April/Mai 2018 ….....…. "Unsere göttliche Natur im Alltag leben - was bedeutet das ganz praktisch?"

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noch mit den Sinnen oder dem Verstand wahrnehmen können. Wenn Ihr Verständnis von Gurudevas Lehre oder von einer göttlichen Wahrheit in den heiligen Schriften lediglich intellektueller Natur ist, dann entspricht es einer Glaubensvorstellung. Geht diese Vorstellung jedoch tiefer – wenn sie auf die Probe gestellt wird und Sie dennoch an der Hoffnung, an dem Ideal festhalten, dass es sich um die Wahrheit handelt, auch dann, wenn alles für das Gegenteil spricht –, dann wandelt sie sich zur Glaubensgewissheit, zu einer intuitiven Erkenntnis. Sobald Sie eine Wahrheit in Ihrem Selbst verwirklicht haben, kann diese auch dann nicht widerlegt werden, wenn vorübergehend das Gegenteil richtig zu sein scheint. Verwirklichung bedeutet, dass eine Wahrheit zu einem Teil Ihrer selbst geworden ist. Es kann zum Beispiel sein, dass Sie beim Studium von Gurudevas Lehre bemerkt haben, dass eine Wahrheit immer wieder zum Ausdruck gebracht wird. Weil Sie diese in der Autobiographie oder in den Lehrbriefen gelesen haben, sind Sie damit vertraut und sagen: »Ja, das kenne ich schon.« Wenn diese Wahrheit aber eines Tages als Antwort auf eine Schwierigkeit in Ihrem Leben als absolute innere Überzeugung aus Ihrem Inneren aufzusteigen scheint – als etwas, das Sie auf göttliche Weise leitet und Ihre Handlungen und Ihre eigenen Gedanken beflügelt –, dann werden Sie plötzlich sagen: »Oh! Jetzt verstehe ich diese Wahrheit!« Sie ist nicht länger nur eine Glaubensvorstellung für Sie, sondern eine Erkenntnis. Sie ist zu einem Teil Ihres Wesens geworden – sie schwingt lebendig in jeder Zelle Ihres Körpers und in Ihren Gedanken und in Ihrem Geist. Wenden Sie die Wahrheit in jedem Augenblick Ihres Lebens an … Zu Beginn müssen wir ein gewisses intellektuelles Verständnis von dem haben, was wir tun sollten, davon, wie wir uns richtig verhalten sollten. Deshalb studieren wir die Wahrheit. Wir geben diese Gedanken der Wahrheit unserem Geist ein und widmen uns ihnen ehrfurchtsvoll mit unseren Gefühlen, mit unserem Herzen. Dann beginnen wir, sie zu üben – nicht nur, wenn wir meditieren, sondern in jeder Sekunde eines jeden Tages. Denken Sie daran, wie Gurudeva es formuliert: Was auch immer in jedem Augenblick auf Sie zukommen mag, diese Situation stellt genau den nächsten Schritt dar, den Ihre Seele zu ihrer göttlichen Entfaltung machen muss. Wenn Sie seine Lehre regelmäßig und andächtig studieren, dann wird in jeder Situation Ihres Lebens in der Bibliothek Ihres Geistes ein entsprechender Wahrheitsgedanke dafür vorhanden sein. Man wird zu einem Heiligen, zu einem göttlichen Wesen, wenn man ununterbrochen im Einklang mit Gott lebt – das heißt im Einklang mit Gottes Grundsätzen und Seinen Wahrheiten – so wie es unser geliebter Guru getan hat. … Wenn wir uns einfach JA 04-05/2018

Paramahansa Yogananda am SRF See-Tempel in Pacific Palisades, Californien, USA, 1950.

alle Fotos © Self-Realization Fellowship, Los Angeles, Calif.

zum Titelthema

darin üben, den ganzen Tag mit den göttlichen Grundsätzen übereinzustimmen, eins mit ihnen zu sein, werden wir feststellen – wenn wir uns zum Meditieren hinsetzen und die Techniken üben, die uns vom Guru gegeben wurden –, dass wir uns bereits in diese Schwingung der Wahrheit begeben haben, die eine universelle Harmonie, eine universelle Einheit darstellt. Und dann wenden sich alle Lebensenergien des Körpers, alle Gedanken im Bewusstsein und im Geist leicht und bereitwillig nach innen, der Seele zu, da sie bereits auf das Göttliche ausgerichtet sind. ... Und umgekehrt: Nachdem man meditiert, sich mit Gott verbunden und Ihn im Tempel der inneren Stille angebetet hat, wurden der göttliche Friede, Seine Liebe, Seine Glückseligkeit, Seine Weisheit bereits auf die »Untertanen« von Körper und Geist übertragen. Mit anderen Worten: Alle Gedanken und Gefühle – sogar die Zellen des Körpers – werden durch diese Zeit stiller göttlicher Vereinigung gereinigt, elektrisiert und vitalisiert. Wenn wir dann unsere Meditation beendet haben und diesen Segen und die Gnade Gottes mit uns nehmen, helfen uns diese vergeistigten Gefühle und Gedanken bei unseren täglichen Handlungen. Mit anderen Worten: Rechtes Handeln hilft uns in unserer Meditation, und die Meditation hilft uns, uns richtig zu verhalten, wenn wir aktiv sind. Wir können uns nicht tagsüber ruhelos, gereizt, negativ, mürrisch und kritisierend verhalten und denken, dass wir dann beim Meditieren göttliche Vereinigung erlangen werden. Und andererseits gilt auch: Wenn wir nach einer ruhelosen, negativen


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