grüne Regierungsbeteiligung gibt es daher nur, wenn sich irgendwie eine Ampelkoalition, also eine Mehrheit von SPÖ, Neos und Grünen ausgeht. Das ist jedoch äußerst unwahrscheinlich. Obwohl die SPÖ also mit großer Wahrscheinlichkeit wieder Regierungspartei wird, herrscht seit der Europawahl Bunkerstimmung. Der linke Kurs von Andreas Babler wird von den Bundesländern ebenso in Frage gestellt wie dessen mangelnde Konsequenz in der Migrationspolitik. Das Problem ist natürlich nicht, dass die EU-Wahl für die SPÖ genau so ausgegangen ist, wie von den Meinungsforschern prognostiziert. Das Problem ist, dass die ÖVP klar Zweiter geworden ist und beinahe sogar die FPÖ eingeholt hat. Ein roter Bundeskanzler ist im Augenblick außer Sichtweite und Juniorpartner in einer ÖVP-geführten Regierung war die SPÖ das letzte Mal in den frühen 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Der steirische SPÖ-Chef und -Spitzenkandidat Anton Lang sieht gute Chancen für die SPÖ, als Erster aus dem Dreikampf mit ÖVP und FPÖ hervorzugehen.

Erbschafts- und Vermögenssteuer ante portas?

Aus heutiger Sicht ist es durchaus möglich, dass die SPÖ ihre zentrale – parteiintern unumstrittene – Forderung nach einer Erbschafts- und Vermögenssteuer durchsetzen wird. Und zwar unabhängig davon, ob sie bei der Nationalratswahl vor oder hinter der ÖVP liegt. Die ÖVP wird natürlich sowohl bei der Erbschafts- als auch bei der Vermögenssteuer auf umfassenden Ausnahmen für Betriebsvermögen und Betriebsanteile bestehen. Außerdem wird sie die Aufkommensneutralität sämtlicher neuen Steuerideen einfordern. Dafür anbieten würden sich die steuerliche Entlastung von Überstunden und von Einkommen aus Vollzeitarbeitsverhältnissen. �

Recht haben

Recht auf Unversehrtheit

Artikel 3 der Grundrechtecharta der Europäischen Union (GRC) befasst sich mit dem Recht auf Unversehrtheit der Person. Er besteht aus zwei Absätzen: »Jeder Mensch hat das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit. Im Rahmen der Medizin und der Biologie müssen insbesondere geachtet werden: a) die freie und informierte Einwilligung der betroffenen Person nach den Einzelheiten, die gesetzlich vorgesehen sind, b) das Verbot eugenischer Praktiken, insbesondere derjenigen, die auf die Auswahl von Personen abzielen, c) das Verbot, den menschlichen Körper und seine Teile als solche zur Erzielung von Gewinn zu verwenden, d) das Verbot des reproduktiven Klonens von Menschen.«

Die Achtung der Menschenwürde steht über wirtschaftlichen und politischen Interessen und stellt sicher, dass der Mensch nicht zum Mittel zum Zweck degradiert wird. Besonders in der Medizin und Biologie zieht Artikel 3 GRC klare ethische Grenzen. Die freie und informierte Einwilligung ist ein zentrales Element, das sicherstellt, dass medizinische Eingriffe nur mit ausdrücklicher Zustimmung der betroffenen Person erfolgen dürfen. Dies schützt Patienten vor unfreiwilligen Experimenten und Eingriffen, die ihre Würde und Autonomie verletzen könnten.

Das Verbot eugenischer Praktiken und des reproduktiven Klonens verdeutlicht, dass die Menschenwürde auch in der wissenschaftlichen Forschung oberste Priorität hat. Diese Verbote verhindern, dass menschliches Leben nach willkürlichen Kriterien manipuliert oder kommerzialisiert wird.

Ein besonders brisantes Thema ist das Verbot, den menschlichen Körper und Teile davon zur Erzielung von Gewinn zu nutzen. In Zeiten von Biotechnologie und Organhandel ist es von großer Bedeutung, dass der menschliche Körper nicht zur Ware wird. Fazit: Artikel 3 der GRC ist ein klares Bekenntnis zu den grundlegenden Werten der Europäischen Union. Er erinnert, dass der Schutz und die Achtung der Menschenwürde in allen Bereichen des Lebens und der Gesellschaft an erster Stelle stehen müssen. In einer Zeit, in der technische und medizinische Fortschritte rasant voranschreiten, ist es umso wichtiger, sich auf diese ethischen Grundlagen zu besinnen. Die Achtung der Menschenwürde ist nicht verhandelbar – sie ist der Kern unserer gemeinsamen europäischen Identität und ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Rechtsordnung. n

Hans Seitinger, 1961-2024

Er war Kämpfer für die Steiermark

Mit Hans Seitinger verliert die Steiermark einen leidenschaftlicher Kämpfer für alle Steirerinnen und Steirer und einen äußerst beliebten Politiker mit Handschlagqualität.

MitDr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Er ist spezialisiert auf Bau-, Immobilien-, Wirtschafts- und Nachhaltigkeitsrecht. ak-anwaltskanzlei.at

zwanzig Jahren als Mitglied der Steiermärkischen Landesregierung war Hans Seitinger der am längsten dienende Landesrat Österreichs. Er trat im Herbst des Vorjahres aus gesundheitlichen Gründen zurück. Hans Seitinger ist am 14. Juli 2024 nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Für Landeshauptmann Christopher Drexler war Hans Seitinger der Inbegriff eines Steirers, der Verantwortung gelebt hat. �Wir haben 20 Jahre lang eng in der steirischen Landespolitik zusammen gearbeitet. Diese enge, gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit hat mir nach seinem Rücktritt schon extrem gefehlt. Dass jetzt auch seine so wertvollen Hinweise und Ratschläge, die er mir in seiner Rastlosigkeit auch aus dem Spital per SMS oder Telefonat mitgegeben hat, ausbleiben, ist für mich unvorstellbar�, so der tief betroffene Landeshauptmann. Hans Seitinger hinterlässt seine Gattin Anni, zwei Kinder, drei Enkelkinder und seine Eltern. -red-

Foto: Oliver Wolf

Stimmungsvoller Tag der persönlichen Dienstleister

Am 4. Juli 2024 fand der �Tag der persönlichen Dienstleister� am Flughafen Graz-Thalerhof statt.

Fachgruppenobfrau Ingrid Karner und ihr Team konnten sich auch in diesem Jahr wieder über ein volles Haus mit rund 150 Fachgruppenmitgliedern, guter Stimmung und positiver Energie beim heurigen Tag der persönlichen Dienstleister freuen. Unter den zahlreichen Gästen war WKO-Präsident Josef Herk, der persönlich erschienen war, um die Unternehmer und Unternehmerinnen zu begrüßen.

Den Mitgliedern wurden als Höhepunkt der Veranstaltung zwei überaus spannende Vorträge geboten: Gesundheitsexperte und Neurotrainer Gregor Rossmann sprach über das Thema „Neuronale Heilung – Entdecken Sie die Kraft des Vagusnervs“. Dazu gab es zahlreiche, einfach in den Alltag einzubauende Tipps und Übungen für die Teilnehmer. Auf eine spannende Spurensuche nach Sinn und Unsinn, der Angst im Leben zu viel Raum zu geben, begab sich der bekannte Kriminalpsychologe Thomas Müller mit seinem Vortrag „Keine Angst vor der Angst“.

Erweiterung des Serviceangebots

Unter dem Programmpunkt „Neues aus der Fachgruppe der persönlichen Dienstleister“ wurden unter anderem das Qualitätsmanagement-Programm „Berufliche Sorgfalt“, die Ausbildungsförderung sowie die Lernplattform „wise up“ vorgestellt. Die Fachgruppe der persönlichen Dienstleister in der Steiermark umfasst etwa

4.900 Unternehmer und Unternehmerinnen. Das vielfältige Dienstleistungsangebot reicht von Aromapraxis bis hin zum Zeltverleih. Rund 2.900 Mitglieder sind im Bereich der Energiearbeit tätig. Weiters werden unter anderem Farb-, Typ-, Stil- und Imageberatung, Astrologie, Tierbetreuung, Partnervermittlung sowie diverse sonstige Dienstleistungen angeboten.

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Die Vortragenden Gregor Rossmann und Thomas Müller, FGO Ingrid Karner und WKO-Präsident Josef Herk.

Doris Kampus: Rote Linien für KPÖ und Grüne

Doris Kampus verlässt die Landesregierung, um die Grazer SPÖ stärker zu machen. Dazu muss sie die roten Linien der SPÖ deutlich machen.

Die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus wechselt nach der Landtagswahl in den Landtag und will sich politisch voll auf ihre Funktion als Vorsitzende der Grazer SPÖ konzentrieren.

Frau Landesrätin, warum treten Sie als Soziallandesrätin ab? Gefällt Ihnen dieser Job nicht mehr?

Ich bin immer noch sehr gerne Soziallandesrätin. Aber ich habe im letzten Jahr den Vorsitz der SPÖ Graz übernommen und ich will die Partei nach der nächsten Wahl wieder in die Stadtregierung führen. Ich freue mich schon darauf, das Sozialressort nach der Landtagswahl hoffentlich an jemanden aus der SPÖ übergeben zu dürfen.

Aber ist Ihr Ausscheiden aus der Landesregierung nicht doch auch der Parteidisziplin geschuldet? Schließlich braucht SPÖ-Chef Anton Lang nach der Wahl Möglichkeiten für personelle Veränderungen.

Ich habe mit dem Toni Lang ein extrem gutes Miteinander. Personelle Planspiele, nur um jemanden mit einem Regierungsjob zu versorgen, kommen in dieser Welt nicht vor. Ich bin ein �gerader Michel� und der Toni ebenso. Uns geht es beiden darum, dass die SPÖ an Vertrauen dazugewinnt. Und zwar sowohl bei der Landtagswahl als auch bei der Grazer Gemeinderatswahl in zwei Jahren.

Haben sie sich inzwischen mit der Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ angefreundet?

Das haben die Wähler halt so entschieden. Und dass das nicht meine Lieblingskoalition ist, ist ohnehin bekannt. Ich sehe meine Aufgabe daher darin, innerhalb der Koalition das Beste für die Grazerinnen und Grazer zu erreichen.

In kaum einer anderen Stadt ändern sich die politischen Mehrheiten so rasch wie in Graz. Wie wollen Sie die blau bzw. kommunistisch gewordenen Stadtteile für die SPÖ zurückgewinnen?

Wir waren immerhin bei der EU-Wahl bereits wieder Erster. Wir sind also immer noch dazu in der Lage, einen Pakt mit den Wählern abzuschließen, auf den sie sich einlassen, wenn der Inhalt für sie passt. Die Wähler in Graz unterscheiden von Wahl zu Wahl, und die Herausforderung ist angesichts unserer Ausgangslage von 9,5 Prozent für die SPÖ riesengroß.

Es sind oft die kleinen Rituale und Routinen, die mich fit halten.

Foto: Peter Drechsler

Was stellen Sie sich inhaltlich vor?

Wir müssen den Wählerinnen und Wählern viel klarer sagen, wofür die SPÖ steht, und auch, dass wir zwar in einer Koalition, nicht aber in der Stadtregierung sind. Dazu müssen wir unsere roten Linien besser kommunizieren.

Welche roten Linien?

Mit uns wird es nicht gehen, dass die KPÖ und die Grünen die Finanzierung der pflegenden Angehörigen kappen. Schließlich werden bei uns 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt. Ein anderes Thema ist die Bildung. Da werden wir die bereits beschriebenen Integrationsmaßnahmen mit aller Vehemenz einfordern. Ein dritter Bereich ist der Umgang mit dem Wirtschaftsstandort Graz. Mir wird in der Stadtregierung viel zu wenig darüber gesprochen, wie es dem Standort geht. Bei aller Wertschätzung der Bürgermeisterin für den Sozialbereich, die Rolle von Graz als Kompetenzzentrum und als Drehscheibe Südost wird von der KPÖ und den Grünen sträflich vernachlässigt. In wenigen Monaten eröffnen wir die Koralmbahn, und niemand in der Grazer Regierungskoalition redet darüber, was das für den Standort heißt.

Können Sie mir ein Beispiel nennen, wo sich die Grazer SPÖ in der Vergangenheit gegen die KPÖ und die Grünen durchgesetzt haben?

Nehmen wir etwa die Neutorgasse. Dass die noch mit dem Auto befahren werden kann, geht ausschließlich auf die SPÖ zurück. Ohne uns wäre die Neutorgasse mehr oder weniger für den Autoverkehr gesperrt worden.

Die Grazer Verkehrspolitik ist tatsächlich sehr speziell. Immer mehr Grazer Händler haben finanzielle Probleme, weil ihre Geschäfte für ihr einstiges Stammpublikum aus den Bezirken und den Speckgürtelgemeinden nicht mehr in annehmbarer Zeit mit dem Auto erreichbar sind.

Natürlich muss das Auto auch weiterhin im persönlichen Mobilitätsverhalten der Grazerinnen und Grazer Platz haben. Ich sehe mich da als typische Grazerin und erledige etwa den Wocheneinkauf mit dem Auto, fahre aber auch regelmäßig mit den Öffis oder gehe zu Fuß. Es muss Schluss damit sein, dass die Grazer Verkehrspolitik eine Gruppe gegen die andere ausspielt.

Können KPÖ, Grüne und SPÖ angesichts dieser Themenlage und angesichts der schwierigen ausstehenden Budgeterstellung ihre Kooperation überhaupt noch bis zum regulären Wahltermin im September 2026 durchhalten? Wir streben ganz sicher keine vorzeitigen Neuwahlen an, aber die Ausrichtung der Grazer Stadtpolitik muss sich ganz sicher ändern.

Zurück zur Landespolitik. Sie haben vor wenigen Monaten gemeinsam mit der ÖVP das Pflege- und Betreuungsgesetz durch den Landtag gebracht. Wie wichtig ist das in ihrer persönlichen Regierungsbilanz?

Das Pflegegesetz ist ein Meilenstein. Das was da gemeinsam mit dem Regierungspartner geglückt ist, ist ein echtes Highlight, das aber eigentlich schon überfällig war, weil sich die Rahmenbedingungen im Pflegebereich in den letzten Jahren einfach deutlich geändert haben. Dabei ist klar, dass der Pflegebedarf keine Frage des Alters ist. Das neue Gesetz gilt also auch für Jüngere, die etwa einen Unfall oder Schlaganfall hatten oder unheilbar krank sind.

Bei der Unterbringung von Asylwerbern haben sie seit 2015 auf möglichst kleine Quartiere gesetzt. Hat sich dieses Konzept bewährt?

Gemeinsam mit Hermann Schützenhöfer haben wir auf kleine Quartiere – über die ganze Steiermark verteilt – gesetzt. Und das hat sich bewährt. Wir sind diesen Weg auch jetzt beim Ukrainekrieg gegangen, als wir wieder Tausende Menschen unterbringen mussten.

Wir beurteilen Sie eigentlich die Integration der 2015 Zugewanderten?

Leider werden die Herausforderungen eher größer als kleiner. Für uns sind die Sprachkenntnisse der wichtigste Schlüssel. Wir verfolgen das Konzept der „Integration ab dem ersten Tag“. Das heißt, den Zugewanderten sollten seitens des Bundes Deutschkurse auch dann zur Verfügung stehen, selbst wenn noch nicht klar ist, ob sie überhaupt hier bleiben können. Auch die Integration am Arbeitsmarkt gelingt immer noch nicht gut genug, und auch das hat mit den Sprachkenntnissen zu tun. Ähnliches gilt leider auch für die Schulen. Trotz Sprachförderklassen sind die Deutschkenntnisse nach zwei Jahren des Besuchs oft immer noch so schlecht, dass die Kinder dem Unterricht nicht folgen können.

Was tun?

Es ist dringend notwendig, dass wir den Schulen in Graz mehr Ressourcen für die schulische Sozialarbeit zur Verfügung stellen, um die Pädagoginnen und Pädagogen zu unterstützen. Außerdem muss es Sanktionen geben, wenn die Eltern sich weigern, die nötige Elternarbeit zu leisten. In den migrantischen Milieus fehlt es oft auch an Kenntnissen über unser Schulsystem. Ich unterstütze daher ausdrücklich Sanktionsmöglichkeiten.

Wir in Graz diskutieren übrigens gerade einen anderen Verteilungsschlüssel der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund auf die Schulen. Wenn ich die Zuständigkeit in Graz hätte, würde ich sofort einen Bildungsgipfel einberufen, um gemeinsam mit den Expertinnen und Experten (Pädagogen, Bildungsdirektion, Polizei, …) mögliche Auswege zu erarbeiten.

Ich habe den Eindruck, dass Sie in der Landesregierung besonders gut mit der ÖVP zusammenarbeiten. Wäre RotSchwarz – oder Schwarz-Rot nicht auch ein gutes Modell für Graz?

Aus meiner Sicht schon, weil wir auf Landesebene zeigen, wie gut das funktionieren kann. Ich werde mich aber auf keine Koalitionsvariante festlegen, weil das immer die Wählerinnen und Wähler entscheiden sollen.

Wo sehen Sie den USP der Grazer SPÖ?

Ich sehe den USP der SPÖ daher in einer Politik für die Mitte. Die inhaltlichen Schwerpunkte müssen deutlich mehr Menschen mitnehmen als bisher. Ich war jahrelang in Brüssel und weiß was eine gut vernetzte weltoffene Politik, für eine Stadt – sowohl im Bildungsbereich als auch wirtschaftlich – leisten kann. Das fehlt mir derzeit zur Gänze. Ich will dazu beitragen, dass sich Graz wieder zum weltoffenen Standort entwickelt, indem die Menschen erkennen, dass ihr Engagement und ihre Eigeninitiative wertgeschätzt werden.

Frau Landesrätin, vielen Dank.

Graz hat's

Steiermärkische verlängert Uni-Kooperation

Die Vertreter und Vertreterinnen der Steiermärkischen Sparkasse unterzeichneten für das kommende Wintersemester erneut die Kooperationsvereinbarung mit der ÖH der Karl-Franzens-Universität Graz. Neben der finanziellen Unterstützung für die ÖH stellt die Steiermärkische Sparkasse den jüngsten Studierenden die Erstsemestrigen-Mappe zur Verfügung. Bei der Unterzeichnung anwesend waren Ekkehard Koch, Leiter Region Graz Schlossberg, Veronika Kaindl, 2. Stv. ÖH-Vorsitzende, Joshua Mark, 1. Stv. ÖH-Wirtschaftsreferent, Maja Höggerl, ÖH-Vorsitzende, Vertriebsdirektor Peter Strohmaier, Anna Walter, ÖH-Wirtschaftsreferentin, Philip Zörner, 1. Stv. ÖH-Vorsitzender und Alexandra Egger, Leiter-Stv. Steiermärkische Filiale Rathaus.

Neuer Stern am IT-Himmel:

Digital Mornings �

Gemeinsam mit Axtesys hat M.I.T e-Solutions GmbH eine neue Eventreihe geschaffen, um mit einer geballten Ladung an Wissen und köstlichem Frühstück in den Tag zu starten. Das Thema der Auftaktveranstaltung am 3. Juli im Frontend war „Digitale Barrierefreiheit − Lästiges Muss oder große Chance?“ Paul Anton Mayer, Vice President von AccessiWay sowie Experte für digitale Barrierefreiheit, Künstliche Intelligenz und digitale Geschäftstransformation, hat dem Publikum die vielfältigen Potenziale der digitalen Barrierefreiheit in seiner Keynote nähergebracht. Sein Credo lautet: „Ich glaube, dass jeder durch das Internet einen Beitrag zur Entwicklung unserer Gesellschaft leisten kann und dass jeder dies ohne Barrieren tun können sollte.“

Superstar der Spediteure 2024

Der Lehrlingswettbewerb der Speditionskaufleute sowie der Speditionslogistiker fand Ende Juni in der WKO Steiermark statt. Den ersten Platz erreichte Paul Zadravec, der bei Kühne + Nagel seine Ausbildung absolviert und im Herbst seine Lehrabschlussprüfung ablegen wird. Auf Platz zwei kam Alexander Fischer. Der 23-Jährige arbeitet in der Spedition Thomas in Graz und hat seine Lehrabschlussprüfung bereits in der Tasche. Platz drei ging an Tobias Guttera, der seine LAP Anfang Juli ablegte und eine fixe Jobzusage bei seinem Ausbildungsbetrieb hat, der Firma Dachser in Wundschuh. „Die Herausforderungen werden immer größer, gleichzeitig aber auch die Leistungen immer besser“, freut sich Sparten-Obmann Alfred Ferstl.

Neuer Interspar Hypermarkt im Citypark

Rund 20 Jahre nach der letzten Modernisierung wurde der Interspar im Citypark Graz auf den aktuellsten Stand gebracht und zeichnet sich durch ein komplett neues Ladenkonzept aus. Während der gesamten Umbauzeit von zwölf Monaten stand der traditionsreichste Interspar in der Steiermark den Kunden nur mit verkleinertem Sortiment zur Verfügung. Für die Neugestaltung setzte man auf bewährte Partner wie das Architekturbüro KBIA Kulmus Bügelmayer GmbH und regionale Firmen. Die Zielsetzung für den Standort war dabei klar: Ein zum Umfeld passendes urbanes Erscheinungsbild zu schaffen, das zugleich mit hoher Aufenthaltsqualität punktet und in dem die Interspar-Kunden alles für das tägliche Leben zu Hause bekommen.

Emissionsfreie Abfallentsorgung am LKH Graz

Im LKH-Univ. Klinikum Graz mit 7.500 Angestellten und 71.000 stationären Aufnahmen fallen pro Jahr rund 3.400 Tonnen an Abfällen aller Art an. Künftig werden diese auch mit einem Elektro-LKW von Saubermacher entsorgt. Der E-Kastenwagen mit 750 Kilogramm Ladekapazität wurde in Graz übergeben. LKH-Betriebsdirektor Gebhard Falzberger erklärt: „Das LKH-Univ. Klinikum Graz nimmt das Thema klimaschonende Abfallentsorgung sehr ernst. So haben wir den Großteil der Entsorgung bereits vor einigen Jahren auf ein unterirdisches Tunnelsystem umgestellt. Dies hat zu einer deutlichen Verkehrsabnahme am Gelände geführt. Wir werden weiterhin unsere Kräfte bündeln, um den Weg Richtung Klimaneutralität aktiv mitzugestalten.“

Sanierung der Waltendorfer Hauptstraße

Die Lustbühelstraße L 325, in Graz als Waltendorfer Hauptstraße bekannt, wird bis 9. September auf einer Länge von einem Kilometer saniert. „Abgesehen von der Fahrbahn werden auch sämtliche im Baulos befindlichen Gehsteige saniert, abschnittsweise auch verbreitert. Die Busbucht der Haltestelle Savenauweg wird stadteinwärts zu einer Fahrbahnhaltestelle umgebaut. In Summe kommt das Bauvorhaben auf 780.000 Euro“, sagt Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang. Die Fahrbahn wird abgefräst, teilweise muss auch der Unterbau abgetragen werden. Projektleiter Georg Neuhold von der A16, Verkehr und Landeshochbau: „Auf das neue Planum werden dann eine zwölf Zentimeter starke Trag- und eine vier Zentimeter starke Deckschicht asphaltiert.“

Bilanz zum „Frühjahrsputz 2024“

Die gesamte Steiermark war von 20. März bis 4. Mai beim 16. „großen steirischen Frühjahrsputz“ dazu eingeladen, ein Zeichen gegen das unbedachte Wegwerfen von Müll zu setzen. Im Rahmen des „Frühjahrsputz 2024“ haben mehr als 73.000 Personen an der Umweltaktion mitgewirkt und ca. 177.000 Kilogramm Müll gesammelt und der fachgerechten Entsorgung zugeführt. Die Projektpartner danken allen Mitwirkenden für die großartige Unterstützung! Bei der Abschlussveranstaltung im ORF Landesstudio am 24. Juni präsentierten die Projektpartner die Bilanz der „Frühjahrsputz“-Aktion 2024 und überreichten Urkunden für außerordentliches Engagement sowie die Preise des „Frühjahrsputz“-Gewinnspiels.

Kurz im Gespräch mit

Was sind die Erwartungen des heimischen Fahrzeughandels an die Politik?

Vor den Wahlen im Herbst sind keine großen Entscheidungen zu erwarten, was zu Verunsicherung der Käufer beiträgt. Wir hoffen, dass eine zukünftige Regierung weiter auf Technologieoffenheit der Antriebssysteme setzen wird. Eine Forderung betrifft den Vorsteuerabzug für betrieblich genutzte Pkw, die derzeit nur mit Lkw-Typisierung möglich ist. Auch die NOVA, die ja ein Abkömmling der Luxussteuer ist, sollte bei gewerblich genutzten Fahrzeugen gestrichen werden.

Das abgelaufene Halbjahr hat einen Rückgang beim Verkauf von E-Autos gebracht, wo sehen Sie die Ursachen?

Rund 80 Prozent der E-Fahrzeuge werden von Firmen angeschafft, wo sich vielfach herausgestellt hat, dass diese für den vorgesehenen Einsatzzweck nicht ideal sind bzw. durch Ladezeiten den Mitarbeitern wertvolle Zeit kosten, nicht zuletzt weil die Ladeinfrastruktur außerhalb der Städte alles andere als ideal ist. Der Privatkunde wartet inzwischen eher ab und setzt als Kompromiss eher auf Hybrid-Pkw.

Wie sehen Sie die zunehmende Präsenz von E-Autos chinesischer Hersteller bei uns?

Ich kann da keine problematische Entwicklung erkennen, Konkurrenz belebt das Geschäft und sorgt für die laufende Innovation von Technologien, wo sich auch früher schon europäische Firmen mehr ins Zeug legen mussten. So war es auch schon in den 1980er Jahren mit dem Vordringen japanischer Autos sowie in den letzten beiden Jahrzehnten mit koreanischen Herstellern. Aus diesen Erfahrungen heraus setzen wir auf den freien Markt und lehnen die Einführung von Importzöllen ab, die uns als Herstellerland selber treffen würden.

Graz hat's

Konzert der Militärmusik Steiermark

Am 4. Juli fand im historischen Grazer Landhaus erneut ein musikalisches Highlight statt: Die Militärmusik Steiermark verwandelte den Renaissancehof in eine stimmungsvolle Konzertbühne. „Die Militärmusik Steiermark hat heute nicht nur begeistert, sondern einmal mehr bewiesen, welch verbindende Kraft die Musik besitzt. Sie hat heute auch gezeigt, dass traditionelle Blasmusik auch modern sein kann, mit großartigen Medleys aus der italienischen 80er-Jahre-Popkultur oder Austropop-Stücken in Orchester-Formation. Ein herzliches Dankeschön an Militärkommandant Heinz Zöllner sowie Militärkapellmeister Hannes Lackner sowie an alle Mitwirkenden für einen unvergesslichen Abend“, so LT-Präs.in Manuela Khom.

Zukunftstag der Volksbank

Der heurige Volksbank Zukunftstag am 19 Juni im MP 09 Pachleitner Headquarter stand ganz im Zeichen der Unternehmensnachfolge und -übergabe. Unter dem Motto „Die Kunst des Loslassens: Mein Lebenswerk für die Zukunft sichern“ wurden Bedeutung, Herausforderungen und Chancen dieses emotionalen Themas beleuchtet. Die Veranstaltung wurde eröffnet mit einer Keynote von Michael Feier, Spezialist für Unternehmensnachfolge bei Kern − Zukunft für Lebenswerke. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Controller und Mediator begleitet der Experte bei Generationswechseln und Unternehmensübergaben. Anschließend diskutierten Experten über praktische Tipps und boten wertvolle Einblicke in einen erfolgreichen Übergabeprozess.

WKO Graz übergibt

Unterschriften an Stadtregierung

Die WKO Graz fordert eine Verschnaufpause bei der Umsetzung der derzeit laufenden Bauarbeiten für die öffentlichen Verkehrsprojekte in der Grazer Innenstadt. „Ich denke, dieses Signal ist eindeutig: Bei aller Notwendigkeit für Weiterentwicklung und Veränderung in der Mobilität: 1.700 Unterschriften innerhalb von drei Wochen zeigen deutlich: Den Unternehmern, aber auch den Anrainern und Besuchern der Innenstadt gehen die Veränderungen zu schnell. Wir sind daher mit diesem Ergebnis umso mehr überzeugt, dass wir mit unseren Forderungen richtig liegen“, so WKO-Regionalstellenobmann Bernhard Bauer zum Ergebnis der Petition, die ausschließlich online und über WKO-Mitgliedsbetriebe ohne weitere Bewerbung verbreitet wurde.

Flughafen Graz feierte 110. Geburtstag

Am 26. Juni 1914 fand der erste offizielle Flug vom neu angelegten Flugfeld Thalerhof statt. 110 Jahre später wurden bei einer Feier und in einer Expertendiskussion vor allem die aktuellen Chancen, Risiken und Innovationsmöglichkeiten analysiert und diskutiert; gleichzeitig stellt sich der Flughafen mit einem neuen Markenauftritt für die Zukunft auf.

Vor 110 Jahren wurde der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt: Aus dem ehemaligen Flugfeld Thalerhof wurde über die Jahrzehnte ein internationaler Verkehrsflughafen, eine wichtige Wirtschafts-, Mobilitäts- und Tourismusdrehscheibe nicht nur für das südliche Österreich, sondern auch für das angrenzende Ausland.

Zu den Feierlichkeiten am 27. Juni 2024 konnten die beiden Hausherren, GF Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig, zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Tourismus sowie der Medien und der Flugbranche begrüßen. Moderator Armin Assinger führte schwungvoll und kurzweilig durch den Abend und entlockte den Gratulanten auf dem Podium Geschichten und Anekdoten zu ihrem persönlichen Bezug zum Flughafen Graz.

Neuer Markenauftritt

Zum 110. Geburtstag macht sich der Flughafen selbst ein Geschenk. Da die Website den modernen Anforderungen nicht mehr entsprach, wurde sie völlig überarbeitet bzw. auf den neuesten Stand gebracht. www.graz-airport.at zeichnet sich durch eine übersichtliche und moderne Oberfläche aus, die schneller und direkter zur gewünschten Information führt.

„Wir wollten uns − im übertragenen Sinne − nicht mit einer kleinen Propellermaschine zufrieden geben, wenn ein moderner Jet auch möglich ist“, erklären die beiden Geschäftsführer.

„Der Flughafen wird von vielen Gästen frequentiert, die aus der ganzen Welt kommen. Daher haben wir uns dazu entschieden, ab jetzt als Graz Airport aufzutreten. Damit verbinden wir Regionalität mit Internationalität und reduzieren sprachliche Grenzen.“

Jubiläumsfeier 110 Jahre Graz Airport mit (v. li.) WKO-Präs. Josef Herk, Flughafen-Graz-GF Wolfgang Grimus, LT-Präs.in Manuela Khom, Holding-Graz-CEO Wolfgang Malik, Bgm.in Elke Kahr, GR David Ram und Flughafen-Graz-GF Jürgen Löschnig

Kurz im Gespräch mit

Christoph Robinson Geschäftsführer der IV-Steiermark

Sie sind neuer GF der IV-Steiermark. Was prägt Ihre Funktion in Zeiten, in denen die Industrie mit massiven Wettbewerbsproblemen zu kämpfen hat?

Es geht ganz klar darum, heimischen Betrieben wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen zu bieten, die sie am Weltmarkt erfolgreich agieren lassen. Das wird nur mit strukturellen Maßnahmen gelingen, die wir so rasch wie möglich in Angriff nehmen müssen.

Viele der Probleme haben internationale Ursachen. Welche Herausforderungen für den Standort sind dennoch hausgemacht?

Unsere Kosten! Produkte made in Austria verteuern sich bedingt durch die Faktoren Energie, Arbeit und Inflation im internationalen Vergleich zu stark. In den kommenden Legislaturperioden auf europäischer, aber vor allem auch auf nationaler und Landesebene muss die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit daher oberste Priorität haben.

Laut WKO-Befragung haben bereits 40 Prozent der österreichischen Unternehmen Geschäftsbereiche ins Ausland verlagert und 75 Prozent sehen die Gefahr der Deindustrialisierung. Wie kann man trotz schwacher Konjunktur die Investitionen anschieben?

Unsere Umfragen zeichnen ein sehr ähnliches Bild. Investitionen passieren in einem investitionsfreundlichen Klima, das Planungssicherheit bietet. Der Kostendruck trübt die Attraktivität des Standorts, hinzu kommen überbordende Regulierung und Bürokratie. Allesamt Hebel, an denen angesetzt werden muss, damit unser Produktionsstandort langfristig abgesichert wird.

Foto: Marija Kanizaj

Fazitgespräch

Von Johannes Roth und Johannes Tandl mit Fotos von Heimo Binder

Zwischen Mitte und Vernunft

In einer politischen Landschaft, in der die Karten heuer völlig neu gemischt werden, steht auch die Steiermark vor einer Wahl. Drei Parteien mit ähnlichen Chancen auf den Sieg, ringen um die Gunst der Wähler. Auch die Regierungsverhandlungen danach werden spannend sein. Wir haben Landeshauptmann Christopher Drexler gefragt, wie er gewinnen will.

Es gibt bessere Rahmenbedingungen, um Landeshauptmann zu werden. Als Christopher Drexler vor zwei Jahren das Zepter übernahm, war Corona noch omnipräsent, die Bundes-ÖVP war gerade dabei, sich nach dem Aufschwung 2019 mit einem unglaublichen Reputationsverlust durch die Schmid-Chats abzufinden. Dann überfiel Russland die Ukraine, die Energiepreise heizten eine sich durch die anhaltende EZB-Nullzinspolitik bereits abzeichnende Inflation zusätzlich an.

In dieser Situation übernahm Drexler die Verantwortung für das Land –mit einer Politik, die sich nicht durch billiges Kleingeldwechseln und Abarbeiten an politischen Gegnern auszeichnet, sondern durch überlegtes Orientieren am Konsens mit dem Regierungspartner. Der »steirische Weg«, der von Hermann Schützenhöfer und Franz Voves begonnen wurde, findet so Fortsetzung – eine Gratwanderung zwischen politischen Notwendigkeiten eines Landes und einem äußerst fragmentierten Wählerwillen.

Plumper Populismus ist Drexlers Sache nicht, politische Erfolge werden immer gemeinsam mit dem Regierungspartner gefeiert. Anders als im Bund tritt Ideologie bei allen im Landtag vertretenen Parteien gegenüber Pragmatik in den Hintergrund. Der Preis dafür ist hoch: In den Umfragen liefern sich ÖVP, SPÖ und FPÖ ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wenn Drexler daraus als Sieger hervorgehen will, muss er sich wider sein Naturell zu mehr Populismus hinreißen lassen. Ob und wie ihm das gelingt, werden die nächsten Monate zeigen.

Der Klimaschutz ist die Herausforderung unserer Epoche. Aber er muss im ausgewogenen Verhältnis angegangen werden.
Christopher Drexler

Herr Landeshauptmann, die folgende Frage stellen wir allen Interviewpartnern vor der Landtagswahl zu Beginn des Gesprächs: Was wird nach der Wahl die größte Herausforderung für die politische Arbeit in der Steiermark sein?

Wir haben eine eingetrübte wirtschaftliche Situation. Die Standortqualität Europas und damit auch der Steiermark steht auf dem Prüfstand. Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit. Die Steiermark ist ein Industrieland, in dem jeder zweite Euro in der Exportwirtschaft verdient wird. Da ist die Wettbewerbsfähigkeit wichtig. Das heißt, es geht um Wirtschaft, Arbeit und Wirtschaft und Arbeit ...

Zurzeit steht nicht nur die Industrie vor Riesenproblemen, sondern auch die heimische Bauwirtschaft. Nun hat das Land zahlreiche Initiativen gesetzt, vom Geschoßbau-Turbo über den Jungfamilienbonus und die Sondersanierungspakete bis zur neuen Eigenheimförderung. Wann werden diese Pakete tatsächlich zur Entspannung beitragen? Das muss schnell wirken. Ich werde auf kaum eine Initiative der Landesregierung so oft angesprochen wie auf die große steirische Wohnraumoffensive. Insbesondere das 200.000-Euro-Darlehen um 0,5 bis 1,5 Prozent Zinsen. Weil das den jungen Menschen endlich wieder eine Perspektive gibt, sich Eigentum zu schaffen. Wir wollen nun sicherstellen, dass man schon vor dem 1. September die Anträge stellen kann. Ab dem 1. September soll das Ganze dann abgewickelt werden. Insofern hoffe ich, dass vor allem die große steirische Wohnraumoffensive rasch für Impulse in der Bauwirtschaft sorgt.

Die steirische Wirtschaft und der Industriestandort insgesamt sehen sich massiv bedroht. Die Personal- und Energiekosten sind im internationalen Vergleich viel zu hoch, vor allem die immens wichtige Autoindustrie hat Riesenprobleme. Was kann das Land in diesem Umfeld tun, um den Standort wieder wettbewerbsfähiger zu machen? Wir werden als Land alles tun, was in unserer Macht steht. Aber wir wissen, dass das allein nicht reichen wird. Deswegen ist für mich ganz entscheidend, dass – da es ja diese Bundesregierung nicht mehr zusammenzubringen scheint – jedenfalls die nächste Bundesregierung Planbarkeit für die Industrie zustande bringt; insbesondere, was die Energiekosten betrifft. Das heißt, das SAG, das Stromkosten-Ausgleichsgesetz, wäre bis 2030 zu verlängern, wie es ja auch in Nachbarländern wie Italien oder Deutschland der Fall ist. Zum anderen glaube ich, dass wir alles dazu tun müssen, dass die neue Europäische Kommission einen Paradigmenwechsel vollzieht. Insofern nämlich, als sie die Themen Standortattraktivität, Wettbewerbsfähigkeit, europäischer Wirtschaftsraum im Vergleich mit Nordamerika und Südostasien etc. wieder in den Mittelpunkt stellt. Wir müssen alles dazu tun, dass wir Wohlstand und Arbeit nicht nur in der Gegenwart haben, sondern auch in Zukunft haben werden.

Ein Thema, das von der Wirtschaft immer wieder angesprochen wird, ist die Headquartertauglichkeit von Graz als Standort. Da gibt es eine Stellschraube, an der man in Österreich drehen kann, nämlich die Tagesrandflugverbindungen ab Graz. Die werden von der jetzigen Bundesregierung massiv infrage gestellt.

Nun, der Flughafen Graz ist ein ganz wesentlicher Teil der Infrastruktur für den Wirtschaftsstandort. Es ist alles dazu zu tun, dass wir die notwendigen Flugverbindungen haben, die wir brauchen – nicht nur Tagesrandverbindungen. Und für mich ist klar, dass ich nach der Nationalratswahl die wichtigen steirischen Infrastrukturpunkte zum Verhandlungsgegenstand machen werde.

Welche wären das, Ihrer Meinung nach?

Der dreispurige Ausbau der A9 im Süden von Graz. Die Haltestelle der Koralmbahn beim Flughafen – das ist ein entscheidender Punkt für die Attraktivität. Das sind aber auch die Schienenlückenschlüsse, die noch notwendig sind, um die Südbahn zu komplettieren. Wir müssen etwa den Ausbau Bruck-Graz-Spielfeld-Koper sicherstellen. Und das große Lebensaderprojekt, das wir in der nächsten Legislaturperiode auf Bundes- und Landesebene der Realisierung näherbringen müssen, ist die Pyhrn-Schober-Achse, also der neue Bosruck-Tunnel.

Haben Sie das Gefühl, dass die Betonung der Klimapolitik ein bisschen zu stark war und die Standortpolitik zu weit in den Hintergrund gerückt ist?

Es bleibt dabei: Der Klimaschutz ist die Herausforderung unserer Epoche. Aber er muss in einem ausgewogenen Verhältnis angegangen werden. Und darum glaube ich, dass Standortthemen, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit ähnliche Priorität genießen müssen wie der Klimaschutz.

Schließt sich das einander nicht aus?

Nein. Denn gerade die steirische und österreichische Industrie ist ja massiv dahinter, bedeutende Klimaschutzprojekte umzusetzen. Wir müssen das nur ermöglichen – aber zu vertretbaren Bedingungen, und es hilft uns nichts, wenn Europa in ein Museum umgestaltet wird. Auch wenn es ein Landwirtschafts- oder Landschaftsoder Naturschutzmuseum ist – das allein ist nicht ausreichend. Es geht darum, dem gesamten Kontinent auch in Zukunft Wohlstand und Arbeit zu garantieren. Das wird auch für den Klimaschutz wichtig sein, denn nur wenn es die entsprechende Wertschöpfung gibt, gibt’s auch die Möglichkeit, in den Klimaschutz zu investieren und stabile soziale Sicherungssysteme zu generieren.

Sie spielen auf den Renaturierungs-Alleingang von Ministerin Gewessler an?

Der Renaturierungseingang der Frau Bundesministerin Gewessler ist ein ungeheuerlicher Akt gewesen, insbesondere aus staatspolitischer und verfassungsrechtlicher Sicht. Aber das passiert eben, wenn sich eine NGO-Aktivistin in eine Regierung verirrt.

Sie haben gesagt, dass Frau Gewessler in einem Ministeramt für Sie nach der Nationalratswahl nicht mehr in Frage käme. Wie sieht’s denn grundsätzlich aus mit einer Regierungsbeteiligung der Grünen – im Bund und im Land?

Die Erfahrungen mit den Grünen waren anfänglich noch positiv, dann aber doch zunehmend ernüchternd. Es braucht für eine

Fazitgespräch

stabile und verlässliche Regierung ja Pakttreue, Kompromissbereitschaft und das Bewusstsein, dass eine Regierung als Kollektiv wahrnehmbar sein sollte. Und nicht als ein Mosaik aus Einzelspielern.

Glaubt man den letzten Umfragen, ist eine Zwei-Parteien-Regierung in der Steiermark unwahrscheinlich – für irgendeinen dritten Partner wird man sich entscheiden müssen. Zumindest wenn die ÖVP oder die SPÖ mit dabei sind. Wer schwebt Ihnen denn als dritter Partner vor? Zunächst ist es mein Ziel, als Erster durchs Ziel zu gehen und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der steirischen Sozialdemokratie und Anton Lang fortzusetzen. Alles andere ist Spekulation. Es gibt ja auch ausreichend Daten, die eine Zwei-Parteien-Regierung möglich erscheinen lassen. Es ist hier viel im Fluss. Mein Ziel ist es, für eine vernünftige Politik der Mitte und für Stabilität in diesem Land zu sorgen. Wir werden nach der Wahl sehen, welche Regierungen zustande kommen.

Ein dominierendes Thema in diesem Wahlkampf ist die Migration. Sie haben sich klar positioniert, sind gegen Familiennachzug, gegen verkürzte Fristen für den Staatsbürgerschaftserwerb und gegen ein Demonstrationsrecht für Hardcore-Islamisten. Warum diese harte Linie? Weil sie vernünftig ist! Punkt! Und ich will vernünftige Positionen gerade im Migrationsthema vertreten, weil ich weiß, dass sich mittlerweile 85 bis 90 Prozent der Menschen in unserem Land Sorgen deswegen machen. Wenn mir davon berichtet wird, dass in Graz am Abend bewusst bestimmte Gegenden gemieden werden, ist klar: Wir müssen unsere Städte wieder sicherer machen. Das

hat auch mit Migrationsthemen zu tun. Oder wenn ich von einer Lehramtsstudentin höre, wie ihr der Beruf als Pädagogin verleidet wird, weil sie in der Nachmittagsbetreuung von Schülern mit migrantischem Hintergrund bedroht wird. Das ist nicht akzeptabel. Es sind also klare, möglicherweise restriktive Positionen im Migrationsbereich schlicht vernünftig. Und gerade deswegen muss man als Politiker der Mitte diese Positionen vertreten. Weil andere, die das vielleicht auch vertreten, einiges Andere mitnehmen. Ich denke, es gibt viele Leute, die sich Sorgen im Migrationsbereich machen, die aber deswegen nicht gleich mit Putin schmusen oder sich mit Pferdeentwurmungsmitteln versorgen wollen.

Sie haben in diesem Zusammenhang vom Menschenrecht auf Bildung gesprochen, das vor dem Menschenrecht auf Familiennachzug steht. Wird das vom Europäischen Menschenrechtsgerichtshof auch so gesehen? Man hat ein wenig den Eindruck, so etwas sei schwer durchzusetzen, weil man ja immer gegen eine Wand rennt, die der Europäische Menschenrechtsgerichtshof errichtet. Natürlich ist es so, dass für mich das Menschenrecht auf Bildung für unsere steirischen Kinder Vorrang hat vor dem sogenannten Familiennachzug. Wenn zum einen der sogenannte Familiennachzug unser Bildungssystem überfordert, das ohnehin unter Stress steht, dann ist das Menschenrecht auf Bildung für steirische Kinder gefährdet. Daher ist es legitim, auf dieses Menschenrecht prioritär abzustellen. Zum anderen: Wir haben ja die glückliche Fügung, dass wir gerade Europawahlen gehabt haben. Das heißt, es gibt ein neues Europäisches Parlament, es wird eine neue Europäische Kommission geben. Also steht auch die Richtlinie über die Famili-

enzusammenführung aus dem Jahr 2000 zur Disposition, die man nun unmittelbar abändern und restriktiver gestalten kann.

Auf der legislativen Ebene. Das Problem scheint aber die judikative Ebene zu sein.

Ja, das ist der praktische Teil des Themas: Die Rolle des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg ist entscheidend. Mein Problem liegt nicht im Text der Europäischen Menschenrechtskonvention, sondern im sich verselbstständigenden Richterrecht des Gerichtshofs. Die EMRK garantiert ein Recht auf Familie, doch die Interpretation dessen ist Richterrecht. Und das wiederum wirft Fragen der demokratischen Legitimation auf. Die grundlegenden Bestimmungen des Asylrechts stammen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und wurden unter dem Eindruck der Schoah und gewaltiger Fluchtbewegungen geschaffen. Sie dienen dem Schutz vor unmittelbarer Lebensgefahr. Die Gründerväter des Asylrechts hatten nicht im Sinn, dass Menschen weltweit wirtschaftliche Vorteile suchen und das Asylrecht dafür nutzen. Das ist wirtschaftlich motivierte Migration, die reguliert werden muss und nicht durch Asylrecht umgangen werden darf.

Nun wurde dieser Menschenrechtsgerichtshof in seiner Bedeutung so einzementiert, dass man ihn eigentlich nur mit einem einstimmigen Beschluss im Europarat jemals wieder aushebeln kann. Ist das irgendwie denkbar?

Politik ist das Bohren dicker Bretter, wie Max Weber schrieb. Ein einstimmiger Beschluss im Europarat könnte ein mögliches Thema sein. Der Gedanke ist bestechend und legitim: Menschen, die in

unmittelbarer Gefahr für Leib und Leben sind, sollen Schutz finden, aber sie können sich den sicheren Hafen nicht aussuchen. Es geht um unmittelbaren Schutz, nicht darum, dass alle nach Deutschland, Österreich oder Schweden kommen.

Also ein Ruanda-Modell oder ein Albanien-Modell?

Nein, es geht darum, dass vor den Außengrenzen oder an den Außengrenzen, wenn man sich da befindet, die Asylverfahren stattzufinden haben, und nicht dass man sich mit dem Handy das vielversprechendste Land aussucht, durch halb Europa geschleust wird und dann am Wunschort »Asyl« sagt.

Kommen wir zurück zu den Wahlen. Sie haben in einem Interview gesagt, im Bund sind sowohl Grüne als auch FPÖ als Regierungspartner der ÖVP ausgeschlossen. Damit wäre die ÖVP ziemlich festgelegt. Glauben Sie, dass mit der Babler-SPÖ ein gemeinsames Regieren überhaupt möglich wäre?

Ich hoffe, dass nach dieser Nationalratswahl eine stabile Regierung möglich ist, das muss das Ziel sein. Es geht nicht um Spekulationen, wer mit wem koaliert. Entscheidend ist eine stabile Regierung für Österreich, in der die österreichische Volkspartei vertreten sein sollte. Ich bin seit langem der Meinung, dass auch die SPÖ Teil einer solchen Regierung sein sollte. Ideologisch geprägte Forderungen müssen der Pragmatik der Regierungspolitik weichen. Die Kultur des tragfähigen Kompromisses droht, uns verloren zu gehen. Die Realität ist nicht nur Ja und Nein, Schwarz und Weiß. Das muss auch Herrn Babler klar werden. Oder es kommt ein anderer Vorsitzender.

Fazitgespräche zur Landtagswahl 2024

Mario Kunasek, Fazit 202

Anton Lang, Fazit 203

Christopher Drexler

Christopher Drexler wurde 1971 in Graz geboren. Nach der Matura am Keplergymnasium 1989, absolvierte er ein Jusstudium an der Karl-Franzens-Universität. Schon als Schüler engagierte sich Drexler politisch als Landesobmann der Union Höherer Schüler, danach als Landesobmann der Jungen ÖVP. Sein Engagement setzte Drexler beim ÖAAB fort, der bis heute seine politische Heimat ist. Nach leitenden Funktionen in der Landes- und Bundesarbeiterkammer und als Geschäftsführer des Reformprojektes »Modell Steiermark« begann er seine Mandatarstätigkeit im steirischen Landtag zunächst als Abgeordneter, dann als Klubobmann. Aus dieser Position heraus berief ihn Hermann Schützenhöfer 2014 in die Landesregierung. Schließlich wurde er am 4. Juli 2022 zum Landeshauptmann der Steiermark und im September 2022 zum Landesparteiobmann der Steirischen Volkspartei gewählt. Drexler lebt mit seiner Frau Iris in Passail und hat zwei Töchter und zwei Söhne aus vorangegangenen Ehen.

Bevor man über neue Steuern diskutiert, muss man über Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger diskutieren.
Christopher Drexler

Wäre die SPÖ mit Hans-Peter Doskozil ein besserer Regierungspartner für die ÖVP?

Ich persönlich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Aber ich glaube, dass wir politisch-inhaltlich in manchen Fragen schon weit voneinander entfernt sind. Was uns eint, ist der pragmatische Wille, tragfähige Konstellationen zustande zu bringen. Ich meine, er hat es im Burgenland ja leichter mit der absoluten Mehrheit. Aber auf Bundesebene ist die ja kein Thema, wie ich meine.

Bislang hat die SPÖ zur Bedingung gemacht, dass eine Vermögensund Erbschaftssteuer eingeführt wird. Da wissen wir, dass es mit der ÖVP nicht wirklich zu machen ist. Wie stehen Sie zur Steuerdiskussion?

Österreich ist ein Land mit einer sehr hohen Steuer- und Abgabenquote. Bevor man über neue Steuern diskutiert, muss man über Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger diskutieren. Wir hatten ja eine Reihe von Krisen, die die öffentlichen Haushalte sehr unter Stress gesetzt haben, aber ich gehe davon aus, dass es wieder Stabilitätskriterien geben wird. Alleine darum sind wir alle aufgerufen, uns auch auf der Ausgabenseite Gedanken zu machen. Es wird die Zeit kommen, in der die öffentlichen Haushalte besser wirtschaften müssen.

Ein riesiges Thema bei uns ist das Gesundheitsthema, das im Kern aus zwei Problemen besteht: Geld und Personal. Einer Ihrer Vorschläge waren extra-murale Ambulanzen, die flächendeckend 24 Stunden lang zur Verfügung stehen. Wie kann so etwas funktionieren? Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl macht hier eine exzellente Politik. In den letzten Monaten ist uns da sehr viel gelungen. Wir haben mit dem Gesundheitspaket, insbesondere dem Gehaltspaket, eine deutliche Entlastung zustande gebracht. Wir haben im Pflegebereich in der Kages mehr personelle Zugänge als Abgänge. Wir haben gerade auch für Ärzte sehr attraktive Arbeitsverhältnisse geschaffen. Darüber hinaus müssen wir den Gesundheitsbereich insgesamt sehen. Die Steirerambulanzen, die Sie ansprechen, sind ein Ergänzungsvorschlag. Es ist wichtig, dass wir leistungsfähige Spitäler haben. Es ist wichtig, dass wir einen leistungsfähigen niedergelassenen Bereich haben, der nicht nur aus Einzelkämpferärztinnen und -ärzten besteht, sondern auch aus den Gesundheitszentren, den sogenannten Primärversorgungseinheiten. Die Steirerambulanzen sollen bewirken, dass nicht jeder, der in der Nacht krank wird, als einzigen verfügbaren Weg die Spitalsambulanz sieht. Wir sind mit Karlheinz Kornhäusl auf einem guten Weg, ein mobiles System von Steirerambulanzen umzusetzen, die mehr

als ein Bereitschaftsdienstmodell sein werden. Das Pilotprojekt dazu wird schon bald im Detail präsentiert werden können.

Immer mehr Menschen konzentrieren sich in den Ballungsräumen, während man am Land mittlerweile um jeden Bankomat raufen muss. Wie kann es gelingen, diesen Abwanderungstendenzen Einhalt zu bieten?

Also, ich selbst bin ja den umgekehrten Weg gegangen und vor vier Jahren von Graz nach Passail gezogen. Dort zähle ich zumindest zwei Bankomaten und wir eröffnen neue Wirtshäuser, statt sie zuzumachen. Warum betone ich das? Mein Ziel ist es schon seit Jahren, dass wir keine zwei Geschwindigkeiten in der Entwicklung haben, sondern eine dynamische Vorwärtsbewegung sowohl im ländlichen Raum als auch den Ballungsräumen. Schlüssel dafür ist der Ausbau der Infrastruktur, insbesondere der Glasfasernetze für schnelles Internet, und lokale Entwicklungsinitiativen. Es ist entscheidend, dass wir Orts- und Stadtkerne beleben und dynamisch gestalten.

Umfragen im Frühjahr haben ergeben, dass es durchaus sein könnte, dass die FPÖ als Erster durchs Ziel geht. Streben Sie auch in diesem Fall das Amt des Landeshauptmanns an?

Ich will nicht die Umfragen im Frühjahr gewinnen, sondern die Wahlen im Herbst. Abgesehen davon: Ich stelle fest, dass mit Umfragen zunehmend Politik gemacht wird, dass sie ganz bewusst dafür verwendet werden, die politischen Spekulationen zu befeuern. Deswegen lasse ich mich von Umfragen überhaupt nicht mehr beeindrucken. Mein Ziel ist es, Erster zu werden, und ich bin da sehr zuversichtlich. Ich glaube, dass ich als Landeshauptmann nicht nur in den letzten zwei Jahren beweisen konnte, dass ich eine Regierung führen kann. Wir haben als Landesregierung gerade in den letzten zwei Jahren ganz bemerkenswerte Initiativen umsetzen können. Vom erwähnten Paket für das Gesundheitspersonal, die große steirische Wohnraumoffensive, das deutlich bessere Gehaltsschema in der Kinderbildung- und -betreuung, den laufenden Ausbau der Betreuungsplätze bis hin zum entschlossenen Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung. Außerdem habe ich das beste Team, das man sich vorstellen kann. Wenn man sich unser Regierungsteam ansieht, dann ist hier einfach eine Fülle an Kompetenz und an großartigen, starken Persönlichkeiten vorhanden, die ihresgleichen sucht. Aber eins ist klar: Zuerst müssen die Wahlen stattfinden. Dann sind Verhandlungen zu führen.

Herr Drexler, vielen Dank für das Gespräch.

Steuerboard

Damit der Sommerjob lukrativ bleibt

Sommerzeit ist Ferialjob-Zeit. Über gute Jobs freuen sich nicht nur die Sprösslinge, sondern auch deren Eltern. Mit Blick auf Familienbeihilfe (FB), Kinderabsetzbetrag, Familienbonus Plus (und Studienbeihilfe) lohnt sich ein Blick auf die maßgeblichen Zuverdienstgrenzen. Solange ein Anspruch auf FB besteht, gibt es – ungekürzt – Kinderabsetzbetrag und Familienbonus Plus. Daher steht die FB im Fokus: Bis zum Kalenderjahr, in dem das Kind 19 Jahre alt wird, darf es beliebig viel verdienen. Erst ab dem Kalenderjahr, in welchem das Kind 20 Jahre alt wird, kommt es auf das zu versteuernde Jahreseinkommen des Kindes an. Übersteigt es den Betrag von € 15.000, so verringert sich die FB um den diese Grenze übersteigenden Betrag bis auf null. Zum maßgeblichen Einkommen zählen vereinfacht das Bruttogehalt minus Sozialversicherungsbeiträge, aber auch z. B. Mieteinkünfte. Endbesteuerte Kapitaleinkünfte, Waisenpensionen, Lehrlingsentschädigungen, Studienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, Arbeitslosengeld sind dagegen nicht relevant. Was in Zeiträumen verdient wird, in denen keine FB bezogen wurde, zählt auch nicht. Nicht vergessen werden darf bei der Berechnung der Zuverdienstgrenze auf den Abzug von Werbungskosten, wie z. B. Kosten für ein Studium, welche als �Umschulungsmaßnahme� abzugsfähig sein können.

Auch für die Studienbeihilfe gilt eine Zuverdienstgrenze von € 15.000, wenn diese auch im Detail weniger großzügig berechnet wird. Und für beide Grenzen ist zu erwarten, dass sie (rückwirkend ab 1.1.2024 und danach jährlich) inflationsangepasst werden.

Steiermark: Mehr Firmenpleiten –mehr Arbeitslose!

In einer gemeinsamen Pressekonferenz berichteten

KSV-1870-Standortleiter René Jonke und der steirischen AMS-Chef Karl-Heinz Snobe von einem Anstieg der steirischen Insolvenzen um 29 Prozent (367 Fälle) im ersten Halbjahr. Die schwierige wirtschaftliche Lage hat in den vergangenen sechs Monaten auch deutliche Spuren am steirischen Arbeitsmarkt hinterlassen.

So stieg die Arbeitslosigkeit um 11,6 Prozent auf 35.670 Betroffene. Die gesamte steirische Wirtschaft ist unter Druck, so Jonke. Er berichtet, dass als Hauptgründe für die Insolvenzen die hohen Energiekosten und die Preissteigerungen der Lieferanten genannt werden. Dazu kommt das gefühlt schlechtere Zahlungsverhalten. Während im Frühjahr 2023 noch 63 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als positiv bewerteten, sind es aktuell nur mehr 44 Prozent. Gleichzeitig fällt auch die Prognose ernüchternd aus: Nur 16 Prozent der im Rahmen des KSV-Businesscheck befragten Unternehmen erwarten eine Verbesserung des Status quo. „Die wirtschaftliche Lage wird für immer mehr Betriebe schwierig und schlägt auch auf Unternehmen mit vielen Beschäftigen durch. Insbesondere in der Industrie ist der aktuelle Krisenmix deutlich spürbar“, so Jonke.

Der steirische AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe betont, der Anstieg der Arbeitslosigkeit in dieser Höhe angesichts der bisherigen rezessiven Phase leider zu erwarten gewesen sei. „Dennoch erweist sich der Arbeitsmarkt weiter als erstaunlich robust“, so der AMS-Chef. Die Arbeitslosigkeit stieg im Durchschnitt um 3.696 Personen auf 35.670 betroffene Personen. Zusammen mit den 8.816 Schulungsteilnehmern waren damit 44.486 Steirerinnen und Steirer ohne Beschäftigung (+11,5 Prozent).

Ein detaillierter Blick auf den steirischen Arbeitsmarkt im 1. Halbjahr 2024 zeigt Zuwächse der Arbeitslosigkeit in allen Branchen, etwa am Bau (+12,9 %) und in der Industrie (+19,4 %). „Als industriell geprägtes Bundesland ist die Betroffenheit der Steiermark größer als anderswo. In der Industrie ist es etwa der Automotive-Be-

reich, wo es zu Kündigungen gekommen ist und wohl weitere folgen werden, aber auch andere steirische Leitbetriebe mussten Personal abbauen“, erklärt Snobe.

Die Wirtschaftsforscher gehen weiterhin von einer Inflation über drei Prozent aus. Daher wird sich auch an der jüngsten Insolvenzentwicklung kaum etwas ändern. „Umso wichtiger ist es, rechtzeitig den Schritt in Richtung einer Sanierung zu machen, sollten finanziell alle Möglichkeiten ausgeschöpft sein. Auch deshalb, um Arbeitsplätze nicht unnötig zu gefährden“, so Kreditschützer Jonke.

Aufgrund der wirtschaftlichen Stagnation rechnet auch Snobe für die kommenden Monate mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Daran ändert auch der Umstand, dass viele Unternehmen bemüht sind, angesichts des Fachkräftemangels ihr Personal zu halten, nichts, so Snobe.

René Jonke, Leiter der KSv-1870-Region-Süd, und AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe berichten von einem Anstieg der Firmenpleiten und der Arbeitslosenzahlen.

Mag. Alexander Hofer
Fotos: Foto Fischer, Marija Kanizaj

Investor

IV-Präsident Kurt Maier sieht gewaltige Herausforderungen

Die steirische Industriellenvereinigung hat Kurt Maier, COO der Heinzel-Group, im Landesvorstand einstimmig zu ihrem neuen Präsidenten und damit zum Nachfolger des Schuhproduzenten Stefan Stolitzka gewählt. Die neuen Vizepräsidenten sind Alfred Marchler (gf. Gesellschafter der ZETA GmbH), Franz Mayr-Melnhof-Saurau und Markus Ritter (gf. Gesellschafter des Stahl- und Walzwerkes Marienhütte).

Änderungen gibt es auch in der Steirischen IV-Landesgeschäftsstelle in der Grazer Hartenaugasse. Geschäftsführer Gernot Pagger wechselt zum Hörakustikunternehmen Neuroth. Seine Nachfolge übernimmt Christoph Robinson gemeinsam mit Nina Zechner als Stellvertreterin. Als Arbeitsschwerpunkte hat das neue Präsidium Maßnahmen die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit im Fokus. Klares Ziel müsse es laut Maier sein, die Steiermark als einen der weltweit besten Innovations- und Industriestandorte zu erhalten.

Bei seiner Antrittsrede auf dem IV-Sommerempfang äußerste Maier die Befürchtung, „dass sich Österreich aus dem Weltmarkt herauspreist“. Er beklagte die extrem langen Verfahrensdauern und nannte das Beispiel, dass etwa Turbinen für Windkraftwerke gar nicht mehr hergestellt würden, bis die Genehmigung zum Bau der Anlage da sei. Außerdem forderte Maier für ganz Österreich eine Debatte über Arbeit als wichtigen, sinnstiftenden Teil des Lebens. Daher sollten Vollzeitarbeit und Überstunden steuerlich entlastet und dadurch attraktiver gemacht werden.

Das neue steirische IV-Präsidium widmet sein Hauptaugenmerk dem Schwerpunktthema „Agenda Industriestandort Steiermark 2030“. Maiers Rede enthielt dazu auch viele optimistische Ansätze. Schließlich sei der Zwang zu Veränderungen etwas völlig Normales im Unternehmertum. Und auch die steirische Industrie habe bereits oft gezeigt, wie sie mit geänderten

Markt- und Rahmenbedingungen umgehen muss, um erfolgreich zu bleiben.

Die größte Herausforderung sieht Maier in der Entwicklung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. So müsse die EU um die globale Rolle Europas kämpfen und in Wirtschaftsfragen vom Regulator zum Innovator werden. Der neue IV-Präsident beklagte den enormen bürokratischen Aufwand durch diverse EU-Richtlinien und Mängel in der Verkehrsinfrastruktur, die es zu beheben gelte.

Was noch auffiel: Obwohl der neue steirische IV-Präsident alle Probleme ansprach, mit denen sich die produzierenden Unternehmen aufgrund einer Vielzahl politischer Versäumnisse konfrontiert sehen, vermied er es, die verantwortlichen Politiker beim Namen zu nennen oder gar persönlich anzugreifen. �

Das neue Präsidium der Steirischen IV: Präsident Kurt Maier (2. v.l.) mit seinen Stellvertretern Alfred Marchler (l.), Franz Mayr-Melnhof-Saurau (2.v.r.) und Markus Ritter (r.)

(v. l.) WKO-Dir. Karl Heinz Dernoscheg, EPU-Beauftragte Martina Konrad, Thomas Heschl, Vorsitzender des EPU-Beirats, und WKO-Vize-Präs. Andreas Herz

Großer Andrang beim EPU-Erfolgstag

Der Erfolgstag der Ein-Personen-Unternehmen (EPU) lockte auch heuer wieder zahlreiche Besucherinnen und Besucher auf das Gelände der WKO Steiermark. Mit spannenden Inputs und praxisnahen Workshops verbrachten die Kleinstunternehmer einen informativen Nachmittag.

Großer Andrang herrschte beim EPU-Erfolgstag: Rund 400 Kleinstunternehmerinnen und Kleinstunternehmer waren der Einladung der WKO Steiermark zur neunten Auflage des Erfolgsformats gefolgt. �Mit dieser Veranstaltung versuchen wir, EPU im unternehmerischen Alltag zu unterstützen und sie auf neue Trends, wie zum Beispiel künstliche Intelligenz, vorzubereiten�, betonte WKO-Vizepräsident Andreas Herz: �Der EPU-Sektor, der fast zwei Drittel der Unternehmenslandschaft ausmacht, ist für die steirische Wirtschaft unverzichtbar.� Mittlerweile gibt es in der Steiermark rund 57.000 Ein-Personen-Unternehmen (EPU).

Neue Trends und Praxistipps

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen diesmal neue Trends im Dienstleistungssektor. Mit einem vielfältigen Beratungs- und Serviceangebot, hochkarätigen Vortragenden und einer netzwerkfreundlichen Atmosphäre wurden die Veranstaltung einmal mehr zum Publikumsmagneten. Für spannende Inputs sorgten etwa Michael Freidl, der die Nutzung von ChatGPT im unternehmerischen Alltag zeigte, und Jakob Ledermann, der in seinem Vortrag �Spieglein, Spieglein an der Wand − was ist morgen relevant� die Trends der Zukunft beleuchtete. Unter dem Motto �Mentale Power� sprach Philipp Stark über die innere Stärke im Unternehmertum.

�Trends zu beleuchten und für EPU nutzbar zu machen, das war das Ziel des heurigen Erfolgstages. Mit Hilfe praxisnaher Tipps und der Expertise hochkarätiger Redner möchten wir den unternehmerischen Alltag von EPU erleichtern. Ein Highlight war zweifelsohne der Dienstleistungsmarktplatz, wo sich die Kleinstunternehmer selbst präsentieren konnten�, so Thomas Heschl, Vorsitzender des EPU-Beirates.

Steirische SPÖ präsentiert �Fahrplan für Graz�

Die steirische SPÖ hat am 3. Juli unter dem Titel �Unser Fahrplan für Graz – Eine Stadt, in der es allen gut geht� ihre inhaltlichen Schwerpunkte sowie zu stellende personelle Weichen für die steirische Landeshauptstadt vorgestellt.

Der steirische SPÖ Chef Anton Lang unterstreicht den Stellenwert der Stadt: �Graz ist nicht nur die zweitgrößte Stadt Österreichs, sondern eine der am schnellsten wachsenden Städte des Landes. Sie hat für die gesamte Steiermark eine enorm wichtige Bedeutung, sowohl als Wirtschaftsstandort, wo viel Innovation passiert, als auch als Wohnort für sehr viele Menschen, die die beste Lebensqualität verdienen. Darum legen wir als Sozialdemokratie einen großen Schwerpunkt auf Graz.�

Engagement für Graz als �Herzensprojekt� Um diesen konkreten inhaltlichen Fahrplan umzusetzen, setzt Lang auf die besten Köpfe. SPÖ-Graz-Regionalvorsitzende Doris Kampus wird nach Ablauf der Legislaturperiode nicht mehr als Soziallandesrätin zur Verfügung stehen und sich voll auf die Grazer Stadtpolitik konzentrieren. �Graz ist mein Herzensprojekt, dem ich mich nach der Landtagswahl mit ganzer Kraft widmen möchte. Zunächst als Abgeordnete, die die Interessen der Grazerinnen und Grazer im Landtag vertritt, um dann bei der kommenden Gemeinderatswahl als Spitzenkandidatin anzutreten mit dem Ziel, unsere SPÖ Graz wieder in die Stadtregierung zu führen.�

Der Fokus liegt auf den Themen leistbares Leben, moderne Verkehrslösungen, Kinderbetreuung, Sicherheit und Stärkung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Graz. In all diesen Bereichen kann die SPÖ bereits Verbesserungen vorweisen, so Lang, etwa das Pilotprojekt zur Anstellung pflegender Angehöriger, die Erhöhung der Sozialleistungen, die Ankurbelung leistbaren Wohnbaus, Rekordinvestitionen in das Grazer Radwegenetz, den Bau neuer Straßenbahnlinien sowie Gehaltserhöhungen und wichtige Fortschritte bei der Kinderbildung und -betreuung. Auf diesen Maßnahmen will die Sozialdemokratie weiter aufbauen.�

SPÖ-Chef Anton Lang und SPÖ Graz-Regionalvorsitzende Doris Kampus stellten gemeinsam den �Fahrplan für Graz� vor.

Steirische SPAR-Lehrlinge räumen bei Wettbewerb ab

Feinkost hat Zukunft: Das bestätigt das fantastische Abschneiden der Lehrlinge von SPAR Steiermark beim diesjährigen Käsetheke-Wettbewerb der Agrarmarkt Austria (AMA). Aus insgesamt 181 Teilnehmern holte sich Jessica Constantin vom EuroSPAR Bruck an der Mur den Sieg, Jessica Deixelberger vom SPAR Kainbach bei Graz gelang mit Rang drei ebenfalls der Sprung aufs Stockerl.

Für SPAR sind die Spitzenleistungen der Lehrlinge beim AMA-Käse-Wettbewerb ein erfreuliches Feedback für die erfolgreichen Bemühungen in die Lehrlingsausbildung und den hohen Stellenwert von Feinkost. SPAR bietet als einziger Lebensmittelhändler flächendeckend Fleisch, Wurstspezialitäten und feine Käseprodukte in persönlicher Bedienung.

Zwei Jessicas auf dem Stockerl Sieben SPAR-Lehrlinge haben sich unter österreichweit 181 teilnehmenden Lehrlingen für das Bundesfinale des AMA-Lehrlingswettbewerbs Käsetheke in Bad Ischl qualifiziert. Die Freude war riesig, als alle Stockerlplätze an SPAR gingen. Platz zwei belegte ein SPAR-Lehrling aus Wien, Rang 1 und Rang 3 holten sich die beiden Jessicas aus der Steiermark: Jessica Constantin ließ in Theorie und Praxis alle anderen hinter sich und Jessica Deixelberger überzeugte ebenfalls auf voller Linie und wurde hervorragende Dritte.

Im AMA-Käse-Wettbewerb-Finale lag der Fokus neben Fachwissen auf dem praktischen Know-how: Die Finalisten stellten ihr Können in Sensorik unter Beweis, führten Verkaufsgespräche und richteten

Die Lehrlinge Jessica Constantin (li.) und Jessica Deixelberger bewiesen beim AMA-Bewerb eindrucksvoll das hohe Ausbildungsniveau bei SPAR.

eine Käseplatte an. �Ich gratuliere unseren beiden Jessicas zu ihren Spitzenleistungen: Es ist toll, dass die Lehrlinge ihr umfangreiches Wissen so versiert anwenden�, freut sich SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer. �Der Dank gebührt auch allen Kollegen, die unsere Nachwuchskräfte mit Seminaren, praktischen Übungen und emotionaler Unterstützung bestens vorbereitet haben.�

Projekte einreichen und Großartiges schaffen

Du willst das Leben für dich und deine Mitmenschen besser machen? Unsere steirischen Beteiligungsgenossenschaften bieten die Chance, deine Ideen zu verwirklichen.

Kurz & News

Michael Feiertag als STG-GF wiederbestellt

Die Landesregierung hat auf Antrag von LRin Barbara Eibinger-Miedl beschlossen, dass Michael Feiertag mit Wirksamkeit 1. Jänner 2025 für weitere fünf Jahre als GF der Steirischen Tourismus und Standortmarketing GmbH (STG) bestellt wird. „Feiertag hat mit seinem Team erfolgreiche Arbeit im wirtschaftlichen und touristischen Marketing für die Steiermark geleistet. Es ist gelungen, ein umfassendes Standortmarketing zu etablieren, das von Unternehmen und Forschungseinrichtungen genutzt wird. Darüber hinaus wurden die Kooperationen mit den Erlebnisregionen zur Bewerbung des Urlaubslandes Steiermark weiter verstärkt. Ich wünsche ihm alles Gute und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit“, so Eibinger-Miedl.

WB-Obfrau Gmeinbauer kandidiert für Nationalrat

Daniela Gmeinbauer, die Obfrau des Wirtschaftsbundes Graz und Clubobfrau des Grazer Gemeinderatsclubs tritt bei der kommenden Nationalratswahl als Spitzenkandidatin der Grazer VP an. Sie will kommunalpolitische Erfahrung und unternehmerischen Hausverstand im Hohen Haus einbringen. Mit ihrer Kandidatur bringt Gmeinbauer eine beeindruckende Mischung aus persönlicher und beruflicher Erfahrung in die politische Arena ein. „Die Menschen in unserem Land brauchen eine Perspektive, dass der erfolgreiche Weg der Entlastung, den die Regierung in den letzten Jahren begonnen hat, weitergeht, sich Leistung wieder lohnt und unternehmerischer Einsatz die Wertschätzung erfährt, die er verdient. Ich freue mich sehr über die Möglichkeit, für den Nationalrat zu kandidieren und meine Erfahrung einbringen zu können“, erklärt Daniela Gmeinbauer.

La Strada:

Vom

Wünschen und Hoffen

Vom 26. Juli bis 4. August findet das Straßenkunst-Festival La Strada in Graz und ausgewählten steirischen Regionen statt. Warum soll etwas, das bereits in der Antike oder im Barock funktioniert hat, nicht auch heute begeistern? 1998 stellten Straßenkünstler diese Frage erstmals in den – öffentlichen – Raum. Die Antwort des Publikums war eindeutig: Bitte mehr davon! Seither ist La Strada ein Fixpunkt in den Kalendern kulturaffiner Menschen. Heuer geht das internationale Festival in seine 27. Saison. Diesmal präsentieren Künstler ihre Interpretationen und Visionen einer lebenswerten Zukunft. Die Steiermärkische Sparkasse unterstützt La Strada bereits seit 2006 und fungiert auch 2024 wieder als Hauptsponsorin.

Lust auf Leobener Kulturherbst

Unter dem Motto „Lust auf Le(o)benskultur“ wurde am 25. Juni das neue Kulturprogramm im Stadttheater präsentiert. Damit startete zugleich auch der Vorverkauf für das vielfältige und unterhaltsame Programm des Kulturherbstes 2024. Die Schauspielerin Lisa-Lena Tritscher freut sich auf einen humorvollen Abend gemeinsam mit Angelika Niedetzky unter dem Hinweis. Die kabarettistische Lesung am 12. Oktober im Kultur Quartier ist ein besonderer Tipp für alle Hundeliebhaber. Musikliebhaber können sich auf das Herbert Pixner Projekt freuen, das am 24. Oktober 2024 im Live Congress mit einem innovativen Mix aus alpiner Volksmusik, Jazz und Bluesbegeistert. Alle weiteren Termine und Informationen unter www.leoben.at.

Verkauf von E-Fahrzeugen verliert an Schwung

Die Entwicklung der Kfz-Zulassungszahlen verläuft trotz konjunkturell schwieriger Zeiten positiv, wie die Halbjahresbilanz 2024 zeigt. So konnte sowohl österreichweit (6,6 %) als auch in der Steiermark (5,7 %) im Vergleich zum Vorjahr ein Plus verzeichnet werden. Auffällig: �Die Betriebe setzen wieder verstärkt auf Verbrenner oder Hybrid statt auf ElektroFahrzeuge�, so Landesgremialobmann Klaus Edelsbrunner, der seine Funktion nach 17 Jahren an Peter Jagersberger weitergibt.

Es hat sich in den letzten Monaten abgezeichnet: Die Elektro-Fahrzeuge haben am Markt an Fahrt verloren, verzeichnen in der Steiermark ein sattes Minus von 11,4 %. Die Gründe sind vielfältig, wie Klaus Edelsbrunner betont: �Die Kunden warten derzeit eher ab und schauen, wie sich die EU-Wahl und die Nationalratswahl auf die künftige Elektromobilität auswirken wird.� Ein weiterer Grund für den Rückgang der Verkaufszahlen ist, dass die Förderung für Unternehmen am 1. Jänner 2023 eingestellt wurde. �Firmenkunden waren für rund 80 % aller Käufe bei den E-Fahrzeugen verantwortlich�, erklärt Edelsbrunner.

Knackpunkt Ladeinfrastruktur

Sein Nachfolger als Landesgremialobmann, Peter Jagersberger, setzt nach: �Die E-Mobilität kommt auch nicht in Fahrt, weil es nach wie vor eine mangelhafte Infrastruktur gibt.� Daher hat Jagersberger gleich mehrere Forderungen parat: �Der steirische Fahrzeughandel fordert den Ausbau der Ladeinfrastruktur, insbesondere im städtischen Bereich. Auch eine transparente Preisauszeichnung an Ladesäulen wie an Tankstellen gehört her – und das Bezahlsystem ist nach wie vor nicht einheitlich, auch das muss geändert werden.� Ein wesentlicher Knackpunkt sind die steigenden Stromkosten: �Wenn man nicht die Möglichkeit hat, das Auto daheim aufzuladen und das am besten mit PV-Strom, dann scheidet das E-Fahrzeug eigentlich aus. Denn auch die steigenden Strompreise sind kontraproduktiv für die Elektromobilität�, sagt Jagersberger. �

Die

Foto: Frankl

Kurz im Gespräch mit

Wie verlaufen die weiteren Baufortschritte am Center of Excellence der WKO Steiermark?

Die Bauarbeiten am Center of Excellence schreiten weiter zügig voran, im Juni wurde der erste Abschnitt planmäßig abgeschlossen. Wir freuen uns schon sehr auf unsere neuen WIFI-Werkstätten, ein neues Zentrum für unsere Gastro-Ausbildungen und zahlreiche Seminarräume. Das Center of Excellence wird ein richtiger Leuchtturm für die Erwachsenenbildung in der Steiermark.

Inwiefern erweitert die neue Infrastruktur die Aus- bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrlinge?

Man lernt besonders gerne in einer hochmodernen Infrastruktur. Die steirischen Lehrlinge profitieren hauptsächlich bei ihren Vorbereitungskursen für die Lehrabschlussprüfungen und auch zahlreiche Prüfungen selbst werden im Center of Excellence stattfinden. Aber das ist nur der Start. Das WIFI bietet Weiterbildungsmöglichkeiten für den gesamten Karriereweg und für praktisch jede Branche.

Was gibt sonst an Neuigkeiten am WIFI ab dem Herbst 2024?

Das große Thema in unserer Gesellschaft ist derzeit die „künstliche Intelligenz“. Alle reden darüber, kaum jemand hat praktische Erfahrung damit und manche haben auch Angst davor. Am WIFI Steiermark lernt man, mit den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten praktisch umzugehen, denn sich der Technologie zu verschließen, wäre ein großer Fehler. KI-Seminare haben am WIFI schon im vergangenen Bildungsjahr einen regelrechten Boom erlebt. Hier werden wir das Angebot im Herbst weiter ausbauen.

Spitzen des WKO-Landesgremiums Fahrzeughandel (v.l.): Gerald Auer, Peter Jagersberger, Klaus Edelsbrunner und Thomas Marichhofer präsentierten die aktuelle Halbjahres-Verkaufsbilanz.

Außenansicht

Nur etwa 90 Minuten nördlich von Chicago liegt Milwaukee, die Hauptstadt des Bundesstaates Wisconsin. Einst ein Zentrum der Einwanderer aus Deutschland und der Schweiz mit Bierhäusern und Bratwurst und einigen Dörfern, die wie frisch aus Bayern importiert aussehen. Im »Bird Center«, einem modernen Kongresszentrum, fand heuer der RNC statt, der »Republican National Congress«, an dem der Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahl nominiert wurde. Wenig überraschend wird Donald Trump für die Republikaner antreten. Die Neugierde konzentrierte sich in den Tagen vor Beginn des Kongresses auf die Nominierung des Vizepräsidenten. Insider prophezeiten den einen oder die andere aus dem inneren Kreis des Expräsidenten, der jedoch mit seiner Entscheidung alle überraschte.

J. D. Vance, einst ein aggressiver Gegner von Trump, der ihn als Hitler kritisierte, später jedoch in sein Team wechselte, repräsentiert einen neuen Stil konservativer Politik. Der 39-jährige Senator von Ohio

Republikaner »funktionieren« erfolgreich

wuchs unter ärmlichen Bedingungen auf. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er noch ein Baby war, die drogenabhängige Mutter vernachlässigte Vance und seine Schwester, bis die Großeltern die Kinder übernahmen.

Nach der High School meldete er sich zur Armee, war in Irak während des Krieges und schloss danach die Universität von Ohio mit Auszeichnung ab – ein Türöffner zur Universität von Yale, einer der besten Unis weltweit.

2016 schrieb er bereits seine Memoiren »Hillbilly Elegy«. Das Buch mit der Beschreibung des Elends seiner Kindheit, der schlecht bezahlten Jobs und dem Verschwinden der Fabriken aus weiten Teilen des Landes, erreichte die Bestsellerliste der New York Times, wurde verfilmt und bei den Oscars präsentiert.

Vance passt so gar nicht in das Klischee der reichen Republikaner, die angeblich nur Politik betreiben, um ihre reichen Freunde noch reicher zu machen. Während Trump mit geerbtem Vermögen seine vergoldeten Toilettendeckel stolz erwähnt, repräsentiert Vance den »amerikanischen Traum«, wie man aus der »Gosse« kommend mit harter Arbeit erfolgreich sein kann.

Doch Vance ist nicht nur der Emporkömmling, der den Republikanern ein paar Stimmen aus der kommerziellen Unterschicht bringen könnte. In seinem Buch kritisiert er nicht die »Umstände«, die der Grund für seine Armut wären, sondern den Mangel an Eigeninitiative seiner eigenen Eltern und einem absurden Sozialsystem. Als Jugendlicher arbeitete er in einem Supermarkt. Er beschreibt Arbeitslose und Sozialgeldempfänger, die wesentlich reicher waren als er, obwohl er neben der High School 30 Stunden lang jede Woche gearbeitet hatte. Wie könnten jene, die nicht arbeiten, ständig mit ihren Mobiltelefonen spielen, schreibt er, während er sich nie eines leisten konnte. Er nennt es die »Obama Economy«, das jene bestraft, die einfache, schlecht bezahlte Arbeit bereit wären zu übernehmen, und jene belohne, die um staatliche Hilfe bitten und einfach nichts tun würden.

Doch die Nominierung von Vance bedeutet noch ein ganz anderes Signal. Damit bereitet Trump eine langfristige Präsidentschaft der Republikaner vor. In vier Jahren ist Vance 44 Jahre alt, mit möglicherweise einer vierjährigen Erfahrung als Vizepräsident. Das wäre ein Vorsprung für die Wahlen 2028. Dem gegenüber stünden die Demokraten mit der ewig schweigenden Kamala Harris ziemlich armselig da.

Und auch die Ehefrau von J. D. Vance, Usha Vance aus einer Familie indischer Einwanderer, entspricht so ganz und gar nicht dem Klischee der blonden Partnerinnen republikanischer Politiker. Ihre Eltern sind gläubige Hindus. Auch sie studierte in Yale und eröffnete nach der Ausbildung als Rechtsanwältin ihre eigene Kanzlei. Die »nicht-weiße« Mehrheit der US-Bevölkerung sieht in ihr möglicherweise die Chanc für Kinder aus Einwandererfamilien in der us-amerikanischen Gesellschaft. Schon jetzt kommt ein Drittel der Absolventen der dortigen Universitäten aus solchen Familien.

Gegenüber Trump existieren völlig berechtigt unterschiedliche Meinungen, oft Zweifel und Ablehnung. Dennoch bringt er mit seiner Erfahrung in der Privatindustrie ein Knowhow mit, das im Vergleich zu den zerstrittenen Demokraten die Republikaner als geschlossene, professionelle Organisation zeigt. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at

Essay von Günter Riegler

Was tun?

Die großen Zukunftsaufgaben der nächsten Regierung und wie sie zu lösen wären

Die Herausforderungen könnten größer nicht sein. Das ist keine leere Floskel, noch nie war ein guter Zukunftsplan so wertvoll wie heute. Denn wie wir aus den Wahlgängen in Frankreich und Großbritannien ermessen können: der Wähler hat zwar immer Recht, aber ob der Wählerwille auch für eine trag- und handlungsfähige Regierungsbildung sorgt, ist noch lange nicht gesagt. Grund genug, sich vorurteilslos die politische Ausgangslage und die größten Aufgaben der künftigen Bundesregierung anzusehen. Es ist nicht leicht, optimistisch zu bleiben, aber wie sagte schon Platon – oder war es Herbert Achternbusch? – »Du hast keine Chance, aber nütze sie.«

Die politische Ausgangslage. Das einzig Sichere ist die Schwankungsbreite Die politische Ausgangslage ist eigentlich nicht abschätzbar. Sämtliche Wahlgänge der jüngeren Vergangenheit hatten eines gemeinsam: Es kam stets anders, als man zuvor gedacht hatte. Das einzig Sichere ist die Schwankungsbreite, der feste Boden unter den Füßen der MeinungsforscherInnen ist dem Treibsand der fluiden Meinungsbilder der Instagram-Generation gewichen. Wer Meinungsforschung betreibt, muss eine ausreichende Zahl an Wahlberechtigten finden, die am Telefon oder via Internet einer ihnen unbekannten Person gegenüber Monate vor einem Wahltermin offen über die eigenen politischen Präferenzen Auskunft erteilen möchten. Ob das zu aussagekräftigen Daten führt, die anschließend noch verlässlich hochgerechnet werden können, das möge jeder anhand der Vorhersagequalität der letzten Jahre einschätzen. Derzeit geht man von einem Kopf-an-Kopf-Rennen der drei stimmenstärksten Parteien bei den anstehenden Nationalratswahlen aus. Das Nachkriegszweiparteiensystem, in welchem die Parteichefs der beiden Großparteien sich noch an die gemeinsame KZ-Inhaftierung erinnerten, ist Geschichte, Zwei-Parteien-Koalitionen gehen sich voraussichtlich weder links noch rechts von der Mitte aus, zugleich legen sich die Parteien auf Standpunkte fest, die kaum miteinander vereinbar wären, so es zu Sondierungen und Verhandlungen kommen sollte. Am Wahrscheinlichsten gilt laut Meinungsforschung aktuell – je nach Umfrageinstitut und -datum – eine mehr oder weniger solide Führung der FPÖ, die beiden ehemaligen Großparteien ÖVP und SPÖ rittern um den zweiten Platz. Wie man an den französischen Stichwahlen studieren kann: Es kann aber auch ganz anders kommen. Dort kam es anstatt des angesagten Sieges der Le-Pen-Fraktion zu einem Linksruck –freilich geschuldet einem schwer abschätzbaren Mehrheitswahlrecht.

Die soziale Ausgangslage. Viel verteilt. Niemand dankt es Die sozialökonomische Ausgangslage ist vor allem in den urbanen Milieus von der Überzeugung geprägt, dass die Corona-Pandemie und die Folgen des Putin-Angriffskrieges samt anschließender Teuerung zu einer landesweiten Verarmung weiter Teile der Bevölkerung geführt hätten, dem die staatlichen Hilfspakete nur unzureichend beizukommen versucht hätten. Die milliardenschweren Covid-Kurzarbeits- und Unternehmenspakete, die Energiekostenzuschüsse des Bundes für Haushalte und Betriebe, die Leistungen der Länder und der Gemeinden im Rahmen der Sozialleistungen und Energiekostenzuschüsse, die Abschaffung der kalten Progression und die Familienpakete werden entweder nicht zur Kenntnis genommen oder als schlicht zu gering kritisiert – Stellungnahmen des Fiskalrates und der Wirtschaftsforschungsinstitute belegen das Gegenteil. Die Stimmung ist dennoch schlecht. Woran liegt das? Der Wähler belohnt nicht vergangene Wohltaten sondern wählt nach Maßgabe von Erwartungen. Volkswirtschaftlich ohne Zweifel sinnvolle Hilfspakete, Steuersenkungen, Zuschüsse und Transferleistungen verlieren rascher ihre Wirkung im kollektiven Bewusstsein, als die Fiskalräte und Rechnungshöfe »Bitte nicht!« sagen können. Interessanterweise sind alle Gruppen und Milieus gleichermaßen unzufrieden: Unternehmer, weil sie der Meinung sind, es müssten besser die Steuern und Abgaben gesenkt anstatt neuer Ausgaben erfunden werden, Bürger, weil sie denken, es würden ja doch nur die Un-

Im Herbst wird gewählt. Man spricht von einem Superwahljahr. Niemand kann sich dem verbalen Säbelrasseln entziehen. Der Wettbewerb der besten Ideen, oder besser gesagt, der kostspieligsten Forderungen hat begonnen. Im Herbst also schon. Es ist kaum mehr Zeit bis dahin. Wer jetzt noch keine Festung hat, baut sich keine mehr …

Dr. Günter Riegler, geboren 1966 in Graz, ist seit 2017 als Stadtrat Mitglied der Grazer Stadtregierung. Aktuell für die Ressorts Wirtschaft und Kultur. Foto:

Marija
Kanizaj

Die Inflation enteignet die Gläubiger. Eine sehr effektive Form der Vermögensbesteuerung, der sich niemand, der Kapital angelegt hat, entziehen konnte.

ternehmer von den Staatsausgaben profitieren, Arbeitnehmer und Gewerkschaften argumentieren, es hätte die Inflation schlicht durch staatliche Eingriffe in die Preise bekämpft werden müssen – die staatlichen Transfers seien lediglich Steuergeschenke ohne Nachhaltigkeit. Tatsache ist: Die Corona-Kurzarbeit hat insbesondere in den niedrigsten Einkommenssegmenten den Haushalten geholfen, ihre Einkommen sogar geringfügig zu steigern. Die Sparguthaben von Herrn und Frau Österreicher sind während der Corona-Krise so gewachsen wie noch nie zuvor in der Geschichte Österreichs. Der österreichische Sozialstaat hat – so Hanno Lorenz vom Thinktank Agenda Austria – die Krise souverän gemeistert. Die Ungleichheit ist gesunken. Dennoch werden Ö1-Radio und Zeitungen täglich mit Arbeiterkammergutachten geflutet, die aussagen, dass die Ungleichheit ständig zunähme und Massenarmut herrsche.

Aufgabe 1. Haushaltskonsolidierung. Wir müssen den Menschen die Geldillusion nehmen Die nächste Regierung wird daran zu messen sein, die Ausgaben wieder an die Einnahmen anzupassen. Zuletzt war es genau umgekehrt. Für 2025 und Folgejahre werden seitens der Wirtschaftsforschungsinstitute geringe Wachstumsraten prognostiziert, die deutsche Industrie schwächelt, die Lohnstückkosten sind infolge der beiden hohen KV-Abschlüsse der Jahre 2022 und 2023 ordentlich gestiegen, die Wettbewerbsfähigkeit ist gelinde gesagt in Mitleidenschaft gezogen. Die budgetären Spielräume lassen sich an der Staatsschuldenquote ablesen: Österreich liegt laut Statistiken der Nationalbank bei rund 80 Prozent Staatsschulden bezogen auf das Bip. Das ist zwar um zehn Prozentpunkte schlechter als im Vorkrisenjahr 2019, allerdings kann Österreich noch auf vergleichsweise positive Werte verweisen. Frankreich liegt derzeit bei 112 Prozent, Italien gar bei 137 Prozent, das Vereinigte Königreich bei 104 Prozent, der EU-Schnitt liegt leicht über dem Niveau Österreichs. Man kann sagen: Österreich ist – anders als von linken und rechten Populisten behauptet –vergleichsweise noch niedrig verschuldet aus den Krisenjahren seit 2020 gekommen. Das Wunder wurde durch die Teuerung möglich: Wenn die Inflation das BIP in die Höhe treibt, sinkt die Schuldenquote. Oder anders gesagt: Die Inflation enteignet die Gläubiger. Eine sehr effektive Form der Vermögensbesteuerung, der sich niemand, der Kapital angelegt hat, entziehen konnte.

Aufgabe 2. Die Verteilungsfrage muss befriedet werden

Neid ist auch keine Lösung

Die nächste Baustelle ist die Verteilungsfrage. Die neomarxistisch auftretende Babler-SPÖ argumentiert gebetsmühlenartig, es brauche eine Vermögen- und eine Erbschaftsteuer, die Vermögenskonzentration in einigen wenigen Händen sei unerträglich, immer neue Oxfam-Studien werden präsentiert, superreiche Millionärstöchter setzen sich mit groß angelegten Bürgerparlamenten in Szene, um die Ungerechtigkeit dieser Welt anzuprangern und ihre ererbten Millionen zu verteilen. Im Ö1-Radio philosophiert ein Ökonom der Uni Wien, wie viele Wirtschaftsuniversitäten man mit dem Vermögen des reichsten Österreichers finanzieren könnte, so man auf sein Vermögen zugreifen könne. Enteignungsfantasien blühen wie die Neophyten im April. Tax the Rich, sagen die Grünen – Eat the Rich die Kommunisten. Man kann sich aussuchen, ob man den drohenden kommunistischen Pogromen durch Zustimmung zu einer Vermögenskonfiskation entgehen mag. Vermutlich wird am Ende jedenfalls gegessen – die Revolution frisst bekanntlich stets ihre Kinder. Zwei Faktenchecks dazu. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in Österreich weniger groß, als es manche Statistiken vermuten lassen, sagt Branko Milanovic, Ungleichheitsforscher, nachzulesen etwa in einem Standard-Interview vom 28. Jänner 2024. Für besonders interessierte Leser der Buchtipp »Visions of Inequality, From the French Revolution to the End of the Cold War.« Österreich gehört zu den Ländern mit dem fairsten sogenannten »Gini-Koeffizienten«, einer Maßzahl, die erfunden wurde, um das Maß der Ungleichheit in der Bevölkerung zu messen. Ein Gini-Koeffizient von 1 würde bedeuten: Alle haben gleich viel. Ein Gini-Koeffizient von Null würde bedeuten: Alles ist im Eigentum einer Person. Die österreichische Gleichheit und Gerechtigkeit resultiert aus staatlichen Transferleistungen für Gesundheits-, Pensions- und Bildungswesen. Ich denke, nach der nächsten Wahl braucht es einen Grundkonsens zwischen den drei stärksten Parteien, der die Umverteilungsfrage eindeutig beantwortet: Die Umverteilung findet in Form von umfassenden Besteuerungen von Einkommen, Kapital, Lohnnebenkosten und vor allem in Form von Schulwesen, Gesundheits- und Pensionssystem bereits in höchstmöglichem Ausmaß statt. Mehr Solidarität geht einfach nicht.

Aufgabe 3. Arbeits- und Leistungsanreize setzen. Raus aus der Teilzeitfalle. Sozialquote auf OECD-Durchschnitt bringen. Pensionssystem stabilisieren Aktuelle OECD-Analysen bestätigen: Wer mehr als 20-30 Stunden pro Woche einer Erwerbsarbeit nachgeht, handelt unvernünftig. Teilzeit verschafft Sozialversicherungs- und Pensionsleistungen, wer von 50 Prozent auf 100 Prozent Arbeitszeit aufstockt, also das Doppelte arbeitet, bekommt netto lediglich 61 Prozent mehr aufs Konto. Österreich liegt damit am Ende der europäischen Länder (OECD-Berechnung für 2021, Agenda Austria). Zugleich träumt SPÖ-Chef Babler von der 32-Stunden-Woche. Ich habe noch keine Führungskraft, keinen Unternehmer, keinen Wirtschaftsprofessor getroffen, der die SPÖ-Forderung nach einer Reduktion der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich fachlich unterstützen würde. Keinen. Österreich ist zugleich ein Paradies an Sozialleistungen und Umlagen. Rund 30 Prozent des BIP fließen in Soziale Umverteilung. Österreich ist in diesem Ranking gemeinsam mit Frankreich und Italien an der Spitze der EU und der OECD-Länder. Im Durchschnitt der OECD-Länder liegen die Sozialleistungen bei 21 Prozent des BIP. Die Sozialausgabenquote ist seit 1990 kontinuierlich gestiegen. 1990 lag sie noch bei 26,1 Prozent. 43,5 Prozent dieser Leistungen entfallen auf Pensionen. 26,1 Prozent auf Gesundheitsversorgungsleistungen. Jegliche soziale Umverteilungsdebatten sollten unter diesem Gesichtspunkt geführt werden. Es braucht nach den Herbstwahlen einen Grundkonsens hinsichtlich des Reformbedarfes . Eine Stabilisierung des Pensionssystems ist unausweichlich. Jeder vierte Budgeteuro dient der Deckung der Pensionslasten, so der Finanzminister im Jahr 2023. Bei Gesamtauszahlungen des Budgets der Republik von rund 123,5 Milliarden Euro entfallen rund 29,5 auf die Pensionen. Das ist umso mehr bedrohlich, als bekanntlich für die Pensionen ein Versicherungssystem besteht und im Idealfall die Pensionen aus dem Versicherungskapital bedeckt werden, ohne dass es dazu eines Zuschusses aus dem Budget bedürfe. Hoffnung geben kann eine Umfrage, die zuletzt im Jahr 2023 veröffentlicht wurde, und die belegt, dass die Jugend pragmatischer wird. 48,7 Prozent der Befragten einer Studie wünschen sich ein Leben im Eigentumshaus, 25,6 Prozent zumindest in einer Eigentumswohnung. 45,6 Prozent der befragten 16- bis 29-Jährigen (Studienautor Bernd Heinzlmaier, Die Presse vom 13. 7. 2023) finden »Viel reisen« als wünschenswerten Teil der Lebensgestaltung. 60,6 Prozent finden körperliche Gesundheit als erstrebenswert. Ganz ist Österreich noch nicht verloren.

Aufgabe 4. Demografie, Sicherheit und Bildung

Die vielleicht emotionalste Baustelle ist jene, die Sicherheit, Bildung und die Frage unserer Kultur im Zusammenhang mit der massenhaften Migration betrifft. Aktuelle Daten zu Bildung und Integration besagen, dass 19,7 Prozent der in Österreich lebenden Gesamtbevölkerung eine ausländische Staatsangehörigkeit haben, dass 27,2 Prozent der Bevölkerung Migrationshintergrund haben und dass lediglich 68 Prozent derselben einer Erwerbsarbeit nachgehen. 70 Prozent der Pflichtschüler in Wien sprechen im Alltag nicht Deutsch, ein Drittel der Erstklässler kann dem Unterricht nicht folgen. Die nächste Regierung wird auch daran zu messen sein, ob es gelingt, die Zuwanderung und den Familiennachzug so zu begrenzen, dass eine stabile Schulbildung gewährleistet wird und die Formierung von Parallelgesellschaften verhindert werden kann. Laut einer Studie sind bei Zugewanderten die Ablehnung von Homosexualität und ein zweifelhaftes Frauenbild weit verbreitet. Fachleute fordern eine Bildungsoffensive (Der Standard, 27. 4. 2023). Laut einer Kurier-OGM-Umfrage vom 3. Juli 2024 wünschen sich 40 Prozent der Österreicher strengere Regeln für Asylberechtigte und Abschiebungen und ein nicht unbeträchtlicher Teil der Befragten (24 Prozent der Neos-Wähler, 19 Prozent der SPÖ-Wähler) kleinere Klassen und mehr Personal für Schulen.

Das Fazit für die nächsten Jahre Unsere Gesellschaft leidet unter einer gewissen Saturiertheit. Die Generation der aktuellen 16-bis 29-Jährigen kann auf Erbschaften hoffen, das Arbeitsangebot und das Bedürfnis nach Vorsorge sind dementsprechend rückläufig, die Erwartungen an den Staat, was die Deckung der sozialen Bedürfnisse betrifft, ist eher im Zunehmen. Eine Schere zwischen Erwartungen und Finanzierbarkeit tut sich auf – linke Populisten wecken die Hoffnung, das alles sei durch Umverteilung bedeckbar. Die Rechnung wird ohne den Markt gemacht –der Industrie- und Wirtschaftsstandort manövriert sich über den Anstieg der Stückkosten aus selbigem, die Klimapolitik, von der hier noch gar keine Rede war, muss auf ein realistisches Tempo adaptiert werden. Es bleibt zu hoffen, dass nach den Herbstwahlen wieder Vernunft einkehrt. Das bekannte Häupl-Zitat erspare ich Ihnen. n

Die nächste Regierung wird auch daran zu messen sein, ob es gelingt, die Zuwanderung und den Familiennachzug so zu begrenzen, dass eine stabile Schulbildung gewährleistet wird und die Formierung von Parallelgesellschaften verhindert werden kann.

Ursula Gabbauer wurde am 20. Dezember 1973 in Graz geboren, die Mutter war im Lehrberuf, der Vater als Landvermesser tätig. Sie hat zwei Schwestern, ist verheiratet und hat ein Kind. Nach der Matura bei den Ursulinen studierte sie kurz Biologie, absolvierte eine HTL und enschloss sich erst mit 40 Jahren Floristin zu werden. Heute ist sie selbstständig und betreibt die Blumenhandlung »Stadtpflanze« in einem denkmalgeschützten Neunzehnfünfzigerjahregeschäft in der Naglergasse 42.

Fazitbegegnung

Volker Schögler trifft

Ursula Gabbauer

Die Stadtpflanze und andere Blumen

Seit gut zwei Jahren bereichert Ursula Gabbauer das Grazer Herz-Jesu-Viertel mit Trommelschlegel, Wiesenknopf oder Eisenholz in einer ehemaligen Herrenschneiderei mit Umkleidekabinen, Vitrine und Sesseln aus den Neunzehnfünfzigerjahren, buchstäblich durch die Bank denkmalgeschützt. Einfacher gesagt handelt es sich bei der »Stadtpflanze« um ein Blumengeschäft, aber eines, das anders ist. »Ich verkaufe so gut wie nie rote Rosen. Meine Kundschaft ist zu 95 Prozent weiblich, gut situiert und schätzt Handwerk. Und will etwas, was andere nicht haben.« Zum Beispiel einen Graskranz oder einen aus Blättern oder Wacholder oder aus Trockenblumen. Sehr oft wird bei ihr nach einem Geschenk gesucht. Da die Floristin sich als Gestalterin versteht, entstehen neben handgemalten und gedruckten Billets, Geschenkanhängern oder Pickerln, mit Hilfsmitteln wie Gefäßen, Draht oder haptischem Karton florale Kompositionen, in denen auch Feldblumen, eingangs erwähnte Gewächse, weiße oder eingefärbte Schafgarben, bunte Dahlien oder Strandflieder ihren Platz finden. Die Schönheit und Grazie einer Jungfer im Grünen bezaubert nicht nur als Blüte, sondern ist auch als Samenkapsel höchst attraktiv. Trotz Vergangenheit als Flüchtling aus den Mittelmeerraum und verwildernder Gartenflüchtling aus der Enge heimischer Bauerngärten hat diese »Nigella damascena« sich in der österreichischen Sagenwelt als Gretl in der Stauden (neben dem Hansl am Weg) einen Namen gemacht. Allesamt sind in der Regel regionale Gewächse, die alles andere als selten sind – außer in klassischen Blumengeschäften. Der kleine, feine, persönliche Dekorations-, Geschenke-, Schöne-Sachen-Laden führt ganz bewusst im Sinne des natürlichen Naturkreislaufs Sonnenblumen nur im Sommer und Schneerosen nur im Winter. Einerseits sollen Blumen nicht um die ganze Welt gekarrt werden und andererseits geht es auch um das Licht. Gabbauer: »Das ist etwa in der Hochzeitsfloristik wichtig. Erstens sind Sonnenblumen im Winter teurer und zweitens bekommen Sie nur im Herbst die typischen schönen honiggelben Blätter, weil das Licht warm ist, während es im Frühjahr kalt ist.«

Ursula Gabbauer ist eine Quereinsteigerin. Aufgewachsen ist sie in der Katzianergasse gleich ums Eck, im gleichen Haus, wo auch der Dramatiker Wolfgang Bauer wohnte, der dem damaligen Teenager unzählige Zeichnungen nicht jugendfreien Inhalts zukommen ließ: »Ich hätte sie mir aufbehalten sollen, hatte aber Angst, dass mein

Vater sie findet.« Nach einem abgebrochenen Biologiestudium absolvierte sie ein Kolleg für Tiefbau an der HTL-Ortweinschule, bekam aber in der männerdominierten Branche keinen Job. Also jobbte sie wieder wie schon zu Studienzeiten im Gastgewerbe, ging auf Saison und blieb fast fünf Jahre in Tiroler Hotels, inklusive Rezeptionistenausbildung. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen, der Architekt in Graz ist und sie quasi heimholte. Ihr Job bei der Firma Lederleitner brachte sie auf den Geschmack, und so beschloss Ursula Gabbauer mit 40 Jahren Floristin zu werden. Sie holte die Lehre nach und 2021 die Meisterprüfung in Zwettl. Im Sinne von Regionalität und kurzen Wegen bezieht sie ihre Blumen möglichst direkt beim Produzenten, so vom Grazer Schnittblumenproduzenten Stefan Wallner, aber auch vom Großhändler Gebrüder Leitner in der Puchstraße und die Feldblumen von der »Blumenfarm« im Lavanttal. Die Mischung mit Feldblumen macht auch die Natürlichkeit ihrer Sträuße aus, allerdings sind diese typischen Bauerngärtenblumen schwer über den Großhandel zu bekommen. »Und die wenigen Marktfrauen, die noch Blumen verkaufen werden weniger, weil sich das niemand mehr antut«, so Gabbauer. Als dilettierender Blumenliebhaber lerne ich Folgendes: »Der Strauß ist das schwierigste Werkstück. Man beginnt mit nichts, man hat keine Form wie etwa bei einem Gesteck, wo das Gefäß die Form vorgibt.« Dann werden die Stiele geputzt und – jetzt kommt‘s – spiralförmig gebunden, »weil beides die Haltbarkeit eines Straußes enorm verlängert.« So verletzt nämlich der Bindfaden die Stiele nicht, die das Wasser zu den Blüten leiten. Gebunden wird er, damit die kürzeren Blumen nicht nach unten rutschen. Würde man die kürzeren Seitentriebe nicht verwenden, würde das den Strauß teurer machen. Tatsächlich, so Gabbauer, ist der Preis der Blume als Rohstoff in den letzten Jahren ohnehin um 40 Prozent gestiegen. Ziel der Meisterfloristin ist es im Übrigen, dass der Anblick eines Straußes genügt, um den Urheber zu erkennen.Die naturnahe Floristik von Ursula Gabbauer funktioniert in der Stadt wahrscheinlich besser als am Land: »Ich merke, dass die urbane Klientel wieder gern einfache Dinge haben will. Sei es aus Naturverbundenheit oder vielleicht aufgrund von Kindheitserinnerungen.« Man könne sich mittlerweile zwar bei Amazon&Co alles bestellen, aber die ganz einfachen Dinge wie Feldblumen eben nicht. Sollte uns das nicht zu denken geben? n

NWieder im Tourfieber

Über die Faszination einer legendären Großveranstaltung

Carola Payer macht sich bei der heurigen Tour de France vor Ort Gedanken zu diesem Spektakel

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

ach den Olympischen Spielen und der Fußballweltmeisterschaft ist die »Tour de France« eines der größten Sportereignisse der Welt. Sie ist das prestigeträchtigste Radrennen mit einer über hundertjährigen Geschichte. Alljährlich bewältigen 22 Teams mit je acht Radprofis fast 3.500 Kilometer und über 50.000 Höhenmeter während der ersten drei Wochen im Juli. 176 Teilnehmer befahren die schönsten Straßen Frankreichs in 21 Tagen und 21 Etappen. Ihre Gründung war ein Zufall. Im Jahr 1903 hatte Henri Desgrange, Chefredakteur des Magazins »L´Auto«, in einer seiner Redaktionssitzungen eingebracht, dass die Auflage der Zeitung gesteigert werden müsse. Einer seiner jungen Journalisten, Géo Lefèvre, (vielleicht aus der damaligen Generation Z ;) brachte die Idee ein, doch eine Radrundfahrt durch ganz Frankreich zu gestalten. Desgrange, selbst Radrennfahrer und französischer Straßenmeister mit einem Stundenrekord auf der Bahn von 1893, gefiel die Vorstellung dieses Abenteuers und des mögliche Geschäftsmodells. Voilà, die Tour de France war geboren. Die gewünschte Auflagenerhöhung wurde auch bereits nach der ersten Tour erreicht.

Faszinationsmix der Tour

Die Faszination der Tour de France für die Zuseher beruht auf mehreren Faktoren. Die lange Tradition und die berühmten Sieger erhöhen den Reiz des Rennens. Sie ist eine der härtesten sportlichen Herausforderungen. Die Fahrer müssen über drei Wochen hinweg enorme körperliche Anstrengungen bewältigen, was die Zuschauer beeindruckt und anzieht. »Wieder dabei sein« heißt für viele Fans, schon mehrere Tage vor den spektakulärsten Bergetappe anzureisen, um am Anstieg einen Parkplatz für ihr Wohnmobil zu finden. Tagsüber werden landschaftlich reizvolle Strecken erkundet und die Bergpässe der Region erklommen. Dazwischen freundet man sich mit Nachbarn am Straßenrand an. Langjährige Freundschaften zwischen Dänen, Deutschen, Holländern, Amerikanern, Australiern etc. sind keine Seltenheit. Die Tour führt durch unterschiedliche Landschaften und bietet eine Mischung aus flachen Sprints, hügeligen Mittelgebirgsetappen und anspruchsvollen Bergetappen in den Alpen und Pyrenäen. Diese Vielfalt macht das Rennen spannend und abwechslungsreich. Das Rennen ist oft von unerwarteten Wendungen, dramatischen Momenten und engen Entscheidungen geprägt. Schwierige Streckenabschnitte, Wetterbedingungen und taktische Manöver sorgen für Spannung und Unvorhersehbarkeit. Zuschauer genießen die spektakulären Kulissen, von den Feldern der Provence bis zu den hochalpinen Pässen. Viele Menschen verfolgen die Tour de France gemeinsam, sei es vor Ort am Streckenrand oder über die Medien. Diese Gemeinschaftserfahrung verstärkt das Erlebnis und macht es zu einem sozialen Ereignis. Die technologischen Entwicklungen im Radsport und die strategischen

»Die Tour de France ist zur eigenen großen Emotion geworden, die fasziniert.«
CAROLA PAYER
Fotos: Marija Kanizaj, Nike Payer

Überlegungen der Teams fügen eine zusätzliche Ebene der Faszination hinzu. Zuschauer, die sich für die Feinheiten des Sports interessieren, finden hier reichlich Diskussionsstoff. Die umfassende und oft emotionale Berichterstattung in den Medien, inklusive Live-Übertragungen, Hintergrundberichten und Expertenanalysen, verstärkt das Interesse und die Bindung der Zuschauer.

Markentreiber Tour de France

Die Tour de France zieht jedes Jahr Millionen von Zuschauern an, sowohl vor Ort entlang der Strecke als auch über Fernsehübertragungen und digitale Plattformen weltweit. Diese massive Reichweite bietet Sponsoren eine hervorragende Gelegenheit, ihre Marken einem großen und vielfältigen Publikum zu präsentieren. Rund ein bis zwei Stunden vor dem Fahrerfeld zieht eine Werbekarawane vorbei. Die »Karawane« besteht aus rund 180 Reklamefahrzeugen und hat sich als eigene Attraktion etabliert. Hostessen verteilen, ähnlich wie bei einem Karnevalsumzug auch, kleine Werbegeschenke an die Zuschauer in Form von Lebensmittel-Probierpackungen, Wasserflaschen, Taschen etc. Es gibt Zuschauer, die nur wegen dieser »Karawane« an die Strecke kommen. Der Kampf ums Werbematerial wird zum eigenen Wettbewerb. Die umfassende Berichterstattung in internationalen Medien (die Fernsehrechte wurden in über 190 Länder verkauft, rund 60 Sender berichten

live stundenlang von den Etappen), die sich über mehrere Wochen erstreckt, bietet Sponsoren eine langanhaltende Sichtbarkeit. Die Tour de France ist mit positiven Werten wie Ausdauer, Teamarbeit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit verbunden. Sponsoren können diese Werte nutzen, um ihr eigenes Markenimage zu stärken und sich positiv in den Köpfen der Konsumenten zu verankern. Die Tour spricht eine breite Zielgruppe an, von Sportbegeisterten und Radsportfans bis hin zu Familien und Naturliebhabern. Das perfekt organisierte Großereignis erzeugt eine starke emotionale Bindung bei den Zuschauern, was am Streckenrand spürbar ist. Viele Sponsoren streben daher langfristige Partnerschaften mit der Tour de France an, um ihre Marken kontinuierlich zu stärken und Vertrauen aufzubauen. Ziel ist eine feste Assoziation der Marke mit dem Event.

Erfolgsgeschichten von Sponsoren

Es gibt mehrere bemerkenswerte Erfolgsgeschichten von Sponsoren, die durch ihr Engagement bei der Tour de France, wie der Gründer, deutlich ihr Image und Erfolge steigern konnten. »LCL« (Le Crédit Lyonnais) ist seit 1981 der Hauptsponsor des Gelben Trikots, das an den Gesamtführenden der Tour vergeben wird. Diese lange Partnerschaft hat LCL eine immense Sichtbarkeit verschafft und das Unternehmen fest mit dem prestigeträchtigsten Trikot des Rennens verbunden. Die Marke LCL hat stark von der positiven Assoziation mit dem Gelben Trikot profitiert, was zu einer gesteigerten Markenbekanntheit und einem positiven Image führte. Skoda ist seit 2004 offizieller Sponsor und Fahrzeugpartner der Tour de France. Die Marke nutzt die Veranstaltung, um ihre Fahrzeuge einem breiten Publikum zu präsentieren und innovative Marketingkampagnen zu starten. Die kontinuierliche Präsenz bei der Tour de France hat Skoda geholfen, die Markenbekanntheit in wichtigen Märkten zu erhöhen. »Le Coq Sportif« ist seit 2012 der offizielle Ausrüster der Tour de France und stellt die Trikots für die verschiedenen Wertungskategorien bereit. Durch die Verbindung mit der Tour konnte sich die Marke im Sportbekleidungsmarkt neu positionieren. Die Partnerschaft hat Le Coq Sportif geholfen, ein Comeback im Sportbekleidungssektor zu feiern und ihre Produkte weltweit bekannter zu machen. »PMU« (Pari Mutuel Urbain), ein französischer Wettanbieter, war lange Zeit Sponsor des Grünen Trikots, das an den besten Sprinter der Tour vergeben wird. Diese Partnerschaft ermöglichte es PMU, sich stark mit dem populären Aspekt des Rennens zu verbinden. Die Verbindung mit der Tour de France hat PMU geholfen, ihre Marke zu stärken und ihre Bekanntheit insbesondere in Frankreich signifikant zu erhöhen. Dimension Data, ein IT-Dienstleistungsunternehmen, wurde offizieller Technologiepartner der Tour de France. Sie lieferten die Datenanalyse und die technischen Lösungen für das Rennen. Diese Partnerschaft hat Dimension Data geholfen, ihre Fähigkeiten in der Datenanalyse und im IT-Bereich einem globalen Publikum zu demonstrieren und ihre Marke als technologische Spitzenreiter zu positionieren.

Resümee

Ich persönlich verfolge heuer die Tour vom Etappenstartort Embrun aus. Genieße es, einzelne Etappenteile abzuradeln, am Streckenrand und im Startgelände Leute zu interviewen, was sie so fasziniert. Es kommen aber kaum rationale Gründe, egal ob begeisterter Rennradfahrer oder Sportler, Alte, Junge oder auch Kinder Die Tour de France ist zur eigenen großen Emotion geworden, die fasziniert. n

August Schmölzer ist

Sepp Oberdengler mit seiner Rundschau

Die Bauernschläue mancher Kollegen is super, aber eindeutig zu wenig für heutige Anforderungen an Politiker!

Liebe Steirer und Innen! Sepp Oberdengler begrüßt sie zur monatlichen Fazit-Rundschau. I frag Sie gar net mehr, wie es Ihnen geht. Einigen wir uns darauf, dass es einerseits sauhaß is und andererseits heftige Unwetter nerven. Die Wölt steht wie immer Kopf, aber darauf mag i net eingeh’n. Hätte mich die Opposition net so link aus dem Amt des Vizebürgermeister gedrängt, würd ich zur nächsten Wahl antreten, schon allein um manchem steirischem Politikerkollegen klar zu machen, dass wir es trotz aller Verschiedenheit nur gemeinsam schaffen können. Unser Land hätt’ es verdient. Unsere fleißigen Altvordern, unsere mutigen Politiker*innen der Vergangenheit hätten es verdient und letztlich wir Steuerzahler! Denn nur durch unser aller Leistungen ist das Steirerland dort, wo es heut steht! Aber nein, es geht halt nicht ohne sittliche Verwerfungen.

Der Selbstmord vom Christian Pilnacek ist menschlich eine Tragödie, aber eine unabhängige Kommission bestätigt: Manche Reiche und Politiker hatten einen Sonderstatus in den Justizermittlungen und Pilnacek wurde von Politikern bedrängt, es zu richten. A Zweiklassenjustiz is a Novum auch im korruptionsbegabten Österreich. Es gibt immer mehr Insolvenzen und Firmenpleiten. Ich hoffe, die Wirtschaftskammer prüft alle Corona-Förderungen, sodass überförderte Konkursler jetzt nicht mit der Kohle oposch’n. Und dass parteiübergreifend sich viele Politiker grad zukünftige Versorgungsposten für nach der Wahl zuschanzen, is nur noch widerlich. Muass des wirklich sein? Und da wundern wir uns, dass immer mehr Menschen Schreiern und Heilsversprechern vertrauen, anstatt zu erkennen, dass eine liberale Demokratie eben eine sehr komplexe Sache, aber der einzig gangbare Weg für eine friedliche und erfolgreiche Gesellschaft ist. Aber offensichtlich brauchen wir das, um zu begreifen, wie gut es uns bei allen Schwierigkeiten noch immer geht. Wir könnten alles schaffen, vielleicht

grad wegen unserer Verschiedenheit, sind aber zu stur, zu eitel und offensichtlich zu parteifixiert für das Gemeinsame. Und wenn schon einmal mutige Politiker mit Charisma und überdurchschnittlicher Intelligenz Verantwortung übernehmen, werden sie von eigenen Parteigängern angezweifelt. Sie seien zu intellektuell und zu volksfern. Die Bauernschläue mancher Kollegen is super, aber eindeutig zu wenig für heutige Anforderungen an Politiker.

Wir brauchen charismatische, gebildete Politiker in der Verantwortung für unser Land. Wir dürfen nicht nur im Jetzt leben, sondern müssen vorausdenken und Loch-auf-Loch-zu-Politik ist das Totengräbersystem nicht nur für die Wirtschaft. Politiker, die vorausdenken, mit denen man sich natürlich auch gemütlich beim Weinderl über Sport, Kunst und Kultur Wissenschaft sowie Familie austauschen kann. Denn Volksnähe heißt nicht Populismus, Saufen, Grölen oder Besserwissen, sondern Zuhören, Analysieren, Erkennen und, wenn möglich, Handeln. Und ja, Macht ist wichtig, um zu verändern, aber Macht um der Macht willen is abzulehnen. Es braucht Erneuerungen und geistigen Fortschritt, in allen Parteien und Politkadern, denn die Anforderungen an Politiker werden immer größer, das weiß mittlerweile jeder Gemeinderat. Und für mich gibt es nur die Form der liberalen Demokratie, alles andere sind Experimente, die uns schon in der Vergangenheit Zeit, viel Geld gekostet und viel Leid gebracht haben.

Es ist übrigens ein großer steirischet Politiker von uns gegangen. Der Ökonomierat und Landesrat Hans Seitinger. Wir haben uns gekannt, wir waren nicht immer einer Meinung, haben aber trotzdem gelacht und uns immer herzlich verabschiedet und auf ein Wiedersehen gefreut. In diesem Sinne, danke lieber Hans, sei dahin gegrüßt, wo immer Du nun auch bist.

Pfüat eich Gott, meine lieben Steirer und Innen. Bis zur nächsten Rundschau, herzlichst, Ihr Sepp Oberdengler

PS. Aufpassen! Der Teif’l schloft net!

Sie möchten Sepp Oberdengler im Radio hören? Immer zum Monatsende gibt es auf Radio Steiermark eine neue Folge. Auch als Podcast. Die aktuelle Programminformation finden Sie auf steiermark.orf.at

Ein Tischler mit höchstem Berufsausbildungsabschluss – der Meisterprüfung – ist Meister, der Elektrotechniker nicht. Auch die Frisörin ist Meisterin, der Masseur aber nicht. Obwohl alle eine gleichwertige Prüfung absolviert haben. Und es gibt sogar Berufe, die das Wort �Meister� in der Bezeichnung tragen, aber dennoch keine sind: Baumeister oder Holzbaumeister zum Beispiel. �Der Grund für diese auf den ersten Blick absurde Situation ist historisch gewachsen�, weiß Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk. Dass �seine� Sparte aus zwei Begriffen besteht, geht zurück bis in die Ständegesellschaft des Mittelalters. Damals schlossen sich Handwerker zu Zünften zusammen. Wer einen dieser Berufe ausübte, gehörte zum Handwerk, die anderen allgemein zum Gewerbe. Die Meister- und Befähigungsprüfung ist auch heute noch der höchste Berufsabschluss im Gewerbe und Handwerk: Sie steht seit 2018 im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) – einem achtstufigen Raster, das Ni-

Freut sich über die Anerkennung der Gewerbe-Berufe: Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk

Zum Meister befähigt

Traditionell gibt es den Titel �Meister� nur in klassischen Handwerksberufen. Im Gewerbe und Handwerk gibt es aber noch viel mehr Berufe, deren höchstmöglicher Abschluss nicht die Meisterprüfung, sondern die gleichwertige Befähigungsprüfung ist. Im Rahmen einer Novelle der Gewerbeordnung erfüllte sich jetzt ein langjähriger Wunsch zahlreicher Gewerbebetriebe: In 14 Berufen darf jetzt auch offiziell der Titel Meisterin bzw. Meister geführt werden.

veaus von Bildungsabschlüssen vergleichbar macht – auf Stufe 6 und entspricht dem Bachelor. 549 solcher Prüfungen wurden im Jahr 2023 erfolgreich abgelegt.

�Meisterbetrieb� jetzt möglich! Seit vielen Jahren setzt sich die Sparte Gewerbe und Handwerk für eine Angleichung ein, denn der �Meister� hat eine starke und emotionale Signalwirkung an Kundinnen und Kunden. �Der Meister steht für Kompetenz, für gewachsene Autorität im Beruf. Einem Meister kann man vertrauen!�, beschreibt Talowski die Bedeutung des Titels im Geschäftsleben. Betriebe tragen etwa auch das Gütesiegel �Meisterbetrieb� auf ihrem Firmenfahrzeug oder in der Korrespondenz – mit starker Werbewirkung. �Jetzt dürfen das auch Gewerbebetriebe, in denen diese 14 Berufe ausgeübt werden. Unser Engagement war erfolgreich!�, freut sich Talowski.

Meistertitel im Reisepass

Anfang Juli 2024 erfüllte sich im Rahmen

der GewO-Novelle der Wunsch der �Befähigten� nach der Führung des Meistertitels – auch als Teil des Namens, etwa so: �Mst. Herbert Mustermann� bzw. �Mst.in Gerda Musterfrau�. Künftig erlauben 14 �handwerksähnliche� Befähigungsprüfungen die Führung des Meistertitels in amtlichen Urkunden. Auch das Meistergütesiegel darf im geschäftlichen Verkehr verwendet werden. Betroffen sind die Berufe Elektrotechnik, Gas- und Sanitärtechnik, Kosmetik, Fußpflege und Massage, Bestattung, Kontaktlinsenoptik, Vulkaniseur, Büchsenmacher und Sprengungsunternehmen. �Auch der Brunnenmeister darf jetzt endlich ein ‚echter‘ Meister sein, auch wenn er den Meister schon immer im Namen getragen hat�, so Talowski. Auch Steinmetz- und Holzbaubetriebe dürfen sich �Meisterbetrieb� nennen. Die Gesetzesänderung tritt einen Monat ab Kundmachung in Kraft, also voraussichtlich Anfang September. Ab diesem Zeitpunkt ist es möglich, den Meistertitel bzw. das Meistergütesiegel zu führen.

Die begehrte Meister- und Befähigungsprüfung ist der höchste Berufsabschluss im Gewerbe und Handwerk.

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F otos:
Foto Fischer, Lunghammer)

Zu Gast bei Fazit

Die Wahlen zum europäischen Parlament sind geschlagen, die Europameisterschaft 2024 spielt sich nach dem Viertelfinale ihrem Ende zu (Sie sehen, ich schreibe zeitversetzt), im September steigen die Nationalratswahlen und letztlich finden im November dann die steirischen Landtagswahlen statt. Also genug Stoff für einen Kommentar, auch abseits der ganz großen traurigen Ereignisse, der Kriege vor der Haustüre in der Ukraine und in Palästina. Und dann noch ein etwas eigent(d)üm(m)licher Wahlkampf in den Vereinigten Staaten. Ich werde mich auf Europa und Österreich konzentrieren.

Die Wahlen zum Europäischen Parlament haben Erfolge der Rechtsaußenparteien gebracht. Das ist ein Widerspruch zur Idee einer europäischen Union. Was sollen Parteien, die in ihrer DNS den Nationalismus, auch Rassismus, Verachtung von Menschenrechten und Illiberalität, sowie Intellektualitätsablehnung als feste Bausteine haben, zu dieser Union schon beitragen, außer deren Zerstö-

Politik und Fußball

rung. Die EU dazu zu missbrauchen, nur als Festung gegenüber Menschen anderer ethnischer Abstammung zu dienen kann wohl nicht Zweck einer als liberal und tolerant verstandenen Gemeinschaft sein, die gemeinsames Handeln Egoismen gegenüber den Vorzug gibt und den Kompromiss als Ergebnis von Verhandlungen sieht.

Erfreulich ist, dass die tragenden Parteien eines gemeinsamen Europas noch immer die Mehrheit haben und sich im Grundsätzlichen zur Zusammenarbeit bekennen. Ich hoffe, dass diese Zusammenarbeit sich nicht in der Verteilung bestimmter Posten erschöpfen wird. Wichtig wird sein, an grundsätzlichen Positionen festzuhalten und nicht step by step dem Druck von rechts nachzugeben; weil man fälschlicherweise glaubt, damit Stimmen zu retten. Die wichtigste, wenn auch scheinbar unlösbare Aufgabe wäre, das Einstimmigkeitsprinzip auszuhöhlen. Die Blockademeister wie Ungarn leben davon und machen den Rest erpressbar. Nur so kann man an die großen Reformen und Aufgaben, wie stärkere gemeinsame Außenpolitik, Sicherheitspolitik und soziale Union herangehen. Österreich droht eine ähnliche Gefahr. Die Umfragen sind bekannt. Die FPÖ ist wohl eine der am meisten faschistisch geprägten Parteien Europas. Das einzige Mittel damit umzugehen, kann doch wohl nur in klaren Gegenpositionen liegen. Man muss diese Partei als das ansprechen, was sie ist, und die von vielen, auch politischen Kommentatoren zugeschriebene Maske einer harmlosen Protestpartei abnehmen und ihren Wählern sagen, mit wem sie sich da verbünden. Ich glaube hier ist das Bewusstsein vielfach noch nicht gegeben. Vor allem das Abrücken der ÖVP von ihrem christlichen und bürgerlichen Status macht die FP salonfähig. Vor allem in der Migrations- und Asylpolitik scheint kein Blatt Papier mehr zwischen beide Parteien zu passen. Sie scheinen in Sachen Inhumanität und Minderheitenfeindlichkeit einen Wettlauf zu veranstalten und merken nicht, dass sie die Ziellinie schon

passiert haben. Dass diese Politik auch Intellektualitätsfeindlichkeit nach sich zieht, kann der ÖVP durchaus schaden, da ein intellektuelles Bürgertum durchaus zu ihrem Klientel gehörte. Nur sogenannte Normalität als Kriterium von politischen Entscheidungen zu sehen, ist echter Rückschritt. Eine sich auf ihren eigentlichen Status besinnende ÖVP könnte gemeinsam mit einer schwächelnden, weil von inferioren Genossen Doskozil und Dornauer unter permanentem Querschuss stehenden SPÖ, die Basis für einen Neubeginn bilden.

Schließlich noch ein paar Worte zur Landtagswahl: Ich hoffe, dass der Steiermark am Ende des Tages ein blauer Erster erspart bleibt. Christopher Drexler hätte das Zeug, die Sache noch umzudrehen, wenn er von weiteren Anleihen an rechten Populismus absieht. Das bringt ihm nichts. Leider zeigt die SPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten mehr als deutlich, wie sehr sie mit dem zufrieden ist, was sie hat und er ist, dass mehr als ein zweiter oder dritter Platz nicht drinnen ist.

Und nun doch noch zurück zum Fußball: Niemand ist so gut, dass er sich sicher sein kann. Gut so, im Fußball und in der Politik. n

Dr. Kurt Flecker war Abgeordneter zum steirischen Landtag und Klubobmann seiner Partei (SPÖ), später auch Landesrat und Landeshauptmannstellvertreter sowie Landtagspräsident (bis 2010).

Sie erreichen den Autor unter redaktion@wmedia.at

„Grüne Nacht“ des Tourismus

Bereits zum 15. Mal folgten über 250 Gäste der Einladung der Steirischen Tourismus und Standortmarketing zur Grünen Nacht nach Graz-St. Peter. Partner aus Tourismus, Politik, Wirtschaft, und Kultur vernetzten sich über alle Branchen hinweg, genossen den herrlichen Sommerabend im Garten der STG, verkosteten regionale Köstlichkeiten von Saibling bis Zucchiniblüten auf Haubenniveau und ließen sich vom Grünen Herz literarisch inspirieren. LH Christoph Drexler, LRin Barbara Eibinger-Miedl und STG-GF Michael Feiertag stellten dabei das druckfrische Buch „Herz-Botschaften – Liebeserklärungen an die Steiermark“ vor, im dem über 50 „Botschafter mit Herz“ ihre Verbindung zu Steiermark in Interviews darlegen.

Leuchtturmprojekt zur Dekarbonisierung

Ein Forscherteam der Montanuniversität Leoben erstellt gemeinsam mit der Peking University und der RHI Magnesita eine Roadmap, um die Möglichkeiten von „Carbon Capture Storage (CCS)“ aufzuzeigen. Der Dekarbonisierung industrieller Prozesse durch Speicherung von CO2 im Untergrund kommt entscheidende Bedeutung im globalen Management der Klimakrise zu. Lösungsansätze für das Werk der RHI Magnesita in Chizhou, Anhui Provinz, China, stehen im Fokus des Leuchtturmprojektes „AbateC“, das im Rahmen der FFG-Initiative Tecxport mit dem Schwerpunkt Energiewende in Kooperation mit dem chinesischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie zur Förderung ausgewählt wurde. Insgesamt wird das FFG-Projekt mit 1,15 Mio. Euro gefördert.

Kurz & News

Abschluss für Kulturstrategie 2030

Auf Initiative von LH Christopher Drexler wurden seit Sommer 2021 in einem breit angelegten Prozess kulturpolitische Leitlinien für die Steiermark erarbeitet. Im „Gatto im Museum“ wurde am 3. Juli bei die Arbeit der Fokusgruppenmitglieder gewürdigt. „In den vergangenen Monaten haben die Fokusgruppen intensiv überlegt, diskutiert und in den Handlungsfeldern Herausforderungen und offene Wege beschrieben. Die Ergebnisse werden nun in einem letzten Schritt in einen Maßnahmenkatalog münden. Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern, die mitgewirkt und geholfen haben, die Zukunft der steirischen Kultur auf breite Beine zu stellen − für die Bereitschaft und das Engagement danke ich jeder und jedem einzelnen“, so LH Drexler.

Projekt zur Unfallforschung bei Kindern

Im Forschungsprojekt KISIMO haben Ernst Tomasch vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz und Bettina Schützhofer vom verkehrspsychologischen Institut „sicher unterwegs“ kinematische Modelle für Kinder im Volksschulalter erstellt, die typische Werte der Beschleunigung, Geschwindigkeit, Reaktionszeit und die zum Stehenbleiben benötigte Strecke umfassen. „Anders als Erwachsene können Kinder bis zu einem gewissen Alter eine begonnene Bewegung nicht einfach unterbrechen“, erklärt Schützhofer. Daher brauchen sie im Straßenverkehr mehr Zeit und mehr Strecke, bis sie stehenbleiben können. Ein zentrales Ergebnis dabei: Unabhängig vom Alter brauchten rennende Kinder rund 1,8 Meter, um zum Stehen zu kommen.“

KAGes Summer School für Medizinstudenten

In Kooperation mit der Med Uni Graz fand heuer von 8. bis 12. Juli wieder die KAGes Summer School für 30 begeisterte Medizinstudenten und Medizinstudentinnen statt. Das fünftägige Programm bot den fortgeschrittenen Studierenden eine breite Palette an Lehrveranstaltungen – von interaktiven Vorträgen bis hin zu praxisnahen Hands-on-Workshops im derzeit aufgrund von Umbau- und Sanierungsarbeiten ins Facharztzentrum Hörgas übersiedelten Medizinischen Simulations- und Trainingszentrum der KAGes. „Die interaktiven Trainings und Vorträge wurden auf die Bedürfnisse des medizinischen Alltags zugeschnitten, um eine umfassende und anwendungsorientierte Ausbildung zu gewährleisten“, betont KAGes-Vorstands-Vors. Gerhard Stark.

Fotos: Foto Fischer, Tetiana Kravchenko / Abdobe Stock, Sophie Ederer

Eröffnung der neugestalteten Neutorgasse

Passend zum Schulschluss war es am 5. Juli so weit: Ein weiterer Bauabschnitt im Rahmen der Innenstadtentlastung ist finalisiert und die Neutorgasse wurde für den Verkehr freigegeben. Grund genug, um gemeinsam mit den Betrieben aus dem Neutorviertel und La Strada Graz die bunte Vielfalt des Neutorviertels zu feiern.

Das Neutorviertel geht mit der Fertigstellung der Neutorgasse in die nächste Umsetzungsphase. So wird die Kaiserfeldgasse ab der Neutorgasse bis zur Herrengasse bereits heuer im Juli zur Begegnungszone. Bis zur baulichen Sanierung der Baumstandorte und Anpassung der Oberflächen im Frühjahr 2025 wird eine temporäre Gestaltung als sogenannte Testphase umgesetzt. �Als Land Steiermark ist es uns, gemeinsam mit allen Partnern, gelungen, den öffentlichen Verkehr auf ein neues Level zu heben. Bester Beweis dafür ist der Straßenbahn-Ausbau in Graz, zu dem wir als Land erstmals in der Geschichte 40 Millionen Euro beisteuern�, erklärte Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang.

Historisches Projekt für die Innenstadt Auch Bgm.in Elke Kahr freut sich: �Nach eineinhalb Jahren Bauzeit ist eine wichtige Etappe geschafft. Die Neutorgasse wertet die gesamte Innenstadt auf und die Innenstadt wird künftig für alle, die in Graz leben oder zu Besuch kommen, noch besser erreichbar. Der öffentliche Verkehr wird flotter, Geschäfte und Lokale sind besser angebunden. Ich danke allen, die in den vergangenen eineinhalb Jahren an diesem Ziel gearbeitet haben.� Stadtbaudirektor Bertram Werle ergänzt: �Dieses historische Straßenbahnprojekt im Herzen der Grazer Innenstadt birgt enorme Chancen für das Neutorviertel. Wir stehen mitten im Planungsprozess für mehr Aufenthaltsqualität und Grünraum. In der Kaiserfeldgasse setzt die Stadt ein weiteres Zeichen: Die Begegnungszone, die seit vielen Jahren von zahlreichen Unternehmern gewünscht wurde, wurde heute im Abschnitt Neutorgasse bis Herrengasse eröffnet.�

FG-Obfrau der Fachgruppe der persönlichen Dienstleister Kurz im Gespräch mit

Worum handelt es sich beim Qualitätssiegel �Berufliche Sorgfalt� der Persönlichen Dienstleister für Humanenergetiker?

Das Qualitätsmanagement-Programm �Berufliche Sorgfalt� wurde 2021 österreichweit für Humanenergetiker ins Leben gerufen. Mit diesem Programm erweitern unsere Mitglieder ihr Wissen zu gesetzlichen Grundlagen, zum sorgsamen Umgang mit Kunden bis hin zu wirksamer Werbung. Gleichzeitig machen wir damit die Bedeutung unserer Berufsgruppe sichtbar. In der Steiermark haben schon 436 Mitglieder das Siegel erhalten. Aufgrund des großen Erfolges wird �Berufliche Sorgfalt� demnächst auch auf andere Berufszweige ausgerollt.

Wie hoch sind die Förderungen für berufsbegleitende Ausbildungen?

Eine gute Ausbildung und eine regelmäßige Weiterbildung sind uns ein großes Anliegen und die Grundsteine, um am Markt bestehen zu können. Wir unterstützen unsere Mitglieder im Jahr mit bis zu 500 Euro, wenn sie eine Grundausbildung lt. den vorliegenden unverbindlichen Ausbildungsempfehlungen nachweisen können und sich weiterbilden bzw. wenn sie eine Grundausbildung abschließen.

Was umfasst das Kursangebot für Mitglieder �wîse up − digitale Lernplattform�?

�Wîse up� ist eine digitale Aus- und Weiterbildungsplattform mit zahlreichen Lernangeboten für die verschiedensten Berufsgruppen. Für den Bereich der EPU wurde ein spezielles Lernangebot in Form von Webinaren u.a. zu Fragen, die im Bereich Gründung, aber auch im laufenden Geschäft auftreten, zusammengestellt. Heuer unterstützen wir die Mitglieder unserer Fachgruppe in Kooperation mit der WKO Steiermark und übernehmen die Wîse-up-Zugangskosten für ein Jahr.

Gemeinsamer Banddurchschnitt mit (v.l.) StR Manfred Eber, Holding-CEO Wolfgang Malik, Bgm.in Elke Kahr, LH-STV. Anton Lang, Bgm-Stv. Judith Schwentner, Stadtbaudirektor Bertram Werle und Holding-Vorstand Mark Perz

Die besten Lehrlinge bekamen bei der Abschlussgala die begehrten gläsernen StyrianSkills-Trophäen überreicht.

StyrianSkills 2024: Vorhang auf für die Lehre

Die Lehre als Startschuss in eine tolle Karriere: Die Siegerinnen und Sieger der StyrianSkills 2024, der steirischen Lehrlingswettbewerbe, bewiesen erneut die breite Palette an Können und Know-how im heimischen Fachkräftenachwuchs.

Bei der großen Abschlussgala bei der feierlichen Verleihung der gläsernen „StyrianSkills“-Trophäen am 1. Juli standen die besten Lehrlinge der Steiermark auf der Bühne des Europasaals in der Wirtschaftskammer. Über 700 Jugendliche hatten an den 47 Bewerben teilgenommen, sie kommen aus den Sparten Gewerbe und Handwerk, Tourismus, Handel, Transport und Verkehr, Industrie sowie − eine Premiere − Bank und Versicherung.

Duale Ausbildung gegen Fachkräftemangel

Die einzigartige duale Ausbildung gilt als wirksames Mittel gegen den anhaltenden Fachkräftemangel. Die Unternehmen suchen top ausgebildete junge Menschen, was eine abgeschlossene Lehre zur Eintrittskarte für einen Top-Job macht: „Mit den richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann man auch herausfordernde Zeiten gut überstehen“, betonte WKO-Präsident Josef Herk. Er lobte die Leistungen der jungen Gewinnerinnen und Gewinner: „Da braucht es keine falsche Bescheidenheit! Ihr habt etwas Hervorragendes geleistet. Wir sind stolz auf eure Erfolge bei den StyrianSkills, den AustrianSkills, EuroSkills und WorldSkills.“ Die WorldSkills finden heuer im September in Lyon statt: 47 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus Österreich, davon 12 aus der Steiermark.

Als „Zukunftsaktie“ für die Steiermark bezeichnete LRin Barbara Eibinger-Miedl die jungen Menschen, die eine Lehre absolvieren: „Sie sind nicht nur die Zukunft für den Wirtschaftsstandort, sondern für das gesamte Land.“ Den gut gefüllten Europasaal sah sie als „starkes Signal für die breite Wertschätzung unserer dualen Ausbildung“. Und sie richtete sich an die Preisträgerinnen und Preisträger: „Ich gratuliere euch herzlich zu diesen Leistungen − die Steiermark braucht euch!“�

Hohe Arbeits- und Energiekosten belasten Wirtschaft

Die konjunkturelle Abwärtsspirale kann auch zur Jahresmitte noch nicht durchbrochen werden. Im Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark wird das Wirtschaftsklima weiterhin als äußerst frostig eingestuft.

Davon zeugen die Saldenwerte sowohl beim aktuellen Ist-Stand als auch bei den Erwartungen. WKO-Präsident Josef Herk und Dir. Karl-Heinz Dernoscheg fordern von der Politik „Taten statt Worte“, vor allem, was die Lohnnebenkosten und die Einführung einer Energiepreisbremse betrifft.

Angespannte weltwirtschaftliche Situation

Für die heimische Wirtschaft bleiben die Zeiten herausfordernd. Hohe Arbeitskosten und der in vielen Branchen akute Fachkräftemangel sorgen angesichts der angespannten weltwirtschaftlichen Situation für ein weiterhin frostiges Wirtschaftsklima im Steirerland − das zeigt das aktuelle Wirtschaftsbarometer deutlich auf: 61,5 % der 722 befragten Unternehmerinnen und Unternehmer melden in dieser großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark eine weitere Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation zurück, während nur 6,6 % eine Entspannung feststellen − ergibt unterm Strich einen Negativsaldo von -54,9 Prozentpunkten. Auch in Bezug auf die zweite Jahreshälfte sehen nur wenige Unternehmen Licht am Ende des Tunnels (8,0 %), der Großteil (50,5 %) zeigt sich pessimistisch in den Erwartungen. „Eine nachhaltige Besserung oder gar ein baldiger Aufschwung ist allerdings nicht in Sicht“, mahnt WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk.

„Die Situation ist und bleibt ernst, die Herausforderungen sind groß. Es braucht endlich entschiedene Taten, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu stärken. Konkret brauchen wir eine Entlastung der Unternehmen, speziell was die Kosten für Arbeit, aber auch für Energie betrifft“, betonen Herk und Dernoscheg. Darüber hinaus gelte es, seitens der Politik rasch und entschieden Impulse zu setzen, etwa durch die Wiedereinführung einer Investitionsprämie.�

WKO-Präsident Josef Herk und Dir. Karl-Heinz Dernoscheg fordern angesichts frostiger Konjunkturaussichten von der Politik eine Entlastung des Faktors Arbeit und der Unternehmen generell.

SPAR-Vielfaltspreis für Naturschutzideen

Insgesamt haben heuer 47 Maturanten und Maturantinnen aus ganz Österreich ihre VWAs für den SPAR-Vielfaltspreis zur Rettung der Artenvielfalt eingereicht.

SPAR-Vorstand Markus Kaser überreichte die Auszeichnungen an die bundesweite Gewinnerin Martina Hasiba (3. v. li.) und die Zweitplatzierte Mira Lucia Hager (2. v. li.).

26 Großprojekte

Unter den Preisträgern waren drei junge Nachwuchsforscher aus der Steiermark – darunter die österreichische Gesamtsiegerin Martina Hasiba: Die Gewinnerin überzeugte die Jury mit ihrer herausragenden Arbeit zum Thema �Nutzen, Gefährdung und Schutz von Wildbienen�. Den zweiten Platz in der Steiermark sicherte sich Mira Lucia Hager, die sich mit den Auswirkungen der Klimaerwärmung auf den Wald beschäftigte. Der Drittplatzierte, Noah Sembacher, thematisierte die Biodiversität in der pazifischen Unterwasserwelt.

Neuer Einreichrekord

Gemeinsam mit den Preisträgern aus ganz Österreich kamen die Bundes-Siegerin Martina Hasiba sowie die steirische Zweitplatzierte Mira Lucia Hager mit Familie und Betreuungslehrerin zur Zeremonie nach Wien. In der würdigen Kulisse des Bildungsministeriums wurde von SPAR-Vorstand Markus Kaser mit Hausherr Markus Benesch (BMBWF, Gruppenleiter) und der Experten-Jury (SPAR Bienenrat) der Vielfaltspreis übergeben. Positiv beeindruckt zeigte man sich nicht nur vom Einreichrekord, sondern vor allem von der hohen (vor)wissenschaftlichen Qualität und den aufwändigen Praxisteilen der eingereichten VWAs.

Engagement und Begeisterung

Auch Christoph Holzer, SPAR-GF Steiermark und südl. Burgenland, zeigt sich beeindruckt: �Wir bei SPAR sind der festen Überzeugung, dass es wichtig ist, jüngeren Menschen – besonders in Bezug auf Klimaschutz, Artenvielfalt und Biodiversität – eine Stimme zu geben. Auch heuer gab es wieder die meisten Einreichungen aus der Steiermark. Es ist schön zu sehen, dass die steirischen Jugendlichen hier so viel Engagement zeigen und sich mit diesen wichtigen Themen beschäftigen. Ich gratuliere den Gewinnern sehr herzlich und wünsche für ihren weiteren Bildungs- und Lebensweg alles Gute.�

Fahrrad-Infrastruktur BEWEGT

 In Umsetzung:

Feldbach, Wildon, Trofaiach, Gratkorner Becken, Kleinregion Hartberg, Fürstenfeld, Bruck/Mur, Radregion Weiz, Kleinregion Gleisdorf, Leoben, Zentralraum Leibnitz, Radoffensive Graz 2030, Bad Radkersburg, Fehring, Murau-Murtal, GU-Süd

 Vor Umsetzung:

GU6, Kernraum Voitsberg, Region Deutschlandsberg, Mürzzuschlag, Region Steirisches Salzkammergut, Frohnleiten, Region Mureck-Deutschgoritz, Teilregionale Zentren Südweststeiermark Teil 1

 In Planung und Vorbereitung:

Region Kapfenberg, Liezen, Teilregionale Zentren Südweststeiermark Teil 2 und 3

facebook.com/SteiermarkRadmobil

Bilanz der Styriarte 2024

Die Styriarte 2024, die unter dem Motto

�Die Macht der Musik� stand, bestand aus 35 Projekten, die in insgesamt 57 Vorstellungen über die Bühne gingen. Dazu kam eine Vorstellung mit fünf verschiedenen Bands im jungen Projekt

�Volxmusik spezi� .

Besonders angetan waren die Besucher vom neuen Leitprojekt der Styriarte, dem ersten Teil der �Attems Saga�, die über mehrere Tage das Publikum in einem sinnlichen Miterleben in das Graz anno 1750 anlässlich des historischen Besuchs von Kaiserin Maria Theresia zurückversetzte. �Konzerte anders denken� – das beherzigte die Styriarte 2024 auf vielfache Weise. Sehr beeindruckend gelang das dem Orchester Art House 17 unter Michael Hell, das Claudio Monteverdis große Oper �L’Orfeo� gemeinsam mit der ukrainischen Sandmalerin Natalia Moro zu einer märchenhaften Show umformte. Auch Weltstars hatte die Styriarte 2024 reichlich zu bieten, vom legendären Styriarte-Stammgast Jordi Savall über den glamourösen Organisten Cameron Carpenter bis hin zum Tastengenie Pierre-Laurent Aimard und den großen Namen der Alte-Musik-Szene, Sopranist Bruno de Sá, Blockflötenqueen Dorothee Oberlinger und dem Oboisten und Dirigenten Alfredo Bernardini, der die Styriarte 2024 am 21. Juni mit Händels titelgebendem Oratorium �Das Alexanderfest oder: Die Macht der Musik� eröffnet hatte. Die ORF-Klangwolke brachte das Dvořák-Konzert auf zahlreiche Großleinwände im ganzen Land.

Beeindruckende Verkaufszahlen

Von 31.500 Karten im Angebot konnten annähernd 29.300 abgesetzt werden, was einer Auslastung von fast 93 % entspricht. Die Bruttoeinnahmen liegen bei 1,2 Mio. Euro und damit im Plan. Die Styriarte wird nach Ansicht der Veranstalter diesen erfolgreichen Weg eines Festivals, das ganz nah am Puls seines Publikums kluge und fröhliche Veranstaltungsformate entwickelt und umsetzt, auch in Zukunft fortsetzen. Mit wieder ganz neuen Ansätzen vom 20. Juni bis 20. Juli 2025, wenn es heißt: �Raum und Klang�. �

Wiener Städtische Steiermark auf Erfolgskurs

Die Wiener Städtische Versicherung in der Steiermark erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 ein sehr erfolgreiches Ergebnis. Diese dynamische Entwicklung konnte im 1. Quartal 2024 nahtlos fortgeführt werden.

Besonders positiv war dabei die Entwicklung in der Schaden-/ Unfallversicherung und in der Gesundheitsvorsorge. Die Prämieneinnahmen in der Schaden-/Unfallversicherung stiegen auf 84,0 Mio. Euro (plus 9,8 %) und in der Krankenversicherung auf 21,0 Mio. Euro (plus 9,7 %). Die Lebensversicherung zeigte mit einem Volumen von 43,8 Mio. Euro ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung (plus 3,0 %). In Summe verzeichnet die Wiener Städtische Steiermark in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 Prämieneinnahmen in Höhe von 149 Mio. Euro, was einem Plus von 7,7 % entspricht. �Wir sehen in der Steiermark nach einem sehr erfolgreichen Jahr 2023 auch heuer eine sehr positive Entwicklung. Nach wirtschaftlich herausfordernden Jahren bemerken wir eine Bewusstseinsänderung in Richtung eines verstärkten Absicherungsund Vorsorgebedürfnisses�, sagt Landesdirektor Michael Witsch.

Neue Mitarbeiter gesucht

Neben einem zunehmenden Bedürfnis nach Sicherheit sind auch die Auszahlungen für Schäden und Leistungen an Kunden weiterhin hoch. So hat alleine die Wiener Städtische Steiermark im ersten Quartal 2024 Tag für Tag Leistungsauszahlungen von rund 1,7 Mio. Euro an ihre Kunden vorgenommen. Zurückzuführen ist dies auch auf eine hohe Schadensinflation, was die Reparaturkosten im Kfz- sowie im Haushalts-Eigenheim-Bereich, der Industrie und im Gesundheitsbereich betrifft. Nicht nur die Geschäftsentwicklung gibt Grund zur Freude: Aktuell sind in der Steiermark 315 Mitarbeiter tätig, 225 davon im Versicherungsvertrieb. Und: Die Landesdirektion will weiterwachsen. Aufgrund eines anstehenden Generationenwechsels werden bis Jahresende 20 Personen gesucht, die das Team verstärken. �

Landesdirektor Michael Witsch (li.) und Generaldirektor Ralph Müller präsentieren eine erfreuliche Bilanz der Wiener Städtischen Versicherung in der Steiermark.

Der spanische Stardirigent Jordi Savall absolvierte gleich fünf Konzerte bei der diesjährigen Styriarte.
Foto: Margit Kundigraber

Georg Wöls setzt Drohnen- und Satellitentechnologie für Vitalitätsprüfungen des heimischen Waldes ein.

Digitalisierung und Drohnen helfen der Landwirtschaft

In der Land- und Forstwirtschaft kommen zunehmend digitale Werkzeuge zum Einsatz. Sie tragen entscheidend dazu bei, die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu steigern und eine sichere Lebensmittelversorgung zu gewährleisten.

Bei der diesjährigen Woche der Land- und Forstwirtschaft vom 21. Juli bis 28. Juli stand die vielfältige Leistungskraft durch den Einsatz von Technik im Einklang mit der Natur im Mittelpunkt. „Wir zeigen, wie die Land- und Forstwirtschaft wirklich ist, fernab von idyllischen Werbespots, und wie Bäuerinnen und Bauern technische Innovationen für eine wettbewerbsfähige, nachhaltige sowie umweltfreundliche Produktion und mehr Tierwohl nutzen“, betont LK-Präs. Franz Titschenbacher.

Versorgungsleistung steigt weiter Trotz rückläufiger Anzahl der Betriebe steigt die Produktivität der Landwirtschaft ständig, was sich vor allem in der Versorgungsleistung zeigt. Dazu Präsident Franz Titschenbacher: „Während im Jahr 2000 ein Landwirt 61 Steirerinnen und Steirer ernährt hat, sind es aktuell bereits 100. Unglaublich, das ist fast eine Verdoppelung in nur 20 Jahren.“ Gleichzeitig gelingt es der heimischen Land- und Forstwirtschaft trotz stetigem Bevölkerungswachstum und weniger landwirtschaftlichen Betrieben, die Selbstversorgung stabil zu halten, sodass in den meisten Sparten eine Abdeckung mit Grundnahrungsmitteln in jedem Fall gewährleistet ist.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten Fütterungsroboter versorgen die Rinder mit Futter und Melkroboter übernehmen das Melken, liefern weiters wichtige Daten

Vizepräsidentin Maria Pein

�Digitalisierung und Innovationen stärken die Wettbewerbsfähigkeit der bäuerlichen Betriebe.�

über die Milchqualität sowie Tiergesundheit. Vermehrt zum Einsatz kommen Sensoren: Veränderung des Fress- und Bewegungsverhaltens oder der Körpertemperatur werden ausgewertet und lassen Rückschlüsse auf Krankheitssymptome zu. Satellitengesteuerte Spurführung mit RTK-Satellitentechnik (Real-Time Kinematic) ermöglicht bei der Arbeit am Acker eine zentimetergenaue Führung des Traktors und verhindert Bodenverdichtungen sowie Erosionen. Mit dem digitalen Tool der „Dynamischen Waldtypisierung“ wiederum können die Wälder durch intelligente Durchforstung und Auspflanzung robusterer Baumarten klimafit gehalten werden.

Interesse der Landwirte ist groß Laut einer repräsentativen KeyQuest-Befragung haben mehr als zwei Drittel Interesse an Weiterbildungen und Kursen zu digitalen Technologien und 59 Prozent sind an einer persönlichen Beratung interessiert. Die größten Hemmnisse stellen die Kosten – Anfangskosten und laufende Kosten – dar. „Gerade für die kleinstrukturierte steirische Land- und Forstwirtschaft ist es wichtig, Betriebe vor teuren und unnötigen Investitionen von moderner, digitaler Landtechnik zu bewahren. Daher geben die Beratungskräfte der Landwirtschaftskammer einen guten vergleichbaren Überblick über Systeme, die bereits im relevanten Einsatz sind – von Lenksystemen über Robotik bis hin zu Sensoren“, betont Kammerdirektor Werner Brugner.

Präsident Franz Titschenbacher

�Ein solides Grundwissen ist eine entscheidende Voraussetzung, um neue Technologien in der Landund Forstwirtschaft zu nutzen.�

Kammerdirektor Werner Brugner

�Die Landwirtschaftskammer unterstützt die Betriebe beim Einsatz von digitalen Werkzeugen.�

25 Jahre Strom aus Wind am Plankogel

Das Windrad Sommeralm/Plankogel feiert sein 25-jähriges Jubiläum. 1999, zu einer Zeit, als Windenergie in der Steiermark noch als unmöglich galt, wurde die Anlage feierlich eröffnet und wurde somit zur ersten Windkraftanlage der Steiermark und höchstgelegenen netzgekoppelten Anlage Europas.

Trotz der Herausforderungen gelang es der Almwind Energie GmbH mit Robert Santner und Peter Stanzer, das ambitionierte Projekt mit Unterstützung der Almbauern erfolgreich umzusetzen. Die Windkraftanlage produzierte jährlich 1.000 Megawattstunden, bis sie 2016 aufgrund eines massiven Blitzeinschlages außer Betrieb genommen werden musste. Doch das Ende dieses Kapitels markierte den Beginn eines neuen. 2020 startete die Energie Steiermark die Revitalisierung der Alt-Anlage. Nach umfangreichen Arbeiten konnte 2022 ein neues Hochleistungs-Windrad in Betrieb genommen werden. Mit einer Gesamthöhe von 180 Metern und einer Leistung von 3,6 Megawatt verzehnfacht das neue Windrad die Erzeugung des ehemaligen und versorgt so über 3.000 Haushalte in der Almenland-Region mit grünem Strom.

Ausbau nachhaltiger Energie

Die 25-Jahr-Feier ist ein Meilenstein, der die Bedeutung erneuerbarer Energien in der Steiermark unterstreicht. �Das Almenland hat sich als Vorzeigeregion erneuerbarer Energien etabliert�, erklärte das Energie-Steiermark-Vorstandsduo Christian Purrer und Martin Graf. �Die Windkraftanlage Sommeralm/Plankogel ist ein Musterbeispiel für eine nachhaltige Regionalentwicklung, wenn sich alle Verantwortlichen ihrer Aufgabe bewusst sind und auch dementsprechend handeln�, so Robert Santner einer der Windkraft-Pioniere der Almwind Energie GmbH. �Die Steiermark ist unter den alpinen Bundesländern Windkraft-Spitzenreiterin –darauf sind wir sehr stolz. Bis 2030 sollen sich 250 Windräder in unserem Land drehen, die für leistbare, sichere und nachhaltige Energie sorgen�, betonte Umwelt-Landesrätin Ursula Lackner in Vertretung für LH-Stv. Anton Lang. �

Gady und Saubermacher feiern Partnerschaft

Die Gady Family gehört zu den Ikonen der steirischen Wirtschaft. Seit knapp 90 Jahren bewegt das südsteirische Familien- und Traditionsunternehmen mit Firmensitz in Lebring Mensch und Maschine. Für die fachgerechte Entsorgung zeichnet seit über 30 Jahren die Firma Saubermacher verantwortlich.

Der Umweltpionier kümmert sich in acht Filialen in der Süd- und Südoststeiermark sowie in Graz um die Abholung und Verwertung von Gewerbemüll, Kunststoffverpackungen, Altpapier und Kartonagen. Aber auch Sonderabfälle wie Reifen und Windschutzscheiben, Batterien, Airbag-Module, Spraydosen und ölverunreinigte Betriebsmittel fallen in den Zuständigkeitsbereich. Letztere werden im Saubermacher Hightech-Recyclingzentrum in Premstätten unter strengsten Umweltstandards verarbeitet. Die gute Nachricht: Mehr als 70 Prozent aller bei Gady anfallenden Abfälle können bereits recycelt werden. Eigentümer und GF Philipp Gady erklärt: �Es ist uns eine große Freude, mit einem Vorzeigeunternehmen der Steiermark, Österreichs und über die Grenzen hinaus eine so vertrauensvolle Partnerschaft zu pflegen.�

Nachhaltige Lösungen für mehr Kreislaufwirtschaft Ein weiteres Plus: Bereits ein Drittel aller Abfalltransporte führt Saubermacher gemeinsam mit weiteren Partnern klimaschonend mit HVO-Diesel durch. Auch immer mehr E-LKW sind im Einsatz. Im Burgenland und in Niederösterreich ist Saubermacher ebenfalls für Gady in den dazugehörigen Autohäusern Kohla-Strauss und Bierbaum unterwegs. Seit einem Jahr unterstützt Saubermacher über die Battery Services GmbH nicht nur bei der Entsorgung von E-Auto Batterien, sondern mit Ausrüstung und Know-How auch bei der sicheren temporären Zwischenlagerung beschädigter Einheiten. Als Zeichen für die langjährige Partnerschaft wurde am Hauptsitz in Lebring ein Rotahorn-Baum gesetzt. Er steht symbolisch für über 30 Jahre Vertrauen und Partnerschaft. �

(v.l.n.r.): Vorstandssprecher Christian Purrer, Bgm. Manfred Straßegger (St. Kathrein am Offenegg), LRin Ursula Lackner, Peter Stanzer und Robert Santner (Almwind Energie GmbH)
(v. li.) Drei Jahrzehnte Partnerschaft: Saubermacher-Gründer Hans Roth, Umweltbotschafterin Sarah Puntigam, Ingrid Gady und GF Philipp Gady
Foto: pixelmaker

& Seebühne� des ORF Steiermark

Die „Hör- & Seebühne“ im Park des ORF Landesstudios in Graz ist seit mehr als 35 Jahren Plattform herausragender heimischer Literatur und Musik. Der ORF Steiermark lädt auch heuer an Donnerstagabenden im Juli und August zu stimmungsvollen Stunden an den Funkhausteich ein. Mit einem vielfältigen und hochkarätigen Programm: Arrivierte wie junge Schriftsteller und Schriftstellerinnen präsentieren ihre Neuerscheinungen oder lesen aus noch unveröffentlichten Texten; exzellente Musiker und Musikerinnen sorgen für die klangvolle Begleitung. Den Auftakt der Veranstaltungsreihe mit dem „Hör- & Seebühne“-Abend am

25. Juli gestalteten Helwig Brunner, Lisa Schantl und Wolfgang Pollanz sowie die OSTstyrian Rhythm Section. Brunner las aus seinem neuen Roman „Flirren“, dessen Protagonist Leonhard aus der Zukunft die vielen Verwerfungen erforscht, die zur nahezu endgültigen Zerstörung der Menschen und der Erde geführt haben. Lisa Schantl hüllte passend dazu die Natur in neue Gedichte: „Ich wünsche mir Wurzeln und Zeit, und lege mein Ohr an die Erde“ und Wolfgang Pollanz versammelte in seinem Text „Alle meine Tiere“. Als musikalische Begleitung erklang das grandiose Austrian Songbook von Lukas Meißl. �

Die Musikgruppe OSTstyrian Rhythm Section untermalte klanglich den Auftakt der Veranstaltungsserie im Park des ORF-Landesstudios.

Das „Hör- & Seebühne“Programm 2024:

1. August: Evelyn Schalk, Amena Karimyan, Stefan Schmitzer. Musik: Chuck LeMonds

8. August: Günter Eichberger (zweistimmig gelesen mit Barbara Horvath), Alexander Micheuz. Musik: Johnny Batard

15. August: Slam Poetry mit Christine Teichmann, Elif Duygu, David Friedrich, Yannick Steinkellner. Musik: Resi Reiner

22. August: Maria Hofer, August Schmölzer. Musik: Babsea

29. August: Valerie Fritsch, Florian Dietmaier. Musik: Coinflip Cutie

Ort: Beim Funkhausteich im ORF-Park, Marburger Straße 20, 8042 Graz. (Bei Schlechtwetter im Landesstudio). Die Veranstaltungen starten in diesem Jahr jeweils um 19.00 Uhr (neue Beginnzeit). Eintritt frei!

Liebe! Und kein Hass

Die Gedenkstätte Bretstein im steirischen Bezirk Murtal, errichtet auf den Überresten eines »Nebenlagers« des Konzentrationslager Mauthausen, erinnert heute an die grausamen Schicksale und die Ermordung der hier in der Zeit des Nationalsozialismus inhaftierten Menschen, überwiegend Spanier und Zeugen Jehovas. Im Jahr 2002 legte der Religionslehrer Franz Stuhlpfarrer mit Schülern der HLW-Fohnsdorf die Lagerstrukturen wieder frei, die im Lauf der Jahrzehnte von Erde bedeckt worden waren. Sie rekonstruierten die Fundamente und Teile des Lagers. Am 12. April 2003 wurde der Ort mit der Einweihung der Gedenktafeln der Öffentlichkeit präsentiert. Seit damals widmet sich der »Verein KZ-Nebenlager Bretstein« unter seinem Obmann Stefan Stradner dessen Pflege und Erhaltung. Der Verein veranstaltet hier regelmäßig Gedenkfeiern wider das Vergessen, wie jene heuer am 29. Juni, bei der August Schmölzer eine beachtliche Rede hielt. Wir dürfen sie hier im Wortlaut abdrucken.

»Nicht Hass, sondern Liebe, Nicht Unrecht, sondern Gerechtigkeit, Nicht Schwäche, sondern edler Charakter, sind die ewigen Fundamente einer gesitteten Menschheit.«

Das sind Worte der ersten Gedenktafel über dem SS-Huldigungsstein hier in Bretstein, die uns daran erinnern, was die Fundamente einer menschenwürdigen Gesellschaft sind. Wenn Sie heute in das Tal eingefahren sind, haben Sie eine herrlich blühende Landschaft erlebt. Den Blick auf den Schrattnerkogel und andere Erhebungen, auf denen sogar noch Schnee liegt. Die fruchtbaren Wiesen und den Bretsteinbach. So viel Schönes hat es hier auch zur Zeit, als in diesem Lager Menschen durch Menschen Unvorstellbares ertragen mussten, gegeben. Das verbrecherische Regime der Nationalsozialisten hat den wirtschaftlichen Niedergang der 1920iger Jahre genutzt und Menschen die Möglichkeit geboten, alles zu vergessen, was sie zu Menschen mit Herzensbildung macht. Wie Erich Kästner sagt: »Es regierten Mörder, Hehler waren Polizei, Lumpen sprachen Recht und das Gewissen saß auf der Anklagebank.«

Eine auf Krieg ausgerichtete Wirtschaftspolitik füllte nicht nur die leeren Taschen vieler Menschen, sondern auch das leere Stolz-Reservoir der Bevölkerung. Sie schaffte falsche Begeisterung, suggerierte vermeintliche Größe und bot die Möglichkeit, eigene Unzulänglichkeiten, Faulheit, Feigheit und Schwächen zu verdrängen, indem Sündenböcke geschaffen wurden. Jedwedes humane Denken, das Schöne, alles, was unter Herzensbildung zu verstehen ist, wurde im Handstreich verraten und durch die Beteiligung vieler Menschen am NS-Regime außer Kraft gesetzt. Seit ich mich erinnere, versuche ich das zu verstehen, aber jede Antwort, die ich finde, ist nur ein Teil der Ursache, die zu dieser unglaublichen Katastrophe geführt hat. Es gibt unzählige Erklärungen für die Mechanismen, vieles daran ist für mich Schönung wie bei der Weinherstellung. Wir verklären oft nur allzu gerne die Vergangenheit, übergehen Trübungen und Schleier.

Die einen sagen: Es muss doch endlich einmal damit Schluss sein! Andere versteigen sich mit ihren Erklärungen oft in ein gefälliges Verstehen, das sich gut anhört, aber kaum etwas klärt, geschweige denn bewirkt. Wie gehen wir 80 Jahre nach den Nazi-Gräueln mit der Wahrheit um? Wir brauchen aber die Wahrheit über gestern, um heute eine bessere Basis für das Morgen zu schaffen. Wenn wir nicht endlich alle lernen, dies –ohne Schaum vor dem Mund, aber auch ohne intellektuelle Verschwurbelungen – auf Basis einer offenen, humanen, ethischen und demokratischen Auseinandersetzung zu behandeln, sehe ich nicht nur unser aller Zukunft, sondern vor allem das Morgen unserer Jugend in Gefahr.

Wir sollten uns endlich der Tatsache stellen, dass unter gewissen Umständen alles wieder passieren kann, vielleicht in anderen

Kleidern, aber wenn das Klima passt, wird es wieder so sein, denn das Myzel lebt und nicht nur in Europa, sondern weltweit formieren sich momentan wieder Kräfte, die unseres klaren Widerspruchs bedürfen. Es ist geschehen, also kann es folglich wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben. Der italienische Holocaustüberlebende Primo Levi bringt es mit diesem Satz auf den Punkt. Der Unterschied aber wird sein, das wir dann nicht mehr sagen können, wir hätten es nicht geahnt, nicht gewusst. Diese Ausflucht ist dann versperrt.

Wir Menschen sind fähig, einmalige Kunstwerke zu schaffen, Größtes zu erdenken und ungeheuren Fortschritt zu erbringen, aber wenn uns wirtschaftlich das Wasser wieder bis an den Hals steht und eine politische Macht gesetzlichen Freiraum bietet, sind wir auch wieder zu jeder Unmenschlichkeit bereit?

Wir haben alles in uns, das Gute und das Böse. Das müssen wir annehmen und lernen, damit als mündige Bürger umzugehen. Um im richtigen Moment ein Gegengewicht zu schaffen, müssen unsere Herzen, Hirne, Seelen und Sinne frei und hellwach bereit sein, um sich nicht egoistisch davon zu schleichen, sondern sich mit Mut gemeinsam den Vereinfachern und Rattenfängern entgegen zu stellen.

Dazu braucht es kognitive Bildung, aber vor allem Herzensbildung. Was ist Herzensbildung? Liebe, Respekt, Mitgefühl? Herzensbildung ist durch Erziehung und Vorbild erworbener Besitz. Sie zeigt sich in einer reichen und differenzierten Gefühls- und Empfindungsfähigkeit. Die zweite Lebensbildungsstufe eines Kindes ist nach der Mutter die Familie. Heute ruft man nach Heruntersetzung der Strafmündigkeit Jugendlicher. Aber was ist mit den Ursachen? Was ist mit der Vorbildpflicht der Eltern und der Gesellschaft? Was ist mit Kindergärten, Schulen, Universitäten?

Wir rüsten unser Heer für Milliarden auf, investieren aber nicht in notwendige Bildung unserer Jugend und damit ist nicht nur Geld gemeint. »Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern«, sagte Nelson Mandela, der erste freigewählte Präsident Südafrikas, So überlassen wir die Jugend, unser wertvollstes Gut, leichtfertig den Verführungen der sozialen Medien, den Vereinfachern, Populisten und kapitalistischen Rattenfängern.

Warum können junge Menschen heutzutage mit Glaubensangeboten so wenig anfangen? Was fehlt Kirchen und Glaubens-

gemeinschaften? Selbstreflexion, die Fähigkeit zum Diskurs? Zur Dialektik? Fehlt Herzensbildung? Auf jeden Fall fehlt es an Seelsorge. So ist es kein Wunder, dass Gesellschaften nicht nur europaweit immer weiter nach rechts driften. Und das Schlimmste daran ist: Junge Menschen halten vieler Art Extreme immer öfter für coole Gesellschaftskritik. Es sei ganz klar gesagt: Eine gut gebildete, aufgeklärte Jugend ist unsere einzige Chance.

Umso wertvoller ist es, dass junge Menschen der HWL Fohnsdorf unter Religionslehrer Franz Stuhlpfarrer – mit Unterstützung vieler aus der Bevölkerung und wenigen Ausnahmen – sich der Erinnerungskultur angenommen und hier in Bretstein Wunderbares geleistet haben. Dies Projekt sei genannt als eines von vielen. 24 junge Menschen haben mit dem Slogan »Schule ohne Rassismus« tatkräftig bewiesen, was Jugend kann, wenn ihre ungeheuren Talente gefordert, gefördert und sie ernst genommen werden.

Um zu lernen, müssen wir uns dem Unvorstellbaren stellen. Tief in uns erkennen, zu welchen Unmenschlichkeiten vielleicht auch ich, Du, Sie unter gewissen Umständen fähig wären. Gleichzeitig auch in Herz und Seele nachspüren: Wie wäre es mir ergangen, wenn ich, meine Kinder, meine Frau, meine Eltern und Freunde in dieser Zeit gelebt und solche Gräuel erlitten hätten? Und wie hätte ich gehandelt? Erst wenn wir das tief in unseren Herzen und Seelen ehrlich verhandeln, werden wir vielleicht in Zukunft mutiger sein, aufstehen und sagen: Nein, nicht mit mir, nicht mit uns!

»Alles, was geschieht, geschieht aus Angst vor Schmerz«, sagt Franz Werfel. Das ist für mich der Schlüssel. Es ist die Angst vor unserem Talent zum Bösen, um das wir wissen und das wir verdrängen. Die Angst, das Böse als Teil von uns zu akzeptieren und damit lernend frei umzugehen.

»Sapere aude«, hat Kant schon vor dreihundert Jahren Horaz konkretisiert. Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Aber alles ist nichts, wenn das Herz dazu den Schlag verwehrt.

Spüren Sie den leichten Wind? Hören Sie die Vögel singen, das Rauschen des Bretsteinbaches? Spüren Sie die Wärme der Sonne und die Frische der Natur? Aber vor allem ... spüren Sie die große Kraft hier, heute und jetzt, unseres gemeinsamen Bestrebens? Fangen wir, jeder von uns mutig an, uns in unserer Gesamtheit anzunehmen und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Wir Menschen mögen die Krone der Schöpfung sein, aber nicht weil wir perfekt wären, sondern weil wir uns unseres Daseins denkend bewusst lernen und frei entscheiden können.

Es gibt keinen besseren Beweis dafür, dass es das Gute in uns Menschen gibt, als die Sehnsucht danach. Ein Mensch ist ein Mensch und über allem die Liebe. n

Foto: Bettina Reiter

Neuroth stattet das Olympia Team aus

Als einer von acht offiziellen Ausstattern des Olympic Team Austria sorgt das steirische Hörakustikunternehmen Neuroth mit einem maßgefertigten Gehörschutz für optimale Erholungsbedingungen und maximale Konzentration bei allen rotweiß-roten Olympia-Teilnehmern. „Bereits zum zweiten Mal sind wir nun als offizieller Ausstatter des Olympic Teams Austria an Bord, was uns besonders freut“, sagt Neuroth-CEO Lukas Schinko. „Der Schutz vor Lärm und einer zu hohen Belastung unserer Ohren spielt eine große Rolle und wird im Alltag oft unterschätzt – egal ob im beruflichen oder privaten Umfeld. Dabei kann ein angepasster Gehörschutz zum Schlafen den Unterschied ausmachen. Wir wünschen dem österreichischen Team alles Gute!“

Raiffeisen zeigt „epischen Werbespot“

In einer Zeit, in der viele Unternehmen in der Steiermark vor großen Herausforderungen stehen, setzt Raiffeisen Steiermark ein klares Zeichen für Zusammenhalt und die Stärkung der Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund präsentierte Raiffeisen die neue Unternehmenskampagne und einen epischen Werbespot mit Hermann Maier und neun Unternehmern und Unternehmerinnen. Im Spot werden die Herausforderungen und Erfolge einer anspruchsvollen Bergtour auf den Dachstein dokumentiert. An der Expedition nahm unter anderem die steirische Unternehmerin Nina Wallner-Guggi teil. Gemeinsam mit ihr und Hermann Maier präsentierte RLB-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer den Spot im Rahmen einer österreichweiten Premiere in Graz.

Pionierarbeit bei Glasfaser-Ausbauprojekt

Die Energie Steiermark setzt in Zusammenarbeit mit den Energienetzen Steiermark ein beispielhaftes Glasfaser-Netz-Ausbauprojekt im Ortsteil Gasen-Amassegg um. Mit einer Investition von etwa 550.000 Euro handelt es sich dabei um das erste und größte Förderprojekt dieser Art in Österreich. „Dieses Vorzeigeprojekt unterstreicht das Engagement der Energie Steiermark, eine leistungsfähige und zukunftssichere Infrastruktur in ländlichen Gebieten zu schaffen und damit den digitalen Wandel aktiv zu gestalten“, so das Energie-Steiermark-Vorstands-Duo Christian Purrer und Martin Graf. „Die Versorgung mit leistungsstarkem Internet ist von entscheidender Bedeutung für unsere steirischen Regionen“, ergänzt LR Barbara Eibinger-Miedl.

Nachwuchskräfte messen sich im Wettbewerb

Zum elften Mal fand kürzlich der Lehrlingswettbewerb Mechatronik und Elektrobetriebstechnik in der Berufsschule Eibiswald statt: 15 Nachwuchskräfte aus den beiden Bereichen stellten sich diesmal dem Wettbewerb. In der Kategorie Mechatronik-Automatisierungstechnik gewann Matthias Kochauf von Magna Heavy Stamping in Albersdorf, in der Elektrobetriebstechnik holte Patrick Mandl von der Alpen-Maykestag GmbH in St. Gallen den Sieg. „Durch Digitalisierung und Automatisierung werden unsere Produkte und Dienstleistungen genauso wie unsere Gesellschaft immer smarter. Das schafft hervorragende Zukunftsaussichten und neue Jobangebote für gut ausgebildete Fachkräfte“, weiß Gerald Lackner, Vorsitzender der steirischen Fahrzeugindustrie.

LRin Simone Schmiedtbauer (l.) und LK-Vize-Präs. Maria Pein (r.) gratulieren den neuen Weinhoheiten –Weinkönigin Magdalena I. (Mitte) sowie den Hoheiten Antonia (2.v.r.) und Lea (2.v.l.)

Die Steiermark hat neue Weinhoheiten

Am 23. August werden in Leibnitz die neuen Weinhoheiten gekrönt. In den kommenden zwei Jahren werden sie wie ihre Vorgängerinnen engagierte und fachkundige Botschafterinnen für den steirischen Wein sein.

Für die regierende Weinkönigin Sophie I. und ihren Hoheiten Katrin und Marlene geht die Regentschaft bald zu Ende. Die Majestäten Magdalena I., Antonia und Lea übernehmen am 23. August bei der steirischen Weinwoche in Leibnitz das Szepter.

Botschafterinnen für den steirischen Wein Magdalena I., mit bürgerlichem Namen Magdalena Niederl (22), kommt aus Breitenbuch bei Kirchbach in der Steiermark und die Arbeiten im Weinbau sind ihr von Kindesbeinen an vertraut. Sie sieht ihrer Aufgabe mit Vorfreude entgegen: „Ich

freue mich schon auf die Zeit, die Erfahrungen und die Leute, die ich kennenlernen darf und denen ich die Vielfalt des steirischen Weins näherbringen kann.“ Antonia Hiebaum (23) ist am Weinbaubetrieb und Buschenschank Nagl-Hiebaum in St. Stefan im Rosental aufgewachsen. Sei umschreibt ihre neue Rolle: „Als begeisterte Weinliebhaberin werde ich die Menschen unsere steirische Weinkultur näherbringen.“ Lea Kneißl (22) kommt aus Löffelbach bei Hartberg und nimmt ihre neue Aufgabe sehr ernst: „Durch mein Engagement und meine Leidenschaft für die Weinwelt möchte ich junge Frauen ermutigen, ihre eigenen

Träume zu verfolgen, um selbstbewusst den eigenen Weg gehen zu können.“

Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer: „Unsere neuen Weinhoheiten werden in den nächsten beiden Jahren im ganzen Land und auf der internationalen Bühne als sympathische Botschafterinnen unserer steirischen Weinkultur unterwegs sein.“ LK-Vize-Präs. Maria Pein gratuliert den Botschafterinnen. „Ich finde es sensationell, dass ihr diese spannende Aufgabe annehmt. Ich bin fest davon überzeugt, es wird euch auf eurem Lebensweg sehr viel an Erfahrung und dem steirischen Wein und der Steiermark sehr viel an Prestige und Anerkennung bringen.“�

Landtagsklub

Wohnen leistbar!

Wohnraumoffensive:

Jungfamilien-Bonus bis zu € 10.000,–

„Sanieren für Alle“ mit einer Förderung von 75% der Kosten

Heizkostenzuschuss und Wohnbonus zur Senkung der Kosten

Mehr dazu:

klub.stvp.at/wohnraumoffensive

Bis zu € 200.000 Darlehen für den Kauf des ersten Eigenheims (max. 1,5% Zins)

Die Volksschule Schönau blüht auf Unter dem Motto „Netter gehts besser“ setzt die Volksschule Schönau Initiativen für den Umweltschutz und leistet mit der Schaffung neuer Lebensräume für die Pflanzen- und Tierwelt in Graz einen wertvollen Beitrag. Anlässlich des Sommerfestes wurde eine neue Blühwiese vorgestellt. Die Partnerschaft der Volksschule Schönau und dem Recyclingunternehmen Saubermacher beruht auf langjähriger gut nachbarlicher Beziehung. Anlässlich des heurigen Sommerfestes der Volksschule wurden eine neue Blühwiese und Beete vorgestellt. Saubermacher-Gründer Hans Roth überraschte die Schülerinnen und Schüler persönlich mit einer gesunden Jause in Form von Saubermacher-Apfeltaschen, die mit heimischen steirischen Äpfeln gefüllt waren.

Treberei holte sich Europameister-Titel

Vom 2. bis 5. Juli fand in Catania der größte Entrepreneurship-Wettbewerb für Jugendliche, Gen-E 2024, statt. Österreichs Vertreter, die Treberei des BG/BRG Stainach, die aus Biertreber biozertifizierte Pasta herstellen, sicherte sich den Leadership Award, den EmpowerHer Award und den Titel „JA Europe Company of the Year 2024“. Das Wettbewerbsteam mit GF Julian Zefferer sowie Viktoria Vidackovic, Sebastian Mayerl, Valerie Auer und Anna Steinwidder, gecoacht von Georg Frauscher-Emler, überzeugte die Jury bei Online-Interviews, einer Bühnenpräsentation und Verkaufsgesprächen. Der Sieg bedeutet auch ein Ticket zum weltweiten JuniorWettbewerb „De La Vega“ im Frühjahr 2025, bei dem die Treberei Europa vertreten wird.

Die Jungwinzer des Jahres 2024

Die Steiermärkische Sparkasse lud am 26. Juni zur Prämierungsfeier der „Jungwinzer der Steiermärkischen Sparkasse“ in die Schlossbergsäle am Sparkassenplatz in Graz. Der Wettbewerb ist oft Startpunkt von vielversprechenden Karrieren von Jungwinzern und trägt zur Anerkennung steirischer Spitzenweine bei. Tradition und Innovation gehen dabei Hand in Hand. „Die Steiermärkische Sparkasse ist stolz darauf, in die Fähigkeiten junger, ambitionierter Menschen zu investieren. Denn die Zukunft der steirischen Weinbranche liegt in den Händen der jungen Winzer und Winzerinnen. Durch ihre kreative Herangehensweise und ihre Leidenschaft für den Wein tragen sie zur Identität der Steiermark bei“, erklärt Vorstandsmitglied Oliver Kröpfl.

Merkur & Garanta Golf-Charity

Auf Einladung der Merkur und der Garanta Versicherung trafen sich Ende Juni begeisterte Golfer aus der Versicherungsbranche zum traditionellen Charity-Turnier und sammelten 10.000 Euro für den guten Zweck. Austragungsort des seit Jahren beliebten Golfturniers war diesmal der Golfclub Am Mondsee. „Es freut mich, dass auch heuer wieder so viele Freunde und Geschäftspartner unserer Einladung gefolgt sind und damit ihr soziales Engagement unter Beweis stellen. In diesem Jahr gehen die Erlöse unseres Turniers über den ‚Licht ins Dunkel‘-Soforthilfefonds an zwei Familien, die aufgrund sehr schwerer Schicksalsschläge besonders auf Unterstützung angewiesen sind“, so Markus Zahrnhofer, Vorstandsvorsitzender der Merkur Lebensversicherung-AG.

Fotos: Christian Jauschowetz, Gregor Grininger, JA Europe / Christian Bono, Merkur Lebensversicherung, Retsky

WKO-Stipendium für beste Nachwuchsarbeit

Zum elften Mal hat die WKO Steiermark am 3. Juli Forschungsstipendien für wirtschaftsnahe Abschlussarbeiten vergeben. Beim feierlichen Festakt wurden im Europasaal die 22 Stipendiaten für ihre Arbeiten gewürdigt und von WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk vor den Vorhang geholt. Höhepunkt der Verleihung war die Kür der besten wissenschaftlichen Nachwuchsarbeit aus Sicht der steirischen Wirtschaft. Dieser mit 1.000 Euro dotierte Sonderpreis ging an Sebastian Dufek von der FH Joanneum für seine Arbeit „Design of Experiments and process optimization of the space structure of a Smart Power Technology“, ein innovativer Ansatz zur Prozessoptimierung in der Halbleiter-Industrie für die Infineon Technologies Austria AG.

Merkur-Partnerschaft mit Falkensteiner

Das Falkensteiner Balance Resort Stegersbach bietet seinen Gästen seit vielen Jahren einen Ort der Entschleunigung und des Genusses. Eingebettet in die wunderschöne Landschaft des Südburgenlands, finden die Gäste im Adults-only-Wellnesshotel einen besonderen Rückzugsort. In Zukunft möchte sich Falkensteiner im Bereich Gesundheit und Prävention noch breiter aufstellen und hat sich mit der Merkur Versicherung einen starken Partner an die Seite geholt. „Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Merkur“, so Otmar Michaeler, CEO der FMTG. „In dem österreichischen Traditionsunternehmen haben wir einen Partner gefunden, mit dem wir unsere Vision von Urlaub für Körper & Geist perfekt umsetzen können.“

STARKE STEIERMARK –STARKES EUROPA

Europa? Gerade jetzt!

Jeden Tag bringt uns die Zusammenarbeit innerhalb der EU weiter nach vorne und macht uns stärker. Wir sehen heute mehr denn je, wie wichtig der Zusammenhalt in einem geeinten Europa ist, denn es gibt Herausforderungen, die nur auf europäischer Ebene bewältigt werden können. Umso wichtiger ist es, dass die Stimme der Steiermark in Europa gehört wird und wir die internationale Politik mitgestalten – denn Europa sind wir alle!

Verleihung Fuchs & Partner-Stipendium

Anna Maier und Nadja Koppin, Studierende des berufsbegleitenden Bachelorstudiengangs „Bank- und Versicherungswirtschaft“, wurden mit dem Fuchs & Partner Stipendium für Exzellenz in der Versicherungswirtschaft geehrt. Es ist mit 15.000 Euro dotiert und soll die Preisträger in ihrer weiteren Laufbahn unterstützen. Michael Stöckl, GF von Fuchs & Partner, betonte die Bedeutung der Förderung junger Talente: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserem Stipendium Anna Maier und Nadja Koppin unterstützen können. Es ist uns ein Anliegen, Nachwuchskräfte zu fördern, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Die beiden Preisträgerinnen haben beeindruckende Leistungen gezeigt und haben gewiss eine vielversprechende Zukunft vor sich.“

Staatliche

Auszeichnung für Sinnwin-Kundin

Claudia Schenner-Klivinyi, GF von SinnWin, gratuliert ihrer Vereinbarkeitskundin Reka Handels GmbH zur Verleihung der staatlichen Auszeichnung „Familienfreundlicher Arbeitgeber“, nach gemeinsamer Durchführung des Prozesses „Zertifizierung Beruf und Familie“ sehr herzlich. Die Reka Handels GmbH durchlief den geförderten Einführungs- und Verbesserungsprozess zu Betrieblichem Vereinbarkeitsmanagement mittels „Zertifizierung Beruf und Familie“. In Workshops wurden unter Mitwirkung von Geschäftsführung, Führungskräften und allen Mitarbeitern Vereinbarkeitsressourcen wieder bewusst gemacht und Verbesserungspotenziale erhoben. Daraus wurden Ziele und Maßnahmen abgeleitet, die extern überprüft und nun laufend umgesetzt werden.

RLB engagiert sich für Wildbienen

Raiffeisen Steiermark hat heuer über die Plattform „meinElba“ rund 250.000 steirische Kunden eingeladen, Artenschutzpatrone von „Bee Wild“ zu werden. Dabei ging man einen Schritt weiter und aktivierte 40.000 Quadratmeter zusätzlicher Wildbienenweiden. Die Fläche liegt bei einem Obstbau-Betrieb in Weiz und ist die bislang größte des BeeWild-Projekts. Durch dieses Engagement werden Wiesen geschützt, wodurch Lebensraum für zigtausende Insekten, Vögel, Niederwild und wertvolle Pflanzen geschaffen wird. „Wir sind stolz, als Artenschutzpatron dabei zu sein, denn die Bewahrung von hochwertigem Lebensraum und Ökosystemen in Form von Wildbienenweiden ist von großer Bedeutung für uns alle“, sagt Vorstandsdirektorin Ariane Pfleger.

LRH prüfte SteiermarkBüro in Brüssel

Seit 20 Jahren gibt es mit dem Steiermark-Büro in Brüssel eine offizielle Repräsentanz des Landes Steiermark. Kürzlich besuchte der Landesrechnungshof mit Direktor Heinz Drobesch die Einrichtung, um sie einer Prüfung zu unterziehen. Deren Ergebnis ist über weite Strecken zufriedenstellend, jedoch sollten zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten für das Gebäude erschlossen werden. Die Größe der Liegenschaft übersteigt jedoch deren aktuelle Nutzung. Daher wird empfohlen, freie Flächen zu vermieten, etwa an Regionalbüros oder Interessenvertretungen wie die WKO. Die Wohneinheiten im Steiermark-Büro könnten zukünftig als Dienstwohnungen genutzt werden, wodurch ein Teil des Wohnkostenzuschusses eingespart werden würde.

Neues Leitungsduo für BKS-Bank-Direktion

Die BKS Bank AG freut sich, die Ernennung von Peter Angerer und Norbert Arbesleitner als neue Leiter der BKS-Bank-Direktion Wien-Niederösterreich-Burgenland bekanntzugeben. „Wir freuen uns sehr, die neue Leitung an so versierte Bankexperten geben zu können“, so Nikolaus Juhász, Vorstandsvorsitzender der BKS Bank AG. „Angerer und Arbesleitner kennen das Unternehmen gut und wissen um die Bedürfnisse unserer Kunden in der Region bestens Bescheid. Sie werden maßgeblich dazu beitragen, die BKS Bank als führenden Partner für Unternehmen und Privatkunden im Osten Österreichs weiter zu positionieren. Angerer verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bankensektor und Arbesleitner bringt ebenfalls langjährige Erfahrung mit.“

AK-Präs. Pesserl gegen AMS-Budgetkürzungen

Der steirische AK-Präsident Josef Pesserl übt angesichts der Budgetkürzungen scharfe Kritik an der Bundesregierung: „In der aktuellen Situation dem AMS-Gelder zu streichen, schadet der gesamten Wirtschaft und widerspricht jeder Vernunft. Schon jetzt sind mehr als 39.000 Menschen allein in der Steiermark von Arbeitslosigkeit betroffen, das sind um 12,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Viele sinnvolle Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen könnten dann nicht mehr durchgeführt werden, besonders bei den Förderungen für Frauen und Jugendliche drohen massive Einschnitte“, warnt der AK-Präsident. Das steirische AMS hat bereits erklärt, bei Beratungen, Schulungen und Förderprogrammen Kürzungen vornehmen zu müssen und die Aufträge an Schulungspartner zu reduzieren – was bei diesen in weiterer Folge ebenfalls zu Kündigungen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen führen würde.

Business-Frühstück zur Innovation

Die Region Obersteiermark der Steiermärkischen lud am 4. Juli gemeinsam mit Innolab zum Business-Frühstück zur Innofreight Solutions GmbH ein. Bei „Good Morning Innovation“ erklärte Jürgen Neubauer, Innovationsbegleiter Innolab, warum Nachhaltigkeit zugleich Motor und auch Hürde für den Geschäftserfolg sein kann. Außerdem zeigte er an Best-Practice-Beispielen, wie Unternehmen erfolgreich skalieren und sich von der Konkurrenz abheben können, indem nachhaltige Geschäftsmodelle zielführend eingesetzt werden. Peter Wanek-Pusset, GF Innofreight Solutions GmbH, fasste die Devise für sein Unternehmen in einem aussagekräftigen Satz zusammen: „Mit Innovation nachhaltig erfolgreich – auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten.“

Meilenstein auf dem Weg zur CO2-Neutralität

Nach einer dreimonatigen Testphase wird ab Anfang August die gesamte Dieselfahrzeugflotte des Graz Airport mit dem synthetischen Diesel-Kraftstoff HVO 100 betankt, der bis zu 90 % CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Diesel einspart. „Die Einführung von HVO 100 bringt uns dem Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu werden, wieder einen großen Schritt näher“, informieren Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig, die beiden Geschäftsführer des Graz Airport. „Dieser Treibstoff aus erneuerbaren Rohstoffen hilft uns vor allem bei den Groß-Fahrzeugen, wie z. B. Schneefräsen oder Systemschlepper, die es derzeit nicht als E-Mobility-Variante gibt. Die vergleichsweise geringen Mehrkosten werden vom ökologischen Nutzen deutlich überkompensiert.“

Stabübergabe in der BKS Bank

Mit Weitblick, Mut und positiver Zielorientierung führte Herta Stockbauer die BKS Bank in den letzten drei Jahrzehnten zu internationalem Erfolg und baute ein starkes nachhaltiges Fundament für die Zukunft des Konzerns. Am 25. Juni wurden ihre Leistungen im Rahmen einer glanzvollen Gala und eines klassischen Konzertes im Casineum Velden gewürdigt. Im Jahr 1992 startete sie ihre Laufbahn im Unternehmen und übernahm kurz danach ihre erste leitende Position, bevor sie 2004 in den Vorstand berufen wurde und 2014 den Vorsitz des Vorstandes übernahm. Unter ihrer Führung entwickelte sich die BKS Bank zu einem stabilen und erfolgreichen Finanzinstitut mit einem starken Fokus auf Kundenorientierung, Qualität und Nachhaltigkeit.

Kür der Top 30 Jungunternehmer

Jahr für Jahr beweisen steirische Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer, dass die Steiermark nur so vor Leistungsbereitschaft und Innovationsgeist strotzt. Als besondere Wertschätzung zeichneten „Steirische Wirtschaft“ und WKO Steiermark auch heuer wieder die Besten der Besten aus. Gemeinsam mit einer renommierten Jury wurden die „Top 30 unter 30“ gekürt. „Menschen, die vor allem eines gemeinsam haben: den Drang, Großes zu erreichen, und das in möglichst jungen Jahren“, gratulierten WKO-Präs. Josef Herk und Vize-Präs. Gabriele Lechner mit Chefredakteur Mario Lugger und JW-Vorsitzendem Christian Wipfler. Sie überreichten den jungen Leistungsträgern aus den unterschiedlichsten Branchen in feierlichem Ambiente ihre Auszeichnungen.

Fotos:
„Wärme-Wende“

in Graz

Moderne Beleuchtung für Wolfsberg

Die Energie Graz hat im Auftrag der Stadtgemeinde Wolfsberg eine Modernisierung der Straßenbeleuchtung in der Stadtgemeinde Wolfsberg umgesetzt. Von 2018 bis 2023 wurden knapp 1.500 Leuchten im Stadtgebiet erneuert. Dies führt zu einer Energieeinsparung von etwa 70 Prozent. „Wir freuen uns, mit der Modernisierung der Beleuchtung einen Beitrag zur Verbesserung der Lichtqualität in der Stadt geleistet und gleichzeitig einen bedeutenden Schritt in Richtung Energieeffizienz gesetzt zu haben“, betont Boris Papousek, GF der Energie Graz. „Dieses Projekt zeigt, wie durch innovative Technologien und nachhaltige Investitionen sowohl die Umwelt geschont als auch die Lebensqualität gesteigert werden kann.“, so der Bgm. Hannes Primus.

In der Dekarbonisierungsstrategie für eine ökologisch nachhaltige Fernwärme in der Stadt Graz nehmen zwei Projekte eine zentrale Rolle ein: Der Grazer Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 4. Juli notwendige Planungsmittel in Höhe von rd. 12,3 Mio. Euro für das Energiewerk Graz und die Energetische Klärschlammverwertung in Gössendorf beschlossen. Bekanntlich tragen diese Kreislaufwirtschaftsprojekte langfristig zur Deckung des Verwertungs- und Energiebedarfs im Großraum Graz bei. Planmäßig ab 2029 sollen beide Anlagen nachhaltige Fernwärme für rd. 30.000 Haushalte produzieren. Die Planungen für das Energiewerk Graz und die Energetische Klärschlammverwertung sehen zudem einen angeschlossenen Wärmespeicher im Umfang von 12.000 m3 und damit einen der größten urbanen Fernwärmespeicher in ganz Österreich vor.

Städte wieder sicher machen.

Bauen & Wohnen

Beratung und RundumService beim Möbelkauf

Die derzeitige wirtschaftliche Lage und das Konsumverhalten der Bevölkerung haben zu einem Rückgang im Möbelmarkt geführt, den auch Sentup teilweise spürt. War es zu Coronazeiten noch ein Hauptanliegen der Menschen, ihr Zuhause zu verschönern, so hat 2024 der Urlaub eine weitaus höhere Wertigkeit. Resultierend aus den stetigen Kostensteigerungen der letzten Jahre hat sich aber auch generell das Einkaufverhalten verändert. Es werden mehrere Angebote eingeholt, viel mehr Preise verglichen, aber letztendlich zählt nicht immer nur der beste Preis. In Summe ist es weiterhin jedem Kunden wichtig, von der Planung bis zur Fertigstellung von einem Spezialisten gut beraten bzw. gut bedient worden zu sein.

Das Einkaufserlebnis darf daher trotz knapperer Kassa nicht fehlen und das Vertrauen in den letzten Mann muss gegeben sein. Die letzten vor Ort sind immer die Monteure, die den geplanten und produzierten Küchentraum wahrmachen. Es ist Sentup daher auch wichtig, dass alle Mitarbeiter top ausgebildet sind und Freude an ihrer Arbeit haben, denn nur mit dieser Freude wird jede Küche bzw. jeder Wohnraum oder das Büro zur Wohlfühloase. Es zeigt sich daher auch im Möbelsektor immer mehr, dass nicht die Preise, Rabatte und Aktionen ziehen, sondern dass es schlussendlich immer von den handelnden Personen abhängt.

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Fazitportrait

Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Käse ist mir nicht Wurst

Das Grazer Traditionsunternehmen

»Delikatessen Nussbaumer«, weithin bekannt für sein riesiges, hochqualitatives Käsesortiment und seine umfangreichen Wurst- und Schinkenspezialitäten hat seit kurzem einen neuen Eigentümer. Das Besondere daran: Mit Anton Tropper stürzt sich ein studierter Europa-Spezialist, der noch bis vor kurzem Landesgeschäftsführer der Neos war, in das Abenteuer Selbstständigkeit.

Delikatessen Nussbaumer wurde 1903 als Familienunternehmen gegründet und hat sich zu einer wahren Institution im Herzen von Graz, in der Paradeisgasse 1, entwickelt. Mit der über hundertjährigen Tradition des Ein- und Verkaufs ausgezeichneter Käse und verschiedener Spezialitäten geht ein umfangreicher Wissens- und Erfahrungsschatz im Bereich Feinkost und Delikatessen einher. Als Fritz Nussbaumer, der Sohn des Unternehmensgründers, im Juni 2016 in den Ruhestand trat, verkaufte er das Geschäft an Josef Sorger, der 40 Jahre im Ausland im Hotelmanagement tätig war. Dort hatte er sich vom Koch bis zum Director of Operations im Intercontinental in Saudi Arabien hochgearbeitet. Sorger: »Der Nussbaumer war für mich eine Betätigung im Ruhestand, um mich nach so vielen Jahren im Ausland zu reintegrieren. In den acht Jahren bis heuer im März konnte ich den Umsatz fast verdreifachen.« Seine Suche nach einem Nachfolger dauerte etwa 14 Monate lang, bis mit Neos-Geschäftsführer Anton Tropper der Richtige kam. Seit April führt der verheiratete 42jährige Vater zweier Kinder das alteingesessene Unternehmen und freut sich, dass sein hausgemachtes Roastbeef aus Bio-Rindfleisch so stark nachgefragt ist, dass jede Woche für drei bis vier Kilo Nachschub gesorgt werden muss. Angesprochen auf seine weiteren Pläne reagiert ihr zunächst verhalten. Er möchte vorerst einmal ein Jahr lang das Geschäft führen und stabil auf den Boden bringen. Sein Lebenslauf ist nicht gerade typisch für einen Geschäftsmann in der Lebensmittelbranche, er ist sogar ausgesprochen bunt und vielfältig.

Weltreisen hilft

Nach einem Diplomstudium in Geographie in Graz absolvierte er in Wien noch das Masterstudium »European Studies«. Während des Studiums arbeitete Tropper als wissenschaftlicher Assistent

Man muss im Leben die

Dinge ausprobieren.

am Institut für Geographie an der Grazer Karl-Franzens-Universität. Für drei Monate verschlug es ihn für ein Praktikum in das Büro für Sicherheitspolitik im Bundesministerium für Landesverteidigung. Anschließend begab er sich für ein halbes Jahr auf eine Weltreise, auf der ihn seine jetzige Frau zum Großteil begleitete. Die Reise mit dem Rucksack führte ihn über Südamerika und Nordamerika bis nach Asien und Neuseeland und sorgte, wie er es ausdrückt, für erhellende Momente. Schließlich landete Anton Tropper in Brüssel. Dieser Weg führte ihn über ein Praktikum zu einer Anstellung in einer Stiftung des europäischen Parlaments: »Meine Aufgabe war es, die Politik der europäischen Union bei den ehemaligen Erweiterungsländern zu implementieren.« Im Anschluss ergatterte er einen hohen Posten in München, wo er von 2013 bis 2018 stellvertretender Leiter für die Abteilung für Internationales und Europa sowie Leiter der Europa-Abteilung war. Die letzten sechs Jahre schließlich war er Landesgeschäftsführer der Neos in der Steiermark, eine reine Managementfunktion ohne politisches Mandat am Glockenspielplatz. Für all diese Posten ist er jeweils über Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen als Bester genommen worden. Tropper: »Das läuft in Deutschland ein bisschen anders als in Österreich. Da kann man sich tatsächlich auf Stellen bewerben und wird genommen, auch wenn man keinen kennt. Sie werden lachen, aber es ist so. Das war ja auch mein Antrieb überhaupt bei den Neos zu starten, weil ich gesagt habe: Es muss zählen was man kann und nicht wen man kennt.«

Von der Politik in den Lebensmittelhandel Und wie wird man mit so einem Lebenslauf Nachfolger von Delikatessen Nussbaumer? Tropper: »Mein Gott, ich habe zwei Leidenschaften. Die erste Leidenschaft ist Politik. Die hab ich in meinem bisherigen Berufsleben jetzt einmal abgehandelt. Meine zweite Leidenschaft ist gutes Essen, gutes Trinken und gehaltvolle Nahrungsmittel – und so habe ich meine zweite Leidenschaft zum Beruf gemacht.« Aber was lockt einen politischen Kopf vom Schreibtisch zur Verkaufstheke von Nussbaumer? »Die Auseinandersetzung mit den Produkten. Das macht mir Spaß und das interessiert mich. Und natürlich habe ich ein bisschen was vor und ich habe Visionen. Nussbaumer ist schon mehr als das Geschäft und ich glaube da geht mehr.« Doch noch gibt er sich zurückhaltend. »Über ungelegte Eier will ich nicht sprechen. Aber grundsätzlich glaube ich schon, dass das Geschäft mehr ist, als es sich jetzt darstellt, ich glaube, man kann noch ein bisschen mehr dar-

aus machen.« Ob er denn meine, das altehrwürdige, renommierte Geschäft sollte langsam und sorgsam verändert werden? »Es ist noch zu früh, ich habe das Geschäft erst seit vier Monaten. Aber man könnte etwa an eine Zweigfiliale denken oder daran, das Geschäft ein bisschen umzubauen, das Sortiment zu erweitern oder das Ganze zu eventisieren – da gibt es verschiedene Ideen, aber es ist wirklich noch zu früh. Zuerst muss ich das Geschäft auf gute Beine stellen, ich stehe ja auch in der Verantwortung für die Mitarbeiter, in Kürze soll noch ein vierter Mitarbeiter hinzukommen. Zum Umsatz möchte ich nur sagen, dass ich vier Beschäftigte bezahlen kann und mich auch. Den Umsatz muss man dann nach einem Jahr anschauen. Von den Produkten her hat sich schon ein bisschen verändert, es ist mehr Italien eingezogen. Ich bin schon durchaus frankophil, aber seit ich einen Führerschein habe, fahre ich einen Alfa und bin entsprechend italophil. Ich fahre oft nach Italien, weil ich dort lokale Produzenten habe und das spiegelt sich natürlich auch in den Produkten wider.« Das erwähnte Auto sind übrigens zwei: eine neue Giulia und ein Spider aus dem Jahr 1998 »als Liebhaberei«.

Erfahrung in der Gastronomie Schließlich wird dann doch klar, dass Anton Tropper durchaus eine gewisse Gastro-Vergangenheit hat. Als Student kellnerte er etwa im »PPC« in der Neubaugasse oder in der Bodega in der Grabenstraße, aber auch bei Events auf der Burg Clam in Oberösterreich. Außerdem nutzte er seine Aufenthalte in Brüssel und in München dazu, steirische Spezialitäten, insbesondere steirischen Wein im Ausland salonfähig zu machen und – wenn auch eingeschränkt –Handel zu betreiben. Ins Bild passt auch sein kleiner Weingarten zur Selbstbewirtschaftung bei Straden mit Isabella-, Sämling- und Traminertrauben. Er selbst macht aber keinen Wein, dazu fehle auch die Zeit. Aber seine Leidenschaft war schon früher groß genug, um sich als Jungsommelier für Wein ausbilden zu lassen. So hat sich mittlerweile nicht nur im Käseangebot bei Nussbaumer etwas geändert – neuerdings gibt es zum Beispiel auch einen italienischen Camembert aus Büffelmilch – sondern vor allem im Weinsortiment: »Das sind Fundstücke, wo das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, Weine, die man sonst nicht so leicht bekommt. Ich habe ein oder zwei Weine, die über 100 Euro kosten, der Rest ist im bezahlbaren Bereich. Das heißt Zweidrittel der Weine sind im Bereich zwischen 15 und 50 Euro, zum Beispiel der Münzenrieder Zweigelt um 14,90 Euro oder der Pinot Noir von Klaus Preisinger aus dem Burgenland um 37,90 Euro oder ein »Pet Nat« von

Foto:
Es muss zählen was man kann und nicht wen man kennt.
Anton Tropper, Unternehmer

Winkler-Hermaden aus Kapfenstein.« Für uns Nichtweinkenner: Pet Nat ist die Abkürzung für Pétillant Naturel. Kommt aus dem Französischen und heißt »natürlich perlend« und bezeichnet Schaumweine, deren Perlage – die Kohlensäurebläschen – das Ergebnis einer Flaschengärung nach der sogenannen »Méthode Rurale« ist. In den Regalen vom Nussbaumer finden sich aber auch ein Guyot, ein portugiesischer Weißwein oder ein Spätburgunder aus Baden in Deutschland sowie ein alkoholfreier Limoncello, ein Zitronenlikör aus Sizilien. Oder ein Gin- und Rumsortiment, etwa mit Rum aus Panama oder Gin aus der Steiermark. Tropper brennt gemeinsam mit seinem bayerischen Schwiegervater aus Wachholderbeeren selbst Gin (»London Dry Gin«) und erklärt uns Laien geduldig, dass der angesetzte Gin »Bathtub-Gin« heißt. Das soll an die Zeit der US-amerikanischen Prohibition zwischen 1920 und 1933 erinnern, er wird auch mittels dem damals aus der Not geborenen »Cold Compounding« hergestellt. Dabei wurden in großen Behältern wie Badewannen (Bathtub) illegal gebrannter Alkohol und Gewürze vermischt. Man merkt: Beratung wird beim Nussbaumer großgeschrieben.

Wie man dorthin kommt, wo man gerade ist Aber waren zwei Studien der richtige Weg, um heute hier zu sein, wo man gerade ist, Herr Tropper? »Man muss im Leben die Dinge ausprobieren, ich da bin kein Kind von Traurigkeit. So wie ich mich kenne, werde ich das auch nicht bis an mein Lebensende machen. Man lebt nur einmal. Und wenn es einem möglich ist, das zu tun, dann soll man es auch tun. Davon bin ich überzeugt. Trotz aller Widrigkeiten, die es mit sich bringt: Von einem gesicherten Arbeitsverhältnis mit einem guten Gehalt hinein in die Selbstständigkeit mit gewissen Unsicherheiten ist sicher nicht jedermanns

Delikatessen Nussbaumer

8020 Graz, Paradeisgasse 1 Telefon 316 829162

delikatessen-nussbaumer.at

Sache. Ich habe ja auch zwei Kinder und eine Frau.« Dass der Nussbaumer eine gewisse Hemmschwelle hat, die so manchen am Betreten der Geschäftsräumlichkeiten hindern mag, ist Tropper durchaus bewusst. Mit ihm habe sich das Publikum schon etwas verändert und ist ein bisschen jünger geworden. Es ist auch sein Ziel, eher in die Breite zu gehen. In diesem ohnehin nur 37 Quadratmeter kleinen Geschäft ist es tatsächlich wichtig, sich mutig umzuschauen. Sonst entdeckt man sie einfach nicht, die Köstlichkeiten. Den hausgemachten Trüffel-Briekäse, den Pistazien-Brie, das Roastbeef, Pesto, Marmeladen, Senfarten, Sugo, Pasteten, Oliven, Mayonnaisen, Suppen aus der Oststeiermark, Kaviarbutter, getrüffelte Butter, gesalzene Butter aus der Normandie, Trüffelsauce oder die belgischen Biersorten sowie die antialkoholischen Getränke.

Aus aller Welt

Und dann natürlich Vorarlberger Emmentaler, Blauschimmelweichkäse aus der Lombardei, Tronchetto Cremonesi aus dem Veneto, Stilton PDO aus England, verschiedene Ziegenkäse aus Frankreich, Blauschimmel mit Amaretto aus Venetien, französischen Roquefort Papillon vom Schaf, Feigenbergkäse aus Deutschland. Und Schinken aus Istrien, Guanciale Tradizionale, Kärntner Speck, Lardo oder Süsses wie frische Florentiner, Cantucci, Galettes de Bretagne, Amaretti, Tartuffischokolade, Himbeerwalnüsse aus Leutschach oder Pistazien aus Sizilien.

Anton Tropper ist Überzeugungstäter im doppelten Wortsinn: Bevor ich mir irgendwo 10 Dekagramm Pressschinken um 3,40 Euro kaufe, sei es doch im wahren Wortsinn besser, 10 Dekagramm echten Beinschinken um 3,80 Euro zu kaufen. Wo? Beim Nussbaumer. Natürlich. n

Stadtidentität

In diesem Land wird das Wort »Reform« immer mehr zu einer Bedrohung.

Friedrich Verzetnitsch, 1945–2024,

Monstertitel Arbeitstitel

Dieses über das Kalenderjahr prozesshaft angelegte Projekt setzt sich mit Stadtidentität und Transformation auseinander. Ein »Work in progress«, das im Herbst in einen Katalog münden wird.

Der Nachhall des Kulturhauptstadtjahres 2003 und des, coronabedingt, verknappten Kulturjahres 2020 wurden und werden in punkto Nachhaltigkeit in der Kulturszene nach wie vor vielerorts und breitbandigst diskutiert.

Alles subjektiv

Man fragt sich, nicht nur als Laie, »Cui bono«? Genau diesem Spannungsfeld will ein neues Projekt gerecht werden. Mit dem Monstertitel »Arbeitstitel Graz 2024« gibt sich der Verein »Epeka« selbst eine schwere Aufgabe. So erarbeitet er einen vollkommen subjektiven Istzustand mit steirischen Künstlern, die über Wertschöpfungsdiskussionen, Nachhaltigkeitsdebatten und allzu visionären Zukunftsplänen hinausgeht. Eben eine subjektive Gestaltung der Wirklichkeit. Das Land Steiermark produziert gerade eine neue Kulturstrategie, genau in dieses Feld will sich das Projekt einordnen. Die Fragestellungen, die mit den Werkzeugen künstlerischer Prozesse beantworten werden, sind ambitioniert und breit angelegt, der Fragenkatalog liest sich geradezu anklagend: Welche strategischen Maßnahmen in Sachen Stadtteilbelebung wurden unter Zuhilfenahme von kulturstrategischen Überlegungen in den letzten 20 Jahren ergriffen und welche Auswirkungen hatte dies auf die Stadt Graz? Gab es in den letzten Jahren Veränderungen der stadtpolitischen Zentren? Wie nimmt sich die Landeshauptstadt selbst im Zu-

sammenspiel mit seinen Umgebungsgemeinden wahr? Und zur Hauptfrage: Sind die Grazer Randbezirke bespielbar und überhaupt kulturell gentrifizierbar? Die Künstler stellen sich die Frage, ob es Strategien und Vorstellungen gibt, die nach dem Kulturjahr 2020 erhalten geblieben sind, oder ob durch die massiven innerstädtischen Erneuerungen ohnehin alles obsolet geworden ist.

Utopie und Realität mal wieder Konkret geht es um die Frage, wie weit Utopie und Realität auseinanderklaffen. So dokumentiert Klaus Grill in seiner Funktion als Verantwortlicher für die BIG den Abriss der Vorklinik. Robert Krenn hat sich fotografisch mit mittels seinem ganz persönlichen ästhetischen Zugang zum Thema Reininghaus geäußert. Peter Laukhardt beschreibt im Katalogbeitrag erhaltenswerte und abrissgefährdete Objekte, Constantin Lederer hat einige davon dokumentiert. Rainer Rosegger setzt sich im Brotberuf mit Machbarkeitsstudien auseinander und wird einen kurzen Input geben.

Jörg Vogeltanz setzt sich als Cartoonist und Autor kritisch mit Veränderungen aller Art auseinander und hat zum Thema ein nicht ganz ironiefreies Manifest verfasst. Das Künstlerkollektiv Cooks of Grind bastelte mit Semmelknödeln und Marzipan vergangene nicht realisierte Utopien der Stadt nach. All dies mündet in einem Katalog, der im Herbst präsentiert wird. n

Weitere Infos unter epeka.at

Alles Kultur

Ausstellung

Azra Akšamija im Kunsthaus

Endlich wird das Werk der bosnisch-österreichischen Künstlerin im Hauptausstellungsraum der Stadt in einer Einzelausstellung gewürdigt. Entsprechenden Applaus gibt es für das hervorragende Bespielen vom Publikum. Bitte unbedingt hingehen!

Azra Akšamija ist einerseits Professorin und Direktorin des Art, Culture and Technology Program am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und nicht nur, aber auch andererseits Künstlerin. Zahllose Projekte wie vor drei Jahren bei der Biennale zu Venedig und im Sharjah Museums zeugen vom internationalen Werdegang. Natürlich ist sie in Graz schon lange gut bekannt. Mit ihrer Familie vor dem Jugoslawien-Krieg geflüchtet, wuchs die Künstlerin hier auf und zeigte ihre Arbeiten schon vor vielen Jahren beim »Rotor« oder im Forum Stadtpark. Ihre engagiert-sozialkritischen und partizipativen Arbeiten sowie ihr fruchtbarer Umgang mit Konstruktionen von Identität auf unterschiedlichen Ebenen führten sie mit ortsspezifischen Werken in Museen ebenso wie in Moscheen, Kirchen und Flüchtlingslager. 2018 und 2019 stellte sie im Kunsthaus Graz in der Ausstellung Glaube Liebe Hoffnung und 2019 in der Schau »Kunst ⇆ Handwerk« aus. Daraufhin erhielt die Künstlerin 2019 den Kunstpreis der Stadt Graz.

Um was geht’s?

Was sind die Fragen, mit denen sich die Künstlerin beschäftigt? Zuerst einmal: Was ist den Menschen heilig? Was ist ihr Recht, was ihre Pflicht? Und wo wird das sichtbar? Auf einer Spurensuche nach Bedingungen und Möglichkeiten von Übereinkunft, nach Zeichen und Orten des

menschlichen Zusammenlebens öffnet die Künstlerin und Architektin Schutzräume verschiedener Art. Von identitätsstiftender Kleidung im Heute und Morgen über ein individualisierbares Schutzzelt für Geflohene bis hin zum gemeinsamen Er- und Verarbeiten recycelter Textilien reichen die Arbeiten, die das Publikum in Sanctuary (Heiligtum oder Schutzort) an vielen Stellen beteiligen. Die Ausstellung erforscht den Begriff des »sicheren Hafens« und richtet den Blick auf soziale, ethische und ökologische Nachhaltigkeit. Sie stellt Fragen an die Konsumwirtschaft, an der wir teilnehmen und in der wir leben. Sie gibt uns Instrumente in die Hand, mit denen man durch unvoreingenommenes Umwidmen und produktives Aneignen selbst aktiv werden kann. Die

für den Kuppelraum zusammengestellte Einzelausstellung widmet sich dabei auch dem Museum selbst, das als geschützter Rahmen und als im Echoraum der Klima- und Migrationskrisen ankernder Verhandlungsort stets in Bewegung ist.

Ruhe, Rückzug und Austausch

Azra Akšamija arbeitet grundsätzlich mit Menschen zusammen, um Neues zu entwickeln. Etwa mit Studenten, Flüchtlingen oder Institutionen. Der Tisch im Zentrum des Ausstellungsraumes verrät vieles über ihre Arbeitsweise des wechselseitigen Lernens und Verbindens. Er ist ein Ort, der Ruhe und Rückzug bieten kann, aber auch Austausch ermöglicht. Kontemplation ist hier ebenso möglich wie Neues voneinander zu lernen. n

Azra Akšamija. Sanctuary Noch bis 6. Oktober 2024 im Grazer Kunsthaus kunsthausgraz.at

Auf den Spuren der namenlosen Toten

Die archäologische Aufarbeitung von frühneuzeitlichen Richtstätten ist in Österreich ein relativ junges Forschungsgebiet. Ein von der Arbeitsgemeinschaft Geschichte & Archäologie (AGGA) initiiertes multidisziplinäres Projekt widmet sich nun der Erforschung der sterblichen Überreste der hingerichteten Menschen in Verbindung mit den dazu überlieferten Gerichtsprotokollen.

Von Josef Schiffer

Im Birkachwald im Pölstal nahe Unterzeiring befindet sich die ehemalige Richtstätte des Landgerichts Offenburg-Reifenstein, die zumindest vom 16. bis weit in das 18. Jahrhundert für die Vollstreckung von grausamen Todesurteilen genutzt wurde. Heute sind an dieser Stelle nur noch zwei mächtige Steinsäulen des gemauerten Galgens erhalten, die früher wohl mit einem massiven Holzbalken verbunden waren, an dem die Verurteilten gehängt wurden. Neben dem Hängen warn das Rädern – das Zertrümmern der Knochen des Delinquenten bei lebendigem Leib – sowie das Enthaupten mit dem Schwert gängige Methoden. Zur Entstehung des Galgens sind brauchbare historische Quellen vorhanden, aber nur wenig ist bekannt über die praktischen Nutzung der Richtstätte und den Umgang mit den Toten nach den Hinrichtungen, erklärt

Peter Koch, der das Projekt »Die Namenlosen von Birkachwald« ins Leben gerufen hat. Die bisherigen Untersuchungen haben ergeben, dass die Leichen meist in unmittelbarer Nähe der Richtstätte im felsendurchwachsenen Untergrund einfach verscharrt wurden. Ein christliches Begräbnis in geweihter Erde – und damit die Auferstehung − war diesen Schwerverbrechern nach den herrschenden Glaubensvorstellungen verwehrt. Davor wurden sie, bzw. Teile davon wie abgeschlagene Köpfe, oft wochenlang zur Abschreckung vor dem Galgen an Spießen ausgestellt.

Erste archäologische Sondierung

Viele der zahlreichen Richtstätten in allen Landesteilen wurden bereits in den Siebzehnachtzigerjahren auf Anordnung Kaiser Josephs II. abgetragen oder in späteren Zeiten durch landwirtschaftliche Nutzung oder Bebauung zerstört. Die Richtstätte im Birkachwald befindet sich auf weitgehend von solchen Eingriffe verschonten Weideland und bot daher ideale Voraussetzungen für eine archäologische Erschließung. Bei drei Grabungskampagnen in den Jahren von 2012 bis 2014 konnte durch den von Gerfried Kaser gegründeten Verein »Archäologie Pölstal« insgesamt zwölf in seichten Gruben verscharrte Individuen geborgen werden. Die forensisch-anthropologische Auswertung der Knochenfunde wies als Hinrichtungsarten Hängen, Enthaupten und bei einem Delinquenten Rädern nach. Letztere brutale Methode ist zwar durch zahlreiche schriftliche und bildliche Quellen belegt, konnte aber hier zum ersten Mal in Österreich an einem Skelett nachgewiesen werden. Zahlreiche

Der kolorierte Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert zeigt die damals üblichen Hinrichtungsarten

Gerfried Kaser und Peter Koch sind die treibenden Kräfte hinter der Arbeitsgemeinschaft

an dem Ort gefundene Münzen und Kleinfunde wie Kruzifixe belegen, dass von Seiten der Bevölkerung offenbar großes Interesse an den öffentlichen Hinrichtungen herrschte, die nach Beschreibung von Zeitgenossen regelrechten Volksfestcharakter annehmen konnten.

Wiederaufnahme der Erforschung

In den Jahren nach 2014 wurden vorerst an der Richtstätte keine weiteren Grabungen durchgeführt, weil die finanziellen Förderungen bzw. personellen Ressourcen dafür nicht vorhanden waren, berichtet Peter Koch. Gestützt auf die umfangreichen Ergebnisse der archäologischen Befunde erschienen in der Folge jedoch zahlreiche Publikationen von Historikern wie Ingo Mirsch, Ulrike Kaier, Silvia Renhart und Gerfried Kaser, die umfangreiche Erkenntnisse zum Umgang mit dem zur Todesstrafe Verurteilten und deren Herkunft und weiteres Schicksal erschlossen haben. Grundlage des Rechtssystems war die Ausübung der Gerichtsbarkeit durch die Grundherrschaften, die im Laufe der Zeit als Landgerichte auch die »Hohe Gerichtsbarkeit«, also über Leib und Leben,

übertragen bekamen. Die Landgerichtsbeschreibungen und Kriminalakten der grundherrschaftlichen Gerichte bilden nicht nur wichtige Quellen für die Lokalisierung von Richtstätten, sondern geben auch Auskunft über deren Errichtung, bauliche Gestaltung und Erhaltung. In den Archiven der ehemaligen Schwarzenbergʼschen Grundherrschaft wurden inzwischen rund 600 Prozessakten mit Bezug zum damaligen Landgericht Reifenstein und der Richtstätte im Birkachwald gefunden. Die Vernehmungsprotokolle und Gerichtsakten, die heute in Murau und Krumau (Cesky Krumlov) aufbewahrt werden, werden digitalisiert, harren aber noch großteils der ausführlichen Auswertung durch Frühneuzeithistoriker.

Den Toten wieder einen Namen geben

Peter Koch und Gerfried Kaser haben im vergangenen Jahr mit dem Projekt »Die Namenlosen von Birkachwald« ein Team von Forschern aus verschiedenen Disziplinen gebildet, das sich neben anderen Zielen in der Rekonstruktion der Identität der großteils anonymen Opfer im Gräberfeld der Richtstätte eine Verpflichtung sieht. Dazu widmet sich die Gerichtsmedizinerin Sarah Heinze an der Medizinischen Universität Graz mit den Einsatz modernster wissenschaftlicher Methoden der Analyse der Skelett- und Knochenfunde, um faktenbezogene Daten zu den

Die beiden Steinsäulen sind die sichtbaren Überreste der Richtstätte im Birkachwald

Merkmalen, die Folterungen und Tötungen der Delinquenten hinterlassen haben, zu gewinnen. In Verbindung mit den erwähnten Prozessakten können so Fragen zur Identität der Namenlosen beantwortet werden, auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg ist.

Forschung für die Wissenschaft und auch die Region

Unser mobiles

Am 27. Mai 2024 hat die »GeoSphere Austria« mit einem Bodenradar eine ausführliche Erfassung des Geländes erstellt, erklärt Peter Koch: »Auf dem rund 1,6 Hektar großen Gelände wurden dabei mindestens 20 Grabgruben entdeckt, die eine oder auch mehrere menschliche Überreste beinhalten können.« Weitere Grabungen stehen derzeit noch nicht auf der Agenda, da diese mit dem Bundesdenkmalamt und dem Archäologischen Institut Graz akkordiert werden müssen. Der Projektinitiator Peter Koch legt jedoch Wert darauf, festzuhalten: »Wir machen unsere Forschungen als Verein nicht nur für die reine Wissenschaft, sondern auch für die Bevölkerung vor Ort sowie als Grundlage für eine touristische Nutzung in Form von Ausstellungen oder multimedialen Präsentationen für die breite Öffentlichkeit.« n

Betreuungsteam für Menschen mit Behinderung hat freie Kapazitäten:

• Familienentlastung

• Wohnassistenz

• Freizeitassistenz

Ansprechpartner:

Norbert Glieder

Tel.: +43 316 677 248

An diesem Skelett sind deutlich die Spuren des Räderns zu sehen, bei dem die Arm- und Bein knochen zertrümmert wurden.

norbert@specialpeople.info

Selbst von einer Behinderung betroffen, Angehörige oder Umfeld

Hier findest Du einen Platz um Deine Anliegen, Sorgen oder Ängste auszusprechen. Komm einfach vorbei und mach mit – es hilft einfach!

6. August 2024 / 19 Uhr Humboldtstr. 3 / Graz / 0 €

3. September 2024 / 19 Uhr Humboldtstr. 3 / Graz / 0 €

1. Oktober 2024 / 19 Uhr Humboldtstr. 3 / Graz / 0 €

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Inklusionsverein zur Förderung der demokratischen Gesellschaftsentwicklung in Europa / ZVR 1831955809

Tandl macht Schluss!

Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

Endlich sind wieder Olympische Spiele! Und endlich rücken einmal nicht nur die Superstars der Ballsportarten oder der Leichtathletik in den Mittelpunkt, sondern auch die heimischen Medaillenhoffnungen aus den Randsportarten. Unsere Bogenschützin Elisabeth Straka wird trotz ihres jahrelangen täglich mehrstündigen Trainings selbst bei einem ziemlich unwahrscheinlichen Olympiasieg nie von ihrem Sport leben können. Daran erkennt man den Leistungswillen, der hinter ihrer Olympiaqualifikation steht. Die Triumphe und Niederlagen der Olympioniken und die dazu gehörigen Emotionen lösen bei jedem von uns Erinnerungen an die eigene Triumphe und Niederlagen aus – ganz egal ob beim Kinderfußball, beim Hobbysport oder im Berufsleben.

Aber das Motto »citius, altius, fortius« (schneller, höher, weiter), das Pierre de Coubertin für die Olympischen Spiele gewählt hat, gilt nicht mehr für alle Sportarten. So hat etwa der ÖFB im Jahr 2022 beschlossen, dass bei Turnieren und Meisterschaf-

Der Trend zu immer weniger Leistung

ten der Kindermannschaften die Tore nicht mehr gezählt und daher auch keine Tabellen mehr geführt werden dürfen. Die Fußballfunktionäre wollen die Kinder vor dem schrecklichen Gefühl hoher Niederlagen schützen. Dadurch lernen sie allerdings auch das großartige Gefühl des Siegens nicht mehr kennen. Jetzt mag sein, dass man mit diesem Modus die Trainer besser vor überehrgeizigen Eltern schützen kann. Aber der Preis ist dennoch zu hoch. Wenn sich etwa ein Personalchef zwischen zwei gleichwertigen Bewerbern entscheiden muss, nimmt er in aller Regel den, der Erfahrungen in einer Mannschaftssportart mitbringt. Als Recruiter konnte man nämlich bis vor kurzem davon ausgehen, dass Mannschaftssportler nicht nur mit Niederlagen umzugehen wissen, sondern dass sie auch gewinnen können ohne abzuheben. Der »Sport ohne Verlierer« passt hingegen wunderbar zum linken Ideal der Gleichmacherei – zur Idee einer Gesamtschule, in der die Gescheiteren, die es sonst ins Gymnasium geschafft hätten, daran gehindert werden, noch gescheiter zu werden. Auch die Idee zu einem höheren Schulabschluss ohne Matura zu gelangen, stammt aus dieser Ecke.

Das Streben nach Perfektionismus und hohe Erwartungen an sich selbst galt früher als Tugend. Inzwischen ist das Wort Leistung im gesellschaftlichen Mainstream jedoch negativ konnotiert. Nicht von ungefähr beginnt beim Ö3-Wecker der Countdown zum Wochenende schon am Montag. Sogar in der Arbeitswelt ist es unstatthaft geworden, sich mit den Kollegen messen und vergleichen zu wollen. Mit Regeln zur Lohn- und Gehaltstransparenz soll dadurch verhindert werden, dass die Minderleister weniger verdienen als die Leistungsträger im Unternehmen.

Jedem Unternehmer ist völlig klar, dass, wer den Vergleich mit anderen scheut, gar nicht zu Höchstleistungen bereit ist. Auch das Konzept einer ausgewogenen Work-Life-Balance orientiert sich am gelebten Minimalismus. Man schraubt seine persönlichen Ansprüche so weit zurück, dass man mit möglichst wenig Arbeit auskommt. Für eine kleine Mietwohnung, eine Öffi-Ticket

und ein paar Mac-Donalds-Besuche reicht es schon irgendwie. Doch dieser Minimalismus senkt die Zukunftschancen von uns allen. Denn die Minderleister belasten überproportional unser solidarisch finanziertes Sozialsystem, sie nutzen etwa das Gesundheitssystem bzw. die staatliche Infrastruktur im gleichen Ausmaß wie diejenigen, die mit ihrer Leistungsbereitschaft mehr arbeiten, tüchtig sind und höhere Steuern abliefern.

Fragt man Teilzeitarbeitende ohne Betreuungspflichten, warum sie nicht in eine Vollzeitarbeit wechseln, erhält man übrigens immer die gleiche Antwort: Ein Vollzeitjob würde sich für sie persönlich nicht lohnen, weil man dann überproportional mehr Steuern und Abgaben zahlen müsse. Agenda Austria hat dieses Argument überprüft und bestätigt es leider: Wer in Österreich seine Arbeitszeit um 50 Prozent erhöht, bekommt durchschnittlich nur um 33,8 Prozent mehr Nettolohn, und wer um 100 Prozent mehr arbeitet, bekommt durchschnittlich um 67,5 Prozent mehr.

Heuer ist Wahljahr. Die nicht linken Parteien wissen hoffentlich, was sie in Bezug auf das heimische Einkommenssteuersystem verändern müssen. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at

UNTERNEHMER:INNEN AUF DEM WEG NACH OBEN.

WIR MACHT’S MÖGLICH.

Hier die ganze Story:

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