Foto: Theater Ingolstadt / Jochen Klenk
Links: Markus Reichhart (Mitte) gefiel der Fiesco. Mitte: Heinrich Stiefel mit Ehefrau Adelinde. Rechts: Jutta Krause-Wegmann hatte ihre 15-jährige Tochter Henriette zu ihrem „ersten Klassiker“ mitgenommen. Beide waren begeistert vom Stück.
Viel Applaus und ein paar Buhs Die „Verschwörung des Fiesco zu Genua“ im Stadttheater Was war sie nun, diese „Verschwörung des Fiesco zu Genua“? Pfiffige Übertragung eines Stückes in die Jetzt-Zeit oder „Verquatschung“ eines Klassikers? Die Schauspieler wurden nach der Premierenvorstellung mit großem Applaus bedacht, während sich Regisseurin Johanna Schall einige Buhrufe gefallen lassen musste. Ein Schiller mit Talk-Show-Elementen, Paparazzi und Begriffen wie „Balkan-Schlampe“ und „Russen-Tussi“ war für manch einen wohl zuviel des Guten. Andere wiederum fanden genau diese entstaubte - und nicht
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blutrünstige - Version richtig gut, weil die auch einer MTV-Generation Lust auf Schiller machen könne. Schließlich ist das Thema Machtgier, Selbstinszenierung und Manipulation hoch aktuell, ein „Fiesco“, der das Volk für seine Zwecke benutzt und dabei vor nichts zurückschreckt, ist heute in fast jeder Nachrichtensendung zu entdecken. Wohin die Reise gehen würde, zeigte sich schon an den Kostümen: da wurden Nadelstreifenanzüge mit „historischen Zitaten“ wie unübersehbaren Renommiersuspensorien versehen. Aus
dem Mohr im Original wurde „Frau Mohr“ (Klasse! Teresa Trauth), dennoch durfte der wohl berühmteste Satz aus dem Stück nicht fehlen: „Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“ Nach getaner Arbeit hatte Frau Mohr fertig – und das Unglück nahm seinen Lauf. Die Verschwörung des Fiesco zu Genua (glänzend in der Hauptrolle: Sebastian Kreutz) endet tragisch, die Versuche von Fiescos Frau Leonore (Denise Matthey), ihren Mann von seinem „Ego-Trip“ abzubringen, scheitern und nur wenige überleben den Abend. (ma)
25.02.2013 14:48:21