2005 demografischeTrends

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1. Keine Kinder sollte man haben, wenn a. man nach Selbstverwirklichung streben will, b. Mann und Frau jeweils eigenes Geld verdienen sollen, c. man im Beruf Karriere machen, d. genug Zeit für den Haushalt haben und vollerwerbstätig sein möchte. 2. Höchstens ein Kind kann man haben, wenn a. man über genügend Geld verfügen möchte und b. einmal im Jahr Urlaub machen will. 3. Mehr als ein Kind kann man haben, wenn a. man genug Zeit für sich und seine Interessen haben möchte, b. genug Zeit für Freunde haben will, c. in einem schönen und geräumigen Haus leben will und d. seinen Kindern eine gute Ausbildung geben möchte.

4. Als unabhängig von der Kinderzahl wird a. ein harmonisches Zusammenleben mit dem Partner, b. die Anerkennung außerhalb der Familie, c. die gleichmäßige Aufteilung der Hausarbeit und d. die Liebe und Aufmerksamkeit für die Kinder angesehen. Fasst man diese Ergebnisse zusammen, dann ist es der Faktor „Selbstverwirklichung, Karriere, Gleichberechtigung“, der am engsten mit der Orientierung auf Kinderlosigkeit verknüpft ist. Wer diese Lebensziele verwirklichen will, ist sehr häufig der Auffassung, dies am besten ohne Kinder realisieren zu können. Der „Kostenfaktor Kind“ führt eher zu einer Orientierung auf die Ein-Kind-Familie. Dagegen geht die Ausrichtung des Verhaltens auf Partner und Kinder, auf eine gleichberechtigte häusliche Arbeitsteilung und die Anerkennung außerhalb der Familie nicht mit der Favorisierung einer bestimmten Kinderzahl einher.

Materialisten und Postmaterialisten Nach Ronald Inglehart unterscheidet man zwei Werttypen, die Materialisten und die Postmaterialisten sowie Mischformen aus beiden. Gebildet werden diese Typen nach der Bewertung der Wichtigkeit folgender Ziele: 1. Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Land, 2. Mehr Einfluss der Bürger auf die Entscheidungen der Bundesregierung, 3. Kampf gegen steigende Preise und 4. Schutz des Rechtes auf freie Meinungsäußerung. Das erste und dritte Ziel zeigt materialistische Orientierungen an, das 2. und 4. Ziel bildet postmaterialistische Orientierungen ab. Daraus wird der nachfolgend dargestellte Inglehart-Index berechnet. Der Inglehart-Index ist ebenso umstritten, wie er seit vielen Jahren Teil soziologischer Befragungen ist. Wurde dabei in den 70er und 80er Jahren noch regelmäßig eine Dominanz materialistischer Orientierungen aufgefunden, haben inzwischen die postmaterialistischen Werte an Bedeutung gewonnen. Die PPA-Studie zeigt für Deutschland eine komplette Polarisierung zwischen beiden Wertetypen. 50,9 % der Befragten vertreten postmaterialistische Werte oder gehören zum

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postmaterialistischen Mischtyp. 49,1 % sind materialistisch orientiert oder bilden den materialistischen Mischtyp. Im Detail haben wir folgende Verteilung aufgefunden: • 20,8 % Postmaterialisten, • 30,1 % postmaterialistischer Mischtyp, • 20,0 % Materialisten, • 29,1 % materialistischer Mischtyp. Für die West- und Ostdeutschen gilt auch beim Inglehart-Index: Vereint leben, aber getrennt denken. Nach Inglehart gedeiht Postmaterialismus in Wohlfahrtsstaaten auf der Basis hoher sozialer Sicherheit. Danach war für die neuen Bundesländer aufgrund der schwierigeren sozialen Situation ein niedriger Anteil an postmaterialistischen Orientierungen zu erwarten. Dieses Ergebnis ist auch eingetreten. In Westdeutschland betrug der Anteil der Postmaterialisten 22,7 % und in Ostdeutschland 13,3 % und der Anteil der Materialisten 18,9 bzw. 24,4 %. Nach Inglehart sind solche grundsätzlich unterschiedlichen Wertmuster Basis für spezifische Einstellungen in einer Vielzahl von Lebensbereichen.


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