Oktober+November 2018 "Nichtwissen – Öffnung für das Unbekannte"

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zum Titelthema

Kindermeditation

Kinderleichte Übungen für glückliche und ausgeglichene Kinder Seit ich Meditations- und Achtsamkeitskurse für Kinder in Schulen anbiete, werde ich häufig gefragt, welche Vorteile die Kindermeditation hat und wie Eltern Achtsamkeitsübungen in den Alltag der Kinder integrieren können.

Warum Meditation so wertvoll für Kinder ist

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Kinder sind von Natur aus neugierig und gegenwärtig. Unser schnelllebiger Alltag, Reizüberflutung und Leistungsdruck führen jedoch schon bei Kindern dazu, dass sie häufig erschöpft, lustlos, unkonzentriert oder angespannt sind. Auch stressbedingte körperliche Symptome wie Kopf-, Magenund Darmbeschwerden haben in den letzten Jahren bei Kindern deutlich zugenommen. Meditation und Achtsamkeit helfen dieser Tendenz entgegenzuwirken. Bereits durch kurze Aufmerksamkeitsübungen lernen Kinder, Pausen zu machen, bewusst zu werden und zur Ruhe zu kommen. Die Atmung wird tief und gleichmäßig, der Körper entspannt sich und auch der Geist kommt zur Ruhe. Einer der großen Vorteile dieser kurzen Achtsamkeitspausen ist eine Steigerung der Denk- und Konzentrationsfähigkeit. In einem Test der Universität Kalifornien ließ sich eine Verzehnfachung der Konzentrationsfähigkeit von Schülern messen, die regelmäßig meditierten. Wenn sich Kinder gut konzentrieren können, erhöht dies gleichzeitig ihre Kreativität und Lernfähigkeit. Studien haben auch gezeigt, dass Meditation bei Kindern mit ADS, ADHS, Lese-, Rechtschreib-, Rechenschwäche hilft, die zum Lernen nötige Disziplin aufzubringen. In einer weiteren Studie an einer Schule in den USA stieg nach regelmäßiger Meditation der Notenschnitt signifikant. Abgesehen von einer Verbesserung der schulischen Leistungen wird durch Meditation auch das soziale Miteinander gestärkt, wie eine Studie von Vera Kaltwasser an einer deutschen Schule zeigte. Kinder, die regelmäßig meditieren, sind einfühlsamer, können sich leichter in andere hineinversetzen und hänseln bzw. ärgern andere Kinder weniger. Auf körperlicher Ebene belegen Studien eine Stärkung des Immunsystems, eine Senkung des Blutdruckes und der Herzfrequenz. Schlaf- und Essstörungen konnten gemindert werden. Vor allem aber lernen Kinder, Kraft und Mut in ihrem Inneren zu finden, wodurch sie mehr Selbsteinfach JA 10-11/2018

bewusstsein gewinnen. Die Gelassenheit, die durch Meditation vermittelt wird, hilft ihnen außerdem, besser mit ihren Belastungen umzugehen. Ihr Leben wird leichter und lebendiger und dadurch glücklicher.

Wie man mit Kindern meditiert Bei Kindern im Alter von 6 - 7 Jahren sollte man mit kleinen spielerischen Meditationen beginnen, die nicht länger als 10 Minuten dauern. Teenager hingegen können bereits problemlos 15 - 20 Minuten meditieren. Wichtig ist generell, dass die Übungen ansprechend und unterhaltsam sind. Von Vorteil ist es, selbst zu meditieren, denn Kinder spüren die positiven Effekte Ihrer Meditation. Sie sind neugierig und ahmen Erwachsene gern nach. Vorbereitung: Bereiten Sie für die Meditation einen geschützten, ruhigen Raum vor, in dem sich das Kind geborgen fühlt. Dazu können Sie beispielsweise den Raum etwas abdunkeln, Decken und Kissen ausbreiten, eine Kerze aufstellen oder ein Räucherstäbchen anzünden. Wenn Sie diese Vorbereitung gemeinsam mit Ihrem Kind durchführen, wird es zu einem Ritual, das die Kinder auf die Entspannung einstimmt. Regeln: Erklären Sie Ihrem Kind, wie die Meditation abläuft: Dass es sich um eine kurze Übung handelt und Sie sich beide in dieser Zeit ruhig verhalten, um einander nicht zu stören. Nachgespräch: Sprechen Sie am Ende der Meditation mit Ihrem Kind über seine Erfahrungen. Nehmen Sie alles liebevoll an, auch wenn die Beschreibungen noch so fantasievoll sind. Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, Selbstwahrnehmung und Selbstausdruck zu entwickeln. Schön ist es auch, die Kinder zu bitten, über ihre Erfahrungen ein Bild


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