Kinder der Westkurve | Auszug

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Andere – und das ist heute kaum noch vorstellbar – sind durch die Erfolge der Mannschaft aufmerksam geworden auf den Verein. Der Schweizer Walter Ziörjen aus dem Kanton St. Gallen ist einer von ihnen: »Die damaligen Erfolge und die Sympathie für den HSV, vor allen Dingen aber die sportliche Leistung und die Bescheidenheit von »Uns« Uwe Seeler sowie anderer Erfolgsträger wie Klaus Stürmer, Charly Dörfel, Manfred Kaltz, Rudi Kargus, Georg Volkert und anderer waren die Gründe dafür, dass ich HSV-Fan wurde. Nicht zu vergessen der Gewinn des Europapokals 1977.« Ist dann die Leidenschaft für den HSV erst einmal geweckt, ernten viele der ausländischen Fans zunächst nicht selten irritierte Reaktionen ihres Umfelds. Doch anstatt sich beirren zu lassen, leisten viele regelrecht Pioniersarbeit und stecken Freunde und Verwandte an. Auffallend viele ausländische Fans legen übrigens gesteigerten Wert darauf, gerade fernab der Hansestadt als HSV-Fan erkennbar zu sein. »Natürlich bekenne ich auch in der Ferne Farbe zum HSV und habe verschiedene Kleidungsstücke aus der Supporters-Kollektion, die ich auch im Alltag trage«, erzählt der Schweizer Mathias Aeschimann stellvertretend für viele.

Foto: Lutz Harkensee

Lutz Harkensee als Jugendfußballer beim HSV

Foto: Mathias Aeschimann

»In der Schweiz sah ich als großer Fußballfan jeden Samstag die Sportschau und war ein großer Fan des Schweizer Nationalspielers – und damaligen HSVers – Raphael Wicky«, berichtet etwa Pascal Wettler aus Bern. Und wie ihm erging es vielen.

Foto: Sören Söe Jensen

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Mathias Aeschimann mit Kumpels

Sören Söe Jensen und sein Bruder Henrik aus Dänemark

Deutlich schwieriger als für Anhänger aus Hamburg oder der direkten Umgebung gestaltet sich jedoch häufig der Besuch von Spielen. Ein Großteil der Fans berichtet von einer pragmatischen Lösung des Problems: Anstatt sich, wie oftmals üblich, überwiegend Heimspiele live anzusehen, werden die Auswärtsspiele in räumlicher Nähe gewählt. So besuchen Fans aus der Schweiz die Spiele in München, Stuttgart und Freiburg, während Fans aus Belgien und den Niederlanden regelmäßig zu den Auswärtsauftritten im Ruhrgebiet reisen – und in solchen Fällen nicht selten weniger Reisezeit

benötigen als die Hamburger selbst. Besonders bequem wird es natürlich immer dann, wenn der Verein dank des internationalen Geschäfts im eigenen Land gastiert. Dann dienen die Fans nicht selten schon im Vorwege als »Reiseführer« und versorgen die Hamburger Gäste über Internetforen mit hilfreichen Informationen. Wem die vereinzelten Besuche von Spielen nicht genügen, der muss teilweise abenteuerliches Engagement auf sich nehmen. Und selbst von dieser Spezies finden sich in unterschiedlichsten Ländern nicht wenige. Der Kopenhagener Søren Søe-Jensen zum Beispiel hat nach eigenen Angaben seit dem ersten Spiel 1977 schätzungsweise 400-mal den HSV spielen sehen und berichtet weiter: »Seit der Saison 2008/09 bin ich Besitzer einer Dauerkarte. Mein Bruder Henrik hat ebenfalls eine Dauerkarte und fährt mit mir zu jedem Heimspiel.« Unglaublich.

2010 – Hamburger Jungs Norway Seit dem 1. Januar 2010 gibt es in Norwegen die »Hamburger Jungs Norway«. FanclubGründer Lutz Harkensee ist schon von Kindesbeinen an HSVer, denn aufgewachsen ist er in Norderstedt, nahe dem dortigen HSVGelände. Als 6-Jähriger hat er bereits stolz die Fußballstiefel für den HSV geschnürt, war immer wieder Zaungast bei den damaligen Trainingseinheiten der Profis und eifriger Autogrammkartensammler. Sein damaliger


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