AUSGABE 3
HERBST / WINTER 2018
Entdeck die Bucklige Welt in den Wiener Alpen
Wandern auf 1.000 Hügeln über Zeitspuren der Geschichte, zu Wehrkirchen, Golfplätzen und lokaler Kulinarik Heurigenbetreiber Andrea und Rainer Pichler
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IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Verein Tourismus Bucklige Welt, Ransdorf 20, 2813 Lichtenegg region@buckligewelt.at www.buckligewelt.info Artdirektion & Grafik: grafikum.com Alle Angaben wurden mit großer Sorgfalt erhoben, erfolgen jedoch ohne Gewähr und erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit
Editorial
4 – 5 Meine Buckel
24 – 29 Zeitspuren und
42 – 43 Regionale Koopera-
von Josef Kleinrath
geschichtsträchtige Orte
tion von Wirtin und Landwirt
6 – 11 Wanderungen
30 – 35 Wehrkirchen und
44 – 47 Wandern und Flie-
durch die Bucklige Welt
regionale Köstlichkeiten
genfischen in den Leitha-Auen
12 – 17 Die Golfplätze
36 – 37 Die „Buckelberger“
48 – 49 Der jährliche
in der Buckligen Welt
der Fleischerei Höller
Krampusritt in Wiesmath
18 Feines, Warmes und
38 – 39 Die Landwirtschaft-
50 – 51 Das Christkindl
Köstliches vom Schaf
liche Fachschule Warth
von Katzelsdorf
20 – 23 Ein Kreuzweg aus
40 – 41 Nachbarschaftshilfe
Glas und sein Künstler
mit Waldschafen
Genussvolle Landgeschichte(n) ziehen sich durch die Bucklige Welt und machen ihre Geschichte erlebbar. Damit trägt die Bucklige Welt u.a. zur Landesausstellung 2019 in Wiener Neustadt bei. Zum Vergnügen ihrer Gäste hält sie Wanderwege, Golfplätze, Heurige, Wirte, regionale Schmankerln und mehr bereit, wie dieses Magazin zeigt. Alles, was Sie tun müssen, ist den Weg hierher zu finden. Der Zauber der Region stellt sich dann wie von selbst ein.
Cover: Stefan Knittel, Karte: Artur Bodenstein
Inhalt
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GEWINNSPIEL
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Karte abnehmen, ausfüllen, einsenden und am Gewinnspiel teilnehmen. Kennen Sie „Oskar“? Sollten Sie, denn er ist voll von Köstlichkeiten. Der Picknickkorb aus Katzelsdorf (siehe Seite 44) bringt Ihnen den Geschmack der Buckligen Welt ganz natürlich nahe!
Cover: Stefan Knittel/stefanknittel.at Karte: Artur Bodenstein/wp.arturbodenstein.com
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Meine Buckel J O S E F K L E I N R AT H
Josef Kleinrath, auf einem Bauernhof in der Buckligen Welt aufgewachsen und heute Publizist, schreibt über seine alte Heimat
Radauf, radab über die Buckel
„Auf jedem der tausend Hügel oben geht zuerst das Herz und dann die Welt auf“
Fotos: Franz Baldauf, Franz Zwickl
Bucklige Welt. Klingt idyllisch, richtig lieblich. Ganz romantisch. Klein irgendwie. Hügelig vielleicht, gar nicht steil. Ich hab’ die Buckel anders in Erinnerung. Unbezwingbar fast, als ich mit dem Radfahren begann. Der erste Buckel: die Auffahrt zu unserem Hof, dem Adlitzhof. Lange war bei der Wassertränke für unsere Rinder, kurz vorm Ziel, Endstation. Absteigen und schieben, fast mitleidig beäugt von den Kühen mit ihren großen Augen. Mal auf der Heimfahrt vom Freibad, mal nach der Messe in der Wehrkirche Bromberg. Das geschafft, kamen die nächsten Buckel dran: Steigberg (nicht Steilberg, wie ich lange dachte, dass dieses Serpentinenstück zwischen Bad Erlach und Bromberg hieße), Ohaberg, Stickelberg. Meine Königsetappen: die Nußleitn hinauf nach Wiesmath, oder über Dreibuchen nach Hochwolkersdorf bis zum Fernblick. Dort zieht es mich heute auf meinen Fahrradtouren aus der Stadt wieder hin: Der Schleinzer Berg bei Walpersbach ist eine Herausforderung. Dafür entschädigt oben der „Fernblick“ im wahrsten Sinn des Wortes für alle Mühen. Diese atemberaubenden Blicke gibt’s überall in der Buckligen Welt, die auch fürs Mountainbike gut erschlossen ist. Auf dem E-Bike (Straße wie Gelände, am besten mit ortskundigem Guide) sind auch für den Genussradler viele Höhenmeter möglich, etwa auf den Hutwisch auf fast 900 Meter. Auf jedem der tausend Hügel oben geht zuerst das Herz und dann die Welt auf. Die Bucklige Welt. Ein Paradies der Blicke. (M)ein Paradies, das allen offensteht. 4
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AUSBLICK
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Goldenes Licht fällt auf die Bäume, wenn der Herbst in der Buckligen Welt Einzug hält
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Wandern über tausend Hügel
Foto: Stefan Knittel
SOPHIE JAEGER
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WANDERN
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Von Katzelsdorf bis nach Gschaidt oder achtzig Kilometer auf dem neuen Rosalia Rundwanderweg: viel Wandervergnügen
Er ist einer der wichtigsten Wanderwege der Buckligen Welt: der „Weg am Wiener Alpenbogen“. 293 Kilometer lang führt er von Kat zelsdorf nach Bad Fischau über den gesamten Wiener Alpenbogen. Ab Katzelsdorf geht es auf sechs Etappen durch die Bucklige Welt bis nach Gschaidt. Sie unterscheiden sich in Länge und Schwierigkeits grad, aber jede einzelne ist eine Wanderung wert.
Foto: Stefan Knittel
Katzelsdorf bis Pitten: königlicher Sturz
Jede Wanderung braucht ein Ziel. Und was könnte schöner sein, als mit Speis und Trank empfangen zu werden. Hier warten die Heurigenbetreiber Andrea und Rainer P ichler Wanderern mit Most und Jause auf
Wer über eine gute Kondition verfügt, dem legt Manfred Fuchs, Wan derführer aus Lanzenkirchen, die erste Etappe des Weges am Wiener Alpenbogen ans Herz. Damit sie aber ja nicht zu kurz wird, verlängert er die Route bis nach Pitten: „Als Obmann der Sportunion Lanzen kirchen bin ich für die Instandhaltung dieses Abschnitts verantwort lich und gehe ihn bei meinen Kontrollgängen im Frühjahr und im Herbst auch schon einmal in einem hin und zurück“, lacht er. Mit der Verlängerung nach Pitten erreicht der Weg eine Gesamt länge von 33 Kilometern. Fuchs braucht dafür acht Stunden. Übli cherweise sollte man dafür mit etwa zehn Stunden rechnen. Je nach Kondition kann der Streckenabschnitt auch in Bad Erlach unterbro chen werden, wo es Übernachtungsmöglichkeiten gibt und feine Heurige auf Gäste warten. Ausgehend vom Schloss Katzelsdorf führt der Weg auf den Kamm der Rosalia zu einer Aussichtsplattform. Lohn der Mühe ist ein Ausblick über die gesamte Bucklige Welt und das Mittelburgenland. Weiter geht es direkt am Grenzweg zwischen Niederösterreich und dem Burgenland über den Bierkogel, am sagenumwobenen Tobias kreuz vorbei, zum Weißen Kreuz. Hier liegt ein beliebter Rastplatz für ungarische Wallfahrer am Weg nach Mariazell. Wer die Sicht auf die Burg Forchtenstein genießen will, steigt zur Rosalien-Kapelle auf. „An einem klaren Tag im Herbst reicht der Blick von der Kapelle aus bis nach Ungarn und Tschechien“, sagt Wanderführer Fuchs und gerät ins Schwärmen: „Dort oben hört man keinen Straßenverkehr, keinen Fluglärm, gar nichts. Nur Vogelgezwitscher.“ Über Lanzenkirchen wandert man dann durch den dichten Kuhwald und entlang des Ba ches in die Ortschaft Walpersbach. Nach weiteren sechs Kilometern ist das Etappenziel Bad Erlach erreicht. Von Bad Erlach aus steigt der Weg zum Bischofskogel und zur Ulrichskirche an. In grauer Vorzeit befand sich hier eine vorchristliche Opferstelle. Die anschließende Wanderung durch den wildroman tischen Waldfriedhof führt über Brunn nach Weinberg an der Pitten. 7
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In der Eisenzeit siedelten an diesem Ort Kelten. Ein Rastplatz bietet Blicke über das gesamte Wiener Becken bis nach Wiener Neustadt. Weiter zum Grafenkreuz, wo einst Henri d’Artois, letztes Oberhaupt der französischen Königslinie der Bourbonen, bei einem Reitunfall tödlich verunglückte. Ohne Pferd trabt man weiter nach Leiding, das den nächsten schönen Rundumblick bietet. Über Arzberg geht es dann zurück in die Ortschaft Pitten und schließlich nach Thernberg, wo die zweite Etappe endet.
Thernberg bis Gschaidt: App für unterwegs Vom historischen Ortskern Thernbergs geht der Weg am Wiener Alpenbogen weiter und führt in vier weiteren Etappen durch die ganze Bucklige Welt bis nach Gschaidt an ihrem südlichen Ende. Hügelauf, hügelab führt die dritte Etappe zunächst auf die Kaltenberger Höhe,
wo man schon von Weitem die eindrucksvolle Wallfahrtskirche Maria Schnee sieht. Sie thront auf einer Anhöhe vor dem imposanten Panorama von Rax und Schneeberg. Von hier aus öffnet sich der Ausblick in die Landschaft der 1.000 Hügel: Felder und Wiesen wechseln mit Wäldern und Ortschaften. Die Wanderung führt an einem der schönsten Aussichtsorte der Buckligen Welt vorbei: dem Windrad in Lichtenegg. Von der vollverglasten Aussichtsplattform des Windrads genießt man den Rundumblick auf Wechsel, Schneeberg und die Ebene bis nach Wiener Neustadt. An klaren Tagen reicht die Sicht sogar bis zum Neusiedler See. Über Pesendorf und Stickelberg – hier bietet sich das Gasthaus zum Stickelberg für eine Einkehr an – geht es in die Ortschaft Wiesmath. Etappe vier besticht mit Blicken auf den Schneeberg und den gesamten Wiener Alpenbogen. An den Wegen Wetterkreuze, uralte Marterl und Wehrkirchen – eine Wanderung auch durch die Geschichte der Region. Über Hügel und Täler, an der Wehrkirche vorbei, endet die Etappe beim Kaiser-Franz-Josef-Denkmal in Kirchschlag. Die nun folgende fünfte Etappe von Kirchschlag nach Bad Schönau
Fotos: Stefan Knittel, Franz Zwickl
Manfred Fuchs ist Wanderführer in der Buckligen Welt. Er braucht für 33 Kilometer nur acht Stunden. Mit Gästen geht er gemütlicher
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HANDWERK
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ist deutlich kürzer als die beiden vorigen. Mit einer Länge von 9,5 Kilometern ist sie auch für Familien bestens geeignet. Die Burgruine Kirchschlag lädt zu einem Zwischenstopp ein, Erinnerungen an alte, härtere Zeiten. Vom Feuerturm aus umfasst der Blick der Wande rer einen beeindruckenden Teil der Region. Ein Waldlehrpfad samt Mammutbaum sorgt auch bei Kindern unterwegs für Unterhaltung. Am Ende der Etappe liegt Bad Schönau mit seinem Kurpark und einer Wehrkirche. Die sechste und letzte Etappe des Weges am Wiener Alpenbo gen in der Buckligen Welt führt von Bad Schönau nach Gschaidt. Höhepunkt hier ist die höchste Erhebung der Buckligen Welt, der Hutwisch. Seit dem 19. Jahrhundert steht am Gipfel eine Aussichts warte. Von ihrer obersten Etage kann man an klaren Herbsttagen über Neusiedler See, Schneeberg und Wechsel bis zu den Steiner Alpen nach Slowenien blicken. Auf der Warte befindet sich einer der „Wiener Alpen Viewer“ – spezielle Trichter, die das Panorama des Wiener Alpenbogens in seiner Gesamtheit einfangen. „Besonders an diesen Stellen wird klar, warum die Bucklige Welt zum Paradies der Blicke gehört“, sagt die Grimmensteinerin Cornelia Spanblöchl. Die Erlebnisraumbetreuerin der Buckligen Welt Süd erklärt die Wander informationstafeln am Anfang jeder Etappe. „Mit einer 3D-Ansicht
Panoramablick von der Aussichtswarte am Hutwisch, der höchsten Erhebung der Buckligen Welt
geben sie einen Überblick über den Gesamtweg, aber auch über den Abschnitt, auf dem man sich im Moment befindet. Dazu findet man Informationen zu Ausflugszielen, Blickplätzen und Sehenswertem in der Nähe.“
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Fotos: Stefan Knittel, Franz Zwickl
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Rosalia Rundwanderweg mit viel Kultur Seit Kurzem hat die Bucklige Welt auch einen eigenen Weitwanderweg, der ganz auf ihrem Gebiet liegt: Die achtzig Kilometer lange Route verbindet Ortswanderwege am Fuß des Rosaliengebirges zu einem Rundwanderweg. Nach dem Einstieg in Wiener Neustadt kommt man zunächst über Katzelsdorf auf den Kamm der Rosalia. Von dort kehrt man durch die Thermengemeinden Lanzenkirchen, Walpersbach, Bad Erlach und Pitten in die Bezirkshauptstadt zurück. Die Idee, Ortswanderwege zu einem Rundwanderweg zu verbinden, stammt von den Katzelsdorfern Markus Schwendenwein und Stephan Ernst. Ihr Motto: Weitwanderwege im In- und Ausland
in der Hälfte der üblichen Zeit abzugehen. Beim Rosalia Rundwanderweg verwerten sie ihre langjährige Erfahrung: „Besonders wichtig waren uns zwei Dinge: Erstens kann man in jeder Ortschaft entlang des Weges öffentlich einsteigen, und zweitens ist der Weg in beide Richtungen begehbar und entsprechend ausgeschildert – das macht ihn erst zu einem richtigen Rundwanderweg“, erklärt Stephan Ernst, Vizebürgermeister der Gemeinde Katzelsdorf. Die beiden Initiatoren legen die achtzig Kilometer lange Wanderung in zwei Tagen zurück. Ausgehend von Katzelsdorf teilen sie den Weg in zwei Etappen von rund vierzig Kilometern und übernachten in Pitten. Der Rosalia Rundwanderweg eignet sich aber auch gut für Menschen mit weniger Kondition, da er in beliebig viele Etappen aufgeteilt werden kann. Der Rundwanderweg führt an beachtlich vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten vorbei wie der Forchtensteiner Rosalienkapelle, die im 17. Jahrhundert vom ersten der EsterhazyFürsten errichtet wurde, oder Schloss Eichbüchl in Katzelsdorf, wo Karl Renner 1945 die erste Regierungsproklamation der Zweiten Republik erarbeitet hat. Neue Sehenswürdigkeiten entstehen im Rahmen der Niederösterreichischen Landesausstellung 2019. Stephan Ernst sagt dazu: „Der Rosalia Rundwanderweg ist ideal gelegen, um an den Besuch der Landesausstellung in Wiener Neustadt einen kurzen Wanderurlaub in der Buckligen Welt anzuschließen.“
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Fotos: Birgit Finta, Stefan Knittel
Um unterwegs up to date zu bleiben, empfiehlt sie die neue „Wiener Alpen App“: „Ein idealer Wanderbegleiter, denn sie beschreibt die Routen des Wiener Alpenbogens und bezieht andere regionale Wander-, Rad-, Nordic-Walking- sowie Langlaufstrecken mit ein.“ Über die App kann man auch etwaige Schäden an den Routen melden, sobald man sie entdeckt.
Foto: Stefan Knittel
Die „Erfinder“ des Rosalia Rundwanderweges Markus Schwendenwein (links) und Stephan Ernst bei der ersten Begehung der geplanten Streckenabschnitte in Katzelsdorf
WANDERN
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Der Picknickrucksack von Hollenthon Einen besonderen Beitrag zur Niederösterreichischen Landesausstellung 2019 hat sich auch Manfred Grundtner überlegt, Bürgermeister der Gemeinde Hollenthon. Gemeinsam mit dem örtlichen Gasthaus Posch bietet die Gemeinde Picknickrucksäcke an, die „alle Stückln spielen“: Die Rucksäcke beinhalten neben einer großen Picknickdecke und sämtlichem Geschirr auch eine Wanderkarte der Umgebung. Außerdem sind sie prall gefüllt mit regionalen Köstlichkeiten. Der Rucksackinhalt ist individuell zusammenstellbar: ob Bauernjause oder vegetarische Speisen, sortenreiner Most oder Schnaps vom Hollenthoner Pfarrer Florian – Interessierte können jederzeit im Gasthaus anrufen und einen Termin vereinbaren. Der sortenreine Most, den der Bruder des örtlichen Gastwirts produziert, ist laut Bürgermeister Grundtner besonders empfehlenswert: „Wenn man sich nicht recht gut auskennt, könnte man ihn mit einem richtigen Wein verwechseln“, lacht er. Hollenthon, eine Ortschaft im Herzen der Buckligen Welt, ist umgeben von Wanderwegen und Lehrpfaden. Insbesondere Familien mit Kindern seien die Hollenthoner Obst- und Wetterlehrpfade empfohlen. Die beiden Wege beginnen im Zentrum der Gemeinde und sind sogar mit Kinderwagen begehbar. Außerdem bieten sich Wanderungen und Spaziergänge zu den umliegenden Naturdenkmälern an. In der Nähe befinden sich ein sagenumwobener Findling, der „Hanselstein“, und die sogenannte „Türkenhöhle“: eine zimmergroße Höhle, in der sich die Hollenthoner Bauern einst vor dem anrückenden osmanischen Heer versteckten. Die Picknickrucksäcke und ausgedehnte Wanderungen durch die hügelige Landschaft rund um Hollenthon legt Grundtner all jenen ans Herz, die unterm Jahr nur wenig Auszeit haben: „Picknicken ist etwas zutiefst Entschleunigendes. Unser Angebot richtet sich besonders an jene, die nach einer stressigen Arbeitswoche nicht unbedingt gleich zu einem Menschenauflauf wollen, sondern lieber zuerst in der Natur ein wenig entspannen möchten.“ Die grünen Hollenthoner Rucksäcke sind mit ihrem Inhalt als kulinarische Ergänzung zum kulturellen Angebot der Landesausstellung gedacht. |
Fotos: Birgit Finta, Stefan Knittel
Foto: Stefan Knittel
Ideal für unterwegs: die Picknickruck säcke der Gemeinde Hollenthon
Lebenswelt VIK TORIA KORNFELD
Viktoria Kornfeld lebt in der Buckligen Welt und liebt sie wirklich. Daher lädt sie euch gern hierher ein
Der Zauber der Weihnacht Weihnachten in der Buckligen Welt ist so schön, da braucht es nicht mal unbedingt Schnee. Jedes Wochenende gibt es eine Vielzahl von Veranstaltungen und Adventmärkten. Da muss man aufpassen, dass man sich nicht selbst einen Stress macht. Ich versuche zu dieser Zeit immer, mich bewusst zu entschleunigen. Deshalb picke ich mir jährlich immer nur meine Favoriten raus, welche ich besuche. Mein absolutes Highlight ist der Adventmarkt auf der Burgruine in Kirchschlag. Da man die Ruine nur zu Fuß (oder mit einem Shuttle) erreichen kann, ist schon der Anstieg märchenhaft – sobald es nämlich dunkel ist, erhellen kleine Laternen den Weg. Oben angelangt sorgen Turmbläser mit weihnachtlichen Klängen für die restliche Stimmung. Advent ist für mich aber vor allem der Inbegriff von Tradition. Wenn ich daran denke, erinnere ich mich sofort an das Christkindl-Suchen als kleines Kind. Damit meine Mama endlich eine Ruh’ hatte, begab sich mein Papa öfters mit mir auf die Suche danach. Und ich schwöre euch … einmal hab ich’s sogar gesehen! Aber lieber war es mir dann doch drinnen – da konnte ich die verschlossene Wohnzimmertür im Auge behalten und jede kleinste Veränderung sofort bemerken. Obwohl es nur wenige Jahre im Leben sind, prägt e inen dieser Zauber als Kind sehr. Auch heute noch springt mein Herz einen Takt höher, wenn ich das kleine Glöckchen höre, mit dem das Christkind geläutet hat. Erinnerungen, welche ich immer im Herzen tragen werde. 11
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Buckel, Tee, Abschlag – Loch
Abschlag! Elgar Zelesner, Club-Manager des Golfclubs Föhrenwald, auf dem Golfplatz in Lanzenkirchen 12
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Foto: Stefan Knittel
CORNELIA REHBERGER
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GOLF
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Golfspielen an besonderen Plätzen in der Buckligen Welt mit ihren 1.000 Hügeln
Die Lochfahne, auch Flaggenstock oder Pin genannt, ist das Ziel jedes Golfers. Die landschaftliche Schönheit der Golfplätze in der Buckligen Welt macht es Spielerinnen und Spielern aber schwer, sich nicht ablenken zu lassen. Wer ins Land der 1.000 Hügel kommt, um Golf zu spielen, gewinnt auf jeden Fall. Wenn schon nicht die Partie, dann eine große Portion Ruhe, frische Luft und unvergessliche Eindrücke.
Der Platz, wo das Ziesel zuschaut
Golf in der Buckligen Welt Golfclub Föhrenwald Am Golfplatz 1, 2821 Lanzenkirchen, T: 02622 291 71, www.gcf.at Linsberg Golf Föhrenhof Föhrenauer Straße 8/4, 2821 Lanzenkirchen, T: 02622 291 71, www.linsberggolf.at Golf Eldorado Bucklige Welt Golfplatz 1, 2871 Zöbern, T: 02642 84 51, www.golf1.at Driving Range im Restaurant Triad Ödhöfen 25, 2853 Krumbach, T: 02646 83 17, www.triad-machreich.at Grandhotel Niederösterreichischer Hof Wr. Neustädter Str. 76, 2821 Lanzenkirchen, T: 02627 458 10, www.noehof.at Kleiner Golfübungsplatz beim Hotel Greenkeeper-Akademie an der LFS Warth Aichhof 1, 2831 Warth, T: 02629 222 20, www.lfs-warth.ac.at
Es ist Herbst geworden in der Buckligen Welt, die Hügel zeigen sich von ihrer farbenprächtigsten Seite: Das ist die richtige Zeit, nämlich nicht zu heiß und nicht zu kalt, um seine sportlichen Ambitionen im Freien auszuleben. In der Landschaft der sanften Hügel lassen sich bei einer Partie Golf sportliche Bewegung und Entspannung in Einklang bringen. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Region zu einem Geheimtipp des Golfsports entwickelt. Hier liegt einer der ältesten Golfplätze Österreichs mit internationalem Ruf: der vor fünfzig Jahren eröffnete Golfclub Föhrenwald in der Gemeinde Lanzenkirchen. Inmitten grüner Wiesen und Wälder prägen die Flora und Fauna des Steinfelds den Charakter des 18-Loch-Meisterschaftskurses. Der Platz ist sanft gewellt, verfügt über einen beachtlichen Baumbestand und bietet Aussicht auf Niederösterreichs höchsten Berg, den 2.075 Meter hohen Schneeberg, die Hohe Wand und das Rosaliengebirge. Trotz der Nähe zu Wiener Neustadt präsentiert sich der Golfplatz als Oase der Ruhe. „Wer Glück hat, der begegnet auf den Fairways einem der unter Naturschutz stehenden Ziesel“, sagt Elgar Zelesner, der Club-Manager im Föhrenwald. „Die Ziesel sind mittlerweile Maskottchen und Markenzeichen unseres Golfclubs. Seit dem heurigen Jubiläumsjahr steht den Spielerinnen und Spielern auch ein überdimensionales Ziesel-Totem als Selfie-Hotspot zur Verfügung.“ Der Platz verrät die Handschrift des kanadisch-irischen Golfarchitekten Jeff Howes. Head-Greenkeeper Wayne Beasley und sein Greenkeeper-Team halten die Golfanlage in Form. Darüber hinaus findet man hier alle Einrichtungen, die man als Golfer erwartet. Von Driving Range, Putting Green, Übungsbunker und Chippinganlage bis zum lieblichen, der landschaftlichen Schönheit angepassten Clubhaus mit Restaurant findet man alles, was das Herz begehrt. Unter dem Motto „Weltmeister der Gemütlichkeit“ steht Golfenden, aber auch Nichtspielenden das Restaurant mit Blick auf die Natur zur Verfügung. Das Grundprinzip lautet hier seit den Anfängen „Golfen mit Freunden“. 13
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„Mit diesem Angebot hoffen wir, dass sich die Region noch stärker als Golfdestination durchsetzt“ PETER AIGNER, THERME LINSBERG GMBH
Ab Mai 2019 kann man auf diesem 18-Loch-Platz in Lanzenkirchen spielen
Die über 850 Mitglieder des Clubs zeigen, dass man sich hier gut aufgehoben fühlt. Gäste sind im GC Föhrenwald immer gern willkommen, sie werden das Spiel auf dem vom pannonischen Klima begünstigten Platz auch im Frühwinter genießen können. Zum Jubiläum hat man sich einen Slogan überlegt: „50 Jahre Golfclub Föhrenwald – wo Golf die Natur umarmt“. Wie das geht, probiert man am besten selbst bei einer Partie Golf im Föhrenwald aus.
Neue Herausforderung mit gewissem Extra Etwa zwei Kilometer Luftlinie vom Golfplatz im Föhrenwald entfernt, entsteht derzeit ebenfalls in Lanzenkirchen ein weiterer Golfplatz. Es lässt sich schon ganz gut erahnen, was einen
Ein Golf-Pionier in der Buckligen Welt Wo liegt der spektakulärste 18-Loch-Golf-Course Österreichs, wenn nicht Europas? Glaubt man Leopold Lechner, mitten in der Buckligen Welt, genauer gesagt in der Gemeinde Zöbern. Hier betreibt Lechner seit dreißig Jahren das „Golf Eldorado Bucklige Welt“. Lechner, ein ehemaliger Rennfahrer, schwärmt von seiner Anlage: „Zauberhaft, idyllisch und ruhig. Eine 18-LochGolfanlage in einem hügeligen, vierzig Hektar großen und bestens gepflegten Areal zwischen Wien und Graz. Ein Platz wie kein anderer!“ Das Golf Eldorado gilt unter Golfspielenden als Geheimtipp. Gut geborgen in den Wäldern der Region, herrscht hier eine nette und entspannte Clubatmosphäre. Das liegt nicht zuletzt an dem mit viel Bedacht renovierten, über 300 Jahre alten Bauernhaus, das als Clubhaus dient. 1988 fuhr Lechner sein letztes Rennen und kehrte mit der Idee eines Golfplatzes im
Fotos: Stefan Knittel
Peter Aigner (links) und Elgar Zelesner auf dem Areal des künftigen Golfclubs Linsberg
künftig im Golfclub Linsberg erwartet. Ein erster Abschlag ist im Mai 2019 geplant. Mit Blick auf die Hügel der Buckligen Welt und in unmittelbarer Umgebung der Therme Linsberg entsteht ein 18-Loch-Platz mit einigen Besonderheiten. Anders als im Föhrenwald ist die Anlage offener gestaltet, dabei aber nicht weniger abwechslungsreich. Seen-Löcher, sogenannte Links-Löcher, für die eigens das spezielle Küstengras gepflanzt wird, und Pot-Bunker – sie sind klein, tief und rund – verlangen einiges Geschick von den Spielenden. Von Loch 10 bis zu Loch 14 wird echtes „Links-Feeling“ geboten werden. Betrieben wird der neue Platz von den Experten des Golfclubs Föhrenwald. So schafft man auch Synergien. Etwa wenn der Championship-Platz im Föhrenwald für Turniere genutzt wird, hat man mit Linsberg gleich nebenan eine Ausweichmöglichkeit. Für die Gemütlichkeit und die kulinarische Versorgung der Anlage wird ein alter Vierkanthof komplett renoviert, um als Clubhaus und Bistro zur Verfügung zu stehen. Der Charme der alten Mauern bleibt dabei natürlich erhalten. Eigentümer des neuen Platzes ist die Therme Linsberg GmbH von Peter Aigner und Dieter Denk. Sie sind vom Konzept des Golfens inmitten der Natur überzeugt. „Dieser durchgestylte Platz wurde von uns gebaut, um das touristische Angebot zu erweitern“, sagt Peter Aigner. „Und um ein zusätzliches Angebot für die Mitglieder des Golfclubs Föhrenwald zu schaffen. Daher setzen wir auch auf die professionelle Führung durch den Golfclub Föhrenwald. Mit diesem Angebot hoffen wir, dass sich die Region noch stärker als Golfdestination durchsetzt.“
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GOLF
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Fotos: Stefan Knittel
Leopold Lechner beim Golfen im „Golf Eldorado“ der Gemeinde Zöbern
Herzen der Buckligen Welt in die Heimat zurück. Damals glaubte niemand an einen Erfolg. So baute er im Alleingang zunächst eine kleine Golfübungsanlage in Zöbern, wenig später folgten die ersten Baggerarbeiten für eine Driving Range und ein paar Übungslöcher. 1989 konnte er schließlich mit einer 9-Loch-Anlage starten. Elf Jahre später, im Jahr 2000, ging ein vollwertiger 18-Loch Kurs in Betrieb und damit Lechners Traum vollends in Erfüllung. Unter dem Motto „Komm – bleib – spiel Golf im Golf Eldorado Bucklige Welt“ will Lechner nun auch junge Menschen für den Golfsport begeistern. Dass Lechner mit seinem Gespür für den Golf-Trend recht behalten sollte, belegt er anhand von aktuellen Zahlen: „Im Jahr 1989 gab es rund 28.000 registrierte Golfer – nur 20 Jahre später wurde der 100.000. österreichische Golfer gefeiert – und dieser ist seit Jahren Mitglied im Golf Eldorado Bucklige Welt“, freut sich Lechner, der auf viele Nachahmer hofft, die den besonderen Charme der 18 Löcher im Land der 1.000 Hügel kennenlernen wollen.
Leopold Lechner, einst Rennfahrer, jetzt Leiter des „Golf Eldorado“
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Diese Golfschläger im Haubenrestaurant Triad warten darauf, geschwungen zu werden
Im Haubenrestaurant Triad in Krumbach wird nicht nur kulinarischer Genuss in gemütlichem Wirtshausambiente aufgetischt, hier kann man auch den Golfschläger schwingen. Spitzenkoch Uwe Machreich war einige Jahre als Greenkeeper aktiv, unter anderem auch im Golfclub Föhrenwald. Er weiß deshalb genau, was das Herz der Golfsportfans höherschlagen lässt. Neben einer
Veronika und Uwe Machreich, Wirte im Triad, einem Restaurant mit Driving Range
Driving Range, auf der man sich den Appetit für das anschließende Gourmetmenü „erarbeiten“ kann, gibt es auch eine „Indoor Area“, einen Golfsimulator mit Echtzeitanalyse, die bei jedem Wetter perfekte Bedingungen bietet.
Die Greenkeeper-Akademie Österreichs Etwa zeitgleich zur Idee von Leopold Lechner, inmitten der Buckligen Welt Golfsport anzubieten, wurde auch an eine Greenkeeper-Ausbildung in der Region gedacht und in der Landwirtschaftlichen Fachschule Warth realisiert. Grundgedanke war, ein zusätzliches Betätigungsfeld für Landwirtschaftstreibende, Gärtnerinnen und Gärtner oder Forstarbeiter anzubieten. So kam es im Jahr 1989 zur Eröffnung der ersten und bisher einzigen Österreichischen GreenkeeperAkademie. Bisher wurden über 300 Greenkeeper ausgebildet, und zwar zum „geprüften Golfplatzwart“. Daran schließt die Weiterbildung zum Head-Greenkeeper an, auf Englisch: „Golf Course Manager“. Sie wurde von rund fünfzig Personen erfolgreich abgeschlossen. Da kommt es natürlich gelegen, wenn wie in der Buckligen Welt rundherum genug Platz zum Üben und für Exkursionen zur Verfügung steht.
Fotos: Stefan Knittel
Golfen mit Genuss im Wirtshaus
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GOLF
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Warum ein Bürgermeister hier spielt Der Bürgermeister von Wiener Neustadt, Klaus Schneeberger, ist ein leidenschaftlicher Golfer. Daher engagiert er sich auch als Präsident des Golfclubs Föhrenwald und kennt so die Vorzüge des Spiels im Land der 1.000 Hügel aus eigener Erfahrung: „Hier gibt es wirklich für jeden etwas. Sobald der zweite Platz in der Gemeinde Lanzenkirchen fertig ist, verfügen wir und alle Golffans, die hierherkommen, mit dem Golfclub Föhrenwald über einen international renommierten Platz auf Spitzenniveau und mit dem neuen Golfclub Linsberg über einen neuen, in Österreich einzigartigen Platz. Denn mehrere Links-Löcher inklusive Pot-Bunker wie in Linsberg gibt es im ganzen Land kein zweites Mal. Hier wird also ab 2019 etwas ganz Spezielles und sehr Anspruchsvolles geboten. Als Kontrast und Ergänzung bietet das Golf Eldorado von Leopold Lechner ein Spiel auf sehr naturbelassenem Platz. Und wer Golf mit besonders gutem Essen verbinden will, der geht am besten zum Triad auf die Driving Range.“ |
Golfplätze wie der des Golfclubs Föhrenwald in Lanzenkirchen benötigen Wartung durch „Greenkeeper“
© www.pov.at
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Fotos: Stefan Knittel
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Kochen wie der Hönigwirt
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Eine der ältesten Kirchen Niederösterreichs, stammt die Bad Erlacher Ulrichskirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ihr Innenraum wurde vor einiger Zeit gründlich renoviert. Dabei kamen im Altarraum Apostelkreuze, eine Sakramentsnische und ein romanischer Gurtbogen zum Vorschein. Die Kirche wird für Begräbnisfeierlichkeiten und spezielle Gottesdienste genutzt. Gelegentlich finden hier auch Konzerte mit einem Schwerpunkt auf Alter Musik statt. Der sakrale Raum beeindruckt dabei mit seiner außergewöhnlichen Akustik. Umgeben ist das spätromanische Gotteshaus von einem Waldfriedhof. Der Fußweg dorthin führt über den „Gläsernen Kreuzweg“. Er soll die Besonderheit des Ortes unterstreichen und ist in den Abendstunden beleuchtet. Auf 14 Stationen zeigen lebensgroße Glasbilder den Leidensweg Christi. Der Kreuzweg wurde nach Entwürfen der Künstlerin Christine Buchner vom Bad Erlacher Glaskünstler Alois Hammer geschaffen. Nach zweijähriger Projektierungs- und Umsetzungsarbeit wurde das gläserne Gesamtkunstwerk 2002 feierlich eröffnet.
Der in Bad Erlach tätige Glaskünstler Alois Hammer schuf für die Ulrichskirche einen Gläsernen Kreuzweg nach Entwürfen der in Pitten lebenden Künstlerin Christine Buchner
Fotos : Stefan Knittel
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Kreuzweg aus Glas IRENE HRUBY
Glaskünstler Alois Hammer vor seinem Werk: dem Gläsernen Kreuzweg in Bad Erlach
Fotos : Stefan Knittel
Sechs Monate Arbeit am Kreuzweg Bereits 1995 begann Alois Hammer, Jahrgang 1952, mit Glas zu arbeiten. Der Bad Erlacher wollte sich beruflich umorientieren. „Glas ist ein sehr sensibles, schönes, aber leicht zerbrechliches Produkt, und bietet eine unerschöpfliche Vielfalt an Bearbei tungstechniken.“ Seine bevorzugte Arbeitstechnik ist die Tif fanyarbeit, die er kurz und bündig so erklärt: „Buntes Glas wird zugeschnitten, auf Genauigkeit geschliffen, mit einer selbst klebenden Kupferfolie eingesäumt und beidseitig mit Zinnstä ben verlötet. Im Anschluss wird das Glaskunstwerk gewaschen, eventuell patiniert und poliert.“ Beim Gläsernen Kreuzweg in Bad Erlach setzte Hammer auf die Zusammenarbeit mit der Malerin Christine Buchner aus dem Nachbarort Pitten. „Mit ihr verbinden mich familiäre und viele künstlerische Aspekte. Sie schuf die Entwürfe für die 14 Kreuzwegbilder.“ Die Kreuzwegstationen wurden so aufgestellt, dass sie vom Besu
Tiffanyarbeit: Buntes Glas wird zugeschnitten, geschliffen, mit Kupferfolie eingesäumt und verlötet
cher von beiden Seiten betrachtet werden können. „Die Sonn seite zeigt eine andere Struktur, Lebendigkeit und Farbhelligkeit des bunten Glases als die Seite gegen die Sonne. So entstehen zwei unterschiedliche Eindrücke. Zum besseren Verständnis jeder Bilddarstellung schrieb ich einen erklärenden Text dazu“, erklärt Hammer. Vom ersten Glasschnitt bis zur letzten Lötnaht am Kreuzweg vergingen sechs Monate. „Der Inhalt – das Leben Jesu – hat mich so stark vereinnahmt und so fasziniert, dass ich in den sechs Monaten der praktischen Umsetzung Zeit und Tag vergessen habe. Pausen gab es keine.“ Immer auf der Suche nach Neuem Die Stationen des Kreuzwegs bestehen aus rund hundert ver schiedenen Gläsern. Sie wurden ausschließlich von privaten Sponsoren finanziert. Hammer sagt dazu: „Irdisches Leben kann durch Gedanken, Taten und Ereignisse gravierend 21
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verändert werden. Ein Menschenleben zerbricht so leicht wie Glas. Je öfter ich den Kreuzweg gehe, umso schneller öffnet sich ein Tor für mich in eine andere Welt, wo sich Sorgen, Schmerz, Freude und Glück gegenüberstehen, sich relativieren. Ein anderer Blickwinkel entsteht, bietet positive Lösungen für Probleme des eigenen Lebens an. Es ist ein Ort zum Wohlfühlen für den, der sich darauf einlässt.“ Hammers Kreativität bei der Glasbearbeitung eröffnet ihm mittlerweile ein breites Betätigungsfeld. In den vergangenen Jahren hat er einige Aufträge realisiert. So schuf er etwa für das Genesungs-, Wohn- und Pflegeheim „Mater Salvatoris“ in Bad Erlachs Ortsteil Brunn die Glasfenster der hauseigenen Kapelle. Für private Wohnhäuser gestaltet er Türfüllungen aus Glas, Glasfenster, Hauszeichen, Wappen, Bilderrahmen, wobei er auf die individuellen Wünsche der Auftraggebenden eingeht. Im Lauf der Zeit hat Hammer sich durch verschiedene Arbeiten große handwerkliche Fähigkeiten angeeignet. Dennoch ist er immer
am Experimentieren. So gestaltet er gelegentlich freistehende Objekte aus Glas wie zum Beispiel Krippen. Das Basismaterial – meist Glasplatten in den unterschiedlichsten Farben – bezieht er aus den USA. Die Auswahl trifft er mithilfe von Musterkästen. Ein neues Betätigungsfeld ist die Herstellung von Glasschmuck, wobei er die Glasperlen selbst produziert. Mittlerweile fertigt er auch Wohnaccessoires aus Glas wie Vasen oder Windlichter. Neben seiner Leidenschaft für Glas widmete er sich in den vergangenen Jahren der Pantomime. Hier will er den Zuschauern Geschichten durch Körpersprache und Mimik erzählen – seine Geschichten enden immer im Guten. Ein weiterer Bereich für seine Kreativität ist die Fotografie. Seine Lieblingsthemen sind die Bewegungen von Menschen und Tieren, Sport sowie kleine, unbeachtete Pflanzen am Wegrand. So schließt sich der Kreis zum Kreuzweg: Auch dort gibt es viele Details zu entdecken. Man muss sie nur suchen. So wie Alois Hammer immer auf der Suche nach Neuem ist. |
Fotos: Stefan Knittel, Irene Hruby
Alois Hammer und eines seiner Kunstwerke in der Bad Erlacher Werkstatt
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„Der Kreuzweg ist ein Tor zu einer anderen Welt“
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Die Ulrichskirche in Bad Erlach, wo der Kreuzweg aus Glasbildern beginnt
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Zeitspuren im Land der 1.000 Hügel LUKAS SCHÖPPL
Günter Moraw, Pittener Kulturgemeinderat, mit dem „Pittener Corvinus-Becher“
Fotos: Stefan Knittel
Landesausstellung 2019 in Wiener Neustadt. Die Erlebnisregion Bucklige Welt – Thermengemeinden präsentiert sich mit vier Zeitspuren: das bronzezeitliche Pitten, jüdisches Leben in Bad Erlach, das Erbe der Bourbonen in Lanzenkirchen und die Geschichte der Region mit Zinnfiguren in Katzelsdorf
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Bronzezeitlicher Fund im Pittener Museum für Ur- und Frühgeschichte
2019 ist „Die Welt in Bewegung“. So lautet der Titel der Nieder österreichischen Landesausstellung. Mit „Genussvolle Landge schichte(n)“ leistet die Bucklige Welt ihren Beitrag dazu – Genuss als Motor für Bewegung. Die Geschichte, die sich in doppeltem Sinn in diesem Titel verbirgt, kann man in den Thermenge meinden im Rahmen einer nachbarschaftlichen Zeitreise „erfahren“. Man folgt dabei vier historischen Spuren, die im Land der tausend Hügel hinterlassen worden sind, auf einer Reise, die durch Pitten über Bad Erlach, Lanzenkirchen bis nach Katzelsdorf führt. Als Reisebegleitung fungieren verschiedene Zeitzeugnisse: Bronzediademe, Zinnfiguren, die jüdische Be völkerung und Bourbonen. Erleben kann man diese Erzähl- und Standorte zur Landesausstellung auch zu Fuß: einzeln oder als Teile des Rosalia Rundwanderwegs (siehe Seite 10).
In der historischen „Pittener Waldmark“
Fotos: Stefan Knittel
PIZ1000 Pittener Regionsmuseum Wr. Neustädterstr. 24, 2823 Pitten, T: 02627 822 12, www.pitten.gv.at
Die chronologisch früheste Zeitspur „PIZ 1000“ findet sich in Pitten, dem wohl geschichtsträchtigsten Ort in der Buckligen Welt. Die Region selbst hieß bis ins 19. Jahrhundert „Pitte ner Waldmark“. Doch muss man in der Geschichte viel früher ansetzen, um sich der Relevanz von Pitten bewusst zu werden. Siedlungsentwicklungen im Raum Pitten lassen sich bis zu 3.500 Jahre zurückverfolgen. Das bezeugen zahlreiche Funde aus der Bronzezeit, die im Regionsmuseum zusammengetragen worden sind. Dort zeigt ein großer Plan die zahlreichen Fundorte. „Hier wurde ein Hügelgrab mit besonders kostbaren Grabbeigaben gefunden.“ Günter Moraw, Kulturgemeinderat des Ortes, deutet auf die Nummer 26. „Darunter sind bronzezeitliche Diademe, einzigartig in Österreich.“ Pitten war in der Bronzezeit derart einflussreich, dass sogar eine eigene Periode als „Pitten-Sieding-Stufe“ bezeichnet wurde. In enger Zusammenarbeit mit der Abteilung für Textilarchäolo gie des Naturhistorischen Museums Wien konnte die Mode 25
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der damaligen Zeit detailgetreu rekonstruiert werden. Die urgeschichtlichen Gewänder sind nun an einer Kleiderpuppe zu sehen. 2019 stellt für Pitten ein besonderes Jubiläum dar. Vor 1.150 Jahren wurde Pitten erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 869 schenkte die Nonne Peretkund ihren Besitz „ad Puttinnu“ dem Hochstift Freising. Günter Moraw zeigt eine Kopie der Schenkungsurkunde, die von Karlmann, einem Urenkel Karls des Großen, beglaubigt ist. Als Grafschaft war Pitten wirtschaftliches Zentrum der Buckligen Welt und deshalb stark umkämpft. Im Jahr 1485 wurde die Pittener Burg vom Ungarnkönig Matthias Corvinus belagert. Nachdem er die Burg eingenommen hatte, schenkte Corvinus dem besiegten Burgherrn für seine Tapferkeit einen vergoldeten Becher. Dieser Pittener Corvinus-Becher bildet das Herzstück der Ausstellung und befindet sich im Tresorraum des Museums, passend zu seinen Schätzen in einem ehemaligen Bankgebäude. Für die Landesausstellung dient der ganze Ort
So wird das Zeitgeschichtemuseum Bad Erlach aussehen
Das ehemalige „Hacker-Haus“ wird zum Zeitgeschichtemuseum Bad Erlach. Der Historiker Werner S ulzgruber (links) und Gemeinderat Christian Rädler mit den Plänen auf der Baustelle des Museums
Fotos:Stefan Knittel (2), Archiv (1)
Hacker-Haus Hauptstraße 10, 2822 Bad Erlach, www.baderlach.gv.at
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„Juden waren voll integriert und von den Einheimischen nicht zu unterscheiden“ WERNER SULZGRUBER, HISTORIKER
als Geschichtserlebnis. Vor der Schule etwa wird ein bronzezeitliches Schaugrab zu bestaunen sein. „Nach so viel Zeit in Museumsräumen zieht es die Menschen ins Freie“, sagt Günter Moraw. Im Museum oder im Gemeindeamt können geführte Spaziergänge durch den Ort, zur Felsenkirche, zur Bergkirche sowie zum Pfarrhof gebucht werden. Ganz besonders zu empfehlen ist der Rosengarten vor dem Pfarrhof. Dieser ist zwar nicht der größte, „aber der schönste in Niederösterreich“, wie Günter Moraw lächelnd verrät.
Fotos:Stefan Knittel (2), Archiv (1)
Jüdische Zeitspuren in Bad Erlach Der Name „Hacker“ taucht mehrmals in den Chroniken von Bad Erlach auf. Als Weingroßhändler eröffnete Simon Hacker hier den ersten jüdischen Betrieb. Aufgrund seiner Geschäftstüchtigkeit war Hacker ein angesehenes Mitglied der Gemeinde. So konnte er 1895 auch eine Synagoge in Erlach gründen. Sein Sohn Leopold, der in der Synagoge mithalf, sollte später das Geschäft des Vaters fortführen. 1942 wurde er mit seiner Franziska ins KZ Theresienstadt verbracht, zwei Stolpersteine erinnern an ihre Deportation. Bald nach Simon Hacker eröffnete Max Hacker einen Gemischtwarenhandel im Zentrum des Orts. Im ehemaligen Hacker-Haus entsteht ein modernes Zeitgeschichtemuseum. Es erzählt aus der Geschichte der Juden. Die Ausstellung „Mit ohne Juden“ präsentiert eine der größten Sammlungen aus dem Leben der jüdischen Bevölkerung im ländlichen Raum bis zu ihrer Verfolgung und Ermordung ab 1938. Die Ausstellung wird von Martha Keil, der Leiterin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, kuratiert. „Mit ohne Juden“ ist das Ergebnis der Forschungsarbeiten eines 18-köpfigen Teams rund um die Projektleiter Johann Hagenhofer, Gert Dressel und Werner Sulzgruber. „Besonders Interviews mit Zeitzeugen und die Recherche in regionalen Archiven ergaben ein dichtes Bild der damaligen Verhältnisse“, erzählt Werner Sulzgruber. Die Zuwanderung jüdischer Händlerfamilien aus dem ländlichen Westungarn ab 1860 hatte vor allem wirtschaftliche Gründe. Die stark wachsende Textilindustrie in Niederösterreich
brachte Betriebe wie die Spinnerei und Weberei von Leopold Abeles hervor, die bis in die 1930er Jahre in jüdischem Besitz war. „Die zugewanderten Juden gehörten den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten an. Sie waren voll integriert und von Einheimischen, bis auf die Religion, nicht zu unterscheiden“, sagt Sulzgruber. Im neuen Zeitgeschichtemuseum steht neben dem HackerHaus auch ein neuer, 123 Quadratmeter großer Gartenpavillon als Ausstellungsfläche zur Verfügung. Das Museum möchte Besucherinnen und Besuchern die jüdischen Zeitspuren in der Buckligen Welt und dem Wechselland nachvollziehbar machen
Die Tochter Marie Antoinettes in Lanzenkirchen Die dritte Zeitspur führt nach Lanzenkirchen. Hier können Besucherinnen und Besucher der ereignisreichen Geschichte der Bourbonen in Lanzenkirchen auf einem Themenweg nachgehen. „Entlang der zwölf Stationen bekommen unsere Gäste historische Einblicke in die Familiengeschichte der Bourbonen und ihr jahrzehntelanges wohltätiges Wirken für die Region“, erklärt Sabine Monza, die gemeinsam mit Amtsleiter Bernhard JeitlerHaindl und Sabina Doria dieses Projekt betreut. Die Bourbonen sind ein französisches Adelsgeschlecht, dessen Wurzeln bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen. „Ein Teil der Geschichte dieser langen Dynastie wurde in Lanzenkirchen geschrieben“, so Sabine Monza. Hauptzeitzeuge der Bourbonen in Lanzenkirchen ist das Schloss Frohsdorf. Im Jahr 1844 bezog es mit Marie-Thérèse Charlotte, „Madame Royale“ genannt, die erste Bourbonin. Marie-Thérèse Charlotte hatte als älteste Tochter von Marie Antoinette auch österreichische Wurzeln. Sie heiratete 1799 ihren Cousin Louis-Antoine d’Artois und war von nun an Herzogin von Angoulême. Selbst kinderlos, kümmerte sie sich liebevoll um ihren verwaisten Neffen Henri. Als letzter Bourbone der königlichen Linie hatte er immerhin Anspruch auf die französische Krone. Lanzenkirchen profitierte von seinen bourbonischen Wohltätern. Das bezeugt Station eins des Themenweges, das Kloster Sancta Christiana. Es wurde auf Wunsch der Herzogin kurz nach ihrem Tod von Henri, nunmehr Graf von Chambord, gegründet. Mit dem Kloster war auch eine Mädchenschule verbunden. Selbst in den Genuss bester Bildung gekommen, zeigte Henri großes Interesse für das Schulwesen. Auf Sancta Christiana sollten weitere Schulprojekte folgen, die bald auch bürgerlichen Schülerinnen und Schülern ihre Pforten öffneten. Der Ort wurde zu einem einzigartigen Bildungszentrum der Region. An Felixkapelle und dem Schloss Frohsdorf vorbei folgt man dem Themenweg über die Leitha zum Bahnhof, einem weiteren Erbe der bourbonischen Benefaktoren. Weitere Stationen führen zum Friedhof. Hier erinnern französische Namen an Wegbegleiter der Bourbonen. Am Hauptplatz mit Mariensäule und Pfarrkirche lassen sich ihre letzten Spuren in Lanzenkirchen entdecken. 27
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Sabine Monza (links) und Sabrina Doria betreuen den Themenweg zu den Bourbonen rund um Schloss Frohsdorf in Lanzenkirchen
Die Bourbonen Louis-Antoine d’Artois und Marie-Thérèse Charlotte, „Madame Royale“ genannt, Tochter von Marie Antoinette, lebten im Schloss Frohsdorf
Hannelore Handler-Woltran in der Zinnfigurenwelt Katzelsdorf
Auf andere Weise wird Geschichte in Katzelsdorf vermittelt. Die Gemeinde zählt offiziell 3.257 Einwohnerinnen und Einwohner sowie rund 40.000 Figuren in einer eigenen „Zinnfigurenwelt Katzelsdorf“. Immerhin das zweitgrößte Fachmuseum für Zinnfiguren der Welt. Es befindet sich in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Meierhofes von Schloss Katzelsdorf. Im Zweiten Weltkrieg nutzte man es als größtes Pferdelazarett an der Ostfront. Noch heute erkennt man unterhalb der Vitrinen alte Futtertröge samt Halfterhaken. Das Haus und seine Geschichte treten hier seit 2004 in den Hintergrund und lassen Zinnfiguren ihre Geschichten erzählen. Zu Beginn der Ausstellung erfährt man etwas über die Entstehung von Zinnfiguren. „An der Herstellung von Zinnfiguren sind vier Künstler beteiligt“, so Hannelore Handler-Woltran, Vorsitzende des Museumsvereins. Zuerst wird ein Zeichner beauftragt, eine maßstabsgetreue Planskizze anzufertigen. Anschließend
Fotos: Stefan Knittel (3), Archiv (2), Paul Jokinen (1)
Ein Minnesänger und Ritter als Zinnfigur
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Weltklima ALOIS M. HOLZER
Alois M. Holzer, Meteorologe beim ORF, über das Wetter in der Buckligen Welt
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Markus Schindel in der Zinnfigurenwelt beim Gießen
Bourbonen-Themenweg Wr. Neustädter Straße 76, 2821 Lanzenkirchen, www.lanzenkirchen.gv.at
Fotos: Stefan Knittel (3), Archiv (2), Paul Jokinen (1)
Zinnfigurenwelt Katzelsdorf Hauptstraße 69, 2801 Katzelsdorf, www.zinnfigurenwelt-katzelsdorf.at
überträgt der Graveur diese Zeichnung auf einen Formstein aus Schiefer. Als dritter füllt der Gießer eine Legierung aus Zinn, Antimon, Wismut und Blei in den Formstein. Nachdem die Figur ihren Kokon verlassen hat, widmet sich ihr der Maler. Den Herstellungsprozess von Zinnfiguren kann man in der Zinnfigurenwelt Katzelsdorf am besten bei einem Schaugießen mitverfolgen. Wer dem Ereignis beiwohnt, geht mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer frisch gegossenen Zinnfigur in Händen nach Hause oder weiter durchs Museum. Dort warten die kleinen Geschichtenerzähler geduldig in Vitrinen und Dioramen mit aufwendig gestalteten Szenen. „Unsere Zinnfiguren zeigen die große Welt im Kleinen“, sagt Hannelore Handler-Woltran. Als Lernspielzeug konzipiert, zeigen viele Dioramen kriegerische Ereignisse. „Aber nicht jede Zinnfigur ist ein Zinnsoldat!“ Hannelore Handler-Woltran führt zu Vitrinen, die sich Märchen und Sagen verschrieben haben. Hier kämpft Siegfried gegen Drachen oder Faust gegen Mephisto. In eigens für die Landesausstellung gebauten Vitrinen im ersten Stock erzählt Ulrich von Lichtenstein, Minnesänger und Ritter, die Geschichte von Katzelsdorf und der Buckligen Welt. |
Da sind sie also wieder, die langen Nächte, die uns einladen in eine möglichst urige Mostschank oder ins uralte Schlosswirtshaus in Krumbach, das Anfang September fast wie im Märchen aus seinem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf erwacht ist. In den kleinen Stuben hat man das Gefühl, als wäre man schon lange Stammgast und das alte Gemäuer nur kurz in einer anderen Welt gewesen, wie in den Sagen, die sich um die Gegend beim Krumbacher Schloss ranken. Auf andere Weise faszinierend sind die ganz winzigen und zunächst unscheinbaren Kristalle, die über Nacht auf Wiesen oder auch auf den letzten Blättern der Rosen wachsen: Reif. Doch woher kommen diese im Mondlicht oder bei den ersten Sonnenstrahlen des Tages wie Diamanten funkelnden Eiszwerglein? Sie holen sich ihre Nahrung, den Wasserdampf, direkt aus der Luft. Während sich in den Städten nun trübes Nebelgrau breitmacht, bleibt die Luft bei uns in der Buckligen Welt viel öfter klar. Und der Wasserdampf wandelt sich am nächtlich kalten Gras oder an Blättern in unzählige Eiskristalle – zugegeben, manchmal auch auf Autoscheiben. „Sublimation“ nennen wir Meteorologen diesen geheimnisvoll wirkenden Vorgang, wenn aus unsichtbar-gasförmigem Wasserdampf nicht zuerst flüssiges Wasser, das später dann gefriert, sondern direkt aus dem Dampf festes Eis wird. So begleiten uns die ersten Fröste mit dem über Nacht völlig lautlos wachsenden Kristallteppich in der Buckligen Welt in eine Jahreszeit, die für mich oft die schönste hier ist. 29
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Genussvolle Landgeschichte(n) mit Wehrkirchen
Foto: Stefan Knittel
CORNELIA REHBERGER
Die Wehrkirche in H Â ochneukirchen in herbstlichem Licht 30
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GESCHICHTE & KULINARIK
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Wehrkirchen dienten einst zur Verteidigung. Heute genießt man rund um sie regionale Köstlichkeiten
Er symbolisiert die Bedrohung, der die Bevölkerung der Buckligen Welt ausgesetzt war. Die Rede ist vom Türken- oder Krummsäbel: kein Stichschwert, sondern eher eine Schlag- und Schneidwaffe. Vor einigen hundert Jahren, 1529 und 1683, kamen die Osmanen aus dem Südosten und drängten in Richtung der damaligen Kaisersitze Wiener Neustadt und Wien. Auf ihrem Weg kamen sie durch die Bucklige Welt. Auch dies ein Grund, warum die Dichte an Wehrkirchen hier besonders hoch ist. Seit etwa dreißig Jahren gibt es die „Wehrkirchenstraße“, eine einzigartige historische Dokumentation. Im Zuge der Landesaus stellung wird sie zeitgemäß adaptiert.
Kultur im Wehrobergeschoß und Bier Die Niederösterreichische Landesausstellung 2019 findet in Wiener Neustadt statt. Die Regionen rund um die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes sind hier als „Entdeckerachsen“ eingebunden – auch die Bucklige Welt, die besondere Angebote bereithält. Das Kernstück ist die Wehrkirchendokumentation in Edlitz. Von dort begibt man sich auf eine Reise durch die Region, begleitet von kulinarischen Höhepunkten und speziellen Kraftorten. Eine der eindrucksvollsten Wehrkirchen der Gegend steht in der Gemeinde Hochneukirchen-Gschaidt. Auf dem Weg nach Norden überquerten viele Feinde die höchsten Buckel der Buckligen Welt. Bequeme Verkehrsverbindungen, wie wir sie heute kennen, gab es noch nicht. Wie die Gotteshäuser in Lichtenegg, Scheiblingkirchen, Hollenthon oder Wiesmath wurde auch jenes in Hochneukirchen zur Wehrkirche umgebaut. Man ergänzte dabei das bestehende Gebäude um ein Wehrobergeschoß und
Wehrkirche HochneukirchenGschaidt Hauptstraße 31, 2852 Hochneukirchen, www.hochneukirchen-gschaidt.at
Bierbrauer Gerald Schwarz mit seinem „Schwarzbräu“
Foto: Stefan Knittel
Schwarzbräu – Privatbrauerei Gerald Schwarz Bundesstraße 100, 2851 Krumbach, T: 0660 87 122 88, schwarzbraeu.at
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Aussichtswarte am Hutwisch 2852 Hochneukirchen Eis-Greissler Andrea und Georg Blochberger, Königsegg 25, 2851 Krumbach, T: 02647 429 50, www.eis-greissler.at
Schießscharten. „Hochneukirchen war ursprünglich noch viel festungsartiger als heute“, sagt Roman Lechner, ehemaliger Tourismusobmann der Buckligen Welt und Initiator der Wehr kirchenstraße. „West- und ostseitig gab es zwei Türme, dazwischen befand sich das Kirchenschiff. Später wurde einer der Türme abgetragen.“ Und noch eine Besonderheit bietet die Kirche in Hochneukirchen: Im Ambiente des Wehrobergeschoßes finden seit über 20 Jahren Konzerte und Ausstellungen statt. Wer von so viel Historie, Kunst und Kultur durstig geworden ist, findet in unmittelbarer Nähe das gewisse Etwas. Genauer in der Nachbargemeinde Krumbach, wo Gerald Schwarz seine Schaubrauerei Schwarzbräu betreibt. Der passionierte Bierbrauer hat sich nicht nur der jahrhundertealten Brautradition verschrieben, sondern lässt sich bei der Produktion der erfrischenden Biere auch über die Schulter schauen. Im modernen Verkostungsraum inklusive Shop kann man erschmecken, wie sich Helles, Altbier, Pale Ale oder Honigbier unterscheiden.
Mandl’s Ziegenhof Pengersdorf 7, 2813 Lichtenegg, T: 0676 944 49 63, www.ziegenhof.at
Mit Eis am Dach der Buckligen Welt Bevor man sich wieder ins Tal begibt, bezirzt Hochneukirchen noch mit einer weiteren Attraktion: der Aussichtswarte am Hutwisch. Sie ist nicht nur der höchste Punkt der Buckligen Welt, sondern auch ein Blickplatz. Wer die hundertzwei Stufen der Aussichtswarte erklimmt, wird mit einer Rundumsicht belohnt. Zu sehen sind die sanften Hügel der Buckligen Welt, das Schneeberg-Massiv, ja sogar die Puszta. An klaren Tagen, wie sie nun in der kalten Jahreszeit häufiger vorkommen, kann man in fünf Länder schauen: Österreich, Ungarn, Slowakei, Slowenien und Kroatien. Zur Landesausstellung wird unter dem Motto „Das Dach der Buckligen Welt“ an einer Verbesserung des vorhandenen Angebots gearbeitet. So
Fotos: Stefan Knittel
Über die Grenzen der Buckligen Welt hinaus bekannt: Andrea und Georg Blochberger mit ihrem Bio-Eis
Bucklige Welt Wind Pfarrgasse 8, 2813 Lichtenegg, T: 0676 431 31 80, www.bww.cc
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soll es etwa ein kleines Besucherzentrum geben und kulinarische Besonderheiten, die in der urigen Holzhütte neben der Aussichtswarte angeboten werden. Apropos Kulinarik: Wer nach Hochneukirchen fährt, kommt fast direkt vorbei am Schlemmerparadies für Naschkatzen, das bei keinem Besuch in der Buckligen Welt fehlen darf: Die Rede ist natürlich vom Eis-Greissler. Aus dem Biobauernhof der Familie Blochberger ist ein Genuss- und Erlebniszentrum entstanden. Neben dem riesigen Abenteuerspielplatz für die Kleinen und dem landwirtschaftlichen Schaubetrieb sind es aber längst nicht mehr nur die Eiskreationen, die Genießerherzen höherschlagen lassen. Bei herrlichem Weitblick kann man sich auch ein herzhaftes Frühstück gut schmecken lassen. Und wer sagt denn, dass man nicht schon am Morgen auch das eine oder andere Kugerl Eis vertragen kann?
Der Hutwisch. Von der Aussichtswarte auf seinem Gipfel blickt man in fünf Länder
Schauwindrad und preisgekrönter Ziegenkäse
Wehrkirchen, Erzherzog Johann und Wolfsbräu
Das Ziel war klar: Die Region sollte die hier verfügbare Energie nutzen. Dafür wurde 2003 auf einem lang gezogenen Höhenrücken auf 800 Metern Höhe in dem zur Gemeinde Lichtenegg gehörenden Ortsteil Pesendorf das erste Windrad der Buckligen Welt gebaut – samt Aussichtsplattform. Das rund hundert Meter hohe, weit über die Gemeinde hinaus sichtbare Wahrzeichen ist mittlerweile von einem ganzen Kleinwindkraftpark umgeben. Es soll im Zuge der Landesausstellung besonders herausgeputzt werden. Ab 2019 ist das Windrad auch Teil der Angebote der NÖ-Card. Wer die Karte besitzt, kann beliebig oft Windrad und Aussichtsplattform zu den Öffnungszeiten gratis besuchen. Darüber hinaus haben Peter Ramharter und sein Team von „Bucklige Welt Wind“ noch mehr Ideen. Etwa eine Vollmondführung oder Sternschnuppenschauen beim Windrad. Auch künstlerische Ideen sollen im Rahmen der Landesausstellung umgesetzt werden. Dazu wurde die heimische Bevölkerung aufgerufen, Ideen zu liefern. Die besten können 2019 bewundert werden. Auch abgesehen vom Rundumprogramm ist das Windrad einen Besuch wert. Wer sich nämlich in die luftigen Höhen direkt hinter den zwanzig Meter langen Rotorblättern wagt, wird mit einer erstaunlichen Fernsicht belohnt. In unmittelbarer Umgebung kann man auch seinem Gaumen etwas Gutes tun. Denn in Lichtenegg befindet sich auch der Ziegenhof von Michael Mandl. Der mehrfach ausgezeichnete „Mandl’s Ziegenkäse“ ist nicht der einzige Grund, warum sich ein Abstecher lohnt. Im letzten Jahr hat der innovative Landwirt nämlich den Betrieb modernisiert – inklusive Verkostungs- und Schauraum. Was man darin zu sehen bekommt? Ziegen! Entweder sieht man sie im „Ziegenkino“ durch die Fensterscheiben, die einen Blick in den weitläufigen Stall ermöglichen, oder rund um die Terrasse. Sie ist nicht nur ein gemütliches Plätzchen zum Verkosten, sondern auch ein hervorragender Ort, um die Kletterkünste der Ziegen zu beobachten.
Noch einmal kehren wir zu den Wehrkirchen zurück, genauer gesagt zum Ausgangspunkt der Wehrkirchenstraße in Edlitz. Hier gibt es nicht nur eine Wehrkirche, sondern eine modernisierte Einstiegsdokumentation mit jeder Menge Wissenswertem. Im Hackerhaus war schon bisher ein kleines Wehrkirchenmuseum beheimatet. Nun wurde hier eine Ausstellung gestaltet: Abwechslungsreich, informativ und multimedial führt sie in das Thema „Wehrkirchen“ ein. Das Spezielle daran: Auch für Blinde und Sehbehinderte wurde ein Angebot geschaffen. Sie können die Besonderheiten der historischen Gemäuer hören und ertasten. Dreidimensionale Schautafeln zeigen etwa die typischen Waffen, mit denen Feinde zurückgeschlagen wurden. Über QR-Codes kann man Hintergrundinfos einholen und sich diese auch vorlesen lassen. Die modernisierte Dokumentation ist auch im „virtuellen Rundgang“ durch die Bucklige Welt im Internet zu sehen (edlitz.panaustria.at). So lassen sich übrigens sämtliche Highlights der Region sowie die Wehrkirchenstraße
In Krumbach lädt das Genuss- und Erlebniszentrum der Familie Blochberger (Eis-Greissler) zum Verweilen ein
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Freilichtmuseum Wehrkirchenstraße (von Edlitz ausgehend) www.buckligewelt.info/ wehrkirchenstrasse-bucklige-welt Wolfsbräu – Das Bucklige Weltbier Familie Wagner, Blumengasse 7, 2832 Thernberg, T: 02629 219 28 oder 0664 192 55 60, www.wolfsbrau.at
virtuell erkunden. Nicht weit von Edlitz entfernt befindet sich in Thernberg mit der Erzherzog-Johann-Dokumentation eine weitere kleine, aber feine Ausstellung, die über die spannende Geschichte der Region erzählt. Ein Besuch lohnt sich aber nicht nur deshalb, sondern auch, weil gleich nebenan das Wolfsbräu durstige Besucher im Schaubetrieb willkommen heißt. Familie Wagner braut hier nicht nur ihr Bucklige-Welt-Bier, sondern lädt die Gäste auch zu Brauereiführungen ein. Hier erfährt man, warum das Wolfsbräu gern im Rudel vorkommt, wie viel Mühe in Aufzucht und Pflege gesteckt wird, und was das Eigentümliche an der sorgsamen Herstellung des Bieres ist.
Der Erzählort und die feinsten Edelbrände Bad Schönau ist weit über die Region hinaus als Kurort bekannt. Aber längst ist es nicht mehr nur das natürliche Kohlensäuregasvorkommen, das die vielen Gäste jedes Jahr in die kleine Gemeinde der Buckligen Welt lockt. Sie wollen auch das Erzählkunstfestival „fabelhaft!” von Folke Tegetthoff erleben. Im Zuge der Landesausstellung 2019 verwandelt sich die Gemeinde zum Ganzjahreserzählort. Herzstück ist der Kurpark, in dem sich nicht nur die „Erzählenden Bänke“ finden, sondern auch die Bücherbühnen. Der „Weg der Blicke“ mit kurzen Gedichten und Texten des Schriftstellers Ernst Ferstl, der in der Buckligen Welt beheimatet ist, lädt zu einer Erzählreise ein. Ebenso der „kürzeste
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Fotos: Nikolaus Pfusterschmid, Dieter Moeyaert, Stefan Knittel
Erzherzog-Johann-Dokumentation Altes Mesnerhaus und Pfarrhof Markt 2, 2832 Thernberg, 0676 503 39 62 (Martin Lechner) oder 0664 192 55 60 (Josef Schuch), http://www.scheiblingkirchen.at/ erzherzog_johann
Bierbrauer Markus Wagner bei der Erzeugung des „Wolfsbräu“
Foto: Marc Glassner
Wehrkirchendokumentation und Wehrkirche Edlitz Gemeindeamt Edlitz, Markt 1, 2842 Edlitz, T: 02644 72 50, www.edlitz.at/ Wehrkirche_Edlitz
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Weltgeschmack ROLAND GRAF
fabelhaft! Erzählfestival in der Kurgemeinde Bad Schönau www.badschoenau.at, Tickets: Gemeinde Bad Schönau, T: 02646 82 84, fabelhaft@bad-schoenau.gv.at
Roland Graf stammt aus der Buckligen Welt. Seine Bierund Bargeschichten erscheinen in Magazinen im gesamten deutschen Sprachraum. www.trinkprotokoll.at
Geräuschkünstler Zero Boy fasziniert sein Publikum in Bad Schönau
Schatzjagd im Buckligen Wald
Fotos: Nikolaus Pfusterschmid, Dieter Moeyaert, Stefan Knittel
Foto: Marc Glassner
Rundwanderweg der Welt“ mitten im Zentrum von Bad Schönau. Hier informiert Folke Tegetthoff, Meister der Erzählkunst, auf kristallförmigen Infotafeln über die Geschichte der Kurgemeinde. Zusätzlich gibt es einen eigenen Rundwanderweg zum Thema Erzählen, der einen mit faszinierenden Geschichten entlang der sehenswertesten Ecken der Gemeinde begleitet. Nicht weit entfernt in Kraxenberg in der Gemeinde Krumbach wartet das nächste kulinarische Highlight der Region: Im Schaubetrieb der Familie Kölbel kann man mit eigenen Augen beobachten, wie die mehrfach preisgekrönten Edelbrände und Liköre entstehen. Natürlich steht auch der eine oder andere hochprozentige Tropfen zur Verkostung bereit. Widerstand ist zwecklos, denn immerhin ist man hier bei besonders einfallsreichen Edelbrennern. Der griechisch klingende „Kraxados“, ein Apfelbrand, ist hier ebenso beheimatet wie der erste BuckligeWelt-Whisky. Kölbels wissen, wie man das Beste aus der Holzfasslagerung herausholt. Seit Kurzem bieten sie Gästen auch den Bucklige-Welt-Gin an. Den sollte man als jüngste Erinnerung an eine abwechslungsreiche Reise durch das Land der 1.000 Hügel mit nachhause nehmen. |
Werner Kölbel mit seinem Edelbrand „Kraxados“
Edelbrände von Edith und Werner Kölbel Kraxenberg 1, 2851 Krumbach, T: 02647 432 48 und 0664 870 90 13, kraxados.at
Die „Kraftplätze“ können mir gestohlen bleiben. Es mag schon einen Sinn gehabt haben, dass da und dort einmal ein keltisches Warnfeuer brannte auf einem der tausend Hügel. Aber ich bin kein Kelte, und als Feuerstelle reicht mir im Spätherbst der Kamin. Schatzplätze hingegen, darüber können wir reden. Lange sogar. Denn an ihnen ist die Bucklige Welt reich. Die erste Radfahrt zum Erlacher Hohlweg, wo genau der sechste Baum rechts keine normalen Nüsse trug, hat auch noch Jahrzehnte später einen magischen Touch. Was lag da auf einmal in der Hand? Rotschalige Nüsse! Da zahlte sich das „Andirndln“ mit Haube schon aus. Mehr noch natürlich für die Herrenpilze, die es an einem anderen Schatzplatz („immer nach Fichten Ausschau halten“, so der versierte Großvaterrat) im Überfluss gab. Dann musste man den herbstlichen Fund nur noch heimbringen und hoffen, dass die Oma nicht zuhause war. Dann kamen die „Püzling“ nämlich einfach auf die heiße Herdplatte. Zuhause bitte nicht nachmachen – schon gar nicht am Induktionsherd! Und während man Pilzplätze nie, nie verrät, kann man zumindest den Ort der jährlichen Maronisammlung nennen. Die Großen waren in Kaltenberg die Teiche abfischen, ich zog parallel durch die Wälder auf der Suche nach den Esskastanien. Aufgeschlitzt wurde die Beute mit dem Taschenfeitl. Interessant aber: Letztens wies mich ein Sammelfreund in Schottland darauf hin, dass es im Deutschen kein Wort für Waldfunde gibt. Die Freunde im noch Vereinigten Königreich nennen das „foraging“. Bei mir heißt’s einfach „waldeln“. 35
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Bucklberger. So schmeckt die Gegend SOPHIE JAEGER
Das Angebot der Fleischhauerei Höller reicht von vielen klassischen Wurst- und Schinkensorten über Fleischspezialitäten für Grill und Pfanne bis zu saisonalen Produkten wie Lamm und Wild. Aber das ganz Besondere ist die „Bucklberger“: eine eigens kreierte Fleischwurst mit Petersilie und Fenchel. Sie ist sozusagen ein geschmackliches Porträt der Buckligen Welt. Regionalität bedeutet auch bessere Qualität Seit mittlerweile mehr als dreißig Jahren versorgen Karl und Magdalena Höller das kleine Dorf Zöbern und seine Umgebung mit Fleisch- und Wurstwaren von hervorragender Qualität. Karl Höller sieht seinen Betrieb als klassischen Nahversorger: „Bei uns wird alles gemacht, was dazugehört“, erzählt der Fleischhauer. Vor Ort finden sowohl die Schlachtung und Zerteilung als auch die Zubereitung der Waren statt. Auf diese Weise kann Höller den gesamten Erzeugungsprozess der Produkte kontrollieren und die Qualität seiner Waren garantieren. Darüber hinaus wird großer Wert auf Regionalität gelegt. „Es ist mir besonders wichtig, bei den Bauern aus der Umgebung einzukaufen. Das ganze Jahr über beziehen wir Rinder und Schweine, saisonal auch Gänse und Wild von regionalen Betrieben“, sagt der Fleischhauer. So wird nicht nur die Region gestärkt, sondern auch Kundinnen und Kunden haben etwas davon: „Einerseits kenne ich die Bauern und deren Betriebe und kann auch hier wieder auf die Qualität achten. Andererseits entstehen durch die kurzen Wege geringere Kosten, was sich direkt beim Preis der fertigen Produkte widerspiegelt.“ Bei Höllers wird das „Krokodilstangerl“ gefüllt Vorne im Geschäft hat Karl Höllers Frau Magdalena das Sagen. Gemeinsam mit sechs Mitarbeiterinnen und Tochter Karin leitet sie den Verkauf. Neben den Eigenerzeugnissen werden zahlreiche weitere regionale Produkte angeboten. Beim Besuch im August stehen etwa frische Himbeeren auf der Theke, in einem großen Kühlregal gibt es Gemüse sowie Schaf- und Ziegenkäse
Karl und Magdalena Höller in ihrer Fleischerei in Zöbern: Hier gibt es sogar „Krokodil“, halt in Brotform, deftig gefüllt und verziert
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Die Fleischerei Höller in Zöbern, ein Musterbeispiel für die Zusammenarbeit mit regionalen Produzenten
Fleischerei Magdalena und Karl Höller Kampichl 35, 2871 Zöbern, T: 02642 82 46, www.hoeller-fleischer.at Scherz Eisdiele – Bäckerei – Café – Konditorei Schlager Straße 6, 2871 Zöbern, T: 02642 82 14
von Bauern aus der Umgebung. Das Brot fürs Jausenweckerl stammt vom örtlichen Bäcker Scherz. Viele dieser Spezialitäten finden sich auch in den Geschenkkörben der Fleischerei wieder, die sich besonders in der Vorweihnachtszeit als Firmengeschenke großer Beliebtheit erfreuen. Auf Bestellung bereitet Magdalena Höller kunstvolle Platten zu, je nach Geschmack mit Wurst, Schinken und Käse belegt. Stolz zeigt sie Fotos vom sogenannten „Krokodilstangerl“ – ein großes Gebäck vom Bäcker Scherz, das die Höllers füllen und verzieren. Serviert wird das krosse Krokodil mit Kulleraugen aus gekochten Eiern auf einer Holzplatte mit eigens eingravierten Krokodilkrallen. „Unser Krokodil wird meistens für Kindergeburtstage bestellt. Mittlerweile machen wir das aber schon so lang, dass aus den Kindern Erwachsene geworden sind – das Krokodil essen sie aber immer noch gern“, sagt Frau Höller und lacht.
Foto: Stefan Knittel
Weißwürste, Martinigansln und Maronibraten Zu den Lieblingsprodukten der Kunden zähle derzeit Grillware, besonders Steaks finden großen Anklang. Jetzt im Herbst freuen sich die Kunden über zahlreiche saisonale Specials: Im September und im Oktober gibt es Weißwürste, zum Martinsfest im November Martinigansln und zu Weihnachten sind der Maronibraten und die Rindsrouladen sehr beliebt. Welches Produkt mag der Fleischhauer selbst am liebsten? Ein großer Griller sei er nicht, sagt Karl Höller schmunzelnd. Viel lieber als ein Tomahawk-Steak esse er nämlich Leberkäse. Auch die allerjüngste Generation der Höllers liebt es klassisch. Die zweijährige Lara, Enkelin der Höllers, nascht am liebsten knusprige Grammeln, wenn sie kurz vor Ladenschluss an der Theke selbst verkaufen spielt. | 37
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Federführende Lehrinstitution WERNER STURMBERGER
Nähert man sich dem Areal der Landwirtschaftlichen Fachschule (LFS) Warth, fallen einem mehrere aus Holz gefertigte Kästen auf. Das laute Surren rund um sie verrät, dass es sich um Bienenbeuten handelt. Die Bienenvölker in den Schaustöcken bestehen aus mehreren tausend Bienen. Das flößt Respekt ein, wie man auch an den Gesichtern der Schülerinnen und Schüler ablesen kann, die vorsichtig an den Bienenbeuten hantieren und behutsam Waben beherbergende Zargen entnehmen. Österreichs führende Imkereischule Honigbienen sind zwar nicht aggressiv, doch auch der Umgang mit den friedfertigen Wesen will gelernt sein. Dafür ist die LFS Warth genau der richtige Ort: „Die Imkerei boomt und unsere Schule ist dabei die federführende Lehrinstitution“, sagt Jürgen Mück, Pressesprecher der Landwirtschaftlichen Fachschulen NÖ. „Menschen kommen aus ganz Österreich zur Weiterbildung
hierher, auch der Nachwuchs. Es gibt zusätzlich Schnupperkurse.“ Hier können Interessierte Bienen einmal hautnah erleben. Die Imkerschule verfügt über mehr als 180 Völker. Betreut werden diese von den Imkermeistern Wolfgang Oberrisser und Alois Spanblöchl. Um guten Honig herzustellen, muss man nicht nur mit Bienen umgehen können: „Der Erfolg bei der Honigerzeugung beginnt schon mit der passenden Wahl des Standorts für die Bienenvölker“, erklärt Wolfgang Oberrisser. „Dabei ist auf ein möglichst großes Angebot an Nektar und Honigtau zu achten. In der Fachsprache nennt man das ‚Tracht‘.“ Damit ist die Arbeit nicht getan. Die Bienen müssen über die gesamte Saison betreut werden, um etwa Schädlingen vorzubeugen. „Um wirklich reifen Honig zu ernten, dürfen nur verdeckelte Waben entnommen werden“, sagt Alois Spanblöchl. Damit man den richtigen Erntezeitpunkt erwischt, brauche es Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Oberrisser und Spanblöchl haben beides: Davon zeugt die Auszeichnung „Imker des Jahres“. Man
Fotos: LFS Warth
Schüler der Imkerschule in Warth beim Unterricht
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BILDUNG
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2019 feiert die Landwirtschaftliche Fachschule Warth ihr 65-jähriges Bestehen. Sie ist für den Arbeitsmarkt und die Kulturlandschaft der Buckligen Welt wichtig
Landwirtschaftliche Fachschule Warth Aichhof 1, 2831 Warth, T: 02629 222 20, www.lfs-warth.ac.at
kann sich aber auch vom fertigen Honig überzeugen lassen. Der Ab-Hof-Laden an der Fachschule verkauft neben Honig aus eigener Produktion auch viele andere Imkereiprodukte.
Arbeitsbiene am Werk: Mehrere tausend bilden ein Bienenvolk. Die LFS Warth verfügt über 180 Völker
und Haushaltsmanagement“ zur Auswahl stehen, die mit dem Facharbeiterbrief abgeschlossen werden. Ergänzend dazu kann man hier noch unterschiedliche Zusatzqualifikationen erwerben: zur Heimhilfe, Kinderbetreuung oder Wildbachbegehung.
Ein landwirtschaftliches Bildungszentrum
Fotos: LFS Warth
Wahrer der Kulturlandschaft Bucklige Welt Die LFS Warth unterrichtet aber weit mehr als Imkerei: „Sie ist ohne Übertreibung das landwirtschaftliche Bildungszentrum im Süden Niederösterreichs, für Schülerinnen und Schüler ebenso wie für Erwachsene. Neben der Imkerschule gibt es hier die einzige Greenkeeper-Akademie Österreichs, die Agrar- und Waldwerkstatt sowie den Kälbermarkt“, sagt Mück. An der Fachschule, die 2019 ihr 65. Bestehen feiert, finden jedes Jahr über hundert Seminare statt – für mittlerweile mehr als 2.000 Teilnehmende jährlich. Dazu kommen noch rund 250 Schülerinnen und Schüler. Deren Ausbildung dauert drei Jahre, wobei die Fachrichtungen „Landwirtschaft“ sowie „Betriebs-
Die Fachschule erfüllt eine wichtige Aufgabe für den Arbeitsmarkt der Region. Außerdem trägt die Vermittlung zeitgemäßen Wissens zu einem umweltschonenden Umgang mit der Natur bei. Das Know-how aus der LFS Warth leistet einen zentralen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaften der Buckligen Welt. „Die Schule hat sich in den letzten zwanzig Jahren sehr gut entwickelt“, sagt Mück. „Aber um auch weiterhin auf die Bedürfnisse der Region und unserer Schülerinnen und Schüler eingehen zu können, müssen wir innovativ bleiben. Ohne die hohe Motivation und Energie unseres Lehrpersonals wäre das nicht denkbar.“ | 39
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Nachbarschaftspflege mit Waldschafen WERNER STURMBERGER
Ein Lederhut ist Engelbert Jeindls ständiger Begleiter. „Wenn ich draußen arbeite, trage ich eigentlich immer einen Hut. Das ist einfach praktisch, egal ob es regnet oder die Sonne scheint, man hat beides nie direkt im Gesicht.“ Mittlerweile musste der Cowboyhut aus den USA einem Exemplar aus Australien weichen – Exklusiv-Import von Jeindls Schwester. Vervollständigt wird das Erscheinungsbild des Schäfers mit der Hündin Medy, einem Border Collie, und zahllosen Schafen. Was andernorts für Aufsehen sorgen würde, ist in Krumbach und Umgebung fast fixer Bestandteil des Ortsbildes. Nachdem Engelbert Jeindls Eltern einen kleinen Hof erstanden hatten, suchten sie nach Alternativen zur Rinderhaltung: „Sie haben mit Ziegen und verschiedenen Schafrassen experimentiert, bis sie auf die Waldschafe gestoßen sind. Sie werden manchmal als Urschafe bezeichnet und sind sehr robust“, zeigt Jeindl seine Begeisterung für seine wolligen Schützlinge. Anders als verbreitete Schafrassen, gibt es die Waldschafe in
Jeindls Kerzenlaube – die Lammbuschenschank Prägart 1, 2851 Krumbach, T: 0677 627 672 92, lammbuschenschank.jimdo.com
unterschiedlichsten Farben und mit oder auch ohne Hörner. Sie wachsen langsamer und bleiben kleiner. Dadurch können sie Flächen beweiden, die für größere Tiere ungeeignet sind: steile, fragile Böschungen oder Dämme von Rückhaltebecken. Beides findet man in der Buckligen Welt zuhauf. „Es hat sich dann recht schnell herumgesprochen, dass wir für unsere Schafe auf der Suche nach Weideflächen sind. So haben uns viele Nachbarn gefragt, ob wir die Schafe nicht auch bei ihnen auf die Weide lassen wollen.“ Nachbarschaftspflege wird in der Buckligen Welt großgeschrieben, auf Rasenmähen steht man weniger. Das übernehmen Jeindls Schafe. Deren Blöken passt auch besser zur hügeligen Landschaft als der Motorenlärm eines Balkenmähers oder einer Motorsense. Ist die Koppel abgegrast, ziehen die vierbeinigen Rasenmäher weiter. Mit bis zu hundert Schafen ist Jeindl unterwegs: „Drei, vier Kilometer geht man schnell einmal. Wenn es weiter
Fotos:Stefan Knittel
Engelbert Jeindl samt Familie auf ihrem Krumbacher Hof
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Sie mähen den Rasen ohne Motorenlärm und halten Engelbert Jeindl auf Trab: Waldschafe bei Krumbach
Fotos:Stefan Knittel
Wanderschäfer Engelbert Jeindl mit seinen Waldschafen vor Schloss Krumbach
wird, müssen die Schafe schon ein bisschen trainiert sein. Gerade im Frühling nach einem Winter im Stall fehlt ihnen die Kondition. Dann wird es oft schon nach zwei oder drei Kilometern schwierig.“ Allein wäre die Aufgabe, selbst ohne das eine oder andere schwarze Schaf, nicht zu meistern. Unterstützung bekommt er von Medy: „Mit den Schafen zu arbeiten ist die größte Freude für sie. Wenn sie merkt, dass es hinausgeht, fängt sie vor Freude zu zittern an.“ Zu zittern beginnt Jeindl beim Aufbruch nicht. Aber mit den Schafen unterwegs zu sein macht ihm Spaß – zumindest mehr als der Aufbau der Koppel. „Unterwegs in der freien Natur ist es abwechslungsreich. Ein bisschen fühlt man sich, als würde man alle paar Tage länger spazieren gehen.“ Wer jetzt Bilder vom archaischen Schäferleben im Kopf hat, muss sich neue suchen. Auch wenn Jeindl mit seinem Hut und dem Border Collie unter einem der Obstbäume ein idyllisches Bild abgibt. Jeindl studiert nämlich, wenn er sich nicht um die
Schafe kümmern muss, arbeitet als freiwilliger Helfer beim Roten Kreuz und hält gemeinsam mit seinen Geschwistern den Hof und „Jeindls Kerzenlaube“ am Laufen. Medy bewacht den elterlichen Hof und wartet dabei darauf, ihren Bewegungsdrang als Schafdompteurin wieder ausleben zu können. Die Kerzenlaube ist eine Buschenschank. Ihre Spezialität: natürlich Lamm. Die Schützlinge der Jeindls sind nicht nur süß, sondern schmecken auch sehr gut. Bei einem Besuch in der Buschenschank kann man sich von beidem überzeugen. Das liegt einerseits daran, dass die Jeindls „schon bio waren, bevor es bio gab“, zum anderen an den Eigenheiten der Waldschafe selbst. Und auch daran, dass sich Engelbert Jeindl und seine Familie liebevoll um die Tiere kümmern: „Wenn einmal jemand nicht kann, dann springt die oder der andere ein. Wir sind ein Familienbetrieb und arbeiten alle zusammen. Dafür sind wir bestimmt genauso bekannt wie für unsere Schafe.“ | 41
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Bergkartoffeln für die Wirtin SOPHIE HANAK
Wirtin Christa Aflenzer und ihr Lieferant Richard Schwarz sind ein eingespieltes Team
In Lichtenegg bauen sie Bergkartoffeln an So auch in Lichtenegg in der Buckligen Welt am Hof der Familie Schwarz. Sie hat sich auf die Sorte „Ditta“ spezialisiert und nennt sie die „Bergkartoffel“. Immerhin wächst sie auf 770 Metern Seehöhe. Der leichte, sandige Boden verleiht ihr einen sehr feinen Geschmack. Verwendet wird sie für Brat- und Ofenkartoffeln sowie natürlich auch für Kartoffelsalat. „Mitte April werden die Kartoffeln ausgesetzt. Dann ist die Pflege wichtig, etwa Unkraut jäten. Es kann sehr intensiv sein, weil wir nicht spritzen. Die Ernte dauert von September bis Oktober, das macht besonders viel Spaß“, sagt der Kartoffelbauer
Richard Schwarz lachend. „Da sind immer viele Leute bei uns!“ Mit einem Vollerntegerät werden am Tag rund 3.000 Kilogramm eingesammelt. Auf einem Förderband, an dem mehrere Personen stehen, werden die Steine aus der Ernte entfernt. Eine ziemliche Herausforderung, wie Martina, die Frau von Richard Schwarz, erzählt: „Aber man hat auch Zeit zum Plaudern und kann gut abschalten.“ Ihr Mann ergänzt: „Wir produzieren die Kartoffeln sehr naturnah. Nach der Ernte werden sie in einem Kühlraum gelagert, danach sortiert und abgepackt.“ Wo Gäste mit einem Lächeln zurückkommen Richard und Martina Schwarz arbeiten gemeinsam mit ihrer Familie am Hof. Geliefert wird die Ernte an Gastwirte der Umgebung und regionale Geschäfte und Supermärkte. „Vor einigen Jahren haben wir gehört, dass das Gasthaus ,Zur Linde‘ in Hochegg neu übernommen wurde“, sagt Richard Schwarz. Christa
Fotos: Stefan Knittel
Die Kartoffel, in Österreich auch Erdapfel oder Grundbirne genannt, ist ein enorm vielseitiges Gewächs. Bei uns werden Erdäpfel vermutlich seit ungefähr 400 Jahren angebaut, mittlerweile in den unterschiedlichsten Regionen.
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PRODUZENTEN / GASTRONOMEN
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Christa Aflenzer schätzt die Erdäpfel der Familie Schwarz
Martina und Richard Schwarz Bergkartoffeln und Eier, Ransdorf 6, 2813 Lichtenegg, T: 02643 23 38 oder 0664 203 11 07 Gasthof „Zur Linde“ – Christa Aflenzer Hochegger Straße 29, 2840 Hochegg, T: 02644 82 36, www.zur-linde-christa.at
Fotos: Stefan Knittel
Im Gasthof „Zur Linde“ in Hochegg wird auf die regionale Herkunft der Lebensmittel Wert gelegt
Aflenzer eröffnete das Gasthaus 2012 neu. „Zuerst suchte ich lange, um gute Erdäpfel zu bekommen. Als die Familie Schwarz zu mir kam, um ihre Bergkartoffeln zu präsentieren, war ich sofort begeistert. Diese Erdäpfel sind ganz anders als alle, die ich bisher zur Verfügung hatte. Es sind wirklich gute Bauernkartoffeln.“ Die Wirtin ist in Lunz am See aufgewachsen und machte mit 15 Jahren eine Koch- und Kellnerinnenausbildung. „Ich hatte das große Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu können. Ich wollte schon immer selbstständig sein. Als ich hörte, dass dieses Gasthaus zu haben ist, entschied ich mich dafür, es zu übernehmen. Die Menschen in der Umgebung haben mich sofort angenommen, alle waren von Anfang an sehr freundlich. So bin ich wirklich gern hier und kann mir gar nicht vorstellen, woanders zu sein.“ Christa Aflenzers Credo als Wirtin: „Am allerwichtigsten ist mir, dass die Gäste mein Wirtshaus zufrieden verlassen und immer wieder gern und mit einem Lächeln zurückkommen. Dazu
achten wir besonders auf Regionalität bei den Produkten und auf ein vielseitiges, saisonales Angebot aus der Küche.“ Das erkennt man, sobald man die Speisekarte aufschlägt. Die regionale Herkunft jedes Produkts ist liebevoll beschrieben, wie etwa Eis vom Eis-Greissler oder Bier vom Wolfsbräu. Am Wochenende gibt es das bekannte Bierbratl mit Mostkraut und Semmelknödel. Sogar nächtigen kann man im Gasthof „Zur Linde“. Die Zusammenarbeit von lokalen Produzenten mit Wirten und lokalen Händlern ist Basis der Initiative „Sooo gut schmeckt die Bucklige Welt“. Mit dieser Kooperation bekommt die Bucklige Welt ihren ganz eigenen Geschmack. Das zeigt sich auch am Gasthof „Zur Linde“ von Christa Aflenzer. Hier hat die Berg kartoffel der Familie Schwarz einen Ehrenplatz auf dem Teller. | 43
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Mit Oskar beim Fliegenfischen SABINE EDITH BRAUN
In den Leitha-Auen zwischen Katzelsdorf und Lanzenkirchen, einem Natura-2000-Idyll
Mit dem Pferd wurde er abgeholt, mit dem Lastenfahrrad, aber auch schon mit einem leeren Kinderwagen – von zwei Damen. Die Rede ist von „Oskar“, dem Picknickkorb in zylindrischer Form aus hellem, geflochtenem Bast. Entdeckt haben Raphaela Ehrenhofer und Manuela Ramminger ihn auf willhaben.at. Die Vorgabe der Vorbesitzerin lautete: Was immer mit Oskar geschieht, seinen Namen muss er behalten. Die beiden haben sich daran gehalten und „Geh mit Oskar auf die Reise“ in ihr Angebot aufgenommen. Stundenlang mit Oskar in der Au Drei Jahre ist es her, dass Raphaela Ehrenhofer und Manuela Ramminger die Katzelsdorfer „Kaffeemühle“, die freilich nicht immer so geheißen hat, übernommen haben. Die beiden stammen eigentlich aus dem Bezirk Baden. „Ich war vorher noch nie in Katzelsdorf“, sagt Raphaela Ehrenhofer und lacht. Mit der 44
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IN DER AU
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Raphaela Ehrenhofer und Manuela Ramminger beim Wandern mit „Oskar“, ihrem bestellbaren Picknickkorb
Fotos: Stefan Knittel
Mit ihrer „Kaffeemühle“ in Katzelsdorf haben sich Raphaela Ehrenhofer und Manuela Ramminger einen Traum erfüllt
Kaffeemühle haben sich die beiden den Traum vom eigenen Kaffeehaus erfüllt. Ganztägiges Frühstück, Snacks und Süßes sind die kulinarischen Koordinaten des Kaffeemühlen-Angebots (Empfehlung: die hausgemachten Cremeschnitten samt zerbröseltem Deckel als Markenzeichen!). Und natürlich „Oskar“, das Frühstückspicknick im Grünen für zwei Personen. Wer Oskar bestellt, kann ihn in der Kaffeemühle abholen, vollgepackt mit Kaffee oder Kakao, Gebäck, Joghurt mit Früchten, Eierspeis, pikantem Aufschnitt, Prosecco – sprich: allem, was ein hungriges Frühstücksherz begehrt. Eine Karte mit zwei unterschiedlichen Routen durch die Leitha-Auen ist ebenfalls dabei. Die kürzere Route von der Kaffeemühle zum Laurenzisteg, dann den Fluss entlang zum Radegundissteg und wieder zurück zur Kaffeemühle dauert etwa eine halbe Stunde. Die längere Route umfasst ein größeres Stück des Katzelsdorfer Augebiets und nimmt eineinhalb Stunden in Anspruch. Reine Gehzeit ohne Picknick. Zwar ist die Zeit, die man mit Oskar verbringen 45
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darf, nicht begrenzt, doch die meisten Kunden bringen ihn nach drei bis vier Stunden zurück. Übrigens ist Oskar ein Unikat. Es gibt nur ihn. Daher ist eine Voranmeldung unbedingt notwendig. Zum Fliegenfischen in der Leitha aufgewachsen Wie kam es überhaupt zu der Idee, einen Picknickkorb ins Angebot aufzunehmen? „Bei einem Spaziergang in der Au haben wir uns gedacht, das ist doch ein sehr nettes Plätzchen: zum Marschieren, aber auch mit vielen Bänken zum Sitzen. Es sollten auch andere, also die Nicht-Katzelsdorfer, kennenlernen“, erzählt Raphaela Ehrenhofer. Immerhin sind die Leitha und der sie begleitende Auwald in Niederösterreich auf der gesamten Länge als Natura-2000-Gebiet ausgewiesen und entsprechend geschützt. Tatsächlich hat sich das Picknickangebot binnen kurzer Zeit etabliert. Aus dem gesamten Raum südlich von Wien kommen die Picknickgäste. „Die Leute springen auf Oskar gut an – von Omis
bis zur ganzen Familie.“ Da auch der Eurovelo 9 ein Stück die Leitha entlang verläuft, sind in dem Gebiet zahlreiche Radlerinnen und Radler unterwegs. Natürlich muss man Oskar nicht unbedingt in die LeithaAuen ausführen: Sogar bis zum Schneeberg hat es der Picknickkorb schon geschafft. Wer aber mit ihm in den Auen bleibt, trifft dort vielleicht beim Leitha-Ursprung in Lanzenkirchen auf Karl Soltiz. Der pensionierte Polizist ist seit vielen Jahren begeisterter Fliegenfischer – und er ist, wie er selbst sagt, nicht an der Leitha, sondern „in der Leitha“ aufgewachsen. Schon der Vater und ein Onkel haben dort die Angel ausgeworfen. Die Österreichische Fischereigesellschaft, ein Verein, in dem auch Karl Soltiz aktiv ist, hat in der Au das Revier Leitha-Ursprung gepachtet. Dort kann man nach Forellen, Äschen und Döbeln fischen. Der größte Unterschied zwischen Fliegenfischen und Angeln ist das fehlende Wurfgewicht aus Blei oder ein schwerer Köder am Haken. Fliegen, künstlich und oft von den Fischern selbst
Fotos: Stefan Knittel
Die Leitha-Auen laden im Herbst zum Wandern und Fliegenfischen ein
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IN DER AU
HERBST / WINTER 2018
Karl Soltiz, ein pensionierter Polizist, schätzt die Fliegenfischerei in den Leitha-Auen
Kaffeehaus Kaffeemühle Hofgarten 3, 2801 Katzelsdorf, T: 0664 436 66 37, www.kaffeemuehle.co.at Österreichische Fischereigesellschaft (für Revierkarten) www.oefg1880.at Gasthof Mühlendorfer Haderswörth, Hauptstraße 186, 2821 Lanzenkirchen, T: 02627 456 76, www.muehlendorfer.com
gemacht, haben so gut wie kein Gewicht, für den Schwung sorgt die Schnur in den Händen der Fliegenfischer. Sie benutzen eige ne Ruten und Spulen sowie eine spezielle Wurftechnik.
Fotos: Stefan Knittel
E-Bikes für eine Fahrt durch die Aulandschaft Immer wieder hört und liest man von der „Kunst des Fliegen fischens“. Wie denkt Karl Soltiz darüber? „Für den Hausgebrauch kann das jeder lernen – eine Kunst in dem Sinne ist es aber nicht“, sagt er. Die Fischereigesellschaft bietet eigene Fliegen fischkurse an. Warum handelt es sich bei der Fliege um kein echtes Tier? „Sie würde sich nicht nur in kürzester Zeit auflösen, sondern wäre auch zum Anbinden zu klein“, sagt Soltiz. Die künstlichen Fliegen werden aus Tierhaar, Federn, Wolle und Draht hergestellt – sie zu binden ist wohl die eigentliche Kunst beim Fliegenfischen. Man kann sie natürlich kaufen, aber ein echter Fliegenfischer bindet sie selbst. Wichtigstes Utensil ist da
bei der Bindestock. An ihm wird der Haken befestigt und daran die Fliege. Es gibt die unterschiedlichsten Modelle. Manche sind nach ihren Erfindern benannt, viele tragen Fantasienamen – die bekannteste ist die „Adams“. Fünf bis zehn Minuten braucht Karl Soltiz für eine Fliege. Beigebracht hat er sich diese Technik aus Zeitschriften. Heute gibt es auch auf YouTube Lehrbeispiele. Und wie sieht es mit der Verwertung des Fangs aus? „Grundsätzlich verwerte ich gefangene Fische“, sagt Soltiz. „Ich nehme jedoch nicht jeden Fisch raus. Aber auf jeden Fall dann, wenn ich Gusto auf eine Forelle habe!“ Wer sich im Fliegenfischen versuchen möchte, für den sind die Leitha-Auen ein ideales Gebiet: Die Tageskarte ist hier mit 55 Euro (ohne Mitgliedschaft im Fische reiverein) vergleichsweise günstig. Wer das Leitha-Delta genauer erkunden möchte und dazu mehr Zeit braucht, kann im familiär geführten Gasthof Mühlendorfer Quartier beziehen. Hier gibt es gutbürgerliche Wirtshausküche mit Produkten aus der Region und KTM-E-Bikes für eine Fahrt durch die Au. | 47
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Pferde, Biker, Teufelsweiber NINI T SCHAVOLL
Alljährlich findet in Wiesmath ein Krampusritt statt: Wer dort alles einreitet, verrät der Veranstalter Gerhard Ebner
Schon von Weitem wiehert die fünfzehnjährige Pinto-Stute Crazy, als Gerhard Ebner sich nähert, um sein Pferd einzufangen. Der Obmann des Reitsportvereins (RSV) Wiesmath ist begeisterter Westernreiter und leitet seit einigen Jahren die Geschicke seines Reitvereins. Mit 38 Jahren begann er eher spät mit dem Reitsport. „Reiten ist für mich ein wunderbarer Ausgleich zum Berufsalltag“, erzählt der Installationstechniker. „Eine meiner Lieblingsrouten geht hinauf zum Sperkerriegel, von dort aus ist die Aussicht herrlich. An den Sonntagen reite ich immer mit meinen Freunden auf schönen Wegen durch unsere hügelige Landschaft, das genieße ich sehr. Danach sitzen wir meist noch gemütlich im Reiterstüberl am Hof zusammen.“ Seine Töchter, mit denen er zu reiten begonnen hat, sind nur mehr selten im Stall. Umso mehr ist er selbst nun mit dem Reitsportverein und den dazugehörigen Aktivitäten beschäftigt. In Wiesmath scheinen Vereine überhaupt einen guten Boden zu haben. Vom Sport- über den Tennisverein bis zur Volkstanz-
Fotos: Audivision.at, Stefan Knittel
Die Mitglieder des Reitsportvereins Wiesmath zeigen sich jeden Winter im Krampusgewand
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BRAUCHTUM
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Fotos: Audivision.at, Stefan Knittel
Der Krampusritt Der Krampusritt 2018 in Wiesmath beim Gemeindebaum im Ortszentrum: 2. Dezember, Ausschank ab 15.30 Uhr, die Show beginnt um 16 Uhr
gruppe nimmt die Wiesmather Bevölkerung, die aktuell rund 1.600 Personen zählt, äußerst rege an den vielfältigen Ange boten teil. Das zeigt sich auch beim alljährlich stattfindenden Krampusritt, der mitten durch den Ortskern führt. Kurzzeitig hatte man diesen vor die Marktgemeinde hinaus verlagert, weil in manchen Jahren bis zu 2.000 Gäste gezählt wurden. Diese Lösung wurde jedoch bald wieder verworfen – zu gut eigne sich der zentrale Platz im Dorf mit dem großen Gewerbebaum für die Show, meint Gerhard Ebner. Der Ablauf des Krampusritts ist jedes Jahr ähnlich. Der RSV ist Veranstalter, freut sich aber besonders darüber, dass auch andere örtlichen Vereine mithelfen und der Abend des Krampus ritts großen Anklang bei der Bevölkerung findet. Am Anfang steht immer eine Krampusgeschichte, die von Gerhard Ebners Freund Christian Kornfeld vorgetragen wird. Danach beginnt der Umzug mit den kleinen Kinderkrampussen, dicht gefolgt von den Reitern des RSV Wiesmath. „Wir haben
RSV-Obmann Gerhard Ebner Pferd Crazy „Oldtimerund sindsein Fahrzeuge, kein Stehzeug!”
alle ruhige und stressresistente Pferde, sonst wäre dieser Ritt durch den ganzen Trubel nicht möglich“, sagt Ebner. Die Pferde machen den Anfang – sobald sie den Platz verlassen haben, donnern die Biker mit viel Schall und Rauch herein, dicht gefolgt von den Wiesmather Teufelsweibern. Auch die Brauchtums gruppe mit ihrem Feuerspektakel darf nicht fehlen. Nachdem dreimal ins Horn geblasen worden ist, kommen noch einmal alle auf den Dorfplatz. Dann erscheint der H l. Ni kolaus in einer Kutsche und verteilt an jedes Kind ein Nikolo sackerl. Auf die Erwachsenen warten Punsch und Glühwein, das lokale Kaffeehaus „Kisterl“ ist an diesem Abend voll bis auf den letzten Platz. Die Freiwillige Feuerwehr verköstigt Hungrige mit einer Wurst, die an diesem Abend „Höllendürre“ heißt. „Es ist wirklich viel Arbeit, das alles auf die Beine zu stellen“, meint Gerhard Ebner, „aber wenn alles klappt und die Vereine zusammenhelfen, macht es einfach jedes Jahr aufs Neue einen Riesenspaß.“ | 49
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Das Christkindl von Katzelsdorf MARTINA NOTHNAGEL
Info Christkindlmarkt in Katzelsdorf am 8. und 9. Dezember jeweils von 14 bis 19 Uhr Am 8. und 9. Dezember kommt man mit dem Railjet von Wien nach Wr. Neustadt und von dort in vier Minuten mit der Raaberbahn zum Bahnhof von Katzelsdorf. Die Bahn fährt jede Stunde immer um :37 nach Katzelsdorf. www.katzelsdorf.gv.at
Das geheime Apfelpunschrezept Auch Hungrige und Naschkatzen kommen nicht zu kurz. Von Mehlspeisen über Würstel bis hin zu Wildgulasch und Leberkäse reicht das kulinarische Angebot. Eine besondere Spezialität aber ist der Apfelpunsch: „Die Helferinnen vom Kindergarten und deren Männer haben vor Jahren ein Apfelpunschrezept kreiert, das unter strenger Geheimhaltung steht“, sagt Sanz. „Er ist halt besonders gut.“ Die Äpfel stammen aus der Region, schließlich ist die Bucklige Welt als „Genuss Region – Apfelmost“ berühmt für ihre Äpfel und Apfelprodukte. Wer hier schlemmt, kann dies außerdem mit gutem Gewissen tun. Immerhin übernehmen lokale Einrichtungen die Verköstigung, etwa der Kindergarten, die Feuerwehr oder die Musikschule. Der Erlös aus den freien Spenden wird dann etwa für die Anschaffung neuer Musikinstrumente verwendet, erklärt Sanz. „Es geht nicht um Profit.“
Fotos: Paul Draxler, Stefan Knittel
Jedes Jahr am zweiten Dezemberwochenende liegt ein besonderer Zauber über Schloss Katzelsdorf: Der Christkindlmarkt findet statt. „Es ist genau die Stimmung, die man vor Weihnachten braucht“, sagt Gabriele Sanz, die Organisatorin des Marktes. „Keine Hektik, kein Stress.“ Der Christkindlmarkt steht im Zeichen von Besinnlichkeit und Tradition. Im malerischen Schlosshof ist Kunsthandwerk zu bestaunen. „Es gibt Imkereiprodukte, Krippen, Gehäkeltes, Gestricktes, Gefilztes oder Werkstücke aus Holz und Glas“, erklärt Sanz. „Alles ist selbst gemacht. Wir legen großen Wert auf traditionelles Kunsthandwerk.“ Der Christbaumverkauf bietet außerdem Tannen aus der Region Bucklige Welt an. Geschenke können hier nicht nur gekauft, sondern in der prunkvollen Schlossgalerie auch selbst gebastelt werden. In der „Wichtelwerkstatt“ dürfen sich Kinder beim Basteln und Backen als Weihnachtswichtel versuchen. Für größere Bastler wird Kerzenziehen angeboten – „sehr beliebt“, wie Sanz versichert. 50
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ADVENT
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Am Christkindlmarkt in Schloss Katzelsdorf hat das Christkindl einen Namen: Gabriele Sanz
Gemeinsamer Advent in der Bucklige Welt Der Christkindlmarkt auf Schloss Katzelsdorf ist nur eine von vielen Veranstaltungen, die im Winter in der Buckligen Welt stattfinden. Im Rahmen des „Gemeinsamen Advents in der Buckligen Welt“ laden 17 Gemeinden zu Adventmärkten, Weihnachtskonzerten, Kindertheatern und mehr ein. Ein weiteres Beispiel ist der Weihnachtsmarkt auf Burg Grimmenstein. Dazu haben wir Burgherr Markus Albero Grimmenstein drei Fragen gestellt. Wann findet der Weihnachtsmarkt auf Burg Grimmenstein statt? „Immer eine Woche vor Weihnachten, heuer also am 15. und 16. Dezember.“ Was gibt es zu sehen? „Es werden Märchen und Geschichten für Kinder erzählt. Außerdem gibt es weihnachtliche Leckereien wie Punsch, Ofenkartoffeln oder Mehlspeisen. Und es werden Führungen durch die weihnachtliche Burg angeboten.“ Dient der Markt einem speziellen Zweck? „Die Einnahmen fließen in die Renovierung und Erhaltung der Burg, die als Privatbesitz ohne öffentliche Mittel und Förderungen auskommen muss.“ Info: Weihnachtsmarkt auf Burg Grimmenstein am 15. und 16. Dezember jeweils von 14 bis 19 Uhr
Gabriele Sanz ist das „Christkindl“ von Katzelsdorf
Abgerundet wird das besinnliche Fest durch ein feierliches musikalisches Rahmenprogramm. Ein besonderes Highlight für die Organisatorin ist dabei der A-cappella-Chor. „Der bringt eine ganz besondere Stimmung in den Schlosshof.“
Fotos: Paul Draxler, Stefan Knittel
Seit 13 Jahren das Christkindl am Schloss Jedes Jahr genießen etwa 2.000 Gäste den Advent am Christkindlmarkt in Katzelsdorf. Dieses Jahr findet er am 8. und 9. Dezember jeweils von 14 bis 19 Uhr statt. Nur die wenigsten, die hierher zur Bescherung kommen, kennen den Namen des lokalen Christkindls – es heißt Gabriele Sanz. Seit 13 Jahren organisiert sie neben ihren anderen Aufgaben die Veranstaltung. „Ich bin ein Ein-Personen-Betrieb und beginne daher mit der Organisation des Marktes immer nach meinem Sommerurlaub.“ Sie koordiniert die Aussteller, kümmert sich um Plakate, das Rahmenprogramm und die Dekoration. „Mitarbeiter stellen die Hütten auf, aber das ganze Drumherum mache ich. Der Christkindlmarkt verleiht dem Schloss einen besonderen Glanz: die vielen Menschen im Schlosshof, die Vereine, die da mitwirken. Es ist einfach ein stimmiges Fest.“ Für sie selbst bleibt von der Besinnlichkeit wenig: „Es ist der stressigste Zeitpunkt im ganzen Jahr“, sagt sie mit einem Lachen und nicht ohne Stolz. |
Info über den gemeinsamen Advent in der Buckligen Welt: www.buckligewelt.at/advent
Gratis-Shuttledienst Am 2. Dezember führt das GratisShuttle, finanziert durch das Mobilitätsmanagement Industrieviertel der NÖ.Regional.GmbH, Gäste nach Wiesmath zum Krampusritt. Am 1. und 2. Dezember sowie am 8. und 9. Dezember zu den Adventmärkten in Kirchschlag und nach Krumbach. Anmeldung zum Advent-Shuttle bei Reisedienst Schwarz, T: 02646 83 86, Mo bis Fr 8 bis 12 und 15 bis 17 Uhr (außer Do). Abfahrt des Shuttles von Bhf. Grimmenstein 12.30 und 14.30 Uhr. Ankunft des Shuttles am Bhf. Grimmenstein 18.25 und 20.25 Uhr. Uhrzeiten und Haltestellen unter: www.buckligewelt.at/advent
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Großes Ambiente
Einmal die Zeit loslassen und beim Advent in der Buckligen Welt die Hektik vergessen
Schneeberg
© Wiener Alpen/Franz Zwickl
Maria Schnee
Die schönsten Ausflüge zur besinnlichsten Zeit des Jahres. Im Advent zeigen sich die Wiener Alpen und ganz besonders die Bucklige Welt von ihren romantischen Seiten. Umringt von Lichterzauber, Glühweinduft und altem Brauchtum kommt auf Christkindl-Märkten festliche Weihnachtsstimmung auf.
www.wieneralpen.at/advent Regelmäßig mehr über die Wiener Alpen erfahren? Einfach anmelden: www.wieneralpen.at/newsletter