ETV Hamburg Jubiläumsmagazin

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ETV GOES OLYMPIA Immer wieder war und ist der ETV auf hohem Niveau vertreten, Hin und wieder waren ETVer sogar bei olympischen Spielen am Start. Leidenschaft für den Radsport. Bei einem wilden Straßenrennen drängte ihn aber ein Anfänger von der Straße gegen einen Baum, das Fahrrad war dahin, Hans‘ Gesicht glich dem eines schwer geschlagenen Boxers. Das Machtwort des Vaters: „Radfohr’n is ut!“. Der Traum, ein zweiter Radweltmeister Robl zu werden, war ausgeträumt. Als jedoch sein 20jähriger Bruder Karl im Jahre 1908 beim Fest des Hamburger Turngaus den Zwölfkampf in der Leichtathletik gewann und die Olympischen Spiele in London in der damaligen Jugend eine breite Begeisterung für die Leichtathletik entfachten, fand Hans Liesche ein neues sportliches Vorbild in dem heute wohl vergessenen Eimsbütteler Otto Laplace, der damals die Höhe von 1,80 übersprang – allerdings mit Hilfe eines Sprungbretts. Nun hatte Hans seine Sportart gefunden. Schon bald überbot er beständig die Leistung seines Vorbilds. Nachdem er 1911 sowohl Hamburger, Norddeutscher und Deutscher Meister wurde qualifizierte er sich auch für die Olympischen Spiele in Stockholm 1912.

Axel Hager und Jörg Ahmann gewannen in Sydney Bronze im Beachvolleyball.

on der Bundesliga über nationale und internationale Wettkämpfe ist der ETV dabei, und hin und wieder sogar bei olympischen Spielen vertreten. 1912 war Hans Liesche der erste ETVer, der eine Medaille gewann. 1899 steckten Fußball und Leichtathletik noch in den Kinderschuhen, der ETV war gerade erst gegründet, als Vater Liesche, ein begeisterter Anhänger von Turnvater Jahn, seinen achtjährigen Hans und den elfjährigen Karl dort anmeldete. Die beiden kleinen Liesches entpuppten sich als vielseitige Talente und schon nach einigen Jahren waren sie Vorturner in der Musterriege des ETV.

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Inspiriert durch den berühmten Radsportler Thaddäus Robl, der in Hamburg auf der Grindelberg-Radrennbahn (am heutigen Bahnhof Hoheluftbrücke) ein 100-km-Rennen „hinter Schrittmacher“ überlegen gewann, entdeckte auch Hans Liesche seine

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Dort stand schon am zweiten Wettkampftag der Hochsprung auf dem Programm. Elf Springer schafften die geforderte Qualifikationshöhe von 1,83 m und bereits bei 1,85 m war entschieden, das der einzige Deutsche, Hans Liesche, es nur noch mit den sechs Amerikanern zu tun hatte. Darunter auch der spätere Zehnkampfsieger Jim Thorpe, ein Indianer, den der schwedische König Gustav V. später als den „größten Athleten der Welt“ beglückwünschte. Bei 1,91 m war ein neuer olympischer Rekord erreicht. Neben Liesche übersprang diese Höhe nur der Amerikaner Alma Richards. Die Sprungrichter erhöhten auf 1,93 m. Der Amerikaner meisterte auch diese Höhe bereits im ersten Versuch, während Liesche die Latte mit seiner linken Hand riss. In die Vorbereitungen für seinen zweiten Sprung knallte der Startschuss für den 800 m-Endlauf, den der Amerikaner Meredith dann in Weltrekordzeit gewann, der Jubel machte ihm eine Konzentration unmöglich. Und bei seinem dritten Versuch setzte die Blaskapelle zur Siegerehrung ein. Er riss ein weiteres Mal. Es blieb ihm die Silbermedaille, die einzige deutsche Olympiamedaille im Hochsprung bis zur Goldmedaille von Ulrike Meyfarth bei den Olympischen Spielen in München im Jahre 1972.


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