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12 Regale in Stahlbauweise
tung aus. Hierbei ist das statische Modell in der gangseitigen Ebene mit der gangabgewandten Ebene gleich. Die Aussteifung von üblichen Fachbodenregalen unterscheidet sich jedoch in der vorderen und hinteren Ebene (Bild 20). Während bei Fachbodenregalen die hintere Stützenebene direkt an die Verbände angeschlossen ist, wird die vordere Stützenebene über die Fachböden stabilisiert und so mit der rückseitigen, ausgesteiften Ebene verbunden. Den zumeist einteiligen, schubsteifen Fachböden kommt dabei eine Doppelfunktion zu. Neben der Aufnahme der Lagerlasten als Vertikallasten fungieren sie in Fachbodenebene als Scheibe, die die gangseitigen Horizontallasten in die hintere Verbandsebene ableitet. Als vereinfachtes statisches Modell lässt sich hier ein Fachwerkverband in Fachbodenebene nutzen (Bild 21). Über eine Zugstrebe im Fachboden werden die H-Lasten in die hintere Ebene transferiert. Die große Anzahl von Fachböden hat einen positiven Einfluss auf die Stabilität des Fachbodenregals.
1.2.4 1) Fachboden 2) Regalrahmen 3) Streben 4) Bühnenebene Bild 20. Räumliches Aussteifungskonzept eines Fachbodenregals
Aussteifung von Fachboden-Regalsystemen Weitspannregale wie auch Palettenregale bilden mit ihren Traversen bzw. Palettenträgern, welche mit rotationssteifen Hakenverbindungen in die Stützen eingehängt werden, eine Rahmenstruktur in Regallängsrich-
1) gangseitige H-Last 2) resultierende Zuglast im Fachboden 3) weitergeleitete H-Last in der Verbandsebene 4) Fachboden Bild 21. Mitwirkung des Fachbodens bei der Aussteifung des Regalsystems – statisches Modell als Scheibe
Dach- und wandtragende Hochregalanlagen (Silos)
Sind an der Regalstruktur die Wand- und Dachelemente der Gebäudehülle befestigt (Bild 22), spricht man in der Regalbauindustrie von einem „Hochregalsilo“ oder auch kurz „Silo“, und zwar ohne mit dieser Bezeichnung, wie im Bauingenieurwesen üblich, an die Aufbewahrung von Schüttgut zu denken. Die Höhe (Distanz zwischen Oberkante Bodenplatte und Dachfirst) einer derartigen Stahlkonstruktion liegt typischerweise in einem Bereich zwischen 25 und 45 m. Bei einem dach- und wandtragenden Hochregallager handelt es sich somit um eine Regalstruktur, welche neben den Belastungen aus Eigengewicht, Lagergut, Imperfektionen, Fördertechnik und ggf. Erdbeben auch die Wind- und Schneelasten abträgt. Bis auf einige wenige Ausnahmen mit geringeren Abmessungen werden Hochregalsilos durch automatische Förderzeuge unterschiedlicher Art (Abschn. 1.3) bedient. Die Regalstruktur aus Stahl setzt sich in der Regel aus kaltgeformten Stützen-, Fachwerkdiagonal-, und Längsträgerprofilen zusammen, die über Schraubanschlüsse miteinander verbunden sind. In Querrichtung erfolgt die Aussteifung durch die Stützenfachwerke, während in Regallängsrichtung die horizontalen Lasten aus Abtrieb, Wind und ggf. Erdbeben durch zusätzliche Verbandstürme und Horizontalverbände aufgenommen werden. Über den Stützenköpfen verlaufen Dachträger in Querrichtung, die die Gesamtstruktur versteifen und gleichzeitig der Aufnahme der oberen Führungsschienen dienen und so zur Stabilisierung der automatischen Förderzeuge beitragen. Hochregallager in Silobauweise sind auf individuelle Bedarfe entworfene und konstruierte Regalstrukturen. Obwohl Geometrien und insbesondere die grundlegen-