Zäit fir Kontakter - 2016 III

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FORSCHUNGSPROJEKT LINGSCAPE Linguisten der Universität Luxemburg starten Smartphone-App „Lingscape“ zur Erforschung von Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum.

Sprache begegnet uns überall im Alltag. Egal wo, wohin und auf welche

VIRTUELLE KARTE DER SPRACHLICHEN LANDSCHAFT

Weise wir uns im Raum bewegen, stets umgeben uns schriftlich fixierte

Welche Schilder im öffentlichen Raum fallen den Menschen auf? In

Zeichen, an denen wir uns orientieren, die uns informieren oder sogar

welchen Sprachen sind diese beschriftet? Und wo genau stehen sie?

bestimmte Handlungen verbieten. Schriftzeichen werden zum Beispiel

Bei der Beantwortung dieser und anderer Fragen kann jeder die For-

von Verwaltungen, Geschäften, Privatpersonen oder Künstlern ange-

scher der Universität Luxemburg unterstützen. Die App „Lingscape"

bracht – und im Falle von nicht autorisierten Beschriftungen wie Graffiti

bietet die Möglichkeit, mit dem Smartphone Fotos von Schildern und

häufig auch wieder entfernt. Die Vielfalt von Beschriftungen im öffentli-

Beschriftungen im öffentlichen Raum zu machen und diese geogra-

chen Raum, die sogenannte sprachliche Landschaft oder „linguistic land-

phisch exakt auf eine interaktive Karte zu laden. Ebenso können die

scape", beschäftigt derzeit die Sprachwissenschaftler des Instituts für

Nutzer in der App sehen, welche Schilder andere Nutzer bereits

luxemburgische Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität

hochgeladen haben. Mit der Zeit soll so eine virtuelle Karte der lu-

Luxemburg. „Einerseits widmen wir uns dabei der Frage, wie in einer

xemburgischen sprachlichen Landschaft entstehen. Die so gewonne-

Gesellschaft die Deutungshoheit über den öffentlichen Raum ausge-

nen Daten sollen anschließend mit Hilfe von Verfahren aus der Com-

handelt wird, wer also wo und wie das Recht hat, Beschriftungen in der

puterlinguistik ausgewertet werden.

Öffentlichkeit anzubringen", erklärt Dr. Christoph Purschke, Assistant-Chercheur am Institut für Luxemburgistik, sein Projekt. „Andererseits spielt in

AUSBAU ZUM UNIVERSELLEN FORSCHUNGSTOOL

mehrsprachigen Gesellschaften wie der Luxemburger die Frage nach der

Zu Beginn konzentriert sich das Projekt auf Luxemburg und die

Präsenz und Dominanz verschiedener Sprachen in der Öffentlichkeit eine

Nachbarländer. Herunterladen und benutzen können Nutzer die App

zentrale Rolle." In diesem Zusammenhang untersucht Christoph Purschke

aber bereits jetzt weltweit. Später planen die Wissenschaftler, das Pro-

gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Gilles den Anteil deutscher, französischer,

jekt auf weitere Länder auszuweiten. „Luxemburg ist für uns natürlich

luxemburgischer und portugiesischer Schilder und Beschriftungen in

von besonderem Interesse", so Christoph Purschke. „Aber sprachliche

Luxemburg und den umliegenden Regionen. Aber auch die wachsende

Landschaften sind auf der ganzen Welt vielfältig und spannend. Des-

Bedeutung des Englischen im Alltag soll genauer erforscht werden. Der

halb wollen wir die App zu einem universellen Forschungstool auch

Clou des Projektes: Die Forscher wollen die Daten für ihre Untersuchung

für andere Projekte ausbauen." Auch der Einsatz der App im Schul-

nicht allein erheben und auswerten, sondern mit tatkräftiger Unterstüt-

unterricht ist ein Ziel des Projekts. Hierfür bereiten die Forscher der-

zung der Bevölkerung. Und zwar mittels der Smartphone App „Lings-

zeit eine offizielle Kooperation mit dem Erziehungsministerium vor.

cape", die kostenlos in den App Stores von Apple und Google herun-

Zum einen können die Schüler mit der App für Mehrsprachigkeit und

tergeladen werden kann. „Als Forscher sind wir Teil der Gesellschaft, in

die komplexen Bedingungen ihrer gesellschaftlichen Verankerung sen-

der wir leben", erläutert Purschke. „Deshalb interessiert uns die Per-

sibilisiert werden. Darüber hinaus kann der Umgang mit Bildern und

spektive der Bürger auf die sprachliche Landschaft ganz besonders." Man

Urheberrechten im Internet mit Lingscape anschaulich thematisiert

nennt dieses Verfahren auch Crowdsourcing oder Citizen Science.

werden. Weitere Infos unter www.lingscape.uni.lu


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